ich habe solche Angst!

[Kamuffel]

Liebe Edith, jeden Tag schaue ich nach wie es Euch geht. Ich habe jetzt bitterlich geweint, diese Hilflosigkeit.... ., Du schreibst deinem Mann geht es gut, geniese jede sekunde, ach was schreib ich bloß, du weißt im Inneren deiner Seele schon was euch beiden gut tut. Seid umarmt und viel, viel Kraft. Guß Ilonka

[edith57]

Hallo ihr Lieben,

Bei uns ist alles unverändert - nach 2 Tagen Chemo-Hoch ging es wieder rasant bergab. Seit 5. August liegt er wieder mindestens 20 Stunden am Tag, mit dem Unterschied, dass er jetzt mehr oder weniger immer wach ist und nur sehr wenig schläft.

Sein Appetit hat sich ein klein wenig verbessert, aber wenn er mal einen Bissen zu viel isst, hat er nachher wieder starke Magenschmerzen. Für mich kein Wunder, wenn ich mir vorstelle, dass da zwischen Bauchspeicheldrüse und Magen eine Metastase sitzt, die 12 x 7 cm groß ist.

Seit ungefähr einer Woche ist er auch oftmals sehr gereizt, reagiert schnell aggressiv auf Kleinigkeiten, beruhigt sich zum Glück aber immer wieder rasch. Ich gehe meist gar nicht darauf ein, manchmal gelingt es mir aber dann doch nicht und ich bin auch schon laut geworden.

Aber wir merken beide immer wieder sofort, dass es schade ist um jede Minute die wir böse sind aufeinander, denn die Minuten laufen uns davon: jede einzelne ist kostbar und wir wollen jede einzelne genießen.

Ich wünsche euch allen eine schöne Woche
Liebe Grüße
Edith

[SandraG]

Liebe Edith,

ich denke auch täglich an Euch. Wie schön, von dir zu lesen. Ja, dass mit den Aggressionen oder dem Böse sein, kenn ich gut. Auch mein Mann hatte das. Ich bin auch öfter laut geworden, hab mich danach immer geschämt, warum ich so doof bin, weil doch die Sekunden so kostbar sind. Aber manchmal musste es auch raus, weil man selbst Grenzen hat und es eben nicht anders geht. Gott sei Dank waren wir auch schnell wieder versöhnt.
Danke, dass du uns trotz allem immer so fleissig auf dem Laufenden hältst.

Ich sende dir ebenfalls sonnige, liebe Grüße und drück dich ganz fest!!!!!

Alles Liebe

Sandra

[Gabitirol]

Liebe Edith,wir sind täglich mit den Gedanken bei Euch und sprechen auch viel miteinander.Du weisst ja was wäre wenn......Ihr tut mir so unendlich leid,mir fehlen da die richtigen Worte.

LG Gabi

[edith57]

Hallo ihr Lieben,

Letzten Freitag hatte mein Mann den 2. Zyklus mit Taxotere. Nachdem er beim 1. Zyklus doch ordentlich geschlaucht war, bekam er diesmal eine kleinere Dosis und wegen seinem schlechten Blutbild auch gleich noch 2 Blutkonserven dazu. Daraufhin ging es ihm am Abend so gut, dass wir - zum ersten Mal wieder seit fast 3 Monaten - miteinander essen gegangen sind.

Wir waren in einem Restaurant ganz in unserer Nachbarschaft - dort sind wir schon seit Jahrzehnten Gäste und alle dort wissen, dass mein Mann sehr krank ist. Deshalb waren sie auch so nett und haben ihm eine besonders liebevoll zubereitete Viertel-Portion gemacht, die er dann tatsächlich - zusammen mit einem ganz kleinen Bierchen - ausgegessen hat.

Er war zwar hundemüde danach, aber es war schön wieder einmal für 1 1/2 Stunden so etwas wie "normales Leben" zu haben.

Seit Sonntag geht es ihm wieder schlechter - kein Appetit und hundemüde. Er liegt den ganzen Tag und schläft auch sehr viel. Ich hoffe, dass er sich bald wieder ein wenig erholt hat und auch mal wieder ein wenig auf unsere Terrasse kann - die Sommertage sind bald vorbei.

Leider gehen ihm seit ca. 10 Tagen auch massiv die Haare aus - er hat schon richtig kahle Stellen am Hinterkopf. Bis jetzt konnte er sich nicht aufraffen, gleich alle Haare abzuschneiden und gleich eine Glatze zu rasieren. Ich wäre zwar froh darüber, weil ich ständig überall Haare entferne, aber ich lasse ihn machen - wenn er sich noch nicht von seinen restlichen Haaren trennen kann, dann wird der Staubsauger halt öfters angeworfen...

Die Tatsache, dass er jetzt - nach bereits so vielen Chemos - doch noch alle Haare verlieren wird - macht meinem Mann mehr zu schaffen als alle anderen Nebenwirkungen. Er meinte, jetzt sieht man ihm den Krebs bereits von Weitem an. Ich habe ihm gesagt, dass er mir immer gut gefallen wird, ob er Haare hat oder nicht und ganz egal wie krank er aussieht - aber das hat ihn nicht wirklich getröstet, obwohl er weiß, dass ich es ernst meine.

Ausserdem hat er überhaupt keine Kraft mehr in den Beinen. Ich habe schon mehrmals beobachtet, dass er - wenn er seine Beine im Sitzen bewegen will - nicht einfach das Bein heben und irgendwo anders hinstellen kann. Er muss dann das Bein mit beiden Händen anheben und die Position ändern. Er kann auch nicht mehr vom Stuhl aufstehen, ohne aufgestützte Arme - nur allein mit der Beinmuskulatur geht nichts mehr.

Ich animiere ihn jetzt immer dazu, ein paar Übungen zu machen für seine Beinmuskulatur - aber es ist so schwer für ihn - er ist ja oft zu müde, um überhaupt nur aufzustehen.

Wie das alles wohl weiter gehen wird......

Ich wünsche euch allen noch eine schöne Woche und bis bald mal wieder.

LG Edith

[Gabitirol]

Danke liebe Edith,dass du noch die Zeit hast hier zu schreiben.

Wie es weitergehn wird Edith? Ich glaube das kann dir niemand sagen.

Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ihr zur Reha nach Tirol gefahren seit,fast ein Jahr ist wieder um.Die Zeit fliegt uns nur so um die Ohren.

Dass die Haare oder besser gesagt die noch über sind noch ein Thema werden hätt ich mir nun nicht gedacht. Männer mit Glatze sehen doch gut aus.
Dass ihr zusammen beim Essen gewesen siet freut mich jetzt schon,wird sicher wieder klappen und es kommen auch noch gute Tage wirst sehn.

Wünsche euch alles,alles Gute.
LG Gabi

[Morgana]

Liebe Edith,

als ich Deine Zeilen las, da habe ich schweigend genickt und mich erinnert...
Bravo - das habt ihr beiden gut gemacht, lecker Essen gehen, den Abend und das "gute Befinden trotz Chemo" geniessen! Der Wetterbericht spricht für den Septemberanfang von "goldenen Herbsttagen" - wenn das so ist, dann die Sonne auf der Terrasse warm über die Haut fliessen lassen und einfach...dankbar für gute Tage...gemeinsam geniessen!

Haarausfall....da erinnere ich mich: "Jetzt sieht doch jeder, dass ich Krebs habe. Ich bin ein Wrack!" Alle guten Worte hatten keinen Erfolg...doch: Das schwarze Käppi aus Schottland, aufgepeppt mit kleinen Anstecknadeln konnte "Mann" einfach stets auf dem Kopf behalten...Und als er dann während der Chemo mit einem Mitpatienten und Biker ins Gespräch kam...über Mopped...und Schottland...Ja, da hat er es akzeptiert, dass die Haare halt ausgefallen sind. Hupps...das war auch für unsere gemeinsame Stimmung gut!

Die Schwäche, die schlappen Muskeln...das zieht runter. Finde ich prima, dass Du ihn sanft an ein bißchen üben erinnerst. Ich bin sicher, dass Du merkst, wann es für ihn Quälerei ist.

Zitat von edith57

Wie das alles wohl weiter gehen wird......

Diese Gedanken kenne ich...ich habe dann tief durchgeatmet und versucht, hinter den düsteren Wolken einen Klecks Sonne zu erspähen...
liebe Edith, Du begleitest Deinen Mann und ich bin sicher, dass ihm Deine Fürsorge gut tut - und wirst Dich später mal dankbar daran erinnern, wie die Sonnenstrahlen auch in dunklen Zeiten die Liebe zum leuchten brachten.

LG
Morgana

[edith57]

Liebe Gabi,

Ja Gabi - es ist jetzt bald mal ein Jahr her, dass wir zur REHA sind. Damals war der Krebs im Hintergrund - wir waren voller Hoffnung, dass er besiegt ist und nur noch die Nachwirkungen der Gefäß-OP zu bekämpfen sind. Voll Zuversicht sind wir gefahren und nur 5 Tage später war alles anders. Und trotzdem bin ich froh, dass mein Mann überhaupt noch da ist - ich war damals nicht sicher, ob er den nächsten Sommer noch erleben wird......
Ich hoffe, dir geht es halbwegs gut und du hast dich gut erholen können. Und lass deinen Jürgen schon grüßen....

Liebe Morgana,

Danke für deine Zeilen - sie sind so berührend für mich, weil du das alles aus eigener Erfahrung kennst und weißt, was ich im Moment fühle. Ich habe deinen Eintrag für deinen Mann gelesen im Place of Memory und dabei ein paar Tränen verdrückt. Es ist schön für mich zu sehen, wie du nach 4 Jahren immer noch voll Sehnsucht an ihn denkst. Ich wünsche mir, dass es bei mir auch so sein wird - auch wenn es manchmal sehr, sehr traurig sein wird.
Eine innige Umarmung für dich .

Liebe Grüße
Edith

[Kamuffel]

Liebe Edith, ich lese jedes Mal bei Euch mit. Wie es weiter geht ? Immer ein Schritt vor dem anderen. Mit Liebe und Traurigkeit im Herzen. Angst und Bangen. Riesiges Herzklopfen vor dem Tagesbeginn und riesige Erleichterung, wenn er Dich ansieht und seine Blicke sagen: Ich bin noch da! So war es bei mir vor 2 Jahren und ich glaube, so sieht es bei Dir aus..... Ich saß nur neben ihn auf der Couch und habe jeden Blick von ihm dankbar angenommen. Ich hätte so gerne die Last und die Angst mit ihm getragen. Du bist so tapfer. Pass auf Dich auf.
Traurige Grüße Ilonka

[Morgana]

Liebe Edith,

....ich lese mit und freue mich, dass Dich meine Zeilen aus dem "Danach-Lager"erreichen. Die Liebe bleibt und die Erinnerungen.

Liebe Ilonka,
...auch Dir einen lieben Gruß. Du bist den schweren Weg auch mit viel Liebe gegangen.

Allen, die mitlesen wünsche ich stets die Kraft für den nächsten Tag - das reicht aus um jeden Tag wieder einen Schritt zu machen auf diesem steinigen Weg.


LG
Morgana

[edith57]

Hallo ihr Lieben

Leider ist bei uns die Stimmung wieder einmal total im Keller. Von Freitag auf Samstag Nacht ist sein Cousin mit 52 Jahren gestorben. Er hatte vor ein paar Jahren bereits Krebs im Rachenraum und Kieferbereich. Was genau weiß ich nicht. Jedenfalls war er dann viele Jahre gesund, aber im Frühsommer hatte er unerklärliche Schmerzen im Hüftbereich und konnte kaum noch gehen. Ich habe insgeheim sofort an Knochen-Metas gedacht. Nach einigen Untersuchungen wurden dann tatsächlich im ganzen Körper Knochen-Metas festgestellt und seit ca. 8 Wochen lag er nun im Krankenhaus und durfte nicht mehr aufstehen wegen der Bruchgefahr.

Letzte Woche hat er dann eine doppelseitige Lungenentzündung dazu bekommen und mir war klar, dass es nicht mehr lange gehen wird. Es war auch gut für ihn, denn er wäre nie mehr auf die Beine gekommen und war schon total wund gelegen.

Mein Mann hat seinen Cousin damals während der Krankheit sehr unterstützt und begleitet und hatte eine nahe Beziehung zu ihm. Es hat ihn auch sehr belastet, dass er ihn im Krankenhaus nicht besuchen konnte, weil er einfach zu schwach dazu war.

Und vor allem ist ihm jetzt wieder ganz bewusst geworden, was auf ihn zukommen wird und er ist sehr, sehr traurig. Er hat gestern auch schon gesagt, dass er der nächste sein wird...

Ich hoffe, dass es euch allen halbwegs gut geht und wünsche euch einen wunderbaren Sonntag.

LG Edith

[Morgana]

Liebe Edith,
das tut mir Leid. Wieder einmal verdunkelt sich der Himmel um eine Wolke mehr.
Ich kann mir gut vorstellen wie es in Deinem Mann ausschaut und auch in Dir...

Weint mit einander, schweigt miteinander, wo die Worte fehlen und genießt diese sonnigen Herbsttage ganz nah beieinander.

LG
Morgana

[edith57]

Hallo ihr Lieben,

Letzten Freitag war wieder mal Chemo-Tag - sein 3. Zyklus mit Taxotere. Diesmal sah er so bemitleidenswert aus, dass er sofort nach unserem Eintreffen ein Bett bekommen hat. Er hatte an diesem Morgen auch schon eine gewaltige Anstrengung hnter sich. Wie immer hat er sich vor der Chemo in der Früh in die Badewanne gesetzt - und diesmal ist er zum ersten Mal nicht mehr von alleine heraus gekommen.....

Ich war bereits unten in der Küche, da hörte ich ihn plötzlich rufen. Ich bin sofort hoch zu ihm und da saß er ganz verzweifelt in der Wanne und hat mir gesagt, dass er seit 10 Minuten versucht, raus zu kommen. Er hatte zuwenig Kraft, sich aufzustützen und auf die Beine zu kommen.

Ich habe ihn von vorne unter den Armen gepackt und mit meiner Hilfe ist es ihm dann gelungen, wieder aufzustehen. Ich habe schon lange gesagt, dass ich ihm so gerne bei der Körperpflege helfen würde - bisher hat er immer abgelehnt. Noch will er alles selber machen.

Und nun ist wieder ein Stück Selbstständigkeit verloren gegangen. Das war alles sehr, sehr anstrengend für ihn und er sah wirklich sehr krank und grau aus - total abgemagert und nur noch ein paar weiße Flaumhaare auf dem Kopf. Alle anderen hat er inzwischen verloren.

Jedenfalls hat der Primar bei der Visite gefragt, wie es ihm denn heute geht. Mein Mann hat - wie immer - gesagt: "es geht schon...."
Da hat ihn der Primar traurig angesehen und gesagt: "Nein Herr ......, ich glaube nicht, dass es geht......" Er meinte dann noch, dass er ihm so gerne helfen würde, aber dass er langsam mit seiner Weisheit am Ende ist. Und dass man wohl langsam auch die Chemo absetzten sollte, damit das Knochenmark nicht ganz kaputt gemacht wird.

Der nächste Zyklus wird wahrscheinlich noch laufen, es wird dann aber auch wieder ein CT gemacht um zu prüfen, ob die Chemo überhaupt etwas gebracht hat. Ich möchte gerne glauben, dass sie nützt, aber seine Magenschmerzen werden immer mehr und es ist nun wieder soweit, dass er fast nichts mehr essen kann. Ich fürchte, dass der Krebs weiter wächst und ich fürchte mich vor dem Ergebnis des nächsten CT.

Und manchmal wünsche ich mir, dass es ganz schnell zu Ende sein wird - dass ihn ein gnädiger Herztod über Nacht holen wird und sein Leiden ein Ende hat - auch wenn ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann.

Traurige Grüße
Edith

[schlümpfchen]

Wie sehr ich dich verstehe.....

Unendlich viel Kraft für dich wünsche ich dir und

ich sende dir eine Umarmung

Leider liegt mehr nicht in unserer Macht,gib alles ab nach "oben" und gestatte dir traurig zu sein und zu weinen

Wir haben Grund traurig zu sein

Mitbetroffene Grüsse

schlümpfchen

[monika100]

Liebe Edith,

die Traurigkeit, die aus deiner Nachricht spricht, geht mir mitten ins Herz. Es tut mir soo leid, dass es deinem Mann und damit auch dir immer schlechter geht
Deinen Worten ist nichts hinzuzufügen...

Ich bin in Gedanken bei dir, du hast meine Nummer, wenn du reden willst. Oder wenn ich sonst irgendwas tun kann, ich bin da!

Traurige Grüße
Monika