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  #1  
Alt 06.01.2013, 14:43
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Ausrufezeichen inoperables Bronchialkarzinom

Hallo zusammen,
...nun brauche auch ich einmal Rat bzw. Hilfe...bei meiner Mama (63 J.) wurde vor ca. 2 Wochen die Diagnose Lungenkrebs festgestellt...nun ist es schon so weit, daß sie im Krankenhaus liegt und aufgrund Lähmung in den Beinen (vom Rücken ausgehend) pflegebedürftig ist...für mich läuft da zur Zeit ein so krasser Film ab, daß ich manchmal gar nicht mehr weiß, welcher Tag heute ist, ob ich schon etwas gegessen habe oder gar ein paar Stunden geschlafen habe... es ist die Hölle...nun wollen mein Papa und ich ihr natürlich Mut machen und helfen und darum brauche ich hier mal jemand, der evtl. Erfahrung im Umgang mit dieser Krankheit hat....es haben sich schon Leber- und Knochenmetastasen breit gemacht und es kam doch tatsächlich ein Orthopäde, der meine Mama am Rücken operieren wollte um ihr eine 1% Chance (!!) auf evtl. ein bißchen Bewegung zu geben...unglaublich, wie manche Ärzte noch Geld verdienen wollen!!...ich habe mich gestern mal im Internet klug gemacht und von einem Mittel mit dem Namen XGeva gelesen...das soll die Knochenmetas verkalken und so die Schmerzen ein wenig lindern...hat jemand schon davon gehört bzw. soll ich mich da mal mit einem Onkologen unterhalten??...eine Heilung dieser Krebsart ist ja nicht möglich, daß hat mir die behandelnde Ärztin gesagt, nur davon weiß meine Mama nix und das ist auch gut so...ich möchte ihr solange es geht Hoffnung machen, obwohl man da schon sehr an seine Grenzen stösst...und wenn man dann noch irgendwie so alleine darsteht, da mein Papa das Ganze auch erstmal realisieren muß, ist es schon eine megaschwere Zeit...und darum erhoffe ich mir hier ein wenig Hilfe, das würde mir schon sehr sehr gut tun!...Vielen Dank im voraus
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  #2  
Alt 06.01.2013, 19:56
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: inoperables Bronchialkarzinom

Liebe Sanna! Gut, dass du dich hier angemeldet hast. Sich ein wenig auszutauschen unter Gleichgesinnten tut schon gut. Wir (besonders mein Papa) leben jetzt schon 1 Jahr mit der Diagnose Lungenkrebs mit einer Metastase in der Augenhöhle (die aber gut bestrahlt wurde) und ganz frisch mit Hirnmetastasen. Ich lesen schon ein Jahr über hier mit, habe mich aber auch vor gut einer Woche erst entschlossen hier aktiv zu werden und mich auszutauschen. Es tut mir sehr gut. Wie alt bist du denn?
Ich weiß, dass man da durch die Hölle geht und manchmal nicht mehr ein und aus weiß. Mir geht es dann und wann genauso. Mit dieser Diagnose gibt es mal bessere Zeiten und mal schlechtere Zeiten, aber die Hoffnung darfst du nie aufgeben solange deine Mama lebt.
Seit wann kann denn deine Mama denn schon nicht mehr gehen bzw. ist pflegebedürftig? Welche Therapien außer dieser Operation werden euch denn angeboten? Frag mal nach ob man die Knochenmetas nicht bestrahlen kann, da gibt es normalerweise schon Linderung. Warst du bei dem Arztgespräch dabei? Vielleicht ist die Pflegebedürftigkeit nur vorübergehend?! Bei meinem Papa hat es auch oft gar nicht rosig ausgesehen und auf einmal war es dann wieder besser. Der Allgemeinzustand ändert sich bei uns auch andauernd, mal ist er schwach und liegt viel, mal geht es ihm wieder besser und er nimmt wieder am normalen Leben teil und fährt sogar mit dem Auto. Es ist ein ständiges Hin und her und auf und ab. Auch für uns Angehörige ist es nicht leicht. Achte auch auf dich, denn du kannst nur helfen und deiner Mama kraft geben wenn es dir auch halbwegs gut geht. Ich weiß es ist nicht leicht, ich falle auch immer wieder in ein tiefes Loch und muss mich dann wieder rausschaufeln. Aber wir haben keine andere Chance!
Das Medikament kenn ich leider nicht, da mein Dad keine Knochenmetas hat.
Ich denke die Diagnose ist bei euch jetzt noch sehr frisch, in 2 Wochen das alles zu verarbeiten geht fast gar nicht. Lass dir Zeit, auch ihr werdet damit leben lernen, glaub mir. Es wird nicht einfach werden, aber hier im Forum bist du gut aufgehoben und kannst dir alles was dich bewegt von der Seele schreiben. Ich wünsche euch alles Gute, dir viel Kraft erstmal mit der Diagnose umzugehen und meld dich wieder!
Liebe Grüße Nina
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  #3  
Alt 06.01.2013, 20:25
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Standard AW: inoperables Bronchialkarzinom

Hallo Gina79,
vielen vielen lieben Dank für Deine Zeilen und aufbauenden Worte! Ja, Du hast Recht, sich hier anzumelden und auszutauschen tut wirklich gut, zumal ich mit meinem Papa ganz alleine (keine Geschwister) bin und wir da irgendwie durch müssen...es ist total deprimierend, jedesmal aus dem Krankenhaus zu fahren und diese Leere zu spüren...trotzdem müssen wir Kraft -auch für meine Mama- haben und auf uns achten, das stimmt...morgen folgen wieder etliche Gespräche mit Ärzten und Pflegedienst, da wir beschlossen haben, meine Mama nach Hause zu holen und da hat sie sich einfach nur gefreut...sie selbst kämpft und hat uns auch gesagt, daß sie nicht aufgibt!...wir weinen und lachen zusammen und hoffen, daß wir mit ihr noch eine schöne Zeit haben und werden alles dafür tun, daß sie die nötige Hilfe bekommt...auch Dir wünsche ich natürlich weiterhin alles Gute im Umgang mit den Hochs und Tiefs...es ist so erschreckend wie schnell alles auf einen zukommt...niemals habe ich mit so einer Diagnose gerechnet...von heute auf morgen ändert sich das ganze Leben und es fragt keiner nach, ob es einem Recht ist...aber Du weißt ja selber, wovon ich schreibe!...LG
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  #4  
Alt 06.01.2013, 21:11
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: inoperables Bronchialkarzinom

Ja, ich bin auch ein Einzelkind. Von außen (Bekannte, Verwandte) bekommen wir auch nicht unbedingt Unterstützung. Es sind auch immer nur Mama und ich die ins Krankenhaus fahren. Es ist schon manchmal zermürbend und auch extrem stressig. Man kommt von der Arbeit, ohne Pause ins Krankenhaus, abends gerade mal was essen, im Finstern mit dem Hund gehen, usw. Aber wir schaffen das trotzdem immer irgendwie und im nachhinein, nach solchen Extremtagen frage ich mich dann immer wieder ganz erschöpft wie ich das nur geschafft habe. Aber alles geht und man wächst über seine Kräfte hinaus!
Das glaub ich dass sich deine Mum gefreut hat als sie erfahren hat sie darf heim. Für meinen papa ist das KH auch immer die Hölle. Sie sind eh alle sehr lieb aber es ist halt ein Krankenhaus. Daheim ist eben daheim.
Kommt dann der Pflegedienst zu euch heim oder macht ihr das alleine? Werden Behandlungen gemacht?
Liebe Grüße und trotz allem erholsame Nacht
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  #5  
Alt 06.01.2013, 21:28
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Standard AW: inoperables Bronchialkarzinom

...Du sagst es, man wächst wirklich über sich hinaus!...ich muß mich ja auch organisieren, sprich arbeiten gehen, bei meinen Eltern im Haushalt ein wenig helfen, der Hund ist zwar total lieb, muß aber auch irgendwann raus....ich habe eigentlich einen Freund, mit dem ich seit fast 3 Jahren zusammen bin, aber seh ich den hier irgendwo oder bietet er mir in irgendeiner Form Hilfe an, nein!...und so zeigen sich ja dann doch die wahren Gesichter bzw. Charaktere...und bei denen, wo man es gar nicht vermutet hat, bekommt man zumindest ein paar aufbauende Worte, das tut auch gut...ich glaube, trotz dem ganzen Leid entwickelt man persönlich eine gewisse Stärke oder wie empfindest Du das??...es ist eine verdammt harte Zeit, aber ich bin auch froh, daß ich und meine Familie fest zusammenhalten...ich wünsche Dir eine gute Nacht und bis bald mal
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  #6  
Alt 07.01.2013, 07:45
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: inoperables Bronchialkarzinom

Liebe Sanni und auch liebe Gina,

ich kann sehr gut nachempfinden, was ihr beide derzeit durchmacht... Diese Angst und Sorge um die Mama und den Papa sind oft unerträglich und zermürben einen. Es ist ein ewiges Auf und Ab und immer, wenn es dem geliebten Menschen halbwegs gut geht, dann fühlt man sich auch selbst besser. Umgekehrt ist das aber genauso der Fall und es ist schwer, sich von irgendwo her immer wieder die nötige Kraft zu holen. Für mich war es am schlimmsten, zur Untätigkeit verdonnert zu sein... Wie gern hätte ich meinem Papa mehr geholfen, aber ich war hilflos, konnte gar nichts gegen den Krebs ausrichten. Das habe ich zumindest in der Situation gedacht. Heute sehe ich das anders, denn ich weiß, dass ich zwar nichts gegen die Krankheit ausrichten konnte, aber ich war immerhin da. Ich war an seiner Seite, als er mich am meisten brauchte. Und das seid ihr beide auch! Und ich denke, das ist unheimlich viel, auch wenn es sich für euch bisweilen wenig anfühlen mag.

Sanni, auch mein Vater hatte Lungenkrebs und als dieser diagnostiziert wurde, bereits Knochenmetastasen. Gerade diese Knochenmetastasen sind extrem schmerzhaft. Er bekam Aufbaupräparate für die Knochen gespritzt (ich weiß aber leider nicht, wie das Präparat hieß). Außerdem erhielt er zunächst Bestrahlung des Schulterblatts. Leider hat es bei ihm kaum geholfen. Er hatte eigentlich immer Schmerzen, was ich als sehr grausam empfand. Erst als er einverstanden war, sich auf die Palliativstation verlegen zu lassen und dort mit dem Schmerztherapeuten gearbeitet hat, konnte er halbwegs so eingestellt werden, dass seine Schmerzspitzen erträglicher wurden.

Wenn ihr deine Mama nach Haus holen möchtet, dann solltet ihr überlegen, eine Pflegestufe zu beantragen. Ich halte es auch für durchaus sinnvoll, nach der Speziellen ambulanten Palliativversorgung zu fragen (SAPV), die von den Krankenkassen getragen wird. Am besten sprecht ihr das direkt im Krankenhaus an, in dem deine Mama derzeit liegt. In der Regel gibt es dort jemanden, der den Antrag für euch erstellt und dann wird über einen Koordinator herausgefunden, wer für euch daheim zuständig ist. Die Palliativkräfte sind sehr gut ausgebildet im Umgang mit schwer kranken Menschen und sie betrachten sie ganzheitlich. Ihnen ist es am wichtigsten, dass deren Lebensqualität möglichst hoch gehalten wird. Wir, meine Mama und ich (bin auch Einzelkind) haben meinem Vater auch ermöglicht, nach Haus zu kommen, denn das war sein größter Wunsch. Und wir haben das Palliativnetzwerk in Anspruch genommen. Das war wirklich ein Segen, denn in vielerlei Hinsicht waren wir unsicher. So hat man die Gewissheit, rund um die Uhr einen Palliativmediziner anrufen zu können, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das gibt eine gewisse Sicherheit. Und die Pflege daheim ist schon sehr anstrengend. Meine Mama war manchmal am Ende ihrer Kräfte und ich konnte meinen Job erst zum Schluss "runterschrauben", so dass ich sie mehr unterstützen konnte. Dennoch sind wir beide sehr froh und dankbar, dass wir meinen Papa begleitet haben und dass wir ihm wenigstens den Aufenthalt zu Haus ermöglichen konnten. Aber ich kann dir nur raten, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die ihr bekommen könnt und dies auch mit deiner Mama zu besprechen.

Ich hoffe sehr, dass deine Mutter nicht so elende Schmerzen hat und dass sie ihre Hoffnung nicht verliert! Auch wenn sie nicht wieder gesund werden kann, ist es doch wichtig, kleine Wünsche und Ziele zu haben (ganz egal, ob sich diese verwirklichen lassen).

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #7  
Alt 07.01.2013, 21:32
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Hallo Miriam,

ich danke Dir für Deine aufbauenden Worte und Zeilen...es tut immer wieder gut auf Gleichgesinnte zu treffen, die wissen, wie sich diese ganze Zeit anfühlt und wie ohnmächtig man sehr oft ist...auch ich werde für meine kranke Mama bis zum Schluss da sein und alles ermöglichen, daß sie würdevoll behandelt wird!...mein Papa und ich haben heute zusammen mit ihr die nötigen Schritte für die palliative Pflegedienstleistung besprochen, denn der größte Wunsch von meiner Mama ist es, noch einmal nach Hause zu kommen...ohne diese tolle Hilfe hätten wir nicht gewusst, wo wir anfangen sollen, was beantragt werden muß, welche Stellen wir aufsuchen müssen etc. etc....Dokumente wie Patienten- und Vollmachtserklärungen hätten wir dabei auch vergessen...woran man alles denken muss bei all der Verzweiflung...denn auch das Hospiz muß im Notfall eingeschaltet werden und so sind wir dort heute auch noch gewesen...das war so ein bedrückendes Gefühl und ich hab erstmal nur geweint...meine Mama ist innerhalb kürzester Zeit (ca. 2 Wochen) zum Pflegefall geworden...sie hat Lähmungserscheinungen in den Beinen, die laut den Ärzten auch nicht mehr zu beheben sind...trotzdem bekommt sie jeden Tag Lymphdrainagen und hat so grosse Hoffnungen, daß sie evtl. nochmal laufen kann...und wir zerstören diese auch auf keinen Fall!...sie ist so am kämpfen, dafür bewunder ich sie sehr...keiner kann uns eine Prognose geben, wieviel Zeit ihr noch bleibt, aber wir nutzen diese jeden Tag mit ihr...auch wenn wir nur zu dritt sind, aber ich habe wirklich eine ganz ganz tolle Familie, auf die ich absolut stolz bin!!!...
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  #8  
Alt 07.01.2013, 21:47
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Gina79 Gina79 ist offline
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Hallo Sanni! Ja, du kannst wirklich stolz auf euch sein, wie ihr 3 das alles schafft und wie ihr zusammenhaltet! Auch wenn die Lähmungserscheinungen bei deiner Mama vielleicht nicht mehr zu beheben sind darf man ihr die Hoffnung, dass sie vielleicht irgendwann wieder auf eigenen Beinen steht nicht nehmen. Diese Hoffnung treibt sie an und sie hat etwas wofür sie kämpfen kann, das ist lebenswichtig finde ich. Wir wollen die Prognose auch nicht wissen und ich hoffe, dass wir sie so schnell auch nicht erfahren werden. Mein Papa soll die Hoffnung bis zu Schluss nicht aufgeben und wir werden das auch nicht tun.
Vielleicht nicht die Hoffnung auf Heilung oder auf 10 Jahre leben aber die Hoffnung auf eine gute Zeit die noch vor uns liegt!
Ich glaube dir, dass dich der Hospizbesuch erstmal mitgenommen hat und du geweint hast. Mir würde es nicht anders gehen und die Verzweiflung frisst einem manchmal regelrecht auf! Gut, dass ihr trotz allem schon vorgesorgt habt und alles so gut es geht geregelt habt.

Ich wünsche euch alles Gute und eine gute, hoffnungsvolle Zeit die ihr miteinander genießen könnt! Ihr seid toll ihr 3, kämpft weiter! Liebe Grüße
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  #9  
Alt 07.01.2013, 21:55
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Mirilena Mirilena ist offline
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Hallo Sanni,

das sind gute Nachrichten! Das habt ihr großartig gemacht! Ich weiß, wie schwer es ist, solche Schritte zu gehen, da ihr euch doch etwas ganz anderes für deine Mama wünscht. Da habt ihr jetzt schon einiges erledigt und den Weg für zu Haus geebnet. Ich denke, ihr könnt euch auch mit allen organisatorischen Fragen an die Palliativversorgung wenden. Da seid ihr an der richtigen Stelle und ich fand es auch so schön, dass die Menschen auch für die Angehörigen da sind und sich deren Nöte und Ängste anhören.

Ihr macht alles genau richtig. Wenn deine Mama die Hoffnung hat, dass sie noch einmal laufen kann, dann ist es gut, sie darin zu bestärken. Weißt du, ich habe letztes Jahr meinem Vater so eine Art Büchlein geschrieben mit meinen schönen gemeinsamen Erinnerungen. Ereignisse, die wichtig für mein Leben waren und die er entscheidend beeinflusst hat. Und ich habe ihm geschrieben, was er mir bedeutet und wie sehr ich ihn liebe. Und ich habe eine Wunschliste geschrieben, was ich alles gern mit ihm tun würde. Teilweise ganz banale Dinge wie Grillen im Sommer auf der Terrasse, am See auf dem Steg sitzen und die Beine ins Wasser baumeln lassen, ein großes Eis im Lieblingseiscafé naschen... und ich hätte so gern einen Drachen mit ihm am Strand steigen lassen. (ich war neidisch, dass er das mit meiner Tochter getan hat, jedoch nie mit mir als ich Kind war). Meine Papa hat das Buch gelesen, mich aber nie darauf angesprochen, was ich schade fand. Als er das Gespräch mit einer Seelsorgerin geführt hatte und auf die Palliativstation wechselte, da wirkte auch er wie ausgewechselt. Und er erzählte ein wenig von dem Gespräch. Die Frau hatte ihn gefragt, welche Wünsche er habe. Er erzählte, dass er so gern nach Haus wollte, er würde dann mehr Zeit mit meiner Mama verbringen können und mit meiner Tochter und mir. Er würde gern wieder in seinem Sessel sitzen und lesen (er war so schwach, dass er kein Buch mehr halten konnte). Und er würde so gern mit seiner erwachsenen Tochter (ich bin 42) einen Drachen steigen lassen. Als er das erzählte, musste ich mich wegdrehen, weil ich nicht wollte, dass er meine Tränen sah. Und dann sagte er, die Dame habe ihm gesagt, es sei völlig egal, ob sich diese Wünsche und Ziele realisieren lassen, Hauptsache sei, dass man Wünsche habe. Heute verstehe ich das... Und vielleicht werde ich dieses Jahr einfach einen Drachen basteln, ans Meer fahren und ihn steigen lassen in Erinnerung an meinen Papa.

Es ist gut, dass niemand euch sagen kann, wie viel Zeit euch bleibt. Und ich lese auch deinen Zeilen, dass ihr die Zeit, die euch bleibt, auf jeden Fall nutzen werdet. Und das allein ist wichtig und kostbar.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft und deine Mama scheint mir eine wahre Kämpferin zu sein...
Miriam
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  #10  
Alt 13.01.2013, 21:37
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Hallo zusammen,

meine Mama kommt nun morgen nach Hause und wird von uns gepflegt und so hat sich zumindest mein einziger Wunsch für dieses Jahr erfüllt!!...aber es geht ihr nicht so gut und so brauch ich nochmal etwas Rat und Hilfe...seit letzter Woche bekommt sie Morphinpflaster mit einer Stärke von 12,5 mg (ich weiß jetzt nicht ob das eine Anfangsdosis ist oder schon eine etwas erhöhte??)...es wird alle drei Tage erneuert (auch im Wechsel von Rücken- zum Brustbereich, ich denke mal je nach Schmerzgrad) und immer an dem Tag, an dem sie das Pflaster bekommt geht es ihr nicht gut (ständig müde und Übelkeit, kann nichts essen)...nun meine Frage: ich habe nachgelesen, daß sich die Verträglichkeit evtl. noch bessern kann weil sich alles "einspielt" und die Nebenwirkungen sich verringern können...stimmt das so??...zudem macht es mir ein wenig Angst, daß sie kaum noch isst...man hat ihr schon Astronautenkost verabreicht, aber das findet sie ganz schrecklich...auch trinken geht nicht so gut, da sie ständig aufstossen hat...ich hoffe mal, daß sich dieser Zustand zu Hause wieder etwas bessert (viell. liegt es ja nur an der Verpflegung im Krankenhaus, obwohl sie sonst medizinisch super versorgt wird und auch alle sehr nett zu ihr sind!!)...was muß ich dahingehend evtl. unternehmen, weil es ja nicht angehen kann, daß sie so gar nichts mehr zu sich nimmt...soll ich morgen mal mit der Hausärztin reden??...vielen lieben Dank für eure Hilfe im voraus
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  #11  
Alt 13.01.2013, 23:15
Flower* Flower* ist offline
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Hey Sanni,

Meine Mama hat auch 2 Wochen kaum was gegessen.. die Frau vom Palliativdienst meinte aber, dass das okay sei.. wenn ein Mensch Hunger hat, dann isst er, wenn der Körper nichts braucht, dann sollte man es einem Menschen nicht aufzwingen..
Ansonsten hat sie uns zum Probieren Pudding empfohlen.. Die gibts in kleinen Packungen und es stecken viele Kalorien drin.. vllt. mag das deine Mama..
Im Endeffekt ist die Verweigerung der Nahrungsaufnahme also nur für uns Angehörigen schlimm.. wenn die Betroffenen Hunger haben, dann melden sie sich, keine Sorge

Nur das Trinken, das is wichtig.. Kann jedoch zur Not auch über Infusionen angehängt werden.. Kommt bei euch ein Palliativdienst? Wenn ja, dann frag doch mal, ob die nicht ein Butterfly anlegen können.. 1. eben für Kochsalzlösung und 2. kann man Schmerzmittel darüber über 24 Stunden dosieren, falls deine Mama das brauchen sollte..

Schön, dass sich dein Wunsch erfüllt hat und du deine Mama zu Hause pflegen kannst.. dafür wünsch ich dir ganz viel Kraft! Wenn du Fragen hast kannst du dich gern auch per PN melden

Liebe Grüße
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  #12  
Alt 14.01.2013, 08:44
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Mirilena Mirilena ist offline
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Liebe Sanni,

ich schließe mich Flower an. Auch wenn es dir grausam erscheinen mag, wenn deine Mama nichts essen möchte, dann lasst sie bitte. Ihr könnt ihr immer etwas anbieten, doch wenn sie ablehnt, dann ist das okay. Sie braucht dann einfach nichts.

Flüssigkeit solltet ihr auf jeden Fall anbieten. Vielleicht könnt ihr diverse Getränke ausprobieren und findet etwas, das ihr gut bekommt und von dem sie nicht aufstoßen muss. Mein Vater hat ca. 3 Wochen keine Nahrung mehr zu sich genommen und nur noch getrunken. Meine Mutter hat ihm dann Rinderbrühe gekocht und davon hat er jeden Tag einen "Schnabelbecher" zu sich genommen, weil es so schön würzig war. Und er mochte noch "Isostar" verdünnt mit Mineralwasser trinken. Auch er hatte uns gebeten, ihn mit dem Essen in Ruhe zu lassen und das hat meine Ma ihm dann schweren Herzens versprochen und sich daran gehalten. Es ist das Beste, was ihr für deine Mama tun könnt!

Und ansonsten ist es großartig, dass ihr für sie da seid und euch um sie kümmert. Wenn sie mag, dann könnt ihr sie berühren, eventuell auch leicht massieren. Mein Papa mochte es gern, wenn ich seine Beine und Arme eingecremt habe (die Haut war soooo trocken) und die Creme sanft einmassiert habe. Manchmal mochte er Berührungen auch nicht und dann habe ch ihn in Ruhe gelassen.

Ihr werdet bestimmt alles richtig machen, denn aus deinen Zeilen spricht so viel Liebe und Sorge!

In Gedanken bei dir
Miriam
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  #13  
Alt 14.01.2013, 22:15
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Hallo Flower und Miriam,
ich danke euch für eure Zeilen, man weiß zur Zeit wirklich nicht wo einem der Kopf steht...vor lauter Ärzten, Behördengängen und Besorgungen ist der Tag heute so an mir "vorbeigerauscht" und ich hoffe, daß ich morgen nach der Arbeit etwas mehr Zeit für meine Mama habe...der Entlassungsbericht aus dem Krankenhaus liest sich wie ein Stück Horrorroman und man mag es alles gar nicht so recht glauben, was da so in knapp 3 Wochen erschreckend auf sie zugekommen ist und wie schnell sich der Krebs ausbreitet...einfach nur furchtbar...meine Mama ist auf jeden Fall froh, daß sie zu Hause ist und das ist das Wichtigste!...wir erhalten natürlich auch tatkräftige Unterstützung vom Pflegedienst, so sind wir etwas beruhigter, da es ja doch die Fachleute sind...wir werden uns -hoffe ich- so nach und nach ein paar Dinge aneignen und dann schaffen wir es schon!...ja ihr habt Recht mit der Nahrung, ich habe heute einfach mal ein paar Kleinigkeiten versucht und sie hat auch ein bißchen was gegessen...gegen die Übelkeit gibt es Tropfen und die bekommen ihr auch ganz gut...mit dem Trinken müssen wir weiter beobachten...aber diese ganze Tablettenflut ist wirklich furchtbar (Targin, Dexamethason und eben Morphin)...da bleibt es ja nicht aus, daß sie meistens nur noch schläft und es ihr nicht so gut geht...die Hausärztin hat mich schon vorsichtig darauf vorbereitet, daß ich evtl. auch bald das Morphin spritzen müsste...na ja, man wächst halt über sich hinaus und mit den Aufgaben...bevor diese Situation auf mich zugekommen ist habe ich immer bei anderen gedacht, wie bekommen die das bloß hin...aber man schafft es einfach irgendwie und ich würde mir die größten Vorwürfe machen, wenn ich es nicht so tun würde...es ist einfach richtig so und verbindet eine kleine Familie noch mehr...auf jeden Fall ist es auch schön, in diesem Forum ein paar Fragen stellen zu können oder einfach mal zu schreiben, wie es einem geht, da freut man sich total über ein paar Hilfestellungen oder auch tröstende Worte!! DANKE
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  #14  
Alt 15.01.2013, 10:59
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Mirilena Mirilena ist offline
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Liebe Sanni,

ja, es ist unglaublich, woher auf einmal diese ungeahnten Kräfte kommen... Wahrscheinlich haben wir ein inneres Reservoir, das wir anzapfen können in solchen Zeiten.

Ihr macht das schon alles super und das Wichtigste ist ja tatsächlich, dass deine Mama zuhaus ist und sich geborgen fühlt. Es schweißt eure Familie noch enger zusammen, so wie du das bereits geschrieben hast, und es fühlt sich irgendwie so an, als könne man die Liebe sehen... Die Prioritäten im Leben verschieben sich und auf einmal wird einem so bewusst, was wirklich zählt und was hinten abfällt.

Schön, dass deine Mama doch mal ein paar Happen essen mag! Ja, und sollte es erforderlich sein, dann wirst du es auch schaffen, deiner Ma Morphium zu spritzen. Sanni, habt ihr eigentlich SAPV (Spezielle ambulante Palliativversorgung) oder nur den Pflegedienst? Ihr könnt nun jede Hilfe gebrauchen und auch, wenn du gern für deine Mama da bist, dann kostet es doch extrem viel Kraft und daher nehmt solche Unterstützung in Anspruch...

Liebe Grüße
Miriam
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  #15  
Alt 16.01.2013, 22:25
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Hallo Miriam,

erstmal erneut vielen Dank für Deine Zeilen...ja, wir haben eine palliative Versorgung, sowohl als Hausarzt als auch als Notrufnummer...meine Mama hat sich gut zu Hause eingelebt und vermittelt uns immer wieder, daß sie froh ist daheim zu sein!...das gibt meinem Vater und mir ein tolles Gefühl, daß wir wirklich alles richtig gemacht haben...aber letzte Nacht mußte der Arzt kommen, da sie die Rückenschmerzen nicht mehr ausgehalten hat...sie bekam eine Schmerzspritze und danach ging es ihr etwas besser...das Morphinpflaster wurde auf 25 mg erhöht (der Pfleger erklärte mir, daß das wohl noch nicht sehr hoch sei, aber schon eine Menge Schmerzen nehmen könnte)...ihre Ärztin hat uns ein Mittel (Sevredol) bei Durchbruchschmerzen verschrieben...kennst Du es vielleicht bzw. wirkt es gut..?.es gibt da ja verschiedene Mittel, aber ich habe einfach zu wenig Ahnung!...zudem hat sie auch eine schmerzhafte Wundstelle am Rücken (durch das ständige Liegen), was die Caritas natürlich sehr gut versorgt...kann man da trotzdem irgendwie noch ein Hilfsmittel besorgen, um ihr das Liegen so angenehm wie möglich zu gestalten???...ach sie tut mir einfach richtig leid und die Krankheit schreitet so erschreckend schnell voran...evtl. hast Du ja ein paar Tipps für mich, da würde ich mich sehr freuen!! LG Sandra
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