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  #1  
Alt 30.05.2014, 21:00
Anja69 Anja69 ist offline
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Registriert seit: 02.01.2014
Beiträge: 9
Standard Ich kann nicht mehr

Mein Vater hat Lungenkrebs im Endstadium. Die Ärzte in der Klinik hatten ihm gesagt, dass sie nichts mehr für ihn tun können. Jetzt haben sich meine Eltern um einen Hospitzdienst bemüht und mein Vater ist von einem anderen Arzt erneut untersucht worden. Der meinte nur: "Warum wollen sie so schnell Aufgeben Herr XXX." Nach dieser Nachricht war mein Vater total aufgekratzt, doch seit Dienstag bekommt er eine weitere Chemo und es geht ihm total schlecht. Ich weiß nicht mehr, was ich fühlen oder denken soll. Natürlich haben wir uns alle über die Aussage des Arztes gefreut, aber, wenn es ihm jetzt so mieß geht? Hat das dann alles noch einen Sinn? Ich bin eigentlich ein sehr emphatischer Mensch, aber seit ich weiß, wie es um meinen Vater steht versuche ich nicht darüber nachzudenken, wie es ist auf den Tod zu warten. Langsam habe ich das Gefühl ich bin nicht mehr ich. Meine Freunde reagieren natürlich alle sehr betroffen, aber irgendwie nicht wirklich hilfreich. Wie soll ich das jetzt beschreiben? Ich kriege meinen Alltag kaum noch auf die Reihe, weil ich immer nur wenige Stunden schlafe und morgens völlig fertig bin, ich bin leidenschaftliche Rennradfahrerin - habe mein Rad aber dieses Jahr erst einmal aus dem Keller geholt, all so Sachen eben. Statt Mitleid würde ich mir oft Ermutigungen für den Alltag wünschen. Ein: "Lass uns zusammen ins Kino gehen" oder " schwing dich aufs Rad und wir fahren ne Runde."
Vielleicht erwarte ich da auch schon wieder zuviel, ich weiß es nicht. Natürlich weiß ich auch, dass ich das irgendwie durchstehen werde aber im Moment ist mir einfach nicht klar wie.
So zumindest hat es Gut getan mal alles loszuwerden.
Anja
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  #2  
Alt 30.05.2014, 21:44
grossmann grossmann ist offline
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Registriert seit: 30.05.2014
Beiträge: 1
Standard AW: Ich kann nicht mehr

Liebe Anja,
hab mich heute erst registriert, meine Mutter wurde letzte Woche beerdigt. Ich weiß genau wie du dich fühlst, mir ging es jahrelang genauso wie dir. Immer zwischen hoffen und bangen, und immer die Angst vor dem Ende. Ich bin irgendwann zur psychologin gegangen, und hab auch Tabletten genommen, die mir einen normalen alltag ermöglicht haben. ich hatte immer angst vor dem letzten weg, habe darüber nachgedacht und hatte furchtbare angst. aber im nachhinein muss ich sagen, dass die hoffnung das einzige ist was einen aufrecht erhält, und wenn es die bei deinem vater gibt, dann haltet euch daran fest. und ansonsten die guten tage geniessen, viel reden auch über ängste das befreit beide seiten unheimlich...
ich wünsche euch alles gute
nina
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  #3  
Alt 30.05.2014, 21:53
gilda2007 gilda2007 ist offline
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Registriert seit: 04.09.2007
Beiträge: 1.911
Standard AW: Ich kann nicht mehr

Ich denke, ob es Sinn hat, hat nur Dein Vater zu entscheiden und beurteilen. Das ist sein Kampf, seine Entscheidung. So betrachtet warten wir alle auf den Tod -- das nennt sich Leben, egal, wie man sich gerade dabei fühlt. Wenn es ihm die Qualen wert ist, sollte man das so akzeptieren und nicht ständig hinterfragen. Ich finde, das Recht hat man nur für das eigene Leben.
__________________
lg
gilda
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  #4  
Alt 30.05.2014, 22:16
Almnixe Almnixe ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.01.2012
Beiträge: 469
Standard AW: Ich kann nicht mehr

Liebe Anja,

diese Krankheit ist einfach fies und man weiss nie, was noch kommt. Aber genau aus dem Grunde darf man die Hoffnung nie aufgeben und wenn dein Vater noch Kraft zu kämpfen hat, dann macht das alles durchaus noch Sinn. Und für Euch bedeutet das auch mehr gemeinsame Zeit! Nutzt sie!
Diese Krankheit verändert alles, vor allem wenn es anfängt dem Betroffenen schlechter zu gehen. Die Krankheit nimmt den Alltag ein. Egal ob Tag oder Nacht. Man hängt da drin. Und Du hast recht, man braucht von seinen Freunden konkrete Vorschläge, weil man selbst es nicht mehr schafft, sich zu Freizeitäktiviten o.ä. zu motivieren. Aber genau das täte einfach mal gut. Sag es doch deinen besten Freunden einfach wie es dir geht und was dir gut tun würde. Wenn deine Freunde selber noch nicht in der Situation waren, dann wissen sie es auch einfach nicht besser...

LG und alles, alles Gute für Deinen Papa, deine Familie und Dich!

Tina
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  #5  
Alt 30.05.2014, 22:26
Marmot Marmot ist offline
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Registriert seit: 13.01.2014
Ort: Potsdam
Beiträge: 198
Standard AW: Ich kann nicht mehr

Ach Anja, du klingst so verzweifelt, das tut mir leid!

Ich weiß sehr genau, wie du dich fühlst; mein Mann kann nur noch palliativ mit Chemotherapie behandelt werden. Dies nun schon seit sechs Monaten, es ist ein ständiges Auf und Ab.

Mal hat er so große Hoffnungen und macht Zukunftspläne, mal geht es ihm so schlecht, dass ich nicht weiß, ob er schon mit dem Tod ringt. Aber die Entscheidung, wie und ob er behandelt werden will, liegt wirklich nur bei ihm.

Diese Krankheit macht auch die Angehörigen "fertig". Soweit, dass ich freiwillig zum Psychologen gegangen bin und eine Verhaltenstherapie beginnen werde und dazu gehört definitiv Sport; also power dich aus und pass auf dich auf, denn du musst bleiben und dein Vater will es bestimmt auch so.

LG
Marmot
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  #6  
Alt 02.06.2014, 20:28
stiefel78 stiefel78 ist offline
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Registriert seit: 23.05.2014
Ort: Limburg
Beiträge: 6
Standard AW: Ich kann nicht mehr

Hallo Anja,
ich kann dich sehr gut verstehen. Seit fünf Wochen wissen wir, dass mein Vater voller Knochenmetastasen ist. Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Da ich ein Einzelkind bin und ein sehr enges Verhältnis zu meinen Eltern habe, ist es gerade sehr schlimm, weil ich nicht nur meinen Vater leiden sehe, sondern auch meine Mutter.
Wir sind eine durch und durch positiv denkende Familie und die meiste Zeit sagen wir uns, dass wir die verbleibende Zeit noch zusammen nutzen wollen. Doch wenn ich abends nach Hause komme, möchte ich nur noch weinen.
Meine Freunde versuchen auch für mich da zu sein, aber genau wie du wünsche ich mir, dass sie mal sagen, so, wir machen jetzt etwas zusammen.
Jetzt kommt bei mir noch ein Nebenschauplatz dazu, da ich mich von meinem Mann getrennt habe. Zum Glück freundschaftlich, aber es gibt Tage, da möchte ich einfach die Decke über den Kopf ziehen und alles draußen lassen.
Was ich aber die letzten Wochen gemerkt habe, ist, dass ich Kraft aus schönen Erinnerungen schöpfe. Sprüche, die Papa immer in bestimmten Situationen gemacht hat und momentan auch wieder macht, besondere Augenblicke, die wir zusammen erlebt haben. Das sind alles Dinge, die uns keiner mehr nehmen kann.
Wenn dein Vater kämpfen will, dann wahrscheinlich, weil er mit euch, also mit den Menschen, die er liebt, noch schöne Momente erleben will. Deshalb kämpft mit, denn jeder Tag, den ihr noch zusammen habt, ist es wert, dass man dafür kämpft.
Ich wünsche dir und deiner Familie sehr viel Kraft und noch mehr schöne Momente.
Liebe Grüße Jessie
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  #7  
Alt 04.06.2014, 12:42
Anja69 Anja69 ist offline
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Registriert seit: 02.01.2014
Beiträge: 9
Standard AW: Ich kann nicht mehr

Hallo Jessie,
Was deinen Nebenschauplatz angeht kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass es vorbei geht. Ich habe mich vor 10 Jahren von meinem Mann getrennt und lebe seither mit meiner Tochter in einer beschaulichen Zweizimmerwohnung und wir sind ein echt tolles Team geworden - auch in dieser schweren Zeit.
Tja das Zeit miteinader verbringen ist etwas schwer,da mein Vater nichts an seinem bisherigen Leben verändern möchte - sprich, wir sehen uns einmal die Woche, wenn ich meine Tochter bei ihnen abhole. Da bereden wir dann alles, was so in der letzten Woche war- nur nicht über ihn.
Auf der einen Seite finde ich das okay so. Wie du bin ich Einzelkind und hatte immer ein super Verhältnis zu meinen Eltern. Es gibt also nichts, was ich unbedingt loswerden muss, was ich meinem Vater noch unbedingt sagen muss und umgekehrt ist es, denke ich, genauso. Vielleicht lasse ich mich da auch von dem ständigen Gerde : "Du musst noch so viel Zeit wie Möglich mit deinem Vater verbringen" verwirren. Auf der anderen Seite haben wir immer sehr offen miteinander gerdet und uns alles erzählt und das ist jetzt irgendwie weg. Wenn ich meine Mutter frage, wie es ihr geht bekomme ich zur Antwort: "Gut, wie soll es mir schon gehen?" Wenn ich erzähle, dass es uns nicht so toll geht bekomme ich zu hören, ich solle mich mal nicht anstellen.
Eigentlich wollte ich mir viel mehr Zeit nehmen dir zu antworten, aber die hab ich gerade nicht. Ich bin Selbstständig und meine Auftraggeber kümmert es leider reichlich wenig, wie es mir geht!
Entschuldige also, dass ich alle Themen nur angerissen habe, wenn ich Luft habe melde ich mich ausführlicher.
Halt die Ohren steif
Anja
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