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  #1  
Alt 18.06.2015, 17:43
GabbyHDL GabbyHDL ist offline
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Registriert seit: 18.06.2015
Beiträge: 2
Standard Trotz guter Werte kein Vertrauen ,agressiv,das Gefühl zu sterben

Hallo zusammen,ich hatte mich eben schon mal vorgestellt und möchte nun noch etwas schreiben.
Wie erwähnt, wurde bei meinem Mann im Februar 2015 kleinzelliger Bronchialkazenom festgestellt.Metastasen an Leber im Kleinhirn und befallene Lympknoten.
Mein Mann hat vor einer Woche den 5ten Chemoblock geschafft,der 6te und letzte Block ist für Anfang Juli geplant.
Inzwischen hat er 10 Bestrahlungen für den Kopf bekommen,das letzte MRT zeigte,das die Metastase im Kleinhirn kaum mehr sichtbar ist ,die Ärzte gehen davon aus ,das sie noch ganz verschwinden wird.
Nach zwei Chemo Zyklen wurde ein Kontroll CT vom Torax gemacht,was auch deutlich zeigte,das der Tumor ,die Metastase an Leber und Lympknoten deutlich kleiner geworden sind und der Krebs zum stillstand gebracht werden konnte.
Eine erneutes Kontroll CT letzte Woche brachte das Ergebnis,das der Krebs nach wie vor gestoppt ist und wieder etwas verkleinert wurde.
Das sind eigentlich gute Ergebnisse ,ich hatte gehofft,das mein Mann nun endlich seine Angst,seine Wut verliert und neue Hoffnung bekommt.
Aber das Gegenteil ist der Fall.Er hat die CT und MRT Bilder im Vergleich zu vorher und jetzt selbst gesehen,aber er hat kein Vertrauen.
Heute noch sagte er,er würde sterben,es würde ihm nicht gut gehen.
Klar er ist seit Tagen nichts mehr,weil er keinen Hunger hat. Mehr als ein halbes Brötchen ist nicht drin. Er trinkt ausreichend Sprudel,etwa 2 Tassen Kaffee am Tag, ja und verdamt noch mal das Rauchen kann er immer noch nicht lassen.
Ich frage mich ,was muss noch passieren das er endlich begreift das die Zigaretten ihn so krank gemacht haben.
Er ist mir gegenüber oft verbal gemein,er ist nach wie vor voller Wut. Und ich bekomme es ab.Klar ,ich kann seine Wut verstehen,aber verdamt noch mal er hat seine Ergebnisse schwarz auf weiß gesehen,seine Blutwerte die vor der letzten Chemo kontroliert wurden,waren auch bestens,aber nein,er ist fest davon überzeugt,das der Krebs weiter macht ,er im sterben liegt.
Pyschologische Hilfe hatten wir bekommen,die leht er nun ab,Beruhigungstabletten bekommt er und nimmt sie auf.
Eben sagte ich ihm,wenn er der Meinung ist,das er im sterben liegen würde,dann wäre es das Beste,wenn wir zur Klinik fahren und uns dort richtig aufklären lassen. Ich kann sagen was ich will,ich kann ihm sagen das es normal ist er sich nach der Chemo schlecht,kaputt und kraftlos fühlt,ich kann ihm sagen das er doch alle Werte gehört und gesehen hat,nein er glaubt nichts.Das bringt mich zum verzweifeln,ich versuche jeden Tag ihn auf zu bauen ihn zum positiven denken zu fördern.Aber es kommt nichts an.
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  #2  
Alt 18.06.2015, 18:18
aarburger aarburger ist offline
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Registriert seit: 22.05.2015
Beiträge: 39
Standard AW: Trotz guter Werte kein Vertrauen ,agressiv,das Gefühl zu sterben

Hallo Gaby

Meine Frau hat einen sehr agressiven seltenen Lungenkrebs der explosions artig wächst. Bei ihr ist es gerade umgekehrt sie weiss das alles eingestellt wurde weil alles nutzlos war. Sie hat von 57 auf 39 kg abgenommen bei 1.65 konnte schon lange nichts mehr essen. Jetzt konnte sie gestern 2 gekochte Eier und 1/4 Tomatensuppe essen. Sie wurde heute gewogen und war 41,4 kg
in 3 Tagen 2,4 Kg zugenommen. Sie freut sich risig und sagt sehr ihr die Aerzte haben sich getäuscht seht nur wie ich zunehme wen ich esse. Wir wissen alle das der Krebs das Gewicht macht. Einfach zum verzweifeln.
Mein Schatz war von Anfang an von der Krankheit extrem agressiv zu mir und nur zu mir nicht zu den Schwester, Aerzten oder Kinder. Mein Vater war auch so zu meiner Mutter in der letzten Zeit eines Lebens und die Schwägerin zu meinem Bruder. Ich glaube es ist ein Zeichen des Vertrauens und der Lebe zueinander in der Gewissheit der Partner verzeiht, versteht und steht trotzdem zu einem. Bin kein Experte aber für mich der einzige Weg um damit umgehen zu können.

Gruss Peter
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  #3  
Alt 18.06.2015, 19:28
Safra Safra ist offline
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Registriert seit: 21.12.2012
Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 533
Standard AW: Trotz guter Werte kein Vertrauen ,agressiv,das Gefühl zu sterben

Hallo Gabby,
ich versuche mal, meine Gedanken darzulegen. Man kann ja nur dieses und jenes vermuten, weil mal Euch nicht näher kennt.
Wie war Dein Mann denn vor dieser Diagnose drauf? War er der Chef im Haus, derjenige, nach dem es meistens ging? Viele Menschen vertragen es überhaupt nicht, wenn sie bisher selbstbestimmt ihr Leben geführt haben und plötzlich in dieses Loch fallen und schwach sind und abhängig. Dazu kommt, das eben keiner weiß, wie es weitergeht, auch wenn im Moment Anlass zur Hoffnung besteht. Das wird auch Deinem Mann bewusst sein. Und Optimismus lässt sich nicht einfach von außen einreden, diese Sprüche "denk positiv" sind Blödsinn, das funktioniert nicht auf Knopfdruck. Dein Mann hat einfach Angst, und das drückt er dann in seiner Wut Dir gegenüber aus. Allerdings brauchst Du Dir auch nicht alles gefallen zu lassen. Das würde ich dann schon mal zum Ausdruck bringen, wenn er ausfallend wird.

Liebe Grüße!
Safra
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  #4  
Alt 19.06.2015, 08:37
Benutzerbild von BerliNette
BerliNette BerliNette ist offline
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Registriert seit: 24.07.2014
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Beiträge: 545
Standard AW: Trotz guter Werte kein Vertrauen ,agressiv,das Gefühl zu sterben

Hallo Gabby,

der Gedanke von Safra ist ganz interessant. Neben der Angst, die dein Mann natürlich hat, kann er vielleicht nicht aus seiner Rolle und seine jetzige Hilflosigkeit bekommst du zu spüren. Das ist schlimm für dich, aber ich habe leider auch keine Idee wie man das ändern könnte. Kannst du gut mit ihr sprechen, ich meine über deine Gefühle? Versuche ihm klar zu machen was sein Verhalten in dir auslöst. Vielleicht solltest du auch dein Verhalten ihm gegenüber dann verändern. Nicht so einfach, ich weiß! Wir wollen ja immer das Beste für unsere Lieben und wollen sie nicht verletzen. Wir sind ja selbst noch verletzt von dem Schock der Krankheit. Aber der Kampf gegen das Ungeheuer Krebs funktioniert nur, wenn beide am gleichen Strang ziehen! Ich wünsche dir viel Erfolg!

Ach ja und das mit dem Rauchen: weißt du, mein Mann hat auch Lungenkrebs - einen Nichtkleinzeller - er hat nie geraucht und deswegen ist es für ihn ganz schlimm anzusehen, wenn die Krebskranken vor der Lungenklinik stehen und rauchen. Es ist für ihn kaum auszuhalten weil es so ungerecht ist.

Alles Gute für euch

BerliNette
__________________
Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment!
Buddha

__________
mein Schatz:
Lungenkrebs ED: 06/2014 - ALK-Mutation (zurzeit Behandlung mit Xalkori)
Speiseröhrenkrebs ED: 07/2015 - 16 x Bestrahlung, vollständige Ernährung mit PEG
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  #5  
Alt 19.06.2015, 17:08
Tiina Tiina ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 676
Standard AW: Trotz guter Werte kein Vertrauen ,agressiv,das Gefühl zu sterben

Liebe Gaby,
das ist eine ganz furchtbare Situation für Dich und ich kann mir gut vorstellen, dass Du verzweifelst!
Es ist klar, dass das schwierig ist, aber ich denke, Du musst versuchen, die Sicht Deines Mannes zu akzeptieren. Er ist krank und er muss sehen, wie er damit umgeht - Du kannst ihn versuchen zu unterstützen, aber Du kannst ihm nicht sagen, wie er das tun soll, welcher Weg für ihn der richtige ist.
Ehrlich gesagt - wenn ich schwer krank wäre und voller Angst und Verzweifelung und jemand würde versuchen, mich zum positiven Denken zu bringen, würde ich auch ziemlich aggressiv...

Umgekehrt musst Du Dir auch nicht alles gefallen lassen - es ist nicht OK, wenn Dein Mann gemein zu Dir ist und wenn das irgendwie geht, wäre es gut, wenn Du ihm sagen könntest, wenn er Dich verletzt.

Ich wünsche Euch von Herzen, dass die positive Entwicklung, die Du beschrieben hast, sich fortsetzt und irgendwann auch Dein Mann daran glauben kann.
Anja
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  #6  
Alt 20.06.2015, 11:56
Benutzerbild von Jessie41
Jessie41 Jessie41 ist offline
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Registriert seit: 19.05.2015
Ort: Wolfsburg
Beiträge: 23
Standard AW: Trotz guter Werte kein Vertrauen ,agressiv,das Gefühl zu sterben

Hallo Gabby...

Ich kann mich den Gedanken von Safra nur anschließen, zumindest ist es bei uns selbst so ( Unser Fall : mit Bauchweh ins KH, Not-OP am gleichen Abend, Diagnose Darmkrebs und Meta in der Leber, evtl Lunge - wird sich noch zeigen -, Leukämie noch obendrauf )

Von jetzt auf gleich ein tiefes Loch, nichts ist mehr wie es war....
Mein Mann hat damit gefühlsmäßig GANZ arg zu kämpfen, er war vorab IMMER Chef im Hause, und ganz plötzlich, von einer Sekunde auf die nächste = von anderen abhängig ( zumindest bei vielen Dingen )
Da konnte er garnicht mit umgehen, war oft bissig, und es gab viele "blöde Kommentare"

Immer wenn ich versucht hab, ihm ein wenig Mut zu machen, kam ein Spruch wie "DU kannst gut reden, bist ja nicht betroffen, sondern ICH !"
Klar.... ICH bin nicht betroffen.... ICH steh nur doof daneben und kann nix tun
Genau das hab ich ihm dann aber auch gesagt, wie besch... ich mich damit fühle.... möchte gern helfen, kanns eh nicht, aber irgendwas will man ja machen

Mein Mann ist ansich auch jemand, der noch nie groß über seine Gefühle geredet hat, und gerade jetzt nicht... ihm fällt es halt schwer, und jetzt ganz besonders... leider
Aber, ich habe ihm auch ganz klar gesagt nach der Diagnose, wie ich darüber denke... dass ich tierisch Angst davor hätte, wenn er GARNIX mehr sagt
Ich kann ihm nur "helfen", wenn er mit mir redet
Er bemüht sich seitdem, es wird besser

Seine "bissigen Kommentare" stecke ich irgendwie in eine Schublade "liegt an der Chemo "
anders geht's nicht

Seine Gedankenwelt fährt allerdings auch gerade Achterbahn....
Er wurde nach der Not-OP vom KH als "völlig geheilt" entlassen - abgesehen von der Leukämie -
Tumor, Metas, und glatt 24 befallene Lymphknoten sind weg, es ist nix mehr da !
Eine Chemo "nur zur Sicherheit" nachgeschoben....
Die Leukämie kommt später dran, weil nicht akut

In der Onko-Praxis sagte der Arzt dann was von wegen evtl Lungen-Metas... "müssen wir mal CT schauen in 3 Monaten"

Seitdem vertraut er auch keinen Ärzten mehr so wirklich, jeder sagt was anderes, und er verkriecht sich

Dazu muss gesagt sein, dass er gerade erst innerhalb kurzer Zeit zwei Schwestern an Krebs verloren hat, und dabei wurde eine auch als "geheilt entlassen" vom gleichen KH, war zur Kur, und danach ging es dann innerhalb Wochen leider ganz schnell
Kurz vor der eigenen Diagnose gab es bei seinem Bruder ähnliches, aber inoperabel
Seine "Hoffnung" sieht also demnach auch etwas mau aus, und er traut der ganzen Sachen absolut nicht
Gerade deswegen kann ICH ( oder egal wer ) sagen was will, er ist bei allem pessimistisch, denkt oft an "einfach aufgeben", obwohl er ansich ne top Prognose hat
Er hat schlichtweg ANGST...
Er weiß nicht wirklich, damit umzugehen, denn das liegt so völlig "außerhalb allem vorherigen Leben"
Seinen "Frust" bekomm ich dann öfter mal ab.... aber... ich nehm es absolut nicht persönlich... solang er wenigstens ab du an mit mir redet !
Fällt ihm sehr schwer manchmal, aber er gibt sich Mühe, und das allein ist mir schon viel wert

Es ist eine absolute Ausnahme-Situation, keine Frage...
Und da gibt es leider auch kein "Patent-Rezept", wie man damit umgeht

Daher kann man natürlich auch keinen "Ratschlag" geben...
Ich für mich versuche, immer eine "passende Laune" bei ihm zu finden....
Wann spreche ich was an, wann besser nicht
Ich "ignoriere" ganz oft blöde Kommentare etc, packe es für mich gedanklich in die Schublade "liegt an der Chemo" ( auch wenn er schon vorher ab und an mal blöd war ^^ )
Irgendwann taucht der "passende Moment" auf, wo ich ihm ganz direkt sage, was mich regelrecht ankotzt... kurz und schmerzlos....

Bei uns hat es geholfen, er bemüht sich zumindest, mich mehr in seine Gedanken zu lassen, auch wenn es ihm schwerfällt



Gib nicht auf, denk an ihn, versuch zu helfen...
Respektiere seine Angst bzw versuch mal seine Situation zu verstehen ( wie erginge es DIR wohl dabei ), aber sag ihm auch wie es DIR geht wenn er mal agressiv ist... vielleicht nicht sofort, aber zeitnah
versucht zu reden.. wie auch immer... sag ihm, welche Bedenken / Angst Du hast

Versuch vielleicht auch mal, ihn mit ganz besonderen Dingen abzulenken... irgendwas nicht alltägliches, was mal von dem ganzen Stress ablenkt

Wünsch Dir / Euch alles Gute... nicht aufgeben !!

LG Jessie
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