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  #16  
Alt 03.12.2017, 21:42
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo an euch,

ihr habt alle recht. Natürlich habt ihr alle Recht. Es sind einfach so viele Gefühle. Vieles ist diffus.
Die letzten zwei Tage habe ich versucht auch mal an etwas anderes zu denken. Ein bisschen zumindest. Es ist mir teilweise gelungen.

Ich habe bei der Krankenkasse angerufen und meine Mama ist bereits eingestuft. Der Bescheid ist noch nicht da. Warum ist es denn so, dass wenn man selber pflegt, es nur einen Bruchteil des Geldes gibt, als wenn man die Pflege in fremde Hände gibt???

Morgen werde ich mit dem palliativen Dienst telefonieren.

Heute waren wir nachmittags bei meinen Eltern. Es hat geschneit, mein Papa hatte einen Kuchen gebacken und die Vögel haben sich über Vogelfutter gefreut.
Meine Mutter sass sogar sehr lange mit mir am Tisch. Es war so schön.
Zwar eingewickelt in Decken, genauso krank wie davor, aber sie war fast
ganz normal.

Ich habe viele Fragen gestellt über früher, ihr Leben als Jugendliche und Kind. Einmal mehr meine Mutter in einem anderen Licht sehen. Sie war sehr klar und hatte viele Erinnerungen, die sie abrufen zud erzählen konnte. Von vielen Freunden udn Verwandten, ihren verschiedenen Stellen und Beziehungsgeflechte.
Ich musste an der einen oder anderen Stelle stark sein, weil mir dei Tränen kamen. Ich will einfahc nicht, dass sie stirbt. Ich will einfach noch Mama haben, diese Mama ohne Alkohol. Diese tolle Frau, die sie einmal war. Witzig, chrmant, für jeden Spass zu haben.

Was für ein Geschenk. Es war sehr schön mit meinen Eltern zu sprechen und was sie alles erlebt haben.
Ich hoffe, ich habe noch etwas Zeit um noch mehr zu erfahren.
Vielleicht noch etwas.

Vielen Dank für eure Rückmeldungen.
N.
  #17  
Alt 30.12.2017, 20:19
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo allerseits,

der Titel tut gerade nichts mehr zur Sache.
Mittlerweile sind viele Tage vergangen, habe ich das Gefühl.

Zwischendrin war meine Mama im KH, um dann abends an Weihnachten wieder nach Hause zu kommen.

Ihr war übel und sie hat Wasser im Bauch, inzwischen.
Es wurde nicht punktiert. Es gab Bluttransfusionen und Wassertabletten. Ausserdem weitere Medikamente und Fresubin.

Mittlerweile isst und trinkt sie kaum noch. Der Bauch wird dicker.
Ich habe eine Nachbarin von mir, die Pflegerin ist, mit zu meinen Eltern genommen damit sie meinen Papa davon überzeugt, dass wir einen Pflegedienst einschalten.

Auch habe ich den SAPV kommen lassen (zuerst gegen den Willen meines Papas).
Das war sehr gut! Wir haben nun viele Medikamente bekommen.
Die Ärztin kommt in 5 Tagen wieder. Trotzdem ist man allein. Ich hoffe, wir finden eine Lösung.

Leider hat meine Mama jetzt auch Unruhe. Sie kann nicht mehr sitzen und kaum gehen. Heute Nacht musste mein Papa sie dauernd umsetzen/umlegen. Vom Stuhl aufs Sofa, aufs Bett und wieder von vorne.

Als ich heute bei ihnen war, das gleiche.
Ich habe ihr dann eine Tavor gegeben. Das hat sie beruhigt.

Wir werden das nicht alleine packen.
Leider habe ich ja keine Geschister. Ich habe das Gefühl, wir sind einfach zu wenige. Ich brauche auch meinen Papa noch.

Meine Mama tut mir soo leid. Ich hoffe, wir gehen die richtigen Schritte.
Vielleicht ist die Palliativstation eine Lösung.

Der Gedanken an ein Hospiz wird leider bisher nicht akzeptiert.
-> das wäre ja ein Eingeständnis, dass man sich auf den Tod einstellt.

Es ist alles schrecklich.
An Schmerzmitteln bekommt meine Mama regelmässig nun Novalgin und dann irgendwann sicher Morphium.
Der SAPV hat uns ein Täschchen da gelassen.

Habt ihr Erfahrungen bzg. Palliativstation?

Danke euch. Ich bin auch total k.o.
kann mich kaum beschäftigen/ablenken.

Geändert von Nicitzka (30.12.2017 um 20:48 Uhr)
  #18  
Alt 31.12.2017, 12:40
Benutzerbild von Heimchen
Heimchen Heimchen ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Liebe Nicitzka,
es tut mir leid, dass deine Mama sich auch mit dieser beschi... Krankheit herumquälen muss.

Ich freue mich über Jeden, der Kay kannte und mir etwas neues erzählen kann.

Liebe Grüße Eva
__________________
Kay

geb. 14.06.1977

Nierenzellkarzinom
OP am 17.03.2014
gest. 02.01. 2015


https://www.facebook.com/pages/Kay-K...68035399929024

Geändert von gitti2002 (02.01.2018 um 20:30 Uhr)
  #19  
Alt 02.01.2018, 22:26
Adlumia Adlumia ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo Nicitzka,

traurig zu lesen, wie es deiner Mama und auch euch geht.
Es ist gut, dass ihr nun Unterstützung durch die ambulante Palliativversorgung habt, zumindest kann das helfen, dass deine Mama wenig bis keine Schmerzen erleiden muss und auch passende andere Medikamente gegeben werden können.
Die Unruhe, von der du schreibst, scheint sehr charakteristisch für die letzten Lebenswochen. Es ist für euch sicher sehr belastend, ich kann verstehen, dass ihr euch damit alleine fühlt und sicher auch hilflos.

Ich habe keine Erfahrung, was Palliativstationen angeht, ich hoffe hier meldet sich noch jemand, der dir vielleicht mehr dazu sagen kann.
Wollte dich nur wissen lassen, dass du hier gelesen wirst.

Es ist hart, die Begleitung auf dem letzten Weg zuhause zu übernehmen und wenn ihr da merkt, dass das nicht zu leisten ist, führt wahrscheinlich kein Weg dran vorbei, sich eine Alternative wie Palliativstation, zu überlegen - es ist eine schwere Entscheidung, wichtig ist jedoch, dass deine Mama gut versorgt wird und es nützt nichts, wenn ihr dabei zusammenbrecht oder es schlicht zeitlich nicht zu leisten ist. Ich wünsch euch viel Kraft, diesen Weg so gut es geht gemeinsam finden und dann auch gehen zu können!

Adlumia
  #20  
Alt 06.01.2018, 14:09
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Inzwischen geht meine Kraft aus.
Die letzten Wochen hatte ich noch Hoffnung auf bessere Tage. Darauf, dass es sich hinzieht.

Seit 3 Wochen geht es bergab mit meiner Mama und auch mit meiner Kraft.
Ich habe viel übernommen und entlaste meinen Papa. Neben meiner Trauer zehrt das an mir
und auch mein Papa ist kräftemässig am Ende.
Leider sind seine Werte (hatte Prostatakrebs, P. wurde entfernt, Werte blieben im Rahmen) auf einmal fullminant gestiegen innerhalb von kurzer Zeit!

Das macht ihm zu schaffen und er muss nun sofort zum Facharzt, am Montag.

Wir werden uns auf die Liste (Hospiz) setzen lassen. auch das fällt mir sehr schwer.

Meine Mama ist nur noch schlafend. Ich frage mich, wie kann das sein.
Vor einer Woche hatte sie Knochenschmerzen. Novalgin half nicht, Palliärztin hat ihr ein Morphiumpflaster verordnet. Es war vorher kein Zustand mehr, denn mein Papa musst esie alle 3 Minuten umlagern. Nun hat sie keine Schmerzen mehr, ist aber nicht mehr lange wach.

Die Ärztin meinte, dass sie abgebaut hätte und das es ziemlich sicher nicht am Morphium läge, weil man sich daran gewöhnt. Sie kommt am Montag wieder und möchte das überprüfen.

Mir ist wichtig, dass meine Mama nicht leidet. Das steht über allem. Trotzdem macht es mich traurig, dass sie kaum noch anwesend ist. Sie schreckt manchmal hoch und möchte etwas.

Wortfindungsstörungen kommen dazu und sie sagte neulich, sie glaub, sie wird blöd, ihr entfallen ständig Worte.

Kurz darauf fallen die Augen wieder zu.
Ich weine viel und trauere. Habe Angst vor dem was kommt.

Wie habt ihr denn die Situationen gemeistert?
Ich sollte mir was Schönes gönnen und doch bin ich nicht bei der Sache, sehe den Sinn dahinter nicht.
mir ist einfach elend.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann tätschle ich meine Mama, übernehme die Tätigkeiten (werde heute dort übernachten, damit mein Papa mal schlafen kann), bin ich zuhause, bricht alles über mich herein.

Ich verliere meine Mama – das tut unendlich weh. Hatte ich in den vielen letzten Jahren so viele Probleme mit ihr, jetzt sind wir und näher denn je, und ich bin so traurig.

Ich danke euch für eure eigenen Beiträge, die ich lese. Ich habe schon sooo viel Gutes mitgenommen und bin dankbar. Denn in meiner Welt hier fühle ich mich zum Teil ziemlich alleine.

LG Nicitzka.
  #21  
Alt 06.01.2018, 16:36
Clea Clea ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Liebe Nicole,
ja, es ist ein Elend und es ist kaum zum Aushalten.
Ich habe das jetzt ein Jahr hinter mir und wünsche sie mir zurück, diese elende Zeit. Denn die war sehr intensiv. So nah war ich meiner Mama noch nie wie in dieser elenden Zeit. Und das ist sehr mächtig. Halte fest, solange es noch geht.
Wenn es vorbei ist, kommt es nie zurück!
Aber auch dann wirst du gebraucht, nämlich von deinem Vater. So sehr, wie du ihn dann brauchen wirst.
Ich drücke dich mal aus der Ferne.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen

Geändert von Clea (10.01.2018 um 17:26 Uhr)
  #22  
Alt 06.01.2018, 17:27
Ceddy Ceddy ist offline
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Beiträge: 73
Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Liebe Nicole,


ich habe diese Zeit genau wie du auch erlebt. Kann alles nachfühlen.
Meine Mutter ist am 21.112017 gestorben und genau wie Clea, wünschte ich
mir diese harte, schlimme, intensive Zeit zurück.
Es tut unendlich weh, seine Mutter so leiden zu sehen.
Gut ist, das sie Morphium bekommt, so hat sie keine Schmerzen und ist trotzdem bei euch.

Manchmal frage ich mich, wer hat den, .....diesen unseren Tod erfunden. Die Trauer, die Schmerzen, ob körperlich oder auch seelisch, ....warum konnte das nicht anders gehen.
Egal ob es der Sterbende ist, oder die Überlebenden sind, warum müssen wir so leiden. Wäre einfacher, wenn wir keine Emotionen hätten....., aber dann könnten wir auch nichts mehr Schönes empfinden.

Ach es ist so schwer für dich, ich kann dir diesen Schmerz nicht nehmen, aber
ich kann dir sagen, es wird irgendwann besser.
Und in dieser Zeit, wo du da sein musst, entwickelst du große Kräfte, damit du alles schaffst.

Ich drücke dich von hier aus ganz feste

Andrea
  #23  
Alt 06.01.2018, 17:34
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Hallo Clea,

danke für deine Rückmeldung.
auch wenn ich noch nicht da bin, wo du jetzt bist, ich kann das voll und ganz unterstreichen, was Du schreibst. Deswegen übernachte ich dort, deswegen mache ich alles, was ich irgend kann.
Ich hab eaber das Gefühl, dass man gar nicht alles auf einmal nachholen kann. Puzzelteile werden am ende fehlen und man wird sie schmerzlich vermissen(müssen).

Auch Du hast ALLES (gute) getan, was möglich war. In aller Liebe, die Du geben konntest für Deine Mama.

Ich soll nicht zu sehr mitleiden und darin aufgehen. Mich nicht selbst vergessen im Leid. Das sagen andere. Ich weiss auch, was damit gemeint ist und doch schaffe ich es nicht.

Ich muss auf mich aufpassen und hoffe, dass ich die Kurve kriege.
Wenn ich dann bei meiner Mama bin, bin ich dankbar, einfahc nur da zu sein und bin „stark“. Bin ich zuhause, bin ich ein Häufchen Elend oder ungerecht.

Es gibt Menschen in meiner (örtlich) nahen Umgebung, die kommen damit nicht klar, dass ich diese Zeit durchlebe. Die distanzieren sich, weil sie damit nicht umgehen können. Ich habe Verständnis, doch mal nachfragen, ein Kärtchen schreiben, vor die Tür legen ... aber da kommt nichts. Obwohl wir einander gut kennen.
Das enttäuscht mich sehr und ich bin wütend auf das Heile-Welt-Idyll, dass sie so extrem ausleben. Weisst du was ich meine?

Deswegen bin ich dankbar für den Austausch hier. Das stille Mitlesen und ab und zu, nein sogar sehr oft zu nicken und zu sagen, jaaa, genau so fühle ich mich. Irgendwo ist noch jemand anderes, der erlebt etwas ähnliches, denn die meisten Menschen in meinem Umfeld haben das noch nicht erlebt und haben Angst vor der Höhe, Breite und Tiefe, die damit einhergeht.

LG N
  #24  
Alt 06.01.2018, 20:04
Christin12 Christin12 ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Zitat:
Zitat von Nicitzka Beitrag anzeigen
Es gibt Menschen in meiner (örtlich) nahen Umgebung, die kommen damit nicht klar, dass ich diese Zeit durchlebe. Die distanzieren sich, weil sie damit nicht umgehen können. Ich habe Verständnis, doch mal nachfragen, ein Kärtchen schreiben, vor die Tür legen ... aber da kommt nichts. Obwohl wir einander gut kennen.

Das ist der Grund, sie können damit nicht umgehen.
Das wirst du leider noch öfter erleben. Menschen, von denen man
gewisses Mitgefühl oder wenigstens kleine Zeichen erwartet, ziehen
sich zurück. Es passiert aber auch, dass Menschen, von denen man es
gar nicht denkt, auf einen zukommen, in den Arm nehmen, liebe
Worte finden.

Liebe Nicitzka,

es geht nicht, nicht mitzuleiden.
Man stellt die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund
bzw. hat man keine eigenen Bedürfnisse in dieser Zeit.
Und auch ich, wie Clea und Ceddy wünsche mir diese
Zeit zurück.
Du wirst jeden Tag erneut die Kraft finden, das
durchzustehen. Ganz bestimmt.

Ein lieber Gruß,
Ch.
  #25  
Alt 06.01.2018, 21:30
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Liebe Nicitzka,

ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich habe vor knapp einem Jahr meinen Papa verloren und ich würde alles dafür geben, um nochmal diese schrecklich schmerzhafte und unglaublich leidgetragene Zeit vor einem Jahr erleben zu können. Einfach nur, weil er dann wieder da wäre. Für mich fühlt es sich an wie gestern. Ich kann es nicht begreifen. Vielleicht bin ich langsam im verarbeiten, vielleicht geht es dir ganz anders. Aber ich möchte dir meinen Eindruck von dieser Zeit schildern. Für mich gab es in dieser Zeit nur meine Familie. Nur meinen allerliebsten Papa, meine Mama und meinen Mann. Alles andere war mir egal. Diese Floskeln "Pass auf dich auf. Du darfst dich dabei nicht vergessen. Irgendwann kippst du noch um. Tu doch auch mal was für dich." Ich kann und konnte es nicht hören. Ganz ehrlich, meiner Meinung nach, schafft der Körper, was er schafft. Irgendwann kippt man dann vielleicht um. Na und? Ich hätte es mir nie verziehen auch nur eine Stunde weniger bei meinem Vater gewesen zu sein. Lieber wäre ich umgekippt. Ich warte auf diesen Zeitpunkt noch heute. Und ich finde, mein Körper hätte jeden Grund dazu, er tut es aber einfach nicht.

Das ist meine persönliche Meinung. Jeder ist anders und sieht das anders. Aber ich kann dir aus meiner Erfahrung nur sagen, bleib bei deinen Eltern. Mach das, was du für richtig hältst. Nichts anderes ist wichtig.

Ach und die anderen, die sich nicht melden oder nur so tun, als würden sie sich interessieren. Auf die verzichte ich. Von Tag zu Tag mehr. Ich war und bin so enttäuscht von Menschen, von denen ich dachte, sie wären mir nahe. Das merkt man erst, wenn es schlimm wird. Viele können damit nicht umgehen. Das ist schade, aber nicht mein Problem. Ich habe meinen Vater verloren. Klingt egoistisch. Ich glaub, das bin ich inzwischen auch ein Stück weit. Ich habe letztens einen schönen Spruch bei Facebook gesehen: "Geh mit, oder geh beiseite."

Ich wünsche euch viel Kraft.
__________________
Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus

Geändert von fluturi (06.01.2018 um 21:38 Uhr)
  #26  
Alt 06.01.2018, 22:47
Nette1973 Nette1973 ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Zitat:
Zitat von Nicitzka Beitrag anzeigen
I

Meine Mama ist nur noch schlafend. Ich frage mich, wie kann das sein.
Vor einer Woche hatte sie Knochenschmerzen. Novalgin half nicht, Palliärztin hat ihr ein Morphiumpflaster verordnet.

Kurz darauf fallen die Augen wieder zu.
Ich weine viel und trauere. Habe Angst vor dem was kommt.

Wie habt ihr denn die Situationen gemeistert?
Ich sollte mir was Schönes gönnen und doch bin ich nicht bei der Sache, sehe den Sinn dahinter nicht.
mir ist einfach elend.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann tätschle ich meine Mama, übernehme die Tätigkeiten (werde heute dort übernachten, damit mein Papa mal schlafen kann), bin ich zuhause, bricht alles über mich herein.

Ich verliere meine Mama – das tut unendlich weh. Hatte ich in den vielen letzten Jahren so viele Probleme mit ihr, jetzt sind wir und näher denn je, und ich bin so traurig.

LG Nicitzka.
Liebe Nicitzka

Es ist lange her, dass ich meinen Vater auf diese Weise verloren habe. Es war sehr intensiv und man braucht viel Kraft. Das "Schöne" und das merkt man erst im Nachhinein, ist die Zeit, die man noch miteinander verbringen kann. Abschied nehmen in Frieden. Wenn man es schafft die Situation so anzunehmen wie sie ist. Eine Trauerbegleiterin hat mir damals gesagt, dass es für den Kranken schön ist, wenn man sie Hand unter seine Hand legt. Er hat dann jederzeit die Möglichkeit, seine wegzunehmen, wenn es zu viel ist oder auch, die Hand unten zu drücken.

Deine Mutter kann dir dadurch Kraft geben. Vielleicht will sie das? Tätscheln ist schwierig. Wahrscheinlich bräuchtest du tätscheln im Moment mehr als sie. Einfach ganz ruhig die Hand unterlegen und annehmen. Ich war erstaunt, welche Ruhe und Frieden reinkam, auch in mich, in uns und wie das gewirkt hat. So wie du es beschreibst ist sie ab und zu wahrscheinlich schon weg. Oft bleiben Menschen in diesem Stadium und bei uns, weil sie merken, dass wir Angst haben und sie das Gefühl haben noch bei uns bleiben zu müssen. Werden wir ruhig, können sie gehen.

Das sind nur meine Gefühle, die hier hochkommen. Weil ich es damals so erlebt habe. Als ich aufgehört habe stark zu sein und gesagt habe, dass ich eine scheiss Angst habe, war plötzlich alles "leicht" und ich habe es genossen, dass ich noch Zeit mit meinem Vater verbringen konnte. Auch wenn er fast nur noch weg da. Es gab noch wache und sehr schöne Momente.

Ich wünsche dir alles Liebe!

P.S. ich vermute, dass sie vom Morphium so weg ist. Das ist normal in diesem Krankheitsstadium. Schmerzen nehmen und wach bleiben geht oft nicht. Sie selbst empfindet das weg sein sicher nicht als unangenehm. Du musst keine Angst haben vor dem was kommt. Sie wird gehen und du wirst dein Leben neu ordnen. Mit viel Trauer und deiner Mama im Herzen. Dort kann sie dir niemand nehmen. Du wirst das schaffen.

Geändert von Nette1973 (06.01.2018 um 22:55 Uhr)
  #27  
Alt 06.01.2018, 22:57
p53 p53 ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Hallo Nicitzka,

ich denke auch, dass du dir weniger Gedanken und Druck machen darfst, was du laut Expertenrat besser tun, anders tun oder lassen solltest.

Es kommt ja darauf an, dass es sich für dich und dein zukünftiges Leben richtig anfühlt, dass du mit deinen Entscheidungen nicht nur jetzt, sondern auch in den folgenden Jahren, für den Rest deines Lebens leben kannst und dir keine Vorwürfe machst oder ähnliches.

Ich habe allerdings ein wenig Bauchgrummeln, da eure Geschichte einfach nicht vergleichbar ist mit anderen.... es gibt eine (wahrscheinlich sehr lange) Vorgeschichte und die fließt natürlich mit ein.
Da lässt es sich für Außenstehende ohne diese Erfahrungen leicht daher reden, sie haben ja nicht deine Leidensgeschichte miterlebt, die deine nun todkranke Mutter verursacht hat. Natürlich nicht absichtlich und böswillig.
Du hattest deine Mama im Grunde schon vor langer Zeit verloren, und du weißt, an wen bzw was.....
Umso schöner, dass sich für dich einiges bereinigen konnte, auch wenn nicht drüber gesprochen wird und deine Mutter auch in ihrer Endphase weiterhin die Vermeidungshaltung beibehält.... aber das gehört eben auch zu ihrer schweren Erkankung und damit meine ich jetzt nicht den Krebs.

Ich stelle mir das einen ungeheurer schwierigen Zwiespalt auch vor, auch wenn gerade völlig das Mitgefühl, Mitleiden und Mitgehen überwiegen.

Vielleicht wäre es eine gute Idee, irgendwann einmal, wenn du den Kopf frei dafür hast, dich therapeutisch unterstützten zu lassen. Falls du das nicht schon in der Vergangenheit getan hast - ich weiß nicht, ob und wie sehr du dich distanziert hast oder Teil des "Systems" warst.

Was die ortsansässigen Mitbürger angeht, da sollte man eben auch nicht einfach blind verurteilen, sondern auch deren Seite sehen.
jeder Mensch hat auch das Recht, sich selbst zu schützen vor Dingen, die einem nicht gut tun. Das mag unangnehm sein für Betroffene, aber man kann niemanden dazu verdonnern, einen Weg mitzugehen, wenn sie nicht wollen.
Hinzu kommt eben auch hier eventuell die ganze Vorgeschichte, wer weiß, was da alles vorgefallen sein mag. Ich spreche da durchaus auch aus eigener Erfahrung, möchte das aber jetzt keinesfalls hier näher ausführen, es geht ja um dich und deinen Weg.

Du darfst auch ruhig mal unfassbare Wut (auf deine Mutter) zulassen, wenn du das so empfindest. Auch wenn es nicht rational ist, sie war einfach krank und konnte nicht anders, du darfst so fühlen und auch mal laut schreien.
Ob das nun das Umfeld versteht oder nicht... sche**egal.
Ich kann es sehr gut verstehen
  #28  
Alt 07.01.2018, 16:00
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo an euch,

danke für eure Antworten und eure Mühe.

Ceddy:
ich kann dir sagen, es wird irgendwann besser.
Und in dieser Zeit, wo du da sein musst, entwickelst du große Kräfte, damit du alles schaffst.


Ich hoffe, es wird irgendwann besser und leichter. Ich hoffe auch ein bisschen, dass ich irgendwann sagen kann, diese Sch... zeit ist nun vorbei (auch diese davor, denn die war ja auch nicht gut).


Christin12: danke für Deine Worte. Ja, es geht nicht, nicht mizuleiden. Das stimmt. Und egal, diese Umstände kennen einfach keine Rationalität, auch wenn ich mir das manchmal gerne wünschen würde. Ich bin kein Pragmatiker.

fluturi: Danke auch für Deine Zeilen. Ja, so ist es.

Nette1973: Danke für Deine Antwort. Darf ich fargen, was dein Papa genau hatte? Ja, mit Tätscheln meine ich nicht Täscheln, sondern tatsächlich Hand halten. Anfänglich hab eich sie viel massiert (Handmassage), aber mittlerweile habe ich einfach tatsächlich ihre Hand in meine gelegt.
Ich glaube aber, man kann eigentlich nicht viel falsch machen. Wichtig ist doch, dass man da ist.

p53: Danke auch für deinen kritischen Input. Ja, da sprichst du natürlich was an. Ich habe meine Mutter durchaus auch noch als „normale“ Mutter erlebt. Allerdings gibt es schon eine Zäsur zwischen damals und den vielen letzten Jahren. Damals war ich Kind. Mit dem Alkohol fing es im Rückblick an, als ich ca. 14 war. also Teenie. Das ging dann also über 24 Jahre und steigerte sich eben bis zur jetztigen Krankheit.
Sie war immer etwas schwierig, aber der Alkohol steigerte das „Schwierigsein“
dann noch ins Extreme.
Es ist in der Tat nicht zu vergleichen, das stimmt. Es ist ein schmaler Grad und mir fällt es trotzdem scher zu sagen: weil es so war (weil du so warst) versuche ich anders an „die Sache“ ranzugehen.
Für mich ist es eben auch wichtig, meinen Papa zu entlasten (denn ich war immer ein absolutes Papakind).
Sicher werde ich mir das nochmal ein einem professionellen Setting anschauen, wenn die Zeit dafür ist und mein Kopf frei dafür.

-------------------------

Heute habe ich bei meinen Eltern übernachtet, damit mein Papa entlastet wird (hinzu kommt ja da die Angst nun vor weiterem Prostatakrebs, bzw. Streuung)

Meiner Mutter haben wir abends das Morphinpflaster gewechselt und dann irgendwann sind wir schlafen gegangen. Ich übernachte dann auf dem Sofa.
Ich dachte, ich werde meine Mutter vllt. mal auf die Toilette bringen müssen (aus Bett heben in Toilettenstuhl) und gut is.

Meine Mutter hatte starke Unruhe und konnte nicht schlafen. Sie wollte andauernd hochgeschoben, hingesetzt werden und hat die ganze Nacht gejammert. Hinzu kommt, dass sie ein Schlüsselbeinbruch hat, der aber nicht mehr behandelt wurde (weil zu gefährlich, also keine OP).
Uns so ging es die ganze Nacht. Sie kann nicht mal mehr ihr Bett bedienen. Also Kopfteil hoch und runter fahren. Sie kann eigentlich gar nichts mehr.

Ich dachte, das Morphium müste doch wirken habe mir dazu aber keine Gedanken gemacht. Irgendwann habe ich ihr dann eine Tavor gegeben.
Daraufhin konnte sie 1,5 h schlafen. Dann ging es wieder los.
Dann hingen ihre Beine aus dem Bett, also wieder rein usw usw.
Um 8h gab ich ihre Medizin und setzte sie auf den WC-Stuhl.

Um 9 kam mein Papa und wir banden ihren Arm (Schlüsselbeinbruch-Arm)ein.
Da stellten wir fest, dass das M.-Pflaster weg war! Wir hatten zwar was drüber geklebt, aber sie musst es nachts verloren haben.

Also neues drauf, kurz danach schlief sie ein und schläft jetzt wohl.
Ich war fertig und bin dann irgendwann nach Hause gefahren, nachdem ich noch die Tabletten für die Woche gerichtet habe.

Ob das nun an dem fehlenden Pflaster lag? Wann es wegging, kann ich ja leider nicht feststellen. Diesesmal haben wir es richtig festgeklebt, so dass es definitiv nicht abgehen kann. Schöner Mist. Ich bin durch.

Ach ja, das mit den Mitmenschen: klar ist mir bewusst, dass sich Menschen unterschiedlich verhalten und das auch dürfen. Erstaunt bin ich dennoch, denn ich erwarte nicht mal viel.

Euch trotzdem einen guten Sonntag, vielleicht scheint bei euch irgendwo die Sonne?

N
  #29  
Alt 07.01.2018, 20:54
Däumling Däumling ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo,

Das liest sich sehr sehr kräftezehrend!
Dein Vater ist dir sicher sehr dankbar, dass du ihn gelegentlich „ablöst“ , gerade jetzt wo er selbst noch mehr Ängste hat.

Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft, Mut und Tapferkeit!

Liebe Grüße
  #30  
Alt 07.01.2018, 22:39
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Liebe N,
Zitat:
Ob das nun an dem fehlenden Pflaster lag? Wann es wegging, kann ich ja leider nicht feststellen. Diesesmal haben wir es richtig festgeklebt, so dass es definitiv nicht abgehen kann. Schöner Mist. Ich bin durch.
So ein Pflaster wirkt nur richtig, wenn sich darunter noch etwas Unterhautfettgewebe befindet. Außerdem hält es sehr schlecht, wenn man es klebt und zu dem Zeitpunkt der Patient stark friert. Es dauert eine gewisse Zeit, ehe das Pflaster richtig klebt, manchmal haben die Dinger einfach auch eine schlechte Qualität.

Herzliche Grüße an Dich,
Elisabethh.
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