Heirat im Hospiz ?

[Siggi-K]

Seit 2008 habe ich immer mal wieder über unseren Umgang mit dem Krebs geschrieben. Nach einer Berg und Talfahrt zwischen " jetzt " 2009 ist ihre Gabi gesund, der Wiederkehr in Form von Metastasen an vielen Stellen im Körper und eine " gewollte " räumliche Trennung seit Januar 2015 ( bis dahin habe ich sie bei mir zu Hause versorgt ).
Nun ist meine große Liebe letzte Woche in ein Hospiz gekommen. Drei Tage war ich jetzt dort und es bricht mir das Herz, wenn ich sie so sehe. Zum erstenmal wurde mir heute gesagt, daß die Zeit bald ablaufen kann. Das eine oder andere vergisst sie bereits bzw. kann sich nicht mehr daran erinnern. Das trifft aber nicht auf mich zu, immer wieder sagt sie, wie sehr sie mich liebt ( so wie ich sie ) Völlig überraschend kam heute die Bitte , daß wir heiraten sollten.
Wir sind jetzt 15 Jahre zusammen. Ich verstehe es nicht.
Zur Zeit schlägt die Trauer über mich zusammen und der Gedanke, sie wohl endgültig zu verlieren, lässt mich verzweifeln. Gibt es jemanden der ähnliches durch macht oder gemacht hat. ( der Wunsch einer Heirat.)

[Edith 53]

Meine Siggi,
in diesem Forum habe ich lange nicht geschrieben.
Mein Herz hatte mich an seinem 59. Gebutztag gefragt, ob ich ihn heirate, mit dem Hintergrund, damit ich versorgt bin. Zu dieser Zeit sagte ich nein. Für mich war es kein Grund zu heiraten.
Wir haben dann am 30. August 2012 geheiratet. Zu diesem Zeitpunkt erhielt er die 2. Chomo und war sehr schwach. Seine Frage war immer, was ist wenn es mir noch schlechter geht? Da ich im ambulanten Dienst arbeite, sagte ich, du erhälst dann einen Betreuer, da wir nicht verheiratet sind. Meine Schwester sah unsere Not und wir erkundigten uns, wann und wie, mein Herz und ich heiraten könnten. Er war so schwach, dass die Angestellte/ Beamtin für den Personalausweiß zum Auto kam, da er keine Kraft hatte die Treppen zu steigen.

Am nächsten Tag erhielt er zwei Blutübertragungen, damit er den Hochzeitztag gut übersteht.
Es war eine schöne Trauung und im September konnte ich nicht glauben, dass er krank war.
Im März musste er ins Krankenhaus und da sagte die Sozialberaterin, er soll in die Kurzzeitpflege. Da ich jetzt seine Ehefrau war, sagte ich nein und habe ihn,immer mit seiner Zustimmung nach Hause geholt. Dieses konnte ich nur, da wir verheitatet waren. Auch die nächsten Tage/Wochen hatte ich, da er es manchmal nicht mehr konnte, über seine weitere Versorgung zu entscheiden.
Ich möchte dir damit sagen, heiratet. Meinen Mann hat es vieles erleichtert. Nur weil ich seine Ehefrau war, konnte ich einiges entscheiden. Er war so gern verheiratet.
Gestorben ist er am 20.04.2013 zu Hause.
Ich hoffe es erleichtert dir etwas die Entscheidung. Ich wünsche dir und deiner Partnerin alles alles Liebe.
Edith 53

[berliner-engelchen]

lieber Siggi,

wenn es ein Herzenswunsch ist, dann würde ich ihn erfüllen, falls du ihn teilst.
eine grosse Liebe mit einer Heirat zu küren, ist ein wundervolles gefühl, egal in welcher lebenssituation.

zudem kannst du dadurch im Sinne des betroffenen über Pflege, Lebensverlängerung, Maßnahmen etc. entscheiden - und wer könnte das besser, als die große Liebe?

mach dir klar, was dich zögern läßt, ob das relevant ist oder nicht - und dann folge bei der Entscheidung deinem Herzen. Es ist ein grosser Liebes und Vertrauensbeweis, der dir da entgegengetragen wurde.

Alles gute für Euch
Birgit