Meine Mama muss gehen...

[Ramona73]

hallo schnuffine

mit kraft meinte ich unter anderem, dass du die kraft hattest, die letzten Stunden mit deiner mama durchzustehen...es ist keine leichte situation, ich kenne menschen, die sind dann geflohen, weil sie es nicht ertragen konnten...ich sass schlussendlich allein am sterbebett meines opas, doch es ging soo schnell, dass ich gar keine hilfe in der kurzen zeit gross organisieren konnte (ausser ärztin mit morphium...). es gibt momente, da ist man einfach stark und hinterher fragt man sich, wie man das geschafft hat...

bzgl deinem kinderwunsch...das, was deine freundin sagte, stimmt schon irgendwie...mir wurde es auch gesagt.. ende januar 06 verstab mein opa an lungenkrebs und ende mai war ich schwanger, wir probierten zwei jahre vorher auch vergebens...inzwischen ist mein Sonnenschein jetzt ein jahr alt geworden und ich sage/denke immer "den kleinen Goldschatz hat mir opa geschickt!"

weisst du, was mich sehr berührt, deine mama ist genau so alt wie meine...ich bin so dankbar, dass sie gesund ist...wenn man so mit krankheiten zu tun hat, wird einem erstmal bewusst, was das wort GESUNDHEIT bedeutet...mein vater ist ja an Multiple Myelom/Plasmozytom erkrankt, doch ich hoffe, dass wir ihn noch einige Jahre haben werden...momentan gehts ihm soweit gut und die werte sind stabil...wir müssen es vorzu nehmen...

ich wünsch dir und deiner familie ganz viel kraft für die bevorstehende Trauerfeier.

ramona

[Mae-Geri]

Ja Claudia ich denke fast jeder hier kann verstehen was Du meinst.

Auch ich kann mich glücklich schätzen, ich habe tatsächlich sehr liebe Freunde an meiner Seite. Aber da mich dieses Thema, sowohl die Phasen der Krankheit, der Pflege und nun die Trauer in meinem Alltag quasi permanent beschäftigt kann ich mich hier mit am Besten austauschen. Hier können alle meine Gefühle verstehen (was schon viel wert ist, so weiß ich wenigstens, dass viele Dinge die ich empfinde normal sind).

Zum Thema Kraft: Es ist erstaunlich "was geht". Ohne zu fragen, ich glaube das liegt daran, dass man sich irgendwann schweren Herzens in die Situation begibt und sich darauf einlässt. Ich habe meinen im Sterben liegenden Vater ins Gesicht gelächelt obwohl ich hätte heulen können wie ein Tier! Woher hab ich die Kraft genommen? Ich weiß es nicht.

Und das in Zusammenhang mit Sterben auch viele Dinge tatsächlich schön sein können, das ist für viele Leute schier unerträglich. Alleine die Reaktionen, als ich erzählt habe, dass wir meinen Papa noch den ganzen Tag bei uns hatten. Das war total schön. Ich konnte den ganzen Tag immer wieder zu meinem Papa. Ich konnte ihn anfassen, beobachten wie sich die Haut verändert hat fühlen das er kälter wurde. Das war für mich wichtig! Und das war schön! Mit welchem Entsetzen mir die Leute manchmal entgegen getreten sind. Ihr hattet Deinen Vater zu Hause? Wie Du hast ihn angefasst? Panik in den Augen, Entsetzen in der Stimme.


Ich wünsche Dir für die Trauerfeier und die Urnenbeisetzung noch mal viel Kraft. Aber auch das wird funktionieren.

Ich drück Dich!
Sandra

[sabrina**]

Liebe Claudia,

auch ich möchte dir mein Beileid wünschen und dir nochmal ganz viel Kraft für die kommende Zeit wünschen.. MEine Mama ist nun "schon" 2 1/2 Wochen nicht mehr bei uns aber es ist als wäre sie gestern gegangen,ich halte mich mit lesen über Wasser. Ich lese viel über das Jenseits und das hat mir sehr bei meiner Trauer geholfen, meine Mama ist immer bei mir und paßt auch weiterhin auf mich auf.Und auch Deine Mama wird immer noch für dich da sein wenn du sie brauchst,sie wird dich nie verlassen und in deinem Herzen wird sie immer einen schönen Platz haben ;-)
Am freitag ist die Beerdigung und ich weiß noch nicht wie ich das überstehen soll,aber auch da werde ich irgendwoher die Kraft nehmen müssen...

Ich bekam hier im Forum ein paar Tips um mich etwas abzulenken,der Friseurbesuch hat mir ein wenig geholfen,vieleicht ist das auch was für sich ;-)

Liebe Grüße
Sabrina

[Roebi]

Liebe Claudia!

Auch von mir, das allertiefste Mitgefühl!
Ich habe meine Mutter im Alter von 60 Jahren am 16.02.2008 verloren und es tut so scheiße weh.
Ich wollte mich eigentlich nur für einen Satz bei Dir bedanken:

"Dort wo sie jetzt ist, hat sie keine Schmerzen mehr, sie hat alle Luft zum Atmen und wird nicht mehr gequält. Ich bin so stolz auf sie!"

Denn dieser Satz beruhigt mich doch ein wenig, auch wenn er mir den Schmerz über den Verlust meiner Mutter nicht nehmen kann. Ich wünsche Dir und mir alle Kraft der Welt.

LG Nicole

[Schnuffine]

Ihr Lieben,

Vielen Dank für Eure lieben Zeilen. Ich bin jeden Mal den Tränen nahe und weine auch oft genug, wenn ich lese, wie es Euch alles hier geht. Vor allem begeistert mich, dass so viele trotz der eigenen Trauer hier für andere da sind und tröstend zu Seite stehen....

Am letzten Donnerstag war die Trauerfeier für Mama. Die Tage zuvor war ich fast ein wenig entspannt. Es tut so weh daran zu denken, dass ich Mama sehr sehr lange (ich glaube fest an ein Leben nach dem Tod!!!) nicht wieder sehen werde, doch trösted es mich sehr zu wissen, dass sie nie wieder leiden muss! Die Trauerfeier hat mich jedoch wieder arg zurück geworfen. Es war das letzte Mal, dass wir uns körperlich so nahe waren, auch wenn es nur noch ihr Körper war, der dort lag. Wie gern würde ich sie noch ein einiziges Mal fest in den Arm nehmen und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe!!! mir haben so die Knie gezittert, dass mein Freund mich vor dem Sarg festhalten musste. Ich habe selten so geweint, wie dort.... Aber es war auch schön zu sehen, wie viele Menschen an Mama und uns gedacht haben. Die Friedhofskapelle war so voll, dass einige sogar draußen stehen mussten. Im Anschluss an den Gottesdienst haben uns alle kondoliert, so viele waren wie wir tränenüberströmt und haben uns liebevoll in den Arm genommen. Ich bin sicher, dass Mama uns von ihrem Stern aus zugesehen hat und richtig gerührt war über so viel Anteilnahme. Kurz bevor wir in die kapelle gingen kam kurz die Sonne durch die Wolken und schien auf uns. Ich glaube zu wissen, wer dahinter steckte...

Morgen ist die Urnenbeisetzung. Im ganz kleinen Kreis, nur mein Papa, mein Bruder, mein Freund und ich. So hat Mama es sich gewünscht und wir wollen es auch so. Ich bin froh, bald einen Ort zu haben, wo ich sie besuchen kann.

Trotzdem ist sie im Herzen immer bei mir und passt auf mich auf *Ja Mama, die Dreckwäsche räume ich heute auch noch weg, ok?*

Direkt vor unserem Küchenfenster ist eine Wiese, auf der unser Nachbar Schafe hält. Jedes Jahr um diese Zeit springen dort kleine süße Lämmchen umher und freuen sich des Lebens. Im letzten jahr haben Mama und ich immer zusammen am Fenster gestanden und dort amüsiert zugesehen. Die kleinen aus diesem Jahr sind genau am dem Wochenende geboren, als Mama zum letzten Mal bei uns zu Besuch war. Ich liebe diese keinen Racker....