Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 02.09.2014, 18:01
Lucie77 Lucie77 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 02.09.2014
Beiträge: 4
Standard Magenkrebs im Endstadium

Hallo Ihr Lieben,


ganz lange Zeit habe ich hier nur mitgelesen. Ich hatte nicht wirklich den Mut hier etwas von dem zu schreiben, was mich und meine Familie seit Monaten begleitet.
Aber nun....da es dem Ende zu geht...und ich nicht weiß wie ich das alles am Besten verarbeite...hab ich mich doch dazu entschlossen.


Bei meinem Opa wurde Januar 14 Magenkrebs diagnostiziert.
Als er schon nicht mehr schlucken konnte...und leider waren auch schon Metas im Bauchfell und in der Leber.
Erst waren wir alle fertig, und ich glaube, dass ich eigentlich gar nicht richtig fassen konnte, was das bedeutet.
Mein Opa entschloss sich zu der Chemo und wir wurden alle wieder recht zuversichtlich, dass wir noch einige Jahre was von ihm haben werden.

Die Metas gingen zurück, der Krebs verkleinerte sich, und er konnte wieder besser essen.
Ihm wuchs jedoch am Hals ein Geschwür-ähnliches Etwas, wobei dir ärzte erst sagten, dass dies damit nichts zu tun hätte.
Sie untersuchten es dann, auf bitten meiner Oma, da es immer größer wurde, sich sogar entzündete, und es stellte sich heraus, dass es eine Krebsablagerung war.
Diese musste entfernt werden, was hieß, dass mehr als 4 Wochen keine Chemo möglich war.

Nach dieser langen Zeit viel mehr und mehr auf, dass Opa wieder schlechter essen konnte.
Er war sehr schlapp, obwohl er gar keine Chemo kriegte.
Das CT bestätigte, was wir vermuteten: Tumor ist gewachsen, mehr Metas.

Meine GRoßeltern wollten nochmal in den Ulraub fahren, sodass die Chemo erst in ca 2 Wochen weiter gehen sollte.
Doch im Ulruab fühlte opa sich schon nicht gut.
Er war schlapp, lag den ganzen Tag, konnte sich nicht aufraffen, hatte Bauchschmerzen.
Nach einer Woche brachen sie den Urlaub ab.
Als Sie zu Hause waren, hatte OPa Blut im Stuhl, und sie fuhren ins Krankenhaus.
Der Tumor blutet, sagten sie.
Sie versuchten ihn zu veröden, um die Blutungen zu stoppen.
Dies schien erst zu funktionieren, Opa versuchte zu essen, einiges ging, wie suppenähnliche Dinge, anderes gar nicht. Ihm wurde schnell schlecht, er schlief viel, war blass, und konnte sich kaum halten wenn er im Bad war um sich zu rasieren.

Scheinbar wurde es nicht besser....also schauten die Ärzte erneut...der Tumor blutete nun so stark, dass sie mit 2 Beuteln Blut pro tag gar nicht hinterherkamen....OPa brauchte auch blutverdünner, da er sonst eine Lungenembolie kriegen könnte, was die Blutgerinnung nicht ermöglichte.
Diese wurde abgesetzt bzw weniger dosiert...aber auch das brachte nichts.

Nach einer Woche entschieden sie sich, den Tumor von der Versorgungsarterie zu trennen.
Sie sagten, dass sei die einzige Chance die es gibt, aber Aussicht gibt es kaum, denn wenn der Tumor zerfalle, meinten sie, werden die Blutungen vielleicht noch schlimmer.

Nun, dies ist jetzt einige Tage her....am Sonntag war ich das letzte mal im Krankenhaus, es war so schlimm meinen OPa da so liegen zu sehen.
Eigentlich war er aus unserer Familie immer der stärkste, war nie krank, kaum gefühlsduselig, immer ehrlich.
Und jetzt, wo er nichts mehr selber kann, nur noch schläft und daliegt, das ertrage ich kaum anzusehen.
Ich kann niemanden trösten, ich kann mich kaum selber trösten.
Eigentlich bin ich damit lieber allein als im Kreis der Familie, so komisch es sich anhört.

Er kriegt jetzt nur noch Morphium, sein linker Arm ist taub(kann mir einer sagen, was das vllt heißen könnte?) und es sammelt sich Wasser in den Beinen.

Bis vor einigen Tagen hab ich noch so gehofft, dass es nochmal besser wird.
Das es ihm besser geht und vllt doch nochmal eine Änderung eintritt.
Aber jetzt, jetzt schlaf ich kaum, warte jeden Tag auf den Anruf der sowieso kommen wird....
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 03.09.2014, 14:23
mausi69 mausi69 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Liebe Lucie!

Ein trauriges Willkommen in unseren Reihen! Deine Schilderungen über den Zustand deines Opa's hören sich wirklich nicht gut an!
Ich nehme an das er künstlich ernährt wird? Wenn das der Fall ist könnten die Ablagerungen in den Beinen auch vom eiweiß kommen, das heißt der Körper kann keine Nahrung mehr verarbeiten!

Fragt die Ärzte danach! Denn sollte das der Fall sein wäre es für deinen Opa höchst quälend. Man sollte dann darüber reden die Ernährung einzustellen!
Ich weiß ja nicht ob er eine Patientenverfügung hat!

Das er fast nur noch schläft liegt daran das er schon auf dem weg ist!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit! Lass ihn mit der Gewissheit gehen das er sich auf der anderen Seite nicht mehr quälen muss. Denn so hört es sich für mich an!

Lg mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 15.02.2015, 23:33
Lucie77 Lucie77 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 02.09.2014
Beiträge: 4
Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Hallo Mausi,

nun was soll ich sagen...
ich kann erst jetzt antworten, es war mir vorher einfach seelisch nicht möglich.

Nun, mein Opa ist nun über 5 Monate nicht mehr bei uns.
Im nachhinein lässt man sich einiges nochmal durch den Kopf gehen.
Was hätte man anders machen können? Was hätte man wissen können?
Was hätte man alternativ tun können....

Nun...Fakt war: Man hätte nichts anders tun können aus rein medizinischer Sicht.
Der Krebs war so aggressiv...der Abszess am Hals war eine Metastase, die schon bis in den Muskel gedrungen war...ich gehe davon aus, dass einfach der Tumor schon weit gestreut hatte.

Was du geschrieben hast...mit der Künstlichen Ernährung...im nachhinein bin ich wirklich wütend auf die Ärzte.
Das Klinikum in dem mein Opa war, war eine Stiftung.
Man hatte immer das Gefühl, sie tun nur das nötigste und das wars.
Sie haben meinen Opa künstlich ernährt und tagelang nichts gegen die Blutungen des Tumors getan.
Ständig irgendwelche Untersuchungen die einfach nur wieder genau das aufzeigten was tagelang schon gewusst war: der Tumor blutet.
Mein Opa ist innerlich verblutet.
Das macht mich wütend, wirklich wütend.
Sie haben ihn ernährt, künstlich, und die Einlagerungen in den Beinen waren zum Zeitpunkt als er starb für ihn so sehr schmerzhaft...sie mussten ihn komplett mit Morphin ruhigstellen.
Hätte man sowas nicht wissen können?
Das schlimmste war...
Am ende, 2 Tage zuvor, kamen die Ärzte auf ein Experiment:
Man könnte ja versuchen die Tumorarterie zu verschließen, sodass der Tumor nicht mehr blutet.
2!!! Tage vor seinem Tod...wieso erst dann??
Wieso muss man warten, bis er so schwach war...dann Wasser in den Beinen hatte....überall Einlagerungen...nachdem er schon 2 Wochen im Krankenhaus war...es ist unfassbar.

Mitlerweile hab ich die Trauer größtenteils hinter mir...ab und an bricht sie wieder herein, aber ich denke das ist normal.
Viel mehr habe ich das Gefühl der Wut auf grund der Machtlosigkeit.
Viele Ärzte reden nicht mit einem, viele tun das, was das nötigste ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich denke, solch ein Erlebnis prägt einfach und ich glaube, ich würde mich nun anders verhalten.
Ich würde alles erfragen, ich würde mich über alles selbst informieren...

Ich werde nun mein Jurastudium durchziehen, denn ich weiß, mein Opa hätte sich darüber gefreut.
Ich werde mich auf das Gebiet der Medizin spezialisieren und dann solchen Ärzten den Arsch bis zum Stehkragen aufreißen, damit es anderen Leuten besser ergeht und etwas gegen Inkompetenz und Ignoranz auf diesem Gebiet getan wird.

Es ist so traurig, dass man im Nachgang mit Wut aus solch einem Erlebnis heraus geht...wirklich traurig.
Aber es ist teilweise unfassbar...was z.B. zu Gunsten der Forschung getan wird...oder viel mehr nicht getan wird...


Ich wünsche allen anderen Menschen denen es so ergeht viel Kraft, ich weiß wie schlimm es ist Angst um einen geliebten Menschen zu haben.
Ich kann euch nur raten: fordert alles ein!Alle Informationen, alle Möglichkeiten, einfach alles.
Denn so ergeht es euch nicht wie mir..das man sich selbst Vorwürfe macht nicht alles getan zu haben und überlegt, ob es anders hätte laufen können...das man mehr Zeit zusammen gehabt hätte.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen

Stichworte
innere blutungen, magentumor, tumor blutet


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 15:10 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55