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  #166  
Alt 21.04.2006, 06:28
Wolke Wolke ist offline
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Ich habe geschrieben, dass ich diese Frage nicht mag Wie geht es dir.

Aber nur, weil ich glaube, dass die Antwort nicht interessiert (ausgenommen wenn sie hier gestellt wird)

Das Leben ist einfach zu oberflächlich. Ich mag den anderen nicht anlügen. Sage ich aber schlecht, so denkt er vielleicht, da er mich nicht gut kennt, dass will ich jetzt gar nicht alles wissen. Ich wiederum will es gar nicht alles erklären. Vielleicht bin ich auch in Bezug auf diese Frage besonders empfindlich, aber ich finde sie halt sinnlos und weiß nicht wie ich drauf antworten soll.

Wenn ich in der Situation bin, dass ich nicht weiß, wie ich mit jemandem umgehen soll, dann überlege ich mir kurz, wie ich mich wohl in der Situation fühlen würde, auf der anderen Seite.

Warum sagt man nicht einfach, dass man nicht weiß, wie man sich verhalten soll? Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich gefühlt hab.
Als ich wieder arbeiten ging, da dachte ich, alle glotzen mich an und ich kam mir vor wie ein Außerirdischer. Man kann doch auch sagen: Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.

Ich selbst hab es gesagt, als meine Ma eingeschlafen war und mein Vater und ich wie vom Donner gerührt fassungslos neben dem Bett standen Es konnte, es durfte doch nicht sein. Es ging ihr doch gut!

Ach, ich schweife ab.

Wolke
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  #167  
Alt 21.04.2006, 09:54
Andrina Andrina ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Guten Morgen miteinander

Ja, ja... unsere lieben Mitmenschen! Auch ich bin empfindlich geworden! Bei meinen Freunden allerdings weiss ich, dass sie es nur gut mit mir meinen und auch wenn ich manchmal denke, musste das jetzt kommen, das war tatklos usw. versuche ich doch auch Verständnis aufzubringen! Allerdings kommt das Verständnis zum Teil erst, wenn ich mich bei meiner Schwester oder meinem Freund ausgiebig darüber beklagt habe!

Schlimmer ist es da mit Leuten, die ich zwar oft sehe, die mir aber nicht so nahe stehen um wirklich darüber reden zu können oder zu wollen! Ich denke, das ist die Oberflächlichkeit die Wolke gemeint hat! Bei solchen Leuten habe ich auch keine Lust über mein Befinden zu sprechen, mich zu erklären und möchte einerseits, dass sie mich in Ruhe lassen und andererseits, dass sie Anteil nehmen und ein klein wenig mit mir mitleiden!

Schlimm finde ich auch Leute, die einfach anfangen zu plappern und überhaupt nicht merken, wieviel Porzellan sie bereits umgestossen haben! Ein Beispiel meiner Arbeitskollegin: Zuerst ein endloses Geplapper über ihre Kinder, deren Geburtstage und Hobbies usw., dass mich schon im "normalen" Zustand nicht besonders interessiert und dann erzählt sie mir, dass ihre Schwägerin sie angerufen habe und ihr ihr Leid geklagt habe. Geschichten über ihre Schwägerin habe ich schon öfters gehört und glaubt mir, diese Frau hat keine Probleme, sie macht sich welche. Mein schwaches "Hmm" übergeht sie einfach und kommt zur Ursache des Problems. Die Schwiegermutter nimmt dem Kind der Schwägerin ungefragt den Schnuller aus dem Mund, was die Schwägerin wiederum nicht erträgt. Ich hab dann nur so gesagt, ja also wenn sie keine anderen Probleme hat, ist ja gut und hab weitergearbeitet.

Und am allerschlimmsten ist es mit Leuten, die jammern! Mein Papi, und sicherlich auch eure Lieben, hat so viel ertragen und zum Schluss so gelitten und kein einziges Mal hat er sich beklagt oder gejammert! Wenn ich dann Leute höre, die jammern wie schlecht es ihnen geht, weil sie mal wieder Schnupfen haben oder schlecht geschlafen haben, bekomme ich fast die Krise! Generell Leute, die jammern oder grundlos (meiner Meinung nach) unzufrieden sind, kann ich nicht ab!

Aus meinem "früheren" Leben weiss ich noch, dass ich meistens, wenn jemand gestorben ist, nach einem kurzen, ja wahrscheinlich sehr kurzen Innehalten und Erschrockensein die Gedanken aus meinem Kopf verdrängt habe und wieder zur Tagesordnung übergegangen bin! Leute, die nicht mit Krankheit, Sterben usw. konfrontiert sind, möchten sich verständlicherweise nicht allzulange mit diesen Themen beschäftigen und lieber ihre Unbeschwertheit und heile Welt geniessen! Auch ich habe meine Unbeschwertheit und meine heile Welt geliebt! Von daher bin ich meinen Freunden dankbar, denn ich schreibe und spreche sehr viel über meinen Papi, seine Krankeit und meine Trauer und dass sie mir zuhören und meine Trauer annehmen und Ernst nehmen, bedeuted mir sehr viel! Denn ich erzähle nicht von einer heilen Welt, ich erzähle vom Leben und vom Sterben, von Trauer und Leid!

Liebe Grüsse und euch allen ein angenehmes Wochenende!
Andrina


PS. Das mit dem Trauertier ist übrigens wirklich ein sehr guter Vergleich! Auch ich empfinde es so, dass mich dieses Tier zuweilen sehr heftig und oft auch überraschend anspringt und ich ihm einfach ausgeliefert bin! Heute ist es bis jetzt zahm, aber am schlimmsten ist es bei mir sowieso immer abends!
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  #168  
Alt 22.04.2006, 01:20
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AndreaS AndreaS ist offline
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Nachtgedanken:

Ich hatte es bereits an anderer Stelle geschrieben, denke aber auch in unsere Runde hier passt es ganz gut, betrifft es uns alle auf der einen wie auf der anderen Seite, mal mehr, mal weniger:

Was bleibt uns übrig?

Manchmal frage ich mich, was man nicht alles erleiden müsste, wenn man jede Sache und alles, was es an Schicksalen und Traurigkeiten auf dieser Welt gibt, ernst nähme, sich seine Gedanken darum machen würde und all das selbst mitfühlen sollte.

Unser ganzes Leben, wenn ich so nachdenke, besteht nur aus einem Sinn: einfach da zu sein und Menschen zu suchen und versuchen zu finden, die mir, wo ich nun mal da bin, helfen und Zuneigung und manchmal Liebe schenken sollen.

Alles andere ist, wenn man genau nachdenkt, von Geburt über Kindheit, von Schulzeit, Beruf und Geldverdienst, nichts anderes, als ein dauerndes Versuchen und Bemühen, sich selbst liebenswert und das eigene Leben lebenswert zu machen.

Auf dieser Suche geht man manchmal viele Wege der Verzweiflung und der Hoffnung und man versucht, sich immer selbst zu schützen und ist froh, wenn man von der Trauer und dem Unglück des anderen nicht allzu viel abkriegt. Man bleibt solange unbeteiligt und ohnmächtig, bis einem von den Bekannten, den Freunden oder Verwandten etwas zustößt.

Ich spreche jetzt gerade vom Tod.

Da wird man auf einmal wachgerüttelt und erschrickt so sehr, dass man Hilfe anbietet, das Leid teilen will, und dass es wohl so bestimmt war, wenn der oder der nun nicht mehr lebt. Aber was bleibt einem denn übrig, als weiterzumachen, trotz Trauer und Schmerz?

Übrig bleibe nur ich selbst, der es schaffen muss, wieder Sinn im Leben zu sehen.
Denn so grausam das Leben auch ist, so sehr lieben wir es, trotz allem, was uns Tag für Tag aufs Neue zu Tränen rühren kann.

(Martin Storb)

LG
Andrea
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  #169  
Alt 22.04.2006, 11:56
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AndreaS AndreaS ist offline
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Zitat:
Übrig bleibe nur ich selbst, der es schaffen muss, wieder Sinn im Leben zu sehen.
...vielleicht gelingt es auch, indem man sich den Blick für manche wunderschönen Dinge bewahren kann.

Ich schick euch mal zwei Seelenbilder zum Wochenende, verschiedene Plätze auf der Welt, aber warm ums Herz wird einem wohl überall da, wo die Seele sich zu Hause fühlt, im Wald, am Meer oder wo auch immer....




Ich wünsche euch ein wenig Seelenfrieden an diesem Wochenende

LG
Andrea
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  #170  
Alt 22.04.2006, 14:29
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AndreaS AndreaS ist offline
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Briele darf sich hier offensichtlich nur noch "kurz fassen"

Wegen technischer Probleme deshalb nochmals auf diesem Wege Brieles Beitrag:


Hallo, Ihr Lieben,

WOLKE, liebes Wölkchen, als ich Deinen Beitrag las, dachte ich, oh je, meine Gedanken werden hoffentlich nicht als Kritik angekommen sein. Ich wußte nicht mehr, daß Du das geschrieben hast, beim Lesen hatte ich mir damals gedacht, ja, es stimmt immer alles: das nicht Angesprochen werden wollen, das Vermissen der Ansprache auf der einen Seite, das Fragen und das Nichtfragen auf der anderen Seite.

Liebe ANDREA, den Text von Martin Storb kannte ich nicht. Ich finde ihn gut. Nun nage ich besonders an dem Satz ....“die Versuche sich selbst liebenswert zu machen“ .... herum. Da könnte ich nun wochenlang daran nagen, soviel fällt mir da an eigenen und miterlebten Beispielen ein. Ich werde es aber nicht tun, ich bin mir sicher, das macht mich nicht froh, es genügt an diesen Satz zu denken.

Gut gefallen mir seine Gedanken zum Sinn des Lebens. Ich denke mir, wenn es nach dem Tod so etwas wie DIE Frage an mich gibt, dann vielleicht: wie warst du zu dir, wie warst du zu den anderen, was hast du gemacht?

Ich kann auch etwas mit dem Gedanken anfangen, der Sinn des Lebens ist: zu leben.

Nach der Begleitung in der Krankheit, beim Sterben denken wirklich ganz viele Menschen nun möchten sie einen Teil ihrer Energie und Zeit der Hospizbewegung oder einer ähnlichen Einrichtung widmen. Ich habe einmal gehört, würden nur 5% es wirklich tun, die Hospizbewegung könnte sich der Menge ehrenamtlicher Hilfen nicht mehr erwehren.

Bis Mitte Mai verabschiede ich mich jetzt. Ich wünsche Euch einen guten Austausch hier, liebe Begegnungen im wirklichen Leben und wie immer alles Gute.

Eure Briele
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  #171  
Alt 22.04.2006, 20:54
gaertner gaertner ist offline
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hallo andrea,


der baum ist wunderschön


LG gaertner
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Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
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  #172  
Alt 23.04.2006, 10:05
Blue Blue ist offline
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Guten Morgen zusammen,

ja, Sonntagmorgen, bin mal wieder aus dem Bett gefallen. Aber eigentlich ist es eine gute Zeit, Stille hier im Haus, die Vögel sind schon munter. Platz, Zeit und Raum für Gedanken, die sonst nur unterschwellig durch den Kopf summen.

Liebe Monika62,

als Jürgen noch hier bei mir war, bekam ich von vielen Menschen gesagt, vielleicht möchte Jürgen nicht gehen, eben weil ich immer um ihn rum bin. Ich hab das immer von mir gewiesen, sagte immer, wenn er das möchte, hat er sehr wohl die Möglichkeit. Jürgen hat sich anderst entschieden. Deine Mutter wollte alleine gehen und so muß es für Dich in Ordnung sein. Sie ist ins Licht gegangen und es geht ihr ganz bestimmt gut dort. Du wirst sie nicht vergessen und vielleicht gelingt es Dir, Deinen Frieden damit zu schließen, eben weil Du ihr beigestanden hast

Liebe Petra40,

an manchen Tagen kommen einfach die Bilder. Sie sind fest in unseren Köpfen und manchmal kaum auszuhalten. Sicher nicht, weil wir die Bilder vergessen möchten. Nein, sondern einfach weil alles wieder hochschwappt, die Gefühle, der Schmerz, die Fassungslosigkeit. Oh, ich hab keine 4 Monate gewartet bis ich wieder ins Leben raus gegangen bin und gelacht habe. Im Kopf traf ich immer wieder die Entscheidung fürs Lachen, nicht fürs Weinen. Deshalb tut es mir nicht weniger weh, aber so war das in unserem Leben. Bei der Wahl zwischen Lachen und Weinen haben wir immer gelacht – warum sollte ich das anderst machen? Der 1. Jahrestag – ist sehr schwer, mir steht er noch bevor. Warum solltest Du nicht weinen dürfen? Warum solltest Du Dich zusammenreißen? Wer weiß schon, wie Du Dich fühlst?

Hier im Haus hat mir kurz nach Jürgens Tod jemand erklärt, ich hätte es besser. Mein Mann wäre gestorben, seine Mutter ist von ihrem Mann verlassen worden, das wäre viel schlimmer. Ich hab erst mal tief Luft geholt. Nein, wenn jemand verlassen wird, hilft die Wut über das Verlassensein hinweg, was sollte einem helfen, wenn der Partner gestorben ist? Der junge Bursche hatte rote Ohren und er wird ganz sicher diesen dummen Satz nie wieder zu irgend jemand sagen – ganz sicher.

Liebe Annemone,

auch das kenne ich, das Heimkommen in die Leere und Stille. Und immer flüstert es im Kopf, wenn er noch da wäre, würden wir „Nachlese“ machen. Gemütlich zusammen sitzen, alles nochmal bereden. Ein Stups, ein Streichler. Oh Mann. Aber wie sagte einmal ein herzloser Mensch zu mir? Daran musst du dich gewöhnen! Muß ich? Nein, werde ich auch nicht. Ich wünsche Dir, daß die neuen Eindrücke von Deiner Reise lange vorhalten und Dich über viele stille Stunden trösten können.

Liebe Petra S,

so kleine Teufelchen sind manchmal ganz gut. Meine Teufelchen sitzen im Bauch. Wenn der Bauch sagt, bleib da mal lieber weg, dann kneife ich. Aber ist das kneifen? Eigentlich nicht. Es ist wohl das einschätzen, ob es einem gut tut. Wenn man sich zwingt, etwas zu unternehmen was sich nicht gut anfühlt, dann geht es doch meist in die Hose. Aufgefangen wird man dann von den wenigsten. Das Leben geht weiter? Nein, Seins nicht, meins nicht in der bisherigen Form – also was soll der Spruch?

Liebe Wolke,

die Frage wie geht es Dir? Ich denke oft, es ist so eine Verlegenheitsfrage der lieben Mitmenschen. Sie möchten nicht einfach zur „Tagesordnung“ zurückkehren, wäre uns auch nicht recht. Und die Frage kommt wie selbst von den Lippen. Ja, oft stelle ich sie selbst. Wie geht es dir? Meine liebe Freundin gewöhnt mir das jetzt im Moment ab. Ihre Antwort ist da stets: was willste hören? Ist ne gute Frage – finde ich. Vielleicht ist das die passende Antwort darauf?

Liebe Monika W,

unser Ehering. Ich trage meinen noch da, wo er immer war, denn eigentlich fühle ich mich sehr verheiratet. Ganz sicher werde ich ihn mein Leben lang tragen, vielleicht wandert er irgendwann mal weiter, vielleicht bleibt er da, wo er jetzt ist. Das mache ich aus dem Bauch raus. Jürgens Ring liegt bei seinem Bild. Der Pflegedienst meinte, ich solle ihn behalten als Erinnerung. In der Zeit hab ich still alles gemacht, was man zu mir gesagt habe. Und so liegt sein Ring beim Bild. Immer wenn ich den Ring in die Hand nehme ist der Tag ganz nah, an dem wir diese Ringe aussuchten. Und so sitze ich jetzt da, der Tag tut mir jetzt, heute weh, weil er Vergangenheit ist, weil ich daran hänge, an der Vergangenheit und weil es kein heute mehr gibt.

Ich habe auch keine schwarze Kleidung getragen, sondern hab es so wie immer gemacht. Wenn es mir nicht gut geht, finden meine Hände dunkle Kleidung. Es war schon immer mein Symbol. Die schwarze Kleidung als Zeichen der Trauer ist doch nur für unsere Mitmenschen, davon hat niemand etwas.

Liebe Sandra,

auch beim immer wieder lesen, bekomme ich noch Gänsehaut. Da hat Dir ein ganz besonderer Mensch geschrieben und ich denke er hätte keine besseren Worte finden können.

Liebe Briele,

ja, uns kann man es nicht recht machen. Aber! Wir dürfen das jetzt! Menschen die uns nahe stehen, die mitfühlen können, verzeihen uns alles. Eben weil wir aus dem Takt gekommen sind, eben weil wir versuchen im Leben wieder Fuß zu fassen. Wie war ich in dem anderen Leben, in meinem Leben mit Jürgen? Da gibt es eine Freundin, die mit 32 Jahren ihren Freund durch einen Verkehrsunfall verloren hat. Ich nahm mir Zeit für sie, klar. Hab sie immer und immer wieder zum reden gebracht. Konnte ich wirklich nachempfinden wie es ihr geht? Ich glaube nicht. Und jetzt hat sich das umgedreht, jetzt nimmt sie sich Zeit für mich, bringt mich immer wieder zu reden und weiß wie ich mich fühle. Erzählt mir wie es ihr geht. Ja, spendet Trost, zieht mich ins Leben zurück – aber immer nur so, wie ich es vertrage.

Andere Seite – ein Mann mit über 80. Da sitze ich sprachlos da und denke wiederum – das ist jetzt nicht wahr! So viele Jahre mehr. Neid? Vielleicht. Sicher, das Alter spielt keine Rolle, der Schmerz ist gleich.

Liebe Andrea,

Dir schicke ich einen riesen Knuddler. Wie sieht es aus, rennen wir über die Felder und schlagen Haken?

So, jetzt habe ich eben doch zu vielem meinen Kommentar abgegeben, weil ich immer mitgelesen habe und einfach nicht den Dreh gefunden habe selbst zu schreiben. Die Sonne scheint durchs Fenster, das Haus wacht auf, mal schauen, wo ich den Hammer liegen gelassen habe. Ja, ich hab an Ostern angefangen zu renovieren und habe mich dabei ziemlich überschätzt. Nun, eine gute Woche später bin ich fast fertig, mit dem Spitzboden und auch körperlich, ich denke das ganze Haus atmet auf. Ich brauchte Fingerarbeit, dabei kann ich meine Gedanken am besten sortieren, bei mir schließt sich das Jahr. Und jeden Tag höre ich Jürgen sagen: daß du immer gleich übertreiben musst….

Euch allen einen schönen Sonntag.

Liebe Grüße
Bruni
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  #173  
Alt 23.04.2006, 11:00
Monika W. Monika W. ist offline
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Lächeln AW: Stammtisch

Liebe Bruni,

danke für Deinen Kommentar.
Ich werde jetzt den Hund schnappen und mit ihm über die Felder rennen.



Moni
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  #174  
Alt 23.04.2006, 11:17
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AndreaS AndreaS ist offline
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Guten Morgen @all


Claus Ehering habe ich in seinen Verlobungsring gesteckt - beide Ringe vereint. Diese liegen nun in meinem Hängeschrank mit anderen wertvollen Erinnerungsstücken, z. B. das erste Muttertagsgeschenk unseres Sohnes. Neben den Ringen ist auch die Dose mit dem Sand aus Kreta. Es ist nicht mehr der ganze Sand drin, einen Teil haben wir an der Beerdigung in sein Grab geschüttet. Den Rest haben wir aufgehoben. Auch der wird in dieses Grab geschüttet werden, dann, wenn ich wieder bei ihm sein darf.

Die schwarze Kleidung. Es war entsetzlich! Mochte ich nie! Mochte Claus nicht! Ich hab sie aus Schutz getragen, ca 4 Wochen, der hilflose Versuch "DUMMKUH"auf Abstand zu halten, optische Bitte, mich noch nicht wieder voll zu belasten. Ein Versuch war es wert. Aber wer nicht sehen will, wer nicht fühlen will, wen es nicht interessiert, der bemerkt nichts, auch keine Trauerkleidung. Somit haben diese schwarzen Teile nur bewirkt, dass ich mein Spiegelbild noch weniger ertragen konnte. Zu dunkel, zu hoffnungslos, nein, es hat mir nicht gut getan. Wie lange hätte ich sie auch tragen sollen? Die Angriffsfläche ist nach wie vor so groß, hat sich nicht wirklich was geändert.

Zitat:
und habe mich dabei ziemlich überschätzt
nein meine liebe Bruni. Du hast DICH nicht überschätzt. Du hast nur auch hier nicht sehen wollen, dass manches ganz einfach länger dauert Passiert uns das nicht schon eine ganze Weile so?

Ansonsten Bruni, du weißt, dass ich mit dir überall hinlaufe, durch Felder und Wälder, einfach der Seele nach. Nur heute werde ich KEINE Haken schlagen. Nein, heute nicht. Die Sonne scheint und ich geh gleich los zu " meinen " Griechen Ostern feiern. Ostern, das dieses Jahr erstmals für mich eine andere Bedeutung hat als all die Jahre zuvor...Und ich nehm dich mit, wenn du magst

Gaertner hat gestern zu mir gesagt, dass das zweite meiner Seelenbilder etwas Spirituelles hätte. War mir nie wirklich aufgefallen. Aber ob es genau aus diesem Grund entstanden ist: Auf dem Weg ins Licht? Auch hier ein Zeichen? Passend zu dem Frosch auf dem Stuhl? Ja, irgendwie hat Ostern an Bedeutung gewonnen.


Kommt gut durch diesen Tag, meine lieben Stammtischler/innen. Lasst es einen guten Tag werden...

LG
Andrea
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  #175  
Alt 24.04.2006, 10:42
Brooklyn Brooklyn ist offline
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Hallo Ihr lieben!
Glaube jeder hat die Ostertage mehr oder weniger gut ohne unsere geliebten Menschen verbracht. Es war diesmal so einsam, da ich sonst immer zu meinem Dad gefahren bin, da er so weit weg wohnte und wir uns hauptsächlich nur an den Feiertagen gesehen haben. Es war komisch so ganz ohne Familie plötzlich da zu stehen. Ich glaube aber fest daran das mein Dad zwar nicht für mich sichtbar, bei mir war um mir Gesellschaft zu leisten. So wie es bei euch mit Sicherheit auch war. Man kann es nicht erklären doch man spürt es. Es sind jetzt eben alle unsere Wenn ich all eure Beiträge lese, kommen mir oft die Tränen und ich frag mich, warum das Leben so Grausam sein kann. Jemanden den lieben Mann, Vater oder Mutter weg zu nehmen. Wenigstens finde ich langsam zurück zum Leben und hab mir vorgenommen es zu genießen sogut es geht. Man weis nie was noch kommt. Ich wünsche euch allen so viel Kraft bald zurück ins Leben zu finden. Auch wenn sich das jetzt vielleicht unpassend oder doof anhört. Vorallem wünsche ich euch das der Schmerz bald nachlässt und ihr nur noch an die glücklichen und schönen Tage zurück denken könnt. Denn wir schon hier erwähnt wurde, jeder Sonnenstrahl ist das Lächeln von euren geliebten Menschen, damit es euch wieder besser geht. Denn sie wollen nicht, das ihr so leidet...
Alles liebe
Alexandra
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  #176  
Alt 24.04.2006, 12:56
monika62 monika62 ist offline
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hallo ihr lieben,
danke für anteilnahme. konnte mich bis jetzt nicht melden, da ich viel zu tun hatte, beerdigung u.s.w. na ihr wißt schon.
viele fragen mich, wie es mir jetzt geht und ich kann nur sagen gut. irgendwie finde ich es selber ein wenig seltsam aber ich glaube, da ich die ganze zeit bei ihr war habe ich es vielleicht schon dabei verarbeitet und es war eine erlösung für sie, da sie die letzten tage so schwer gekämpft hat. natürlich war es auch eine erleichterung für uns angehörige, die dies mitgemacht haben. denn die qual und die pein die sie mitmachen mußte (ich hoffe, sie hat es nicht realisiert, denn sie war nicht mehr ansprechbar) war grausam. deshalb vielleicht das gefühl der erleichterung und keine große trauer. aber wer weis, es kann auch noch kommen.
ich danke euch nochmals für eure anteilnahme und die kraft, die ihr mir gegeben habt um diese schwere zeit durchzustehen.

bis dann
monika
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  #177  
Alt 24.04.2006, 13:30
Brooklyn Brooklyn ist offline
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Hallo Monika!
Habe gerade deinen Beitrag gelesen und es kommt mir sehr bekannt vor. Ich war zwar wie ferngesteuert als ich alles Regeln musste wie Beerdigung usw, aber irgendwas war anders als sonst. Ich hatte stellenweise sogar ein schlechtes Gewissen, kam mir vor als würd ich nicht richtig Trauern. Obwohl der Schmerz tief sitzt und ich ihn mehr als alles andere Vermisse. Vielleicht hast du Recht und man hat innerlich sich auf das alles vorbereitet in der Zeit wo man sah das es leider zu Ende geht. Bin froh das gelesen zu haben. Klar fehlen tuen sie uns in jedem Fall, doch die Trauer ist anders als damals wo ich meine Oma oder Opa verloren habe. Hoffe nur für uns das der große Knall wo alles wieder hoch kommt nicht zu heftig wird. Dir alles liebe und weiterhin viel Kraft...
Alexandra
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  #178  
Alt 24.04.2006, 21:35
AndreaM AndreaM ist offline
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Hallo an alle,

ich war eine ganze Weile nicht hier - und finde jetzt einen so schönen Stammtisch - Andrea, diese Idee war großartig!

Ich bin eben hängengeblieben an Monikas Beitrag - und dachte, ja, so habe ich mich Anfang des Jahres auch gefühlt. Meine Mami ist im September gestorben, und ich dachte, ich würde wieder ein ganz normales Leben führen. Aber erst letzte Woche habe ich gesehen, das war ganz und garnicht der Fall. Gemerkt habe ich das, weil ich gelacht habe. So richtig. Weil ich zum ersten Mal seit - ich erinnere mich garnicht - etwas wirklich und von ganzem Herzen lustig finden konnte. Ich bin fast erschrocken, musste aber an den Satz "ich darf das jetzt" denken - und habe beschlossen, dass er in diesem Moment für mich galt.

Ich hoffe, dass sich hier jemand mit mir freuen kann - denn irgendwann wird es jedem hier so gehen - irgendwann wird jeder den Kopf so richtig aus dem Trauerloch strecken können. Ich weiss nicht, wie lange es andauern wird, ich bin sicher, es wird immer wieder Situationen geben, in denen ich in dieses Loch falle - aber ich möchte dass ihr alle wisst: es fühlt sich großartig an, wenn man irgendwann wieder rausschaut!

Ich wünsche Euch allen hier, dass die Frühlingssonne ihren Beitrag dazu leistet, und dass auch Ihr einmal von ganzem Herzen lachen könnt!

Liebe Grüße
Andrea
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  #179  
Alt 24.04.2006, 23:02
Misa Misa ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo zusammen,

ich muss einmal etwas schreiben, was ihr vielleicht nicht verstehen werdet. Aber es geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Irgend jemand hat hier einmal geschrieben (ich weiss nicht mehr wer und ich will ganz sicher niemandem zu nahe treten), dass gesagt wurde, dass eine Trennung des Partners genau so schlimm sei, wie der Tod. Der/die jenige konnte das nicht verstehen und war erbost.
Dazu möchte ich etwas sagen. Ich hatte auch einmal einen Mann, der mich nicht mehr wollte, der sich von mir getrennt hat. Das war sehr schwierig für mich. Ich habe ihn immer noch sehr gern gehabt, aber er wollte mich nicht mehr. Ich war "gezwungen" ihn zu vergessen, ihn auch nicht mehr zu lieben. Er wollte mich nicht mehr sehen. Er wollte mich micht mehr haben. Ich musste irgendwie aufhören an ihn zu denken, aufhören ihn lieb zu haben. Das ist sehr schwer und auch sehr schmerzhaft.
Das ist natürlich nicht damit zu vergleichen, wenn der liebste Mensch, den man hat, sterben muss. Aber:

Mein Micha ist jetzt 33 Wochen tot. Ich habe immer noch nicht begriffen, dass er wirklich tot ist und nie wieder kommt. Aber ich brauche nicht aufhören ihn zu lieben. Er lebt in meinem Herzen. Er wollte mich nicht verlassen. Er wollte bei mir bleiben, wollte nicht sterben. Und ich kann immer noch etwas für ihn tun. Ich gehe jeden Tag zum Friedhof. Nicht, weil er mir da nahe wäre. Ganz und gar nicht. Ich bin auch nicht gläubig. Aber der Weg ist das Ziel. Ich habe das Gefühl, ich gehe jetzt zu Micha. Ich kann sein Grab pflegen, ich kann ihm Blumen bringen. Das ist das einzige, was ich noch für ihn tun kann. Aber ich kann etwas tun. Versteht ihr das? Die Liebe bleibt. Sie ist in unseren Herzen. Wenn man verlassen wird, ist das nicht so. Micha ist immer bei mir, auch wenn ich ihn nicht mehr sehen, hören oder berühren kann. Er ist da. Er wollte ja nicht gehen. Er hat mich geliebt. Bis zum Tod.

Ich weiss nicht, ob ihr das verstehen könnt. Ich kann das schriftlich auch nicht so rüber bringen. Gedanken in Worte fassen ist für mich sehr schwierig. Ihr könnt jetzt auch über mich schimpfen, aber das musste ich mal loswerden. Unsere Partner/Eltern/Kinder usw. wollte uns nicht verlassen. Sie haben uns geliebt. Und wir können sie weiter lieben. Der Tod eines geliebten Menschen tut verdammt weh und ich weiss, das ich mit dem Verdrängen, dem Funktionieren, dem nicht Verstehen, dem Versteinern sicher nicht auf dem "richtigen" Weg bin, aber im Moment ist es einfach so, dass die Liebe bleibt. Und die Gewissheit das mein Micha nicht gehen wollte, bei mir bleiben wollte, mich lieb gehabt hat, ist, wie soll ich sagen: Anders herum: für mich war es fast quälender nicht mehr gewollt zu werden. Aber: ich fürchte mich davor, wenn ich wirklich begreife, dass Micha tot ist. Vielleicht sehe ich das dann ja alles anders.

Wenn jemand zu mir sagt, du bist doch noch so jung, du findest bestimmt noch jemand anderen. Dann sage ich immer: Micha war mein Mann und IST mein Mann und er wird es IMMER bleiben. Auch wenn wir nicht verheiratet waren und er jetzt tot ist.

Nur wer vergessen ist, ist wirklich tot.

misa
(Sandra)
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  #180  
Alt 25.04.2006, 05:08
Monika W. Monika W. ist offline
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Beiträge: 123
Standard AW: Stammtisch

Hallo Sandra,
ja, Du hast recht, nur wer vergessen wird, ist tot. Wir vergessen unsere Lieben nicht und es ist ein Trost, ans Grab zu gehen und jetzt zu pflanzen oder einfach nur mit ihnen dort zu reden.
Ich glaube daran, daß die Sterbenden nur in eine andere Lebensform wechseln, die für uns nicht zu begreifen ist. Das gibt mir jeden Tag auch Trost, zu wissen, daß es ihm dort jetzt besser geht als hier- und natürlich auch, daß er uns geliebt hat und nicht freiwillig gehen wollte.


Moni
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