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  #1  
Alt 27.08.2011, 00:14
U.Schi. U.Schi. ist offline
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Registriert seit: 26.08.2011
Beiträge: 1
Standard Mein Dad stirbt

Hallo!

Meine Frau, unsere 2 Kinder und ich wohnen mit meinen Eltern in einem Haus. Wir haben unsere eigene Wohnung, wir profitieren voneinander und machmal nerven wir uns auch.
Mitte Oktober 2010 erhielt mein Vater (67 Jahre) die Diagnose Leberkrebs. Seitdem wechselten Traurigkeit und Hoffnung immer wieder. Er war mehrfach im Virchow-Klinikum in Berlin. Die Ärzte gaben sich große Mühe. Am letzten Dienstag kam er nach Hause, es gibt keine Hoffnung mehr. Seitdem liegt er in seinem Pflegebett, ist traurig, verwirrt (er war vorher leicht dement, mittlerweile sehr stark), isst kaum, schläft viel.
Der Pflegedienst kommt 3 x am Tag. Meine Mutter betreut ihn ansonsten, kommt dabei kaum zur Ruhe. Wir schauen oft bei ihm rein und es tut so sehr weh, ihn so zu sehen. Ich mache mir Sorgen um meine Mutter. Den Besuch eines Hospizdienstes lehnt sie ab.
Genauso mache ich mir Sorgen um unsere große Tochter. Sie wurde vor 2 Wochen eingeschult, ist in der Schule sehr ruhig, arbeitet aber gut mit. Morgens sagt sie "Ich will nicht zur Schule", setzt sich dann aber doch auf ihr Fahrrad und fährt mit Mama los.
Zuhause ist sie oft aggressiv, schläft abends aber früh ein. Über Opa will sie nicht sprechen. Manchmal kommen Sprüche wie "Ich will meinen alten Opa wieder" oder "Opa ist sooo dünn".
Hat jemand Erfahrung mit Kindern in solch einer Lebenssituation?
Der Schatten über unserem Leben ist auf einmal so groß!!! Es ist so schwer auszuhalten!
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  #2  
Alt 27.08.2011, 11:20
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Thalamea Thalamea ist offline
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Registriert seit: 17.04.2011
Ort: Sauerland
Beiträge: 16
Standard AW: Mein Dad stirbt

Guten Morgen,

ich kann die Situation sehr gut nachvollziehen, da wir uns in der genau derselben befinden! Wir (beide 45) und unsere Kinder (4 + 6) wohnen ebenfalls mit meinen Eltern in einem Haus, meine Mutter (65) bekam die Diagnose Lungenkrebs im April. Da meine Mutter nur 20 Jahre älter ist als ich, war sie in den vergangenen 25 Jahren eher Freundin als Mutter.
Wenn die Eltern noch so jung sind, denkt man, man hat noch unendlich viel Zeit, ehe man den Schmerz des Loslassens erleben muss und ruht sich oft daraus aus. Es kann ja nichts passieren...
Dann bekam ich selber Anfang des Jahres sehr zweifelhafte Diagnosen (Tumore in Leber und Niere, vielleicht noch gutartig, vielleicht auch schon bösartig, die Untersuchungen laufen noch) und dann kam auch noch die Diagnose meiner Mutter. Die Achterbahnfahrt der Gefühle von "ach, ist bestimmt nur ein gutartiger Tumor" bis hin zu "Endstadium, nur noch 3 Monate zu leben" kennt ihr ja sicherlich auch. Ein auf und ab, nach Feststehen der endgültigen Diagnose dann immer zwischen Hoffnung und Resignation. Bei uns gab es erst gute Aussichten, mittlerweile sieht es nicht mehr ganz so gut aus mit einer 2nd Line Chemo, aber es besteht zumindest noch die leise Hoffnung, dass wir die Krankheit noch ein paar Jahre aufhalten können.

Kinder sind jedenfalls sehr sensibel, was solche Dinge angeht: meine haben "nur" den Stress 2er voll beruftstätigen Elternteilen abbekommen, die seelischen Auswirkungen meinerseits mit der eigenen Diagnose und die meiner Mutter. Die über alles geliebte Omi, die (nach meinem Empfinden einen manchmal noch höheren Stellenwert hat als meine Wenigkeit, da ich öfter mal schimpfe...) war von jetzt auf gleich nicht mehr Zuhause. Das alles und die ganzen Gespräche über die Diagnose (die man besser niemals vor den Kindern diskutiert hätte) haben meine Kinder psychisch so verunsichert, dass meine Tochter nach einem halben Jahr trockensein wieder einen Rückfall bekam und sich mehrmals täglich einnässte und auch das große Geschäft in die Hose machte, mein Sohn entwickelte ein nervöses Augenzwinkern.

Und das, obwohl meine Mutter zwar innerlich sehr krank ist und stark abgenommen hat - aber äußerlich sieht sie noch topfit aus. Ich weiß nicht, wie meine beiden reagieren, wenn sie den irgendwann den Verfall der geliebten Omi hautnah miterleben. Das ist der Nachteil, wenn man im selben Haus wohnt. Es tut so weh...

Von daher kann ich nur sagen: wir haben Erfahrung mit Kindern in dem Alter. Mein Sohn wird übernächste Woche eingeschult (NRW). Was sein wird, wenn wir in die Situation eines sichtbaren Verlaufs der Krankheit kommen, weiß ich noch nicht. Wir können uns gerne weiter austauschen - es tut gut, einfach nur darüber zu schreiben, es ist ja nicht jeder in der Situation eines 3-Generationen-Hauses...

Ich kann nur annähernd ahnen, was ihr im Moment durchmacht, da wir noch im Stadium "Hoffnung auf Heilung" sind...

Ich schicke einen kleinen Trost!
LG
Martina
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  #3  
Alt 27.08.2011, 12:50
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Thalamea Thalamea ist offline
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Registriert seit: 17.04.2011
Ort: Sauerland
Beiträge: 16
Standard AW: Mein Dad stirbt

Ach so, eins noch: ich habe in unserer Bücherei etliche Bücher zum Thema "Krebs bei Großeltern - wie erklärt man es kindgerecht" gesehen. Wenn es bei uns zum Falle des sichtbaren Stadiums kommt, werde ich mir auf jeden Fall Bücher zu diesem Thema kaufen/leihen und vor allem auch psycho-onkologische Hilfe suchen. Ich habe selber wirklich keine Ahnung, wie Kinder innerlich mit so einer Situation umgehen und habe Angst, dann falsch zu reagieren (z. B. wie bei euch, wenn das Kind aggressiv wird).

Aus eigener Erfahrung (mein Opa ist gestorben, als ich gerade 5 geworden bin) kann ich nur sagen: ich habe das Thema Tod überhaupt nicht verstanden. Mein Opa hat damals im Wohnzimmer aufgebahrt gelegen (in den 70ern machte man das ja noch so) und ich habe immer gesagt "warum macht ihr ihm nicht die Augen auf, dann kann er doch wieder sehen". Ich finde es falsch, Kindern den Tod nicht kindgerecht zu erklären - ich war damals total überfordert, weil ich nicht verstanden habe, dass Opa nicht einfach aufsteht, er muss doch nur die Augen aufhaben...

Von daher werde ich versuchen, alles zu tun, um es meinen Kindern nicht so schwer zu machen und hoffe, dass ich in allen Situationen immer die richtigen Worte finde... Es reicht ja, dass man selber unendlich leiden muss angesichts des drohenden Verlustes...

Mich hat in der Bücherei dieses Buch stark beeindruckt, ich habe es vor Ort komplett gelesen, weil es wunderbar geschrieben ist, auch wenn es um die Mutter und nicht um die Oma geht. Hier wird sehr kindgerecht das Thema Krebs und die Therapie beschrieben, ich habe in der Bücherei weinen müssen, weil es berührend war:

Wann kommst du wieder Mama?.
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  #4  
Alt 30.08.2011, 15:58
flomama flomama ist offline
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Registriert seit: 03.12.2008
Ort: Jena
Beiträge: 19
Standard AW: Mein Dad stirbt

hallo. zuerst einmal ein trauriges willkommen... ich habe schon vor längerer zeit einmal für eine freundin bzw. deren damals 5jährige tochter folgendes info-material besorgt: www.kinder-krebskranker-eltern.de - broschüre erhält man auf anforderung. außerdem gibt es noch www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker-eltern.de; auch dort habe ich eine kostenlose broschüre erhalten. je nach entwicklungsstand des kindes kann man aufklärung betreiben.
ich wünsche euch die nötige kraft und zuversicht,
alles gute, marion
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  #5  
Alt 30.08.2011, 16:27
paula2007 paula2007 ist offline
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Registriert seit: 02.09.2009
Beiträge: 839
Standard AW: Mein Dad stirbt

hallo,

es tut mir sehr leid, dass es deinem papa so schlecht geht. wir hatten vor gut 2 jahren genau die gleiche situation. mein großer war damals 8 und der kleine (6) wurde gerade eingeschult als wir erfuhren, dass es für meinen papa keine chance mehr gab und alle behandlungen eingestellt wurden. wir wohnen im haus neben meinen eltern und die kinder hatten immer eine sehr enge bindung zu oma und opa, da man sich ja auch täglich sah.

der größte wunsch meines vaters war es zu hause sterben zu dürfen und wir konnten ihm diesen letzten wunsch zum glück erfüllen. die pflege haben wir uns aufgeteilt, unterstützung hatten wir von einem onkologischen pflegedienst.

ab dem zeitpunkt wo feststand, dass mein vater nicht mehr lange zu leben hatte haben wir mit unseren kindern sehr offen über die situation gesprochen.
wie gesagt, sie hingen sehr an ihrem opa und hätten es uns nie verziehen, wenn wir sie angelogen hätten. zumal sie gesehen haben, dass es dem opa von tag zu tag schlechter ging.

es war zwar eine sehr anstregende zeit und sie vermissen ihn auch heute noch ganz arg, aber sie haben es sehr gut verkraftet.

ich wünsche auch euch alles gute und viel kraft auf diesem schweren weg.

alles gute, nicole
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opa stirbt


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