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  #1  
Alt 02.07.2007, 17:10
2356 2356 ist offline
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Registriert seit: 02.07.2007
Beiträge: 1
Standard Trauern

Was macht man gegen das Gefühl der Einsamkeit? Mein Vater ist gestorben. Nach sieben Jahren Kampf hat er, bevor er nicht mehr aufstehen konnte noch die letzten Kräfte mobil gemacht und sich erhängt. Er, der kaum noch aufstehen konnte. Für uns, natürlich. Auf dass er keine Last mehr sei. Und man versteht das, theoretisch. Versteht, dass er das Leben nicht mehr wollte das nur noch Schmerz war. Unentrinnbar. Versteht, dass er alles Recht dazu hatte, dass es das "Richtige" war für ihn und somit auch für mich, weil ich ihn ja geliebt habe und darum akzeptieren muss, was für ihn richtig ist. man versteht auch, dass es weh tun muss, dass man da ducrh muss, dass es irgendwann wieder aufhören wird, versteht, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist wie es im Moment scheint, dass es vorbei geht, dass es schlimmer sein könnte. Man versteht, dass es keinen Abschied geben konnte, weil man ihn sonst aufgehalten hätte (obwohl man ja das richtige für ihn im Nachhinein akzeptiert als das "Richtige"), man versteht dass man sich nicht gegen die eigenen Vorwürfe wehren kann, weil sie einfach aufpoppen, auch wenn man versteht, dass sie zu nichts nützen. Man versteht, dass man ihn nie wieder sehen wird, nie wieder in den Arm genommen wird von ihm, versteht dass man jetzt selber laufen muss, dass man sich selber um solche Dinge wie Halbwaisenrente kümmern muss, dass das Geld den Verlust dämmen soll und es nicht kann. Man versteht das. Man versteht die Endgültigkeit des nie-wieder-miteinander-redens und versteht überhaupt nichts. man kann das alles verstehen und es hilft nichts. man weiss, dass man sich auf das Leben konzentrieren muss- denn das Leben hat naturgemäß kein Verständnis für den Tod, wie es scheint- aber es gelingt nicht. man versteht, dass man die Jugend genießen soll, gefälligst, aber sie ist weg. Man versteht, dass man weinen sollte, aber kann es nicht. Man versteht dass man verstehen sollte, aber versteht nicht was. Man geht über den Tod hinweg, weil man versteht dass man ihn nicht verstehen kann, aber der Tod geht selbstverständlich nicht weg.
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  #2  
Alt 02.07.2007, 22:26
Benutzerbild von marita76
marita76 marita76 ist offline
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Registriert seit: 22.03.2007
Beiträge: 10
Standard AW: Trauern

Hallo,

ich habe Deinen Beitrag mit einer Gänsehaut gelesen, weil so viel Wahrheit darin steckt.. Ich habe meine Mutter verloren und versuche mich damit abzufinden, dass das Herz wahrscheinlich nie "verstehen" wird und man deshalb nach dem Verlust der Eltern nie ganz damit aufhören wird, sich allein auf der Welt zu fühlen.

Wenn sich der Todkranke dann entscheidet, selbst ein Ende zu machen, ist das bestimmt nochmal so schwierig.

Mein Beileid
Marita
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  #3  
Alt 03.07.2007, 07:59
Benutzerbild von Indianische Medizinfrau
Indianische Medizinfrau Indianische Medizinfrau ist offline
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Ort: Hessen
Beiträge: 88
Standard AW: Trauern

Erst einmal mein ganz herzliches Beileid !!!

Auch mein Vater ist gestorben, vor 9 Tagen.
Ich kann also mit Dir fühlen...
Daß er selbst seinem Leben ein Ende gesetzt hat macht es wahrscheinlich noch schlimmer für Euch als es eh schon ist.
Auch wenn man es vom Verstand her verstehen kann.....aber da machen die Emotionen nicht mit.

Auch ich kann es bisher weder so richtig glauben noch verstehen daß mein Vater nie mehr wieder kommen wird.

Ich denke diese Endgültigkeit zu begreifen, das wird noch seeeeehr lange dauern....

Ich drücke Dich virtuell und wünsche Dir, daß Du viele liebe Menschen um Dich hast, die Dich durch diese schwere Zeit tragen...
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  #4  
Alt 03.07.2007, 08:00
DianaSusann DianaSusann ist offline
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Registriert seit: 22.05.2007
Beiträge: 33
Standard AW: Trauern

Liebe 2356,

ich verstehe Dich sehr gut.

Mein Vati ist vor 3 Monaten verstorben.
Hätte er noch die Kraft gehabt, hätte er sich auch erhängt.Das hatte er mir gesagt.

Er könnte aber die letzten Wochen nichts mehr allein verrichten und so müssten wir mit zusehen wie er so schrecklich leiden musste, bis er gehen dürfte.
Es tut so weh ...

Ein stiller Gruss an Dich.

Deine
DianaSusann.
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  #5  
Alt 03.07.2007, 13:25
stef777 stef777 ist offline
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Beiträge: 175
Standard AW: Trauern

liebe 2356,

auch mein beileid zu dem verlust deines vaters.
mein vater ist auch an krebs verstorben, am 6.1.07. die ersten 3 monate danach habe ich nichts gemacht (bin studentin), habe wie du versucht, zu verarbeiten und zu verstehen. ich habe heute wie du mit vielem immer noch grosse probleme. ich bin zum glück in einer guten trauergruppe. dort meinte jemand, man könne den tod nicht verstehen, nur erfahren! ...ich denke, so eine erfahrung lehrt einen wie keine andere mit extremen zwiespältigkeiten im leben leben zu lernen, viel demut, geduld und flexibilität.
vor ein paar monaten konnte ich mir ein leben ohne meinen vater nicht vorstellen. auch jetzt noch kommen mir jedes mal die tränen, wenn ich an ihn länger denke. parallel läuft das leben weiter, in dem es auch schöne erlebnisse gibt, die man mal mehr, mal weniger geniessen kann. man lernt, mit so einer parallelität in einem drin zu leben, es ist wie zwei stränge, die in einem fortbestehen. es ist nicht wie vorher, aber es geht weiter. ich denke, es hilft trotzdem sehr, sich den kopf zu zerbrechen, da es teil der verarbeitung ist....aber es braucht zeit, u. U. viel zeit...hoffe, dir hilft dieser ausblick ein ganz klein wenig...
was mir sehr half war zu lesen, ich kann dir gerne auch bücher empfehlen bei bedarf.

LG
stef.

Geändert von stef777 (03.07.2007 um 13:55 Uhr)
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