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  #181  
Alt 29.11.2012, 11:15
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Naja, Pläne für die Zukunft ist vielleicht etwas übertrieben. Dinge können passieren, müssen aber nicht. Mal gucken.

Gestern war meine Mom bei mir. Als übernachtungsgast. Sie hat mir Vorhänge genäht und so... Es war echt nett, aber sie tut mir so leid. Sie ist noch viel fertiger mit der Welt als ich. Wir haben die wohnungskündigung geschrieben, noch ein paar Sachen erledigt. Es ist wirklich anstrengend, zumal noch übhaupt nicht klar ist, wo sie im Endeffekt landen wird. Und wie sie das ganze finanziell stemmen wird. Ich hoffe, dass wir da bald eine Lösung finden, damit sie ein bisschen zur Ruhe kommen kann...

Mich hat's vorgestern wieder mal erschlagen. Ein Heimbewohner im Heim meines Bruders hat sich eine viertelkippe angesteckt. Das hat mein dad auch oft gemacht, dass er ne Zigarette auf mehrere Male raucht. Und allein dieses Bild hat mich zum heulen gebracht....

Naja, es hilft ja nix. Das leben ist grad so, wie es ist. Und es wird hoffentlich wieder weniger anstrengend.

Liebe Grüße!
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  #182  
Alt 21.12.2012, 20:09
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

So, jetzt habe ich es geschafft, innerhalb von zwei Monaten 50% meiner Familie zu verlieren. Heute ist mein Bruder gestorben. An einem Infekt. Er hat das Heim nicht vertragen. Es ist schwierig. Aber ich bin froh, dass er sich nicht mehr quälen muss. Falls es sowas wie einen Himmel gibt, ist er jetzt hoffentlich mit meinem Vater dort.
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  #183  
Alt 22.12.2012, 09:04
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Mari, ich bin einfach nur sprachlos... Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen bzw. schreiben soll. In den vergangenen Wochen habe ich oft an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir wohl gehen mag, ob du dich vielleicht hier noch einmal melden wirst oder ob du nun einfach Abstand benötigst. Und nun lese ich heute morgen, dass du dich gemeldet hast, freue mich insgeheim, öffne gespannt deinen Faden und dann das... Wums! Es tut mir unsagbar leid, dass du und deine Ma so viel aufgebürdet bekommen haben und es tut mir leid, dass dein Bruder nun auch gehen musste. Nun sitze ich hier und starre ins Leere und weiß nicht so recht, was ich dir schreiben könnte, dass nur ein wenig zum Ausdruck bringt, dass ich mit dir fühle. Ihr habt in diesem Jahr so viel überstehen müssen und seid an die Grenzen des Erträglichen gekommen.

Dir und deiner Ma wünsche ich von Herzen, dass ihr am Ende dieses Jahres nun einfach mal zur Ruhe kommen mögt, dass ihr gemeinsam durchatmen könnt, euch in eurem Schmerz gegenseitig Halt gebt und vielleicht auch Trost. Ich bin echt fassungslos...

Alles, alles Liebe für euch beide und möge das kommende Jahr euch wohl gesonnen sein
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #184  
Alt 22.12.2012, 09:09
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

....und ich bin mir sicher, dass dein Papa deinen Bruder sozusagen abgeholt hat und ihm geholfen hat, hinüber zu gehen. Nun sind die beiden wieder vereint und keiner hat mehr Schmerzen. Das glaube ich ganz fest und du weißt ja, ich glaube auch, dass sie nur vorausgegangen sind und ihr euch eines Tages wieder sehen werdet... Mag eine naive Vorstellung meinerseits sein, aber ich finde sie tröstlich. Ich glaube auch, dass dein Papa und dein Bruder dir bereits hier wieder begegnen... im Wind, der deine Haare zerzaust, im Gezwitscher eines Vogels, der nur für dich trällert, in Regentropfen, die Kreise in den Pfützen ziehen, in Schneeflocken, die nur für dich tanzen...

Stille Grüße
Miri
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  #185  
Alt 22.12.2012, 09:39
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Guten Morgen, Miri!

Ja, das war jetzt alles viel, und viel zu schnell...

Wenn ich dir jetzt sage, dass mich der Husten meiner Mom, den sie seit einer Erkältung nach Dads Beerdigung mit sich schleppt, in Panik versetzt, weil ich dahinter schon alle möglichen Horrorgeschichten vermute... Es macht sehr ängstlich, dieses ständige Verlieren.

Ich werde auch immer metaphysischer. Sonst macht das alles nämlich gar keinen Sinn, sonst ist es wirklich nur Materie, die sich verändert. Und das ist frustrierend. Die Vorstellung, dass mein Dad und mein Bruder jetzt zusammen sind, die tröstet mich sehr.

Wobei ich sagen muss, dass mir mittlerweile die Kraft, und auch einfach die Lust, das klingt jetzt blöd, zu trauern fehlen... Es war einfach zu viel auf einmal. Und ich sehne mich nach etwasn Ruhe und Normalität. Meinen großen Zusammenbruch wegen meinem Bruder hatte ich am Abend vor seinem Tod. Naja, wie soll man auch nicht zusammenbrechen, wenn man sieht, was der arme Kerl in seinem Leben alles nicht machen konnte. Und dem dann gegenüberstellt, was er alles mitmachen musste. Und die Zeit seit dem Tod meines Vaters war für ihn alles andere als toll. Er hatte vier mal enorme Fieberschübe, die haben geschlaucht, und beim vierten hat das Herz gesagt, dass es nicht mehr mit macht.

Es ist auch irgendwie tröstlich zu wissen, dass meine Trauer wirklich nur meinen Verlust zum Thema hat, weil der Tod sowohl für meinen Dad als auch für meinen Bruder primär Erlösung vom Leiden bedeutet hat, denn für keinen von beiden gab es eine chance auf Genesung.

Meine Mom hält sich, bis auf ihren Husten, die arme hatte nämlich gar keine Zeit, sich zu erholen, ganz wacker. Sie ist grad dabei, das Beerdigungsoutfit für meinen Bruder upzudaten. Klingt makaber, aber sie hat schon immer quasi ein Notfalloutfit parat gehabt.

Am Freitag fahren wir also wieder Richtung Kroatien. Und bis dahin versuchen wir, die Feiertage rumzubringen. Ich denke, das wird schon...

Ich übe mich gerade in Zwangsoptimismus. Und es fällt mir gar nicht mal so schwer. Alles andere würde wahrscheinlich zu Depression und anderen seelischen Schieflagen führen, steht also somit nicht zur Debatte.

Ich hoffe, Dir geht es gut. Hast Du den Ärger im Job gut verdaut? Wie wollt ihr Weihnachten verbringen?

Oh, hast Du was von Carlos gehört? Schon lange nix mehr von ihm gelesen...

Außerdem glaube ich, dass ich diesen Thread mal ins Hinterbliebenenforum schieben lassen sollte...

Liebe Grüße,
Mari
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  #186  
Alt 22.12.2012, 09:48
Milie78 Milie78 ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Hallo Mari,

ohne viele Worte wollte ich dir kurz sagen, dass auch ich an dich denke und viel an dich gedacht habe. Es tut mir unendlich leid, was ihr alles mitmachen musstet in diesem Jahr.

Ich wuensche dir und einer Mutter viel Kraft, die naechsten Tage zu ueberstehen und hoffe, dass ihr beide im naechsten Jahr zur Ruhe kommen duerft.

Ich kann leider nur kurz schreiben, melde mich aber bestimmt nochmal.

Was soll ich sagen? Ich wuensche euch einfach weiterhin Kraft und alles Gute!

Milie
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  #187  
Alt 22.12.2012, 12:40
puppe88 puppe88 ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Liebe Mari,

ich bin gerade dermaßen geschockt - mir geht es wie Miriam, als sie beschrieben hat, sie freute sich , von dir etwas zu lesen...und dann das!!
Auch ich habe mich immer wieder gefragt, wie es dir gehen mag, hatte ein bisschen gehofft, dass du hier nochmal schreibst - aber WAS du nun geschrieben hast, das macht mich eigentlich auch sprachlos.
Auch ich bin mir sicher, dass dein Bruder und dein Vater nun wieder vereint sind und es ihnen einfach nur gut geht. Seit dem Tod meines Vaters vor einigen Jahren bin ich mir auch absolut sicher, dass das "ganze" einem Wechsel der Räume gleicht...
unsere Lieben sind nicht weit weg von uns, zum jetztigen Zeitpunkt aber nicht sichtbar oder fühlbar (meistens zumindest )
Ich wünsche deiner Mutter und dir von ganzem Herzen, dass ihr dieses Jahr irgendwie "verarbeiten" könnt, dass ihr zur Ruhe kommt, dass deine Mutter für ihr neues Leben, welches sich ja in allem unterscheidet zu ihrem Leben in den letzten Jahren, Perspektiven erkennt und die Kraft hat, neue Wege zu beschreiten.
Und dir wünsche ich außerdem, dass du trauern kannst, irgendwann, irgendwie - ich denke, dass sich die Trauer sonst Wege sucht (evtl. in Form von Krankheiten) die dich zwingen innezuhalten.

Was deine Mutter und ihren Husten betrifft kann ich zu 100% nachvollziehen, dass du Panik schiebst. Versucht doch gleich im Januar einen Termin beim Lungenfacharzt zu bekommen, mit Sicherheit hat jeder Doc Verständnis für euere Sorge.

Ganz ganz liebe Grüße von mir
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  #188  
Alt 22.12.2012, 12:52
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Liebe Mari,

wie schön, dass du dich noch gemeldet hast! Ich wünschte, ihr beide hättet mal einen schöneren Anlass nach Kroatien zu brausen...

Ich feiere mit meiner Ma und meiner Tochter bei uns. Eine reine Frauengeschichte Ich hatte Angst vor der Adventszeit und Weihnachten, doch irgendwie hat sich in mir ein Hebel umgelegt und seitdem ich alles geplant habe, die Kerzen brennen und es nach Orangen und Zimt duftet, seitdem freue ich mich! Seltsam, oder? Wir werden es uns gemütlich machen und wenn die Tränen kommen, dann lassen wir sie kullern. Wie Helmut schreibt, "es ist, wie es ist" und wir müssen das Beste daraus machen, wenn wir nicht daran kaputt gehen wollen. Genau, wie du es auch schreibst, wir hangeln uns irgendwie dadurch, denn aufgeben wäre nicht im Sinne unserer Väter und deines Bruders.

Weit du was, ich denke, dein Bruder ist jetzt befreit von seinem Körper, der ihn so eingeschränkt hat und irgendwie glaube ich, dass er jetzt all das tu kann, was ihm hier auf Erden verwehrt war. Ich sehe ihn geradezu vor mir, wie er freudig auf seinen Beinen läuft und mit dem Licht um die Wette strahlt. (NEIN, ich bin keine Esoteriktante...)

Zu meinem Job, man sollte meinen "schlimmer geht nimmer", aber wenn du magst lies' mal bei mir im Thread... Ich wurde degradiert und habe nun einen abgrundtief inkompetenten Vorgesetzten, der nicht in der Lage ist, mir neue Aufgaben zu übertragen. Ist egal, innerlich habe ich gekündigt und meine Bewerbungen sind verstreut im Norden und nun habe ich eine Bestellung ans Universum geschickt... Möge es möglichst schnell für mich klappen an anderer Stelle, denn sonst befürchte ich, dass ich zum "Psycho" mutiere. Aber es gibt so viel Schlimmeres!!! Es ist nur ein dämlicher Job (nur leider benötige ich die Kohle für uns...).

So, ich wünsche euch ein wenig Ruhe und kommt mir gut an in Kroatien! Würde mich riesig freuen, wieder von dir zu lesen!

Carlos meldet sich hier im Forum nicht mehr! Den habe ich schon lange vermisst, aber vielleicht mag er einfach nicht schreiben und benötigt all seine Kraft für daheim und für seinen Papa?

Ich schicke dir eine Umarmung, pass gut auf dich auf
Miri
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  #189  
Alt 22.12.2012, 16:43
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Ach Gottchen, ich komme grad aus der Stadt, hab für meinen Bruder eine Hose kaufen müssen. Die letzte Hose. Es ist schon ein makaberes Gefühl.

Es ist sonderbar, mir geht es gut. Nur flitzt ab und an der Gedanke in meinem Kopf vorbei, dass mein Vater und mein Bruder tot sind. Und dann schüttelts mich.

Miri, diese Vorstellung von meinem laufenden Bruder hab ich auch. Ich stell mir vor, wie er aufwacht, und ganz verwundert fest stellt, dass er seine Hände bewegen kann, seine Arme, seine Beine. Ich stell mir vor, dass er spricht. Und lacht... Ich stell mir vor, dass er all da nachholen kann, was er hier versäumt hat, was er nicht machen konnte. Und auf der einen Seite tut es so weh, dass ich da nicht dabei sein kann. Und auf der anderen Seite tröstet es mich sehr.

Die Trauer ist da, sie versteckt sich nicht. Sie frisst mich nur nicht auf, auch wenn ich manchmal fürchte, sie könnte es tun, wenn ich sie ließe... Es sind so Keulen, die mich grad erwischen, Vorschlaghammer. Wenn man sich dessen bewusst wird, dass bestimmte Situationen nicht mehr statt finden werden, oder dass bestimmte Sachen nur Sinn gemacht haben, während alle anwesend waren. Und dass wir jetzt irgendwie amputiert sind. Ich bin keine Schwester mehr... Und viele Sachen, die ich mit meinem Bruder gemacht habe, machen alleine keinen Spaß.
Das klingt jetzt als ginge es mir doch nicht gut.
Aber ich muss nochmal sagen, dass nichts am Verlust so schlimm ist wie die Angst davor. Ging es euch da auch so? Diese Furcht, wenn man weiß, es wird passieren, man aber nicht weiß, wann. Wenn es schon so weh tut, als wären sie weg, aber sie sind es nicht. Sie sind aber nicht wirklich da. Wenn man sich wünscht, dass man die Zeit zurückdrehen kann, aber weiß, dass es dafür keine Chance mehr gibt. Das war das schlimmste Gefühl, dass ich jemals hatte...

Der Verlust selber tut ungeheuer weh, aber man kann nach vorne gucken. Man weiß, dass man weiterleben muss. Das kurz davor ist ein Gefühl von Leid im luftleeren Raum.

Sie fehlen mir.
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  #190  
Alt 22.12.2012, 18:41
puppe88 puppe88 ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Ja, du hast Recht - die Zeit BIS dann der Moment des Todes gekommen ist, war für mich auch in irgendeiner Weise schlimmer als danach....
zum einen, weil ich schon in gewisser Weise um meinen Vater getrauert habe, obwohl er zwar noch am Leben war - aber eben mit geringer bis geringster Lebensqualität - und mir war noch viel klarer als ihm (durch Gespräche und weil ich selber im med. Bereich arbeite), dass ich ihn nicht mehr lange haben werde...
ich glaube rückblickend, dass ich in den 7 Monaten zwischen Diagnose und Tod viel viel mehr geweint habe als danach
Ich habe alles so bewusst wahrgenommen, dass ich manchmal den Schmerz kaum aushalten konnte - immer in dem Bewusstsein, das ist das wahrscheinlich das letzte Mal, dass....
ich habe mir auch so oft vorgestellt, wie es sein wird, wenn er dann nicht mehr da ist...

Diese Zeit war durchtränkt mit so vielen unterschiedlichen Gefühlen - Angst, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Wut, Sorge, Mitleid, "Trauer", Liebe in reinster Form, Verzweiflung...
und im Prinzip war die Zeit NACH dem Tod einfacher
weil eben EIN Gefühl überwogen hat und ich wieder geradeaus nach vorne gucken konnte, und auch nicht mehr so viele Eventualitäten mit einplanen musste

Ich konnte MEINEM Leben wieder Raum geben

und ich war so dankbar, dass ihm weiteres Leid erspart geblieben ist.

Geändert von puppe88 (22.12.2012 um 18:43 Uhr)
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  #191  
Alt 23.12.2012, 07:59
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Nur noch ganz kurz... ja, genauso habe ich es auch empfunden. Wie du und puppe88 es so treffend beschreiben. Und ich habe mich damals dafür gehasst, dass ich, als mein Papa noch lebte, mir bereits vorstellte, wie es sein würde, wenn er nicht mehr bei uns ist. Das waren tausende und abertausende Abschiede, die schon vor seinem Tod passierten. Und diese grauenhafte Angst jeden Tag, ob es womöglich der letzte sein würde und ich etwas verpasst hätte, nicht genug Zeit mit ihm verbrachte, nicht das Richtige sagte... Ja, ihr habt Recht, das war wesentlich schlimmer, als akzeptieren zu müssen, dass er endgültig gegangen ist.

Alles Liebe für euch
Miri
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  #192  
Alt 23.12.2012, 08:09
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Mhm, ja, das klingt alles sehr vertraut.

Ich bin dankbar, dass nun die Nächte, in denen man so gut wie nicht schläft, weil man sich immerzu davor fürchtet, das Telefon könnte klingeln, und irgendjemand könnte etwas schreckliches mitteilen müssen, vorbe sind. Auch wenn ich immer noch ziemlich wackelig bin.

Ich musste gestern wieder so viel heulen, ich kenn das so gar nicht von mir. Es ist, als wäre ich jetzt erst in der Lage, über meinen Bruder richtig nachzudenken. Und in diesem Nachdenken ist so viel Anlass zum Heulen. Weil er es immer viel zu schwer gehabt hat. Der arme Kerl hatte nie eine Chance. Ich hoffe, dass ihm da, wo er jetzt ist, irgendwer das Fußballspielen beibringt. Mein Dad hat ja nicht gespielt. Aber der kann bestimmt gut von der Seite kommentieren.

Gestern musste ich seine letzte Hose kaufen. Meine Mom hat zwar immer ein letztes Outfit für ihn in petto gehabt. Aber das aktuelle gefiel ihr dann doch nicht mehr. Ich also gestern zum Konen in die kinderabteilung - mein Bruder war zwar schon 26, wog aber so gut wie nichts und passte prima in 164. Dort haben die Verkäuferinnen gelacht, andere Kids ihre weihnachtskleider bekommen, und mir wuselte die ganze Zeit ein kleiner weißer Hund um die Füße. Und ich dachte mir, hey, ich kaufe Hosen für einen Toten. Wie makaber.
Gott sei dank hab ich davor ein Kilo Gummibärchen für meine Mom gekauft. Sonst wäre es ein durch und durch deprimierender Einkauf geworden...
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  #193  
Alt 23.12.2012, 08:39
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Ach Mari,

ich muss wirklich schlucken, wenn ich mir vorstelle, wie du da so verloren in der Kinderabteilung standest und alle anderen lachten und strahlten...Und du suchst eine Hose für deinen verstorbenen Bruder aus. Es ist so traurig, so wahnsinnig traurig. Als Einzelkind kann ich natürlich nicht ermessen, wie es sich anfühlt, den Bruder zu verlieren... Aber ich stelle es mir schlimm vor. Auch, wenn du dich so nicht kennst, lass die Tränen laufen. Sie spülen ein wenig von der Traurigkeit und Verzweiflung hinfort. Und vergiss nicht, du wirst dennoch immer seine Schwester bleiben. Auch wenn er nicht mehr hier sein kann, bist und bleibst du seine Schwester. Aber ich weiß genau, was du meinst. Als mein Papa starb, war ich auch so traurig, weil ich spürte, dass mit ihm jemand ging, der mich bedingungslos geliebt hat. Einfach nur, weil ich bin, wie ich bin. Sicherlich hat er mich oft zurecht gewiesen und meine Macken kritisiert. Aber er hat mich geliebt, egal, welchen Mist ich auch gebaut hatte und er war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Er hat mir bei all meinen Umzügen geholfen, mich in meinem Schrottauto abgeschleppt, nachts mit mir einen Wein auf der Terrasse getrunken und wir haben zusammen eine geraucht, mit mir meiner Tochter Kinderlieder vorgesungen, mit meiner Hilfe einen Ring für meine Ma ausgesucht, mir stolz seine selbst gezogenen Tomaten und Salatgurken geschenkt, ist mit mir am kalten Nordseestrand marschiert und wir haben in den Wind hinein geschrien und gestrandete Seesterne zurück ins Meer geworfen. Und nun ist er weg, eine der beiden Personen, die mich bedingungslos liebten. Nun ist nur meine Ma übrig. Und wenn die auch nicht mehr da sein sollte... Ich mag es mir nicht vorstellen. Das mag jetzt sehr egoistisch klingen, aber ich denke, du verstehst mich, oder? Auch du vermisst deinen Papa unendlich. Nun sitze ich hier und heule, dabei wollte ich dir eigentlich etwas Tröstliches schreiben.Toll, Miri!

Ach Mari, stopft euch mit Gummibärchen voll und trinkt einen Vino auf deinen Paps und deinen kleinen Bruder und weint euch die Augen aus! Ihr habt allen Grund dazu. Es gibt einfach nichts, was jetzt Trösten kann. Es wird dauern. Aber dann irgendwann fällt es wieder leichter, nach vorn zu schauen, sich selbst zu sortieren und das Leben zu genießen...

Lieber Gruß
Miri
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  #194  
Alt 30.12.2012, 18:17
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Liebe Mari!
Ich schreibe heute zum ersten Mal hier, habe euren Weg aber immer wieder verfolgt und mit gelesen. Ich wünsche dir und deiner Mutter alle Kraft der Welt und muss dir sagen dass du ein ganz taffes und starkes Mädel bist, bewundernswert was du bis jetzt alles geschafft hast.
Liebe Grüße Nina
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