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  #121  
Alt 31.12.2016, 09:12
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo ihr zwei!

Da bin ich wieder, frühzeitig von meinem Bruder geweckt. Ich dachte schon, es seien Einbrecher am Werk oder dann Arbeiter des bald neuen Eigentümers. Aber es war mein Bruder mit seinem Kumpel. Ich vergaß, die Haustür zu schließen, so kamen sie einfach rein, während ich ihre Stimmen in der Küche hörte und dadurch alarmiert wurde.

Meinem Bruder geht es zu wenig schnell, er würde wohl am liebsten alles abräumen, aber mein Neffe konnte noch nicht alles durchsehen, er nahm letztes Mal ein ganzes Auto voller Bücher mit und diesmal werde ich ihm wieder viele Bücher bereitstellen. Er will ja an die 500 Bücher zu einem Käufer bringen, der offenbar erst in dieser Größenordnung Interesse zeigt. Keine Ahnung, ob das zusammen 500 Bücher ergeben, kommt mir schon etwas hochgegriffen vor, aber ein paar hunderte sind es schon, die mein Neffe von mir erhält, viele neuwertig und darunter auch wertvolle. Ich hoffe, mein Neffe bekommt einen möglichst hohen Erlös aus den teilweise auch antiquarischen Büchern, denn er braucht das Geld ebenfalls dringend und ich wäre wirklich sehr froh, wenn ich ihn damit unterstützen könnte.

Zu dumm, dass ich einige neuwertige Bücher fortwarf, weil ich für eine Weile davon ausging, er suche doch keinen Käufer mehr für die Bücher. Damit wären es etwa 50 Bücher weniger. Aber was weg ist, ist nun mal weg. Mir wird immer noch elend über die große Bücheransammlung, die ich durchackere, obwohl es ja eigentlich positiv ist, wenn ich meinem Neffen so viele Bücher überlassen kann. Doch die damit verbundene Arbeit ist stressig, denn es bedeutet auch, sich von den Büchern trennen zu müssen, Bücher, die ich gern behalten hätte, aber das geht nicht, die Lagerkabine ist zu klein. Teilweise ärgere ich mich über mich selbst, weil ich manche Bücher geradezu entstellt habe mit Randnotizen, Anstreichen etc. Den größten Teil zum Glück nicht. Manche Bücher sind einfach auch veraltet, vor allem alles in Richtung IT, aber ich gebe sie trotzdem mit, der Käufer wird sich die Bücher ansehen. Die meisten Bücher sind aber neuwertig und aktuell. Eigentlich wären es noch viel mehr Bücher, wenn ich nicht schon bei einem früheren Umzug eine ganze Bibliothek fortgeworfen hätte, ebenfalls aus Umzugsgründen, weil ich alles selbst umziehen musste und mein Rücken einfach nicht so viel tragen konnte. Was da an Wert verlorenging! Ich darf gar nicht daran denken. Vieles davon ist ja zum Glück wenigstens in meinem Kopf, abgespeichert in meinem Gedächtnis! So gesehen ging nichts Verloren, es hat mich geprägt und weitergebracht in meinen Fragen. Ich erhielt dadurch die gesuchten Antworten und Einblick in interessante Fachbereiche. Am besten schaue ich nach vorn und nicht zurück! Ich kann ja froh sein, bereits so viele Fachbereiche durchgeackert zu haben, um meine Ecke zu finden. Und das hab ich!

@lieber lotol

Zum Thema Entpersonalisierung des medizinischen Personals in Kliniken: Für mich ist das einfach nötig, damit ich meine Intimgrenzen öffnen kann für körperbezogene Eingriffe. Das betrifft aber nur das Körperliche. Im seelischen Bereich braucht es für mich das Gegenteil, nämlich eine sehr gute, vertrauensvolle Beziehung zu meinem Schmerztherapeuten, die auch besteht.

Bei meinem Hausarzt ist es schon noch was Anderes als beim Klinikpersonal, da bin ich teilweise auch gehemmter, weil ich ihn nicht entpersonaliseren kann, sondern er mir mittlerweile vertraut ist über die Jahre. Er hält jedoch von sich aus eine professionelle, medizintechnische Vorgehensweise aufrecht, die dann doch eine gewisse Entpersonalisierung bei der medizinischen Untersuchung herbeiführt. Sobald wir mehr Persönliches bereden, ist es wieder anders, jedoch immer noch irgendwie klinisch.

Bei meinem Schmerztherapeuten, mit dem ich mehr das Seelische bespreche und der mich körperlich kaum untersucht, wäre mir eine eingehende körperliche Untersuchung und Entblößung jedoch superpeinlich, gerade weil ich zu ihm eine persönliche Vertrauensbeziehung aufgebaut habe. Ich erwähnte den Gynäkologen, weil das der intimste Eingriff darstellt. Mein erster Gynäkologe war gleichzeitig mein Hausarzt, den ich schon als Kind aufsuchte. Er war mir von daher vertraut als väterlicher Arzt. Da hatte ich nur mit dem Personal Probleme, nicht jedoch mit ihm. Nachdem dieser die Praxis aufgab, kostete es mich Jahre Überwindung, einen neuen Gynäkologen aufzusuchen. Der Neue machte das so lustig, dass ich mich gut einfügen konnte. Doch auch er wechselte, sodass ich wieder Jahre ohne Kontrolluntersuchungen zubrachte. Der letzte Gynäkologe machte das wirklich sehr einfühlsam und vorauseilend meine Grenzen aufzeigend, er hat die Herangehensweise irgendwie psychologisiert. Ich hatte insgesamt mehr Mühe mit dem Personal, das eben nicht so professionell vorging. Und da entpersonalisiere ich auch heute. Viele Ärzte merkten, dass ich Mühe habe mit dem Personal und reduzieren diesbezüglich auf das Minimum an Assistenz. Und wenn ich diesem Taubenschlag an herumschwirrenden Pflegefachleuten und medizinischen HelferInnen doch ausgesetzt werde, mache ich die Augen zu und entpersonalisiere den Hochbetrieb um mich. Ich finde diese Technik absolut legitim. Das machen sogar die Tiere beim Tierarzt, indem sie sich in die Situation ergeben und sich innerlich auf sich konzentrieren. Deshalb sind sie so ruhig beim Tierarzt. Eine persönliche Beziehung zum Tierarzt kommt da nicht unbedingt zustande.

Was den Hausverkauf betrifft:
Das Risiko muss ich eingehen, aber es spricht vieles dafür, dass der Käufer korrekt ist, denn mein Nachbar hat bereits erfolgreich sein Haus an ihn verkauft, weshalb ich ihn anfragte und nicht umgekehrt. Auch die Bank hat grünes Licht gegeben, sie kennt ihn. Wenn ich nicht schnellstmöglichst verkaufe, werden wir langfristig gepfändet, sodass das Haus dann versteigert nicht mehr kostendeckend verkauft werden kann. Ich kann das Haus nicht halten, erst recht nicht, wenn meine Mutter nicht mehr lebt. So haben wir wenigstens nach dem Verkauf keine Schulden. Und wie gesagt hat der Käufer bereits das Nachbarhaus auf korrekte Weise erworben und vermietet dieses nun. Er könnte sich einen schlechten Ruf nicht leisten, dafür ist die Ortschaft viel zu klein. Hier macht alles sofort die Runde. Ich hätte schon längst erfahren, wenn der Käufer nicht kosher wäre. Wenn er nicht zahlungsfähig wäre, kann auch ihn betreiben, er besitzt ja bereits das Nachbarhaus, das er im großen Stil umbauen ließ. Der hat schon Geld, er will ja unser Haus auch umbauen. Sein Schreiner misst schon die Fenster ab.

Ich muss jetzt schnell handeln, das kommt auch meiner Mutter zugute, damit sie ohne Probleme in ein Altersheim aufgenommen wird. Außerdem möchte sie das alles geregelt wissen, es entspricht ihrem Wunsch, den ich zu ihrer Entlastung erfüllen will. Sie macht sich derart viele Sorgen um mich. Sie weiß, welche Probleme auf mich zukämen, wenn sie stirbt. Ich möchte, dass sie in Frieden sterben kann und vorher noch in ein schönes Altersheim kommt, wo sie ihren letzten Lebensabschnitt in Ruhe und innerem Frieden erleben darf, ohne Sorgen um mich und das Haus etc.

Meine Mutter hat mich gerade angerufen. Sie macht sich wahnsinnige Sorgen um mich, dass ich auf einmal auf der Straße lande, weil noch ohne eigene Bleibe. Echt rührend. Aber ich sicherte ihr immer wieder zu, dass mich meine Geschwister im Notfall aufnehmen, mein Bruder, meine Schwester, auch mein Neffe. Und dann hab ich noch ganz andere Möglichkeiten, die ich schon abcheckte, ich werd auch nirgendwo wohnen, wo es gefährlich ist und wo zwielichtige Typen rumlungern.

Mein Neffe hat abgesagt für heute, er will aber erreichbar bleiben, damit ich wenigstens Rückfrage halten kann, was er haben will und was nicht. Er wird nächste Woche anrücken, zusammen mit seinem Kumpel, dann wahrscheinlich mit Kleinbus. Bis dahin bereite ich weitere Bücherboxen für ihn vor. So schnell geht das ja bei mir auch wieder nicht.

Ich werd mich nun bereitmachen und losstarten für den Besuch bei meiner Mutter. Schwester und Neffe sind beide verhindert. Meine Mutter will schon allein losfahren mit ihrem Rollstuhl und die Gänge im Krankenhaus auskundschaften. Ein gutes Zeichen, auch wenn sie immer wieder sehr erschöpft ist. Doch bleibt dieser Antrieb bei ihr. Wer weiß, vielleicht lebt sie nun auch länger, weil sie mich einfach nicht allein lassen will. Echt süß, sie ist die Beste!

Hunger hab ich auch, nix mehr im Haus ...
__________________
LG Dream

Geändert von gitti2002 (31.12.2016 um 14:29 Uhr) Grund: zusammengeführt
  #122  
Alt 31.12.2016, 14:16
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Es ist schön, dass Deine Mutti ihre Kräfte mobilisiert, um Dir beizustehen. Ihre Sorge um Dein Wohl ist rührend. Sieh zu, dass Du etwas zwischen die Kiemen bekommst. Hunger ist nicht schön, wenn man einen Besuch machen will. Ich wünsche Dir schöne Stunden mit deiner Mutti. Macht gemeinsam die Gänge des Krankenhauses unsicher.
Sei gedrückt und etwas Spaß mit Deiner Mutti.
Wolle2.
  #123  
Alt 01.01.2017, 00:49
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Danke, Wolle2!

Die Gänge hatte sie schon hinter sich und saß beim Abendessen, als ich bei ihr ankam und mich über eine Stunde zu ihr und der Bettnachbarin hinsetzte. Ich brachte ihr die Sonne ins Zimmer, in Gestalt eines Sonnenblumenbüchleins, lauter wunderschöne Blumenfotos mit schönen Gedichtsauszügen von Jean Paul und anderen Schriftstellern. Das gefiel ihr und der Bettnachbarin gut, die unter denselben Problemen leidet. Ich erzählte, wie viele Kumpels ihres Enkels ihr Foto gelikt haben, sie alle kennen meine Mutter und schlossen sie ins Herz. Da leuchteten die Augen meiner Mutter auf. Ihr Enkel bedeutet ihr viel und auch dessen Kumpels hat sie von Kindesbeinen an gekannt, viele von ihnen. Sie ist so ein bisschen die Ersatzgroßmutter von vielen Jungs geworden, wie ihr Enkel - mein Neffe - auch schon sagte.

Ich sprach mit meiner Mutter nochmal konkret über den Ablauf des Klinikwechsels. Sie freut sich darauf, endlich sieht sie die Berge. Sie habe es dann derweil da oben so schön, während ich im Smog der Stadt versauere, klagte sie darauf. Immer denkt sie an mich. Dass ihr Enkel - mein Neffe - mich notfalls auch beherbergen wird, beruhigt sie aber jetzt wengstens.

Aufgrund meiner Schmerzkrankheit blieb unsere Bindung immer etwas stärker als bei normal abgenabelten Töchtern. Das kommt jetzt leider auch zu tragen. Nun zwingt uns das Leben bzw. der drohende Tod zur gegenseitigen Ablösung. Sie muss nun lernen, mir zu vertrauen, mich eigenständig wahrzunehmen, auch wenn es ihr schwerfällt. Aber ich hoffe, dass sie mich loslassen kann im Vertrauen auf meine Stärke und vor allem im Vertrauen auf Gott, im Wissen, dass er mich und sie führt und trägt. Das ist vielleicht noch die letzte Lektion, die meine Mutter von Gott erhält, dies zu lernen und die Sorge um mich loszulassen im Vertrauen auf Gott.
__________________
LG Dream
  #124  
Alt 01.01.2017, 01:48
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

Zitat:
Meine Mutter will schon allein losfahren mit ihrem Rollstuhl und die Gänge im Krankenhaus auskundschaften. Ein gutes Zeichen, auch wenn sie immer wieder sehr erschöpft ist. Doch bleibt dieser Antrieb bei ihr....
Zitat:
Die Gänge hatte sie schon hinter sich und saß beim Abendessen, als ich bei ihr ankam ...
Hört sich gut an, wie Deine Mutter immer wieder mal "auf Drehzahl" geht.
Kann ich mir lebhaft vorstellen:
81-Jährige "fetzt" in den Gängen herum, um sich fit zu halten.

Zitat:
Wer weiß, vielleicht lebt sie nun auch länger, weil sie mich einfach nicht allein lassen will.
Kann ganz gut so sein.
Wer weiß schon, was in Müttern wirklich vorgeht?

Zitat:
Ich sprach mit meiner Mutter nochmal konkret über den Ablauf des Klinikwechsels. Sie freut sich darauf, endlich sieht sie die Berge. Sie habe es dann derweil da oben so schön, während ich im Smog der Stadt versauere, klagte sie darauf. Immer denkt sie an mich. Dass ihr Enkel - mein Neffe - mich notfalls auch beherbergen wird, beruhigt sie aber jetzt wengstens.
Erzähl Deiner Mutter bloß nichts davon
Zitat:
Hunger hab ich auch, nix mehr im Haus ...
Malochst und hast nichts zum Essen daheim.
Da würde sogar ich Dir raten, wenigstens ein paar Konserven und Schokolade zu "bunkern".

Zitat:
Aufgrund meiner Schmerzkrankheit blieb unsere Bindung immer etwas stärker als bei normal abgenabelten Töchtern. Das kommt jetzt leider auch zu tragen. Nun zwingt uns das Leben bzw. der drohende Tod zur gegenseitigen Ablösung.
Noch ist es nicht so weit.
Was sagen die Ärzte zum derzeit durchschnittlichen Zustand Deiner Mutter?
Und was sagt Deine Mutter selbst dazu?
Offensichtlich freut sie sich ja auf die Höhenklinik, was ihr vermutlich auch "Auftrieb" geben dürfte.

Ich hoffe weiterhin mit Dir/Euch.
Wie versprochen, zündete ich Raketen und Böller (auch) für Euch.
Hilft's nix, dann schadt's auch nix.

Alles Gute für 2017 Euch beiden!


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #125  
Alt 01.01.2017, 04:23
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Ich freue mich darüber, dass Du gut in das Jahr 2017 gekommen bist. Möge es Dir lange schmerzfreie Phasen bringen.
Schön ist auch, dass sich Deine Mutti in einer Phase der Stabilisierung befindet. Kinder können viel bewirken und ich stelle mir bildhaft die leuchtenden Augen deiner Mutti bei der Erinnerung an ihren Enkel und an dessen Kumpels vor.
Pass Du auch auf dich etwas auf. Sei ganz doll gedrückt.

Liebe Grüße.
Wolle2
  #126  
Alt 01.01.2017, 09:28
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo ihr beiden!

Das neue Jahr begann ich mit einem Radiergummi in der Hand. Wirklich! Ich arbeite gerade an den Büchern, die ich mit Bleistiftmarkierungen verschandelt habe, damit sie der Kaufinteressierte meiner Bücher evtl. noch verwerten kann.

Gegessen habe ich, keine Sorge. Bei uns gibt es einen Bahnhofladen, der auch sonntags und an den Feiertagen offen hat. Dort werde ich heute auch noch einkaufen. Im Moment radiere ich aber weiter, denn ich muss mich in allem beeilen, die Zeit rennt mir davon. Während ich mich mit Radiergummipartikeln einradiere, schaue ich mir ein paar Filme an, wobei ich echt keine Lust auf die typischen Schmachtfetzen habe, die es so gibt.

Aber jetzt brauch ich erstmal einen Kaffee und wünsche euch einen schönen, erholsamen Jahresbeginn!

Edit um 13:27:

Nun muss ich die vielen Brösel von mir klopfen, denn jetzt geht´s wieder auf die Reise, zuerst zu meiner kleinen Nichte, dann zusammen zu meiner Mutter, die mich schon anrief und mich erwartet.
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LG Dream

Geändert von Dream (01.01.2017 um 13:29 Uhr)
  #127  
Alt 02.01.2017, 00:01
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo ihr Lieben

Der Tag war lang. Ich fuhr mit dem 14-Uhr-Bus in die Stadt, holte meine kleine Nichte ab und ging mit ihr ins Krankenhaus zu ihrer Großmutter bzw. meiner Mutter, wo wir auf ihren Wunsch hin ihre Sachen packten für die Verlegung am 4. Januar in die Höhenklinik. Letzte Nacht hatte meine Mutter eine Art "Schleimanfall". Es ging ihr richtig schlecht und sie dachte, nun gehe es ans Sterben. Sie habe den Todesengel wahrgenommen (so wie ich von ihm träumte, aber die Tür noch länger zugehalten werden konnte, was ich meiner Mutter zur Ermutigung sagte, vielleicht ist es noch nicht ganz so weit, auch wenn der Todesengel vor der Tür stehe, vielleicht ist die Tür noch zu, noch).

Ich verglich ihren Zustand mit Moses auf dem Berg Gottes (Sinai u. a.). Sie habe den Berggipfel ihres Lebens erreicht, nun steht sie auf dem Berggipfel und nimmt Gottes Gegenwart wahr. Jeden Tag, den sie noch zu uns herabsteigt, sehen wir Gottes Licht in ihrem Gesicht, doch irgendwann wird Gott sie wie Moses da oben behalten. Dann ist sie im Himmel. Sie fand dieses Bild sehr passend und lächelte mich gütig an, so als ob ich sie zutiefst in der Seele verstehe nach ihrem Empfinden. Sie hat keine Angst vor dem Tod, aber gleichzeitig fühlt sie sich "zwischen den Stühlen" bzw. zwischen den Welten, überlegt, ob sie ihre Kleider und Schuhe noch braucht, falls sie noch weiterlebe, oder ob das schon bald keine Rolle mehr spielt, da sie nichts mitnehmen kann nach drüben. Auch das besprachen wir, dass im Himmel vortrefflich für sie gesorgt sei, wenn es einmal so weit sein sollte. So nehmen wir es einvernehmlich wahr. Für uns ist es eine Gewissheit. Deshalb sprechen wir auch so offen darüber. Die Zimmergenossin (wieder eine andere) sieht das ähnlich. Bisher glaubten alle ihre Zimmergenossinnen an Gott und ein Weiterleben nach dem Tod, auch sie sprechen offen darüber, auch über die Bibel. Meine Mutter fühlt sich sehr verstanden im Gespräch und lobte ihre Zimmergenossin als sehr lieb und herzensgut.
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LG Dream
  #128  
Alt 04.01.2017, 21:03
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Es gibt Neuigkeiten: Meine Mutter überstand die letzten Tage ganz gut. Die Ärzte schätzten sie zwar kritisch ein, aber auch die Verlegung glückte wunderbar, ich durfte mitfahren und sie in die Höhenklinik begleiten, war auch gut wegen der Anmeldung. So konnte ich einiges abklären, auch Sicherheitshinweise geben, da meine Mutter oft am Tisch zusammenklappt und unbedingt auch dort jederzeit eine Möglichkeit haben muss, die Pflegekraft herbeizuklingeln. Sie gaben ihr nun eine Armbandklingel. Die Zimmergenossinnen, die noch besser zurechtkommen, bat ich darum zu läuten, wenn meine Mutter anfängt, am Tisch einzunicken und ihren Kopf auf den Tisch legt. Meine Mutter freut sich über die schöne Aussicht aus dem großen Fenster, wo sie direkt sehen kann, wie die Kinder den Berg hinunterkurven mit ihren Schlitten. Bevor sie in die Höhenklinik gebracht wurde, kam ich noch mit einem Notar wegen der beglaubigten Vollmacht für den Hausverkauf. Morgen unterschreibe ich den Vorvertrag. Wenn ich auch die restlichen Vollmachten beglaubigt erhalte von den anderen Beteiligten, kann die Handänderung beim Grundbuchamt durchgeführt werden bzw. der Antrag gestellt werden. Bis Ende Januar könnte das durch sein. Dann muss ich auch geräumt haben. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich extrem viel zu tun habe, dann noch das Kind meiner Schwester hüten am Wochenende. Meine Mutter kann es immer noch nicht so recht glauben, dass sie immer noch lebt. Das hat sie heute mehrmals wiederholt. Sie dachte wohl, sie schaffe es nicht mehr und käme nicht mehr in die Höhenklinik. Dass sie so viel Freude am neuen Ort hat, ist für mich eine Genugtuung. Es war genug schwer, den Antrag durchzuboxen.
__________________
LG Dream
  #129  
Alt 04.01.2017, 22:11
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

sind ja alles recht erfreuliche Nachrichten.

Zitat:
Meine Mutter kann es immer noch nicht so recht glauben, dass sie immer noch lebt. Das hat sie heute mehrmals wiederholt. Sie dachte wohl, sie schaffe es nicht mehr und käme nicht mehr in die Höhenklinik. Dass sie so viel Freude am neuen Ort hat, ist für mich eine Genugtuung. Es war genug schwer, den Antrag durchzuboxen.
Bestärk bitte Deine Mutter darin, daß sie immer noch "zäh" ist bzw. sein kann.

Wie ist die aktuelle zeitliche Situation in der Höhenklinik für Deine Mutter?
Kann sie dort auch länger bleiben?

Ich hoffe, daß die ganze Entwicklung auch Dir genug "Auftrieb" und Kraft gibt, um ebenfalls weiterhin zäh bleiben zu können.
Und ich freue mich mit Dir/Euch sehr, daß das Neue Jahr ganz gut anfängt.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #130  
Alt 04.01.2017, 23:44
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Ich freue mich über Deine Nachricht. Schön, dass der Einzug Deiner Mutter in die Höhenklinik geklappt hat. Die Zähigkeit, mit der sich Deine Mutter an das Leben klammert, ist bewundernswert.

Dir wünsche ich viel Kraft, mit den noch anstehenden Problemen fertig zu werden. Das neue Jahr fängt jedenfalls gut für Euch beide an.

Mit lieben Grüßen.
Wolle2
  #131  
Alt 06.01.2017, 07:15
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo ihr beiden!

Danke für eure Motivationsstubser, die nehme ich gerne an, um sie meiner Mutter weiterzugeben.

Meine Mutter muss gerade mit sehr viel fertig werden, das mit fast 82 Jahren. Ihre extreme Erschöpfung könnte auch eine psychosomatische Reaktion sein. Allein schon die Diagnose hat sie enorm umgeworfen, sodass vermutlich ein Teil ihrer Erschöpfung und delirähnlichen Zustände mit einer psychosomatischen Fatigue erklärt werden könnten. Die Demenz-Diagnose hängt in der Luft (noch vom Krankenhaus her), aber ich kenne sie sehr genau und merke, dass sie uns alle gut erkennt und in fieberfreien, wachen Zeiten ihre alte Vernunft und Denkkraft durchdrückt, auch mit einem guten Gedächtnis. In diesem Alter wird das oft mit einem Demenzverdacht abgetan und auch von Ärzten vielfach nicht erkannt. Außerdem nimmt sie noch Medikamente, die sie zusätzlich ermüden nebst dem Krebs selbst.

Bisher wurden 21 Tage von der Krankenkasse genehmigt. Vielleicht lässt sich das noch verlängern.
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LG Dream
  #132  
Alt 06.01.2017, 09:10
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Vielen Dank für Deine Zeilen. Ich freue mich, dass Deine Mutter gut in der Höhenklinik angekommen ist. Gib ihr die nötige Zeit zur Erholung von ihrer Erschöpfung. Hinsichtlich des Verdachts auf Demenz beobachte unauffällig deine Mutti und mach Dir selbst ein Bild. Es ist natürlich einfach, erst einmal die Schublade "Demenz" zu öffnen.
Ich hatte selbst genug Gelegenheit, mich an ärztlichen Leistungen zu "erfreuen". Angefangen über Ernährung mittels Magensonde, die von mir abgelehnt wurde, über Morphinpflaster ohne Notwendigkeit und weiteres bis hin zu einer Anordnung, nur pürierte Nahrung zu essen. Im Krankenhaus wurde ich normal ernährt! Das wurde nach meiner Entlassung von meiner Logopädin glücklicherweise am gleichen Tag aufgehoben.

Ich wünsche Deiner Mutter eine gute und erholsame Zeit in der Höhenklinik. Möge sich der Verdacht auf Demenz nicht bestätigen. Aber das wird die Zeit zeigen. Ich wünsche Euch beiden schöne Stunden.

Mit vielen Grüßen.
Wolle2
  #133  
Alt 06.01.2017, 16:38
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

angesichts der Belastung unter der Deine Mutter stand und steht, ist es relativ normal, daß das Hirn einfach das eine oder andere "ausblendet".
Ob das nun unbedingt etwas mit Demenz zu tun hat, ist sehr schwer zu beurteilen, wenn nicht sogar unmöglich.

Zur Unterstützung Deiner Mutter könntest Du evtl. mal mit den Ärzten reden, ob es zulässig/verträglich wäre, daß Ihr Euch "Stärk antrinkt".
Könnt Ihr ja auch beide brauchen.

Ist auch so ein uralter Brauch - weißt schon:
Hilft's nix - dann schadt's auch nix.
http://www.infranken.de/regional/bam...art212,1501628

Aus meiner Sicht hilft es immer - mindestens, was die Geselligkeit und Lustigkeit/Fröhlichkeit anbelangt.

Es wäre gut, wenn Deine Mutter länger als 3 Wochen in der Höhenklinik bleiben könnte.
Du wirst da sicher "hinterher" sein, und ich wünsche Dir/Euch viel Glück dabei.
Wer befindet denn darüber?
Wenn es die Ärzte der Höhenklinik sind, dürften die Chancen ganz gut stehen, daß auch ein längerer Aufenthalt möglich ist.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #134  
Alt 06.01.2017, 19:01
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo ihr beiden!

Ich hatte heute ein langes Telefongespräch mit meiner Mutter. Wir kamen überein, dass ich ihr das Hörgerät bringen werde, damit sie aufgrund ihrer Desorientierung durch die Gehörlosigkeit nicht als dement fehldiagnostiziert wird. Denn nicht nur ich, sondern auch der Rest meiner Familie schließt das aus in Anbetracht der geführten Gespräche mit ihr, wo sie sich an alles erinnern kann, worauf Bezug genommen wurde.

Meine Mutter erzählte mir vom anstrengenden Therapietag, sie sei den ganzen Tag wach und mache das ganze Rehabilitationsprogramm mit. Sie müsse das, damit sie dort bleiben darf. Und sie will dableiben, es gefällt ihr dort sehr gut, viel besser als im Krankenhaus davor. Ich bin froh, dass meine Mutter nun nicht mehr vom Sterben spricht wie den Tag zuvor. Sie hat schlichtweg keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Ich merke schon jetzt eine Verbesserung bei ihr, sie konnte länger reden, ihre Schilderung war lückenlos und logisch verständlich erzählt.

Das alles zeigt, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. Sie hat dieselbe Erschöpfung, die ich selbst von meiner Schmerzkrankheit kenne. Auch ich muss mich bewusst für den anstrengenden Arbeitsalltag entscheiden, um nicht innerlich abzudriften. Und genau das erzählte sie mir das letzte Mal, wie ihre Erschöpfung sie in der Innenwelt isoliere und sie das nicht will. Sie kann ihre Situation gut beurteilen und versucht, sich selbst rauszuholen. Das gelingt nun mit Hilfe der Reha.
__________________
LG Dream
  #135  
Alt 06.01.2017, 22:14
lotol lotol ist offline
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Liebe Dream,

Zitat:
Meine Mutter erzählte mir vom anstrengenden Therapietag, sie sei den ganzen Tag wach und mache das ganze Rehabilitationsprogramm mit. Sie müsse das, damit sie dort bleiben darf. Und sie will dableiben, es gefällt ihr dort sehr gut, viel besser als im Krankenhaus davor. Ich bin froh, dass meine Mutter nun nicht mehr vom Sterben spricht wie den Tag zuvor. Sie hat schlichtweg keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Ich merke schon jetzt eine Verbesserung bei ihr, sie konnte länger reden, ihre Schilderung war lückenlos und logisch verständlich erzählt.
Alte Bauernregel:
Wer "volles Programm" hat, hat keine Zeit zum Sterben.

Ist natürlich nur insoweit zutreffend als es sich dabei um "diesseitiges" Programm handelt, das jemand durchaus davon abhalten kann, recht schnell sterben zu wollen.
Bis es halt nicht mehr geht.

Was Du hier jüngst zunehmend berichtest freut mich sehr für Dich/Euch.
Macht weiter so.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
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