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  #1  
Alt 29.12.2005, 15:17
Britt Britt ist offline
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Registriert seit: 10.12.2005
Beiträge: 12
Standard Wie damit klarkommen?!

Hallo!

Vor 3 Monaten hatte ich meine Wertheim OP und habe am 23.12.05 die letzte Bestrahlung hinter mich gebracht. Zur Zeit kämpfe ich noch mit den Begleiterscheinungen wie Blasenentleerungsstörung und dem fast unerträglichen Brennen in empfindlicher Region. Was noch alles so kommt oder geht - man wird sehen...
Durch alle Behandlungen bin ich durch, als wäre ich eine andere Person, die einfach nur korrekt im Ablauf funktioniert - und dieses fremde Gefühl will sich einfach nicht abstellen. Ich bin mir selber irgendwie abhanden gekommen und kann nicht fassen, das dieser kranke, schwache und verschandelte Körper ICH sein soll. Vor der OP war ich mit 260 km/h auf der Überholspur und von allen Attributen gesegnet, die man sich wünschen kann - und nun: 80% Schwerbehindertenstatus und fühle mich tatsächlich wie nur noch 20% vollwertiger Mensch.

Kennt Ihr dieses Gefühl? Wie komme ich mir wieder näher und kann. Wie kommt man damit klar, so aus DEM Leben gerissen zu werden???



LG

Britt
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  #2  
Alt 31.12.2005, 14:16
Benutzerbild von Biba
Biba Biba ist offline
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Registriert seit: 27.05.2003
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 349
Standard AW: Wie damit klarkommen?!

Liebe Britt !

Ja , dass ist schwer und es brauchte seine Zeit ,
bis ich akzeptieren konnte , dass ich es DOCH bin .
Mir hat unter anderem die Psycho-Onkologie geholfen .
Ausserdem habe ich meinen Körper aufgebaut , ganz langsam und so , wie er bereit war zu geben .
Heute bin ich zufrieden . Es gibt immer noch Einschränkungen , aber mit denen kann ich leben , gut leben .
Am 25.02.2006 ist meine Lungenkrebs OP 3 Jahre her !

Ich wünsche Dir ganz viel Zuversicht und Kraft Dich wiederzufinden !
Alles Gute für 2006
Biba
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  #3  
Alt 01.01.2006, 14:21
sonne692001 sonne692001 ist offline
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Registriert seit: 18.12.2005
Beiträge: 51
Standard AW: Wie damit klarkommen?!

hallo britt,

deine worte erinnern mich an meine gefühle vor 2 jahren, als ich operiert wurde und 9 tage zwischen leben und tod schwebte. vorher war ich eine emanzipierte, selbständige frau die eine karriere gemacht hatte und exessiv lebte. plötzlich war ich todkrank und musste 4 monate lang mühselig gehen lernen.
das leben erschien mir nicht mehr lebenswert. ich wusste ich würde völlig andere prioritäten setzen müssen und hatte keine idee, wie ich neue ziele finden kann oder wie ich mit dieser permanenten angst vor einem rückfall leben soll.
wenn wie bei dir eine therapie zuende geht droht stets eine depressive phase - vorher bist du abgelenkt im kampf und plötzlich ist es zuende und man fällt in ein loch.

positiv ist, dass es wieder bergaufgeht. heute lebe ich sehr gut mit meiner krankheit, habe neue prioritäten (dinge, die für mich früher selbstverständlich/nebenbei waren bereiten mir heute die größte freude). ich bin ruhiger geworden, renne dem lebensglück nicht mehr hinterher und finde es eher im hier und jetzt.
das alles, obwohl der krebs sehr schnell zurückkam und ich heute schon 2 rückfälle in 2 jahren hatte.

liebe britt ich wünsche dir viel kraft, wenn du magst kannst du mir mailen.
ein gesundes und erfolgreiches 2006 wünscht dir
sandra
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  #4  
Alt 06.01.2006, 23:56
Britt Britt ist offline
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Registriert seit: 10.12.2005
Beiträge: 12
Standard AW: Wie damit klarkommen?!

Liebe Biba,

liebe Sandra,

es ist unheimlich erleichternd, sich verstanden zu fühlen.

Im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis hab ich nun nach 3 Monaten krank sein das Gefühl, daß alle erwarten, daß ich nun aber wieder endlich die alte "Partymaus" bin. Dabei weiß ich, nichts ist wie vorher - alles fühlt sich fremd und anders an. Fast muß ich sagen "leider" sieht man mir äußerlich nichts an - im Gegenteil: Ich hab aufgehört zu rauchen und durch das nixtun ein wenig zugenommen. Aber niemand versteht, wenn ich schlapp und ko bin.

Ich werde auf jeden Fall psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Durch diese Krankheit hat sich mein bisheriges Selbstwertsystem voll verabschiedet... Stolz sein auf Erreichtes liegt nunmehr in der Vergangenheit - aber was bin ich mir und der Umwelt so wie ich jetzt bin Wert?! Klar freue ich mich auch über Dinge, die ich vorher übersehen habe, bin insgesamt zarter geworden - aber auch nur, weil ich am obersten Regal nicht mehr ankomme.

Respekt Sandra, wie Du mit den Rückschlägen umgehst und dann noch anderen Mut machst. Das beschämt mich.


Vielen Dank Euch und

ganz liebe Grüße von Britt
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  #5  
Alt 07.01.2006, 13:38
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Registriert seit: 03.07.2005
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Beiträge: 1.317
Standard AW: Wie damit klarkommen?!

Guten morgen liebe Britt, ich kenne diese Gefühle sehr gut ,wie auch jeder Betroffene, man wird aus dem Leben gerissen ,in ein neues anderes Leben ,was man nicht will.!!!
Meine Diagnose liegt jetzt 27 Monate zurück, ich bin 48 Jahre ( Darmkrebs,mit Lebermetastasen)nach meiner Diagnose ,hätte ich nie gedacht das ich noch so lange leben darf, nach den O.P. war ich auch auf fremde Hilfe angewiesen, meine kleine Tochter war zu diesem Zeitpunkt 4Jahre alt.
Ich werde nie wieder der Mensch sein der ich vor meiner Krankheit war,mein Leben ist eingeschränkt ich bin nicht mehr so belastbar.
Mein Leben hat jetzt einen andern Sinn, schöne Momente zu genießen und zu lernen das dieses Leben ein Geschenk ist, wir sind sterblich und das ist uns bewußt geworden, nun müssen wir lernen diese Tatsache anzunehmen, das Leben bekommt dadurch einen anderen Sinn,wir lernen uns kennen ,und das Leben mehr zu schätzen und liebevoller mit unserer Zeit umzugehen.Ich genieße jeden Tag,und bin dankbarer geworden.Kein Mensch weiß was " Morgen " ist darum soll man sich auch nicht mit negativen Gedanken belasten.
Liebe Britt, ich weiß deine Wunden sind noch frisch, aber es ist wirglich so" Zeit heilt Wunden" Ich weiß diese Erfahrung tut so weh ,aber denke daran du bist nicht allein mit deinem Schmerz.Ich wünsche dir von ganzen Herzen viel Kraft,alles Liebe von Birgit
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  #6  
Alt 07.01.2006, 16:32
Britt Britt ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Wie damit klarkommen?!

Liebe Birgit,

vielen Dank für die aufmunternden Worte - wenn sie hier aus dem Forum kommen, weiß man, mit Menschen zu sprechen, die ähnliches erlebt und gefühlt haben, und das Verständnis geht über das allgemeine "Kopf hoch -wird schon" hinaus.

Gut 2 Wochen nach Ende der Bestrahlungen geht es mir jetzt besser, und ich gewöhne mich langsam an die neue Situation - mit dem Schicksal hadern und Gründe suchen bringt ohnehin nicht weiter. Aber ich bin von meinem Körper maßlos entäuscht, denn bis zur Operation habe ich mich gesund und fit gefühlt. Kein Anzeichen deutete auf so eine Erkrankung hin - und dann brüte ich still und heimlich so etwas aus...

Noch bin ich sozusagen Kranksein-Auszubildende und kann noch viel lernen von dem was Du und andere wie bewältigen - und vielleicht sollte ich mich mit meinem "kleinen Krebs" mal ehr hinten anstellen.

Ich wünsche Dir alles Glück der Welt

Britt
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  #7  
Alt 07.01.2006, 17:00
Benutzerbild von juwi1947
juwi1947 juwi1947 ist offline
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Beiträge: 1.260
Standard AW: Wie damit klarkommen?!

Hallo Britt
auch ich war mal ein sogenannter AZUBI in Sachen Krebs. Ich habe seit Juni 2001 keinen Kehlkopf und musste auch lernen, mit der Krankeheit umzugehen.
Doch heute, 4,5 Jahre später, muss ich sagen, ich bin nicht mehr krank.
Ich bin gesund, leider ohne Kehlkopf, aber ich kann denken, fühlen und sprechen. Sprechen ist das wichtigste, denn nur so kann man seine Gefühle ausdrücken.
Also, Kopf hoch.
__________________
Jürgen
---------------------------------------------
Heute ist das Morgen,
über das du dir gestern Sorgen gemacht hast,
und alles ist gut.

Geändert von juwi1947 (12.01.2006 um 08:28 Uhr)
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  #8  
Alt 08.01.2006, 16:32
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Registriert seit: 03.07.2005
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 1.317
Standard AW: Wie damit klarkommen?!

Liebe Britt, Krebs ist Krebs ob klein oder groß ,keiner muß sich hinten anstellen.
Der Schmerz ist gleich groß und das Herz genauso schwer und verzweifelt.
Weiß du Britt , ich war immer gesund voll Power , bis ich ins K.H. mit Darmverschluß kam, dann die Diagnose .Mein Gott was habe ich durchgemacht, so wie jeder Mensch der diese Diagnose" Krebs" bekommt .
Wenn ich heute meine Narben streichel und darüber nachdenke was mein Körper durgemacht hat, bin ich sehr stolz das er mich nicht in Stich gelassen hat, ich durfte auch 45 Jahre gut Leben, und dafür soll man dankbar sein.
Das blöde an Krebs ist, das man erst Beschwersden hat wenn der Krebs schon sehr weit vortgeschritten ist.
Sei nicht böse mit dir selbst, das Leben ist kein Wuschkonzert. Wir haben alle eine gewisse Zeit auf Erden,und das wird uns durch unsere Krankheit bewusst.
Sei lieb gegrüßt von Birgit
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