Meine Mutter hat ein Glioblastom

[Nicole73]

Erstmal möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Nicole , bin 41 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder (16 und 13 Jahre alt).
Ich habe hier und auch in anderen Foren schon eine Weile mitgelesen und mich nun entschlossen auch unsere Geschichte hier einmal aufzuschreiben.

Anfang April diesen Jahres baute meine Mutter (75) auf einmal sehr ab. Wir dachten alle sie hätte einen Schlaganfall, weil vor allem ihre linke Seite betroffen war. Am 7.April dann die Schockdiagnose ... Globalstem ! Bereits Apfelgroß.
Mir zog es den Boden unter den Füßen weg. Und meine Mutter realisierte glaube ich gar nicht was das bedeutete.
Zu der Zeit war mein Mann auf Montage und beide Kinder zu einem Schüleraustausch in Frankreich. Gott sei Dank waren gute Freunde da die mich auffingen. Ich muß dazu sagen das meine Mama und ich ein sehr, sehr enges Verhältnis zueinander haben. Mein Papa starb als ich 11 war und mein Bruder starb vor 21 Jahren. Wir hatten nur uns beide.

Nun ging es Schlag auf Schlag...am 15.April stand die OP an . Meine Mama sagte sie wird alles tun und kämpfen um so lange wie möglich bei uns zu bleiben. Die OP hat sie super überstanden. Auch die danach folgende Strahlentherapie mit begleitender Chemo hat sie super weggesteckt. Ihre Blutwerte waren immer Top und bis auf ein bisschen Müdigkeit war alles super. Sie wohnte nun bei uns weil verschiedene Dinge des Alltags nicht mehr gingen.
Dann am Freitag vor einer Woche baute sie innerhalb weniger Stunden total ab. Ich brachte sie ins Bett und sie schlief. Bis wir einen Knall hörten...sie war aus dem Bett gefallen. Kaum ansprechbar und der Körper ohne jede Spannung. Wir riefen den Krankenwagen. Die ersten zwei Tage war sie nicht ansprechbar und hat auch nichts gegessen. Dann wurde es ein kleines Bisschen besser weil das Kortison erhöht worden ist. Sie öffnete wieder ab und zu die Augen und antwortete auf Fragen. Ich merkte aber wie sehr sie das anstrengt.
jetzt soll morgen endlich das Pflegebett kommen. Ich bin jeden Tag zwei mal im Krankenhaus, immer zu den Essenszeiten und füttere meine Mutter. Das ist ein Zustand der für mich nur schwer zu ertragen ist. Seine eigene Mutter in Windeln liegen zu sehen ..sie kann nichts mehr..gar nichts. Das einzig positive ist das sie anscheinend keine Schmerzen hat !
Nun soll sie am Mittwoch nach Hause entlassen werden. Die Ärztin sagte mir heute " Wir können leider nichts mehr tun "
Meine Tochter ist im Zeltlager und kommt am Samstag zurück. Sie ist schon mit dem Gedanken gefahren das sie ihre geliebte Oma nicht mehr wiedersehen wird.
Wenn ich meiner Mutter von ihr erzähle lächelt sie ein bisschen.
Ich habe so das Gefühl das sie auf sie wartet.

Es tut gut einmal alles aufzuschreiben, wenn auch nur in Kurzform.
Ich drücke Euch alle die Ihr in ähnlichen Situationen seid und wünsche Euch ganz viel Kraft !

LG Nicole

[Geliplie]

Liebe Nicole.

Erst einmal ein Willkommen hier bei uns, ich sehe, dass dir noch keiner geantwortet hat. Zu dem Krebs deiner Mama kann ich auch nicht viel sagen. Ich kenne ähnliches von meinem Vater, der von heute auf morgen wegen Metastasen im Kopf nicht mehr aufstand und nach 4 Tagen starb.
Ich möchte dir aber antworten, weil du das gleiche Verhältnis hast zu deiner Mama wie ich es hatte. Mama wurde übrigens auch 75 und ich bin 2 Jahre älter als du. Wir waren eins, Mama und ich, wir waren die besten Freundinnen, Mama und Tochter, wie Schwestern, alles. Gerade im Moment bin ich wieder viel am weinen, abends, weil ich sie so sehr vermisse. Aber: es geht, dein Leben geht weiter, du hast Kinder. Ich bin heute vielliecht nicht so gut im Trösten, wollte aber wenigstens antworten. Sei für deine Mama da.
Alles Liebe,

[Nicole73]

Liebe Geli,

vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Du kannst sehr gut nachvollziehen wie das Verhältnis zu meiner Mama ist. Ich kann mir einfach nicht vorstellen das sie schon sehr bald nicht mehr da sein wird. Es macht mich einfach total verrückt.
Meine Kinder gehen toll damit um. Sie sind für die Oma da und helfen wo sie nur können. Wir versuchen schon unser normales Leben, soweit es möglich ist, weiter zu leben.
Morgen wird Mama aus dem Krankenhaus entlassen. Pflegebett usw. ist nun alles endlich da.
Ich habe schreckliche Angst vor dem was uns nun bevorsteht. Ich kann zur Zeit auch nicht wirklich darüber reden weil ich dann immer sofort weinen muss. Selbst jetzt beim schreiben schnürt es mir die Kehle zu.
Ich habe meiner Mutter vor Jahren versprochen für sie da zusein wenn es nötig wird. Und dieses Versprechen werde ich halten. Sie freut sich nach Hause zu kommen und wir freuen uns auch. Ich hoffe einfach für sie das sie nicht mehr lange leiden muss. Auch wenn sie keine Schmerzen hat...ich weiß das sie darunter leidet nur noch so daliegen zu können. Das ist kein lebenswertes Leben.

Ganz liebe Grüße
Nicole

[Geliplie]

Liebe Nicole, ja es ist nicht einfach. Obwohl das Pflegebett bei meinem Vater eine große Hilfe war, so hätte es für mich etwas bedrohliches, wie es da im Wohnzimmer stand. Ich hoffe, du hast viel frei und kannst dich kümmern. Denk aber bitte auch an dich. Hast du denn einen Partner an deiner Seite, der dich mit den Kindern entlastet? Wie alt sind die denn?
Ich wünsche dir für morgen alles Gute.

[Nicole73]

Liebe Geli,

meine Kinder werden jetzt im Oktober schon 17 und 14. Sie sind also nicht mehr klein und mir wirklich eine große Hilfe. Mein Mann steht voll hinter mir und es war gar keine Frage das meine Mama zu uns kommt.
Ich habe vor der Diagnose nur auf 450€ Basis gearbeitet. Das habe ich dann eingelassen um voll für meine Mama da zu sein.
Gestern ist sie nun nach Hause gekommen und ein Pflegedienst kommt einmal am Tag für die Grundpflege. Ich denke damit komme ich erstmal klar.
Viel schlimmer empfinde ich diese psychische Belastung. Meine Tochter hat gestern mal wieder aus dem Zeltlager angerufen , ich habe das Telefon laut gestellt. So konnte sie kurz mit Oma sprechen. Das heißt sie hat gefragt und Oma hat mit ja oder nein geantwortet. Als sie dann sagte "ich hab dich lieb Oma" sagte meine Mama ganz leise "ich dich auch" ....das sind so Momente in denen es mir das Herz zerreisst. Meine Tochter fing an zu weinen und ich konnte sie nicht in den Arm nehmen...aber morgen kommt sie wieder. Ich weiß das ihre beiden besten Freundinnen gestern bestimmt für sie da waren.
Wir haben die Kinder nie belogen oder etwas verheimlicht was die Krankheit ihrer Oma angeht. Wir müssen da nun alle durch ...Als Familie... Und das schaffen wir auch !

Ganz liebe Grüße
Nicole

[Elisabethh.1900]

Liebe Nicole,
du schriebst

Ich habe vor der Diagnose nur auf 450€ Basis gearbeitet. Das habe ich dann eingelassen um voll für meine Mama da zu sein.
Gestern ist sie nun nach Hause gekommen und ein Pflegedienst kommt einmal am Tag für die Grundpflege. Ich denke damit komme ich erstmal klar

Deine Mutti hat sicherlich eine Pflegestufe? Der Gutachter der Pflegeversicherung fragt auch nach den Personen, die,die Pflege hauptsächlich übernehmen.
Bitte laß Dich dort eintragen oder hole es über die Pflegekasse noch nach. Denn die Pflegeversicherung zahlt für Dich Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung, wenn Du mindestens 14 Stunden pro Woche pflegst und nicht mehr als 30 Stunden arbeiten gehst. Außerdem bist Du für Tätigkeiten, die mit der Pflege Deiner Mutti zusammenhängen, gesetzlich unfallversichert.
Ich denke die Beiträge für die Rentenversicherung sind sehr wichtig, da gerade wir Frauen hier schnell einmal Lücken haben.

Herzliche Grüße,
Elisabethh.

[Nicole73]

Danke liebe Elisabeth für die Tips...ich werde mich nächste Woche gleich darum kümmern.

LG Nicole

[Nicole73]

Hallo,

meine Mama ist nun am 11. August friedlich bei uns Zuhause eingeschlafen. Meine Kinder und ich waren bis zum letzten Atemzug bei ihr. Letzten Donnerstag war dann die Beerdigung. Meine Mama hat ihre letzte Ruhe in einem Begräbniswald gefunden. Die Kinder haben die Urne ihrer geliebten Oma getragen....Ich bin solo unendlich stolz auf sie !!!
Ich kann es immer noch nicht fassen das Mama nun nicht mehr da ist. Ich weiß das es mit der Zeit besser wird mit dem Schmerz umzugehen, trotzdem ist mir als ob man mir ein Stück meines Herzens rausgerissen hat.

Ich wünsche Euch allen die Ihr hier seid....ganz ganz viel Kraft für den Kampf gegen diese schreckliche Krankheit. Und ich weiß das ganz viele diesen Kampf gewinnen werden. Ich bin in Gedanken bei Euch !

Nicole