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  #1  
Alt 20.01.2006, 22:17
miho miho ist offline
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Registriert seit: 20.01.2006
Beiträge: 2
Frage Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Hallo, zur Zeit fühle ich mich etwas hilflos und würde mich über Infos über eure Erfahrungen freuen.

Im Okt. 2004 wurde bei meinem Vater aufgrund einer Röntgenaufnahme der Verdacht auf Lungenkrebs geäußert. Im März 2005 wurde dann der rechte obere Lungenlappen, Teile des Rippenfells und der Rippenbögen entfernt. Der pathologische Befund war gut. Ursache für den Krebs war Asbest. Im Juni 2005 wurde über 6 Wochen - stationär im Krankenhaus - eine Strahlentherapie durchgeführt. Wie ich mittlerweile erfahren habe, mit weitgehend höchstmöglicher Intensität. Diese Bestrahlung sollte nur vorsorglich durchgeführt werden. Im November 2005 klagte meine Vater über starke Schmerzen im Rippen- und Schulterbereich. Eine CT brachte Anfang Dez. 2005 Klarheit, der Krebs war wieder, oder besser wieder erkennbar da.
Am 05. Januar 2006 erklärte mir die behandelnde Lungenfachärztin, dass eine Behandlung nicht mehr möglich ist und man nur die Schmerzen lindern kann. Dies gelingt zur Zeit sehr gut mit Tabletten (Diclo...?) und Tropfen.
Dazu haben sich schwache Gleichgewichtsprobleme eingestellt.
Eigentlich macht mein Vater einen ganz guten Eindruck, er hat sogar etwas zugenommen, nur seine körperliche Belastungsgrenze ist deutlich gesunken. Er braucht viele Pausen, ist aber im Gegensatz zum Juni letzten Jahres geistig wieder besser beienander.
Weil mein Vater sicherlich noch einige Dinge in Ruhe regeln und unternehmen möchte, stellte ich auch die Frage nach der verbleibenden Lebenserwartung, bekam aber nur eine ausweichende Antwort. Irgendwie kam jedoch das Gefühl auf, als wäre die Zeitspanne sehr klein geworden. Vielleicht kann jemand dazu etwas sagen. Die Ärztin hat meinen Vater übrigens nicht gesagt, dass er wieder Krebs hat, sondern das es sich um eine Entzündung handelt, die die Schmerzen verursacht. Ich wurde gebeten diese "Story" auch mitzumachen, um ihm nicht die aktuelle Lebensfreude zu nehmen, zumal mein Vater auch nach wievor glaubt oder glauben will, dass die Ärzte die "Asbestose" rausoperiert haben. Wie steht ihr dazu?
Bin für jede Antwort / Info dankbar!
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  #2  
Alt 21.01.2006, 00:16
Benutzerbild von Lady Molly
Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard AW: Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Hallo,

du hast selber erkannt das deinem Vater, wenn er die Wahrheit nicht erfährt, jede Möglichkeit genommen wird ihm wichtiges zu erledigen.
Aber ich kenne deinen Vater nicht und weiss deshalb auch nicht wie er es aufnehmen würde, vielleicht ist "nicht-wissen" manchmal doch der bessere Weg.
Nur wird sich sein Gesundheitszustand wohl verschlechtern und dann?
Hast du weitere Familienmitglieder mit denen du die Frage erörtern kannst?
Oder der Hausarzt?

Ich würde es meinem Vater sagen, denn wer gibt denn mir oder einem Arzt das Recht dazu es zu verschweigen? Aber das wäre ich und mein Vater.
Das heisst noch lange nicht das ihr so handeln solltet.

Ich wünsche euch alles Gute und ausreichend Kraft!
Susanne
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  #3  
Alt 21.01.2006, 09:32
gelchen57 gelchen57 ist offline
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Standard AW: Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Hallo miho,

ich denke, Keiner kennt Deinen Vater besser als Du! Wenn ich allerdings von mir ausgehe, ich würde nicht belogen werden wollen. Ich habe immer auf die Wahrheit gedrängt. Nur so weiss ich, warum es mir schlecht geht und wie schnell ich meine persönlichen Dinge erledigen muss.
Ist denn Dein Vater so labil, dass Ihr ihm die Wahrheit verschweigen müsst?

Alles Liebe

Geli
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  #4  
Alt 21.01.2006, 09:34
Stina Stina ist offline
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Standard AW: Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Ich (mein Vater hatte auch Lungenkrebs), denke, daß man dies selbst mit der Familie und den Ärzten entscheiden sollte.
Jedoch wird Dein Vater irgendwann selbst "merken", das es nicht mehr gut wird.
Die Entscheidung ist sehr, sehr schwer.
Die Ärztin meines Vaters hatte es im Beisein von mir und meiner Mutter ihm gesagt....
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  #5  
Alt 22.01.2006, 13:59
gio gio ist offline
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Beiträge: 22
Standard AW: Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Hallo,

ich kann die sehr gut nachempfinden, wie es dir dabei geht.
Bei meinem vater wurde im Dezember ein kleinzelliges Bronchialkarzinom festgestellt, mit Metastasen in der Leber, Wirbelsäule und im Gehirn.

Ich habe ihm die Diagnose selber mitgeteilt, und werde seine Augen nie vergessen, als ich ihm mitteilte, dass es nur noch eine palliative Chemotherapie gibt.

Jetzt wartet er auf seine zweite Chemotherapie, und hält sich daran fest-und das ist gut so.

Nur als Tochter kommt man sich so hilflos vor, man möchte helfen, und kann nicht.....
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  #6  
Alt 23.01.2006, 11:18
Benutzerbild von rezzan
rezzan rezzan ist offline
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Beiträge: 146
Standard AW: Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Hallo Miho,
das ist eine Frage, die dir niemand beantworten kann. nur ihr kennt euren vater gut genug um zu wissen, wie er reagieren könnte und was besser für ihn ist (aber genau wissen kann das letzlich niemand, auch er selbst sicher nicht. wer kann schon vorher wissen, was mit einem passiert, wenn man eine solche nachricht hört?).

meine mutter ist vor drei jahren an einer sehr seltenen krebsart gestorben und hatte nach der ersten diagnose noch zwei jahre. wir haben ihr in dieser zeit niemals gesagt, dass es keine hoffnung mehr für sie gibt. wir haben ihr immer mut zugesprochen, dass sich alles noch zum guten wenden werde, sie bitte geduld haben solle. sie war ein mensch, der ohne hoffnung zu grunde gegangen wäre. die wenigen glücklichen momente hatte sie dann, wenn sie uns hin und wieder glaubte. ich bereue keine sekunde ihr dieses "schauspiel" vorgemacht zu haben. ich empfinde es auch nicht als schauspiel sondern als hoffnung schenken, einige wenige "fast-glückliche momente" schenken. und glaub mal bitte keiner, dass das der leichtere weg ist. aber für uns zählte nur sie und nicht unser eigenes "gutes gewissen".

wir haben in dieser zeit auch sehr viel kritik geerntet von menschen, die meinten die wahrheit müsse in jedem fall über allem stehen. doch was ist schon die wahrheit? glaubt wirklich irgendjemand, dass ein mensch, dem es täglich schlechter geht und der stündlich mehr an kraft verliert keine ahnung hat was mit ihm vorgeht? und was sind die unglaublich wichtigen dinge, die jemand noch schnell erledigen muss? und wo bleibt letzten endes die hoffnung, die gerade am schluss eines lebens alles ist was einem bleibt.

heute, drei jahre nach dem tod meiner mutter, wird mein vater gerade an lungenkrebs operiert. er weiss was er hat und will es auch wissen. er ist ein mensch, der nicht anders damit umgehen kann. glaub mir mal: wenn es jemand wirklich wissen will, dann erfährt er es auch. niemand kann einem anderen etwas "vormachen", wenn dieser es auch nicht will. also lass einfach dein gefühl entscheiden - und vorallem deinen vater. fragt er dich? und wenn, hast du das gefühl, er will es wirklich wissen? lass dich nicht von irgendwelchen vorstellungen und ideen verrückt machen, die andere haben. hab den mut zu glauben, dass du ihn genug liebst um zu ahnen, was das beste für ihn ist - und nicht für dich. ich wünsche dir und deiner familie viel kraft und hoffnung. und noch viele kleine "fastglückliche" momente.
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  #7  
Alt 31.01.2006, 10:27
miho miho ist offline
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Beiträge: 2
Böse AW: Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für eure Unterstützung.
Dank der Informationen des Forums und eurer seelischen Aufbauhilfe habe ich mich nocheinmal mit der Ärztin in Verbindung gesetzt.
Es handelt sich bei meinem Vater um ein Adenokarziom, das an einer so ungünstigen Stelle liegt, dass eine zweite OP aussichtslos ist.
Bei der ersten OP wurden auch Teile des Rippenbogens und des Rippenfells entfernt, jedoch nicht aus "Sicherheitsgründen", sondern weil auch im Knochen Krebs vorgefunden wurde.
Eine Chemo oder Strahlentherapie sind inzwischen nicht mehr durchführbar.
Als letzten festgestellten Stand der Tumorgröße nannte mir die Ärztin die Bezeichnung P3,N0,M0 aus Dez. 2006.
Die Schmerzen werden zur Zeit gut mit Diclo-Trabletten und Traumaltropfen kontrolliert. Die Ärztin geht davon aus, dass sich der Zustand meines Vaters in absehberer Zeit weiter verschlechtern wird, da aus schulmedizinischer Sicht keine Stagnation geschweige denn Besserung herbeigeführt werden kann. Mit Blick auf die Geschwindigkeit beim Wachstum ist es wohl eher nicht wahrscheinklich, dass er den Herbst oder das nächste Weihnachtsfest erlebt.
Hoffen wir das beste. Noch einmal vielen Dank für eure Hilfe!
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  #8  
Alt 31.01.2006, 10:32
Stina Stina ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.07.2004
Ort: Saarland
Beiträge: 216
Standard AW: Soll man den Vater unwissend den Krebs ertragen lassen?

Hallo, so ähnlich war es bei meinem Vater auch. Er konnte nicht mehr operiert werden, keine Chemo, keine Bestrahlung. Er starb 3 Monate nach der Diagnose Adenokarzinom. LG und viel Kraft
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