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  #1  
Alt 20.05.2006, 21:13
Benutzerbild von Johanna82
Johanna82 Johanna82 ist offline
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Standard Biefe an meine Mama

Liebe Mama!

Ich schreibe hier an dich, weil ich dir soviel sagen möchte.

Ich wunder mich ja selber, warum ich nicht direkt mit dir spreche - aber es ist so schwer...

Früher konnte ich dir alles sagen, heute fällt es mir oft schwer, nicht in Tränen auszubrechen, wenn ich in deiner Nähe bin, wie könnte ich da mit dir über meine Gefühle sprechen, über meine riesengrosse Angst dich zu verlieren.

Als du vor 4 Jahren die Erstdiagnose erhalten hast und erfolgreich operiert wurdest, war unsere Welt wieder in Ordnung- hätten wir da doch gewusst, dass es wiederkommen wird, wir hätten die Zeit doch ganz anders genutzt!!!

Und dann kommt im April 2005 der Hammer, der Krebs ist wieder da - und diesmal noch viel schlimmer, er hat deine Lunge erwischt!

Dieser furchtbare Schock, ich erinnere mich als wäre es gestern, als du mir, nur auf Papas Drängen, die Ergebnisse gesagt hast!

Und ich hatte doch die ganze Zeit so ein mieses Gefühl, seit die Hautärztin anrief und sagte, dass dein Blut sich verändert habe...

Seit dieser Diagnose war nichts mehr wie es war und seitdem hat du so furchtbar abgebaut, heute kannst du kaummehr aufstehen.

Du bist erst 63 Jahre alt und ich bin erst 23, ich bin doch fast noch ein Kind und ich brauche meine Mutter.

Es tut mir so weh, dich da so liegen zu sehen und ich würde oft so gerne nach deinen Gefühlen fragen, aber ich weiss nicht, wieviel du wirklich von deiner Krankheit weisst und wieviel du ertragen kannst.

Ich habe so grosse Angst, dass du sterben musst, ich will dass alles nicht wahrhaben!

Manchmal, wenn ich die Treppen herunter komme, hoffe ich so sehr, dass du im Sessel sitzt und alles ist wie früher - aber das ist nicht so... du liegst da in deinem Bett, dünn und hilflos, deine Haare sind dir ausgefallen und das vertraute Lachen ist schon lange aus deinem Gesicht verschwunden.

Ich vermisse die vielen schönen Tage mit dir und auch die Kleinigkeiten , wie einfach mit dir einkaufen zu gehen, fehlen mir sehr.

Ich möchte dich so gerne wieder glücklich sehen!!!!!

Mama, ich liebe dich und ich gebe dich nicht auf, ich will, dass du weisst, dass ich immer fü dich da bin, Tag und Nacht, ich lass dich nicht alleine!!!

In Liebe, deine traurige Tochter.

Geändert von Johanna82 (21.05.2006 um 10:12 Uhr)
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  #2  
Alt 20.05.2006, 22:34
S.K. S.K. ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

mir laufen die Tränen bei deinen so lieben und warmen Zeilen.
ich versteh Dich sooooo gut.
all das fehlt mir auch.
soooo verdammt sehr.
keine worte dafür. nur schmerz.

ich denk an Dich, an Euch.
alles Gute für Euch.

Silvia
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  #3  
Alt 21.05.2006, 22:19
Nadnik2 Nadnik2 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Hallo johanna
lass dich mal ich mache im moment das gleiche mit.. ich fühle total mit dir
nadine
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  #4  
Alt 22.05.2006, 09:55
Fabrizio Fabrizio ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Hallo Johanna,
bei mir ist es fast das selbe, es ist meine Frau 48 jahre alt. Meine Tochter ist erst 17 mein Sohn 24. Glaube mir, ich weiss was in uns vorgeht.
Sei Stark
Fabrizio
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  #5  
Alt 22.05.2006, 11:12
mario1 mario1 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Liebe Johanna!

Zuerst möchte ich dir sagen das deine Zeilen wunderschön sind!
Ich kann deine Angst deine Verzweiflung sehr gut nachempfinden, da ich das selbe hinter mir habe! Meine Mama hat jedoch den Weg, den sie gehen musste bereits gemeistert!
Ich möchte dir hiermit ein keines Kraftpacket schicken!

Lg Mario
__________________
Dort oben werden wir gehen, du und ich;
die Milchstraße entlang werden wir gehen, du und ich;
auf einem Blumenpfad werden wir gehen, du und ich;
wir werden Blumen pflücken auf unserem Weg, du und ich.
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  #6  
Alt 22.05.2006, 13:30
Egnara Egnara ist offline
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Unglücklich AW: Biefe an meine Mama

Liebe Johanna!
Wie sehr kann ich deine Worte nachempfinden. Mir geht es zur Zeit genauso.
Erstdiagnose bei meiner Mama 2001, Bestrahlung u. Chemo. Dann seit 2003 Metastasen in Leber und Becken. Seitdem "jede Woche" Chemo. April 2006 - plötzlich war sie ganz gelb im Gesicht. Dann Abbruch der Chemo und nun wird sie jeden Tag "weniger"... und ich kann nichts tun - außer da sein. Zeit verbringen. Zeit - das kostbarste was wir haben und unseren Mamas schenken können. Im Februar 2006 habe ich mein erstes Kind bekommen. Diese Zeit sollte die schönste in meinem Leben sein - und ist jetzt mitunter die schrecklichste. Ich durfe Leben geben, bin gerade selbst Mutter geworden und muss nun meine gleichzeitig gehen lassen. Das tut so wahnsinnig weh!!!! Sei einfach da - ich versuche es auch.
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  #7  
Alt 27.05.2006, 22:53
Beate 1167 Beate 1167 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Hallo Johanna,
wenn ich deine Briefe lese, denke ich an meine kleine Schwester. Ich kann deinen Schmerz fühlen. Ich wünsche dir unendlich viel Kraft die schwere Zeit durchzustehen.
Alles Liebe für euch
Beate 1167
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  #8  
Alt 27.05.2006, 23:08
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Johanna82 Johanna82 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Liebe Ylva!

Ich danke dir von Herzen! Deine Worte tun mir gut.

Ich wünsche dir und deiner Mama dass dieses furchtbare gespenst nie wieder bei euch einzieht!


Liebe Grüsse, Johanna
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  #9  
Alt 28.05.2006, 17:41
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Johanna82 Johanna82 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Hallo ihr Lieben.

Ich bin jedesmal froh, wenn ich sehe, wieviele liebe Menschen hier Anteil an meinem Schmerz und Mamas Leid nehmen.

Ich danke euch sehr.

Ich wünsche euch und euren Famiien alles erdenklich Gute!

Johanna
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  #10  
Alt 28.05.2006, 22:55
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Johanna82 Johanna82 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Ich bitte euch so sehr meiner Mama zu wünschen, dass sie endlich gehen darf.

Sie liegt im sterben und röchelt.


Das tut so weh sie so leiden zu sehen.
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  #11  
Alt 28.05.2006, 23:28
Benutzerbild von iris1506
iris1506 iris1506 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

liebe johanna

ich bete für deine mama, das sie ruhig einschlafen kann.
ich bitte auch um viel kraft für euch alle, die jetzt bei ihr seid.
liebe johanna ich bin fassungslos

ich umarme dich

traurige grüße

iris
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  #12  
Alt 29.05.2006, 16:55
Verena1985 Verena1985 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

liebe johanna,

ich kann dich so gut verstehen. ich denke ich weiß wie du dich fühlst und was in dir vorgeht.

ich wünsche dir alles erdenklich gute und viel kraft in den schweren stunden.
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  #13  
Alt 29.05.2006, 20:35
Katinka1981 Katinka1981 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Liebe Johanna,

ich kann nur den Hut vor Dir und Deiner Einstellung ziehen. Ich finde es toll, wie Du das alles meisterst, auch wenn es in einem drin ganz anders aussieht. Es ist natürlich immer leicht für andere, das zu sagen, aber ich habe selber gemerkt, dass man über sich hinaus wächst, wenn man so etwas schlimmes durchmachen muss. Meine Mama ist im März diesen Jahres gestorben und musste sich leider die letzten Tage sehr quälen. Ich habe immer gehofft, dass sie "so schnell wie möglich" einschläft und sich nicht quälen muss. Und nachdem sie gestorben war, habe ich diese unendliche Erlösung in ihrem Gesicht gesehen... Aber so richtig verstanden habe ich es auch heute noch nicht... Aber darum geht es hier jetzt nicht!

Ich wünsche Deiner Mama, dass sie friedlich und ohne Schmerzen (soweit es eben möglich ist) einschläft und ihren Weg ins Regenbogenland antritt.

Ich denke ganz doll an Dich und wünsche Dir und Deiner Familie weiterhin ganz viel Kraft für das bevorstehende... Ich würde mich freuen, mal wieder was von Dir zuhören.

Deine Katharina
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  #14  
Alt 29.05.2006, 23:36
Benutzerbild von Johanna82
Johanna82 Johanna82 ist offline
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Meine liebste Ma.

Der Tag gestern war furchtbar - auch die Nacht.

Um 19.30 hatte ich mich wieder zu dir ans Bett gesetzt, ich wollte dir etwas vorlesen - aus "die farben der Wirklichkeit" und kaum hatte ich begonnen, wurdest du unruhig und hast angefangen zu weinen.

Ich hab aufgehört und dich gefragt was los ist, aber du hast nicht geantwortet,du warst ganz aufgeregt und es war als wolltes du unbedingt etwas sagen - aber du konntest nicht.

Papa und ich haben dann deine hände gehalten und dir gesagt, dass alles gut ist und du keine angst haben musst.
Du bist dann ruhiger geworden.

Trotzdem hatte ich ein seltsames Gefühl und ich habe die Anita angerufen.
Sie ist sofort gekommen.

Du warst ganz blass und schwitzig und dann hast du angefangen zu husten.
Du konntest den Schleim aber nich abhusten und so ging der Husten in ein furchtbares brodeln über.
Deine Hände und Arme waren ganz geschwollen, du hast Wasser eingelagert.

Immer wieder hast du versucht zu husten oder dich zu räuspern, aber das macht das geräusch noch viel schlimmer und ich dachte mein furchtbarster Alptraum würde wahr und du würdest ersticken.

Wir haben immer wieder den schleim aus deinem Mund geholt und dich möglichst hoch gebettet, dass alles verschaffte aber nur kaum Linderung.

Auf einmal bist du hochgeschreckt , hast nach Luft gerungen und dabei die Arme nach oben gerissen.
Du wolltest etwas sagen, aber es war nur ein Rasseln und brodeln zu hören.

Es war furchtbar.

Wir haben versucht dich zu beruhigen , haben dir 2mg tavor gegeben und den Arzt gerufen.

Der kam dann und hat dich abgehört und Wasser in deiner Lunge festgestellt.
Er hat dir ein entwässerungsmittel gespritzt und auch Diazepam, damit du keine Angst hast und weil es Atemnot lindert.

Du bist sehr ruhig geworden und das rasseln und röcheln wurde schwächer.

Wir haben die ganze Nacht an deinem Bett gesessen, dein Puls raste, dein atem setzte immer wieder aus und an armen und Beinen wurdest du ganz kalt.

zwischendurch hast du die Augen aufgemacht und die Augen ganz nach hinten gedreht, jeden Moment dachten wir es wäre vorbei.

Bina und Rudi waren auch da und haben an deinem Bett gesessen und geweint.

Papa ist der Kreislauf versagt, ihm wurde ganz schwindelig und er musste sich übergeben.

Manchmal stöhnst du vor Schmerzen, nuschelst Aua, aua... und deine Augen sind dann weit aufgeriisen, die hande fahren unruhig die Bettdecke auf und ab und kalter Schweiss steht auf deiner Stirn.

Ich spritze dir das Morphium und das Diazepam nun durch die Infusionsnadel direkt in die Vene.

Das wirkt schneller und deine Gesichtsmuskeln entspannen sich sichtlich.

Mittlerweile spritzen wir schon 1500 mg pro Tag, zu deinem 400 Pflaster, es ist furchtbar, was du sonst für schmerzen erleiden musst.

Du durftest in dieser Nacht nicht gehen, heute hast du den ganzen Tag fest geschlafen, du warst nicht wach zu bekommen.

Deine Hände und deine Arme sind immernoch stark geschwollen und immer wiede setzt dein atem aus, manchmal stöhnst und nuschelst du, reisst die augen auf um dann wieder erschöpft in dich zusammen zu sinken.

Ach Liebste, könntest du doch sanft einschlafen.


Ich liebe dich.

Deine Tochter
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  #15  
Alt 30.05.2006, 06:32
Benutzerbild von Petsi
Petsi Petsi ist offline
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Registriert seit: 21.04.2006
Ort: Nordhorn
Beiträge: 85
Standard AW: Biefe an meine Mama

Liebe Johanna,

bin meistens nur stille Mitleserin. (beide Eltern erkrankt)

Deine Berichte berühren mich so sehr. Ich möchte Dir eigentlich nur alles alles Gute wünschen.

Petai
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