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Alt 18.02.2015, 17:56
Benutzerbild von Elsa77
Elsa77 Elsa77 ist offline
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Registriert seit: 17.02.2015
Beiträge: 2
Standard Ganz schön viele Fragen und Nöte...

Hallo erst einmal an alle, die sich trauriger Weise hier befinden...
Ich bin Elsa, meine Mama ist im letzten Sommer (14.Juli, 2014) mit gerade mal 58 Jahren an einer sehr seltenen und komplizierten Krebsart gestorben, an der sie mehrere Jahre litt und zuletzt, ich kann es nur so sagen, jämmerlich zugrunde ging.
Das schlimme ist, dass sie nie wirklich jammerte und uns selten ihre Ängste zeigte. Sie scheute sich davor Zweitmeinungen einzufragen, ließ sich am Anfang homöopathisch- anthroposophisch behandeln(womit sie die ersten drei Jahre nach der Erstdiagnose CLL auch sehr gut zurecht kam und sogar arbeitete) und fing erst nach dringlichem Anraten ihres Anthro- Onkologen im Frühjahr 2013 mit einer Antikörpertherapie an. Mit diesem Therapieansatz und ihrer Angst, denn nun wurde es "ja ernst", kam die Zweitdiagnose dazu: Morbus Hodkins und inflamatorisches Mammakarzinom. Eine CLL kann ja jahrelang gut gehen (wait and watch- System), aber bei meiner Mutter war der Zeitpunkt der Erkrankung zu früh und sie hatte eine schwerere Form davon...
Die Odysee begann nun: Mehrere Kliniken, verschiedene Ärzte, viele Gespräche mit ihnen...Prognose im Sommer 2013: Noch ein Jahr zu leben!!!
Meine Mama wollte es nicht wahrhaben. Sie kämpfte mit Taten, Worten, Selbstheilversuchen, Ausflüchten dagegen an, als todkrank dazustehen. Nach aussen hin vermittelte sie trotz schwerster Palliativchemotherapie, Haarverlust, Sensibilitätsstörungen an Händen, Beinen und Mund die pure Lebensfreude. Uns Kindern wollte sie immer die alte Mutter und den Enkeln die coolste Oma sein, auch wenn man ihr die Schwäche schon ansah...sie drehte trotzdem mit dem neugeborenen Sohn meiner Schwester ein paar Runden um den Block, um ihn zu beruhigen...
Die gesamte Zeit ihrere Krankheit war sie wie "auf der Flucht". Es war sehr schwierig einen emotionalen Zugang zu ihr zu finden, um mit ihr über das sterben, den Tod und die Zeit danach zu sprechen...Wir konnten beinahe nichts über ihre Vorstellungen zu sterben besprechen, auch nicht über ihren Nachlass, Papierkram, etc... Sie wurde sehr aggressiv und floh aus solchen Gesprächen mit Ablenkungsmanövern...(Sie meinte bis sechs Wochen vor ihrem Tod, sie wäre gar nicht krank!) Sie verabschiedete sich nicht von ihren drei Enkeln, sagte niemals vor ihnen, dass es bald soweit wäre..das mussten wir, ihre Töchter tun...
Ihr merkt, es ist mal ein ganz anderer Umgang mit dem nahenden Tod, oder?
Zum Schluss kamen noch Hirnmetastasen dazu, die einen Schlaganfall bei ihr auslösten und die dazu führten, dass sie uns kaum noch wahrnahm. Rückblickend bin ich dankbar dafür, denn dieser Hirninfarkt hat sie dement gemacht. Sie war wie ein Baby, sehr ruhig, viel schlafend, nicht mehr so wütend...
Jetzt komm ich zu meiner Frage: Wir ahnten zum Schluß nicht, wann sie sterben würde. Die Ärzte und Schwestern der Station (Neurologie) sagten uns wenig, alles mussten wir aus ihnen herrausquetschen. Als sie endlich, nach vielen Wartetagen auf die Palliativstation kam, starb sie, noch bevor wir am Nachmittag zu ihr wollten, um alles schön zu machen, einzuräumen, Papierkram zu erledigen... Sie starb einfach so, 10 Minuten bevor meine Schwester und ich kamen- ALLEIN! Diese Tatsache will mir nicht in den Kopf, wir hatten anfänglich Wut, weil sie uns nicht teilnehmen lassen wollte...Sie war immer eine so liebevolle Mutter, ist aber nicht liebevoll mit sich und uns im Angesicht des Todes umgegangen... Versteht ihr, was ich meine? Ich wollte immer so viel fragen, hatte aber immer Angst, dass sie "aus der Haut fährt", oder ablenkt...Wir konnten nicht bei ihr sein, weil sie NIEMALS sagte, dass sie Angst hat, oder nicht allein sein will. Die Ärzte der Palliativstation meineten, dass es auch Menschen gibt, die lieber allein sind..auch Wochen vor dem Tod, weil es sie anstrengt! Wir alle (Freunde, Familie) hatten bis zuletzt den Eindruck, dass sie erst recht die Augen zukniff, wenn jemand zu Besuch kam, mit ihr reden, etwas gutes tun wollte... Kennt das jemand von euch??? Traurig....
Ich wäre euch dankbar für Antworten... Sorry, mein Text ist laaaaang...
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sterben, tod, umgang damit


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