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  #1  
Alt 24.05.2013, 12:16
Tina051985 Tina051985 ist offline
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Registriert seit: 24.05.2013
Ort: Lebach / Saarland
Beiträge: 3
Standard Hilflos in zweierlei Hinsicht

Hallo,

ich bin neu hier und verfolge das Krebsforum schon ca. seit 2 Monaten und habe mich jetzt auch hier angemeldet.
Ich weiß nicht so recht wo ich anfangen soll...
Aber ich fange einfach mal an zu schreiben...
Ich habe vor 2 Jahren meinen Lebenspartner kennengelernt sowie seine traumhafte Schwiegermama. Alles lief perfekt, doch dann begann der September 2012... Rosi ( meine Schwiegermama ) klagte über Übelkeit und Schwindel. Ok die ersten 2 Wochen dachte man sich nicht so viel und sie ging zu ihrem Hausarzt. Der fand nichts. Der Schwindel wurde schlimmer und schlimmer, die Übelkeit verging. Sie ging mehrmals nochmals zu ihrem Hausarzt. Diagnose Bour-Out.
Ende Oktober ging es ihr so schlecht, ( Schwindel, Fallneigung,konnte kaum laufen, kraftlos ) und sie ging ins Krankenhaus. Nach 2 Wochen, folgte die Entlassung. Eine wirkliche Diagnose fand man nicht. CT vom Kopf war ok, Blutwerte ok usw. . Diese erste Klinik vermutete noch die Halsschlagadern. Diese wurde untersucht, kein Befund. Es folgte eine Odysee an Arztterminen, HNO, Augenarzt usw.
Mitlerweile war es Dezember und es lagen folgende Symptome vor ( Schwindel, Fallneigung, Sehschwäche, Schmerzen im Ohr, Hörschwäche bzw. Taubheit auf einem Ohr). Keine fand eine Diagnose... Man wurde überall vertröstet.
2 Tage vor Weihnachten begann die re. Gesichtshälte gelähmt zu sein und die restlichen Symptome blieben... Rosi wollte definitiv erst nach Sylvester ins Krankenhaus, obwohl sie Schmerzen hatte, der Mund schief war usw. Sie verbrachte die Feiertage einfach auch der Couch, bis auf kleine Ausnahmen.
Am 3. Januar ging sie wieder in die erste Klinik ( Neurologie ). Diese stellten einen Herpes im Nervenwasser fest, kein Schlaganfall oder ähnliches, CT war in Ordnung.
Ok nach einer Woche kam sie heim, es war nichts besser. Ich schickte sie zu einem bekannten HNO Arzt wegen der Taubheit auf dem Ohr. Dieser überwies sie in die Uniklinik Homburg. Dort angekommen zur ambulanten Besprechung wollten ein spezielles MRT vom Kopf haben. Ende Januar folgte die Untersuchung. Diagnose: Akustikusneurinom ( gutartiger Tumor im Ohr ) .
Jippi dachten wir, endlich wird ihr geholfen. Es folgte der 10 Februar...
Es ging ihr morgens zuhause so schlecht, dass ich den Krankenwagen rief... Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, die Gesichtslähmung war wieder schlimmer und sie sah auf einem Auge kaum mehr was. Die Sanitäter fuhren sie nach Homburg. Die hatte an kein Bett frei und fuhren sie wieder zurück in die erste Klinik. Nach weiteren Untersuchungen wurde sie dann eine Woche später nach Homburg verlegt. Ok, soweit so gut, es wurde die OP für den 20.02. geplant um das Akustikusneurinom zu entfernen. Die Op verlief gut.
Aber dann...
10 Tage später kam die Gesichtslähmung zurück und das Akustikusneurinom war eine Metastase... Und es gab noch mehr davon...
Am 4.3. erlitt sie dann eine Lungenembolie. Der Haupttumor war noch nicht gefunden. Sie bekam Heparin i.v. zur Blutverdünnung... Ein Fehler...
Freitags Morgens gegen 6 Uhr wurde sie blau und sofort von Normalstation auf Intensiv verlegt. 2x reanimiert, CT Lunge und Abdomen...
Sie hatte einen riesigen Lungentumor der aufgebrochen war und wahnsinnig blutete... Sie verstarb am 08.03 um 19:35 Uhr.
So und jetzt habe ich folgende Sorgen... Sie hinterlässt 3 Söhne, eine Mama, einen Ehemann.
Mein Partner verkraftet den Tot nicht. Seine Mama fehlt. Das ist alles verständlich... Es tut mir auch weh. Ich habe zu meiner eigenen Mama kein Kontakt. Sie war meine Ersatzmami... Mir fehlt sie auch... Ich kämpfe selbst mit der Trauer die ich nach außen nicht zeige, weil ich meinen Schatz nicht noch mehr runter ziehen möchte. Ich möchte für ihn stark sein. Er distanziert sich von mir. Er hat kein Lachen mehr und ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann.
Wer kann mir Ratschläge geben wie ich mit der Situation klar komme, mit meiner und der Situation der Beziehung.

Rosi
*08.05.1957
gestorben: 08.03.2013
( Adenocarcinom der Lunge )

Du fehlst uns so...
Wir vermissen dich...
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  #2  
Alt 24.05.2013, 13:31
Tiina Tiina ist offline
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Registriert seit: 04.08.2010
Ort: Hamburg
Beiträge: 676
Standard AW: Hilflos in zweierlei Hinsicht

Liebe Tina,
ich würde Dir auf jeden Fall raten, ihm Deine Trauer offen zu zeigen. Für mich wäre es sehr tröstlich gewesen, wenn mein Mann nach dem Tod meiner Mutter auch getrauert hätte... Es hätte mich sicher nicht runtergezogen, sondern mir geholfen, es wäre sehr schön gewesen, gemeinsam zu weinen oder über meine Mutter zu sprechen. Das ist auf jeden Fall etwas, was sich fast alle Hinterbliebenen wünschen - über den lieben Verstorbenen zu sprechen.

Es kann natürlich gut sein, dass Dein Mann generell nicht so seine Gefühle äußert (ist bei Männern ja häufiger so...) - ich könnte mir aber auch vorstellen, dass er sich auch zurückzieht, um Dich mit seiner Trauer zu verschonen, um Dich nicht runterzuziehen...

Ich erinnere mich, dass wir ungefähr 3 Monate nach dem Tod meiner Mutter zum Geburtstag meines Mannes weggefahren sind. Da waren wir gerade fertig mit der Wohnungsauflösung, nach dieser anstrengenden Zeit, in der ich funktionieren musste, kam die Trauer mit voller Wucht. Ich wollte ja aber meinem lieben Mann nicht den Geburtstag versauen und habe die ganze Zeit gegen die Tränen gekämpft, habe im Auto aus dem Fenster geschaut, damit er nicht sieht, dass ich weine... Ich kann mir vorstellen, dass das auf meinen Mann auch distanziert gewirkt hat...

Es ist normal, dass Dein Mann trauert - es ist doch alles noch so frisch! Ich würde Euch wünschen, dass Ihr gemeinsam trauern könnt.
Alles Liebe,
Anja
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  #3  
Alt 24.05.2013, 19:53
Tina051985 Tina051985 ist offline
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Registriert seit: 24.05.2013
Ort: Lebach / Saarland
Beiträge: 3
Standard AW: Hilflos in zweierlei Hinsicht

Danke für eure Antworten...
Merke gerade es tut gut, sich das ganze mal von der Seele zu schreiben.
@M10:
So sehe ich das auch "für sie war es eine Erlösung". Ich arbeite seit als Arzthelferin und Wundmanagerin im Krankenhaus und sehe jeden Tag, wie es den Krebspatienten unter Chemo, Bestrahlung usw. geht.
Wir haben uns den Brief aus dem Krankenhaus angefordert. Sie war voll Krebs. Metastasen in den Nebennieren, Lymphknoten, andere Lungenseite, Mediastinus und im Kopf. Sie war unheilbar. Der Arzt der uns am Abend in der Klinik aufklärte, sagte sie hätte Stadium IV und nur noch 3-4 Monate gelebt. Ich weiß, was Stadium IV bedeutet.
Aber mein Schatz quälen so viele Fragen...
Warum wurde der Krebs nicht früher entdeckt, hatte sie starke Schmerzen, wie lange wusste seine Mama es schon ( sie muss es schon länger gewusst haben, hat nur niemanden was gesagt ) warum usw.
Ich kann ihm die Fragen nicht beantworten. Wir wohnen noch nicht zusammen und ich kann nicht immer für ihn da sein, auch wegen der Arbeit usw. Er zieht sich zuhause zurück, verkriecht sich. Mit ihm über die Trauer reden geht zur Zeit leider noch nicht. Da blockt er ab. Es tut zu weh. Ich würde gerne reden. Aber ich möchte ihn nicht belasten bzw. möchte ihn nicht quälen. Ich lasse ihm Zeit, versucht für ihn da zu sein, wenn er mich braucht.
Ich hoffe, wir finden einen gemeinsamen Weg mit der Trauer umzugehen.
Das schlimme ist, die Schwiegermama war der Mittelpunkt der Familie. Jetzt müssen wir uns um die Oma von 80 kümmern, der jüngste Bruder meines Freundes ist schwierig, 19 Jahre, kein Schulabschluss, keinen Führerschein, keine Ausbildung,möchte auch nicht usw. Das wird eine schwere Zeit, aber ich versuchen für jeden da zu sein und zu helfen.
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  #4  
Alt 24.05.2013, 20:09
Tina051985 Tina051985 ist offline
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Registriert seit: 24.05.2013
Ort: Lebach / Saarland
Beiträge: 3
Standard AW: Hilflos in zweierlei Hinsicht

Möchte mich auch noch entschuldigen, dass ich mich nicht mal richtig vorgestellt habe, aber es tat gut, einfach drauf los zu schreiben. Leider habe ich nicht viele Personen, mit denen ich reden kann

Traurige Grüße Tina
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  #5  
Alt 27.05.2013, 13:53
Tiina Tiina ist offline
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Registriert seit: 04.08.2010
Ort: Hamburg
Beiträge: 676
Standard AW: Hilflos in zweierlei Hinsicht

Liebe Tina,
das hört sich wirklich nach einer sehr schwierigen Situation an!
Es ist sicher sehr gut, wenn Du versuchst, für Deinen Freund da zu sein - ihn nicht zu drängen, aber ihm zu zeigen, dass Du da bist, dass Du Verständnis hast. Denkst Du, dass das Deinen Freund belastet, wenn Du zeigst, dass Du traurig bist?
Aber versuche nicht nur für andere da zu sein, sondern auch für Dich einen Raum zu schaffen... Das ist in der Situation sicher sehr schwierig, aber es ist wichtig, damit Du nicht auf der Strecke bleibst.

Liebe Grüße,
Anja
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