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  #31  
Alt 15.11.2016, 21:42
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Vielen Dank für eure Hinweise, Wolle2 und lotol!

Da ihr aus Erfahrung sprecht, ist mir gerade eure Ansicht dazu sehr viel wert, dies auch mit einem Mitempfinden für eure Situation. Ich hoffe, euch geht es den Verhältnissen entsprechend aushaltbar und in einer positiven Entwicklung vorwärtsgehend.

Ich hab mit meiner Mutter alles besprochen, über den Termin, dass sie mit mir zusammen wohl doch besser dran ist als im Pflegeheim mit nervenden Mitbewohnern. Sie empfindet es auch so und ich muss sagen, dass ich sie genauso gern um mich habe wie sie mich. Das wäre nicht bei jedem in der Familie so, bei manchen habe ich Fluchttendenzen, aber meine Mutter und ich sind uns zum Glück sehr ähnlich, ich kümmere mich gern um sie und sie auch um mich. Da muss ich sie noch leicht bremsen, damit sie jetzt mehr auf sich schaut und mir vertraut, dass ich es alleine schaffe.

Sie war früher immer die Übermutter, die sich zu viel kümmert, aber jetzt - wo sie nicht mehr kann - ist ihre liebe, aber auch nervende Überfürsorge mir gegenüber kein Problem mehr für mich. Für sie selbst bedeutet es, wie ich in meiner jahrzehntelangen schweren Schmerzkrankheit einen Weg des Minimalismus zu gehen, sich mit weniger zu begnügen, mit wenig glücklich zu sein. Auch darüber sprachen wir, dass der Haushalt nun nicht mehr so perfekt sein kann, wie sie ihn früher führte. Ich kann nun mal auch nicht ein ganzes Haus perfekt in Schuss halten, aber das ist auch nicht nötig, denn wir wollen ja sowieso in die Stadt umziehen (was einiges erleichtern würde bei den Besorgungen) und das Haus renoviert verkaufen. Ich muss es noch minimal renovieren, damit der Verkaufswert nicht zu sehr unterschritten wird. Das kann ich auch, aber es braucht Zeit, auch für die Vorbereitungen bis zum Umzug. Wir werden viel wegwerfen und verschenken. Ideal wäre es, wenn wir ins Stadtzentrum ziehen könnten mit Liftaufzug, rollstuhlgängiger Wohnung und optimalen Verbindungen, damit ich nach Einkäufen schnell wieder bei ihr zuhause bin, denn ich will sie nicht allzu lange alleine lassen. Dann wäre auch der Weg zu den Ärzten viel kürzer. Aber das ist noch Zukunftsmusik und wird einige Monate dauern. Es kommt auf meine eigene Kraft an. Ich hoffe, dass ich selbst auch noch fitter werde und die Arbeit routinierter und schneller bewältige.

Ich hab mich nun in der Stube eingerichtet, damit ich in ihrer Nähe bleiben kann, denn ich kann nicht so oft die Treppe rauf- und runterrennen wegen meinen eigenen Schmerzen in den Beinen. Aber so geht es jetzt gut. Zum Glück ist die Stube großräumig, sodass nun meine Mutter vor dem TV-Gerät im bequemen Sessel sitzt und ihr Enkelkind bei mir am Tisch spielen kann.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (15.11.2016 um 21:50 Uhr)
  #32  
Alt 15.11.2016, 23:42
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

Zitat:
...Dann wäre auch der Weg zu den Ärzten viel kürzer. Aber das ist noch Zukunftsmusik und wird einige Monate dauern. Es kommt auf meine eigene Kraft an. Ich hoffe, dass ich selbst auch noch fitter werde und die Arbeit routinierter und schneller bewältige.
Dir und Deiner Mutter wünsche ich von ganzem Herzen Kraft:
Deiner Mutter die Kraft und das Glück, weiterleben zu können und Dir weiterhin die Kraft, Deine Mutter dabei unterstützen zu können.

Es ist rührend, wie Du Dich um Deine Mutter kümmerst.
Vorbildlich und bewundernswert, wie Du "zurückgibst", was Dir Deine Mutter auf Deinem Lebensweg "mitgab".

Viel Glück Euch beiden bei der Bewältigung der ganzen Situation.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #33  
Alt 16.11.2016, 19:43
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Danke fürs liebe Zureden, lotol!

Ich wünsche auch Dir viel Kraft und viele lebenswerte Jahre des Lebensglücks!

Meine Mutter hat sich mir gegenüber ähnlich geäußert, worauf ich ihr sagte, wie wichtig sie mir ist und wie viel sie mir gegeben hat an Liebe. Sie hat zwar auch einiges falsch gemacht in der Familie und damit mein Leben nicht nur begünstigt, aber sie tat es nicht absichtlich, sondern aus Überforderung, Nichtwissen und übernommenen Fehlern ihrer Eltern, die ich teilweise auch unbewusst weitergab an meinen Neffen, den ich großzog. Auch da bin ich auf sein Verständnis angewiesen, es mit meiner Schmerzkrankheit nicht besser machen zu können. Ich tat das mir Bestmögliche, so wie meine Eltern auch, deshalb konnte die Beziehung zu meinen Eltern nichts trüben, auch nicht die Fehler meiner Eltern zu meinen Ungunsten, die zu meiner Schmerzkrankheit beitrugen. Sie haben mich beide immer sehr geliebt und mir damit viel Lebensfreude trotz Schmerzen gegeben, worum mich viele beneiden. Ich bin ein geliebter Mensch und das ist einfach schön zu wissen.

Mein Vater ist schon seit über 20 Jahren tot, aber ich denke immer wieder an ihn. Als ich meiner Mutter die kalten Hände wärmte beim Heimweg von der Klinik, dachte ich an ihn, wie er meine Kinderhände in seine nahm, wie schön sich das anfühlte, diese großen, warmen, liebenden Vaterhände, die mich beschützten, und wir zusammen spazieren gingen, die Wälder durchstreiften, er mir im Nachbardorf zeigte, wo er aufwuchs und was er in seiner Kindheit anstellte. Und so erlebte ich es auch mit meiner Mutter, wenn sie mir wiederum von ihrem Vater erzählte, von dem Ort, wo sie aufwuchs in Zoonähe mit den interessanten Tiergehegen, die sie als Mädchen tagtäglich besuchte. Die persönlichen Geschichten meiner Eltern leben in mir weiter.

Es ist einfach schön, jetzt diese teilweise Entwarnung zu hören von der Ärztin, auch wenn noch abgeklärt werden muss. Aber irgendwie ist der Schrecken weg, auch bei meiner Mutter, die nun auf einmal wieder mehr Appetit hat und allgemein wieder fitter wirkt, auch wenn sie ab und an schon etwas bangt wegen dem nächsten Termin und dem Rachenschlauch, wodurch eine Gewebeprobe entnommen werden soll. Aber sie will der Ärztin glauben, dass es nicht schlimm ist und sie das schaffen wird.

Der Rollstuhl wurde heute geliefert, damit kann sie nun besser aufstehen. Der Sessel ist etwas zu tief, auch wenn sie ihn ans Tischchen rückt, wo sie sich irgendwann hochziehen kann nach vielen Versuchen.

Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist mein eigener gesundheitlicher Zustand, nicht so sehr aus eigener Sicht, sondern wie meine Mutter sich deswegen um mich sorgt. Es ist für sie schwer aushaltbar, die viel jüngere Tochter am Krückstock zu sehen. Manchmal muss ich mich einfach auch ausruhen, kann nicht mehr sitzen oder stehen. Ich kann nicht so kräftig und fit sein, wie sie es bräuchte. Aber wir kamen überein, dass es so immer noch besser ist für sie, als wenn sie in einem Pflegeheim von Mitbewohnern genervt wird. Ich brauche einfach etwas länger, bis ich den Haushalt erledigt habe. Ich kann nicht gleich aufstehen bei jeder Kleinigkeit. So muss einiges liegen gelassen werden und später mache ich alles zusammen weg in einem Gang. Wegen den Schmerzen kann ich nicht so viel herumrennen.

Dazu kommen noch Ansprüche anderer Familienmitglieder, denen ich auch nur verzögert nachkommen kann, was auch nicht immer mit Verständnis entgegen genommen wird. Ich muss notgedrungen Menschen, die mir viel bedeuten, enttäuschen, weil ich einfach nicht schneller kann. Meine Mutter ist die Einzige, die das wirklich nachvollziehen kann - und meine Ärzte.

Ganz lieben Gruß!
Dream
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LG Dream

Geändert von Dream (16.11.2016 um 19:47 Uhr)
  #34  
Alt 16.11.2016, 23:37
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Ich verstehe Deine Sorge um den Gesundheitszustand deiner Mutti. Aber denke bitte daran, dass auch Du stark belastet bist.

"Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist mein eigener gesundheitlicher Zustand, nicht so sehr aus eigener Sicht, sondern wie meine Mutter sich deswegen um mich sorgt. Es ist für sie schwer aushaltbar, die viel jüngere Tochter am Krückstock zu sehen. Manchmal muss ich mich einfach auch ausruhen, kann nicht mehr sitzen oder stehen. Ich kann nicht so kräftig und fit sein, wie sie es bräuchte. Aber wir kamen überein, dass es so immer noch besser ist für sie, als wenn sie in einem Pflegeheim von Mitbewohnern genervt wird. Ich brauche einfach etwas länger, bis ich den Haushalt erledigt habe. Ich kann nicht gleich aufstehen bei jeder Kleinigkeit. So muss einiges liegen gelassen werden und später mache ich alles zusammen weg in einem Gang. Wegen den Schmerzen kann ich nicht so viel herumrennen".

Soweit teile ich Deine Meinung und hoffe, dass Du dich daran hältst. Allerdings verstehe ich nicht das Verhalten Deiner Angehörigen. Hier musst Du, wenn es auch schwer fällt, mitunter klar "Nein" sagen. Es ist keinem geholfen, wenn Du auf der Nase liegst und ob dann deine übrigen Familienmitglieder für Dich da sind? Das erscheint mir zumindest zweifelhaft.

Mit lieben Grüßen.
Wolle2
  #35  
Alt 17.11.2016, 03:43
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

Zitat:
Es ist einfach schön, jetzt diese teilweise Entwarnung zu hören von der Ärztin, auch wenn noch abgeklärt werden muss. Aber irgendwie ist der Schrecken weg, auch bei meiner Mutter, die nun auf einmal wieder mehr Appetit hat und allgemein wieder fitter wirkt, auch wenn sie ab und an schon etwas bangt wegen dem nächsten Termin und dem Rachenschlauch, wodurch eine Gewebeprobe entnommen werden soll. Aber sie will der Ärztin glauben, dass es nicht schlimm ist und sie das schaffen wird.
Ja, die Entwarnung tut Euch beiden sicher ganz gut.
Denke, v.a. bei Deiner Mutter spielt neben der rein körperlichen "Entlastung" auch der "Zeitgewinn", sich mental auf Kommendes "einrichten" zu können, eine sehr wichtige Rolle.
Hilf ihr dabei bitte bestmöglich; denn ich habe den Eindruck, daß Du in Eurer Situation bereits mehr mental bewältigt hast als Deine Mutter.

Du nennst im letzten Halbsatz des Zitierten Wollen und Glauben:
Ist die ideale Kombination, um etwas schaffen zu können, weil sie enormen "Auftrieb" gibt.

Ich kenne keine Voraussetzung, die besser geeignet wäre, um effektiv kämpfen zu können.
Und um das eigene Leben zu kämpfen, ist nun mal keine Frage des Alters.

Zitat:
Manchmal muss ich mich einfach auch ausruhen, kann nicht mehr sitzen oder stehen. Ich kann nicht so kräftig und fit sein, wie sie es bräuchte. Aber wir kamen überein, dass es so immer noch besser ist für sie, als wenn sie in einem Pflegeheim von Mitbewohnern genervt wird. Ich brauche einfach etwas länger, bis ich den Haushalt erledigt habe. Ich kann nicht gleich aufstehen bei jeder Kleinigkeit. So muss einiges liegen gelassen werden und später mache ich alles zusammen weg in einem Gang. Wegen den Schmerzen kann ich nicht so viel herumrennen.
Du kannst für Deine Mutter weitaus mehr tun als irgendjemand andere(r) jemals "leisten" könnte.
Weil Du sie liebst.
Schon Dich deshalb bitte ein bißchen - so weit das halt möglich ist.
Denn es ist nicht leicht, was Du Dir vorgenommen hast, zu tun.

Dazu brauchst auch Du, wie mir scheint, derzeit etwas Erholung.
Manches, das getan werden muß, dauert halt dann evtl. etwas länger.
Wen juckt's?


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #36  
Alt 20.11.2016, 06:52
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo lieber Wolle und lieber lotol!

Danke für eure hilfreichen Worte!

Gestern schenkte ich meiner Mutter als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk einen schönen Winterdamenhut mit herausnehmbarer warmer Winterunterkappe, Handschuhe und einen Schal für die Winterzeit, damit sie nicht friert, wenn ich sie mit dem Rollstuhl zu den Arztterminen befördere. Außerdem soll sie sich an den neuen Kleidungsstücken freuen und von ihren Grübeleien abgelenkt werden.

Es geht ihr besser als vor 3 Wochen, als sie aus der Akutgeriatrie des Krankenhauses entlassen wurde. Da war sie noch wie eine Betrunkene in ihrem Befinden, total verwirrt. Jetzt denkt sie wieder strukturierter, allerdings grübelt sie auch wieder mehr. Sie kann ihren Motor nicht von sich aus ihrem Gesundheitszustand anpassen. Ein Leben lang hat sie hart gearbeitet und den ganzen Tag gewerkelt bis ins Alter. Arbeit ist ihr Leben. Auch jetzt wacht sie meistens pünktlich um 6 Uhr früh auf und ärgert sich, wenn sie verschläft, obwohl sie doch genau das tun muss, sich nämlich ausruhen und schlafen, damit ihr geschwächtes Immunsystem sich erholen kann. Denn wenig Schlaf macht Tumore aggressiv, wie auch mein Schmerzfacharzt bestätigte, als ich mit ihm darüber sprach: http://www.faz.net/aktuell/wissen/me...-12775192.html

Ich gab meiner bibelfesten Mutter einen biblischen Vergleich: 6 Tage sollst Du arbeiten, am 7. Tag aber ruhen. So habe sie nun ihre 6 Tage im Leben gearbeitet, nun sei ihr Shabbat angebrochen im Leben, wo sie ihr Nonnentum pflegen kann, wovon sie kürzlich sprach. Es sei jetzt an der Zeit, sich am 7. Tag auszuruhen und ein besinnliches Leben zu genießen, sich selbst und dem Körper die Erholung zu erlauben, die sie ihm bis anhin zu wenig gegeben habe. Sie fand den Vergleich gut und ich hoffe, sie kann ihren erzwungenermaßen arbeitslosen Zustand und ihren geschwächten Körper annehmen lernen.

Das musste ich im Verlaufe meiner Schmerzkrankheit auch lernen, ich käme auch gut damit zurecht, wenn da nicht die äußeren Anforderungen an mich blieben. Es erscheint mir so, als wäre bei mir nun die gezielte Belastung hilfreicher, gerade weil bei Fibromyalgie aerobes Training mehr bringt und eine konsequente Tagesstruktur mit einer angleichenden Belastung den Körper anpassen lässt. Das scheint bei mir der Weg aus der Selbstschonhaltung zu sein. Ich hätte meine Mutter früher entlasten sollen, sie wirkte so stark, sodass ich es bisher nicht für notwendig hielt, aber jetzt haben wir die Quittung für ihren Arbeitsmotor. Wobei ich es wahrscheinlich gar nicht geschafft hätte, meine emsige Mutter zu bremsen, sie leidet ja schon jetzt deswegen und gibt sich nicht mal 1 Monat Ruhe nach einer Lungenentzündung. Sie so mit sich selbst ringen zu sehen, belastet mich mehr als die äußeren Anforderungen, obwohl ich schon mehr Schmerzmittel nehmen muss. Wenn ich nur leistungsfähiger wäre, aber nach meinem Empfinden werde ich da noch reinwachsen. Ich spüre, wie ich immer ungeduldiger mit mir werde, weil ich nicht so schnell funktioniere, obwohl es erforderlich wäre angesichts der Fristen. Ich hoffe, ich kann diesen Unmut in Umsetzungskompetenz verwandeln.
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LG Dream

Geändert von Dream (20.11.2016 um 06:56 Uhr)
  #37  
Alt 22.11.2016, 19:26
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Am 29. November ist der neue Termin bei der Hämatalogin. Eigentlich war vereinbart, dass sie uns zu einem Lungenspezialisten verweist, doch vielleicht ergab sich etwas Neues aus der Blutprobe, die meine Mutter nochmal abgeben muss, womöglich als Vergleichswert. In der Zwischenzeit fand ich heraus, dass meine Mutter unter Schlafapnoe leidet wie ich, dabei aber noch zusätzlich stöhnend Luft holt, was als Kathatrenie bezeichnet wird. Sobald sie seitlich liegt wie ich, hört es bei ihr auch auf wie bei mir. Theoretisch könnte meine Mutter unter einem Emphysem leiden, die jahrelangen Symptome würden passen, denn schon immer tendierte sie zu einem leichten Reizhusten, der sich nun im Alter und nach der Lungenentzündung verstärkt hätte, wenn meine Vermutung zuträfe. Ich werde das jedenfalls ansprechen bei der Hämatalogin. Meiner Mutter geht es mittlerweile besser, sie isst schon viel mehr. Ihr Husten ist nicht ständig präsent, sie sieht auch nicht mehr so geschwächt aus, aber fit ist sie noch nicht. Sie spricht auch nicht mehr wirr wie ein Kind, sondern normal als Erwachsene, wie ich es gewohnt bin von ihr. Natürlich schone ich sie rundum, sie darf nichts arbeiten, das bleibt auch so.

Aber sie hat jetzt schon auch einen Bammel vor dem 29. November, was da rauskommen könnte ...
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LG Dream
  #38  
Alt 23.11.2016, 02:35
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

Zitat:
Meiner Mutter geht es mittlerweile besser, sie isst schon viel mehr. Ihr Husten ist nicht ständig präsent, sie sieht auch nicht mehr so geschwächt aus, aber fit ist sie noch nicht. Sie spricht auch nicht mehr wirr wie ein Kind, sondern normal als Erwachsene, wie ich es gewohnt bin von ihr. Natürlich schone ich sie rundum, sie darf nichts arbeiten, das bleibt auch so.
Das freut mich sehr für Euch beide.

Das mit dem Schonen ist von Dir vielleicht besser gemeint als es Deiner Mutter gut tut.
Bedenk dabei bitte, daß es zur Erholung Deiner Mutter auch dazugehört, die Verläßlichkeit auf ihre Körperkraft wieder aufzubauen.

Eingangs war das der Fall:
Zitat:
Derzeit leidet sie unter Appetitlosigkeit, Kurzatmigkeit und teilweise Verwirrtheit, auch depressiven Zuständen der Überforderung dieser Situation gegenüber.
Und nun seid ihr einen ganz ordentlichen Schritt weitergekommen.
Besser könnte es vielleicht sein, wenn Du Deine Mutter mitarbeiten läßt.
So gut sie das halt kann und will.
Denn das wird dazu beitragen können, ihr Wohlbefinden verbessern zu können.

Zitat:
Aber sie hat jetzt schon auch einen Bammel vor dem 29. November, was da rauskommen könnte ...
Versuch bitte, ihr den Bammel zu nehmen:
Es handelt sich am 29. nur um ein Ergebnis und (zunächst) weiter gar nichts.

Am Sonntag ist 1. Advent, den Ihr evtl. auch etwas feiern werdet.
Der Begriff Advent kommt vom lat. advenire (ankommen).

Vielfach wird er auf lat. adventus (Ankunft) zurückgeführt.
Das kann man so sehen, muß das aber nicht tun.
(Denn dabei handelt es sich um die schrittweise Annäherung an Weihnachten, die geweihte Nacht der Geburt von Jesus Christus.)

Denn eben so gut ist er auf lat. adveniat (er/sie/es komme an) zurückführbar.
(Das läuft im Prinzip eben so (schrittweise) auf das "Weihnachts-Ergebnis" hinaus, ist aber dennoch etwas anders gelagert:
Vergleichbar mit einem Wunsch - er (Jesus) möge ankommen.)

Vielleicht kannst Du das bei Eurer Advents-Feier zum Anlaß nehmen, genau darüber mit Deiner Mutter zu sprechen:
Es geht am 29. um ein Ergebnis an sich.
Von dem Ihr wißt, daß es kommen wird.
Genau so, wie Weihnachten kommen wird.

Dieses sichere Kommen eines Ergebnisses kann man entweder nüchtern registrieren oder es sich wünschen.
Wünschen könnte die bessere Wahl sein, um dann endlich Gewißheit erreichen zu können, die sich auch ohne diesen Wunsch einstellen wird.

Das Ergebnis wird so oder so zu akzeptieren sein!
Und dann wird zu entscheiden sein, wie es am besten weitergehen soll.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #39  
Alt 24.11.2016, 20:45
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo lieber lotol,

so gut geht es meiner Mutter nun doch nicht, dass sie schon wieder mitarbeiten kann im Haushalt. Sobald ich sie diesbezüglich machen lasse, erhalte ich die Quittung in ihrem nächsten Erschöpfungsanfall, wo sie nicht einmal mehr in der Lage ist, allein auf die Toilette zu gehen oder sich von dort zu erheben, was jetzt leider öfter der Fall ist. Da sie wieder so klar schien, ließ ich sie machen, aber nun gibt es wieder einen Rückschlag, der auch für sie - die bisher immer Fitte - schwer anzusehen ist an sich selbst, wie sie mir auch sagte mit einer gewissen Bestürzung über ihren Zustand. Das ergeht der ganzen Familie so, die sie auf einmal in diesem geschwächten Zustand erlebt.

Bisher war es besser, sie zu schonen, viel schlafen zu lassen, so kam die Kraft noch eher zurück, dann kann sie auch allein die Treppe bestehen, das ist im Moment schon genug Anstrengung für sie.

Das mit dem Advent und dem Ankommen Jesu hab ich ihr erzählt und ihr auch sonst versucht, die Angst vor dem 29. November zu nehmen. So viel kann die Hämatalogin nicht neu herausgefunden haben, da sie jetzt nicht mehr hat als das nächste Mal. Es geht wohl eher um den allgemeinen Blutbefund im Vergleich und um die Besprechung und Abwägung der nächsten Schritte.

Vielleicht spielt noch ein psychosomatischer Aspekt rein, denn sobald meine Mutter etwas Belastendes erfährt, geht es ihr danach bedeutend schlechter.

Was mich erschreckt, ist die jetzige Entwicklung, dass sie nun meine durchgängige Begleitung bis zur Toilette und ins Bett braucht. Das hat sich verschlechtert. Verbessert hat sich der Appetit und ihr strukturiertes Denken.

Du hast noch das Vertrauen in die eigene Kraft angesprochen. Zuerst vertraute sie nur den Möbeln und Wänden, nicht jedoch meinen stützenden Armen. Jetzt vertraut sie meinen Armen wie vorher den Möbeln. Vielleicht kommt sie irgendwann wieder dazu, ihren eigenen Beinen vertrauen zu können. Doch im Moment ist sie immer noch sehr geschwächt. Fieber hat sie nicht. Die Entzündungswerte waren letztes Mal besser, aber vielleicht sind sie immer noch so hoch, dass es diese enorme Erschöpfung bei ihr auslöst.

Mein Eindruck ist, dass die Hämatalogin die Ursache in der Lunge vermutet, denn auch sie findet diesen regelmäßigen Reizhusten bedenklich. Von irgendwas muss er ja herrühren.

Ich versuche immer wieder, meine Mutter psychisch aufzubauen, weil ich auch einen psychsomatischen Aspekt spüre neben dem Somatischen, beides sich gegenseitig beeinflussend.
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LG Dream
  #40  
Alt 29.11.2016, 03:41
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

in Gedanken bin ich am 29.11. bei Euch:
Und wünsche v.a. Deiner Mutter beim Gesprächstermin für sie Erträgliches.

Zitat:
Verbessert hat sich der Appetit und ihr strukturiertes Denken.

Du hast noch das Vertrauen in die eigene Kraft angesprochen. Zuerst vertraute sie nur den Möbeln und Wänden, nicht jedoch meinen stützenden Armen. Jetzt vertraut sie meinen Armen wie vorher den Möbeln. Vielleicht kommt sie irgendwann wieder dazu, ihren eigenen Beinen vertrauen zu können.
Nimm es bitte als gute und ermutigende Anzeichen hin:
1) Appetit und Denken sind geeignet dazu, um "hochkommen" zu können.
2) Es ist im Prinzip völlig egal, wo nun letztlich ein Mensch versucht, "Halt finden" zu können.
Freu Dich darüber, daß Du Möbel substituieren kannst.
Ist ja immerhin ein Anzeichen dafür, daß Deine Mutter Dir bedingungslos vertraut:
Jedenfalls so lange, bis sie wieder ihren eigenen Beinen vertrauen kann.
Was ich Deiner Mutter und Dir wünsche.

Zitat:
Doch im Moment ist sie immer noch sehr geschwächt. Fieber hat sie nicht. Die Entzündungswerte waren letztes Mal besser, aber vielleicht sind sie immer noch so hoch, dass es diese enorme Erschöpfung bei ihr auslöst.
Bedenk dabei bitte, daß Deine Mutter 81 Jahre "auf dem Buckel" hat.
Sicher keineswegs zu alt, als daß sie nicht um ihr Leben kämpfen könnte.
Aber auch etwas "geschlaucht" von vorherigen Behandlungen.
Denke, sie braucht noch etwas mehr Zeit, um dem evtl. noch Kommenden "gewachsen" zu sein.

Wünsche Euch beiden, daß sich heute im Termin dieses "Zeit-Fenster" eröffnet.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #41  
Alt 29.11.2016, 14:51
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Wir sind gerade zurück vom Arzttermin in der Klinik. Die Hämatalogin hat das Blut weiter untersucht und kommt nun doch auch zur Diagnose Lymphdrüsenkrebs, das nicht in einem frühen Stadium. Meine Mutter bestätigt, dass sie schon länger unter der Symptomatik leide. Es muss mindestens 1 Jahr her sein. Auch wenn die Krebsform nicht aggressiv sei, hat meine Mutter nicht mehr lange zu leben, vielleicht noch ein paar Monate, so die Prognose. Eine Behandlung käme nicht in Frage, da meine Mutter diese nicht überleben würde. Dafür ist sie zu wenig gesund. Es wäre nur eine Quälerei und es würde nur bei einem sehr starken Lebenswillen und ausreichend stabiler Grundgesundheit als Voraussetzung für die Behandlung einen Weg geben. Dies sei aber nicht ausreichend vorhanden. Meine Mutter will das auch nicht, sondern möchte ihren Lebensabend nur mit Annahme von symptomlindernden Medikamenten verbringen. Sie erhält nun Kortison, täglich eine halbe Tablette.

Die Würfel sind gefallen, ich unterstütze sie darin, dass ihr Lebensabend möglichst angenehm und glücklich verläuft. Und wer weiß, vielleicht erholt sie sich dadurch so weit, dass die Prognose später günstiger ausfällt, auch ohne Behandlung gegen die Ursache. Denn immerhin soll es sich um eine nichtaggressive Form des Lymphdrüsenkrebs handeln. Denn sonst geht es ihr besser (noch ohne Kortison), sie aß nach dem Arzttermin ein ganzes Menü! Auch sonst will sie wieder ohne meine Hilfe gehen!

Mit dem Kortison wird sie wieder fitter werden, auch wenn es nur Symptombekämpfung ist. Aber vielleicht gibt ihr das den Lebenswillen und die Grundgesundheit, was jetzt noch fehlt. Der nächste Termin ist in 3 Wochen. Sie schaut sich gern Bergpanorama-Filme an. Alles andere ist ihr sonst zu viel.

Da ich an ein Weiterleben nach dem Tod glaube, kann ich ihre Haltung schon auch nachvollziehen aufgrund ihres Alters. Dass es nun nicht mehr ein paar wenige Jahre sein sollen, sondern nur Monate, haben wir beide noch nicht realisiert. Ich kann es auch nicht glauben. Mein Gefühl sagt mir, dass meine Mutter noch etwas mehr schafft. Uns schweben drei bis vier Jahre vor. Im März wird sie 82, also bis 86. Eine Prognose basiert auf Statistik. Ich hörte schon oft von Krebskranken, denen nur noch wenige Wochen und Monate prognostiziert wurden, die aber noch mehrere Jahre lebten, auch ohne Behandlung, da als hoffnungslose Fälle aufgegeben.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (29.11.2016 um 14:54 Uhr)
  #42  
Alt 30.11.2016, 00:16
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

über das heutige Gesprächsergebnis bin ich mit Euch beiden schockiert.
Und es tut mir sehr leid für Euch, daß Ihr so einem unerwarteten "Schlag" ausgesetzt seid.

Was Du dazu schriebst las ich zweimal, weil ich bereits beim ersten Lesen etwas stutzig wurde.
V.a. deshalb, weil ich mich fragte, ob so eine Diagnose/Prognose auf Grund einer Blutuntersuchung in diesem Umfang überhaupt gegeben werden kann.
Ich weiß dazu nur, daß es sogen. Tumormarker im Blut gibt, die den evtl. Rückschluß erlauben, daß da irgendwo im Körper ein Tumor existiert.

Ferner weiß ich, sowohl aus eigener Erfahrung, als auch aus vielfach im Lymphdrüsenkrebs-Unterforum immer wieder Beschriebenem, daß bzgl. Art und Umfang eines Lymphdrüsenkrebses eine definitive Aussage dazu eigentlich nur durch die Auswertung einer Gewebeprobe möglich ist.

Womit sich natürlich auch für Euch die Frage stellt, inwieweit das im heutigen Gesprächstermin Genannte richtig sein kann.

Deshalb ging ich auch zurück zu dem, das Du eingangs schriebst:
Zitat:
Diesen Monat wurde meine 81-jährige Mutter nach einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus (wegen einer akuten Lungenentzündung) mit der Diagnose Lymphdrüsenkrebs entlassen.
Auf welcher Basis erfolgte diese Diagnose Lymphdrüsenkrebs?
Blutuntersuchung? und/oder
Umfangreiche Ultraschall-Untersuchung? und/oder
Gewebeprobe-Analyse?

Zitat:
Eine Behandlung käme nicht in Frage, da meine Mutter diese nicht überleben würde. Dafür ist sie zu wenig gesund. Es wäre nur eine Quälerei und es würde nur bei einem sehr starken Lebenswillen und ausreichend stabiler Grundgesundheit als Voraussetzung für die Behandlung einen Weg geben. Dies sei aber nicht ausreichend vorhanden.
Derzeit kann das schon so sein:
Deine Mutter kam erst Anfang November aus dem Krankenhaus.
Und wie könnte es in drei oder vier Monaten danach sein?

Zitat:
Meine Mutter will das auch nicht, sondern möchte ihren Lebensabend nur mit Annahme von symptomlindernden Medikamenten verbringen. Sie erhält nun Kortison, täglich eine halbe Tablette.
Wenn wir uns hier nichts vormachen wollen, so ist das (i.d.R.) der "letzte Weg", den sich jeder wünscht:
Denn am Schluß wird dann Morphium verabreicht.

Zitat:
Die Würfel sind gefallen, ich unterstütze sie darin, dass ihr Lebensabend möglichst angenehm und glücklich verläuft. Und wer weiß, vielleicht erholt sie sich dadurch so weit, dass die Prognose später günstiger ausfällt, auch ohne Behandlung gegen die Ursache. Denn immerhin soll es sich um eine nichtaggressive Form des Lymphdrüsenkrebs handeln.
Ob die Würfel wirklich gefallen sind, weiß ich nicht.
Geh bitte der Sache mit den "Diagnosen" nach.
Und wenn dabei Zweifel bzgl. Richtigkeit existieren/entstehen, versuch auch, diese Zweifel zu beseitigen!
Indem Du/Ihr eine weitere Diagnose/Analyse zum Lymphdrüsenkrebs einholt.

Klar - nur wenn zweifelsfrei Sicherheit besteht, daß in realistischer Prognose Deine Mutter sterben wird, bleibt ja nichts anderes übrig als das zu akzeptieren und bestmöglich damit umzugehen.
Könnte aber durchaus auch sein, daß Deine Mutter nach einiger Zeit einer lebensverlängernden Behandlung "gewachsen" ist.

Zitat:
Denn sonst geht es ihr besser (noch ohne Kortison), sie aß nach dem Arzttermin ein ganzes Menü! Auch sonst will sie wieder ohne meine Hilfe gehen!
Deine Mutter gefällt mir:
"Haut" sich nach dem Schock erst mal ein Menü "rein".

Es gibt jede Menge von Redensarten, wie z.B.:
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.
http://www.redensarten-index.de/such...%5B%5D=rart_ou
Deren Wahrheitsgehalt gemeinhin unterschätzt wird.

Warum wurde Deiner Mutter Kortison verschrieben?
Und wie faßte sie die Diagnose/Prognose auf, nachdem diese sich nun einige Zeit "gesetzt" hat?
Wie sehr belastet Dich diese Diagnose?
Kommst Du damit klar, falls sie bestätigt werden würde?


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #43  
Alt 30.11.2016, 22:58
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Meine Mutter hat das mit der Prognose nicht richtig verstanden. Sie dachte, es wären noch zwei bis drei Jahre, die sie nun habe. Schon beim Termin verhörte sie sich und konnte die korrigierende Antwort der Ärztin und mir nicht wirklich aufnehmen. Und heute dachte sie wieder, es wären noch zwei bis drei Jahre, worauf ich ihr schon klar aufzeigte, dass die Ärztin nicht von Jahren, sondern Monaten sprach, ich aber davon ausgehe, dass es sich um einen Durchschnittswert handelt, der natürlich bei 81-Jährigen stark nach unten weist, weil die meisten gar nicht erst 81 werden.

Auch mir fiel auf, dass diese Prognose ohne klarere Abklärung (nur Blutbild und Röntgenbilder, vielleicht noch MRI, da sie in einer Röhre lag, wie sie erzählte) etwas zu sehr am unteren Rand der Wahrscheinlichkeit ansiedelt, ich aber einen Fall kenne, der aus derselben Onkologie eine Prognose von 6 Monaten erhielt und dieser nach 2 Jahren (!) einen Beschwerdebrief schrieb an den Chefarzt der Onkologie, nicht weil er noch lebte, sondern weil ihn diese Prognose derart beschäftigte und quälte. Die Hämatalogin sieht wohl viele Patienten sterben an Krebs, sodass sie vielleicht nur diese Fälle vor Augen hat und weniger die Fälle, wo es länger geht. Die weniger dramatischen Fälle werden ja dann auch weitergeleitet und so erfährt sie wohl weniger von den guten Ausgängen. Wer weiß, vielleicht war sie es, die dem Krebskranken mit dem Beschwerdebrief die 6 Monate prognostizierte, das würde zeitlich und von der Abteilung her passen. Der falsch Prognostizierte war übrigens auch fast 80. Der Krebs sei zu weit fortgeschritten, sagte man ihm auch.

Ich kann es auch nicht wirklich glauben, aber meine Mutter war heute schon geschockt, als ich ihr nochmal sagte, dass die Ärztin von Monaten sprach, um zu verdeutlichen, dass wir nicht von Jahren ausgehen können.

Sie ist aber wirklich nicht für weitere Abklärungen fähig derzeit. Das Blutbild zeigt, dass die hohen Entzündungswerte nicht von einer Infektion kommen, sondern durch die Lymphknoten, die auch bei Ertastung größer sind, aber nicht riesig. Auch wenn das Cortison umstritten ist, könnte es ihr helfen, allgemein wieder auf die Beine zu kommen, um sich auch eine Abklärung zuzumuten. Sie könnte das Cortison dann später ausschleichen.

Danke für Deine Ratschläge, ich werd daran denken!
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LG Dream

Geändert von Dream (30.11.2016 um 23:04 Uhr)
  #44  
Alt 01.12.2016, 02:11
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

Statistiken haben bzgl. Einzelfall keinerlei Aussagekraft.

Womit ich nicht sagen will, daß sie unnütz wären.
Ganz im Gegenteil können sie durchschnittlich Anhaltspunkte dafür geben, welche Behandlung ggf. erfolgversprechend ist.
Mehr aber auch nicht.

Was bleibt denn unseren Ärzten im Einzel-Krebsfall anderes übrig, als bzgl. Behandlung genau das "durchzuziehen", was sich lt. Statistik am erfolgreichsten bewährt hat?
Etwas anderes können sie aus meiner Sicht gar nicht verantworten bzw. tun.

Sicher können sie im Einzelfall auch sagen:
Derzeit können wir es nicht verantworten, eine statistisch erfolgreiche Behandlung zu beginnen, weil der Patient diese höchstwahrscheinlich gar nicht überleben wird/kann.
Das sagt aber noch lange nichts darüber aus, wie das vielleicht, z.B. nach einem Vierteljahr, aussieht.

Du erinnerst Dich, daß ich Euch w.o. ein "Zeitfenster" wünschte?
Das tue ich immer noch.

Zitat:
Auch mir fiel auf, dass diese Prognose ohne klarere Abklärung (nur Blutbild und Röntgenbilder, vielleicht noch MRI, da sie in einer Röhre lag, wie sie erzählte) etwas zu sehr am unteren Rand der Wahrscheinlichkeit ansiedelt,...
Blutbild, Röntgenbilder und "Röhre" sind hervorragende Mittel, um das "Herumstochern im Nebel" flankierend konkretisieren zu können.
Die Analyse einer Gewebeprobe ist dadurch aber nicht mal annähernd erreichbar.
Denn dabei geht es um eine qualitative Analyse eines ganz konkreten Lymphdrüsenkrebses!

Bei mir war das so, daß eingangs im ABZ auf Grund einer umfangreichen Ultraschall-Untersuchung festgestellt wurde, daß haufenweise abartige Lymphknoten-Vergrößerungen überall im Körper vorlagen. Höchstwahrscheinlich "krebsige".
Die wurden genau vermessen, und all das wurde protokolliert.
Danach dann ab zur Gewebe-Entnahme per Biopsie.
War bequem, weil mir in der linken Leiste ein "fetter" Lymphknoten (abartig) herausgewachsen war.
Qualitatives Ergebnis der Gewebe-Analyse:
Böse bösartig - sofortiger Handlungsbedarf ist "angesagt".
Also:
Standard-Therapie (lt. Statistik) "durchziehen".
Hatte Glück damit:
Funktionierte einwandfrei => Lymphdrüsenkrebs konnte plattgemacht werden.

Allerdings war ich dabei - abgesehen von dem sich entwickelnden Lymphdrüsenkrebs - kerngesund.
Damit meine ich keinerlei "Tabletten-Zufuhr" aus irgendwelchen Gründen.
Sicher sind das "ideale" Voraussetzungen dafür, daß alles - wie erwartet - funktioniert.

Bei Deiner Mutter ist das jedoch etwas anders gelagert:
Anfang November kam sie "angeschlagen" aus dem Krankenhaus.
Realistisch gesehen muß sie sich erst mal davon wieder erholen.

Zitat:
Ich kann es auch nicht wirklich glauben, aber meine Mutter war heute schon geschockt, als ich ihr nochmal sagte, dass die Ärztin von Monaten sprach, um zu verdeutlichen, dass wir nicht von Jahren ausgehen können.

Sie ist aber wirklich nicht für weitere Abklärungen fähig derzeit.
Versuch bitte lieber, Deiner Mutter zu verdeutlichen, daß die Prognose von einigen Monaten (restlicher Lebenszeit) auf einer Basis erfolgte, die zweifelhaft ist.
Aus meiner Sicht jedenfalls schon.

Päpple Deine Mutter und Dich selbst wieder hoch.
"Bekoch" Euch beide ordentlich:
Weißt ja: Essen und Trinken...

Wenn nichts mehr zu "retten" ist, muß man auch das letztlich akzeptieren.
Man kann aber versuchen, zu retten, was noch möglich ist.
Mehr bleibt uns allen leider nicht übrig.


Liebe Grüße
lotol
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2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #45  
Alt 03.12.2016, 00:17
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Ja, ich hab meiner Mutter diesbezüglich auch Mut gemacht und sie auf zwei Fälle hingewiesen, wo die Prognose nicht zutraf, z. B. bei der Mutter der Nachbarin, die dann doch länger lebte als prognostiziert.

Meine Mutter will nun auf einmal zum Hausarzt und sich eine Kur in einer nahegelegenen Höhenklinik verschreiben lassen, wie ich es schon länger vorschlug, denn dort wäre sie an einem erholsamen Ort und hätte eine aufbauende Betreuung. Ich war gerade einen Tag davor dort bei der Sozialberatung, um mich dahingehend beraten zu lassen. Beim Heimweg tauschte ich mich mit einer Angehörigen eines Lungenkrebspatienten aus, der nach 2 Krankenhausaufenthalten den Weg in diese Höhenklinik auf dem Berg fand. So will es meine Mutter nun auch machen, dort oben hat sie eine tolle Aussicht auf die Berge und das findet sie schon attraktiv, denn sie schaut sich ständig nur Bergpanorama-Dokufilme an.

Ich hoffe, das klappt, so käme sie automatisch zu den erwünschten Zweitmeinungen. Und im Kontext der Klinik wäre eine dezente Abklärung wahrscheinlich schon möglich bei ihr, vermute ich. Außerdem bekäme sie eine gewisse Aktivierung. Besuche erhält sie dadurch von den Familienmitgliedern, die sie bei uns zuhause kaum besuchen, aber erfahrungsgemäß in der Klinik schon. Es wäre nur für 4 Wochen, könnte aber einen Fortschritt bringen. Die frische Bergluft täte ihr auch gut, um sich zu regenerieren. Im Moment ist sie ein Pflegefall, ich muss ihr überall helfen, beim Gehen, Stehen, auf der Toilette, beim Umziehen und beim Zu-Bett-Gehen. Außerdem braucht sie eine Rund-um-Zuwendung. Wenn ich weg muss und sie für eine Weile allein ist, leidet sie sehr. Sie will auch nicht mehr ein Einzelzimmer haben in der Klinik, auch wenn sie im Krankenhaus genervt war von der Bettnachbarin. Allerdings stöhnt meine Mutter im Schlaf, sodass sie vielleicht trotzdem eines bekommt, aber tagsüber müsste sie in der Klinik so nie allein sein. Das ist sicher auch ausschlaggebend für meine Mutter, da ich manchmal weggehen muss, um Dinge zu erledigen.

Ihr Enkel, an dem sie sehr hängt, hat gerade seine Arbeitsstelle verloren. Das beschäftigt sie stark. Sie will leben für ihn, um ihm zu helfen, auch finanziell. Wenn ihr Alterseinkommen an den gemeinsamen Ausgaben wegfällt, haben wir kaum mehr die Möglichkeit, ihm zu helfen. Ich allein kann es nicht. Und das hält sie am Leben, für ihren geliebten Enkel.
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LG Dream
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