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  #1  
Alt 16.10.2005, 17:01
tine tine ist offline
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Frage Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Was mich immer noch sehr beschäftigt ist die Frage, wieso sich meine ehemals "beste Freundin" aus dem Staub gemacht hat, als ich vor über 2 Jahren eingeliefert wurde und ich sie anrief und bat, dass sie mich besucht. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen und gesprochen.

Auch alle KollegInnen haben mich die 5 Monate, die ich krankgeschrieben war, nicht einmal besucht. Und als ich wieder anfing zu arbeiten, taten alle, als sei nichts gewesen. Das Thema wird bis heute ignoriert. Sie können stundenlang über den Onkel, den Nachbarn oder sonstwen reden, der mehr oder weniger schlimme Krankheiten hat, und ich steh daneben, nur was ich hatte, das ist kein Thema. Und das sind auch viele Koleginnen und Kollegen, denen ich in den letzten Jahren sehr geholfen hatte mit allem Möglichen.

Meine Frage: Hat hier jemand auch solche Erfahrungen machen müssen? Lange Zeit dachte ich nämlich, es lag an mir, dass ich vielleicht auch sehr "schweirg" war in der Zeit der akuten Erkrankung. Mittlerweile weiss ich aber von Vielen und auch von meiner Onkologin, dass dies sehr häufig vorkommt. Ich würde mich gern zu diesem Thema mit Euch austauschen.

LG Tine
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Geändert von tine (22.01.2008 um 00:09 Uhr)
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  #2  
Alt 16.10.2005, 18:34
Claudi H. Claudi H. ist offline
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Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo Tine,
bei mir war es ähnlich. Meine Cousine/beste Freundin, hat mich zu Beginn meiner Krankheit genau 2x im Krankenhaus besucht, und sie studiert in der selben Stadt wo das Krankenhaus ist. Danach haben wir nur noch ab und an e-mails geschrieben, aber seit ca. 4 Monaten hatten wir gar keinen Kontakt mehr. Gestern habe ich sie auf einem Fest getroffen, sie kam auf mich zu und wollte sich mit mir aussprechen. Sie meinte das sie damit nicht umgehen konnte, mit meiner Krankheit, mit mir, das ich sterben werde (so die Diagnose, aber bin geheilt! ), mit allem drum herum. Was ich aber nicht verstehen kann.
Arbeitskollegen und andere Freunde meldeten sich nur mal sporadisch, damit ihr schlechtes Gewissen beruhigt wurde.
Aber es haben sich viele um mich gekümmert, wo ich nie mit gerechnet hätte. Ich habe viele Freunde durch diese verdammte Krankheit verloren, aber auch viele dazu gewonnen. Ich bin dankbar für diese Erfahrung, denn so weiß ich jetzt wer meine wirklich wahren Freunde sind.

Am meisten enttäuscht bin ich über meinen Vater. Er hat mich höchsten 5x in den 7 Monaten besucht, hat nur dann angerufen wenn meine Mutter ihn drauf Aufmerksam machte das seine Tochter im Krankenhaus liegt (sie sind geschieden). Er ist ein sehr ruhiger Typ, spricht nicht über Probleme. Jetzt versucht er es gut zu machen, indem er mir Geld gibt, meine Party finanziert usw.

Gruß,
Claudia
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  #3  
Alt 16.10.2005, 19:52
tine tine ist offline
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Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

h
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Geändert von tine (22.01.2008 um 00:08 Uhr)
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  #4  
Alt 16.10.2005, 22:51
SurvivorJens SurvivorJens ist offline
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Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo Tine,
ich kann Deine Enttäuschung über Deine nun vergangenen "Freunde" verstehen, ich glaube, jeder Krebspatient verliert durch diese Diagnose "Freunde". Aber diejenigen, die bleiben oder sogar neu hinzu kommen, das sind die wahren Freunde !
Nach meiner Diagnose (Nierenkrebs-OP am 30.10.2002) hab ich von einigen Leuten auch nichts mehr gesehen oder gehört. Aber für meinen Bruder z.B. war es das selbstverständlichste 3 Tage nach meiner OP 300 Kilometer zu fahren und an meinem Bett zu stehen. Ebenso selbstverständlich war es für ihn, jeden Tag anzurufen.
Ich habe auch neue Freunde gefunden, Freunde, die mich so nehmen, wie ich bin. Ein Nachbar von mir, Mitglied eines Motorrad-Clubs, hat mich in den 12 Tagen Krankenhaus 3 x besucht. Ich fahre auch Motorrad und bin mittlerweile Vollmitglied dieses Clubs geworden. Ich habe einige neue Freunde gefunden in diesem Club, Freunde, die auch zuhören können, wenn meine Psyche mal wieder Amok läuft, Freunde, auf die ich mich absolut verlassen kann !
Vielleicht war der Schritt in eine neue Richtung nach dieser Diagnose genau das richtige für mich.
So viel zu meinen Erfahrungen mit Freunden.
Mir stößt in Deinem Text ein Satz etwas bitter auf:
"Sie müssen doch nicht damit klarkommen, sondern ich !"
Liebe Tine, Angehörige(r) zu sein, auch wenn man nur "Freund" ist, ist eine verdammt harte Sache. Ich war 2 x Angehöriger, meine Eltern waren an Krebs erkrankt und sind auch daran gestorben. Beide haben einen extrem harten Kampf geführt, meine Mutter 3 1/2 Jahre lang, mein Vater fast 16 Jahre lang. Als Angehöriger geht man in dieser Zeit durch seine eigene Hölle. Mit anzusehen, wie die Personen, die man über alles liebt, zu Grunde gehen, das ist hart. Immer wieder diese Funken der Hoffnung und dann die unheimlich harten Rückschläge, und letztendlich das unvermeidliche........
Ich will damit sagen, daß ich Menschen verstehe, die sich bei der Diagnose Krebs von einem abwenden, auch wenn ich dieses Verhalten absolut widerlich und verwerflich finde.
Um so mehr schätze ich Menschen, die trotz der Diagnose Krebs zu einem halten, egal ob "alte Freunde" oder "neue Freunde" !
Bitte Tine, verstehe meinen Text richtig, ich wollte Dich damit auf gar keinen Fall kritisieren, nur ein bischen Verständnis wecken !
In diesem Sinne, alles Gute,
kämpfe weiter, geb niemals auf !
Jens
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  #5  
Alt 16.10.2005, 23:56
sternchen43 sternchen43 ist offline
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Beiträge: 112
Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

ja tine du hast schon recht ich habe es auch so gehabt,und es ist sehr schwer da´mit klar zu kommen ich war immer für jeden da .zum kaffee und so weiter ,heute wo ich nicht mehr kann und mache wege im rollstuhl mache gibt es nur noch wenige(heul) aber das leben geht weiter.wir wollten am 19.11.05 unsere zilberhochzeit feiern aber die haben wir abgemeldet.wir fahren aleine in urlaub da haben wir mehr von als zu feieren mit denen die sich hin und wieder melden.denke bitte nur an dich das leben geht weiter mit richtige freunde .l.g. konny (sternchen43)aus dem vulvaforen
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  #6  
Alt 17.10.2005, 07:57
Sabrina81 Sabrina81 ist offline
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Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo Tine
Ich bin Angehörige ( 24 Jahre ), mein Vater bekam im April 2005 die Diagnose Glioblastom WHO IV, inoperabel. Leider kenne ich es auch, dass keiner weiß mit der Diagnose umzugehen. Viele „Freunde“ haben sich nicht mehr gemeldet und fühlen sich wohl mit dieser speziellen Art von Krankheit einfach überfordert. Wenn es ums Feten geht sind sie alle Deine dicksten Kumpel, aber wenn es um Dein Leben geht ... ist keiner mehr da. Ich kann es mei-nem Vater nur nachfühlen, wie er sich fühlt. Schließlich wissen Sie alle um den Ernst der Lage, aber Sie tun nichts für Ihn. Wenn er tot ist, (und das garantier ich Dir) stehen Sie alle zu tiefst betrübt an Seinem Grab und wollen von uns noch getröstet werden. Genauso verhält es sich jetzt schon. Sie rufen nicht an und kommen nicht vorbei, wollen aber am liebsten von uns regelmäßig über Seinen Zustand informiert werden. Sicher ist es schwer, damit um-zugehen. Aber leider besteht das Leben nicht nur aus der RosaWelt, in der sich viele „verstecken“. Leben heißt auch Leid und Tot zu ertragen und demjenigen einfach beizustehen. Wer spricht denn schon über den Tod. Es ist ja viel einfacher sich in seine heile Welt zu flüchten. Aber so ist das Leben nicht ... Und sehr viele Leute verschließen leider Ihre Augen vor der Realität. Ich hoffe sehr, dass Du in dieser Zeit trotz allem nicht allein warst.
Denk dran .. Du bist nicht allein.
Hier siehst Du, dass wir alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben.
Ich wünsche Dir Zuversicht und auch die Kraft, Deinen tollen „Freunden“ mal die Meinung zu sagen. Fühl Dich gedrückt
__________________
Sabrina81
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  #7  
Alt 17.10.2005, 08:11
tine tine ist offline
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Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo Jens,

ich rede ja nicht von den Angehörigen und Freunden, die (Zitat):"durch ihre eigene Hölle gehen", d.h. die dableiben. Ich verstehe sehr gut, dass es für Angehörige sehr schlimm ist, zuzusehen und nicht helfen zu können. Mein Kind war mehrfach schwer krank, und ich weiss genau, wie das ist, wenn man neben dem Bett sitzt und nicht helfen kann. In diesem Fall hätte ich selbst alles auf mich genommen, wäre das gegangen, so hilflos war ich. Auch ich war also nicht nur als Kranke selbst betroffen, sondern auch als Angehörige bei Eltern, Großeltern und sogar dem eigenen Kind. Es ist also nicht so, dass ich nicht weiß wie das ist, das ist vielleicht falsch rübergekommen.


Konny,
ich wünsch Euch einen schönen Hochzeitstag!

LG Tine
__________________


Geändert von tine (05.09.2006 um 21:11 Uhr)
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  #8  
Alt 17.10.2005, 08:25
tine tine ist offline
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Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Liebe Sabrina,

Dein Posting habe ich erst nach meinem gelesen.
Diese Worte bedeuten mir gerade im Moment sehr viel!

Ich wünsch Dir viel Kraft jetzt in dieser schweren Zeit. Es ist schlimm, nicht helfen zu können, aber Du kannst einfach da sein für Deinen Vater, und das wird ihm eine große Hilfe sein. Zu wissen, man ist nicht allein (gelassen).

Ich drück Dich auch, und ..

Danke!

LG Tine
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  #9  
Alt 17.10.2005, 09:38
Zoe Zoe ist offline
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Beiträge: 243
Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo Tine,
mein Beitrag war als allgemeiner Beitrag zum Thema gedacht und auf niemanden „gemünzt“, ich habe ganz bewußt niemanden direkt angesprochen. Das unterstellst Du mir jetzt. Was ich geschrieben habe, war ein Gedanke aus meinen Erfahrungen heraus, (den ich mir selber über mich gemacht habe und der mir geholfen hat), als Krankheit in meinen Lebensmittelpunkt gerückt ist und ich dann oft vergessen habe, dass das für andere nicht so ist und auch bei mir nicht immer so war.

Ich kenne Dich nicht, genausowenig wie die anderen Forumsteilnehmer und ich würde mich hüten, hier irgend jemand was zu unterstellen. Es tut mir leid, wenn ich Dich aufgeregt habe, das ist das letzte was Du brauchen kannst. Bitte verzeih, ich nehme dieses Forum eigentlich sehr ernst und denke, es ist nur dazu da, einander zu helfen.

Ich habe meinen ursprünglichen Beitrag nun mittlerweile gelöscht, da er nicht direkt Bezug nimmt auf die Vorgängerpostings und künftig nicht bei weiteren Lesern Irritationen hervorrufen soll. Zoe

Geändert von Zoe (07.11.2005 um 11:55 Uhr)
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  #10  
Alt 17.10.2005, 18:13
Benutzerbild von Rubbelmaus
Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Registriert seit: 07.12.2004
Ort: Schönste Stadt am Rhein
Beiträge: 1.748
Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo ihr Lieben,

das was ihr hier schreibt, hat wohl jeder Betroffene erlebt.
Als ich mal während meiner Chemo kurz meine Kolleginnen besucht habe, traf ich einen Kollegen einer anderen Abteilung. Er sah mich an und meinte nur:" Wieso lebst du eigentlich noch, du hast doch Krebs." Das hat mich damals ganz tief getroffen. Selbst eine gute Nachbarin ist damals, immer wenn sie mich sah, auf eine andere Strassenseite gegangen, damit sie nicht mit mir sprechen musste. Als wäre mein Krebs ansteckend.
Ich habe während der Krankheit viel dazu gelernt. Mittlerweile bin ich seit gut 5 Jahren krebsfrei und kann durch die Hilfe meines Pychodoc über diese Dinge stehen. Sie sind nicht mehr wichtig für mich. Aber um das zu lernen, braucht es Zeit.
Zu Menschen die mir nicht gut tun, habe ich den Kontakt abgebrochen.

Ich wünsche euch viel Kraft, mit diesen Dingen umzugehen!
Rubbelmaus
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  #11  
Alt 17.10.2005, 19:30
tine tine ist offline
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Beiträge: 44
Daumen hoch AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo Rubbelmaus,

dass Menschen die Strassenseite wechseln, habe ich original auch mal von einer Frau gehört, deren Mann kurz zuvor gestorben war. Es scheint mit dem Tod zu tun zu haben. Krebs heißt heutzutage aber nicht mehr unbedingt Tod, wie es früher noch war, Gottseidank, aber in den Köpfen vieler Leute ist das wohl immer noch drin.

Es tut mir leid für Dich, was Du erlebt hast mit dem Kollegen. Es gibt so unsagbar dumme Menschen, die so blöde daherplappern. ich kann mir vorstellen, wie Dich das getroffen hat.

Zoe, ist schon o.k.!

LG Tine
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