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  #46  
Alt 03.05.2012, 10:04
Toertchen Toertchen ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit, liebe Lisa,

ich lese Eure Zeilen und bin am weinen. Dieser verkack.....e Krebs. Er macht vor nichts und niemandem halt.
Genießt die Zeit die ihr noch habt ganz bewusst.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft.

Grüßle Törtchen
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  #47  
Alt 04.05.2012, 17:13
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Wieder ein so stressiger Tag,


So wie all die letzten Tage.
Heute habe ich einen Entschluss gefasst und dem Arzt meine persönliche Meinung gesagt.
Die hat gesessen. Das war mir wichtig. Er meinte ich handle grob Fahrlässig, wenn ich nicht dafür Sorge das mein Mann sofort in die Klinik kommt.
Seine gesamten Werte sind so schlecht, das schon seit Tagen. Und Heute am Freitag soll er in der Klinik bleiben.
Das war zuviel. Mein Mann hat Angst in der Klinik zu sein. Alleine und 87 km von zu Hause weg. Dann versuchte der Arzt meinem Mann zu erklären, das er bleiben muss. Doch er sagte nichts und war Abwesend. Ich zog aus meiner Tasche die Patientenverfügung und die Generalvollmacht und teilte dem Arzt mit, das mein Mann nichtmehr alleine entscheiden kann . Das wurde uns Gestern durch den Anwalt bestätigt.

In unserem Fall geht es nicht mehr meinen Mann und um den geliebten Papa. Da geht es nun darum, wer schafft es was neues zu erproben. Das muss ich in aller Deutlichkeit sagen. Heute habe ich das unterbunden und mit der Klinikleitung gesprochen, das dieser Arzt nicht mehr für meinen Mann zuständig sein darf.
Die Bestrahlungen wurden nochmal verlängert. Jetzt müssen wir noch 5 mal hin. Dann betrachten wir die Behandlung als beendet und die nächsten 35 Bestrahlungen für die Lunge machen wir dann bei uns zu Hause im Klinikum.

Ich mußte so handeln, um meinen Mann zu schützen. Ich wäre sonst nicht damit klargekommen, alles mit Ihm machen zu lassen. Denn ich habe verstanden, das er nicht um jeden Preis unter Schmerzen und vielen Nebenwirkungen hier bleiben soll. Wir sind bereit und würden ihn gern gehen lassen, damit unser Papa den Frieden findet, den er verdient hat.

Meine Tochter und ich haben eine wundervolle Idee, wir wollen für Jürgen einen Stern am Himmel kaufen. Ein Zeichen der Liebe und Unvergessenheit.
So ist er immer da und leuchtet uns am Abend den Weg.


Wir sind traurig und lernen damit umzugehen, einen Menschen zu verlieren, den man noch lange braucht. Aber wenn dieser Krebs so böse im Körper wohnt, dann ist Erlösung besser als alles andere.

Meine Lisa erträgt die Situation gut. Sie ist wie eine Grosse. Danke mein Kind, das auch du so Stark bist. Wir lieben dich von ganzen Herzen.


Deine Mama und Papa

I Love youuuuuuuuu





Liebe Grüße und Kopf hoch,

Grit mit Lisa an der Seite
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  #48  
Alt 04.05.2012, 21:52
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

das hast Du toll gemacht....was für Stärke!
Das mit dem Stern is ne tolle SAche, ich hab hier auch einen und immer wenn ich zum Himmel gcke, weiss ich, mein Mann ist da oben. Da legte er sehr viel Wert drauf, dass er dort ist
Wir liebten beide die Sterne so sehr und es ist und war immer ein Trost für mich in den Himmel zu gucken und mit ihn zu sprechen.
Er schickt mir immer mal eine Sternschnuppe so als Zeichen, dass er da ist...das hat er mir auch immer versprochen, bevor er starb.
Es tröstet ungemein.
Viel ERfolg beim Aussuchen des tollen Sterns am Himmel.
Weiterhin viel Kraft...
Liebe Grüße
Mel
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  #49  
Alt 04.05.2012, 22:52
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

großartig Grit... du hast im richtigen Moment das Richtige gesagt...Respekt... und was jetzt passiert, darauf haben wir nur wenig Einfluß...wir können unsere Lieben vor dem "Benutzen" bewahren und das ist so viel... Mein Mann hatte immer Angst wenn der Onkolge ins Zimmer kam... Angst vor den kalten Worten... Angst benutzt und überredet zu werden um für irgendwelche Statistiken zu fungieren... und jeder, der vom Recht eine Therapie abbrechen zu wollen Gebrauch machte wurde noch tiefer in den Boden gestampft... das kostet unglaublich viel Kraft. Diese kalten mißbilligenden Blicke kenne ich zu gut...

Ich wünsche euch Dreien eine liebevolle Zeit mit warmen Herzen.

Liebevolle Gedanken begleiten euch

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #50  
Alt 05.05.2012, 08:31
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo Ihr Lieben !

Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen . Immer dachte ich an die gesagten Worte beim Arzt. Ich hatte diesen Mut was zu sagen. Immer wenn wir zu diesen Arzt mussten, dann war dem wohl nicht wirklich gut in der Magengegend. Wir haben zu Hause eine Anzahl von Medikamenten. Wahnsinn. Und er sagte immer, probieren Sie das ob Sie damit klarkommen. Oder dieses hier, das ist Neu. Die Salbe für die Haut ist hier hergestellt worden. Probieren Sie und sagen Sie Bescheid, wenn Sie das nicht vertragen.

Ich will nicht Alle schlecht machen. Aber ich als Angehöriger fühle mich sehr schlecht. Es sind Experimente, die zumindest bei meinem Mann durchgeführt werden. Die Ärztin ,mit der ich ein gutes Gespräch führen konnte schüttelte immer den Kopf. Immer wenn ich im Wartebereich auf meinen Mann wartete, hörte ich andere Patienten mit den Angehörigen sprechen. Nie wirklich was Gutes. Und die Angst, spielte bei all den Menschen die größte Rolle.sie kamen, genau wie wir mit vollen Taschen aus seinem Behandlungszimmer. Nur bei den Schmerzmitteln, da gab es immer ein Pflaster mit Morphium für 3 Tage . Dann sprach ich ihn darauf an und er bekam Farbe ins Gesicht. Wir bekamen dann immer ein extra-Pflaster . Ich bekomme das Gefühl nicht los, das all diese anderen Mittelchen immer nur dafür da sind, an Studien teilzunehmen. Wenn ich all diese Medikamente meinem Mann geben würde, so auch die Aussage unseres Hausarztes und eines guten Freundes der Dr. Med ist, würde die Behandlung nie aufhören, weil alle Organe zerstört werden.
Ich habe Beipackzettel gelesen, abgeheftet, unterstrichen u.u.u. Mann sollte diese nicht wirklich lesen, aber ich möchte für meinen Mann da sein und Ihn so gut es geht mit gutem Gewissen zur Seite stehen .

Ich hoffe ich habe es richtig gemacht. Mein Gefühl sagt ja. Und wenn er zu Hause in die Klinik müsste, dann haben wir nur 2 Minuten Fahrzeit . Es kann immer Jemand bei Ihm sein. Das hat meinen Mann sehr beruhigt. Und diese Klinik ist auch viel vertrauter . Was ich schön finde, das es neben dem Klinikum gleich eine wundervolle Palliativ - Station gibt ,die nicht nach Krankenhaus aussieht und auch ist. Es ist dort sehr schön bunt und lauter nette Mitarbeiter.
Wir werden diese Station vielleicht brauchen, also macht mir dieser Gedanke, wo können wir hin keine Angst mehr. Ich denke dort würden wir gut versorgt werden.

Wenn ich jetzt schreibe, es macht mich sehr Glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben, dann beziehe ich es auf die Gedanken, meinen Mann von diesen Karrieregeilen Doktor entfernt zu haben.
Ich Wiege uns in mehr Sicherheit und ich brauche meinen Mann nicht quälen, schon alleine mit der Fahrstrecke von vielen,vielen unendlichen Kilometern.


Danke an dieser Stelle euch Lieben hier. Jede Zeile macht Mut .jede einzelne Zeile gibt uns die Kraft.
Auch wenn man in sein Kissen weint . Es macht mich Stark und meine Hoffnung behalte ich so immer bei, meinen Mann und allerliebsten Papi bis zum Schluss zu begleiten. Und in seinem Interesse zu handeln.


Lisa, wir Lieben dich von ganzen Herzen.




Ich wünsche Euch hier im Forum viel Kraft und Mut.
Ich schicke den Sonnenschein auch wenn das Herz weint.
Ich sage danke, für all die lieben Zeilen und Infos hier.

Ich bin froh, euch gefunden zu haben.


Ganz liebe Grüße von


Grit mit Lisa an der Seite
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  #51  
Alt 05.05.2012, 17:22
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Ihr drei Lieben,

wünsche euch ein schönes Wochenende mit viel Sonne im Herzen und das ihr bei aller Schwere die Freude über das Zusammensein genießen könnt.

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #52  
Alt 07.05.2012, 13:01
Pakita Pakita ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Habe gerade Deine Geschichte gelesen und musste erst mal nur weinen. Es geht so nahe! Ich mache so etwas ähnliches durch. Mein Mann bekam im Januar 2012 die Diagnose Krebs. Nach drei Wochen wussten wir dann: Es handelt sich um kleinzelliges Bronchialkarzinom mit Metastasen an den Knochen, in der Lunge und an der Nebenniere. Er hat mittlerweile eine OP an der Lunge hinter sich; ausserdem 22 Bestrahlungen und gleichzeitig Chemo. Das alles ist palliativ, nicht heilend.
Jetzt haben wir das große Problem: Wie bringen wir es seiner älteren Tochter bei? Sie ist 25 und hat letztes Jahr im Juni einen totalen Zusammenbruch (Psychose) erlitten. Sie war lange in der Psychiatrie; danach hat sie drei Monate bei uns gelebt, jetzt ist sie bei ihrer Mutter. Gesund ist sie noch lange nicht. Sie weiss, das ihr Papa (auch Papakind) Krebs hat, glaubt aber, es ist heilbar. Ihre Schwester (die ist 21) weiss etwas genauer Bescheid.
Wenn Claudia uns besucht, dann spielen wir ihr immer noch etwas vor. Halt die Richtung: Das wird schon wieder. Sie würde momentan daran kaputtgehen; die Psyche ist noch viel zu labil und sie ist null belastbar.
Mein Mann nimmt dann alle Kraft zusammen in ihrer Nähe; wenn sie dann wieder zu Hause ist, dann ist er auch total kaputt.
Ich weiss auch nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich weiss, das ich meinen Mann viel zu früh gehen lassen muss und bin nervlich selbst total am Ende. Aber man spielt natürlich die Starke.
Bin gespannt, wie lange das noch gutgehen kann.
Ich an Deiner Stelle würde es Deiner Tochter langsam und behutsam, aber ehrlich sagen. Die jüngere Tochter meines Mannes hat auch erst nur geweint, aber jetzt kann sie damit relativ gut umgehen. Natürlich hofft auch sie im tiefsten Inneren, das es nicht zum schlimmsten kommt (genau wie alle anderen), aber eigentlich wissen wir alle, das der Abschied schon jetzt naht.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft; ich weiss, wie schwer das ist. Mein Mann ist auch erst 54. Alles Gute von ganzem Herzen für Dich.
Anja
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  #53  
Alt 13.05.2012, 16:14
Ziege66 Ziege66 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Odelbie,

wir haben ähnliches mit den Ärzten erlebt und diese Wut, die man hat,
ist unbeschreiblich. Meinem Mann geht es seit Jahren so schlecht.
Immer wurde es auf den Rücken geschoben, da er 2004 schon einen
Arbeitsunfall hatte. Im Februar dann, wurde der Husten immer schlimmer.
Er hatte schon 5 Nächte nicht mehr im Bett sondern auf dem Sofa ge-
schlafen, weil er immer dachte, er würde im Bett ersticken. Ich konnte
ihn zum Glück überreden, montags dann zum Arzt zu gehen. Die Hausärztin
meinte dann allen ernstes, ob mein Mann erkältet sei!!!! Ich dachte, ich
springe ihr gleich an die Gurgel. Ich habe sie gefragt, ob sie blind sei,
und dann stellte sie fest, er würde ja gar nicht gut aussehen. Dann eine
Überweisung an die Lungenfachärztin. Die schickte uns wieder nach
Hause, obwohl auf dem Röntgenbild der rechte Lungenflügel nur noch
halb zu sehen war, der Rest war weiß. Wir sollten eine Woche später
noch eine Untersuchung machen lassen. Ich dachte, ich bin im falschen
Film. Am nächsten Tag bin ich mit den Bildern dann nochmal zur
Hausärztin, die schrieb dann zum Glück die Einweisung ins Krankenhaus.
Dort kam nach einem anfänglichen Verdacht der Lungenentzündung heraus:
Lungenkrebs mit Tumor im rechten Lungenflügel, Metastasen in den Rippen
und Tumor über dem Steißbein, der sich seitdem schon von 4 auf 8 cm
vergrößert hat.
Ich habe auch die ganze Zeit überlegt, wie ich es den Kindern (10, 12, 19)
sagen soll. Dem Großen habe ich es relativ früh gesagt, weil er immer genau
merkt, wenn mit mir etwas nicht stimmt. Bei den kleineren hatte ich auch
erst Angst, dass ihr Papa sehr krank ist, haben sie ja schließlich auch ge-
merkt. Aber ich wußte nicht so richtig, wie ich es sagen soll, und habe es
auch immer weiter herausgeschoben. Doch irgendwie mußte ich es ja
sagen, außerdem merken Kinder meistens, wenn etwas nicht stimmt,
zumal oft der Hausarzt kam, jemand vom Pflegedienst, vom Palliativ-
Stützpunkt. Außerdem wurden die Hilfsmittel wie Rollator, Pflegebett,
Toilettenstuhl, Duschstuhl, Sitzring immer mehr. Als ich es dann gesagt
habe, habe ich gemerkt, sie hatten sich das schon so gedacht. Unsere
kleinere Tochter geht damit ganz gut um, sie hilft meinem Mann viel,
bringt ihm Essen oder Trinken. Unsere Ältere hat große Schwierigkeiten
damit. Sie wollte auch schon nicht gern mit ins Krankenhaus und kann
solche Dinge schwer mit ansehen. Sie sieht auch jetzt zu, dass sie
oft verabredet ist oder zieht sich in ihr Zimmer zurück. Viele sagen mir,
sie wäre sehr still geworden. Abgesehen davon, kommen in dem Alter
auch viele andere Dinge dazu, z. B. sind natürlich auch Jungs ein Thema
und ich versuche, so viel wie möglich mit ihr zu reden. Sie war immer der
"Schatz" meines Mannes, daher trifft es sie glaube ich besonders. Aber
auch für meinen Mann ist das schwer, dass gerade sie nicht so in seiner
Nähe sein kann. Es ist alles Mist. Es fehlt ja auch die Zeit für die Kinder,
Wir hatten zweimal Chemo, jeweils 8 Stunden, jetzt jeden Tag Strahlen-
therapie, 4 Wochen lang insgesamt 2 Stunden Fahrt. Zum Glück wird
mein Mann jetzt liegend transportiert. Aber manchmal fragt man sich
wirklich, ob das alles so richtig ist. Er möchte auch auf keinen Fall
ins Krankenhaus, und weint sehr viel, wenn ich davon anfange. Ich
hoffe, dass ich das noch lange so zu Hause schaffe, obwohl mich
die Ärzte bei der Strahlentherapie am Freitag schon darauf ange-
sprochen haben. Aber, jeder Tag ist anders, mal gut, mal schlecht.
Heute ist es mal etwas besser, und diese blöden Schmerzen halten
sich ausnahmsweise mal in Grenzen. Heute mittag haben wir uns
sogar etwas vom Chinesen geholt zum Muttertag. So brauchte ich
nicht kochen, und wir hatten viel Zeit füreinander. Leider ist der
Geschmackssinn meines Mannes total verändert, seit durch die
Chemo die Schleimhäute vollkommen kaputt sind, aber ein bißchen
hat er auch gegessen.
Ich wünsche Dir, wenn es irgendwie geht, ein bißchen Ruhe und
Zeit mit Deiner Tochter und ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
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  #54  
Alt 24.05.2012, 12:40
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo Ihr Lieben,


Auf diesem Wege herzlichen Dank für all eure lieben Worte. Danke für die Tips ,Hinweise und Kraftpakete.

Wir kämpfen für JEDEN neuen Tag. Ich habe lange nachgedacht um wirklich sicher zu sein, ob all die Sachen richtig sind, die ich eingefädelt habe. Heute, heute bin ich der Meinung, ich habe es gut gemacht. Die Ärzte in der Uni Erlangen sagten mir zum Schluss der Behandlung dort ich müsse Zeitnah schnell mich um eine neue Behandlung für meinen Mann kümmern. Das tat ich. Und diese neue Bestrahlung wurde schon zum zweiten Male verschoben,weil die Akten von meinem Mann aus Erlangen noch immer fehlen.

Ich habe einen Großbrief an den ärztlichen Direktor per Einschreiben geschickt. Mit Kopien von Beweismaterial. Da bin ich gespannt, was ich für eine Antwort bekomme.

Wir hatten letzte Woche ein wundervolles Arztgespräch . Ich erklärte dem Arzt mein Wissen über die Krankheit und den Zustand meines Mannes. Legte dem Arzt im gleichen Augenblick die Patientenverfügung vor und dann untersuchte er meinen Mann. Nahm Blut ab und schaute sich ganz genau meinen Mann an. Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl ,das uns Jemand zuhört.

Nach einiger Zeit bekamen wir den Bescheid, das es nur eine Bestrahlung geben wird. Diese dient nur dazu, das er keine Erstickungsängste haben braucht. Die Chemo, die gemacht wurde, war viel zu schwer für den schon geschwächten Körper. Eine weitere Chemo würde er nicht schaffen.
Wir genießen jeden Tag. Haben uns damit abgefunden, das wir unseren Mann und Papa verlieren werden. Wir haben uns aber nicht damit abgefunden, das er unter Schmerzen und Panik gehen muss. Das ist unsere Aufgabe geworden, dafür zu kämpfen. Es sagt es uns ganz oft, wie toll wir sind. Selbst unsere Tochter hat verstanden,begriffen das zum Leben der Tod gehört. Zumindest fühlen wir uns nach AUSSEN so. In unserem Inneren sieht es ganz anders aus.
Unser Herz ist voller Trauer und Angst. Verzweiflung macht sich stark breit. Unser Leben bleibt stehen. Wir sind eigentlich am Ende. Können diese Form nicht verstehen und haben keine Zeit dies zu verarbeiten, es zu sortieren. Es fühlt sich so an, als seinen wir in ein Haifischbecken gesprungen und kommen nicht mehr raus. Wir rudern ohne Pause. Ständiger Ärger mit der Krankenkasse. Auskünfte über Dinge, wo man nicht ein Wort versteht. Es macht einen vollkommen fertig. Dabei wollten wir nicht viel. einen Rollstuhl um zur Bestrahlung zu kommen, einen Toilettenstuhl, damit mein Mann selbst seine Notdurft verrichten kann, weil er die Strecke zum Klo nicht alleine kann. Betteinlagen. Ist das zuviel verlangt ? 24 Stunden bin ich bei meinem Mann und für ihn da. Dann habe ich mir erlaubt, einen Antrag auf Pflege zu stellen. Der Gutachter war schon lange da. Einen Bescheid vermissen wir. Darauf warten wir schon 4 Wochen. Alle Medikamente kosten Geld. Alle Hilfsmittel kosten Geld und dann Stelle ich mir die Frage, warum hält man die Leute so hin. Ist das einen Form von Menschlichkeit ?

Wir sind der Verzweiflung sehr Nahe. Es ist Irre, was man seinem Körper abverlangt. Und auf der anderen Seite sieht man, wie man immer stärker wird. wie man zusammen wächst, wie man gemeinsam traurig ist, wie man gemeinsam lacht und weint.

Danke für's zuhören.

Ich wünsche euch Allen ganz viel Stärke.

Gg liebe Grüße
von Grit mit Lisa an der Seite
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  #55  
Alt 24.05.2012, 23:11
j89 j89 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit

ich bin sonst nur stille Mitleserin im Forum und beteilige mich an keinen Beiträgen. Aber eure Geschichte hat mich so unglaublich an meine eigene erinnert, und ich wünsche euch ganz ganz viel Kraft, um die kommende Zeit trotz allen Schwierigkeiten und traurigen Momenten auch geniessen zu können, die Zeit, die ihr alle drei noch gemeinsam habt, ist wohl das wertvollste.
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  #56  
Alt 27.05.2012, 13:00
Benutzerbild von MoSchu
MoSchu MoSchu ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit, Deine letzte nachricht berührte mich sehr, es wiederholt sich vieles, was ich vor nun schon zwei Jahren um diese Zeit mit meinem mann erlebte.

Wir wechselten auch in diesem Zustand den Arzt -es ist ein antrengender, mutiger Schritt, hatte aber für meinen Mann ein ganz anderes Vertrauensverhältnis gebracht. Er war nun immer gestärkt und etwas getröstet nach dem Onkologen-termin.
Aus dieser Zeit habe ich dieses Foto, ich brachte diesen Strauß meinem mann zu Pfingsten ins Krankenhaus.
Vielleicht freut dich das Bildchen etwas. Es ist ein Rundgang durch den Garten. Mein Mann war ja Gärtner mit Leib und Seele.

ich wünsche Dir, Deinem Mann und Lisa viel Kraft --
Deine Moni

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  #57  
Alt 28.05.2012, 09:26
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit, liebe Lisa,

es tut mir sehr leid, dass die Krankenkasse Euch so lange warten läßt.

Mein Rat wäre, sucht über das Internet die Adresse der Hauptverwaltung der Krankenkasse Eures Papas und schreibt an den Vorstand. Die meisten Kassen haben dort die Namen der Vorstandsmitglieder verzeichnet, im Impressum muß mindestens jemand stehen, so will es das Gesetz.
Schildert dem Vorstand Eure Situation, (was, wo wann beantragt,welche Reaktionen sind gekommen).
Bittet dort ganz konkret um Hilfe, da Ihr diese wirklich kurzfristig braucht! In Deutschland wird ja zur Zeit sehr viel über die Pflege diskutiert und die Hilfe für pflegende Angehörige. Laßt Euch nicht unterkriegen, Ihr seit eine starke Familie!

Manchmal tut sich schon etwas, wenn man an die Öffentlichkeit geht, z.B.die örtliche Tageszeitung. Nur dies dabei muss man abwägen, wieviel Öffentlichkeit man vertragen kann und möchte.
Mal eine Frage zurück,wieviel Prozent des Einkommes leistet Ihr an Zuzahlungen (1 oder 2 Prozent)? Ihr könnt Euch von Zuzahlungen befreien lassen, wenn eine bestimmte Einkommensgrenze überschritten ist!


Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Euch kurzfristig geholfen wird,

liebe Grüße von Elisabethh.

Geändert von Elisabethh.1900 (28.05.2012 um 09:31 Uhr)
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  #58  
Alt 28.05.2012, 15:33
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Leserinnen ,Leser , liebe User ,


Auf diesem Wege ein DANKE. Danke für den wundervollen Blumenstrauß, der soviel Sonne und Farbenpracht in sich hat. Ein Strauß, der Kraft in sich hat, obwohl die Blumen abgeschnitten sind.
Wir sind nicht abgeschnitten, aber unsere Farben sind verblasst. Unser Speichel ist so wenig, das wir kaum noch Worte reden können. Unsere Augen sind nass wie ein Meer. Unsere Nerven liegen tief im Loch. Unser Leben steht.

Am Freitag haben wir nun unseren Rollstuhl bekommen. Auch diesen Toilettenstuhl. Ich habe durchgeatmet. Endlich. Endlich eine Erleichterung für mich.
Gestern habe ich meinen Mannn eine Runde durch den Park geschoben. Er hat sich gefreut. Er spürte diesen Weg wie damals, als wir frisch verliebt waren. Oder als wir mit unserer Tochter durch den Park spaziert sind. Er schob vor 13 Jahren seine Lisa voller Stolz. Heute ist das Blatt gewendet. Heute schiebt seine Tochter den Papa. Undwirerleben die Momente als würdedie Welt komplett gedreht haben. Er schüttelt den Kopf, kann das alles nicht verstehen. Naja, und wir verstehen es eben auch nicht. Wir genießen diese
wunderschönen Stunden.
Die kann uns kein Mensch,Behörde oder Krankenkasse nehmen.

Morgen beginnen worden nächsten Block von Bestrahlung. Vielleicht wird diese aber wieder abgesagt . 25 Bestrahlungen sollen es werden. Wir werden es sehen . Und es soll eine Chemo pro Woche geben.
Ich weiß nicht wie lange mein Mann, Lisa's Papa die Kraft hat zu kämpfen. Die Frage nach dem Sinn macht sich bei ihm breit. Wofür sich quälen ? Die Familie belasten.
Auch wenn wir versuchen so normal es eben geht unser Leben weiter zu führen. Es geht nicht.

Der Schmerz sitzt so tief, dann freue ich mich immer, wenn ich hier ins Forum komme und liebe Zeilen lesen kann. Es hilft so sehr. An dieser Stelle einen ganz lieben Dank dafür. Es baut uns auf. Macht uns Mut.
Danke ihr Lieben.

Nun wünsche ich euch noch einen schönen Pfingstmontag.


GglG von

Grit mit Lisa an meiner Seite
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  #59  
Alt 29.05.2012, 18:11
Kessiham Kessiham ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit, liebe Lisa,
gerade habe ich Euren ganzen Thread gelesen - bin sehr berührt und aufgewühlt. Es ist furchtbar, durch welche schwere Zeit Ihr mit Eurem Mann/ Papa gehen müsst. Und - es ist wunderbar, wie Ihr Eure kleinen Glücksmomente genießt! Diese bleiben später im Herzen! Ich weiß ja nicht, aus welcher Stadt Ihr kommt - ich wollte Euch für Lisa nur einen Tipp geben. In Hamburg gibt es die Phoenikks-Kinder (seht mal im Internet nach) - die leisten hervorragende Arbeit für Kinder und Jugendliche aus Krebsfamilien. Dort gibt es z. B. extra Treffen für Teenager, deren Eltern an Krebs erkrankt sind - sie erfahren da, dass sie nicht alleine sind, helfen sich gegenseitig sehr und werden psychologisch unterstützt. Vielleicht gibt es in Eurer Stadt ein ähnliches Angebot? Eventuell können Euch die Phoenikks-Mitarbeiter aus Hamburg da mit einer Adresse weiterhelfen.
Seht Euch doch auch die Palliativstation mal an und geht gemeinsam (zumindest Du und Deine Tochter) mal in ein Hospiz. Fragt den Mitarbeitern dort "Löcher in den Bauch" - das wird Euch helfen, die nächste Zeit planen und meistern zu können.
Ich schicke Euch ein Päckchen Hoffnung und Kraft und wünsche Euch noch viele zauberhafte Glücksmomente.

Fühlt Euch gedrückt
Kessi
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  #60  
Alt 04.06.2012, 21:05
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo ihr Lieben,



Nun sind wieder einige Tage vergangen und ich möchte gern wieder einige Zeilen hier hinterlassen.
Heute war ich mit unserer Tochter ein der Psychoonkologin. Es war toll. Lisa meinte zu mir, es war wirklich Klasse. De Dame hörte mir zu, Zeit zu verbringen mit Gesprächen sagte unsere Lisa war ganz toll und sie fühlt sich viel leichter. Kann für sich Dinge sortieren und einordnen.

Ich habe tief durchgeatmet. Und mir ist ein richtiger Felsbrocken vom Herzen gefallen. Ich kann diesen Moment nicht wirklich beschreiben. Es waren für mich richtige Glückshormone. Ich habe meine Tochter nach dieser Stunde in eine Arme genommen und wir waren richtig erleichtert.

Wenn ich jetzt hier schreibe, dieses Angebot sollte Jeder in Anspruch nehmen, dann meine ich es aus tiefstem Herzen . Es tut verdammt gut. Also keiner muss sich verstecken.

Gott sei Dank hatten wir das Gespräch. Am Nachmittag waren wir dann mit meinem Mann zum MRT vom Schädel. Und schon holt uns der Alltag wieder ein . Die Angst ,steht wieder dort wo wir sie gerade sortiert hatten. Metastasen ohne Ende . Der ganze Kopf ist voll. Ich kann es nicht wirklich verstehen. Wir sind wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Wie soll man das nur alles verarbeiten und vorallem verstehen. Unsere Tränen hielten wir zurück . Ich hoffe wir brechen nicht zusammen. Wir sind so
Machtlos.
Was ich aber sagen muss, das wir im Amberger Klinikum sehr,sehr gut versorgt werden. Mit viel Freundlichkeit ,Verständnis und allem was dazugehört , hilft uns wenigstens dieses Gefühl verstanden zu werden. Wirklich Klasse .

Die Krankenkasse hingegen spielt mit uns. Malaie könnte ich mit der Bildzeitung einen Bericht schreiben lassen. Aber die Zeit möchte ich lieber mit meinem Mann verbringen.

Es ist einfach nur Irre, aber wir sind Stark und kämpfen .

Ich schicke euch einen ganz lieben Gruss, schicke einen wunder-Kraftpaket

Und wünsche euch alles erdenklich Gute.

GglGrüsse

Grit mit Lisa und unserem Mann und Papa als Kämpfer an der Seite
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