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  #16  
Alt 30.12.2013, 19:49
puppe88 puppe88 ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Liebe Tine,
doch, mein Vater wurde schon informiert, dass der Magen drin geblieben ist - aber ihm war eben nicht klar, was das im Detail heißt. Ich für mich hatte entschieden, ihm nichts von der kurzen zu erwartenden Lebenszeit zu erzählen. Er ging mit soviel Optimismus an die "Sache" heran...
Die erste Chemo (mit Irinotecan) hatte er noch ganz gut vertragen, aber als klar war, dass sie NICHTS gebracht hatte, ging es steil bergab mit ihm. Dann fingen die schweren Nebenwirkungen an...
Aber es war für ihn so wichtig eine Option zu haben. Daher habe ich ihn gelassen, in seinem Wunsch nach der 2. Chemo.

Ich muss kurz weg - meld mich dann nochmal..
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  #17  
Alt 30.12.2013, 19:55
Tine80 Tine80 ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Liebe Viki,

aber ist es so schlimm, wenn wir unsere Lieben beschützen wollen? Mein Vater spricht mit niemanden über seine Krankheit und seine Ängste. Das muss ihn doch auffressen. Und dann zu wissen, dass das Ende in unmittelbarer Nähe ist, muss doch ein Zustand sein, der einen zum Durchdrehen bringt. Ich versuche ihn immer zu ermutigen und ihm Hoffnung zu geben. Hoffnung nicht auf Heilung, sonder Hoffnung in dem Sinne, dass er mit der Krankheit leben kann und leben wird.

Ich gehe einfach von mir aus und ich glaube, mir wäre es lieber, wenn man die Fakten nicht auf den Tisch legen würde. Die Ausweglosigkeit macht mich wahnsinnig. Was soll ich den sagen, wenn das nächste mal die Onkologin sagt, dass sich die Lebenserwartung nicht verlängert hat oder sogar verkürzt? Wie soll ich damit umgehen? Ich weiß es nicht! Ich werde wahrscheinlich wieder beim Gespräch dabei sein. Und wie geh ich danach mit meinem Vater um?

Danke für deinen Zuspruch. Ich hoffe wirklich, dass ich noch ganz viel Kraft habe - für meinen Papa und für meine Mama.

Liebe Grüße
Tine
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  #18  
Alt 30.12.2013, 20:06
gilda2007 gilda2007 ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Tine, ich denke, es ist auch eine Frage des Alters. Wenn 80 Dein Geburtsjahr ist, ist Dein Vater wahrscheinlich in seinen 50ern. Sicher zu jung zum Sterben, aber man hat sich mit dem Tod schon anders auseinandergesetzt, weil man da meist schon erlebt hat, dass liebe Menschen sterben. Verstehe mich nicht falsch, ich finde es auch einen ganz schrecklichen Gedanken, dass meine Eltern, Mitte 70, nicht mehr lange bei uns sein werden. Sie bauen gerade stark ab. Aber ich weiß einfach, dass diese Zeit bald kommen wird. Und ich bin dankbar, dass ich es weiß. Denn jedes Treffen wird intensiver und ich werde mir keine Vorwürfe machen müssen, dass ich etwas unter den Teppich gekehrt habe, weil es für mich leichter erschien.
__________________
lg
gilda
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  #19  
Alt 30.12.2013, 21:02
puppe88 puppe88 ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

so, da bin ich wieder

es ist schwierig, Ratschläge zu geben, wenn man die betreffenden Personen nicht kennt.
Mein Vater zum Beispiel, hat (soweit ich weiß) nur ganz am Anfang mal nach der Lebenswerwartung gefragt (als die Knochenmetas rauskamen), und dann nie mehr.
Im Gegenteil, er hat mit meiner Mutter noch Pläne für das nächste Jahr besprochen, und noch 3 Wochen vor seinem Tod hat er sich Sorgen um das Vorsorgeheft vom Zahnarzt gemacht (weil er noch keinen Termin für das Jahr hatte...)
Ich habe bis zuletzt nicht gewusst, ob er WIRKLICH so zuversichtlich war, oder es für meine Mutter gespielt hat.
Wenn ich manchmal alleine bei ihm war, habe ich ihm einen "Gesprächs-Strohhalm" angeboten, damit er über seine Ängste und Gedanken reden konnte. Manchmal ist er drauf eingegangen und manchmal nicht - das habe ich dann gespürt, wenn er nicht darüber reden wollte.
Als das Thema Hospiz aktuell wurde, ging es ihm bereits so schlecht (er war vorher auf Intensiv, weil er eine Pleurodese (wird bei Wasser in der Lunge) hatte und sein Aszites (Bauchwasser, von den Bauchfellmetas) alle paar Tage abpunktiert wurde. Er war soo schwach, dass er den Toilettenstuhl brauchte. Meine Mutter hätte ihn niemals daheim pflegen können, sie war ja selber schwer krank - und ich wohnte ja 100km weg.
Daher stellten wir ihm das Hospiz (dort wurde nach unserer Interesse-bekundung auch innerhalb von 2 Tagen ein Platz frei) in Aussicht (es war von meinen Eltern ihrer Wohnung auch nur 5 Minuten zu Fuß weg), mit der Möglichkeit, dass er wieder nach Hause könne, wenn es ihm wieder besser ginge.
Das griff er dann auch auf und es beruhigte ihn offensichtlich.
Im ersten Augenblick schien er schon geschockt, er äußerte auch irgendwas von wegen "letzte Station" oder ähnliches, aber mit der eventuellen Entlassung nach Hause (die in meinen Augen total unrealistisch war), schien es, als gebe es doch noch Hoffnung. Und die hatte mein Vater bis fast ganz zu Schluss...
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  #20  
Alt 30.12.2013, 21:11
Benutzerbild von Ulrike71
Ulrike71 Ulrike71 ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Hallo Tine,

dein Vater ist 67 Jahre alt, sicherlich möchte man da noch viele Jahre leben, aber ich denke man hat sich schon mal mit diesem Thema auseinandergesetzt. Gilda hat das gut beschrieben, unsere Zeit hier ist begrenzt. Du bist noch sehr jung und hast mit dem Tod dich sicherlich noch nicht auseinandergesetzt. Du hast vor kurzem ein Baby bekommen, da denkt man nicht an den Tod, das ist mehr als verständlich. Und das ist zum großen Teil auch eine Sache des Alters.

Meistens wenn man älter ist hat man sich schon von lieben Angehörigen verabschieden müssen, es ist immer sehr schwer, aber wenn man manchmal die Qual sieht, ist man auch erleichtert wenn ein Angehöriger erlöst wird. Natürlich ist nichts mehr so wie vorher, das ist klar.

Ich denke dein Vater will dich und deine Mutter nicht belasten und deshalb spricht er nicht über seine Ängste. Er will euch schützen, ist seine Art dieses Schicksal so zu ertragen.

Wegen der Zweitmeinung, ich hoffe es meldet sich hier mal ein Mitglied, der das gemacht hat. Habt ihr keinen Hausarzt den ihr fragen könnt? Ich weiß es selber nicht?

Das mit der Hospitzschwester finde ich gut. So lernt sie auch die Familie kennen. Für deine Mutter vielleicht auch eine weitere Möglichkeit mit einer weiteren Person zu sprechen. Hoffentlich möchten deine Eltern das auch?

Weshalb kann dein Vater nichts mehr essen? Kann er nicht schlucken? Wenn er nicht essen und trinken kann muss er stationär bzw. umgehend zum Arzt, damit er Ersatznahrung und Flüssigkeit bekommt. Magenkrebs macht sehr lange keine Probleme (vor allem im Corpus), genau deshalb wird er oft sehr spät entdeckt. Aber meistens handelt es sich um eine agressive Art und die Beschwerden nehmen schnell zu.
Die Magenentfernung ist eine sehr große OP, über mehrere Stunden, nicht ganz ohne. Ich denke im Moment zieht man eine Op nicht in Betracht, sonst hätten die Ärzte darüber gesprochen. Wenn Metas vorhanden sind wird meistens nicht sofort operiert, da der Tumor ja bereits gestreut hat. Aber jeder Patient ist individuell und so muss man abwarten wie es weiter geht mit der Behandlung.

Ja, wir haben es erfahren und 10 Tage später war mein Mann schon operiert. Es ging alles sehr schnell und heute ist alles in Ordnung. Tumor war am Mageneingang und hat Probleme beim Schlucken verursacht. Im Anschluss an die OP hat er eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie bekommen. Er hatte keine Metas.
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Viele Grüße

Ulrike
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Die Hoffnung stirbt zuletzt!
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  #21  
Alt 31.12.2013, 14:16
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Ulrike71 Ulrike71 ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Zitat:
Keiner bleibt auf dieser Welt & jeder geht mit leeren Taschen, aber wenn möglich mit gefülltem Herzen.
finde ich total gut diese Aussage
viele Menschen vergessen das
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Viele Grüße

Ulrike
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Die Hoffnung stirbt zuletzt!
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  #22  
Alt 01.01.2014, 12:16
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Hallo Tine,

Zweitmeinung: dein Vater sollte einfach zu seinem Hausarzt gehen, und das mit diesem besprechen. Der kann ihm da am besten weiter helfen, denn bei ihm sollten sowieso alle Fäden zusammen laufen. Eine Zweitmeinung steht deinem Vater jederzeit zu und bedarf keiner Genehmigung. Wichtig dabei, dass er alle Unterlagen zu seiner Krankengeschichte vorlegen kann. Die behandelnden Ärzte müssen sie ihm in Kopie zur Verfügung stellen.

Mal zu deinem Vater: er ist 67, also mehr als 3 mal 7. Er ist mündig und zudem ist er der Betroffene. Ich finde es mutig, dass er nach Statistiken oder Lebenserwartung und was weiß ich noch fragt. Das ist sein Umgang mit seiner Krankheit und da sollte ihm niemand reinreden, geschweige denn, dass er das mit euch absprechen müsste. Wenn er nicht reden will über seine Sorgen und Ängste, so ist das sein Recht. Viele machen das genau so. So leid es mir tut und so gut ich dich verstehen kann: eure oder deine Meinung zu seinem Umgang mit der Krankheit und seinem vielleicht bevorstehenden Tod kommt erst nach seinem Willen. Es ist alleine sein Leben.

Du/ihr solltet ihn vielmehr unterstützen und seinen Weg akzeptieren. Das heißt natürlich nicht, alles zu schlucken. Reden und diskutieren darf man durchaus. Doch nicht entmündigen. Dass du verschiedene seiner Verhaltensweisen nicht verstehst, heißt noch lange nicht, dass sie falsch sind. Es ist auch nicht wirklich wichtig, dass du ihn verstehst.

Wenn er z.B. nicht reden will, dann ist das so. Du kannst ihn nicht zwingen. Doch du kannst ihm deine Ängste erzählen. Vielleicht versteht er dich ja und du ihn dann auch.


Alles Gute,

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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Geändert von HelmutL (01.01.2014 um 12:19 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #23  
Alt 05.01.2014, 13:45
seehündin seehündin ist offline
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Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Hallo,

ich wollte euch noch etwas zu der " Statistik " sagen.
Es kann ja sein, dass diese Statistiken vorhanden sind, aber es fallen auch viele aus der Statistik heraus.

Es geht hier um meinen Mann ( 65 ) Magenkrebs T4, der im Oktober 2012 festgestellt wurde. Nach den Aussagen der Ärzte hatte er keine Monate, sondern nur noch Wochen zu leben. Er wurde operiert, ein Arzt hatte unser Flehen erhört und sich durchgesetzt. Die anderen wollten gar nicht mehr operieren, als die Tumorbesprechung war.

Alles wurde herausgenommen, Magen, Milz, Stück Speiseröhre, Stück Darm, Stück Leber und noch mehr. Kann hier gar nicht mehr alles aufzählen. Ein großer Schock war das. Dann kam die Chemo 6 Monate, über Weihnachten noch ein Schlaganfall während der Chemo. Sie sagten " sie würden aus allen Kanonen schießen mit der Chemo ), was auch immer das heißen sollte.
Auf die Aussage des entsprechenden Arztes: nur noch Wochen - haben wir ihn angesprochen. Jaaa, ich bin nach der Statistik gegangen. Na toll, wir hatten uns schon eine Urne ausgesucht. Unmöglich war das.

Dann ging es an die Erholung. Das Essen klappte gut, ( bis auf einige paar wenige Ausnahmen )die Nachuntersuchungen alle 3 Monate waren positiv und wir durften in Urlaub nach Thailand fahren. Wir sind nun seit 4 Wochen wieder da und alles ist gut verlaufen.

Nun geht es wieder dahin, für 6 Wochen. Dort fühlt er sich wohl und warm ( er friert immer schnell ) und ich gehe mit, obwohl ich eigentlich auch ganz gerne zuhause bin. Man weiss ja nie, wie lange es gut geht.

Jedoch von Statistiken halte ich seitdem nichts mehr, gar nichts.

Mein Mann und ich haben immer mit offenen Visier gekämpft, das heißt, wie haben alles gemeinsam besprochen und er wußte immer, woran er war.

Allen, die hier zu kämpfen haben und denen es schlecht geht, wünsche ich einen positiven Verlauf und viel Kraft.

Alles Liebe

Geändert von seehündin (05.01.2014 um 13:49 Uhr)
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