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  #61  
Alt 04.06.2012, 23:51
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

gerade habe ich Deine Zeilen gelesen, bin tief berührt und suche nach Worten, deshalb erlaube ich mir, Dich und Grit still zu umarmen.

Habt Ihr eine Rechtsschutzversicherung, wenn ja, dann würde ich Dir empfehlen, zum Rechtsanwalt zu gehen und ihn zu beauftragen, die Angelegenheiten mit der Krankenkasse zu klären. Allein kommst Du da nicht mehr weiter, jedenfalls ist dies mein Eindruck.

Hast Du den Mut Dich an Eure örtliche Tageszeitung zu wenden? Vielleicht gibt es in Eurer Stadt auch noch andere Hilfsmöglichkeiten?

Elisabethh.
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  #62  
Alt 12.06.2012, 08:04
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo ,


Nun möchte ich hier gern wieder ein paar Zeilen hinterlassen.

Fast jeden Tag bin ich hier im Forum. Lese still und leise von ganz vielen Betroffenen die Hilferufe, Trostzeilen, traurige Erfahrunfen und Ängste.

Das Leben ist lange ein anderes Leben geworden. Wenn ich mich selber nehme, dann erwische ich mich immer wieder, das ich in das Muster zurückfalle, als unsere Tochter auf die Welt kam. Atmet sie ? Liegt sie gut ? Drückt nichts am Körper ? Ist das Essen nicht zu heiß ? Ist alles sauber ?
Genau in diesem Umfang geht es mir jetzt mit meinem Mann. Dabei vergesse ich mich. Ich will keinen Moment verpassen. Es bringt ein zur Verzweiflung . Es macht Müde.
Die Gespräche mit den Ärzten ist jetzt sehr freundschaftlich. Es tut gut. In der Zeit wo mein Mann in der Bestrahlungsbehandlung ist, da ist die Einzigste Zeit, wo ich abschalte. Dann lese ich diese Minuten einen Bericht aus der Zeitung oder schaue mir nur die Bilder im Wurstblatt an. Ich atme tief durch und versuche zu verstehen, warum wir diese Behandlung machen.
Viele denken, bestimmt genau so. Mir kommen wieder diese Gedanken. Warum gibt es keine Hilfe ? Warum geht es kranken so schlecht durch diese harten Behandlungen ? Muss as so sein ? Wer dachte schon groß an Krebs ? Wer hat sich damit beschäftigt, bevor es selbst in der Familie diese Krankheit gab ?

Bei uns wird der Krebs der Sieger sein. Dabei denke ich mir dann immer, warum gibt es kein wirkliches Mittel diesen Krebs zu besiegen ? Er frisst sich in dem Körper meines Mannes durch. Egal wo. Er nimmt was er bekommen kann. Da spielt die Chemo wohl keine Rolle. Wenn man Ameisen zu Hause hat, dann legt man einen Köder aus. Bei Ratten macht man das auch und dann irgendwann sind die Tiere verschwunden. Und hier ? Hier frisst der Krebs weiter bzw. Bevor er zerstört wird zerstreut er sich. Warum hat es da in der Forschung kein Mittel. Ein Mittel für alles ? Die Tiere die bekämpft werden mit diesen Giften, schlafen dann sanft ohne Schmerzen ein.
Nehme ich nun die Behandlung meines Mannes, dann spüre ich, wie er Stück für Stück stirbt. Dabei wollten wir doch die Behandlung um den Krebs zu töten.

Ich kann es nicht verstehen. Ich will es auch nicht verstehen. Weil man die Wahrheit nicht hören will. Ich rede mir jeden Tag als schön ein. Wie sieht es aber im Inneren meines Mannes aus ? Warum schläft er nur ? Weil der Krebs den Saft zum Leben nimmt ? Bestimmt.
Heute muss ich in die Schule. Zum ersten Male. Mein Kind braucht mich dort um mit einer neugierigen Lehrerin zu sprechen. Diese hat keinen Anstand und fragte vor den Ferien beim schreiben einer Ex wie es denn dem Papa geht und wie die Krankheit heißt die er hat ? Lisa verstand nicht, was diese Lehrerin das anzugehen hat. Begann sofort zu weinen und schrieb ihre Ex nicht zu Ende. Note 6 war das Ergebnisse . Vor den Ferien konnte ich es nicht klären. Aber heute hat diese dumme Frau Sprechzeit .
Am Samstag erhielt ich von der Kasse wieder eine Ablehnung für die Zuzahlungsbefreiung. Dann habe ich mich wieder hingesetzt und habe Widerspruch eingereicht. Es geht um 12,54 € die muss ich noch selber bezahlen. Da wir aber Sondenkost haben, die monatlich geliefert wird und einen Zuzahlungsbetrag hat, lieferte ich sofort die am Samstag erhaltenen Rechnungen nach. 30 € . Dann habe ich gleich eine Frist gesetzt, bis wann ich das Geld auf meinem Konto sehen will. Jetzt bin ich gespannt.
Dann habe ich eine Eingabe bei der Kasse gemacht, mit dem Vermerk, höherhalten ich bis zum 15.06.12 keinen ordentlichen Bescheid über die Pflegeeinstufung, so werde ich das am Montag den 18.06.12 dem Anwalt übergeben.

Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum gehen diese Kassen so mit uns Betroffenen um ? Wenn ich eine Haftplichtversicherung betrügen will, die haben das Recht zu prüfen, aber wenn es doch eine Diagnose gibt, was muss da noch alles geprüft werden ?
Werden die Angehörigen nicht auch Krank gemacht ?
Was ist mit unseren Kindern ? Leiden die nicht schon genug unter diesen schweren Schiksalen ? Wer kümmert sich. Kann ich als Mama und Ehefrau für alle gleich dasein ? Nein, das kann ich nicht. Zumindest bekomme ich es nicht richtig hin. Meine Tochter muss viele Dinge alleine bzw. mit Freunden machen. Denn ich kann meinen Mann nicht alleine lassen. Auch wenn ich am Abend fertig bin, versuche ich unsere Kuschelzeit einzuhalten. Diese Zeit ist uns sehr wichtig. Auch legen wir uns mit unseren Papa und Mann ins Bett und kuscheln. Das genießt er in vollen Zügen. Mir fällt auf, das er da ein kleines Lachen in den Mundwinkeln hat. Ich denke er entspannt dabei . Er fühlt sich dabei Sicher. Und genau so ist es bei unserer Tochter.wenn ich sie in meine Arme nehme , dann schnauft sie tief durch und sagt:"Mama ich liebe dich" .ich bin froh, das ich hinter ihr liege, so kann mein Kind die Tränen nicht sehen.
Warum nur ist dieses Leben so ?

Ich bin froh, das wir am Nachmittag wieder ein Gesprächstermin bei der Psychoonkologin haben.
Diese ganzen Fragen die ständig im Kopf Kreisen bringen einen um den Verstand.


Liebste Lisa, dir schicke ich einen dicken,fetten Kuss. Danke für dein Verständnis, das im Moment der Papa unsere ganze Liebe, Fürsorge und Zuneigung braucht und bekommt. Wir lieben dich von ganzen Herzen, auch wenn es Papa dir nicht wirklich zeigen kann. Selbst wenn er es möchte, er kann es nicht. Dafür ist sein Körper viel zu schwach. Papa hat dich in seinem Herzen, ganz fest. Glaube mir.

Dicker knuddler
I Love you
Deine Mama und dein Papa




Allen hier im Forum schicken wir ein dickes Kraftpaket von ganzen Herzen.


GglGrüße
von

Grit mit Lisa und unserem Mann und Papa als Kämpfer an der Seite
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  #63  
Alt 12.06.2012, 08:32
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

auf die Schnelle lasse ich Dir den Hinweis da, dass Du bei Bescheiden der KK, gegen die Du Dich zur Wehr setzen willst, in jedem Fall die Rechtsmittelfrist wahren musst. Diese steht in der Regel am Ende eines Bescheides und ist überschrieben mit REchtbehelsbelehrung.

Herzliche Grüße für Euch

ulphin
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  #64  
Alt 12.06.2012, 13:32
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

ich kann dich so gut verstehen... die sch... Bürokratie, für die sind wir alle nur eine Nummer. Und das wiegt in diesen Zeiten sehr schwer.

Diese Krankheit ist gnadenlos, unbemerkt schleicht sie sich in den Körper und nimmt Besitz von ihm, zerstörerisch, ohne jegliches Mitgefühl stillt sie ihren Hunger, zerstört die gemeinsamen Pläne...ALLES.

Ich wünsche dir sehr, das das Gespräch mit der Psychoonkologin dich wieder aufbauen kann, sie dir hilft, deine Wirrwarrgedanken zu sortieren, du alles was dich innerlich bewegt dort abladen kannst um dich dann mit gewonner Kraft den hohen Anforderungen erneut zu stellen. Mir haben diese Gespräche sehr viel Kraft gegeben, sie haben die Situation nicht verändert aber viel Ballast von meiner Seele genommen. Es tat einfach gut auch mal was abgeben zu dürfen und nicht immer nur zu geben, gefragt zu werden, wie es mir denn geht.

Weißt du Grit, in so einer Ausnahmesituation können wir gar nichts falsch machen, wir können alle nur unser Bestes geben, und das tust du, in jedem Moment. Und sowohl dein Mann als auch deine Tochter spüren das, das Lächeln deines Mannes, das tiefe ausatmen deiner Tochter... kleine, aber sehr kostbare Geschenke an DICH. Und weinen, das darfst du, es ist so erleichternd und gibt neue Kraft.

Grit, alles erdenklich Gute und viele Kuschelmomente euch Dreien.

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #65  
Alt 12.06.2012, 21:32
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,liebe Lisa,

Eure Zeilen sind mir sehr nahe gegangen. Grit, Du kannst in Eurer jetzigen Situation garnicht allen gerecht werden, die Zerrissenheit ist völlig normal. Es ist ganz toll, wie Ihr Euren Papa pflegt, er spürt Eure Liebe.

Liebe Grit, es gibt in vielen Städten, ambulante Hospiz-und Palliativdienste, dort arbeiten haupt-und ehrenamtliche Helfer. Es gibt auch Dienste, die Angehörige unterstützen, wenn sie Besorgungen erledigen wollen oder ganz einfach einmal Zeit für sich brauchen. Diese Helfer kommen in die Familien und bleiben beim kranken, wenn man ihn selbst nicht versorgen kann.

Es ist ganz einfach nur dumm, wenn die Lehrerin Lisa vor einer Leistungskontrolle fragt, an welcher Krankheit der Vater leidet. Ärgert Euch bitte nicht wegen der 6, Lisa ist ein ganz tolles Mädchen und wird ihren Weg im Leben gehen, da bin ich mir ganz sicher.

Ich erlaube mir noch Euch beide ganz still zu umarmen und wünsche Euch ganz viel Kraft,

Elisabethh.
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  #66  
Alt 14.06.2012, 08:51
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo Ihr Lieben,


Danke für die Hinweise. Oft hat man im Kopf eine gewisse LEERE.

Dann schaltet das Hirn ab und du verstehst nur Bahnhof.
Ich hatte Gestern die ersten Erfolge. Am Freitag schickte ich der Krankenkasse die letzte Aufforderung wegen der Pflege. Uns siehe da, GESTERN erhielt ich den Bescheid. Die Einstufung ist erfolgt.
(Antrag 15.03. und bewilligt 13.06.) Ein Arbeitstempo haben die Kassen. Wahnsinn !!!!

Das Gespräch in der Schule verlief für mich gut. Ich habe nichts hintern Berg gehalten. Ich habe die Dame eingeladen, Sie soll doch mal zu uns nach Hause kommen. Als ich Ihr den Stand meiner Tochter klar vor Augen führte, wie die Lehrerin mit meiner Tochter umgeht mobbt und nieder macht begann Sie zu weinen. Und meinte : " So bewußt habe ich es doch eigentlich nicht gemacht und gewollt." Ich dachte ich falle aus allen Wolken.
Ich habe Ihr gesagt, das dies ein Grund ist, das hier das Arbeitsleben für Sie vorbei ist bzw. sein kann.
Dann fragte Sie mich, wie sie es wieder gutmachen kann. Gute Noten geben, damit Lisa denkt es ist alles gut ???? Nee, bei mir nicht.
Ich habe Ihr gesagt, die letzte Ex ist nochmal zu schreiben. Für ALLE. Und wie Sie das macht ist mir Egal.
Sie entschuldigte sich in aller Form bei mir. Und ich sagte Ihr: Diese Entschuldigung nehme ich nicht an. Ich will sehen, das dieses Pädagogische Wissen umgesetzt wird. In Jeder Form und Lage.
(Als wir die Diagnose bekamen, bin ich in die Schule um mit dem Direktor zu sprechen. Denn es wäre mir zeitlich und emotional nicht möglich gewesen mit allen Lehrern zu sprechen und unsere Situation zu Hause zu erklären, weil sich Lisa bestimmt verändern wird und wir wollten Beide nicht, das Lisa vielleicht das Schuljahr nicht schafft. So wußten alle, was los ist .Und der Direktor sagte mir dann auch, Danke das Sie mit mir darüber gesprochen haben. Egal wann, wenn Lisa nicht zur Schule kommen kann ist das kein Problem für uns. Selbst wenn wir in ein Hospiz gehen würden und Lisa will mit, dann braucht sie nicht zur Schule. Es war ein tolles Verständnis von Seiten dr schule gegeben. )

Ich wußte ich kann mich auf mein Kind verlassen. Sie gibt alles und versucht immer wieder gut zu sein. Sie versucht immer wieder normal zu leben und eine solche Dame macht alles kaputt.

Das war für mich ein Erfolg. Ich weiß ich kann mich auf mein Kind verlassen. Und ich weiß, das mein Kind zu mir ein unglaubliches Vertrauen hat. Andere würden sich verstecken oderes so lassen wie es ist.
DANKE MEIN SCHATZ,DAS DU MIR DEIN VERTRAUEN SCHENKST.EGAL WAS IST,EGAL WAS SEIN WIRD. WIR TRAGEN DICH IN UNSEREM HERZEN, WEIL WIR DICH ÜBER ALLES LIEBEN.


Jetzt warte ich noch wegen der ganzen Anträge die man ja so ausfüllt bei Ämtern u.s.w. auf unsere Befreiung von Zuzahlung.
Den Widerspruch habe ich Fristgerecht abgeschickt.
Meine Tochter sagt immer zu mir:"Mama du bist so schlau, du kannst doch Doktor werden und bei der Krankenkasse in der Verwaltung sitzen.

Ja, da hat das Kind Recht. Nur würde die Kasse bestimmt arm werden. Denn ich weiß welchen Aufwand man hat, wenn man einen schwerkranken Menschen zu Hause versorgt.Das ist den Sesselpfurzern nicht bewußt. Denn dort hat man nur eine Nummer als Mitglied.

Ich möchte hier gern Danke sagen für eure Tips und Hinweise.

Ich würde gern eine Frage hier in den Raum werfen.
Als bei uns die Krankheit bzw. die Diagnose gestellt wurde, begann ich in meinem Kalenderbuch jeden einzelnen Schritt aufzuschreiben. Egal wo wir waren, welche Untersuchung,welche Pille,Pflaster u.s.w. was er gegessen hat,wie es ihm geht,wer ihn besucht hat, was es besonderes gab.
Macht ihr das auch ???

Mir hilft es etwas. Wir haben ja jetzt die 2 Behandlung . Die Erste war für die Ohrspeicheldrüse und nun für die Lunge und das Mediastinium.
So habe ich ein paar wenige Anhaltspunkte. Und für die Ärzte ist es eine gute Sache, so kann ich Ihnen immer sagen, was wir genommen haben u.s.w.
Das Buch habe ich immer dabei. Darin befindet sich auch immer die Patientenverfügung und eine Kopie der Generalvollmacht.

Als ich mit meiner Psychonkologin darüber sprach, sagte die mir auch, das ist Klasse. So kann man gut zusammenarbeiten. Wir machen auch ab und an Bilder. Die behalten wir aber für uns.
Die mache ich aus einer gewissen Entfernung. Wir durften auch einige in der Strahlenklinik machen, bevor die Bestrahlung startete. Lisa war auch schon mit in der Klinik, so konnte unsere Maus auch hier in Amberg sehen wie es dort ist.
Ich möchte für später ein Erinnerungsbuch für meinen Mann erstellen, so als Erinnerung an unseren Mann und Papa.An einen Kämpfer erinnern.
Die Psychoonkologin meinte, das wäre genial. Denn es gibt auch Kinder oder Hinterbliebene, die erst viel später in ein Loch fallen, dann kann man sowas als Trauerbewältigung hernehmen.
Auch wenn wir unseren Mann und Papa in unserem Herzen für immer tragen werden, weiß man nicht wie es danach sein wird, wenn sein Platz leer bleibt.


Ich schicke einen ganz lieben Gruß an Euch,
wünsche einen schönen Tag,

gglGrüße
von

Grit mit Lisa und Mann und Papa als Kämpfer an der Seite
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  #67  
Alt 14.06.2012, 10:13
Tantchen Tantchen ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit (und Lisa und Mann),
ich bin eigentlich immer nur stille Leserin, von Eurem Schicksal aber auch sehr 'mitbetroffen' und berührt und ich bewundere Deine/Eure Haltung grenzenlos.

Deine Stärke ist beispielhaft - hoffentlich hast Du neben Deinem ganzen Kümmern um Mann und Kind auch jemanden oder etwas für Deine eigene Seele als Tröster/Streichler. Denn die, die mit den Kranken sind, sich aufopfern und die Sorge im Herzen ja auch bewältigen müssen und dann noch Kraft für ihr Kind haben müssen, bleiben doch oft auch auf der Strecke.

Ich wünsche Dir - stellvertretend für alle anderen mitleidenden, mitbetroffenen und aufopfernd helfenden Angehörigen - alle Kraft der Welt und Gottes Segen, durchzuhalten und den Mut nicht zu verlieren

Liebe Grüße
Karin
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  #68  
Alt 14.06.2012, 10:16
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

liebe grit,

das du alles in einem buch dokumentierst,
hat ganz viele nützliche funktionen,
auch für deine tochter später und dich selbst.

ich kenne ähnliches aus afrika: da erstellen mütter mit AIDS
bücher für ihre kinder, um ihnen darin ihre herkunftsfamilie und
ihre gedanken zu beschreiben, damit die kinder etwas haben
von ihrer mutter, wenn diese dann gestorben ist.

ihr seid alle drei so stark! viel kraft & liebe weiterhin!

vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #69  
Alt 15.06.2012, 11:57
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Karin und liebe Vintage ,

wir haben Chemo -Kampftag.

Mein Mann liegt im Bett und schläft und ich sitze hier daneben und träume. Vor einigen Minuten erzählte er mir noch, was er alles machen will, wenn diese Krankheit besiegt ist. Das fühlt sich so an, als ob sich ein Schwert durch mein Herz bohrt. Dann muss ich mich sehr zusammenreißen und tief Luft holen. Am Kopfteil vom Bett hängt der Behandlungsplan. Denn schaute ich an, habe alles durchgelesen und es steht dort Behandlung:Palliativ
Ich könnte schreien, weinen,toben. Alles kaputt. Alles. Ich werde diese Gefühle nicht los. Es wird immer enger. Es tut so weh. Heute Mittag ist dann Bestrahlung. Dann muss ich schnell nach Hause mit meinem Mann. Dann wird er wieder schlafen,sich übergeben,frieren. Ein sinnloser Weg. In meinem Kopf stellt sich immer wieder die Frage: warum fahren wir nicht in die Schweiz ?
Ich bringe es nicht fertig. Und doch habe ich den Wunsch das er nicht weiter kämpft. Was bringen die Tage,Wochen oder Monate wenn er Null Lebensqualität hat ? Leben, nee als Leben bezeichnen wir es nicht.

Momente die ich hier im Forum erlebe sind toll. Auch wenn der Anlass ein sehr trauriger ist. Der Zusammenhalt ,die Aufmunderungen, die Tip's u.s.w. Sind mir persönlich sehr hilfreich. Wir haben viel Freunde. Aber diese so nah heranzulassen, will mein Mann nicht. Was ich total verstehe. Und wenn ich ans Telefon denke, dann ist das auch nicht wirklich gut. Ich kann keinem meine Ängste erzählen, weil ich Angst habe, das mein Mann dann alles auf sich bezieht und er dann sauer oder traurig oder so ist.ich halte den meisten Kontakt übers Net. Da schreibe ich und bin so in Kontakt oder bin im Chat . Das geht auch. Eine Schulter zum anlehnen, die habe ich. Unsere Tochter.

Vintage, ich finde es gut alles aufzuschreiben. In manchen Momenten erwische ich mich , wie ich weit zurückblickte. Dann fliegen die Gefühle durch die Luft. Es ist wie ein Film. Alles in einem Buch.


Ich schicke euch einen ganz lieben Gruß,
Sage danke für die lieben Worte.

Danke für's zuhören,

GGG Grit
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  #70  
Alt 15.06.2012, 22:50
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #71  
Alt 16.06.2012, 01:39
ulphin ulphin ist offline
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Beiträge: 140
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

ich finde, Ihr seid als Familie einfach wunderbar, lasst Euch einfach umarmen.

Wie gut ist auch mir in Erinnerung der Satz, den die Ärzte alsbald bei der Erkrankung meiner Mutter aussprachen „Wir behandeln palliativ“. „Nur noch“, das steht unausgesprochen dahinter. Und jeder weiß, was damit gemeint ist. Ein Scheix-Gefühl.

Dennoch wäre mir persönlich (ausdrücklich meine Meinung) Deine Überlegung, in die Schweiz zu fahren um von mich von dort aus auf die meine Reise ohne Wiederkehr zu begeben, fremd. Ich denke – und im Schreiben dieser Zeilen frage ich mich kann ich es wirklich? und eine Antwort auf diese Frage habe ich so direkt nicht, dass ich diesen Weg für mich nicht wollte. Und der Eindruck, den ich von Dir aus Deinen Zeilen gewonnen habe, ist, dass Ihr als Familie echte Kämpfer für das Leben seid, dies in dem Wissen, dass zum Leben auch Krankheit und Tod gehören.


Sicherlich verändert sich auch die Beziehung zu Freunden und der Austausch über die Themen, die so am Limit sind, kann mit Freunden schwierig sein oder werden wohingegen die Kommunikation in Foren wie beispielsweise diesem völlig anders ist und damit auch leichter sein kann.

Jedoch ist mir aus dem Lesen Deiner ersten Postings erinnerlich, dass Du den Einstieg in das Forum hier gefunden hast mit der Frage, die Deinen Thread überschreibt. Kannst Du Dir vorstellen, Dir die guten Erfahrungen aus dem Austausch mit Lisa ins Gedächtnis zu rufen und einen vergleichbaren Austausch mit Freunden herbei zu führen? Auch dann, wenn sich vermutlich nicht alle Freunde dazu eignen? Könnte Dir/Euch die Erfahrung, die Du aus dem Gespräch mit Lisas Lehrerin mitgenommen hast (offenes Gespräch mit jemandem aus Eurem Umfeld) helfen, einen anderen Blick auf die Freunde zu werfen, der Dir langfristig gut tun könnte?

Ich verstehe, dass Du Dich gerne bei Deiner Tochter anlehnst, denn sie ist Deine Tochter. So jung, wie sie ist, braucht sie aber ihrerseits jemanden zum Anlehnen, sei Du es auch für sie.

Sei von Herzen gegrüßt von

ulphin
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  #72  
Alt 15.09.2012, 22:38
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SCE SCE ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

habe nach längerer Zeit hier mal wieder reingeschaut u. sah, dass Du auch lange nichts mehr geschrieben hast. Ich hoffe sehr, dass es Euch, den Umständen entsprechend, halbwegs gut geht! Wäre schön, mal wieder etwas von Euch zu hören.

Liebe Grüße und
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  #73  
Alt 26.10.2012, 22:39
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wildcat2505 wildcat2505 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Wie sage ich es unserem Sohn?
Ich bin seit gestern am Hin- und Herüberlegen, wie ich es unserem 9jährigen Sohn beibringen kann, dass sein Papa jetzt bald eine Strahlentherapie bekommt.
Ich hoffe ja für meinen Mann, dass er möglichst beschwerdefrei durch diese Bestrahlung geht...aber das ist wohl eher selten.
Wie sagt man einem 9jährigen, was da passiert, warum es Papa nun wieder schlecht geht? Haben wir ihm doch gerade erst gesagt, dass Papa jetzt Tabletten nimmt und wir ganz doll hoffen müssen, dass die helfen. Er meinte gerade vorhin erst weinend: "Es ist doch sch...eisse, dass ich einen todkranken Vater hab"
Ich bin echt rat- und hilflos...Vielleicht gibt es hier ja Mütter, die den gleichen Weg gegangen sind, den wir jetzt gehen und haben einen Rat für mich, der mich vielleicht weiter bringt
__________________
GlG Rika
mein Mann: Hautkrebs pT3aN1aM1c Klinisches Stadium IV, CL 4 *16.09.1963 - 26.1.13
Nicht die Zeit heilt unsere Wunden, wir gewöhnen uns nur an den Schmerz
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  #74  
Alt 27.10.2012, 07:48
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Jamila05 Jamila05 ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo Wildcat

Gerade gestern war ich mit meiner Tochter auf der Kinderonkologie ( Sie hatte 2011 ein Osteosarkom) und traf eine mir bekannte Mutter aus dem Kiz.
Ihre Tochter ist 10 Jahre und hat ein Sarkom.
Die Mutter weint viel und versteht die Welt nicht mehr, so wie wir sie alle mit Diagnosestellung nicht mehr verstehen.

Ich fragte meine nun 11 jährige Tochter ob es ein Fehler war, ihr die ganze Wahrheit zu sagen und sie nie angelogen zu haben.

Sie schaute die weinende Mutter an die ihrem Kind nicht die Wahrheit sagen will ,und sagte...

Mama wofür hätte ich kämpfen sollen, wenn ich nicht gewusst hätte, wie ernst und schwer meine Krankheit ist???

Natürlich muss man ehrlich sein meine Mama...

Was ich dir sagen will liebe Wildcat
Sei ehrlich und aufrichtig und finde die Worte die du findest...
Sag deinem Sohn wie es um seinen Papa steht und was er wieder machen muss, denn nur so kann man verstehen wie auch immer es ausgeht und damit leben lernen...

Es ist nur meine bescheidene Meinung aber sie hat uns allen sehr geholfen....
Jazz
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  #75  
Alt 27.10.2012, 09:32
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Rika (Wildcat),

Dein Sohn hat doch genau recht in dem, was er sagt. Du kannst ihn nicht von der Wirklichkeit abschirmen, insbesondere nicht in der eigenen Familie. Dass es Schicksalsschläge gibt, gegen die wir nichts tun können, ist eine Sache, wie eine Familie damit umgeht eine andere.

Das wichtigste für ein Kind in dieser Situation ist die Unterstützung durch die anderen Familienmitglieder insbesondere den nicht erkrankten Elternteil. Ehrlichkeit/Aufrichtigkeit und Vertrauen ist da ganz wichtig. Wenn Du nicht ehrlich bist mit Deinem Sohn, fühlt er sich nicht nur von seinem Vater verlassen, sondern auch von Dir!!! Dann ist er ganz alleine.

Das andere, womit man die Situation für Kinder erleichtern kann, ist zu versuchen, wieder die Kontrolle über die Situation zu bekommen. Für Kinder ist es ganz furchtbar, wenn sie das Gefühl haben, die Eltern haben die Kontrolle verloren. Zum Teil ist es ja leider so, da Ihr die Krankheit nicht steuern könnt. Dennoch gibt es fast immer irgendetwas, was man trotz allem tun kann. Da hast Du schon den richtigen Schritt getan, als Du zu Deinem Sohn gesagt hast, dass "wir ganz doll hoffen müssen, dass die (Tabletten) helfen". Dann kann man zumindest gemeinsam hoffen. Andere Dinge, die man tun kann, sind beispielsweise

- sich so viel Zeit wie möglich für den erkrankten Vater nehmen,
- lieb zu ihm zu sein, auch wenn er in seiner Verzweiflung dumme Sachen sagt,
- ihm mit etwas eine Freude machen
usw. usf.

Ihr kennt ihn und wisst besser, was das richtige ist. Was ich nur sagen möchte ist, dass es Kindern sehr hilft, wenn sie von den Eltern, oder den jeweiligen Erwachsenen, die Geborgenheit ausstrahlen, hören, was sie "tun" können. Kleinere Kinder können vielleicht ein Bild für den erkrankten malen, oder etwas basteln, was auch immer. Kindern geht es besser, wenn sie das Gefühl haben, etwas für denjenigen tun zu können, - auch wenn der liebe Vater deswegen nicht wieder gesund wird.

Ganz liebe Grüsse und ganz viel Kraft in Eurer schwierigen Situation
vom Alpenveilchen
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