Chemo ja oder nein?

[Duddle]

hallo,

mir wurde von 10 Tagen ein Ovarialtumor, 65 Lymphknoten, Eierstöcke, Gebährmutter und Bauchnetz entfernt. Alle Lymphknoten, Eierstöcke und Gebährmutter u. Netz ohne Befund!! Der bösartige Tumor, der in der Zyste eingeschlossen war, hat Grading 2. Nun wird mir als reine Vorsichtmaßnahme eine Chemo mir 4 Durchgängen geraten, da lt. Statistik ab einem G 2 die Chemo eine 2%ige Lebensverlängerung evtl. herbeiführen würde/könnte. Soll ich die Chmo durchführen? Zusätzlich habe ich noch einen Lebenschaden (nicht vom Alkohol) und bin Diabetikerin.

Hat jemand Erfahrungen oder Ratschläge, wie ich vorgehen sollte?

Hoffe auf baldige Hilfe. Schon im voraus vielen Dank

Gruß Diddle

[Marmit]

Hallo Diddle,

herzlichen Glückwunsch erstmal dass außer der bösartigen Zyste nichts weiter gefunden wurde! Dann hattest du sicher ein FIGO 1a?

Hab ich dich denn richtig verstanden, dass erst eine angebliche Zyste entfernt wurde, die sich dann im pathologischen Befund als bösartiger Tumor herausgestellt hat? In der anschließenden OP wurden dann Eierstöcke etc entfernt und es wurde keine weitere Krebszelle gefunden?

Dann war es so wie bei mir und ich mache nun auch 6 Zyklen Chemo. Ich habe auch mit dem Professor das für und wider diskutiert, denn er sagte ich brauche die Chemo nicht unbedingt machen, er würde mir jedoch dazu raten. Und ich habe mich dann auch dafür entschieden, da ich damit ein sichereres Gefühl habe, dass alles abgetötet ist. Ich hatte auch G2. Von einer Statistik2% + oder - hat er jedoch nichts gesagt. Vielleicht solltest du dir aber auch genau erklären lassen, was eine Chemo für deine Leber und den Zucker bedeuten würde.

Ach so und ich mache eine Monotherapie mit Carboplatin. Da sind die Nebenwirkungen nicht so gravierend.

Liebe Grüße

[Duddle]

Hallo Marmit,

Danke für deine Antwort.

Was ist genau ein FIGO 1A ?

Welche Nebenwirkungen sind bei deiner Therapie aufgetreten, denn mein Arzt sprach auch von einer Monotherapie?

Gruß Diddle

[Marmit]

Hallo Diddle,

"es gibt eine Stadieneinteilung, die so genannte FIGO-Klassifikation. Sie berücksichtigt die örtliche Tumorausbreitung, den Befall benachbarter Organe und Lymphknoten sowie Metastasen in entfernten Organen.

Bei der FIGO Klassifikation werden 4 Stadien unterschieden:

Stadium FIGO I: der Tumor befällt ein oder beide Eierstöcke)
Stadium FIGO II: der Tumor breitet sich im Becken aus
Stadium FIGO III: der Tumor breitet sich in der Bauchhöhle aus oder befällt Lymphknoten
Stadium FIGO IV: der Tumor hat die Bauchhöhle (Peritonealhöhle) verlassen."


Bei der Monotherapie ging es mir bisher folgendermaßen:

Die ersten 3-5 Tage nach der Infusion bin ich sehr müde und schlapp. Schlafe nachts ca. 12 Stunden und lege mich tagsüber meist auch nochmal 2 - 3 Mal für ein Nickerchen hin.
Eine leichte Übelkeit habe ich mit Tabletten gut in den Griff bekommen. Ich hab mich noch kein einziges Mal übergeben.
Dann hab ich nur in den ersten Tagen einen schlechten Geschmack, was aber mit Mundspülungen vorübergeht.
Mein Blutbild verändert sich ständig. Die Leukos fallen schon mal in den Keller. Aber ich lasse dies auch ständig kontrollieren.
Nach den 5 Tagen geht es mir wieder stetig besser und ich werde von Tag zu Tag fitter.
Meine Haare sind nur etwas dünner geworden. Sieht man aber nicht.

Dann trinke ich vorbeugend viel Wasser und Tee, da die Nieren wohl bei dem Mittel empfindlich werden.
Und mein Darm rumort des öfteren. Das liegt wohl an einer angegriffenen Schleimhaut.

Das ist eigentlich alles was mir eingefallen ist. Auch wenn die Liste jetzt recht lang aussieht, finde ich das ist nichts gegen alles was ich sonst von Chemotherapien kenne.

Ach so, und ich hab die 4. Chemo jetzt hinter mir. Die 5. bekomme ich nächste Woche.

Alles Gute

[Duddle]

Hallo Marmit,

aber ich steh immer noch vor der Frage was icht tun soll? Was ist das beste für mich? Ist diese Chemo im jetzigen Zustand notwendig? Was bringt Sie mir nach dem ich Figo 1A G2 habe.

Fagen über Fragen

Das mag jetzt für andere nicht so schlimm sein (wenn man das Forum so durchstöbert), aber der der selbst betroffen ist ist manchmal überfragt wie seine Entscheidung ausfallen soll.

Gruß Diddle

[margit b.]

Hallo Duddle,

es wird dir wohl keiner sagen können, ob du die Chemo unbedingt brauchst. Es hängt sicher auch viel von deiner Einstellung ab. Da du aber auch einen Leberschaden hast und Diabetikerin bist, ist deine Situation eine besondere.

Vielleicht versuchst du bei www.ago-ovar.de eine 2. Meinung zu bekommen. Normalerweise bekommt man da innerhalb von 2 Tagen eine Antwort von einem Arzt.

Obwohl dir der Schock und die Angst sicher noch in den Gliedern steckt, scheinst du riesengroßes Glück gehabt zu haben, dass dein Tumor in einem so frühen Stadium gefunden wurde!

Alles Gute für dich und recht liebe Grüße

Margit

[Dorle]

Hallo Duddle
Tut mir leid für dich das du dich jetzt auch mit dieser Krankheit rumschlagen mußt.
Deine Frage Chemo oder nicht kann dir wohl keiner so richtig beantworten.
Meine Diagnose war 2002 FIGO 1b G3 also auch noch recht frühzeitig.
Auch ich bekam die Monotherapie mit Carboplatin nur vorsorglich.
Trotzdem mußte ich mich dieses Jahr einer Rezidiv-OP
unterziehen.
Wer weiß schon wie es ohne Chemo ausgesehen hätte?
Ich will dir damit keine Angst machen sondern nur sagen das man nie vorsichtig genug sein kann und die Entscheidung letzlich selbst treffen muß.
Ich wünsche dir die für dich richtige Entscheidung und
alles Gute
PS. Carboplatin Monotherapie ist wirklich wie Marmit schreibt zu ertragen.
Gruß Dorle

[Duddle]

Hallo,

erstmal vielen Dank für die Anteilnahme an meinen Sorgen.

Ich habe nur schrecklich Angst wegen meinem Leberschaden und meiner Diabetis. Wie sich in diesem Zusammenhang die Chemo entwickelt bzw. die Nebenwirkungen ausfallen. Wenn ich diese zusätzlichen Probleme nicht hätte
würde ich eine Chemo ohne Frage durchführen lassen.

Gruß Diddle

Zitat von Dorle

Trotzdem mußte ich mich dieses Jahr einer Rezidiv-OP
unterziehen.

Tut mir schrecklich leid, daß Du nochmal operiert werden musst. Hoffe für dich, daß sie positiv endet.
Kopf Hoch


Ps.: Ich schreibe als Diddle weil meine erste Regestrierung nicht geklappt hat.
Mußte mich dann mit Duddle neu Registrieren.

[Marmit]

Hallo Diddle,

sorry, dass ich erst jetzt antworte, doch ich war gestern den ganzen Tag unterwegs.


Die Frage ob eine Chemo für dich das Richtige ist oder nicht kann dir hier natürlich keiner genau sagen. Wir können dir nur aus eigenen Erfahrungen berichten, damit du dir ein besseres Bild machen kannst, was eine Chemo bedeuten kann.

Die Unsicherheit und Angst die du bei dem "Für und Wider" hast kann ich dir sehr gut nachfühlen. Ich habe mich dafür entschieden, da ich damit das gute Gefühl habe, dass zum jetzigen Zeitpunkt jede noch so kleine Krebszelle zerstört wird.

Die Frage ist auch dadurch nicht leichter zu beantworten, da wir alle ein ganz individuelles Krankheitsbild haben, auch wenn gewisst Ähnlichkeiten in Stadien und Klassen zusamengefasst werden.

Die Idee von Margit dir eine 2. ärztliche Meinung zu holen find ich auch gut und ist sicherlich sinnvoll.

Ich wünsche dir, dass du mit gutem Gewissen eine Entscheidung treffen kannst!

Bis bald

[Duddle]

Hallo an alle,

werde heute eine Nachricht an www.ago-ovar.de senden. Bin mal gespannt, zu welchem Ergebnis man kommt. Muß Morgen auch mit dem Onkologen ein Gespräch führen der natürlich dafür wäre.

Vielen Dank für den Tipp mit der Internetadresse.

Gruß Diddle

[Marmit]

Dann lass uns auf jeden Fall wissen, was er geschrieben hat!

Und den Onkologen schüttest du am Besten mit allen deinen Fragen und Bedenken zu. Um so besser du informiert bist um so klarer fällt dir sicher auch die Entscheidung.

Toi, toi, toi!

Alles Gute

[Anne53]

Hallo Diddle,

ich will Dir auch noch meine Erfahrungen berichten:

Ich bin vor eineinhalb Jahren wegen Gebärmutterkrebs (G2) operiert worden. Dabei fand man Eierstockkrebs - Ia (G1).
Wegen der Gebärmutter empfahl man mir dann vorsorglich Bestrahlungen und wegen des EK Chemotherapie.
Als ich mit den Bestrahlungen durch war, bekam ich es ernsthaft mit der Angst zu tun und wollte nicht mehr.
Ich habe dann viel gelesen und zwei Zweitmeinungen eingeholt. (www.ago-ovar.de)
In Marburg sagte man mir, was ich inzwischen auch gelesen hatte: bei Ia bringe Chemo keinen deutlichen Vorteil (das sind die 2%). Wenn Du gut operiert wurdest, hast Du sehr gute Chancen, auch ohne Chemo gesund zu bleiben (80% oder mehr, ich habe die Zahlen nicht mehr im Kopf) Und wenn man Chemo machen will, reiche eine Monotherapie.

Ich hab mir dann folgendes überlegt:

Da ich nach der OP praktisch krebsfrei war (also nichts nachweisbar), hätte man mir nach der Chemo gar nicht sagen können, ob sie erfolgreich war.
Und keiner kann garantieren, dass nach der Chemo nicht wieder neuer Krebs kommt.
Die 2% Vorteil sind so verschwindend gering, dass ich mir deshalb nicht die Risiken der Chemo antun muss, wenn ich große Angst davor habe.
Ich gehe alle drei Monate zur Nachsorge und denke, wenn wieder Krebs auftaucht, muss er eben wieder behandelt werden. Und dann werde ich wohl auch Chemo machen müssen. (Als ich mich gegen die Chemo entschieden habe, habe ich trotzig gedacht, die läuft mir nicht weg!)

Das alles ist jetzt eineinhalb Jahre gutgegangen und der Arzt, der mich operiert hat und damals die Chemo auch empfohlen hat, sagte gestern, ja, das sei doch alles prima gelaufen.

Ich denke, es ist für Dich am wichtigsten, dass Du eine Zweitmeinung einholst und dann eine Entscheidung triffst, die Dir selbst am sympathischsten vorkommt.

Mit Ia musst Du meiner Meinung nach keine übereilten Entscheidungen treffen. Lass Dir Zeit, ruh Dich aus, gewinne Abstand, komm zu Kräften!

Liebe Grüße. Anne

[bibest]

Hallo Diddle, was sagen Deine Ärzte?

Ich habe auch Eierstockkrebs. Figo Ia, G2 und mache derzeit Chemo mit carboplatin.
Gründe dafür waren die Tumorgröße (19 mal19 mal 10). mein "junges"Alter von 45 und der Pathologiebericht. Und das ein Rezidiv nicht wirklich gut zu behandeln ist und möglicherweise Peritonealkrebs ist. Und mein Mann hat mich gebeten Chemo zu machen. Wir sind schon lange ein Paar und er möchte mich noch behalten
Ich habe mit drei Onkologen (und mehreren anderen Ärzten) gesprochen bevor mich mich entschieden habe. (ich hatte solche Angst und fand die Entscheidung schwer). Die haben (alle)gesagt, das Rezidivrisiko betrage bis zu 20%. Das fand ich zuviel. Jemand schreibt hier von 5% , aber Statistikspiele mit dem eigenen Leben?
Gestartet bin ich mit einer Empfehlung für vier bis sechs Zyklen.
Und dann musste ich noch einen Port einsetzen lassen
Nachdem nach zwei Zyklen der Tumormarker normal ist werde ich wahrscheinlich nur vier machen. Das ist einer mehr als nach Leitlinie (siehe unten).
Ich habe Herzprobleme, deswegen Carboplatin Monotheropie. Da geht direkt nach der Therapie der Blutdruck ins Chaos, das Herz hat bisher keine Probleme.
Toll gut gehts es mir nicht, aber ich hatte mit viel mehr Problemen gerechnet. Ich hab mich mal wieder mehr gefürchtet als erforderlich gewesen wäre.
Über Diabetes und Chemo weiss ich nichts. da gibt es aber gute Spezialisten.
Ich kann die Chemo ambulant machen, dass finde ich super, ich hänge viel lieber zu Hause dumm rum als wieder im Krankenhaus. Und meine Katzen freuen sich über den apathischen Menschen auf dem Sofa. Übermorgen darf ich wieder mal, ich stelle mir vor, dass ich jetzt innendrin ganz platinglänzend bin
Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und den inneren Frieden mit Deiner Entscheidung
Herzliche grüße, Birgit
Leitlinie :
Maligne Ovarialtumoren
Auszug aus Kurzgefasste Interdisziplinäre Leitlinien 2004
Diagnostik und Therapie maligner Erkrankungen
Kennst Du die? ich kopiere mal daraus:

Adjuvante Chemotherapie beim Ovarialkarzinom im Stadium I
Low Risk (Stadium Ia/Ib G1): Patientinnen mit einem hochdifferenzierten Ovarialkarzinom
der Stadien Ia und Ib (FIGO) profitieren nicht von einer adjuvanten
Chemotherapie. Die Fünfjahres-Überlebensrate liegt nach adäquatem Staging
und chirurgischer Primärtherapie bei > 90%.
High Risk (Stadium Ia/Ib, G3 und Ic): Patientinnen im Stadium Ia und Ib, sofern
der Tumor schlecht differenziert (G3) ist (teilweise werden auch mäßig differenzierte
Tumoren, G2 mit eingeschlossen), Patientinnen im Stadium Ic (ohne Berücksichtigung
des Differenzierungsgrades), Patientinnen mit ausgeprägtem As-
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zites oder mit einem klarzelligen Subtyp profitieren möglicherweise von einer
adjuvanten Therapie. Eine Absenkung des Rezidivrisikos ist wahrscheinlich, eine
Verlängerung der Überlebenszeit möglich.......

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Die Chemotherapie muss in jedem Fall eine Platin-haltige Substanz enthalten.
.....
Obgleich die ausreichende Anzahl der Therapiezyklen nicht eindeutig definiert
ist, erscheinen in der adjuvanten Situation im Stadium I oder nach makroskopisch
kompletter Tumorentfernung drei Zyklen ausreichend....

Den Text findest Du z. B. unter
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/032-035.htm