Ich kann es nicht begreifen

[Conny2712]

Vielleicht sollte ich ja mal wieder an mich selbst schreiben, um ein bißchen nach vorn zu kommen. War jetzt 6 Wochen in der Reha und habe versucht wieder ein wenig Kraft zu
bekommen. Ich weiß sie kommen nicht wieder. Aber der Verlust ist unendlich und ein
Weiterleben wirklich schwierig. Ich habe zwar noch meine Kinder, das ist auch gut so
und bin schon ziemlich lange nicht mehr hier gewesen. Ich finde, es bietet eine gute
Hilfestellung, aber letztendlich muß man selbst mit den Verlusten klar kommen. Rehas
sind ganz gut, aber es ist auch wie eine Glocke und nicht das wirkliche leben. Weil
manche Dinge sind halt unumkehrbar. In dieser Klinik waren wirklich viele Leute mit
Burn out. Gerade Sozialberufe sind da sehr betroffen. Aber sie kommen nach Hause
und haben noch jemanden. Ich nicht. Ich muß mich einfach damit abfinden, das alles
wieder alleine in den Griff zu bekommen. Man will sich ja auch nicht an die Kinder hängen.
So langsam bekomme ich einen Dreh und gestalte Dinge um. Wenn man überleben will,
muß man sich halt irgendwie selbst bewegen. Ist nicht einfach und ich denke das es
vielen so geht.

[Conny2712]

Diese Krankheit und Begleitung von meinem Mann und meinen Eltern, die im letzten
Jahr auch auf ihren Wunsch zu Hause sterben durften. Alle zwei. Aber es hat mich
wirklich alle Kraft gekostet die ich hatte. Menschen beim Sterben zu begleiten auf
ihren Wunsch und nicht einfach 112 zu rufen, was mir ja von beiden verboten wurde,
war eine ziemlich schwere Erfahrung für mich. Bei meinem Mann im Krankenhaus hatte
ich wenigstens noch eine kleine Unterstützung, aber die andere Geschichte mußte
ich auf Wunsch meiner Eltern selbst machen. Es hat mich wirklich alle Kraft gekostet
die ich hatte. Ich habe ein halbes Jahr gebraucht um eine Reha zu beantragen. Es
war ja auch ganz gut. Aber wenn man nach Hause kommt, holt es einen alles wieder
ein. Leider. Im Moment bin ich dabei alles umzugestalten. Ich muß einfach was
ändern um wieder Freude am Leben zu bekommen. Langsam komme ich aus diesem
Loch wieder heraus. Aber helfen kann man sich leider irgendwie nur selbst

[Conny2712]

Ich melde mich mal wieder. Es ist jetzt 3 Jahre her. Habe jemanden kennengelernt.
Er heißT udo und hatte Kehlkopfkrebs. Ich muß ganz ehrlich sagen, ich habe Angst
davor. Ich weiß nicht, ob ich mich noch einmal auf so etwas einlassen kann.
Er ist sehr nett. Wenn man so eine Krankheit einmal durchlebt hat, weiß man wie
schlimm das ist bis zum Ende. Ich frage mich, kann ich das unter Umständen noch
einmal. Im Moment ist zwar alles gut, aber ich weiß ehrlich nicht, ob ich das
alles noch einmal erleben möchte oder ob ich so eine Beziehung nicht eingehen will.
In meinem Herzen ist noch immer die Trauer und die große Lücke, die mein Mann
hinterlassen hat. Vielleicht kann micr ja jemand einen Rat geben.