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  #1  
Alt 26.11.2016, 21:26
Verlassen Verlassen ist offline
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Beiträge: 59
Standard Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Ich hoffe sehr, dass ich hier etwas Hilfe finde. Vor einer Woche hat mein Mann bei der Kontrolluntersuchung erfahren, dass sich Metastasen gebildet haben und seine Lebenszeit nur noch begrenzt ist.

Er hat mir diese Mitteilung noch vom Krankenhaus aus per What's App geschickt. Er meinte, diese Nachricht müsste er erst einmal verdauen und war anschließend das ganze Wochenende nicht zu erreichen.

Am Montag hat er mir dann mitgeteilt, dass er alle Kraft und Zeit nun für sich braucht und es ihn für mich nicht mehr geben würde.

Wir haben mehrere Jahre eine sehr glückliche und liebevolle Beziehung geführt und er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Er hat alles für mich getan. Auch wenn ich mal krank war, war er immer für mich da. Ging es ihm selbst nicht gut, hat er es immer abgetan. Es durfte nie jemand sehen, dass es ihm auch mal schlecht gehen könnte. Und Hilfe annehmen ging auch nicht. Er hat immer alles mit sich alleine ausgemacht.

Ich weiß, dass er auch jetzt nur so reagiert, weil er mich schützen will und mir ersparen möchte, was auf ihn zukommt. Ich habe mehrmals versucht, ihm klarzumachen, dass es schlimmer für mich ist, wenn ich die Zeit nicht mehr mit ihm verbringen kann und ich weniger an den Krebs denken würde, wenn er einfach nur in meiner Nähe wäre. Aber er lässt sich nicht mehr umstimmen und hat sich getrennt.

Ich kann diese Reaktion einfach nicht verarbeiten, vor allen Dingen, weil ich weiß, dass er mich über alles liebt. Aber wie bringt er es fertig, mich mit seinem Entschluss so sehr zu verletzen? Er gibt mir gar keine Gelegenheit, ihm zu zeigen, dass ich sehr wohl mit dem, was kommt umgehen könnte - nicht aber mit seiner Entscheidung. Ich wäre so gerne für ihn da. Diesen Weg gehen doch in einer Beziehung immer zwei Leute und nicht einer alleine. Es gibt doch auch jemanden, der zurückbleibt.
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  #2  
Alt 26.11.2016, 21:54
Maria Sofia Maria Sofia ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Hallo,

habe Deine Geschichte gelesen und es tut mir sehr leid für Dich. Lass ihm etwas Zeit. Die Diagnose wird ein großer Schock für ihn gewesen sein. Für Dich natürlich auch. Kann sehr gut verstehen, dass Du für ihn da sein möchtest. Er wird sicher wieder zu Dir zurückfinden, wenn er mit der Situation besser umgehen kann. Drücke Dir die Daumen und sende Dir einen ganz lieben Gruß

Maria Sofia
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  #3  
Alt 26.11.2016, 22:03
Verlassen Verlassen ist offline
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Beiträge: 59
Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Liebe Maria Sofia!

Ich danke Dir, für Deine schnelle Antwort.

Natürlich sitze ich immer noch hoffend und wartend zu Hause. Aber im Grunde genommen weiß ich, dass ich mir nichts vormachen brauche. Er ist ein sehr willensstarker Mensch, der zu dem, was er sagt auch steht. Und ich bin mir schon sehr sicher, dass er seine Meinung nicht ändern wird.

Ich glaube nicht, dass bei ihm ankommt, dass es für mich schlimmer ist, ihn nicht zu sehen, als ihn zu begleiten auf seinem Weg. Er will mich immer nur vor allem beschützen. Nur hier erreicht er leider genau das Gegenteil.

Er reagiert nicht einmal mehr auf Nachrichten von mir. Es ist, als wäre ein Schalter umgelegt worden und ich erkenne den Mann, den ich so sehr liebe nicht mehr wieder.
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  #4  
Alt 26.11.2016, 22:16
Dani1977 Dani1977 ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Hallo,

oh man, das tut mir total leid...

Ich muss sagen, ich kann beide Seiten verstehen. Die Menschen, die so eine Diagnose bekommen, denen wird der Boden unter den Füssen weggerissen, viele werden - liest man hier und ich kann es auch selber bestätigen - agressiv gegenüber den Angehörigen, dazu kommen Depressionen. Ich denke, bei deinem Mann kommt jetzt alles zusammen.

Kann mich Maria Sofia nur anschließen, auch wenn ich weiss, wie schwer dir das fallen muss. Ich denke, er braucht Zeit. Aber ich glaube auch, das er sich melden wird.

Wünsche dir ganz viel Kraft und drücke euch die Daumen.

Dani
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  #5  
Alt 26.11.2016, 22:43
Verlassen Verlassen ist offline
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Beiträge: 59
Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Danke, Dani.

Depressiv ist er definitiv nicht. Eher sehr nüchtern und auch aggressiv verhält er sich nicht. Wenn wir uns mal für ein paar Minuten begegnen, redet er ganz normal mit mir. Und er hat auch schon ganz klare Vorstellungen, wie es schlussendlich ablaufen soll. Ich soll mit seiner Beerdigung nicht einmal ansatzweise in Berührung kommen.

Ich fühle mich gerade sehr ausgeschlossen, vor den Kopf gestoßen und so gar nicht verstanden. Und die Aussage, wir hätten sehr schöne Jahre miteinander gehabt, aber nun wäre es eben zu Ende und er müsse seinen Weg alleine gehen, macht das ganze nicht besser.

Ich lese oft, dass Ehepartner nach einer solchen Diagnose sehr ruppig reagieren oder aber auch aggressiv. Aber ich habe hier nirgendwo gelesen, dass jemand aufgrund der Diagnose ausgezogen ist und seinen Partner ohne einen Trost zurückgelassen hat. Jeder hat die kostbare noch verbleibende Lebenszeit noch mit seinem Partner verbringen und für ihn da sein dürfen - auch wenn es zu Beginn vielleicht etwas schwierig war.

Ich finde, das das ein ganz wesentlicher Teil ist, um mit der Verarbeitung beginnen zu können.
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  #6  
Alt 26.11.2016, 23:32
Dimolaidis Dimolaidis ist offline
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Beiträge: 47
Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Puh.

Weisst du vielleicht ob er das Drumherum um diese Erkrankung mit ihrem möglichen Ende aus Sicht eines Angehörigen mal näher erlebt hat? Familie, Freunde, Kollegen? Er nicht möchte das du etwas durchmachen musst weil er gesehen hat wie belastend es sein kann?

Objektiv betrachtet ist das Verhalten natürlich unmöglich, aber ich kann mich etwas da hineinversetzen. Ich bin zB so gestrickt das ich für Freunde, Partnerin alles mache, Fels in der Brandung, mehrfacher Trauzeuge. Aber selbst nicht zulasse das jemand etwas für mich macht. Schon ein Geburtstagsgeschenk für mich stört mich. Dadurch geraten Freundschaften leicht ins asymmetrische. Ich weiss das alle für mich da sind, aber ich würde es nie abrufen. Ich würde nicht zu 100% ausschliessen ebenfalls so wie er zu reagieren. Weil man einfach nicht das Tam Tam um sich herummöchte, der Mittelpunkt der anderen, um andere mit der Belastung zu verschonen. Ist es ein Selbstwertproblem, das Gefühl sein Leben kontrollieren zu müssen und im Griff zu haben wobei man nicht weiss wie es selber weitergeht?

Diese Barriere aus Stolz muss durchbrochen werden, irgendwie. Mit klaren Worten und ich fürchte du wirst die meiste Arbeit haben ihn zu bearbeiten,
weil er seinen Weg gehen will, der ihm vielleicht selbser nicht gut tut.

Krankenhäuser haben Psychoonkologen die auch für Angehörige zuständig sind. Wende dich an so jemanden. Wichtig ist zuerst zu verstehen warum er so gehandelt hat und das dann für sich zu bewerten.

Alles Gute.
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