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  #1411  
Alt 30.01.2009, 05:40
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rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,

auch ich bin heute (unfreiwilliger) Nachtschwärmer.
Das Kopfkino lässt mich wieder einmal nicht zur Ruhe kommen...
Ich hoffe bei euch ist alles so gut wie möglich und ihr könnt ab und an ein paar Stunden Schlaf bekommen.

Ich denke an euch...

Jasmin
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  #1412  
Alt 30.01.2009, 06:04
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo ihr lieben Seelen,

ich hoffe ihr könnt heute nacht gut zur Ruhe kommen und genießt die wunderbar kühle und klare Luft, erhascht hier und da einen guten Blick auf die Sterne, könnt entspannen und euch auf die ersten strahlen der sonne freuen.

...alternativ schlaft ihr gerade ruhig und ausgeglichen und werdet wunderbar erholt wach um frisch in den tag starten zu können...
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  #1413  
Alt 30.01.2009, 06:33
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo ihr Lieben,

seit ein paar Tagen nun lässt mich ein Gedanke nicht mehr los. Ganz zu Beginn als meine Ma Morphium (in heute niedlich kleiner Dosis) erhielt, schrieb mir jemand eine PN. Ich glaube es waren Lissi oder Krabben ( ). Ich war damals sehr ängstlich und verunsichert. Darin stand sinngemäß: Soviel Morphium wie nötig, soviel Bewusstsein/wachheit wie möglich. Ich fand diese Darstellung gut. auch wenn sie mich diskret auf die Schwäche in puncto bewusstsein hingewiesen hat, es zeigte mir irgendwie doch dass es kein "entrinnen" davon mehr gab. ich kann es nicht besser formulieren. ich brauche immer klarheit und so habe ich mich lange damit befasst.

inzwischen sehe ich es noch etwas anders. meine ma ist eine sehr stolze, starke frau. immer noch. und wird es immer sein. so darf ich ihr beispielsweise immer noch nicht helfen, den po abzuwischen nur im äußersten notfall. also stütze ich sie während sie steht und denke so oft, es wäre doch leichter wennich ihr helfen dürfte. gestern ist sie mir um ein haar aus dem toilettenstuhl gefallen, sie hat sich vornüber gebeugt um eine fußraste zu richten die an der couch festhing. zwar sagte ich noch "warte, ich komme rum", aber ich kann so gut verstehen dass sie sobald sie sieht, sie kann eine sache erledigen, helfen, SELBST etwas tun es auch möchte. Nur der Gleichgewichtssinn... sie kippte vornüber, mit ihr der toilettenstuhl. mir entfuhr ein schrei "mamaaa", währenddessen griff ich von hinten über den stuhl hinweg blind nach ihrer schulter. ich bekam sie zu fassen (gott sei dank) aber dabei bin ich an ihrem gesicht vorbei und habe sie gekratzt. zwar kam gleich"ist nicht schlimm" und es hat auch gott sei dank keine sichtbaren spuren hinterlassen, aber der schreck saß tief und der blutdruck unermesslich hoch. deswegen habe ich die aussage überdacht. anstatt "soviel morphium wie nötig, soviel wachheit wie möglich" würde ich gerne sagen "soviel intimsphäre wie möglich, soviel sicherheit wie nötig." meine ma weinte beim ersten benutzen des toilettenstuhls als ichihn über die toilette schob. sie weinte beim ersten mal benutzen des kompletten stuhls mit eimer drunter. sie weinte als ich ihr zum ersten mal beim waschen half, sie weinte als ich sie zum ersten mal abgewischt habe.

das finde ich schlimm. wenn ich das sehe denke ich oft, etwas weniger "wachheit" wäre für sie leichter zu überstehen. ich pflege sie gerne, denn in dem moment kann ich etwas für sie tun. das tut gut und der fakt, dass es in summe anstrengend ist verblasst daneben völlig. was mir so unheimlich weh tut ist, dass sie trotz der dosierung von mittlerweile 600 bis 800 mg Morphium (orale Einnahme von granulat) und trotz dessen, dass doch oft der geist ein bißchen wuschig scheint, registriert dass sie vieles nicht selbst kann. das verletzt ihren stolz sehr und mich damit natürlich auch. oft habe ich sie gestützt, sie ihre kopf an meinem hals vorbei auf mich gelehnt, tief traurig manchmal weinend. ich ebenso auf der anderen seite. DAS ist es, was mir weh tut. Nicht dass ich sehe, dass sie viel unterstützung braucht. nicht dass ich sehe, dass ihre körperlichen kräfte nachlassen. all das tut mir nicht so sehr weh wie die tatsache, dass ihr stolz darunter leidet, dass sie so tieftraurig ist und trotz allem immer noch angst hat, das ist schlimm für mich.

ich kann versuchen, beruhigend zu sein udn das ein oder andere mal gelingt mir ein gutes ablenkmanöver, aber ich kann nicht wirklich etwas tun. trotz aller medikamente ist sie so klar und aufmerksam, dass sie sehr genau auf die mo mengen achtet, jede tablette wird inspiziert. wenn sie dabei so skeptisch / böse die linke augenbrauch hochzieht und die tabletten oder mcih ansieht, da wird mir anders. ganz anders. und ich verfluche dass ich ihr etwas hinhalten muss um ihr zu helfen vor dem sie angst hat dass es sie vernebelt. ich verfluche dass das der einzige weg ist, ihr die schmerzen zu nehmen. aber die angst... die zu beherrschen ist weitaus schwerer. vieles hängt mit der psyche zusammen, manchmal auch der schmerz. das eine bedingt so oft das andere. zumindest schmerzfrei ist sie zur zeit. und rastlos. für jede bewegung heben ihr mann oder ich sie in den toilettenstuhl (heben ist nicht ganz richtig, eigentlich unterstützen wir sie vielmehr stark beim aufstehen, hinsetzen, stehen).gestern morgen wollte sie mit dem toilettenstuhl ins bad. dort angekommen wollte sie ins bett, neben dem bett angekommen fragt sie mich, was sie denn dort soll, sie will nicht schlafen sondern in den begehbaren kleiderschrank. ich frage nach aber warum willst du denn in den kleiderschrank? na ich muss mich doch fertig machen wenn ich gleich zum arzt muss. mama, du musst nicht zum arzt. hattest du angst, dass wir dich wegbringen? wir haben dir doch versprochen dass wir das nicht tun, es sei denn du möchtest es. da sagt sie zu mir, dann können wir auch wieder ins wohnzimmer. im wohnzimmer angekommen wollte sie in die küche....

ich habe sie in der nacht mal angesprochen auf diese unruhe. sie möchte weglaufen. udn sie hat angst. das zu hören, stumm zuhören zu müssen und nicht mehr tun zu können, als sie zu streicheln, das ist absoluter horror.

absolut.
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Liebe Grüße - Bibi
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Geändert von Bianca-Alexandra (30.01.2009 um 06:39 Uhr)
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  #1414  
Alt 30.01.2009, 10:54
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo Bibi,

hier ist momentan ganz sicher der einzige Ort, an dem Du Deine Gedanken mal rauslassen kannst. Du bist immer da für Deine Mama und 24 Stunden in Bereitschaft. Da bleibt kaum Zeit für Dich selber. Ich glaube Dir auf´s Wort, dass die ganze Situation der totale Horror sein muss. Ich weiß auch nicht, was es leichter machen könnte und würde Dir doch so gerne irgendwie helfen.

Du schriebst in den vergangenen Tagen mal, dass die Mitarbeiter des Palliativdienstes gesagt hätten, Deine Mama solle sich besser auf die Medikamente einlassen. So wie Du es beschreibst, ist ihr genau das einfach nicht möglich, aus ihrer großen Angst heraus. Ein Kreislauf, der für Euch alle, immens belastend ist. Was sagt denn der Palliativdienst?

Ich gucke heute hier rein, und früher schrieb ich oft, ich wünsche Euch ein gutes Wocheende. Und so widersprüchlich diese Aussage im Hinblick auf die Situation erscheinen mag, aber das wünsche ich Euch von Herzen - ein gutes Wochenende.

Und wiegesagt Bibi, wenn die Möglichkeit besteht, und Du möchtest...dann komm mal runter von der "ich will die Annika nicht belasten - Psychoanalyse " und nimm den Hörer in die Hand.

Annika
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  #1415  
Alt 30.01.2009, 22:43
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,
sitze hier und möchte Dir so gerne etwas tröstliches schreiben. Man sitzt so machtlos hier, fühlt mit, leidet mit, versteht mit. Mit Verstehen meine ich vor allem auch Deine Mama. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, ihren Stolz, die Wut und Verzweiflung darüber, dass alles, was man früher so selbstverständlich machte und konnte, jetzt immer weniger möglich ist. Dass man auf die Hilfe seiner Lieben angewiesen ist, wohlwissend, dass diese es zwar mit ihrer ganzen Liebe und Hingabe gerne machen. Trotzdem ein Gefühl, als würde man seine Würde verlieren, seinen Stolz schwinden sehen, und dann auch noch der Gedanke, dass vielleicht eine Tablette oder Spritze mehr einem auch noch die "geistige Würde" nehmen könnte. Dass man dann, selbst das nicht mehr kann. Und dann verstehe ich natürlich auch Dich, die Du hilflos daneben stehst, unter Dauerstress, Dauerangst, ständig besorgt, alles richtig zu machen, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Du kannst nicht mehr tun, als Du tust, trotzdem möchtest Du es. Es geht leider nicht, Du kannst nur so weitermachen, wie bisher. Ich weiß, dass Du jetzt die Kraft dazu hast, dass alles zu leisten. Man kann so vieles aus Liebe. Deine Mama weiß das und spürt das. Das ist das größte Geschenk, dass Du ihr jetzt machen kannst. Dieser Gedanke wird sie begleiten und diesen Stolz, diesen Stolz auf ihre Tochter, den kann ihr keiner, auch diese Sch....krankheit nicht, nehmen.
Liebe Grüße an Euch. Ich hoffe, Ihr findet heute alle drei etwas Ruhe.
Herzliche Grüße
Mapa
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  #1416  
Alt 31.01.2009, 06:44
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo ihr Lieben,

hallo Anni und Mapa , hallo liebe diana.

wir hatten einen unglaublich gefühlsreichen, aufregenden, beängstigenden, beruhigenden tag.

meine ma sagte mir schon in den letzten nächten dass sie nicht mehr kann. der palliativ dienst hat bereits anfang des monats mit ihr darüber gesprochen dass es die möglichkeit der "finalen sedierung" gibt. das klingt so unglaublich pervers und eigentlich viel eher, als wäre man zu gast bei einem tierarzt.

bevor ich euch von meinem tag berichte möchte ich erklären, was das bedeutet. krebspatienten, vor allem wohl die jüngeren, kommen häufig im endstadium an einen punkt, in dem sie einfach nicht mehr können, nicht mehr wollen. der körper aber - wohl aufgrund des jungen alters - arbeitet weiter. das problem bei der morphin gabe in dieser dosis gestaltet sich bei meiner mutter (der palli dienst hat uns gesagt, dass es bei ihr sehr ungewöhnlich läuft) in folgenden punkten:

ist die dosis so hoch, dass sie angst- udn schmerzfrei ist, verwirrt es ihr den geist unglaublich. man sollte meinen, dass sei eher ein problemempfinden der angehörigen - aber weit gefehlt. wir sind nach wie vor der meinung dass meine ma den weg vorgibt und wir sie begleiten, egal was das von uns erfordert. wichtig ist, dass es ihr weg ist, ihr tempo, ihre richtung.

bei meiner ma aber ist es so, dass sie merkt dass sie nicht mehr in der lage ist, sich klar zu äußern wenn sie eine für die schmerzen und luftnot ausreichende dosis bekommt. in der nacht hat sie mir erklärt dass die worte alle da sind, alle in ihrem kopf. aber sie bekommt sie nicht raus. beides; das körperliche leiden als auch das psychische ist für sie gleich schlimm, nicht mehr auszuhalten. als der dienst heute kam schlief sie und sie sprachen ausführlich mit uns. wir wurden darauf hingewiesen, dass sie langsam an einen punkt kommt, wo zunehmend die fähigkeit sinkt, für sich selbst die richtigen entscheidungen zu treffen. die problematik der morphin dosis (400 - 400 mg granulat MST alle 12 Stunden) wäre ausreichend für die schmerzen,aber dann kommt sie psychisch nicht klar (trotz entsprechender zusatzmedikation), die von ihr reduzierte menge (300 - 300 mg) lässt annähernd die klarheit zu, die sie wünscht aber der preis dafür sind immer wieder kehrende schmerzen und luftnot die wir per spritzen maximal kurzfristig wenn überhaupt bekämpfen können. aber auch vor den spritzen hatte sie eine art angst entwickelt weil sie klar bleiben möchte. bei der finalen sedierung handelt es sich um einen schlaf mittels narkose mittel. wichtig ist, es verändert die lebenszeit in keiner weise, weder verkürzend noch verlängernd. während der zeit bekommt sie die medikamente die notwendig sind weiterhin, nur dann per butterfly subkutan bzw. sofern erforderlich per port nadel intravenös. sie schläft dann hinüber wie ich es gerne formuliere.

der palli dienst führte uns nochmal vor augen was wir schon wussten - sie leidet. sie wollte genau das nicht. außerdem spielt es keine rolle ob nun körperlich oder psychisch, das ergebnis ist dasselbe. diese finale sedierung muss von ihr oder von uns entschieden werden. es muss sich an die menge heran getastet werden, die sie dauerhaft schlafen lässt und wir geben dann alle 4 stunden eine neue injektion. der palli dienst riet uns, mit meiner mutter darüber zu sprechen ob sie das möchte. und er wies uns darauf hin, dass es besser wäre sie entscheidet darüber als dass wir irgendwann gezwungen sind zu entscheiden weil sie es nicht mehr kann. um ehrlich zu sein machte mir das auch wahnsinnige angst, denn ich bin sicher mich hätten für alle zeiten die fragen gequält ob wir uns anders an die richtige morphium dosierung hätten ran tasten müssen, ob man vielleicht die beruhigungsmittel hätte anders dosieren sollen, stimmungsaufheller verabreichen....

wir haben viel geweint in dem gespräch. meine mutter wurde zwischendurch wach, wollte aber niemanden sehen und fühlte sich elend. von schmerzen sprach sie den ganzen tag nicht (die waren erst kurz vor eins weg). sie wollte dann mit mir ins bad, hat sich die zähne geputzt, sich gewaschen (zugegeben, Katzenwäsche). ich saß während dessen hinter ihr auf der toilettenbrille und war tieftraurig. ich genoss diese "zweisamkeit", dieses "vertrauen" wie immer sehr und freute mich sehr darüber, so dicht sein zu dürfen. (als sie schlief ging sie dieses mal ins wasserbett und ich konnte eine weile neben ihr liegen.) im bad sagte sie mir, wir müssen reden. aber nciht erst abends, das ist mir zu spät. mri schoss gleich das gespräch mit dem dienst durch den kopf, aber ich sagte nichts und stimmte nur zu dass wir dann gleich zu dritt sprechen werden.

nachdem wir fertig waren saßen wir also zu dritt im wohnzimmer udn sie sagte, sie kann nciht mehr. das granulat will sie nicht,entweder luftnot und schmerzen oder verwirrtheit und beides scheixxxx.

schweren herzens habe ich gesagt, dass wir nur zwei möglichkeiten haben, ihr zu helfen. entweder die morphin dosis anpassen oder aber sie schlafen zu lassen. sie nickte als hätte sie nur darauf gewartet dass es endlich jemand anspricht. ich möchte schlafen. ich habe noch mal betont, dass sie dann "hinüber" schläft, dass ein narkosemittel verabreicht wird. den prozess selbst hat ihr dann ihr mann erklärt. ja, sie könne nicht mehr und hätte angst, was noch kommt. dann fragte sie uns, was wir denn möchten... wir haben sie angeschaut udn konnten die frage kaum fassen. wir haben gesagt, dass wir möchten, dass sie diesen weg auf ihre weise geht. auf die nach der ihr ist und dass wir diesen weg mit ihr gehen. sie sagte, sie hätte es versucht, aber sie könne nicht mehr aushalten. es stellte sich heraus, dass sie für uns weiterhin durchhalten wollte.

mein gott.

ich habe sie gefragt, ob sie das dem palli dienst selbst sagen möchte und auch, dass es mir lieber wäre, sie würde das tun. ja, das wollte sie. also angerufen dass sie mit ihnen darüber sprechen möchte und sie kamen eine halbe stunde später vorbei. sie hat die möglichkeit, entweder festzulegen, ab welchem "zustand" die sedierung einsetzen soll, oder einen bestimmten tag...

sie sagt, wann sie schlafen möchte und dann schläft sie ein.

meine ma hat gesagt dass sie das möchte. sie hatte schon seit 9 uhr schmerzen !!! aber sie hat nichts gesagt damit wir ihr kein zusätzliches morphium geben und sie bei "klarem" verstand mit uns reden und diese entscheidung treffen kann.

sie war danach so gelöst. so erleichtert als sie mit dem dienst gesprochen hat. sie würde sich wieder beim dienst melden. ihre erzählungen im anschluss, wenn sie noch sehen möchte reichten bis mittwoch, aber länger wollte sie wohl nicht warten. ich war ein bißchen erleichtert darüber, denn ich dachte schon, der dienst gibt ihr sofort eine spritze... gleichzeitig hatte sie es nun ausgesprochen und mir kam es komisch vor, noch weiter zu warten.warum? doch eigentlich nur für uns als angehörige, um uns zeit zu geben. aber eben indem sie weiterhin leidet. denn auf meine frage, ob sie vorher noch jemanden sehen möchte um sich zu verabschieden sagte sie nur, das hätte sie doch schon die ganze zeit gemacht. ja ich weiß. sie plant alles, selbst das.

die nacht war bis vor einer halben stunde furchtbar. sie hat kein auge zubekommen. im 1-2 stündigen abstand haben wir ihr jeweils 50 mg morphin subkutan gegeben. ratlos wie wir ihr helfen könen damit sie schläft. aufgrund meiner angst, sie mit der nadel zu stechen musste ichihren mann das erste mal um 23 uhr wecken, hingelegt hatte er sich erst um 22. wir schlafen natürlich wieder alle im wohnzimmer. die nächste spritze gab ich ihr und mir war elend dabei. dann gab ich ihr außerdem eine rohypnol tablette 1mg (kurznarkotikum als einschlafhilfe) nachdem acuh die letzte 2,5 tavor seit einer stunde erfolglos blieb. es half nicht. dann rief ich den dienst an, sie sagten wir könnten ihr nach einer stunde noch einmal 1mg rohypnol subkutan geben. das brennt so furchtbar, egal wie langsam wir es geben. das traute ich mir einfach nicht zu und habe dann doch ihren mann geweckt. er gab ihr die spritze. keine chance. nach einer halben stunde riefen wir wieder an. wir müssten aber der letzten rohypnol eine stunde verstreichen lassen, könnten es aber nochmal mit tavor versuchen. nichts. kein ruhegefühl bei ihr. dann, nach einer weiteren halben stunde und rücksprache nochmal ein mg subkutan. unglaublich. selbst mit 3 mg hat es noch eine halbe stunde gebraucht bis sie einschlief. ich habe mich durchgesetzt und zum zur ruhe kommen den fernseher ausgemacht, die kerzen an, die elektrischen lichter aus und das radio an. dann ist sie endich eingeschlafen. für ca. eine halbe stunde. gerde wird sie wieder wach. und ich fürchte (eigentlich weiß iches) sie wird morgen dem dienst bescheid sagen dass sie schlafen möchte. sie hat so oft gesagt dass sie nicht mehr kann. so oft.

ich hab angst.
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  #1417  
Alt 31.01.2009, 08:37
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,

ich lese deine Zeilen, und fühle so mit, daß mir die Tränen in den Augen brennen - auch wenn ich im Büro sitze - egal. Es ist so - ihr wollt, daß deine Mama das Tempo, den Weg vorgibt - und doch tut es so weh, und macht Angst...ach Bibi...wie schwer ist das alles.

Ich hab nicht viele Worte...ich fühle mit dir, nehme dich gedanklich in den Arm, und halte dich ganz sanft fest...hoffe, ein bischen Wärme und Kraft kommen dabei rüber, du tapfere starke Tochter. Ich wünschte, ich könnte mal eben um die Ecke huschen, und dich WIRKLICH in den Arm nehmen...

traurige Grüsse
vom Blümchen
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  #1418  
Alt 31.01.2009, 08:47
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,

ich hab geschrieben - wieder gelöscht - geschrieben - wieder gelöscht.

Deine Angst ist so spürbar und so gut zu verstehen. Dennoch ist der Weg ganz sicher der beste für Deine Mama, wenn sie "hinüberschlafen" kann.

Mir fehlen die Worte, ich weiß nicht was ich sagen soll, bin mit Dir traurig. Ich bin für Dich da, wenn Du mich brauchst.

Ich zünde wie immer ein Licht an

Annika
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  #1419  
Alt 31.01.2009, 09:03
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,

ich nehm Dich mal in den Arm.

Dass Du Angst hast, ist doch ganz normal. Ich hatte immer Angst, was jetzt noch kommt, wenn ich zu meiner Mutter gefahren bin. Und sie wollte ja in der Klinik bleiben, nicht zu mir nach Hause, weil sie Rücksicht auf meinen Sohn nehmen wollte. Hospiz war noch die Alternative, aber den Umzug hat sie sich selbst erspart - an dem Tag, wo ich das Aufnahmegespräch gehabt hätte, verstarb sie in der Früh.

Meine Mutter hat ganz klar gesagt - schon weit vorher, dass sie bitte, wenn sie Luftnot hätte, dies verschlafen möchte. Die Ärzte haben sich daran gehalten.

Als sie irgendwann sagte, sie möchte sterben, wurde das auch akzeptiert. Sie konnte auch nicht mehr, hätte auch nur alles mir zuliebe gemacht. Aber ich hab ihr auch klargemacht, dass sie mir nichts zuliebe machen muss - ich müsse das nicht aushalten, sie dürfte entscheiden, wie es weitergeht. Allerdings hat sie lange schon halluziniert, war nur noch zweimal ganz klar, wo wir darüber gesprochen haben. Auch da kam der Wunsch, sie bitte doch ganz abzuschießen, wenn es ihr schlecht ginge, sie merke sowieso, dass sie sterben würde - bald. 2 Tage später hatte sie solche Atemnot, sie war nicht ganz bei Sinnen, aber auf meine Frage, ob ich sie schlafen legen sollte, meinte sie nur: Ja, schlafen. Sie bekam Atosil per Infusion, immer wieder so nachgelegt, dass sie nicht wach wird. Für mich war das schwer, ich hatte genauso Angst wie Du. Angst, alles richtig zu machen. Nur hat mich immer wieder eine Freundin zurechtgerückt, meine Mutter hätte mir alles, was sie wollte, dass gemacht wird, gesagt. Ich solle da nicht zweifeln.

So durfte sie ihren Weg gehen.

So schwer es auch ist, zu wissen, dass die Mutter nicht mehr aufwachen wird, so entspannend war es aber auch zu wissen, dass sie jetzt ruhig schlafen darf.

Ach Bibi, ich drück Dich.

Astrid
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  #1420  
Alt 31.01.2009, 09:25
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,
auch ich habe gelesen, unendlich traurig und doch wissend das es so gut ist.
Hab Dir eine PN geschrieben. Hier möchte ich Dir noch einen Text schreiben, dieses Lied habe ich immer und immer wieder gehört als Peter die letzte Entscheidung getroffen hatte


Wenn all meine Wünsche vergeblich sind,
dann bleibt nur noch einer zu sagen:
ich weiß Du stehst mitten im Lebenswind-
ich wünsche Dir Kraft zum Ertragen.

Ich wünsche Dir Kraft aus der eigenen Mitte,
um Halt zu verleihen, dem unsicheren Schritte.
Und wo es Dir schwerfällt, Dich zu entscheiden,
mögen Dich all Deine Kräfte begleiten.

Ich wünsche Dir Kraft, um Dich selbst zu entfalten,
Deine Stärke den Ängsten entgegen zuhalten.
Ich wünsch, dass die Hoffnung nie fort von Dir geht,
nur weil keine Kraft mehr dahintersteht.

Ich wünsche Dir Kraft, die in den Stand Dich versetzt,
wieder heilen zu lassen, was Dich verletzt.
Ich wünsche Dir Kraft, die Dir Sicherheit gibt
aus dem niemals versiegenden Strom jener Kraft
eines Menschen, der liebt.
(Elli Michler)


Ach, liebe Bibi, ich nehm Dich fest in den Arm und halt Dich so gut es geht
Deine Lissi
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Wege entstehen dadurch,dass man sie geht.
Franz Kafka

Meine Beiträge stellen lediglich meine Meinung dar. Niemand muss sie akzeptieren, jeder darf es. Meine im KK-Forum veröffentlichten Bilder und Texte sind (auch in PN's) mein geistiges Eigentum. Ansonsten berufe ich mich auf die Nutzungsbedingungen des KK.
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  #1421  
Alt 31.01.2009, 09:43
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi

So recht weiss ich auch nicht, was schreiben. Ich habe in den letzten Tagen beim Lesen Deiner Beiträge so manches Mal gedacht "was für einen immensen Lebenswillen hat diese Dame". Es ist unglaublich, vor allem, wenn ich diese Dosierungen sehe.

Und ich bin unendlich froh, dass Ihr jetzt gesprochen habt und zu einem Ergebnis gekommen seid.

Es ist gut so, auch, wenn es wirklich die grösste Liebeserklärung ist, diese ihre Entscheidung zu akzeptieren.

Ich wünsche Euch Ruhe und ich wünsche Euch die Möglichkeit, alles gut auszuhalten. In dem Bewusstsein, dass Ihr Euch liebt.

Thessa
__________________
Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009

Geändert von Thessa76 (31.01.2009 um 17:44 Uhr)
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  #1422  
Alt 31.01.2009, 13:14
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,
wieder fallen mir keine richtigen Worte ein. Dieser Satz "ich kann nicht mehr" und das Ertragen für seine Lieben kommen mir so schmerzlich bekannt vor. Unser letzter Liebesdienst ist der, so wie Ihr auch entschieden habt, dass Deine Mama den Weg vorgibt und ihre Entscheidung, so schmerzlich sie auch ist, akzeptiert wird. Ich denke, dass es instinktiv auch die richtige Entscheidung von ihr ist. Lissi wird es mir nachsehen, dass ich mich ansonsten ihrem Liedtext anschließe.
In Gedanken bei Euch, umarme Dich still und wünsche Deiner Mama, dass es so ist, wie sie es sich vorstellt und sie keine Schmerzen mehr leiden muss.
Deine Mapa
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  #1423  
Alt 31.01.2009, 13:48
Benutzerbild von BirgitF
BirgitF BirgitF ist offline
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Liebe Bibi,

ich bin nicht gut in die-richtigen-Worte-finden und meinen Vorschreiberinnen kann ich voll und ganz zustimmen.

Deine Angst kann ich auch gut verstehen und kann sie Dir nicht nehmen...

Deshalb möchte ich einfach nur sagen, dass auch ich in Gedanken bei Euch bin, Euch Ruhe und Frieden wünsche.

Liebe Grüße
Birgit
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  #1424  
Alt 31.01.2009, 14:12
Benutzerbild von Blume68
Blume68 Blume68 ist offline
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Dieser Text ist für mich etwas ganz besonderes...auch wenn vielleicht nicht jeder mit "dem da oben" was anfangen kann...mit ihm hadert und wütet in diesen schweren Zeiten...mir hat es manchmal Kraft gegeben.

...ich werde heute meine Kerze nicht ausgehen lassen, lasse sie brennen, für dich, deine Mama, und ihren Mann, und bete für alle Kraft, die ihr braucht.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
...
Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen!
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.


von Dietrich Bonhoeffer

In Gedanken bei euch
Blümchen
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die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)
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  #1425  
Alt 31.01.2009, 21:21
Benutzerbild von elli1962
elli1962 elli1962 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,

seit einem halben Jahr lese ich immer nur still bei dir.

Heute habe ich das Bedürfnis dir zu schreiben. Eigendlich fehlen mir die Worte, ich sitze hier und kann meine Gedanken nicht zu Worte formen.

Bibi, ich habe hochachtung vor dir, es ist einfach nur Wahnsinn was du im Moment durchlebst.
Ich habe meine Mama im Juni 08 verloren, und ich kann dir so gut nachfühlen, diese Angst und die Gewißheit, wie es enden wird.
Aber was du mitmachst grenzt schon an...... ich kanns nicht beschreiben.

Du bist so eine supertolle Tochter, ich denke, ich hätte es nicht gekonnt, was du alles für deine Mama tust, wieviel Kraft es auch von dir abverlangt.

Liebe Bibi, ich wünsche dir noch viel Kraft und danke Gott, dass es noch solche Töchter wie dich gibt.

Ich weiß, es gibt keinen Trost,für diesen Weg, aber ich denke sehr viel an dich.

Ganz herzliche Grüße

Elli
__________________
Meine Mama

+15.06.2008

Dich zu verlier'n war schwer,
Dich zu vermissen noch viel mehr
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