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  #1  
Alt 27.08.2008, 13:39
alaskabear alaskabear ist offline
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Registriert seit: 27.08.2008
Beiträge: 5
Standard Lungenkrebs Endstadium

Hallo an alle!

Ich habe schon die letzten Tage festgestellt, wie sehr es hilft, über diese Krankheit zu reden.

Zum Fall:
Meiner Mutter(Bj. 51) wurde letzten Oktober mitgeteilt, dass sie Lungenkrebs hat, kleinzellig und schon ziemlich weit.
Zum Arzt ging meine Mutter, da sie Atembeschwerden bekam und schon nach dem Treppensteigen aus der Puste war.
Nun gut, den ersten Schock überstanden und ab in die Chemo(in Lenglern bei Göttingen). Die hatte sie auch bestens verkraftet, keinerlei Nebenwirkungen und auch die Atemnot wurde besser.
Dann starb leider Ihr Vater im Februar, aber sie war weiter kämpferisch und lebensbejahend dem krebs gegenüber.
Im März/April wurde die Chemo beendet mit dem Ergebnis: geheilt.
Alle glücklich und froh. Von Seiten der Ärzte hiess es, dass Chemo natürlich nicht mehr gebraucht wird, aber sie würden gerne prophylaktisch eine Bestrahlung des Kopfes machen, da der kleinzellige gerne streut.
Nun gut, aufgrund der positiven Vorhernachricht war man euphorisch und dachte sich nichts weiter(man kannte sich ja auch net aus).
Nach der Bestrahlung wurde nochmal ein Routinecheck gemacht und leider fand man ganz kleine Punkt im Knochen und in der Leber.
Das war schon ein ziemlich Schock für meine Mutter.

Nun gut, ab Juni wieder ab in die Chemo. Es wurden verschiedene Sachen ausprobiert, leider alles ohne Erfolg. Im Gegenteil, sie bekam immer mal wieder kleinere Beschwerden(Atemnot, Appetitlosigkeit, Schmerzen an diversen Stellen).

Im Juli bin ich dann extra wieder in die Heimat gezogen(vorher 300km entfernt), um bei ihr zu sein.

Seitdem konnt ich täglich miterleben, wie es ihr immer schlechter ging. Zuletzt war sie sehr schnell aus der Puste. Ihre Blutwerte waren auch immer wieder sehr schlecht, so dass die Termine für die Chemos immer 1,2 Wochen nach hinten verschoben wurden.

Dann war für den 18. August der nächste Chemotermin angesetzt. Aufgrund Ihrer sehr schlechten körperlichen Verfassung behandelte man sie erstmal nur so.

Nun am letzten Sonntag bat uns(meinen Bruder und ich) der Professor zum Gespräch und er eröffnete uns, dass keinerlei Hilfe mehr möglich sei.
Ihre Blutwerte seien katastrophal, dafür ginge es ihr eigentlich noch sensationell. Sie ist im Kopf noch absolut klar, kann aber ohne Hilfe nicht mehr aufstehen und laufen.

Sie bekommt jetzt nur noch diverse Schmerzmittel und Antibiotika.
Gestern verlor sie zudem sehr viel Blut aus dem Darm.

Nun ist meine Frage, wie lange wird sie noch so leiden müssen? Wie sind eure Erfahrungswerte?

Sie bekam die Woche schonmal Bluttransfusionen, aber das führte zu keinerlei Stabilisierung.
Laut Blutbild muss es wohl seeehr viele Entzündungsherde im Körper(Lunge, Leber) geben.

Was kann man aufgrund der Situation sagen? Sollte man über Tage oder Wochen oder doch Monate nachdenken? Die Ärzte wollen gar nichts sagen...

Wir hoffen jetzt(so scheiße es klingt), dass es nur noch schnell geht. Sie denkt genauso, sie weiß über alles Bescheid und hat jetzt auch keine Kraft mehr weiterzukämpfen(Sie: "Die Luft ist raus, ich will nicht mehr").

Macht es unter solchen Umständen noch Sinn, sie nach hause zu holen zur Pflege oder ist das unrealistisch(wenn man den aufwand betrachtet)...

Vielleicht kommen ja Rückmeldungen von leuten, die mit den Fakten was anfangen können...

Ich möchte Sie nicht mehr leiden sehen, das hat sie nicht verdient...

Danke schonmal vorab.
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  #2  
Alt 27.08.2008, 14:15
derengel derengel ist offline
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Registriert seit: 18.02.2007
Ort: Golben
Beiträge: 75
Standard AW: Lungenkrebs Endstadium

Hallo alaskabear,

ich kann dir zwar nichts zu den Folgen des Lungenkrebs sagen, aber vielleicht auf deine Frage

"Macht es unter solchen Umständen noch Sinn, sie nach hause zu holen
zur Pflege oder ist das unrealistisch(wenn man den aufwand betrachtet)..."

eine winzige Antwort geben....
Mein Vater war an Darmkrebs mit Metas in der Leber erkrankt und ist im April verstorben. Er hatte zwar ein Stoma, aber verlor auch 5 Tage vor seinem Tod Unmengen Blut aus dem Darm (also in dem Sinn aus dem Stoma). Auch er war zu dem Zeitpunkt noch klar, ist sogar am nächsten Morgen noch aufgestanden - allerdings nur mit Hilfe auf wackeligen Füßen und dann auch zum letzten Mal. Auch er hatte kurz vorher im KH eine Bluttransfusion erhalten, die eigentlich nichts gerbracht hat.... Was ich dir aber sagen will, wir hatten zu dem Zeitpunkt gerade mal 2 Woche das Pflegebett da, er bekam an diesem besagten Samstag zum 3.Mal künstliche Zusatznahrung über den Port und der Pflegedienst war auch gerade zum 3."Tageseinsatz" da. Also wenn du so willst, auch ein immenser Aufwand - aber ich möchte keine Sekunde missen und möchte keinen Aufwand oder Stress rückgängig gemacht haben. Denn auch wenn wir von Samstagabend bis Donnerstagmorgen wirklich mit ihm gekämpft haben, im wahrsten Sinne des Wortes, auch wenn die Stunden und Tage für uns alle (für mich - seine große Tochter - seine Frau und meine kleine Stiefschwester) extrem anstrengend waren, so waren wir doch immer bei ihm. Stets hat einer von uns seine Hand gehalten, wir haben neben ihm im Bett gelegen und gekuschelt, mit ihm geredet (auch als er schon schwer unter Morphium stand und nicht mehr antworten konnte), wir haben ihn gestreichelt und ihm ein Gefühl von Wärme gegeben. Weißt du wir hatten ihm auch versprochen, ihn in der letzten Zeit nicht im KH zu lassen - und ich bin so froh, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen konnten. Ich möchte diese letzten 5 Tage nicht missen. Ich glaube, er hatte große Angst zu gehen und ich hoffe und wünsche, dass unsere Anwesenheit und unsere Fürsorge ihm zu guter Letzt doch den Weg ins Regenbogenland geebnet haben. Natürlich tut es heute noch genauso weh wie am 03.04. und die Tränen laufen noch immer, aber ich kann mir sagen - er war nicht allein und dort wo er jetzt ist, muss er nicht mehr leiden.
Ich weiß natürlich nicht, ob diese Menge Blut im Stuhl auch bei euch ein Anzeichen für das Unvermeidliche sind.... Aber glaub mir, egal wieviel Zeit euch bleibt, jeder Aufwand ist lohnenswert. Nutzt jede Stunde und wenn ihr mit Pflegedienst oder so eine machbare Möglichkeit finden könnt - dann ergreift sie. Was natürlich auch eine Variante sein könnte, damit ihr immer bei deiner Mutter sein könntet, wäre ein Hospiz. Diese Möglichkeit gab es hier bei uns leider nicht, aber das wäre ansonsten wohl auch noch eine Option gewesen. Aber die letzten Tage im KH - nein niemals.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut ! Du wirst Stärke zeigen können, derer du dir jetzt noch gar nicht bewusst bist. Glaub mir. Ich dachte auch immer, das ist unmöglich, das packt man nicht - doch es geht !
Ich schicke dir ein Kraftpaket und eine Umarmung - sei tapfer.

Liebe Grüße
Grit
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  #3  
Alt 27.08.2008, 14:22
alaskabear alaskabear ist offline
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Registriert seit: 27.08.2008
Beiträge: 5
Standard AW: Lungenkrebs Endstadium

Hallo grit.

Danke schonmal für Deine Antwort.

Natürlich werden wir immer jnd. bei ihr haben, das ist gar keine Frage.
Nur es stellt sich halt die frage, ob wir sie in ihre wohnung holen, oder ob man gleich versucht in ein hospiz zu kommen. Auch ein altenheim bei uns macht eine solche sterbebegleitung.

da bin ich halt noch völlig ratlos. wir werden die entscheidung auch ihr überlassen. sie ist klar im kopf, also soll sie entscheiden, ob sie nach hause will oder nicht. was sie möchte, werden wir dann auch umsetzen...

tja, man hat halt soviel sachen im kopf umherschwirren... und nach dem gestrigen blutverlust... eigentlich wünsche ich mir für sie ja, dass es jetzt nur noch schnell geht...
alles ein scheiße, tschuldigung...

weil dieses leiden hat sie nicht verdient...
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  #4  
Alt 29.08.2008, 13:16
alaskabear alaskabear ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Lungenkrebs Endstadium

Hallo und auch Dir Danke für die Antwort...

Tja, die letzten tage hat sich ihr zustand leider verschlechtert. Di-Do hat sie sehr viel Blut über den Darm verloren. Es gab eine kleine Darmspiegelung ohne Ergebnis und sie planten eine größere, komplette.
Dann verlor Sie erneut sehr viel Blut und wir bekamen nachts den Anruf, dass die Ärztin nicht sagen kann, ob Mama den Donnerstag noch erlebt.
Also alle hin und am Bett gewartet. Meine Mutter hatte große Angst und große Schmerzen.
Wie wurde an Valium und Morphium angeschlossen, bis sie schlief und keine Schmerzen mehr hatte.
Anschl. gab es dann diverse Blutbeutel und Blutbestandteile.

Stand jetzt: Sie behielt das Blut im Körper. Aber aufgrund von Valium, Morphium ist sie eigentlich nur noch körperlich unter uns. Sie nimmt zwar ab und zu Blickkontakt auf und antwortet auf einfache Fragen mit angedeutetem Kopfschütteln bzw. -nicken, aber richtiges Wahrnehmen ist das auch nicht mehr...

Neja, nach Hause holen wird sich damit wohl erledigt haben, ich hoffe nur, dass sie nicht mehr länge kämpfen muss.
Wir haben organisiert, dass 24h immer jnd an ihrer seite ist, aber auch das wird schwer, sollte sie diesen Zustand noch über Tage, vielleicht 1,2,3 Wochen halten, denn sie liegt in einem KH 40km entfernt...

Ach, eigentlich warten alle nur auf die erlösende Nachricht...
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  #5  
Alt 29.08.2008, 21:23
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs Endstadium

Es muss sehr schwer für euch sein,die Mutter so leiden zu sehen.
__________________
Liebe Grüße Marita
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  #6  
Alt 01.09.2008, 21:19
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs Endstadium

Lieber Alaskabär,

gerade erst habe ich Deinen Thread von Anfang bis Ende durchgelesen. Deine Verzweiflung kann ich verstehen. Ich habe meinen Vater über zwei Jahre hinweg "weniger werden sehen". Er starb an Lymphknotenkrebs. Nun ist meine Mutter, 49 Jahre im letzten Jahr Juni an Lungenkrebs, kleinzellig erkrankt.

Ich kenne also die Gefühle, die man haben mag. Als mein Vater starb war ich zugegebenermaßen noch sehr jung und habe naturgemäß nich talles mitbekommen bzw. nicht alles begriffen.

Ich verstehe was Du meinst wenn Du sagst, Du möchtest nur noch dass es schnell geht. Auf der einen Seite verstehe ich das. Aber auf der anderen Seite vermisse ich ein bißchen was. Aus irgendeinem Grund ist sie noch nicht so weit. Warum weiß ich nicht, wahrscheinlich weißt Du es ebenso wenig wie die Ärzte. Aber sie ist ncoh nciht so weit zu gehen. Vielleicht körperlich, vielleicht seelisch. Fehlt jemand an ihrer Seite der ihr wichtig ist?

Es ist Deine Aufgabe, an ihrer Seite zu sein. Ich weiß nicht genau ob Du die Tochter bist oder der Sohn, entschuldige, ich habe schnell gelesen. Aber was ich vermisse in Deinen Zeilen ist die Bereitscchaft, ihr in ihrer letzten Zeit alles zu ermöglichen. Im Fall Deiner Mom scheint es Zeit zu sein, die sie braucht. Ich weiß sehr genau, wie schlimm es ist, jemanden leiden zu sehen, den man liebt. Aber es ist jetzt nun mal der Weg der bevor steht. Unabhängig davon, wieviel Kraft und Zeit er raubt. Unabhängig davon, wie schwer es fällt, dies auszuhalten. Sie wird erst gehen können, wenn sie bereit dazu ist. Aus welchem Grund auch immer sie noch damit warten muss.

Sie ist es, die nciht entscheiden kann. Sie muss ihren Weg gehen. und Euch wird ncihts anderes bleiben als sie zu begleiten. Eben so lange, wie es dauert. Bis sie schließlich gehen kann und diesen letzten Schritt hoffentlich als Erlösung empfinden kann.

Lass ihr die Zeit, die sie braucht. Es tut mir so leid was Du durchleben musst. Auch mir wird irgendwann bevor stehen, jemanden gehen lassen zu müssen. Und sicherlich wünsche ich mir ebenso wie Du, dass sie nicht leiden muss. Nichts wünsche ich mir sehnllicher als das. Aber es wird die Zeit brauchen, die es braucht und ich werde alles ermöglichen, was in meiner Macht steht.

Als ich auf der Krebsstation gearbeitet habe, hatten wir auch einen Patienten der aus dem Darm blutete und dessen Ursache nicht geklärt werden konnte. Bei ihm ging es im Anschluss sehr schnell. Aber die Antwort die Du suchst wird Dir hier niemand geben können, nicht mal die Ärzte. Vielleicht wartet sie auf etwas. Vielleicht kannst Du heraus finden auf was.

Ich wünsche Dir viel Kraft und die Ruhe, die Du und sie brauchen werden um diesen Weg zu Ende zu gehen.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
*********************
Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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  #7  
Alt 01.09.2008, 21:29
Engel07 Engel07 ist offline
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Registriert seit: 03.06.2007
Beiträge: 1.822
Standard AW: Lungenkrebs Endstadium

Hallo Alaskabear,

weiß sie, dass sie gehen darf? Habt ihr ihr gesagt, dass sie loslassen muss und gehen darf?

Wir haben es meinem Paps auch immer wieder gesagt. Ich hab ihm dann versprochen, auf Ma aufzupassen, dann konnte er gehen.

Ich wünsche euch alle Kraft, sei umarmt
__________________
Engel

Paps: 07.11.1952 - 11.08.2008
Zweifle nicht am Blau des Himmels,
wenn über Deinem Dach dunkle Wolken stehen.
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