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  #106  
Alt 11.05.2005, 21:13
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Standard Trauernde Männer?

Hallo, alle Ihr Lieben hier,

ja, ich nutze die Gelegenheit, den Thrad weiterhin oben zu halten.
Ich kann Euch allen bestens nachempfinden. Wir haben unseren geliebten Mann, Papa und Opi im Februar dieses Jahres wegen dieser Sch....krankheit im Alter von 47 Jahren verloren. Wir, das sind meine 2 Kinder mit Schwiegerkindern und unser kleines 2 1/2 jähriges Enkelchen. Zum Glück wohnen wir alle gemeinsam in unserem Haus und können uns gegenseitig in der Trauer unterstützen. Und die Trauer ist riesengroß..........Wir haben uns ab Dezember 2003 mit der Diagnose Krebs befassen müssen. Schon damals drohte die Welt zusammenzubrechen, aber man gibt die Hoffnung ja nicht auf. Mein Mann hat sich seitdem seelisch kaputt gemacht, plötzlich aus dem Arbeitsleben gerissen zu werden, plötzlich ist das ganze Leben anders. Und immer wieder Hoffnungen, die dann mit den Untersuchungsergebnissen Stück für Stück zerschlagen werden. Auch ich hätte meinen Mann noch soviel sagen wollen, hätte ich gedacht, dass er von einem Tag zum anderen von uns geht. Wir waren einen Tag zuvor noch im Kino in einem ganz lustigen Film. Außer seinem seelischen Zustand, er hat oft geweint, war er eigentlich körperlich noch vital, hatte nur ein paar Schmerzen, die wir auf die Wirkung der Chemo geschoben haben. Doch nachdem ihm im Januar nach einer Chemopause gesagt wurde, dass sich trotzdem neue Lymphknoten gebildet haben, und er sich Invalid schreiben lassen sollte, ich glaube, von da an hat er abgebaut. Ich habe die ganze Zeit immer nur heimlich geweint und habe ihm gegenüber die "Starke" gespielt, weil ich immer noch Hoffnungen hatte, oder ich habe meine Angst verdrängt. Manchmal konnte mein Mann das nicht verstehen, und sagte zu mir ich hätte "Zweckoptimismus". Ich habe schon immer positiv gedacht, mein Mann nicht, auch nicht als er gesund war. Bei ihm mußte immer alles klappen, was er wollte, und er hat es auch geschafft. Nur dieser Krankheit gegenüber war er machtlos ausgeliefert, das hat er nicht verkraftet und ist eines Nachts wenigstens noch in meinen Armen von uns gegangen. Total unverhofft und unvorbereitet. Und jetzt mache ich mir nun auch die Gedanken, hätte ich mich doch die letzte Zeit anders verhalten, aber ich habe ihm immer wieder Mut und Kraft zugesprochen, obwohl ich selbst fast am Verzweifeln war. Wie gesagt, er konnte meinen sogenannten Optimismus nicht verstehen. Ich habe aber damit die Krankheit von mir ganz weit weg schieben wollen, ich habe sie einfach verdrängt und immer gedacht, dass der Tag X noch weit, weit entfernt liegt. Aber darüber habe ich mit meinem Mann nie gesprochen, ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass uns diese Krankheit so jung trennen soll.

Meine Trauer nimmt kein Ende. Ich denke, je länger er von mir weg ist, wird es immer schlimmer. So ungefähr wie "Jetzt warst Du lange genug fort, wird Zeit, dass Du wiederkommst". Ich gehe auch jeden Tag, auch jetzt gleich noch, an sein Grab. Deshalb grüße ich Euch erst mal alle ganz lieb und danke für´s Zuhören.
Laßt alle Eure Tränen laufen, wann sie kommen, das befreit, die Erfahrung habe ich gemacht, aber es tut alles so verdammt weh.

Tschüß und liebe Grüße Steffi
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  #107  
Alt 11.05.2005, 21:50
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard Trauernde Männer?

Liebe Steffi,

du hast die Gefühle unglaublich gut beschrieben, die in einem brodeln. Dies Zweifel und die Frage, ob man dies oder jenes hätte besser tun können.

Mir ging es ähnlich. Auch ich habe während der Krankheit meines Mannes keinen Augenblick ernsthaft in Erwägung gezogen, dass wir den Kampf verlieren könnten. Bis zum Schluss nicht, so dass mich sein Tod - obwohl uns der Arzt vorbereitet hatte, dennoch überrascht hat. Ich habe in allem etwas Positives reingedeutet - obwohl ich eigentlich nicht unbedingt der Optimist im Leben bin - habe während der 8 Monate, die uns ab Diagnose noch blieben nur nach dem Motto gelebt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.Mein Mann machte sich diesbezüglich Sorgen, weil er wusste, dass ich sehr tief stürzen würde, wenn ich um die Realität nicht mehr herumkommen könnte....

Und selbst heute, 7 Monate nach seinem Tod habe ich es noch nicht in jeder Konzequenz akzeptiert. Du hast es sehr gut beschrieben, irgendwie ganz tief drin warte auch ich heute noch, weil er jetzt wirklich schon lang genug von uns getrennt ist...

Ein Gespräch mit einem Freund hat mich getröstet, als bei mir die Selbstzweifel sehr stark waren. Ich meinte, dass ich "dumm" war und nicht gemerkt habe, was passiert und dass ich mehr hätte tun sollen und und und... Er meinte: Du hast alles getan, was du konntest, und du hast es gut gemacht. Und als ich meinte: Claus hätte es im umgekehrten Fall bestimmt besser gemacht, er hat immer gewusst, was zu tun ist, meinte er: DU bist aber nicht Claus und DU hast es so gut gemacht, wie DU konntest. Mehr und besser ging es nicht. Über diesen Satz musste ich lange nachdenken, und er hat mir viel von meinen Selbstzweifeln und Vorwürfen genommen, denn es stimmt. Wir haben es so gut gemacht, wie wir konnten und ich denke, unsere Männer wussten es.

Liebe Steffi, ich wünsche Dir und uns allen weiterhin die Kraft, unser Leben wieder in den Griff zu bekommen.

LG
Andrea
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  #108  
Alt 12.05.2005, 15:48
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Standard Trauernde Männer?

Liebe Andrea,
ja, ich sehe das ganz genauso, wir haben für unsere Männer zum richtigen Zeitpunkt das richtige getan, und das wissen sie. Auch wir Frauen mußten uns mit der schrecklichsten aller Diagnosen ja auseinanersetzen, war man doch nach jahrelangem Zusammensein zu einem Teil verschmolzen. Und so hat jeder Teil die Diagnose anders ertragen müssen, unsere Männer hatten Angst davor uns verlassen zu müssen und wir hatten Angst davor sie zu verlieren. Und da in uns die Krankheit nicht steckte, waren wir eigentlich diejenigen, die trotz allem verzweifelt Mut zugesprochen haben, die die Hoffnung auf ein gutes Ende rüberbringen wollten oder auch mußten, sonst wären wir vielleicht an unserem eigenen Kummer, der tief in uns steckte und verdrängt war, kaputt gegangen. Dann hätten wir ihnen gegenüber nicht so stark sein können. Jetzt sind wir allein, und bei mir z.B. kommt jetzt die ganze Erschöpfung raus, ich bin sehr müde. Ich habe schon gedacht, dass es an der Antidepressiva liegt, die ich seitdem nehme, aber meine Hausärztin sagte, dass die auf pflanzlicher Basis sind und ich kann sie ohne Bedenken weiternehmen, wäre halt das ganze angestaute der letzten 1 1/4 Jahre.

Übrigens Du sprichst Grönemeyer mit seiner CD "Mensch" an ....."´s ist schon okay, es tut gleichmäßig weh". Grönemeyer hat ja seine Frau auch an Brustkrebs verloren. Erst 2 Jahre später ist er wieder in die Öffentlichkeit gegangen. Ich finde seine Texte total aus dem Leben gegriffen. Wir waren im Sommer 2003, vor der Diagnosestellung im Dezember, noch in seinem Konzert. Zur Beerdigung hatte ich auch 2 Songs von ihm "Der 7. Sinn" und "Der Weg", weil ich uns darin wiedersehe, ist so zutreffend, jetzt läuft es mir gleich eiskalt den Rücken herunter. Diese Songs kann ich mir täglich anhören (gehört mit zu meiner Trauerverarbeitung), aber den Song Mensch kann ich zur Zeit einfach nicht hören, obwohl er ganz genau auf die Jahreszeit passen würde, aber nicht zu meiner Stimmung.

Hallo, lieber Guido,
das mit dem Weinen kenne ich zu Genüge, egal wo ich bin, wenn mir die Tränen kommen, kann ich sie einfach nicht zurückhalten. Ich kann mich noch erinnern, 7 Tage nach dem Tod meines Mannes, mußte ich, ob ich wollte oder nicht, einkaufen gehen, denn bis dahin habe ich seit dem Tod meines Mannes noch keine alltäglichen Aufgaben erledigen müssen. Mein Schwiegersohn war extra mit, weil ich einfach noch nicht fähig war, Auto zu fahren. Als ich den Einkaufskorb ins Auto packte, liefen mir unerhörte Tränen. Ich sah all die unbekümmerten Menschen im Supermarkt, sie sahen nichts von meinen großen Schmerzen, die in mir waren, und vor genau einer Woche war ich auch dort einkaufen, aber da hatte mein Mann noch gelebt und ist in der darauffolgenden Nacht plötzlich und unverhofft von mir gegangen. Was kann in einer Woche alles passieren.....
Ich weine auch oft im Auto, manchmal sehe ich vor Tränen die Straße kaum, bin dann immer froh, wenn ich an einer Ampel stehen kann. Steht neben mir ein Auto, und der Fahrer sieht das, weißt Du wie sch....egal mir das ist?? Auch wenn ich ans Grab gehe, jeden Tag, wenn ich weinen muß, dann lasse ich meine Tränen fließen, auch auf dem Weg dahin. Habe auch schon vor dem Grab gehockt und sehr heftig schluchzen müssen, am Grab Stück weiter weg standen Leute, war mir aber egal, die haben auch irgendwann einen geliebten Menschen verloren. Ich denke einfach, auch das ist eine Art Trauerverarbeitung.Die Tränen müssen einfach heraus, haben irgendwie auch heilende Wirkung und erleichtern im Moment, habe ich auf jeden Fall in verschiedenen Büchern gelesen, und kann dem nur aus eigener Erfahrung beistimmen.

Übrigens finde ich es ganz toll, dass sich Männer zur Trauer bekennen. Frauen sind ja im allgemeinen "gesprächseifriger", aber die Trauer ist so etwas derartig menschliches, dass es da keine Unterschiede zwischen "dem Starken" und "dem Schwachen" Geschlecht gibt. In dem Punkt Trauer sind wir alle gleich schwach oder stark...und gemeinsam vereint.

Viele Liebe Grüße Steffi
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  #109  
Alt 03.10.2005, 19:32
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

ich schubse mal nach oben.

Lieber Guido, liest du noch mit? Wenn ja, wie geht es dir?

LG
Andrea
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  #110  
Alt 10.12.2005, 17:13
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo,

auch ich grübel darüber nach, ob ich alles getan oder was ich noch hätte tun können. Meine liebe Frau hat alles ertragen und mitgemacht. Ich habe die Organisation total übernommen, Termine bei den Ärzten, Untersuchungstermine und Behandlungstermine abgemacht. Zwei Jahre war die Krankheit das einzige, was unseren Tagesablauf bestimmte.

Ich denke trotzdem, das ich ihr noch viel mehr besonderes Gutes hätte tun müssen.

Wir haben nicht über den Tod gesprochen, das wurde von uns Beiden verdrängt und meine liebe Frau war immer optimistisch und hat die Hoffnung nie aufgegeben. Auch ich habe diesen Zeitpunkt des davongehens als noch weit weg abgetan. Aus Angst vor dem was heute ist.

Der Schmerz ist so schlimm und unbeschreiblich.

Warum habe ich das Gefühl, dass ich mich entschuldigen muss, wenn ich als Mann weine.

Jeder der Verwandten sagt: Du brauchst jetzt viel Kraft.
Ich habe die Kraft aber nicht.

Ich muss jetzt wieder aufhören, es wird wieder zu schwer.

Grüße
Gerhard
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  #111  
Alt 15.12.2005, 16:52
guxli
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo GEP

Glaube mir, dass Du in Deiner Situation alles für Deine liebe Frau getan hast, was in diesem Moment möglich war und dies hat Sie sicherlich 100% geschätzt.
Es sind einfach Schuldgefühle da, welche man als Hinterbliebener hat. Man hätte dies und dass ändern oder tun können und Sie wäre wohl möglich auch dann gestorben. Dann hätte man wieder dieselben Schuldgefühle gehabt. Durch diese Art möchte unsere Psyche das Schicksal umkehren.
Leider und so traurig es auch ist, muss man schlussendlich annehmen, wie es geschehen ist. Ansonsten kann man seine tiefe Trauer nie überwinden. Ich bin auch noch weit davon entfernt.
Ich habe mit meiner Freundin auch nie über den Tod gesprochen. Ich zweifle auch oftmals und mir kommen dabei Schuldgefühle auf, warum ich (wir) den Tod nie angesprochen haben. Meine Freundin starb am 28. Oktober 2005 in Ihrem 29 Lebensjahr und Sie wollte einfach nur leben und Sie (wir) hatten bis zuletzt die Hoffnung nicht aufgegeben. Hätten wir über Ihren Tod gesprochen, wäre Sie, und davon bin ich überzeugt, viel früher gestorben, weil man dadurch Ihren unglaublichen Lebenswillen genommen hätte.
Es ist wohl für jeden Menschen unterschiedlich, ob und wie er über seinen Tod reden möchte oder eben nicht.
Meine Schmerzen zereisen mich manchmal auch fast, dann muss ich mich irgendwie ablenken.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die kommende schwierige Weihnachtszeit.
Starke Männer können weinen, Schwache nicht.

Gruss
Dani
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  #112  
Alt 16.12.2005, 11:44
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo dani,


du hast recht , es gehört viel stärke dazu , sich seiner trauer zu stellen und sich ihrer nicht zu schämen. leider ist es so , das man selber viel zu oft denkt, man müßte auf das umfeld rücksicht nehmen, weil von dort , vor allem je länger das ereigniss zurückliegt , immer oft unverständnis kommt.
es gibt keine zeit , wie lange man trauern darf.
mit unserem sohn haben wir auch nie über den tod gesprochen, es gab dieses ereigniss auch für ihn und meine frau garnicht. ich denke auch , das ihn dieser unbändige wille, dieses jahr im august wieder in die schule gehen zu wollen , geholfen hat , den zeitpunkt , wo ihn der krebs besiegte , "herauszuschieben".
alledings habe ich keine schuldgefühle deswegen , sondern eher kommt mal der gedanke, warum wir nicht schon eher mal den arzt gewechselt haben , er hatte ein 3/4 jahr sehr starke schmerzen im linke oberschenkel, bis wir endlich in der uni klinik gelandet sind, den 11.00 uhr ein rötgenbild gereicht hat um uns 14.00 zu sagen , das ist ein sehr schwerer knochenkrebs, warum wurde hier nicht schon eher mal gerötgnt.
dann kommt jetzt auch immer wieder mal der gedanke, wieso er ? ich halt mich an atomistischen weltbildern fest, das nichts änderbar ist, nicht weil es eine vorbestimmung gibt , sondern weil es halt so ist.

gestern war ich ein paar blumen kaufen, weil es am grab mittlerweile (bis auf die gestecke) doch etwas trostlos aussieht. ich fragte die floristein nur , was sich jetzt draussen hält, da wußte die sofort bescheid und meinte , ist es für den friedhof und für wen ? ich konnte dann garnicht fertig erzählen , weil mir die stimme wegblieb und ich erstmal weinen mußte.

das schlimme daran ist , das ICH mich dafür noch entschuldigt habe ! das fiel mir dann erst später auf, als ich aus dem laden raus war.
wieso muß ich mich für meine trauer entschuldigen ? so "blöd" ist man schon.

man wird halt immer angeschaut wie ein auto, wenn so was passiert und schämt sich dann. Blödsinn.
als ob man seine umgebung fragen müßte , ich möchte jetzt mal kurz weinen, darf ich das ?

ich glaube , diese "stärke" sollte man sich irgendwie aneignen, seinen gefühlen freien lauf lassen zu können. dann ist es auch möglich , diese selber besser kontrollieren zu können , und in das "normale leben" oder den "normalen zustand" zurückzukehren, nicht auf druck der "dummen unwissenden" die um einen herumstehen, sondern weil man sich selber sagt, so kurz geheult und jetzt zurück ins leben.
denn den platz im leben , den wir vorher hatten ,den müssen wir auch weiterhin einnehmen. es besteht verantwortung gegenüber denen , die zu einem gehören. und der , der gegangen ist , ist bestimmt jedesmal traurig , wenn er sieht , was er durch sein weggehen für ein durcheinander angerichtet hat. den DAS ist bestimmt das letzte , was er wollte.

in diesem sinne

lg gaertner
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  #113  
Alt 16.12.2005, 12:20
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo Gaertner,

Du hast genau das angesprochen, was ich auch hätte schreiben wollen.
Genaus so ist das, man meint, man muß sich für seine Trauer, auch noch mit Tränen, bei seinen Mitbürgern entschuldigen.
Ich bin eben durch unsere Einkaufsstraße gegenangen (ich mußte dadurch, habe dies nur gemacht, weil es unumgäglich war) und hatte das Gefühl, das mich einige Leute fast wegen meiner geröteten Augen ansprechen wollten, wo ich denn übrig geblieben wäre.
Ich habe am Mittwoch Kränze bestellt, die Verkäuferin wollte von mir den Text für die Trauerschleifen haben, ich konnte nicht sprechen, die Tränen liefen wieder. Da stand ein Paar etwas entfernt und ich konnte mirbekommen, wie die sich fast lustig gemacht haben, bzw. kicherten und zu mir blickten, das habe ich mir nicht eingebildet, das war so.
Auch ich habe mich dafür entschuldigt, habe den Laden verlassen und die Texte für die Trauerschleifen per Fax hingeschickt.

Ich bin auch der Meinung, die Verstorbenen wollen nicht, das wir um sie weinen, vor allem nicht so heftig, aber was soll man den machen, wenn die Kraft nicht da ist? Der Schmerz ist nunmal riesig und wird es, zumindest bei mir, noch eine sehr lange Zeit bleiben. Am Montag beginne ich eine Therapie, weil ich das alleine nicht schaffe.

Gruß
Gerhard
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  #114  
Alt 17.12.2005, 00:06
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

hallo gerhard,


freut mich , das du dich so schnell entschließen konntest, professionelle hilfe zu suchen.

lg gaertner
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  #115  
Alt 01.04.2006, 06:51
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

schubs.




gibt es sie noch ? trauende männer , väter ?


ja.

zur zeit bricht soviel weg. wo ist die tür , die sich meinen kreisenden gedanken öffnet und den weg ins morgen zeigt?

wieso kann ich nicht den gemütszustand erreichen , den man im allgemeinen mit "ruhe" bezeichnet ?

immer dem auf und ab ausgeliefert, mal zuversichtkich , mal völllig selbstzerstörisch dem pessimismus ausgeliefert. wie kann ich mich in der mitte halten ?

es ist bald ein jahr her.
funktioniere. stürz dich in die arbeit ! ich höre es, kann es aber nicht.

kennt ihr das ?

was kann ich dagegen machen ?
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  #116  
Alt 01.04.2006, 10:42
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo Gärtner,

wir trauernden Männer machen es uns manchmals selber schwer und in der Kommunikation als Trauernde liegen auch manche selbst gelegte Stolpersteine.

Ich habe in diesem Thread so um die Jahreswende 2004 / 2005 , und in einigen anderen Threads, die Dir ganz gewiß bekannt sind, beschrieben, wie mein Schicksalsweg verlaufen ist und wie ich versucht habe, mein Schicksal zu akzeptieren und meinem Leben eine neue Richtung zu geben. Aus meinem Forumsprofil kannst Du ja meine Beiträge herausfiltern.

Frische Trauer wird in diesem Forum wohl akzeptiert, Erfahrungen mit der langen Zeit und der harten Arbeit einer notwendigen Neugestaltung des eigenen Lebens nach dem Tod des geliebten Menschen wohl eher nicht. Ich war davon ausgegangen, das man sich in der Trauer zur Seite steht und nicht vor den Kopf stößt bzw. das "Mundhalten" nahegelegt bekommt, wenn man aus der eigenen Trauererfahrung berichtet.

Wenn also im Forum Fragen an andere Mittrauernde (Begleiter) gestellt werden oder man seine Trauer nur einfach hier im Forum öffentlich raus läßt - so zeigt die aktuelle Erfahrung hier- ist eine Antwort (Rückmeldung) gar nicht in jedem Fall willkommen, denn der Antwortende weiß nicht in jedem Fall, dass manchmal nur ganz begrenzte Rückmeldungen erwünscht sind.

Meines Erachtens heißt "Fragen stellen" (im Forum) auch "Sich in Frage stellen".

Das ist bei Trauer und der damit verbundenen Neuorientierung des eigenen Lebens von ganz besonderer Bedeutung, denn nichts ist mehr wie es vorher war.

Es liegt an uns, wie wir Fragen stellen, dann ergeben sich auch die entsprechenden Antworten, wenn man sie denn auch hören will und zuhören kann.

LG
Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #117  
Alt 01.04.2006, 11:00
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Zitat:
was kann ich dagegen machen
lieber Steffen,

du bist doch schon längst dabei, etwas dagegen zu machen. Wäre es nicht sonderbar,wenn du nach einem Jahr bereits deine Mitte wieder gefunden hättest? Ich denke schon. Ein Jahr, 12 Monate, das ist nicht wirklich viel Zeit, wenn man das aufzuarbeiten hat, was dir, deiner Familie widerfahren ist.

Es gibt sie, die trauernden Männer, gewiss. Nur ist der Umgang mit dem Schmerz anders. Ich sehe ganz viele, die nur selten schreiben, aber täglich hier verweilen und lesen. Das ist ihr Weg, sich zu sortieren.

Zitat:
Erfahrungen mit der langen Zeit und der harten Arbeit einer notwendigen Neugestaltung des eigenen Lebens nach dem Tod des geliebten Menschen wohl eher nicht
Lieber Shalom, hatten wir schon einmal drüber gesprochen. Ich denke nach wie vor nicht, dass sie nicht erwünscht sind. Es ist wohl eher so, dass sie in der Anfangszeit der Trauer ganz einfach nicht "verstanden" werden, man sie nicht nachempfinden möchte, weil sie auch Angst machen. Die meisten schließen wohl irgendwann einmal endgültig ab, ziehen sich aus diesem Forum zurück, sind nicht mehr präsent, weil sie Tod und Trauer wieder zur Seite schieben möchten, sich nicht mehr damit belasten. Würden diese Trauernden noch ebenso häufig hier verweilen wie in ihrer Anfangszeit, denke ich, würdest du mehr "Rückendeckung" erfahren, weil mehr Beiträge erzählen würden, dass sich das Leben irgendwann einmal wieder etwas "normaler" anfühlt.

LG
Andrea, selbst auch noch ständig dem auf und ab ausgeliefert
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  #118  
Alt 01.04.2006, 12:31
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

hallo shalom,
danke für deine worte.

ja , es ist so . sich selber die fragen zu stellen, um dann zu dem innersten ich zu finden.
das problem beginnt dann , wenn ich merke , welche eigenen eigenschaften/verhaltensweisen mir im wege stehen , und ich nicht in der lage bin , diese dinge zu ändern.

wo ist der schalter , den ich umlegen kann ? die selbsterkenntnis ist noch nicht alles.

so wie dein wahlspruch lautet, es ist nicht genug zu wissen , man muss es auch tun .

dazwischen befinde ich mich jetzt. zwischen wissen und tun.

mit jeden tag mehr wissen fällt das tun einem dann leichter, ich möchte aber , das es schneller geht.
zu wissen , dass ich damit zu ungeduldig bin, hilft mir auch nicht.

ich versuche die mitte zu halten , in dem auf und ab meiner gefühle und gedanken.

danke andreaS !


lg

gaertner
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  #119  
Alt 01.04.2006, 12:41
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Zitat:
das problem beginnt dann , wenn ich merke , welche eigenen eigenschaften/verhaltensweisen mir im wege stehen , und ich nicht in der lage bin , diese dinge zu ändern.
ich glaube eher, dass du mit dem Erkennen, was dir im Weg steht bereits dabei bist, die Dinge zu ändern. Ist es nicht viel schwerer, wenn man nicht sieht, nicht erkennt, was falsch läuft? Wenn es auch nicht von heute auf morgen klappt, denke ich schon, dass nur das Begreifen, was falsch oder richtig ist (natürlich nur für einen selber, denn falsch und richtig ist wohl auch eine Sache des Blickwinkels) einem die Möglichkeit gibt, einen für sich besseren Weg zu gehen.

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Zitat:
danke andreaS
wofür?

LG
Andrea
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  #120  
Alt 01.04.2006, 14:18
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Lieber Gaertner,
Du hast ein Kind verloren, was gibt es schlimmeres?
Natürlich ist jeder Verlust sehr schlimm, aber ein Kind?
Verlange nicht zu viel von Dir, gib Dir die Zeit zu trauern!
Meine Kollegin hat vor sieben Jahren ihren Sohn verloren und hat es noch immer nicht verarbeitet, wird es wohl nie verarbeiten. Geholfen hat ihr eine psycho-somatische Kur. Zumindest soweit geholfen, das sie ihr Leben wieder in den Griff bekam.
Herzliche Grüße!
Sanne
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