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  #1  
Alt 06.10.2010, 12:53
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehen...

Wie einige von euch schon gelesen haben, ist mein Papa am 03.10. verstorben, nach einem langen Kampf wo er immer voller Hoffnung war, vom Speiseröhrenkrebs geheilt zu werden.

Links ist mein Papa!
Ich möchte euch gern von ihm erzählen, weil er ein ganz besonderer Mensch war. Er war immer Anlaufpunkt für alle Familienmitglieder in Not oder mit Kummer. Er hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Mitmenschen gehabt, nie hat er gesagt "das geht mich nichts an" oder "da mische ich mich nicht ein". Er hat immer geholfen wo er kann und hätte sein letztes Hemd gegeben, wenn es jemand bräuchte.

In seiner Stadt war er bekannt wie ein bunter Hund, er sprach sowohl mit den Bettlern an der Klagemauer als auch mit besser situierten Menschen als er selbst es war, er konnte mit jedem gut.
Jeder konnte sich bei ihm ausweinen, doch er selbst hat sich nie beklagt. Nicht über sein Leben, nicht über sein Schicksal, nicht über seine Krankheit. Er war immer voller Hoffnung und Stärke, er hat trotz starker Schmerzen und Einschränkungen in dem letzten halben Jahr niemals gejammert oder sich beklagt, im Gegenteil, er sagte immer es ginge ihm gut, auch wenn es nicht so war.

Er war, obwohl er nur den Hauptschulabschluss hatte machen können (weil er nach dem Tod seines Vaters mit 15 schon seine 7 Geschwister versorgen musste), der belesenste Mensch den ich kenne. Er hat alle Bücher gelesen die ihm in die Hände fielen, bei uns zu Hause waren die Regale immer überfüllt und sogar im Bad lagen mehrere Bücher, damit er die Details nachschlagen konnte zu einem Thema. Er interessierte sich für so vieles: Klassische Musik, Musik überhaupt hat er gern gehört, Kultur, Geschichte, Tiere, die Natur, regionale Geschichte und historische Gebäude, Segelyachten und, und, und! Er war ein sehr guter Koch und liebte es, in der Küche neue Gerichte zu "kredenzen", wie er immer sagte. Er sagte oft im Scherz, Paul Bocuse hätte bei ihm das Kochen gelernt

Mein Vater war ein sehr guter Tänzer, und er liebte es auf Festen zu tanzen. Dafür mussten dann seine Geschwister öfter herhalten, die seinen eigenwilligen Tanzstil oftmals schon peinlich gefunden hatten. Er fegte nur so über das Parkett und schleuderte sie herum

Meine schönsten Erinnerungen an Papa, was auch sehr typisch für ihn war, sind die, wenn wir morgens an jedem Wochenende früh um 4 oder 5 aufstanden, er mit uns zur Tankstelle fuhr wo wir eine Cola, Reißverschlusswurst und Twix bekamen - meine Schwester nahm immer die Wurst mit Ketchup in der Mitte und ich mit Senf - und dann fuhren wir durch die Umgebung unserer Stadt, und machten eine Tierzählung. Wir führten eine Liste über die vielen Tiere, die wir dann sahen. Die Zählung begann immer in unserem eigenen Schrebergarten, in dem morgens um 5 ein junger Hirsch herumlief, und dann stiegen wir ins Auto um eine lange Runde zu drehen. Wir zählten Hasen, Kaninchen, Eulen, Habichte, Mäusebussarde, Rehe, Damwild, Sika-Hirsche, Füchse und Dachse. Außerdem fragte er uns bei jedem Kornfeld, was dort gesäht war.
Und wir sammelten "Opfer", das war Papas Idee gewesen. Jeder winkte unterwegs zu den Menschen die man sah, und wenn derjenige zurückwinkte, weil er dachte man würde ihn kennen, dann war er unser Opfer gewesen

Unsere MUtter hat immer geschimpft, weil unsere Touren immer bis 9 oder 10 Uhr dauerten, wenn wir dann mit Brötchen nach Hause kamen. Überhaupt hat mein Papa NIE den direkten Weg genommen, egal wo er hinging, er machte immer einen Umweg um die Landschaft zu begutachten. Wir hatten mehrere verschiedene Touren. Wenn es Einkaufen ging, dann musste Papa immer erst zum Hafen und mit den Fischern sprechen, bevor er dann einkaufen ging, vielleicht noch bei Oma vorbei, und dann nach Hause kam. Oder wir fuhren Einkaufen und dann eine lange Runde durch die Natur auf allen Schleichwegen der Umgebung.

Oft saß Papa auch auf seiner bestimmten Bank an der Strandpromenade und beobachtete das Meer. Das Meer, in dem auch sein Vater umgekommen war. Mein Vater wird auch auf der Ostsee eine Seebestattung bekommen, das hat er sich gewünscht.

Was ich besonders schön fand, dass nun, wo er so krank war, nicht mehr er auf den Runden fuhr, sondern ich fuhr dann die Runden mit ihm. Oder Mama, oder meine Schwester. Immer hat er sich darüber gefreut und hat sich bedankt, dass wir mit ihm die Runde gefahren sind. Er wollte immer überall noch die Schleichwege entlang, das war das Größte und darum wollte er immer mit wenn ich einkaufen sollte - egal wie schlecht es ihm ging!

Am Freitag findet seine Trauerfeier in der dänischen Kirche statt (wir sind alle auf der dänischen Schule gewesen und gehören der dänischen Minderheit an), gestern war seine Aufbahrung in der Kapelle, wo wir nochmal sehen konnten wie er in seinem ANzug aussieht. Er sah sehr friedlich und schön aus. Wir haben ihm seinen ANzug mitgegeben, den er letzten Dezember auf seiner Überraschungsparty zum 60. Geburtstag anhatte

Es ist ganz schön anstrengend, was man alles regeln und erledigen muss. Ich war jetzt die letzten Tage mit Mama beim Amt für die Sozialhilfe für den Beitrag zu den Bestattungskosten, dann für die Renten (Halbwaisen- und Witwenrente) müssen wir morgen auch nochmal hin, dann mussten wir schnell eine Annonce aufgeben und aussuchen wie der Sarg, die Kleidung, die Blumen sein sollen etc. - es gab so viel zu tun. Morgen backen wir zusammen Kuchen für die Trauerfeier am Freitag. Wir werden danach neben der Kirche in einem Raum mit der Familie und Freunden Kaffee und Kuchen haben.

Ich tröste mich momentan noch damit, dass er nur für mich nicht mehr sichtbar ist, aber irgendwo mit meinem verstorbenen Pferd und meinen 2 Hunden auf mich wartet. Den einen Hund davon hat Papa nämlich von mir bekommen, als er älter wurde, weil meine Eltern im Erdgeschoss lebten und es dem Hund dort besser ging. Papa hat immer gesagt "so einen guten Hund wie Dino finden wir nie wieder! Mir kommt kein Hund mehr ins Haus, außer ein Airedale Terrier!". Einen Gutschein für so einen hatte ich ihm vor 3 Wochen geschenkt - leider wurde daraus ja nichts mehr, er hatte sich so gefreut nach der Behandlung einen Hund auszusuchen, es sollte im Frühling losgehen!

Schade finde ich, dass Papa nun nicht mehr erlebt, mit wem ich zusammen bin, wen ich vielleicht irgendwann mal heiraten sollte, dass ich seine Meinung dazu nicht mehr erfahren werde, dass er keine Enkel gehabt hat, überhaupt, dass er so jung gehen musste. Ich hätte es ihm gerne alles abgenommen

Im Moment habe ich so ein gleichgültiges Gefühl, ich kann es nicht beschreiben. Ich rede über ihn, aber ich weine nicht um ihn, ich habe das Gefühl mir kann nichts Schlimmes mehr passieren, man kann mir nichts mehr wegnehmen, weil das Wertvollste mir schon genommen wurde. Ich finde es erleichternd, dass ich mich um nichts mehr sorgen muss, Papa war die letzte Zeit einfach erste Priorität und alles andere habe ich stehen und liegen lassen. Eine Bekannte von mir meinte dass ich wahrscheinlich viel später erst aktiv trauern werde, und wenn nicht dann müsste ich mir Gedanken machen. Meine Tante meinte, sie bewundert meine Stärke, eine andere meinte es sei meine Art mit der Trauer umzugehen, hyperaktiv zu werden und etwas zu unternehmen. Ich bin die Einzige, die anderen sind eher alle traurig und hilflos und verzweifelt. Ich bin ja traurig, mir tut es alles so sehr leid, aber ich kann und will jetzt nicht weinen, ich kann es nicht erklären.

Auf Papas Anzeige habe ich mir einen Spruch ausgesucht "Ich gehe zu denen die mich liebten und warte auf die die mich lieben", den fand ich so schön weil er nicht nur den Abschied, sondern auch eine Wiederkehr darstellt. Ich wollte etwas mit Hoffnung auf ein Wiedersehen, etwas, dem man noch Positives abgewinnen kann. Meine Mama und Schwester haben auch ein Zitat ausgesucht, aber ein anderes.

Schön finde ich auch dieses Zitat:
Das sind die Starken, die unter Tränen lachen,
eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.

Franz Grillparzer (1791-1872)
Es passt gut zu Papa, weil er selbst ein sehr trauriger Mensch war, aber trotzdem immer gern gelacht und anderen geholfen hat.
__________________
Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .

Geändert von Karolinchen (06.10.2010 um 13:08 Uhr)
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  #2  
Alt 06.10.2010, 19:20
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Ich melde mich nochmal, weil ich sehr traurig bin
Wir haben nur Ärger wegen der Bestattung. Wir wollten dass der Sarg herausgetragen wird, von mir, 2 Onkeln, einem Freund etc. - und Oma und Papas Geschwister sind total dagegen und meinen das würde sich nicht gehören wenn ich den Sarg meines Vaters trage. Ja wer denn sonst?!? Wildfremde? Die 6 Sargträger die ihn holen kosten auch nochmal 98 Euro, da ist es ok für die Familie Geld dazuzugeben, aber für die Traueranzeige da wollen sie das nicht, die fanden sie unpassend weil wir reingeschrieben haben dass wir bitten von Blumengeschenken abzusehen und uns stattdessen über finanzielle Unterstützung freuen würde.

Nun hat meine Oma meine arme Mutter angerufen und fertiggemacht, wie wir nur so einen Bettelbrief in die Zeitung setzen konnten, das macht man nicht und die hätten schon für uns zusammengelegt - meine Mutter ist fix und fertig und weint zu Hause .

Ja, das kennt man ja, erst große Töne spucken und dann kommt nachher doch nichts mehr bei raus, darum haben wir um finanzielle Hilfe gebeten und das ist auch ok - was sollen wir mit 100 Blumensträußen und haben nachher über 3000 Euro Bestattungskosten, die das Amt vielleicht nicht übernimmt (wir müssen ja erst den Antrag noch stellen). Überhaupt jedes Mal wenn wir dann etwas geplant haben, was besonders ist, meinten sie gleich "das kostet ja wohl hoffentlich nicht mehr, weil sonst muss das ja nicht sein" - andererseits wollten sie einen Redner für 280 Euro engagieren obwohl der Pastor das so macht und eben das mit den Sargträgern. Erst sagen sie, WIR sollen die Feier so gestalten, wie wir wollen, und dann bestimmen sie hintenherum wie es gemacht werden soll, rufen hinter unserem Rücken den Pastor an etc. und mischen sich überall ein.

Die wollten uns erst alle in ein Cafe schleppen was mein Papa angeblich mochte (wir 3 wissen aber er mochte es NICHT) - und die Familie meint sie wüßten über ihn besser bescheid als wir, was er mochte. Nun haben wir dann durchsetzen können dass die Feier in der Kirche stattfindet in einem Raum, nun wurden dann einfach SChnittchen bestellt, dabei wollten wir das selbst machen, wir backen auch etwas. Da meinten die Tanten dann "nee, das geht doch nicht, wer soll das denn alles machen, das können wir doch nicht leisten und ihr auch nicht!" - und haben einfach Brötchen bestellt. Das wollen die auch bezahlen, aber andere Dinge werden dann wieder niedergemacht als zu teuer und unnötig. Ich finde das Essen unnötig, überhaupt finde ich einen "Leichenschmaus" pervers, Mama und meine Schwester auch und ein anderer Onkel auch. Da hätten sie lieber dann das GEld für die Bestattung mehr geben können, was ja noch auf uns zukommt.

Ich bin sehr traurig und verzweifelt und weiss nicht was ich machen soll, Mama weint, ich bin wütend auf die Familie von Papa (nicht alle, aber bestimmte), und ich kann aber nicht verhindern dass sie meckern und sich einmischen

Habt ihr sowas auch schon erlebt???? Wir sind so hilflos, als wenn wir keine anderen Sorgen hätten. Am liebsten hätte ich zu denen gesagt, dann feiert doch eure sch... Beerdigung alleine, ich komm nicht mehr! Ich mach meine eigene Trauerfeier! Sonst haben wir uns immer gut verstanden, aber jetzt werden die echt ungemütlich. Die Familie ist sowieso intern schon verstritten, von 8 Geschwistern haben 2 der Familie komplett den Rücken gekehrt, und so langsam kann ich das auch verstehen.

Achja, das Beste war ja noch dass meine Oma meiner Mutter sagte, ich solle mich zur Feier bitte ordentlich anziehen und nicht so wie sonst, was geht sie das an??? Ich kan anhaben was ich will, und wenn ich in Öljacke und Jogginghose hingehe!!! oder in bunten Farben, auch das ist meine Sache!!! Papa hätte es nicht gestört, er mochte mich wie ich bin, er hat nie gemeckert und er hätte auch nicht auf Trauerkleidung bestanden. Ich hatte auch nicht vor in schwarz zu kommen. Eleganter schon, aber nicht schwarz. Aus Protest würde ich am Liebsten in meinen Skaterhosen hingehen, wie können die meiner Mutter sagen ich solle mich bitte ordentlich anziehen?!?
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Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
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  #3  
Alt 06.10.2010, 20:17
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Liebes Karolinchen,

ich weine schon wieder bei dir mit - zieh dein Ding durch! Zieh an, was du meinst, du wirst schon das Richtige auswählen. Feiert die Beerdigung wie ihr es wollt. Das geht nur deine Mutter und dich und deine evt. Geschwister was an.

Ich finde das "mit der finanziellen Unterstützung in der Anzeige" vollkommen korrekt, es ist auch wichtig einen Grabstein kaufen zu können und eine Vase, eine Lampe etc. Dazu kann man das Geld gut verwenden. Hier bei uns geben die meisten Leute schon Geld im Umschlag statt einen Blumen-Kranz.

Auch das mit dem Sarg tragen finde ich o. k. und ich finde diesen Wunsch "sehr stark" von Dir. Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich als Frau, aber egal. Das ist das, was Du für deinen Vater als letztes tun möchtest! Ein Bekannter von mir ist auch u. a. von einem seiner Söhne getragen worden, der wollte das unbedingt, der andere nicht, jeder muss da irgendwie mit umgehen. Man sollte versuchen, sich nicht von solchem Palaver drum herum beeinflussen zu lassen.

Kopf hoch, ich denk an dich und schreib mal, wie du es geschafft hast.

LG Monika
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  #4  
Alt 06.10.2010, 20:31
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Papa bekommt eine Seebestattung, aber trotzdem, wir müssen ja beim Sozialamt einen Antrag stellen, was erst geht nachdem wir die Rechnung HABEN. Das wird erst in einem Monat nach der Seebestattung sein, aber jetzt ist erstmal die Trauerfeier vor der Einäscherung. Die Kosten sind über 3000 Euro, und das Amt wird erst das Konto von mir und meiner Schwester überprüfen. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie Kosten übernehmen, weil meine Schwester Altersvorsorgen und Sparbücher hat, und einen Bausparvertrag. Das wird sie bestimmt nach Meinung des Amtes auflösen müssen. Natürlich wird es dazu nicht kommen, der Bestatter sagte wir könnten auch in Raten zahlen wenns nicht geht mit dem Geld. Erstmal müssen wir abwarten, was denn das Amt sagt und was sie übernehmen, dann kann man weiter überlegen. Nach Rechnungseingang sagte der Bestatter dass wir einen Monat Zeit zum Zahlen hätten.

Mit dem Sargtragen das wird wohl nichts werden, ich habe nur 5 Personen gefunden inklusive mir, der 6. fehlt und keiner will - und einige mokieren sich eben dass ich das machen will und meinen das gehört sich nicht und ich darf das nicht.
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Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
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  #5  
Alt 07.10.2010, 09:44
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Hallo Karolinchen,

ich habe das natürlich gelesen, dass es eine See-Bestattung werden soll und da braucht man natürlich keinen Grabstein usw., aber so oder so ist das mit der Kostenbeteiligung o. k.

Bin im Moment "etwas durch den Wind". Seit es meinem Mann nach der Speiseröhrenkrebs-Erkrankung wieder recht gut geht, habe ich schon seit Monaten das Gefühl, dass ich keine Kraft mehr habe und bin äußerst erschöpft. Das wurde immer auf die Situation geschoben. Aber nun habe ich vom Gynäkologen Bescheid bekommen, dass die erstmalig mit 50 Jahren abgegebenen Stuhlproben Blut enthalten und ich muss eine Darmspiegelung machen lassen, da es sich um Darmkrebs handeln könnte, aber nicht muss!
Ich habe Angst und das Gefühl, dass ich einfach keine Belastung mehr zusätzlich zu meinem Mann und den "ganz gewöhlichen Alltagsproblemen" ertragen kann...

Monika
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  #6  
Alt 07.10.2010, 15:44
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Liebes Karolinchen,

mein herzliches Beileid. Es tut mir so leid was ihr gerade durchmachen müßt. Ist es nicht genug das du deinen Papa verloren hast nun muß deine Familie auch noch Ärger machen.
Ich mußte meinen Papa vor knapp 2 Jahren gehen lassen, er hatte einen Gehirntumor.
Ich kann dir nur raten mach dein Ding zieh an was du möchtest und ich finde es eine ganz tolle Idee das du den Sarg mit tragen willst.
Warum nicht ???? Ich verstehe nicht warum sich das nicht gehören soll. Das ist deine Art dich von deinem Papa zu verabschieden es gehört für dich eben dazu.
Ich wünsche dir für die nächste Zeit ganz viel Kraft.....

Liebe Grüße Katrin
__________________
Mein Papa
22.02.1950 - 02.11.2008

Ich werde dich immer lieb haben.......du fehlst mir so!
****************************************
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  #7  
Alt 07.10.2010, 20:27
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Hallo Monika,
das tut mir total leid und ich drücke für Dich die Daumen dass es kein Krebs ist!!! Ich denke an Dich und schicke Dir ganz viel Kraft! Wenn es nötig ist, dann macht man immer nochmal Kräfte frei die man sich selbst gar nicht zugetraut hat, aber ich hoffe dass Du sie nicht brauchen wirst!

Das mit dem Sargtragen wird ja nun leider nichts mehr weil die Familie es geschafft hat es zu vereiteln und wir nicht 6 Personen zusammenbekommen haben, einer fehlte und dann musste der 5. auch noch morgen arbeiten, also wird es nichts - aber Papa wird wissen dass ich es so gemacht hätte wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte. Dafür wird er seine Seebestattung vom Fischkutter aus bekommen, so wie er sich das gewünscht hätte. Das war noch nicht ganz sicher, ob es ging wegen der Kosten, aber das Amt hat grünes Licht gegeben, wegen der Verbundenheit zu unserer Stadt (normal sind Seebestattungen aus einem anderen Dorf, jetzt geht es von unserer Stadt aus los mit einem Kutter statt von anderswo mit einem normalen Schiff), die Papa hatte und weil er mal Fischer war.

Ich werde mich über die Familie nicht mehr ärgern, ich merk mir das und dann wird man sehen was dabei rauskommt. Heute hatten wir ganz viele schöne liebe Beileidsbriefe im Briefkasten. Es ist schön zu wissen wie viele Menschen Papa mochten und uns jetzt Trost zusprechen und Geld zugeben für die Bestattung. Ironischerweise tun wir das Geld in Papas Groschen-Urne, das war sein Sparschwein, es ist ein Sarg aus Plastik auf dem der Opa im Rollstuhl thront aus dem Zeichentrickfilm "Das kleine A-loch" - dieses Sparbehältnis hatte ich ihm mal zu seinem Geburtstag geschenkt und er hat immer seine Münzen darin gesammelt.

Geändert von gitti2002 (29.08.2023 um 20:02 Uhr)
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  #8  
Alt 10.10.2010, 21:00
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Hallo Karolinchen,

habe gelesen, was Du in den letzten Wochen alles erleben musstest und konnte mich gut in Dich hinein versetzen, weil ich in den letzten Jahren erst 2007 bei meinem Mann und letztes Jahr bei meiner Schwiegermutter viele Stunden auf der Intensivstation verbracht habe und immer das Gefühl hatte, sie bekamen mit, wenn ich da war...

Dein Vater hat gekämpft und Du mit ihm

Ich hoffe, Du durftest doch noch eine friedliche Trauerfeier erleben und die Zeit bis zur eigentlichen Bestattung wird nicht zu lang. Bei meinem Vater dauerte das 1990 noch ca. 3Wochen und wir wussten vorher nicht, wie lang...

Traurige Grüße, Deine A.
__________________
Betroffener: mein Mann
( Rest entfernt)
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  #9  
Alt 10.10.2010, 23:55
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Also uns sagten sie auch, dass es 3 Wochen etwa dauern wird bis zur Seebestattung. Mal schauen. Die Trauerfeier war (für mich) nicht so toll, sie hat mich nicht so sehr berührt. Alle anderen fanden sie aber toll. Ich denke die Seebestattung wird mich eher berühren, weil das ja auch erst die richtige "Beerdigung" ist.

Heute hatte ich meinen Termin beim Professor von Papa, der mir sehr lieb alles erklärt hat. Zusammen haben wir noch Papas CTs und Röntgenbilder angeschaut (ich brauchte das, diese bildliche Darstellung, nicht immer nur die Worte aus dem Mund eines Fremden) und nun habe ich vieles erkannt, es hat mich auch ein wenig schockiert, aber ich fühle jetzt dass es auf jeden Fall richtig und gut war ihn gehen zu lassen, es hätte NOCH schlimmer kommen können . Vor allem, ihn schnell gehen zu lassen. Ich hatte mir dafür Vorwürfe gemacht, weil ich ja die Ärzte um noch mehr Medikamente gebeten hatte für Papa, damit er davon nichts mehr mitbekommt.

Medizinisch ist mir jetzt klar, dass mein Papa leider von Anfang an eine fast ausweglose Situation hatte. Aber was hätte man machen sollen, außer dem Krebs den Kampf anzusagen? Das war ja gut und richtig und es hätte klappen können. Habe aber gesehen, dass bei ihm das ganze umliegende Gewebe infiltriert gewesen war. Selbst mit OP, das ist mir dann heute klargeworden und das konnte ich vorher ja ohne die Bilder nicht wissen, die Wahrscheinlichkeit wäre sehr groß gewesen dass Teile des Tumors noch irgendwo übrig geblieben wären weil er nicht deutlich abgrenzbar war. Dann wäre die Hölle nochmal von vorne losgegangen. Wie schlimm wäre das denn gewesen? Das ist uns erspart geblieben, auch wenn wir anderes Schlimmes erleben mussten.

Und die Chemo und Bestrahlung waren da, um den Tumor deutlicher abzugrenzen vor der OP (darum erst Chemo und dann OP geplant), was wohl auch geklappt hatte, aber dennoch, er war sehr groß und die Leber war nun einfach leider kaputt von der Chemo, obwohl sie schwach (30%) war.

Es hat sich auch herausgestellt, dass Papa auf der Intensiv soviel Eis gegessen hat, weil wahrscheinlich das ganze Eis direkt von der Speiseröhre in die Bronchien gewandert ist (ich hatte mich schon gewundert warum er auf einmal essen kann und hatte schon so eine böse Vorahnung warum), und aus dem Grund hatte er auch die Lungenentzündung sehr wahrscheinlich. Er hat wohl vorher schon länger "in die Lunge geschluckt"... Dort war ein Durchgang. Der eigene Speichel hat seine Lunge entzündet. Anders konnte der Prof. sich das auch nicht erklären, und ich auch nicht. Genau wissen wir es nur nicht, weil Papa nicht obduziert wurde.

Der Professor war wirklich super, er hat mir sogar angeboten, dass ich ihn anrufen kann, wenn ich einen väterlichen Rat brauche - das ist wirklich ein Arzt mit Leib und Seele, Papa hat ihn sehr gemocht, jetzt weiß ich warum. Mir hat der Termin heute sehr viel gebracht, auch wenn es weh tat zu sehen wieviel Leid mein Vater körperlich eigentlich erdulden musste. Am Ende haben wir noch mein Fotoalbum mit Fotos von Papa und mir in meiner Kindheit angeschaut, wollte dem Prof. nur zeigen dass Papa mir so besonders nahe stand, und dann bin ich gegangen.
__________________
Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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  #10  
Alt 11.10.2010, 21:27
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Ute08 Ute08 ist offline
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Liebes Karolinchen,

einfach mal

Ein lieber Gruß
Ute
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Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #11  
Alt 11.10.2010, 22:04
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Hallo Karolinchen,

auch ich hatte so ein Gespräch einige Monate nachdem Myriam verstorben war. Es hat mir sehr viel Kraft gegeben damals. Auch ihr Professor war, und ist es heute noch, ein sehr guter Arzt und ein ganz toller Mensch. Ich denke heute noch manchmal an ihn.

Dieses Gespräch hat viele Ungereimtheiten aus deinem Kopf befördert und du kannst diese Gedanken beiseite schieben. Sie sind erledigt. Jetzt kannst du dich dem Wesentlichen, deiner Trauer, widmen. Denn deine Selbstvorwürfe haben keine Grundlage mehr. Es war mutig, gut und richtig, dass du dieses Gespräch gesucht hast. Du hast jetzt zumindest in der Hinsicht Klarheit.


Alles Liebe

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #12  
Alt 20.10.2010, 11:51
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

DAnke Ute und Helmut!

Ich bin auch sehr froh, mit dem Professor geredet zu haben. Er meinte auch, wenn wir mit den Bestattungskosten nicht klarkommen, sollen wir uns nochmal bei ihm melden, dann versucht er vielleicht über einen Verein oder so dass wir eine Spende bekommen wenn das geht. Immerhin will er es versuchen.

Momentan bin ich total am Rotieren, mein Wunsch, in irgend einer Form Medizin zu studieren (ich wollte schon immer Tierärztin werden, nur das Abi reichte nicht, und ich werfe mir das schon Jahre lang vor), ist gewachsen und läßt mich nicht mehr los. Ich möchte Medizin studieren, und zwar Humanmedizin! Nur weiß ich noch nicht wie ich das anstellen kann, darüber muss ich noch eine Weile brüten.

Am 26.10. wird die Seebestattung sein, und das "Tolle" ist, dass nun alle aus der Familie die sich vorher so eingemischt haben, auf einmal nicht mitkommen wollen - da frage ich mich, warum sie sich überhaupt so gesperrt haben, als ich angeleiert habe, dass wir aus unserer Heimatstadt mit einem Fischkutter losfahren (Papa war einmal Fischer) - anstatt aus der Nähe von Kiel mit irgend einem Dampfer, zu dem Papa eh keinen Bezug hatte. Erst wollten sie alle nicht, dass ich das organisiere, weil "wenn das mehr kostet dann sagst Du das aber ab, ja?" - und nun stellt sich heraus dass sie gar nicht mal vorhatten, das Boot zu betreten, die eine ist Seekrank, die andere meint sie würde es nicht schaffen weil der Weg zu weit ist...

Das Schöne ist aber, dass dafür dann eine Schwester von Papa und ihr Mann, die auch die Trauzeugen meiner Eltern waren, mitkommen. Denn sie waren nicht auf der Trauerfeier, weil sie keine Lust auf die Streitigkeiten innerhalb der Familie hatten (haben schon lange keinen kontakt mehr zu Oma gehabt und zu uns auch ein paar Jahre nicht) und nun wo sie wissen dass die gewissen Personen nicht mitkommen, werden sie vorher zu uns kommen und dann mit uns zusammen zur Seebestattung, was mich sehr freut!

Denn ich hatte vor der Trauerfeier bei ihnen angerufen und gefragt ob sie kämen, da wussten sie es noch nicht - und waren etwas verunsichert was sie zu mir sagen sollten, weil sie dachten wir alle wären böse weil wir nie etwas von ihnen gehört haben, auch nicht als Papa krank wurde.

Ich sagte ihnen am Telefon, dass ich persönlich und meine MUtter und Schwester, keinen Groll gegen sie hegen, und dass ich nicht weiß, warum sie nicht letztes zu Papas 60. Geburtstag kommen wollten, dass ich aber nicht böse deswegen bin, weil ich die Gründe nicht kenne und es sicher welche gibt, die ich vielleicht ja noch erfahren darf.
Ich habe ihnen gesagt dass ich mich freuen würde wenn sie zur Trauerfeier kämen, aber es verstehen könnte wenn sie sich nicht trauen wegen der Familienstreitigkeiten.

Und dass ich irgendwann gern die Gründe erfahren würde, warum sie denn mit uns auch irgendwann nichts mehr zu tun hatten, weil ich sie immer gern gemocht habe und dass ich hoffe dass wir ab jetzt weiter KOntakt halten. Da waren sie beide ganz froh und meinten es wäre sehr toll von mir gewesen, sie selbst anzurufen und ihnen zu sagen wann die Trauerfeier ist und dass sie immer willkommen sind, und sie wollen mit mir in Zukunft sehr gern weiter Kontakt haben! Das freut mich! Ich habe sie früher öfter besucht, als ich in Flensburg wohnte, weil ich ja mit 16 schon von Zuhause auszog und dort zur Schule ging und lebte, und die wohnten in der Nähe und meine Eltern ja weit weg, außerdem hatte ich ja selbst damals 1,5 Jahre keinen Kontakt zu meinen Eltern.

Und die Schwester meiner Mutter wird aus der Schweiz anreisen, ich hole sie dann wahrscheinlich in HH am Flughafen ab und fahre mit ihr dann hoch zu Mama.
__________________
Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
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  #13  
Alt 20.10.2010, 20:40
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oft-weiß-ich-nich-weiter oft-weiß-ich-nich-weiter ist offline
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Hallo Karolinchen,

ich freue mich für Dich, dass schon ein Termin fest steht und Du planen kannst. Auch, dass sich in dieser Situation manche Beziehungen zu Familienmitgliedern neu ordnen, ist nicht so ungewöhnlich. Es ist ja auch schön, dass vielleicht der Kontakt zu den Trauzeugen Deiner Eltern neu belebt wird.
Wenn ich von der Seebestattung höre, muss ich immer an meine Mama denken, die eigentlich plant, wenn sie stirbt, mit meinem Papa zusammen See-bestattet zu werden.
Es hört sich schön an, dass Dein Vater als ehemaliger Fischer so "nach Hause" kommt.
Deinen Wunsch, Medizin studieren zu wollen, kann ich gut verstehen, ich habe mir das nicht zugetraut und meine Noten waren auch damals zu schlecht, aber gerade jetzt möchte ich so oft so viel mehr verstehen, was da passiert, wirklich kompetent Entscheidungen treffen...
Hoffe, die Tage werden nicht zu schwer.

Liebe Grüße, Deine A.
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Betroffener: mein Mann
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  #14  
Alt 20.10.2010, 21:38
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Ich glaube nicht... Bin bisher ja auch sehr gut klargekommen, jedenfalls oberflächlich.

Das einzige was mich massiv stört sind die Angstzustände die ich nicht kontrollieren kann und weswegen ich nicht allein sein kann über Nacht, weil sie von allein irgendwann kommen und ich bekomme die Panik nicht gebändigt, obwohl ich ja eigentlich ein sehr rationaler und "cooler" Typ Mensch bin, der in Notsituationen den klaren Kopf behält, aber diese Ängste kommen und gehen wie sie wollen und ich kann sie mir nicht ausreden. Ich weiss auch nicht warum sie da sind und was sie mir sagen wollen. Ich habe dann wenn ich zu lange allein bin Beklemmungsgefühle, als wäre ich eingeengt und könnte nicht atmen, kann nicht schlafen etc. und wenn ich schlafe, dann bekomme ich oft so schlimme Albträume, dass ich nicht mehr einschlafen kann oder mich nicht traue - das nervt schon sehr. Es zermürbt mich, ich bin oft schlecht gelaunt und verwirrt, ich vergesse immernoch sehr viel und habe Sprachaussetzer ab und an... Vielleicht sollte ich doch mal selbst zum Arzt gehen, das habe ich auch lange aufgeschoben weil es wichtigeres gab, aber jetzt gibt es ja nur noch mich selbst sozusagen. Mama ist ja gesund, da muss ich mich nicht sorgen.

Ich fühle mich etwas zurückgeworfen in der Zeit, weil ich mich fühle wie ein Kind was nicht ohne die Eltern wohnen kann - ich habe eigentlich eine eigene Wohnung, habe sie aber noch nicht bewohnt weil ich mich nicht überwinden kann dort allein mit meinem Hund zu sein. Jedesmal wenn ich dort einziehen wollte, hat mich die Panik überkommen, obwohl ich ja schon oft allein gewohnt habe. Ich habe also nicht bewußt Angst. Habe sogar öfter gedacht wie toll es wäre wieder allein zu wohnen in der eigenen Wohnung. Aber nun bekomme ich es nicht hin, ich halte den Zustand des Alleinseins nicht aus. Ich versuche verzweifelt dann alle in meinem Telefonbuch stehenden Verwandten und Bekannten anzurufen damit die Zeit vergeht oder sich vielleicht auch mal jemand anbietet mich zu besuchen. So kommt übermorgen meine Tante zu mir und schläft bei mir damit ich nicht allein bin...

Ich habe die letzten Tage viel mit einer Ärztin gesprochen, und sie fragte mich was mich am Ärzteberuf so fasziniert, warum ich das werden möchte. Ich konnte sehr viel dazu sagen, denn ich möchte nicht nur alles verstehen oder begreifen, nein, ich will gerne dafür sorgen, dass zumindest "meine" Patienten und deren Angehörige eine respektvolle und vernünftige Behandlung voller Offenheit und Aufklärung erfahren, und auch Hoffnung. Ich will Menschen helfen, eine schwere Zeit möglichst gut zu schaffen, sei es mit dem Ziel der Gesundung oder der Sterbebegleitung. Ich möchte dass es den Menschen so gut geht wie es möglich ist, und dass einem nicht irgendwelche Möglichkeiten unterschlagen werden. Ich möchte helfen, Krankheiten so rechtzeitig zu erkennen dass man auch noch helfen KANN, ich möchte mich auch sehr gern ehrenamtlich dann engagieren, für arme Menschen oder für Menschen die sich nicht zum Arzt trauen. Ich könnte noch so viel weiterschreiben, ich möchte einfach nur unbedingt Arzt werden! Ich bereue mein schlechtes Abi, aber ich will alles tun um es irgendwie doch noch zu schaffen. Ich denke ich habe meine Berufung gefunden, nachdem ich wirklich jahrelang recht ziellos durchs Leben gegangen bin und hier und da eben was studiert habe, was sich anbot, aber nicht was mir wirklich gefiel. Ich habe immer von einem Tag in den anderen gelebt und geschaut was das SChicksal mir bereitlegt - habe nie geplant oder auf etwas hingearbeitet. Das ist ja auch grundsätzlich nicht verkehrt, aber nun will ich etwas wirklich erreichen, was ein langfristiges Ziel wäre. Mein erstes wirklich langfristiges Ziel, ich hatte noch nie eins. Als hätte ich geahnt dass man dafür keine Zeit hat, dass man jeden Tag nehmen muss wie er kommt. Aber nun ist die schwere Zeit vorbei, nun kann ich wieder planen. Vielleicht hat das Schicksal mir so zeigen wollen wofür ich bestimmt bin. Bisher habe ich WIRKLICH nicht gewußt was aus mir mal werden soll. Klar, ich habe schon einen Bachelor of Science in Internationalem Management (englisch und Dänisch), und ich habe auch in einem Jahr noch einen Bachelortitel im Wirtschaftsingenieurwesen und einen Mastertitel im Management (studiere 2 Sachen gleichzeitig gerade) - aber das ist nicht was ich wollte, das ist was für mich gerade da war. Das war mein Weg, aber nun habe ich ein Ziel. Ich hoffe ich darf es noch erreichen, auch wenn ich es sehr spät erkannt habe. Ich bin auch sehr traurig, dass ich es Papa nicht mehr sagen konnte was ich gerne werden möchte, und dass ich nicht weiß was er davon gehalten hätte

Bisher habe ich halt immer die Türen genommen, die sich mir gerade öffneten und dachte das Leben wird es schon gut mit mir meinen. Papa war darüber auch oft am Scherzen, manchmal war er auch etwas böse darüber dass ich so ziellos und chaotisch bin und 1000 Dinge gleichzeitig anfange und teilweise nicht beende. Vielleicht wäre er jetzt stolz wenn ich es schaffen kann etwas zu Ende zu bringen was mich auch noch erfreut
__________________
Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .

Geändert von Karolinchen (20.10.2010 um 21:41 Uhr)
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  #15  
Alt 21.10.2010, 10:35
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Hallo Karolinchen,

Deine Ängste - ich denke, dass es sich um Angst- und Panikattacken handelt, kenne ich leider nur zu gut von mir selbst... - hattest du die schon vor "der Sache mit deinem Vater"? Oder erst danach?

LG Monika
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