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  #1  
Alt 14.10.2014, 14:25
Anirak82 Anirak82 ist offline
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Registriert seit: 14.10.2014
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Unglücklich Ich habe Angst um meine Mutter

Hallo zusammen,

ich habe nun schon ein paar Wochen hier immer mal wieder still mitgelesen und möchte mich nun vorstellen.

Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder und meine (junge!) Mama ist 49. Vor 5 Wochen wurde durch Zufall bei ihr ein Tumor in der Lunge gefunden. Auf dem Röntgenbild sah man nichts, dennoch hat der Lungenfacharzt ein Ct angeordnet (zum Glück!) und da sieht man den Tumor. 2 x 2,5cm groß, innerhalb von Narbengewebe wenn ich es richtig verstanden habe, welches aufgrund von 2 unbemerkten Lungenentzündungen entstand.
Sie hat uns immer nur häppchenweise Infos gegeben. Zuerst hieß es:
- Der Arzt hat gesagt wir sollen ruhig bleiben, ich hab kein Krebs.
(Ich hab mich gefragt woher er das ohne Gewebeprobe wissen will)
Nach einer weiteren Untersuchung hieß es:
- Der Tumor liegt verdammt nah am Herzen. Er ist vielleicht inoperabel. Dann müsste auch vielleicht ein Lungenlappen entfernt werden, was aufgrund ihres Asthmas (Grund für Besuch beim Lungenfacharzt) evt. nicht geht. Zudem muss geklärt werden ob der Tumor bösartig ist und dann muss evt. ne Chemo gemacht werden.
Als sie uns das sagte, sah ich sie zum ersten Mal weinen.
Der Schock saß unheimlich tief, zumal ich ergoogelt habe, dass gutartige Lungentumore extrem selten sind. Und meine Mutter hat nun mal gut 35 Jahre lang geraucht. Dann stieg Panik in mir hoch: Tumor evt. inoperabel, dazu bösartig...das Loch in das ich fiel war groß.

Naja, sie ging dann ins Krankenhaus, dort wurde eine Bronchoskopie gemacht, aber die Lage des Tumors ist so ungünstig, dass man nur umliegendes Gewebe entnehmen konnte, welches aber unauffällig war.
Meine erste Frage: Was heißt das konkret? Kein Krebs? Der genaue Wortlaut war wohl: Dort wurden keine Tumorzellen gefunden.
Im Prinzip heißt das doch nichts, oder? Über den Tumor und dessen Art sagt das doch gar nichts aus?

Es wurden unzählige Lungenfunktionstests gemacht, und ein Ultraschall des Herzens (alles gut) und des Bauchraums (dort sollte wohl nach Metastasen gesucht werden, aber das sah alles gut aus).

Die Ärztin habe ich einmal zufällig bei der Visite gesehen und konnte mal alle Fragen stellen, die meine Mutter nie stellte (aus Angst, denke ich). Was sollen die ganzen Tests der Lunge? Was bringt uns das in Bezug auf den Tumor??? WIe geht es weiter??

Die Ärztin sagte folgendes:
- Das Ding ist noch nicht klar als Tumor identifiziert, das geht erst wenn sie ihn sehen bei der Op.
- Sie wollte bei der Tumorkonferenz durchbringen dass direkt operiert wird.
- Es soll wohl noch ein PET Ct gemacht werden.
- Die Lungenfunktionstests sind relevant weil geklärt werden musste ob meine Mutter eine Narkose aushält und auch nach Entfernung eines oder mehrerer Lungenlappen zurecht kommt.

Dann wurde meine Mutter entlassen und der OP Termin wurde für 4 (!!!!) WOCHEN!!!! später angesetzt.

Ist es normal so lange Zeit zu warten? Das Ding wächst doch fröhlich weiter!

Abgesehen von der Angst um meine Mutter, der Ungewissheit und der gefährlich normalen Alltagssituation momentan machen uns andere Dinge die wie ein Rattenschwanz daran hängen große Sorgen...
Ich habe einen 13 Monate alten Sohn und gehe seit ein paar Wochen wieder arbeiten. Ich bin Grundschullehrerin (meine Sorge: Ich bin eine Keimschleuder...passt nicht gut zu einer Chemotherapie meiner Mutter oder?). Eigentlich betreut meine Mutter den Kleinen wenn ich arbeite, aber was wenn sie wegfällt? Das ist alles so schlimm. Haben jetzt ne Tagesmutter gefunden, aber mein Herz blutet dabei. Er ist noch so klein.
Und immer wieder frage ich mich, ob meine Mutter seine Einschulung noch erleben wird. Es ist schon fast grotesk wie man das alles momentan verdrängt! Sie läuft hier munter rum als wäre nichts, und ist beleidigt (ja!) dass wir ne Tagesmutter gesucht haben. Sie sei doch da.
Aber wenn im November die Elternzeit meines Mannes endet, und sie noch im Krankenhaus ist, schwach, oder bereits in der Chemo, dann kann sie doch nicht ernsthaft davon ausgehen ein Kleinkind betreuen zu können. Zumal er ja dann auch wieder Dauer-erkältet sein wird, wie letzten Winter.

Hach, es ist schrecklich alles.
Aber die Gefühle verändern sich. Am Anfang saß dieses schreckliche Monster KREBS wie eine Last auf meinen Schultern. Ein Albtraum den man nicht abschütteln kann, aus dem man nicht wach wird.
Jetzt nach einiger Zeit kommen einem Worte wie Krebs und Chemotherapie leichter über die Lippen. Wie es sein wird wenn wir ENDLICH eine Diagnose haben, weiß ich nicht. Ich denke da aus reinem Selbstschutz sehr realistisch, damit ich nicht noch tiefer falle. Meine Mutter sagt sie hofft dass alles gutartig ist.

Geweint habe ich noch kein einziges Mal. Ich bin nie alleine, und im Alltag funktioniere ich einfach, wie das bei Müttern so ist. Auch nachts liegt der Kleine neben mir und ich kann nicht weinen. Einzig beim Autofahren kommen mir manchmal die Tränen, die ich aber nicht rauslassen kann. Habe mich auch lange gedrückt es jemandem zu erzählen, denn dann würde es real werden.

Alle sagen das Ding wurde sehr früh gefunden, was gut ist. Aber warum wartet man so lang bis zur OP? Ist das normal? Es wurde nach Metastasen gesucht, PET CT stand zur Debatte, also geht man doch nicht von irgendetwas gutartigem Gewebeknubbelgedöns aus, sondern von einem richtigen Tumor. Wie können die so lange warten?

Geändert von Anirak82 (14.10.2014 um 14:27 Uhr)
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  #2  
Alt 14.10.2014, 21:26
julchen001 julchen001 ist offline
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Registriert seit: 13.10.2014
Beiträge: 8
Standard AW: Ich habe Angst um meine Mutter

Hallo nochmal!

Ich hab mir jetzt deine Geschichte durchgelesen!!

Die Sache mit der Planung verstehe ich voll und ganz, auch wenn es bei uns etwas anders ist.

Wir führen einen Familienbetrieb ... und mein Vater hat hier noch eine wichtige Funktion. Wir wissen auch nicht, sollen wir nun einen neuen Angestellten suchen ... denn klarerweise wenn er eine Behandlung bekommt, egal ob jetzt Chemo oder sonstiges, wird er nicht mehr arbeiten können. Andererseits, was ist wenn es doch nicht so schlimm ist.

Und irgendwie sehe ich jetzt bestimmte Sachen ganz anders, ich bin noch kinderlos ... und hab mir auch erst vor kurzem die Frage gestellt, was ist wenn er meine Kinder nicht mehr kennen lernen darf? Und wenn er mit seinem Fahrrad seine Runden fährt, denke ich mir .. .was ist wenn er das bald nicht mehr machen kann?

Es ist einfach schrecklich

Es ist auch schwierig hier die richtigen Worte zu finden!! Ich wünsche Dir aber alles alles Gute!!!!
Vielleicht solltest du dir mal Zeit für dich nehmen, um deinen Gefühlen freien Lauf zu lassen?? Ich kenne dich ja leider nicht, meine Schwester zB versucht sich auch mit Arbeit abzulenken, damit die Zeit vergeht, und sie nicht weinen muss. Ich bin da eher so, dass ich mir Zeit nehme und mich dann einfach mal ausheul
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  #3  
Alt 14.10.2014, 23:36
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Registriert seit: 08.04.2009
Beiträge: 2.238
Standard AW: Ich habe Angst um meine Mutter

Liebe Anirak 82,
herzlich willkommen im Forum, auch wenn du dich aus einem traurigen Anlaß und in großer Sorge hier angemeldet hast.
Wie du schon mitbekommen hast, sind hier Angehörige, von Krebs betroffene Menschen und auch Hinterbliebene unterwegs. Wir helfen uns gegenseitig, stützen uns, tauschen Informationen aus.
Du erwähnst das PET-CT,welches bei deiner Mama durchgeführt werden soll. Beim Verdacht auf Lungenkrebs gehört es zur Standarddiagnostik, es ist auch die einzige Erkrankung wo es die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezahlen. Man benötigt es zur Suche nach veränderten Lymphknoten oder auch Metastasen.

Zitat:
Dann wurde meine Mutter entlassen und der OP Termin wurde für 4 (!!!!) WOCHEN!!!! später angesetzt
Es kann sein, dass das Krankenhaus, wo deine Mutti operiert werden soll, einen sehr vollen Operationsplan hat bzw. nicht früher freie Kapazitäten oder auch, dass ein bestimmter Spezialist, der gebraucht wird,z.B. auf Fortbildung oder im Urlaub ist.
Ein weiterer Grund wäre, dass man auf bestimmte Befunde noch warten muss.
Das deine Mutti operiert werden kann, ist eine große Chance.Danach wird sicherlich noch eine Chemotherapie und eventuell Bestrahlung folgen.
Es ist wichtig, dass deine Mutti von einem Spezialisten bzw. in einem Zertifizierten Lungenkrebszentrum behandelt wird.
Außerdem würde ich euch raten, eine Zweitmeinung einzuholen, vor allem wenn es um die Nachbehandlung geht. Das Einholen der Zweitmeinung wird von der Krankenkasse bezahlt,darauf hat man bei schweren Erkrankungen ein Recht.

Leider wird deine Mutti für die Betreuung deines Sohnes für längere Zeit ausfallen, da es ihre Kräfte übersteigt.

Nun möchte ich dir und deiner Familie noch ein großes Kraftpaket auf die Reise schicken,

Tschüß,
Elisabethh.
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  #4  
Alt 15.10.2014, 16:17
diejüngste diejüngste ist offline
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Beiträge: 138
Standard AW: Ich habe Angst um meine Mutter

Hallo schon wieder,

es tut mir so wahnsinnig leid, dass euch das auch passiert.
Ich kann dir nicht sagen, wieso die so lange warten. Aber ich frage mich das bei meiner Mutter auch ständig.
Ich habe die gleichen Ängste, Sorgen und Gedanken, aber da müssen wir jetzt irgendwie durch.

( Alles alles Liebe.
__________________
meine liebste Mama
05.08.1960 - 04.06.2015

Unsere Geschichte:
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=64138

Ich hab dich lieb Mama.
Bis zum Mond und zurück.

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=66377
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  #5  
Alt 21.10.2014, 17:06
Anirak82 Anirak82 ist offline
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Beiträge: 7
Standard AW: Ich habe Angst um meine Mutter

Hallo zusammen!

Ich habe mich sehr über Eure Antworten gefreut und wollte dies nur schnell hierlassen, da ich es so blöd finde nicht zu antworten obwohl viele nette Leute geschrieben haben.
Die Arbeit und die Kinder fordern mich gerade (nahezu) 24 Stunden am Tag, ich komme tatsächlich kaum dazu a) nachzudenken oder b) viel zu schreiben.

Ich werde mir aber noch Zeit nehmen irgendwann diese Woche um zu antworten.
Aber es war mir wichtig mich zu melden

Nächste Woche ist schon die Op meiner Mutter
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  #6  
Alt 24.10.2014, 13:35
Anirak82 Anirak82 ist offline
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Registriert seit: 14.10.2014
Beiträge: 7
Standard AW: Ich habe Angst um meine Mutter

Nun habe ich endlich mal Zeit zu schreiben.

Derzeit habe ich irgendwie nie Zeit für mich. Das ist für mein Gedankenkarussell ganz gut, aber die Auswirkungen sind unschön. Ich schlafe nachts sehr schlecht wenn ich keine Hilfsmittel nutze. Ich kann einfach nicht einschlafen weil meine Gedanken nicht stoppen. Kennt ihr das? Es nervt.

Ich weiß gar nicht ob das PET Ct nach der OP noch gemacht wird. Hängt sicherlich vom Ergebnis ab. Ich glaube ich sollte mich noch nicht freuen dass der Tumor operabel ist, denn so wie ich das verstanden habe, wird in erster Linie operiert um sich das Ding überhaupt mal vernünftig anzusehen und eine Biopsie zu machen. Denn bei der Bronchoskopie kam man nicht dran.
Es kann also durch die Nähe zum Herzen trotzdem sein dass sie wieder zumachen und das Ding drin bleibt.

Diese lange Wartezeit war mehr als schlecht für uns alle. Meine Mutter ist mittlerweile so .... mir fällt kein Adjektiv ein!!! Sie hat meinem Mann gestern gesagt dass es bestimmt nur verkapseltes Narbengewebe ist, weil ihr Bruder das auch hatte. Und ihre Cousine hatte nen gutartigen Hirntumor, daher ist es - falls ein Tumor da ist - bestimmt auch bei ihr gutartig.
Ich wünsche mir natürlich das gleiche, keine Frage, aber ich finde solche Aussagen realitätsfern. Das kann man hoffen, aber man kann doch nicht rumlaufen und sowas als Realität verkaufen.
Sie hat auch ihrer Mutter nie die Wahrheit gesagt. Immer nur "Mach dir keine Sorgen, is nix". Meine Oma hat aber natürlich gemerkt dass man wegen "nix" nicht im Krankenhaus liegt und untersucht wird...rief dann bei meiner Tante an, die musste dann immer nen halben Seiltanz veranstalten um meine Mutter nicht "in die Pfanne zu hauen" und gleichzeitig ihre Mutter nicht anzulügen

Am Mittwoche geht meine Mutter ins Krankenhaus und am Donnerstag ist die Op. Bestimmt müssen wir dann noch ewig auf Ergebnisse warten, oder wie wird der Ablauf sein?
Die gucken sich den Tumor an, nehmen ne Probe oder entfernen ihn gleich. Und dann? Gibt es bei sowas auch nen Schnelltest wie ich es bei Knoten in der Brust schon mal gehört habe? Was erwartet uns?

Da ich Lehrerin bin, bin ich zeitlich absolut unflexibel, kann nicht mal eben nen Vormittag frei nehmen. Das ist blöd, weil ich unbedingt vor der OP mit der Ärztin reden möchte und zur Visite am Mittwoch wahrscheinlich nicht da sein kann (es sei denn, sie sind wieder spät dran). Habe ich das Recht auf ein Telefonat? Also auch wenn meine Mutter das nicht weiß? Oder kann ich im KH darauf bestehen auch nochmal mit der Ärztin zu sprechen?

Ich wünsche uns allen viel Kraft und trotz allem ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße
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