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  #1  
Alt 19.01.2010, 15:03
Benutzerbild von illian
illian illian ist offline
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Registriert seit: 06.04.2009
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Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Haben wir denn das Recht/Pflicht über einen anderen Menschen zu entscheiden ob er leben darf oder nicht? Es ist sehr schwierig dass zu sagen. Nehmen wir an wir würden bestimmen, dass ein Komapatient keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr bekommt (wenn man es dürfte!!!), dann wüssten wir nicht ob wir ihm damit helfen oder ob wir ihm damit sein vielleicht weiteres leben zerstören würden!

Und ich persönlich könnte es mir niee vorstellen, so etwas zu bestimmen. Es käme für mich teilweise mit Mord gleich! Selbst wenn der Patient den Wunsch vorher geäußert hat, dass er sterben möchte, wer weiß wie sich seine Chancen dann in der folgenden Zeit verändert hätten! Zu sagen dass es aus gutem Grund geschieht oder weil Gott es will, wäre aber genauso falsch, denn es wäre nur ein Fluchtversuch!

Ich fände es nicht in Ordnung zu sagen, ja freiwillige Sterbehilfe ist erlaubt! WAs würde dass bedeuten? Bzw. könnte dann jeder sagen, ich will sterbehilfe! Und den Grad zu unterscheiden wer sie wirklich "verdient" hätte, weil er so schwer krank ist (sprich vll nur noch ein Jahr zu leben hätte und nur noch unter unterträglichen Schmerzen) und dem der eigentlich Kerngesund ist nur nicht mehr leben will ist unmöglich festzulegen! Ich könnte es mir beim besten willen nicht vorstellen wie das funktionieren sollte!!

bitte nicht persönlich nehmen, ist nur meine Meinung!
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Aus dem unendlichen Chaos erhob sich eine Stimme, sagte zu mir "Lächle und sei fröhlich es könnte schlimmer sein". Ich lächelte und war fröhlich und es kam noch schlimmer. Ich lächelte immernoch und war glücklich und auf einmal lächelte die Welt zurück. That´s mean live
  #2  
Alt 19.01.2010, 17:23
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Ich persönlich sehe das Wort "Sterbehilfe" sehr eng. Es soll für mich eine Hilfe erlaubt sein, aber keine aktive Tötung. D.h. ich verlängere das Leben nicht durch künstliche Mittel, wenn keine Aussicht auf Heilung besteht, ich nehme dem Patienten soweit wie möglich durch Medikamente alle Schmerzen und alle Angst, aber über Tod oder Leben entscheidet immer noch Gott.

Ich muss auch sagen, dass ich jetzt in gesundem Zustand nicht entscheiden kann, ab wann mein Leben nicht mehr "lebenswert" ist. Mein Opa hat 3 Jahre im Bett gelegen, konnte sich nicht mehr rühren, ja nicht einmal selbst am Kopf kratzen. Sprechen konnte er auch nur noch ganz schlecht, man konnte ihn fast nicht verstehen.
Trotzdem hatte ich immer den Eindruck, dass er noch "Lebensfreude" hatte. Wenn man ihm etwas erzählte, dann hat er gelächelt und er wusste genau, was in der Familie passierte. Er guckte den ganzen Tag Sport im Fernsehen und kriegte da alles ganz genau mit.

Oft haben wir gesagt "meine Güte, der arme Opa, das ist doch kein Leben mehr!", weil es für UNS unvorstellbar war, dass man das überhaupt so aushalten konnte, aber ich hatte nie den Eindruck, dass er unglücklich war. Er hat nie gejammert, sagte immer "Danke", wenn man etwas für ihn tat und hatte wirklich nie schlechte Laune.

Ich persönlich würde mir also die Entscheidung über mein eigenes Leben jetzt schon nicht zutrauen. Über das Leben eines anderen schon mal gar nicht!

Ich denke auch, dass aktive Sterbehilfe einfach zu gefährlich ist, um sie zu legalisieren. Die Möglichkeiten des Missbrauchs sind zu groß.
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
  #3  
Alt 22.01.2010, 22:15
Benutzerbild von Barbara_vP
Barbara_vP Barbara_vP ist offline
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Ort: Alfter
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Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

hallo und guten abend
ich finde es ein sehr sensibles Thema.
Eine aktive sterbehilfe mittels Pillen/cocktails oder spritzen dürfte rechtlich schwierig sein....jedoch bin ich dafür im falle eines Falles die apparative Medizin abzustellen.
dem patienten schmerzmittel und sedierung zu geben und dann abzuwarten.... keine zusätzliche medikamente zu geben....
lg
Barbaar
__________________
Liebe Grüße
Barbara
  #4  
Alt 23.01.2010, 20:56
sanne2 sanne2 ist offline
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Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 1.088
Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Hallo,
ich sehe es wie Andorra, und praktiziert wird es in auswegslosen Situationen wie von Barbara gewünscht!
In unserem Krankenhaus und nach Absprache mit den Angehörigen.
Das finde ich vollkommen in Ordnung.
Es soll und muss niemand mehr leiden!
Ich habe noch Krankenhauszeiten erlebt, in denen die Schwerstkranken selbst in der Sterbephase mit allen Mitteln am Leben erhalten wurden.
Das ist einfach Menschenunwürdig.
Heute erhalten Menschen im Endstadium Morphin und Flüssigkeit, werden von den Aparaturen befreit, kommen zu uns auf eine somatische Station, bis sie sanft einschlafen. Allerdings immernur dann, wenn sicher ist, dass das Sterben kurz bevorsteht.
Das ist Menschenwürdig.
So durfte auch meine Mutter sanft einschlafen und so würde ich es für mich auch wünschen.
Gegen aktive Sterbehilfe hätte ich allerdings auch einiges einzuwenden, aber das würde hier den Rahmen sprengen.
Viele Grüße,
Sanne
  #5  
Alt 24.01.2010, 11:11
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Hallo Illian,

Zitat:
Zitat von illian Beitrag anzeigen
Ich fände es nicht in Ordnung zu sagen, ja freiwillige Sterbehilfe ist erlaubt! WAs würde dass bedeuten? Bzw. könnte dann jeder sagen, ich will sterbehilfe! Und den Grad zu unterscheiden wer sie wirklich "verdient" hätte
Eben. Genau so soll es sein: die Selbstbestimmung eines Menschen über sein Leben _und_ über seinen Tod ist eines der höchsten Güter in unserer Gesellschaft.

Gegenfrage an dich: was würde es bedeuten, "freiwillige" Sterbehilfe (damit meinst du was genau?) zu untersagen. Du nimmst jedem Menschen sein Selbstbestimmungsrecht - und andere entscheiden, was der "verdient" hat oder nicht. Die Situation haben wir heute schon. Da wird in Ethikkommissionen endlos diskutiert, ob / wann Patientenverfügungen akzeptiert werden. Es diskutieren: Pfarrer, Politiker, Ärzte, Philosophen usw. Nur die Betroffenen bleiben aussen vor. Deren Wille wird ignoriert. Nach BGH-Grundsatzurteil von anno tobak dürfen Ärzte passive Sterbehilfe, die in Patientenverfügungen verlangt wird, nur leisten, wenn die Krankheit des Patienten "zwangsläufig zum Tode führt" (hallo Richter: das ganze Leben ist eine Krankheit, die irgendwann zwangsläufig zum Tode führt). Oder hat sich die Rechtslage inzwischen verändert?

Du machst m.E. einen schweren Denkfehler: es kommt bei der Frage der Sterbehilfe im Grundsatz überhaupt nicht darauf an, ob jemand wirklich todkrank ist oder nur "flüchten" will. Jeder Mensch hat das Recht auf Suizid. Sich selbst beim Sterben zu helfen. Auch passive Sterbehilfe von privat ist in D nicht strafbar (anders als in A, da geht man für sowas in den Knast). Du kannst jedem den Giftcocktail auf Verlangen auf den Nachttisch stellen. Ob der nun eine Grippe hat oder Krebs. Genau darum geht es bei der jahrelangen Diskuassion um Patientenverfügungen: Ziel ist die verbindliche Anerkennung von Patientenverfügungen, auch wenn eine Krankheit nicht zwangsläufig zum Tode führt.

Ich finde diese ganze politisch-ethisch-religiöse Diskussion um das Thema ausgesprochen verlogen. Denn jeder, der im Medizinbereich arbeitet, weiss, dass in D selbstverständlich tagtäglich passive Sterbehilfe praktiziert wird. Redet allerdings niemand öffentlich drüber, weil kein Arzt und keine Krankenschwester mit einem Bein im Knast stehen will. Das Perserve daran ist m.E.: es passiert andauernd, aber es entscheiden Ärzte und Schwestern nach gutdünken. Bei einem Stationsarzt dürfen die Schwestern alle mal schnell eine rauchen gehen, wenn die lebenserhaltenden Systeme versagen. Beim anderen Arzt müssen sie alles tun, um den Patienten noch bis morgen früh rüber zu retten.

Das ist die deutsche Lösung: Mediziner entscheiden nach Gutdünken über Leben und Tod. Und das mist m.E. das Schlimmste, was passieren kann. Gerade im Hinblick auf unsere Vergangenheit.

Viele Grüße,
Stefan
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