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  #61  
Alt 08.05.2008, 22:55
mouse mouse ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,
das ich diesen Thread hier sehr gut finde, habe ich ja schon geschrieben.
Du hast auch geschrieben, dass Du den Austausch mit Betroffenen möchtest und Anna Karin hat ihre Meinung gesagt, eine Meinung, die ich teile.
Was ich jetzt schreibe, nimm bitte, bitte nicht persönlich. Wie Anna Karin bin ich der Meinung, es ist normal, wenn Eltern vor ihren Kindern sterben. Für die Kinder ist es trotzdem immer hart.
Dann bin ich der Meinung, das niemand ein RECHT darauf hat, zu wissen wie es mir geht. Das "Schummeln" Deiner Mutter bei dem Onkologengespräch habe ich vollkommen verstanden. Hat sie ausdrücklich gewünscht, dass Du sonst immer mitgehst? Ich würde mich auch anders verhalten, wenn mein Sohn oder mein Mann zu diesen Terminen mitkämen. Ich bin erwachsen, ich kann deutsch, ich bin klar im Kopf, warum also sollte ich Begleitung bei diesen Terminen brauchen? Wenn Entscheidungen anstehen, geht es um mich. Wenn ich meine, das nicht alleine entscheiden zu können, kann ich immer noch mit meinem Mann darüber reden. Er kennt selbstverständlich auch alle Untersuchungsergebnisse.
Hat Deine Mutter ausdrücklich gewünscht, dass Du sie zur Chemo begleitest? Bei meiner ersten Chemo hat mein Mann mich hingefahren und auch wieder abgeholt, das fand ich angenehm. Nicht angenehm hätte ich es gefunden, wenn er die ganze Zeit dageblieben wäre. Jetzt bei meiner 2. Chemo, wenn man Tarceva nicht rechnet, kann ich zum Glück alleine hin und zurückfahren, da die Müdigkeit erst kommt, wenn ich schon wieder zu Hause bin.
Was ich mit all diesen Worten sagen möchte ist, dass ich trotz der Krankheit erwachsen und Selbstverantwortlich bin. Ich entscheide, was mit mir geschieht. Wenn ich darüber reden möchte, tue ich es mit meinem Mann, sonst so gut wie gar nicht. Ich habe ja das Forum. Da kann ich reden. Von den Außenstehenden weiß fast keiner, dass ich krank bin, warum auch? Das hilft mir nicht.
Liebe Bibi, was ich hier geschrieben habe, bezieht sich nur auf mich und ist KEINE Kritik an dem was Du schreibst, aber vielleicht macht es Dir Deine Mutter ein bißchen verständlicher. Die hat jetzt sehr viel mit sich selber zu tun und Mutter, die sie nun mal ist, will sie immer und immer noch ihre Kinder schützen.
Ganz liebe Grüße
Christel
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  #62  
Alt 08.05.2008, 23:06
Rapunzel-1958 Rapunzel-1958 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Mouse,

ich habe gerade Deine Antwort an meinen Stöpsel gelesen. Ich habe den Eindruck dass ihr aneinander vorbei gesprochen habt. Meine Familie bevormundet mich nicht. Es ist vielmehr die Unterstützung die ich brauche, wenn auch nicht immer aber dann melde ich mich. Wir unterhalten uns im Anschluss immer darüber was besprochen wurde und oft hören vier Ohren mehr als zwei - und zwei Münder formulieren mehr Fragen, die einer alleine manchmal doch vergessen hätte.

Es ist mir wichtig dass ihr das wisst. Manchmal übt sie einen gewissen Druck aus, aber auch das weiß sie von mir. Wir sind sehr offen in dem Thema, wahrscheinlich auch weil mein 1. Mann an Krebs verstorben ist und wir wissen, was wir uns damals gewünscht hätten.

Für mich ist es wieder anders herum. Ich kann nicht verstehen oder mir vorstellen, alleine zur Chemo zu gehen. Für mich gehört mein Mann und mein Kind dazu. Puh, viel Text. Ist aber bestimmt auch ungewöhnlich das Betroffene und ihre Angehörige im gleichen Forum sind. Das zeigt vielleicht, wie offen wir damit in unserer Familie umgehen. Aber lieb, dass Du mich so tapfer verteidigt hast
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  #63  
Alt 08.05.2008, 23:22
mouse mouse ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Rapunzel,
natürlich hast Du recht, 4 Ohren hören mehr als 2 und 2 Münder können mehr als einer fragen.
Ich habe ja auch ganz doll betont, dass ich für mich schreibe, meine Situation schildere und wie ich Deine Tochter bis jetzt kennengelernt habe, kann die mit einer ehrlichen Meinung gut umgehen.
Weißt Du, eigentlich war dieser schöne Thread die Gelegenheit mal ein Thema anzupacken, bzw. es wurde ja schon angepackt, das mich sehr interessiert.
Es ist das Verhältnis von Angehörigen und Betroffenen. Hier wurde es in der richtigen Form angesprochen, passt aber nicht 100 % hierher. Vielleicht sollte man das mal in einem Extrathread diskutieren.
Ganz liebe Grüße
Christel
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  #64  
Alt 09.05.2008, 00:10
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,

hab die letzten Beiträge überlesen, die Zeilen von Mouse finde ich sehr gut und ehrlich. Meine Meinung als Angehörige zum Teilen einer Situation:

Ich glaube, nein, weiss, jede Familienstruktur ist anders! Und wenn du dir unsicher bist - FRAG! Meine Ma hat z.B. keinen Mann mehr an ihrer Seite, keine Freunde - ich hab heute bei unserem langen Gespräch mit der Ärztin/Onkologen sowohl ihr, als auch dem Onko gesagt: es ist IHRE Entscheidung, ob sie mich dabei haben möchte! Sie muß es nur sagen. Sie hätte genauso gut das Gespräch allein führen, und ich irgendwann später allein nochmal mit der Ärztin etc. sprechen können. Aber - sie wollte es so. Bei ihr ist es mittlerweile (vielleicht auch altersbedingt, das meine ich NICHT wertend!) so, dass sie manchmal dazu neigt, Dinge nicht zu erwähnen, weil sie sie vergisst / weil sie sie quasi vergessen hat, vor allem, wenn sie ein paar Tage zurückliegen, und das Empfinden nicht mehr so intensiv ist. Aber manches müssen die Ärzte/Onkos wissen, um ihre Therapie darauf abzustimmen, bzw. richtig reagieren zu können! Für sie bin ich, wie Mouse schrieb, die "zwei Ohren zusätzlich". Zwischen uns ist ein grosses Vertrauen, immer schon, und sie weiß, daß ich mich in dem, was weiter passiert, nach ihr richte - das hab ich ihr versprochen - daß ich aber versuche, ihr Bild, das sie von den Dingen hat, zu vervollständigen, damit sie sich in ihren Entscheidungen sicherer fühlt.

Wenn man noch so gut zurecht ist wie Mouse - dann kann und möchte man diesen Part sicher lieber gern SELBST übernehmen, und die Kinder auf (s)eine Art schonen. Ja, Eltern sterben meist vor ihren Kindern (leider nicht immer), und das ist quasi normal.

Wenn deine Mama dir einen Termin verschwiegen hat, würde ich versuchen, sie ganz behutsam darauf anzusprechen - ihr sagen, daß du es weißt, aber gern verstehen würdest, warum sie das tut. (Habt ihr, glaub ich, schon drüber gesprochen. Trotzdem.) Wenn sie sich "hart" dir gegenüber äussert, dann KANN das an der Chemo liegen (hab ich schon öfter hier gelesen), oder daran, daß sie sich aus irgendeinem Grund ein bischen abgrenzen möchte. Du könntest sie vielleicht fragen, ob sie Sorge hat, daß du ihr "das Heft aus der Hand nehmen" könntest. Empfinden ist immer sehr subjektiv! Ich kann deine Gefühle SEHR gut nachvollziehen! Dennoch - Nachfragen hilft, meiner Erfahrung nach, meist am besten, um die Dinge zu klären.

Das "verschonen-wollen" seitens der Mütter, das du beschreibst - ich versuche, meiner Ma damit zu helfen, daß ich mich bemühe, meine eigenen Gefühle während eines rein fachlichen Gesprächs mit einem Arzt völlig zurückzustellen. Das ist NICHT immer leicht, das kostet viel Kraft.
Ich bin mir aber sicher, daß du das kannst, bzw. bisher irgendwie hingekriegt hast. Frag trotzdem nach (wenn du nicht schon hast), was der Auslöser war, diesen "Schutzmechanismus" nochmal bei ihr zu aktivieren!

Vielleicht ist auch einfach bei Müttern, die wenig soziales Umfeld haben, die Neigung, sich auf seine Kinder zu stützen, mehr ausgeprägt - drum: siehe meine Eingangsworte: jede Familienstruktur ist anders!

Ansonsten kann ich mich nur anschliessen - wenn du deine (guten und sachlichen) Infos hier weiterführst - ich finde das TOLL!!
(schliesse mich da mal ganz vorsichtig Mouse an - sachliche Infos als Hilfe und Übersicht für Betroffene oder Angehörige hast du hier WUNDERBAR gesammelt - wenn es um das Verhältnis zwischen Betroffenen/Angehörigen geht, ist das vielleicht in einem gesonderten Strang gut aufgehoben. Und ich persönlich finde, das mischt sich mittlerweile - bezogen auf "Betroffenen-/und Angehörigen-Forum. Ist doch nicht schlimm, oder? )

Alles Liebe für dich!
Blume
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)

Geändert von Blume68 (09.05.2008 um 00:15 Uhr)
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  #65  
Alt 09.05.2008, 00:32
östel östel ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi, liebe Rapunzel, liebe Christel, das ist ein ganz schweres Thema glaub ich. Mein Mann und mein Sohn wissen Vieles aber nicht Alles. Ich kann nur phantasieren was mein Mann denkt, wenn er sich mittels Zeitmaschiene in 5 Jahren sieht. Ich kann nur spekulieren, was mein Sohn fühlt, wenn er doch seine Ma behalten will und ständig anruft, zu uns fährt, aber ich genau weiss, dass er eigentlich auch mal wieder Sehnsucht hat ganz unbeschwert mit der Freundin oder nem Kumpel Urlaub zu machen. Und dabei bin ich doch "erst" 15 Monate mit Diagnose ausgestattet.
Ich gehe immer allein zu meiner Ärztin, bei neuen Dingen kommt mein Mann mit. Ich möchte lieber allein schwierige Dinge besprechen wie Z. B. meine Patientenverfügung. Da möchte ich allein sein bzw mit meiner Ärztin zu zweit.
Aber was darin steht und was wirklich ganz wichtig ist, dass wissen beide und zwar in aller Deutlichkeit.
Aber es stimmt, jede Familie hat ihre eigene Umgangsform. Vor Allem glaube ich, dass es ein Lernprozess ist in dieser neuen Situation miteinander umzugehen und sich alte Rollenmuster eventuell auch verändern.
Meinen Sohn versuche ich von Alltagskrankheitskram zu verschonen, warum sollte er sich auch nen Kopf machen über Schmerztropfen, Perücken etc. Aber ich habe ihm versprochen dass wichtige Entwicklungen nicht an ihm vorbei gehen.
Wenn ich älter und gebrechlicher wäre, würde ich sicher ganz anders handeln und viel mehr abgeben weil ich es tun müsste. LG Regina

Geändert von östel (09.05.2008 um 00:38 Uhr) Grund: zu viel sonne
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  #66  
Alt 09.05.2008, 09:23
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Wünsche allen Lesenden und Schreibenden hier einen schönen guten Morgen,

Zitat:
Aber es stimmt, jede Familie hat ihre eigene Umgangsform. Vor Allem glaube ich, dass es ein Lernprozess ist, in dieser neuen Situation miteinander umzugehen und sich alte Rollenmuster eventuell auch verändern
Ich für meinen Teil sehe das genauso wie Regina. Hatte gestern am Abend noch ein sehr schönes, über 2-stündiges Telefonat mit meiner Mama...einfach so...über Gott und die Welt wie man so schön sagt. Wir haben auch über die Krankheit gesprochen (auch wenn man es manchmal gar nicht will, man kommt ja doch auf das Thema). Haben auch über die Mutter-Kind-Beziehung gesprochen. Sie sagte irgendwann:"Was keiner versteht ...ich und meine Krankheit kennen uns jetzt gerade mal 8 Wochen. Auch für mich ist das alles neu und ich weiß selber oft nicht wie ich damit umgehen muss. Ich muss mich erstmal daran gewöhnen und damit vertraut machen, und dann kann ich evtl. andere mit einbeziehen." Und sie sagte auch, dass sie mich natürlich schützen will, und dass sie natürlich nicht will, dass ich traurig bin. Es ist einfach für alle Beteiligten sehr schwer und jede Familie muss ihren individuellen Weg finden, damit umzugehen.

Die Idee von mouse, dass Thema in einem Extra-Thread zu diskutieren, finde ich übrigens sehr gut. Es gibt sicherlich ganz viele Menschen hier, die die verschiedenen Sichtweisen interessieren würden. Was haltet ihr denn davon???

Liebe Grüsse

Annika
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  #67  
Alt 09.05.2008, 10:20
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo ihr Lieben,

bevor ich auf die Texte eingehe möchte ich abwarten, ob mein Vorhaben klappt. Zu Eurer Info hier meine eben verschickte Nachricht an den Webmaster:

Hallo,

in meinem Thread "Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs" hat sich eine Diskussion ergeben, die - so die einhellige Meinung der Mitschreiber - eigentlich in einen separaten Thread gehört mit dem Namen - Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander -. Gibt es die Möglichkeit, einen Teil der Diskussion in einen neuen Thread zu übertragen und aus dem alten heraus zu nehmen? Hintergrund ist folgender: Im alten Thread wurde rein sachlich vieles, was die Krankheit betrifft, dargestellt. Dies soll der Hilfe und Orientierung von Neuankömmlingen dienen. Durch die Diskussion wird der Thread unübersichtlich und für Neuankömmlinge ist der Informationsgehalt nicht mehr ersichtlich, es sei denn, man scrollt bis an den Anfang zurück.

Falls die Übertragung mgl. ist würde ich diese ab dem Beitrag von Annika, 07.05.08, 19:39 Uhr oder ab dem darauffolgenden von mir, Bianca-Alexandra, 08.05.08, 11:09 Uhr wünschen.

Ich wäre Euch wirklich dankbar, denn gerade die Sachlichkeit und Informationsdichte war im Ursprung das Ziel und kam auch bei allen sehr gut an.

Bianca

Den Thread habe ich gerade eröffnet.

@Annika: Nicht falsch verstehen dass ich um das Ausschneiden ab Deinem Beitrag gebeten habe. Es ging nur darum, dass die Diskussion sonst zerpflückt werden würde, denn meiner Meinung nach gehört es ab dort zusammen. Ich hoffe, ich habe in Eurem Sinne gehandelt.
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Liebe Grüße - Bibi
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Geändert von Bianca-Alexandra (09.05.2008 um 12:36 Uhr)
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  #68  
Alt 09.05.2008, 12:35
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo ihr Lieben,

da sich im Thread "Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC" eine rege Diskussion zum Thema "Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander" ergeben hat, haben wir uns entschieden, hierzu einen eigenen Thread ins Leben zu rufen.

Sofern alles funktioniert werden wir die Beiträge, die dieses Thema betreffen, aus dem alten Thread hier herüber schaufeln.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #69  
Alt 09.05.2008, 22:45
Häsi Häsi ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo Bianca,

ich hoffe mal, dass auch Betroffene/Angehörige von Nicht-Kleinzellern willkommen sind. Wenn ja, habt Ihr mich zummindest mal als Mitleserin gewonnen.

Wünsche alen Lesen und damit irgendwie mit dieser Krankheit verbundenen Leuten alles erdenklich Gute!!!!! Dieses Forum ist wunderbar und hat mir schon viele Male gehofen. Wir sind nicht alleine.

Viele Grüße
Häsi
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  #70  
Alt 13.05.2008, 11:31
östel östel ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Guten morgen Bibi in Deinem Büro, wir waren an dem Punkt, dass gesagt wurde, das die Rollenmuster sich verändern in den Familien, zumindest habe ich das behauptet. Die unsterblichen Mütter werden sterblich unter Umständen sogar gebrechlich. Mein Sohn läuft in Berlin z. B. immer hinter mir her, egal ob ichden Weg finde oder nicht. Das ist sein inneres Programm: Mama geht voran. Heute lachen wir über diese Restverhaltensweisen aus früherer Zeit.
Derzeitig schaun mein Mann und ich Wohnungen in Grunewald an. Es wäre mein Wunsch mich noch mal zu verändern, raus aus der City. dabei stossen wir auf finanzielle Grenzen, wo ich immer sage: Du kannst nicht mit mir rechnen, finanziell gesehen, Du kennst meine Krankheit. Er meint: ich lebe jetzt mit Dir und hoffe auf eine noch lange Zeit. Immer wieder sucht er im netz tolle Wohnungen, für ihn allein zu aufwendig und teuer. Immer wieder sage ich: ich kann schon bald sterben, Du must die Hütte dann allein tragen. Aber insgeheim hoffe auch ich, auf noch einige Zeit....der Umgang mit Zeit ist so schwer. Der kranke Partner wird unverlässlich...das macht es so schwer Ruhe zu finden. Ich habe nie wirklich gefühlt wieviel Planung ein Leben bestimmt und das Leben des Partners gleich mit. Bei mir wirds zum teil völlig verrückt: ich plane die zeit nach meinem Tod: hier könnt ihr zwei sicher schön essen gehen und wenn Sohne schatzbacke Kinder hat, passen die auch noch hierher bei besuch. Irgendwie tun wir, als ginge das Leben immer weiter. Was mein Mann aber ganz genau denkt, kann ich nur phantasieren. jedenfalls ist mir aufgefallen, dass ich meine Interessen letztlich zurückstelle, ich denke, ich habe nicht mehr das Recht dazu, meine Planspiele müssen die Anderen auslöfflen. Aber das Weiterleben durch gestaltung einer Zukunft hilft enorm über Tiefs und Monsterattaken hinweg. LG Regina
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  #71  
Alt 13.05.2008, 12:59
anna-karin anna-karin ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo,IhrLieben,
Regina,dass was Du gerade geschrieben hast, könnte genauso von mir stammen, und ich denke da oft, mein Gott meine drei sind erwachsene Menschen, was willst du alles für die regeln. Aber dieses mir vorstellen beschäftigt. Seit einem Jahr vesuche ich, eine gewisse Struktur in unseren doch recht aufwendigen und früher durchaus chaotischen Haushalt, um den ich mich, solange ich gesund war neben meinem Beruf federführend gekümmert habe, zu bringen. Ich habe Keller, Schränke und Schubladen entrümpet, in Kisten verpackt, was nicht ausgemistet, sondern vielleicht für die Kinder aufbewahrt werden soll, in der Hoffnung, dass sie es eines Tages kapieren. Bei 8 Stunden zusätzlicher Zeit am Tag bleibt dazu ..und zum Silberputzen z.B. genug Zeit, auch wenn inzwischen alles langsamer geht. Außer gelegentlich mich Andeutungen mag ich allerdings weder in Familie noch mit Freunden darüber reden, weil ich fürchte, dass dass keiner versteht.LG AK
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  #72  
Alt 13.05.2008, 13:15
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Östel,
liebe Anna-Karin,

ich habe Dich schon viel gelesen und finde Deine Beiträge immer sehr interessant. Was Du ansprichst fällt mir auch an meiner Mutter das ein oder andere Mal auf. Meine Mom allerdings ist weniger in materiellen Dingen so - was da ist gibt sie schon gerne aus , sondern viel mehr im Emotionalen.

Meine Mutter hat im vorletzten Jahr Dezember (nach 7 Jahren Beziehung) standesamtlich ihren Partner geheiratet. Im darauf folgenden Sommer sollte eigentlich die kirchliche Trauung nachrücken. Ich glaube, Du hast ja den Lebenslauf gelesen, da folgte die Diagnose und andere Dinge rückten in den Vordergrund. Bei uns ist es eigentlich so, dass eine Heirat erst dann so richtig komplett ist, wenn auch die Kirche abgehalten wurde. Meine Mom hat damals meinen Vater geheiratet. Nach 16 Jahren Ehe ist er ja leider an Krebs verstorben.

Nun hat der Mann meiner Mutter wieder auf die kirchliche Heirat angesprochen. In einem Gespräch mit meiner Mutter habe ich dann sehr schlucken müssen.

Sie hat sich verschiedenes gefragt. Sie hat mich angeschaut, hatte nasse Augen und hat gesagt: Man heiratet aber doch nur einmal, es wäre nicht richtig, jetzt vor die Kirche zu treten. Ich weiß doch dass ich nicht mehr so lange leben werde. Er hätte es dann bestimmt schwer wenn er später vielleicht nochmal soweit ist dass er die richtige Frau findet. Sie machte mir den Eindruck, als wäre sie der Meinung, dass er sich die Kirche für eine andere Frau aufheben sollte, für eine Frau, die vielleicht länger lebt.

Liebe Östel, ich habe ihr darauf geantwortet dass die Kirche das Eheversprechen komplett macht. Dass sie so oder so an seiner Seite sein wird - auch falls er noch einmal diesen Schritt mit einer anderen Frau gehen sollte. Sie wird immer dabei sein. Genauso, wie mein Vater es heute bei ihr ist. Ich habe ihr gesagt, dass er meiner Meinung nach das schönste Eheversprechen an sie gibt, dass es geben kann. Er ist sich der schwierigen Zeit bewusst, er durchlebt sie jeden Tag. Seine Liebe ist so groß, dass er dennoch - und gerade jetzt - vor Gott bezeugen möchte, dass sie zusammen gehören. Und zu guter Letzt. Er möchte sie gerne heiraten. Es ist vermutlich auch für ihn die Geste, die es erst komplett macht.

Ich glaube, ich bin ein bißchen abgedriftet. Was ich Dir damit aus meiner "Angehörigen-Perspektive" sagen möchte: Es weiß ja niemand wie es laufen wird, wann der Zeitpunkt kommen wird an dem sich die Wege leider trennen werden. Es muss ja nicht sein, dass man wieder aller Vernunft handelt. Aber wenn es doch Wünsche gibt, die umsetzbar sind. Wenn es doch Wünsche sind, deren Erfüllung Auftrieb geben, warum sie dann nicht umsetzen?

Natürlich kann ich Deine Sorge um das Danach und wie Dein lieber das schaffen wird verstehen - und finde es sogar in gewissen Maße gut dass Du nicht denkst "Nach mir die Sinnflut". Aber ich finde es so schade wenn manch Betroffener in Erwartung dass es schlimmer werden wird, sich die Freude und die schönen Momente bis dahin versagt.

Ich finde, gerade jetzt: Wenn Dein Mann Dir doch etwas Gutes tun möchte - und auch wenn er sich dabei (langsichtig) vielleicht übernimmt, dann nimmst Du vielleicht auch ein bißchen ihm die Freude daran, Dir diesen Wunsch zu erfüllen. Letztlich wird er irgendwann in der Zukunft vieles ändern müssen. Du wirst ihn bestimmt nicht vor allem bewahren können.

Was die Wohnungssuche angeht habe ich noch ein paar Tipps, ich weiß nicht ob Du diese Adressen schon kennst. Teilweise (vor allem bei Annonza) können die Inserate hier kostenlos aufgegeben werden, das erhöht die Chance auf günstige Wohnungen ohne Makler.

www.annonza.de (Anzeigen aus regionalen, kostenlosen Blättchen)
www.kaleydo.de (Generalanzeiger)
www.immobilienscout24.de
www.immonet.de

Ich habe meiner Mama vor der ersten OP einen Nasenstecker mit Diamant geholt. Sie hat auch über mein Konto nachgedacht. Mir war das den Moment der Freude aber so sehr wert. Jedesmal wenn ich ihn funkeln sehe bin ich froh, dass ich ihn gekauft habe. Ich bin froh, dass ich ihr etwas gutes tun konnte. Das tut mir auch gut.

Ich hoffe, die Sicht aus meiner Perspektive hilft Dir vielleicht ein bißchen. Und ich hoffe, Du kannst noch unendlich viel und lange die Zeit im Jetzt genießen.
Liebe Östel, auch was Anna-Karin schreibt kenne ich von zuhause. Meine Mutter hat zum Beispiel sämtliche digitalen Fotos durchgesehen und jene gelöscht, die sie von sich nicht mag oder wo sie der Auffassung ist, dass die später niemand sehen sollte. Genauso hat sie alle Unterlagen sortiert, gemistet und mir einen Teil ihres Schmucks schon jetzt gegeben.

Natürlich verursacht das immer wieder Herzweh. Aber ich finde es gut. Es hilft ihr, damit umzugehen. Es hilft mir, sie zu verstehen. Ich finde gerade auch den Austausch darüber sehr gut. Manchesmal hat sie es falsch verstanden wenn ich auf Ihre Kommentare zum Thema Tod abwiegelnd reagiert habe. Als sie zum Beispiel sagte dass sie hofft, den frisch gepflanzten Flieder noch blühen zu sehen, habe ich gesagt Och Mamma, natürlich!

Und gar nicht gemerkt, dass sie eigentlich über das sprechen wollte was ihr Angst macht. Sie hat mir inzwischen gesagt, dass meine Versuche Optimismus auszustrahlen für sie manchmal eher wie ein Maulkorb für Ihre Gedanken sind.

Jetzt versuchen wir auch damit besser umzugehen. Nicht plattzubügeln sondern zu verstehen. Und sind dann genauso, wie wir uns zusammen diebisch freuen können, auch manchmal zusammen tief traurig. Ich kann es Dir nicht besser erklären. Für mich ist es wichtig, ihre Sorgen zu kennen. Wahrscheinlich eben, weil es immer so wahr. Ich wüsste sonst auch gar nicht, wie ich unterstützen kann wenn nicht gerade hier. Ganz liebe, nachdenkliche Grüße

Mr ist gerade ein Spruch wieder eingefallen den ich hier in dem Zusammenhang wiedergeben möchte.

Warum den Toten Blumen schenken
warum Ihnen denn im Leben nicht
Wenn lebend man mehr Blumen schenkte
so lebte länger manches Herz.

__________________
Liebe Grüße - Bibi
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Geändert von Bianca-Alexandra (13.05.2008 um 13:37 Uhr)
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  #73  
Alt 13.05.2008, 13:34
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Häsi,

entschuldige dass ich im Gewusel gar nicht auf Deinen Beitrag eingegangen bin. Aber sicher sind hier alle willkommen. Es soll ja auch kein "fachlich-medizinischer" Thread sein, sondern eher einer, der sich mit dem normalen Umgang miteinander beschäftigt. ...und natürlich mit allem, was sich sonst noch ergibt.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
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  #74  
Alt 13.05.2008, 14:20
Gitta aus Nürnberg Gitta aus Nürnberg ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo liebe Bibi,
ich gehe hier einen Weg, meinen letzten Weg. Diese Wanderschaft beträgt jetzt fast 3 Jahre. Zum Großteil möchte ich ihn alleine gehen. Meine Angehörigen leiden fast mehr als ich, sie haben das Gefühl untätig zusehen zu müssen.

Der Umgang, das Miteinander, ändert sich bei uns sehr oft. Hoffnung, Zuversicht. Angst vor dem Tod, alles liegt sehr nahe beisammen.

Meine Tochter (7 Jahre) baut mich auf. Es macht mir aber auch oft Angst,daß ich sie zurücklassen soll.

Eben im Moment ein Wechselbad der Gefühle.

Bis bald
Gitta
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  #75  
Alt 13.05.2008, 16:51
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Gitta,

meine Antwort habe ich heraus gelöscht, ich wollte niemanden verärgern. Obwohl ich eigentlich dachte, dass in diesem Thread vielleicht Betroffene und Angehörige eben beide gleichermaßen zu Wort kommen können. Schade dass es nicht funktioniert. Ich sende Dir meine Antwort per PN, falls ich zuviel geschrieben habe oder Dir der Inhalt nicht gefällt, klick einfach auf das Kreuzchen.
__________________
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Geändert von Bianca-Alexandra (13.05.2008 um 17:11 Uhr)
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