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  #1  
Alt 19.06.2018, 12:55
spice spice ist offline
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Standard Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo zusammen,
ich brauche dringend ein paar Meinungen.
Mein Mann hat seit 04/17 ein malignes Melanom mit Hirnmetastasen, welches zu verschiedenen Behandlungen geführt hat, unter anderem letztes Jahr zwei große Hirn-OPs, Bestrahlung, Immuntherapie, BRAF-MEK-Hemmer etc..
Insgesamt natürlich für uns als Familie (Mann 48 J., ich 43 J., Sohn 9 J., Tochter 3 J.) natürlich ohnehin eine große Belastung.
Nachdem von 12/17-05/18 eine Atempause durch MEK&BRAF hatten, ist nun seit Mai eine erneute Progression festgestellt worden. Derzeit bekommt er Ipi-/Nivo-Infusionen
Dazu kommt aber noch, dass mein Mann, vermutlich als Folge der OP, Krampfanfälle hat.
Der erste fand im August statt, ich fand meinen Mann nach der Arbeit blutend und verwirrt, die Kleine war allein bei ihm.
Der nächste Anfall war im Februar, hier war ich dabei, das war schon schlimm, weil mein Mann sich nach dem Krampfanfall verwirrt gegen die Rettungskräfte zur Wehr setze. Meine Kinder waren im oberen Stockwerk, hörten den Vater aber schreien.
Jetzt Mitte Mai ein erneuter Krampfanfall, nach dem akuten Krampf waren die Rettungskräfte noch nicht da, mein Mann wieder verwirrt und aggressiv, er ging mich an und die Kinder sahen es mit an. Seitdem ist mein 9-jähriger Sohn traumatisiert, hat riesige Angst vor seinem Vater, sagt er fühlt sich nicht mehr sicher daheim, fragt ihn bei jeder schnellen Bewegung, ob alles ok ist...
Seitdem gab es noch zwei leichtere Anfälle, vermutlich aufgrund einer veränderten Medikation (war eine Woche in einem Epilepsiezentrum zum einstellen) und Notfallmedikamenten. Er war auch nicht mehr aggressiv, aber verwirrt halt. Schon das war aber schlimm für meinen Sohn, er hat sich dann über Nacht zu Freunden bringen lassen. Derzeit ist mein Mann wegen einer heftigen Reaktion auf die Immuntherapie wieder in der Klinik.
Schlimm ist jetzt, dass mein Sohn auf jede Nachricht, dass es dem Vater besser geht, verängstigt fragt, ob er jetzt entlassen wird.
Und natürlich wird er das auch in ein paar Tagen, wenn nichts dazwischen kommt. Ich bin jetzt völlig hin und her gerissen, auf der einen Seite freue ich mich natürlich, dass es meinem Mann derzeit besser geht, auf der anderen Seite tut es mir weh, meinen Sohn so zu sehen und ich bin auch der Meinung, Kinder sollten sich daheim sicher fühlen können. Auch kann ich meinem Sohn ja nicht versprechen, dass es nicht wieder vorkommt, das weiß ja keiner.
Auch Polizei und Jugendamt wissen schon von der Problematik, weil bei den Krampfanfällen, wo mein Mann aggressiv war, ein Polizeieinsatz nötig war. Das sitzt natürlich auch irgendwie im Nacken. Würde man meinen Sohn fragen, würde er wohl sagen, dass er wo anders wohnen will, solange der Papa im Haus ist.
Für meinen Mann ist das natürlich total schlimm, er liebt seine Kinder über alles und neben der Diagnose, die ja schon schlimm genug zu verkraften ist, kommt jetzt noch, dass sein Sohn sich gar nicht freut, wenn er nach Hause kommt. Da er selbst in den Situationen nicht "da" war und diese nur aus Erzählungen kennt (er kann sich natürlich an nichts erinnern), kann er emotional auch die Reaktion unseres Sohnes nicht nachvollziehen. Ich habe das Gefühl, wenn ich ihm das Problem schildere, meint er, wir wollen ihn "abschieben". Ich weiß jetzt echt nicht, wie das weiter gehen soll. Mein Mann ist außerhalb der Krampfanfälle (von denen ja keiner weiß, ob die nach einer Woche oder nach drei Monaten wieder vorkommen) ja auch noch total normal (außer halt schnell erschöpft etc.), also keinesfalls pflegebedürftig, so dass eine externe Unterbringung nicht in Frage kommt (zudem fände ich das auch wieder schlimm, wer weiß, wie viel Zeit überhaupt noch bleibt). Alleine wohnen geht aber auch nicht wegen der Krampfanfälle.
Was würdet ihr in so einer Situation raten?
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  #2  
Alt 19.06.2018, 13:47
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo Spice,

meinst du nicht es macht Sinn wenn dein Mann, wenn er wieder zu Hause ist, mit deinem Sohn spricht. Sie sollen sich beide einfach Zeit füreinander nehmen, vielleicht zusammen ins Bett legen und dein Mann erklärt ihm alles. Dein Mann muss sagen das er in diesem Moment nicht Papa ist und das er hinterher nichts mehr davon weiß. Oder ihr sucht einen Psychoonkologen auf? Aber ich würde das Thema aufgreifen, er versteht mit 9 genau was ihr meint. Meine Tochter ist 10 und versteht alles was mit ihren Opa passiert. Die Kinder wissen ja auch das es früher "anders" war und das er liebevoll war.

LG und ganz viel Kraft für dich und deine Familie.
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  #3  
Alt 19.06.2018, 14:31
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

hallo spice,

raten würde ich:
therapeutische begleitung für deinen sohn,
damit er mit einer neutralen emphatischen person
über die familienverhältnisse, wie sie nun mal sind, frei reden kann.

den berührenden, authentischen film "halt auf freier strecke" anschauen -
zusammen oder du mit dem sohn, oder du mit mann.... in einer geschützten atmosphäre.
es geht um einen familienvater mit hirntumor,
der im reihenhaus durch seine krankheit einiges durcheinander bringt.
zum teil mit lustig-traurigen folgen. der film íst ab 6 jahren freigegeben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Halt_auf_freier_Strecke

überlegungen anstellen, dass dein mann nicht mehr alleine mit den kindern ist.
bzw. diese die sicherheit haben, das immer jemand anderes noch da ist.

bei uns gibt es einen hospiz-dienst, der auch nach hause kommt.
das ist gut für gespräche einzelner familienmitglieder, aber auch untereinander.
auch die erkrankte person braucht evtl. jemanden zum reden.

ängste der kinder ernst nehmen; viel reden dadrüber, wenn der bedarf besteht.
kinder kinder sein lassen und ihnen viele gute erlebnisse verschaffen,
die das belastende im leben etwas ausgleichen.

vielleicht findet ihr in gesprächen zusammen ruhig ausgefallene lösungen, damit alle zufrieden sind.
der krebs ist ein ausnahmezustand und da darf auch ausgefallenes zur hilfe genommen werden.

viel kraft auch gerade dir!
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #4  
Alt 19.06.2018, 15:21
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Liebe Spice,

vielleicht findest du dort auch Hilfe wegen der Epilepsie:

http://www.epilepsie-vereinigung.de/

Dickes Kraftpaket und ganz liebe Grüße
Jedimeisterin
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  #5  
Alt 19.06.2018, 16:03
spice spice ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo ihr Lieben, vielen Dank für die Antworten!
Den Film werde ich mir mal anschauen. Therapeutische Begleitung suchen wir, haben aber erst für August einen Termin.
Natürlich hat mein Mann und auch ich mit ihm geredet, dass das nur die Krankheit ist und nicht der Papa selbst und er versteht es auch- vom Kopf her.
Aber vom Gefühl her hat er Angst, v.a. weil es ja jederzeit wieder passieren kann. Es war halt wirklich eine massive Situation, mein Mann hat in der Post-Krampf-Phase mit Messern hantiert, wollte das Sofa aus den Angeln heben, hat versucht mich zu packen und in das Zimmer zu ziehen, wo meine Kinder schreiend standen und nicht raus konnten, weil er in der Tür stand, schließlich sind sie/wir dann panisch die Treppe runtergeflüchtet... Vor dem Haus standen die Rettungskräfte und trauten sich nicht rein, weil sie ihn noch vom letzten Mal in Erinnerung hatten, drinnen hörten wir es poltern... Man muss dazu sagen, dass mein Sohn sowieso vom Naturell her sehr sensibel ist und ich befürchte, er hat echt einen Knacks weg. So schlimm wir es sich anhört, aber er spricht vom möglichen Tod seines Vaters schon fast so, als wäre das nicht die schlechteste Lösung. Das ist einfach furchtbar!
Allein ist er sowieso nicht mehr mit den Kindern, das würde mein Sohn gar nicht mitmachen. Aber ich kann auch nicht 24 h direkt neben meinem Mann stehen. Ein Krampfanfall war, als ich im ersten Stock war und mein Mann mit den Kindern im Wohnzimmer. Ganz realistisch gesehen ist das doch gar nicht anders machbar, wenn man in einem Haus wohnt
Viele gute Erlebnisse zu schaffen versuche ich, aber auch das geht eigentlich nur ohne den Papa, der kann das momentan gar nicht. Neulich hat er versucht, mit zu einem Fußballturnier unseres Sohnes zu gehen (das war immer eine tolle Gemeinsamkeit) und prompt dort die Aura bekommen, Notarzt etc., mein Sohn hat sich nicht getraut, mit uns nach Hause zu fahren, weil er Angst hatte, Papa fängt im Auto an zu randalieren...
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  #6  
Alt 19.06.2018, 18:40
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Zitat:
Zitat von spice Beitrag anzeigen
Allein ist er sowieso nicht mehr mit den Kindern, das würde mein Sohn gar nicht mitmachen. Aber ich kann auch nicht 24 h direkt neben meinem Mann stehen. Ein Krampfanfall war, als ich im ersten Stock war und mein Mann mit den Kindern im Wohnzimmer. Ganz realistisch gesehen ist das doch gar nicht anders machbar, wenn man in einem Haus wohnt
Viele gute Erlebnisse zu schaffen versuche ich, aber auch das geht eigentlich nur ohne den Papa, der kann das momentan gar nicht. Neulich hat er versucht, mit zu einem Fußballturnier unseres Sohnes zu gehen (das war immer eine tolle Gemeinsamkeit) und prompt dort die Aura bekommen, Notarzt etc., mein Sohn hat sich nicht getraut, mit uns nach Hause zu fahren, weil er Angst hatte, Papa fängt im Auto an zu randalieren...
Liebe Spice,

vielleicht solltest du dich trotzdem Gedanken machen über einen Pflegegrad.

Ist jetzt etwas offtopic: Mein jüngster Sohn ist Autist, körperlich topfitt, muss
aber ständig beaufsichtigt und angeleitet werden.
Und in Prinzip muss man ja auf deinen Mann ja auch aufpassen, dass da
nichts passiert. Aber da belese dich bitte, es gibt da auch ein checkliste, ob
es überhaupt auf dich zutrifft.

Mein Schwager war auch damals an Krebs mit Hirnmetastasen. Und der hatte
auch epileptische Anfälle gehabt. Meine Schwester konnte ihn auch schlecht alleine lassen. Er war durch diese häufigen Aussetzer lange im Krankenhaus.
Naja, leider war mein Schwager dann an seinem Krebsleiden erlegen, weil
die Erkrankung bereits im Endstadium war.

Arbeitest du Teilzeit oder Vollzeit? Sind deine Kinder nachmittags noch in der
Schule und in der Kita?

LG Jedimeisterin

Geändert von gitti2002 (20.06.2018 um 00:29 Uhr) Grund: NB
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  #7  
Alt 20.06.2018, 04:42
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Liebe spice,

Zitat:
Jetzt Mitte Mai ein erneuter Krampfanfall, nach dem akuten Krampf waren die Rettungskräfte noch nicht da, mein Mann wieder verwirrt und aggressiv, er ging mich an und die Kinder sahen es mit an. Seitdem ist mein 9-jähriger Sohn traumatisiert, hat riesige Angst vor seinem Vater, sagt er fühlt sich nicht mehr sicher daheim, fragt ihn bei jeder schnellen Bewegung, ob alles ok ist...
Meinst Du mit "er ging mich an", daß Dein Mann Dich körperlich attackierte bzw. Dir Gewalt antun wollte?

Zitat:
Therapeutische Begleitung suchen wir, haben aber erst für August einen Termin.
Natürlich hat mein Mann und auch ich mit ihm geredet, dass das nur die Krankheit ist und nicht der Papa selbst und er versteht es auch- vom Kopf her.
Aber vom Gefühl her hat er Angst, v.a. weil es ja jederzeit wieder passieren kann. Es war halt wirklich eine massive Situation, mein Mann hat in der Post-Krampf-Phase mit Messern hantiert, wollte das Sofa aus den Angeln heben, hat versucht mich zu packen und in das Zimmer zu ziehen, wo meine Kinder schreiend standen und nicht raus konnten, weil er in der Tür stand, schließlich sind sie/wir dann panisch die Treppe runtergeflüchtet... Vor dem Haus standen die Rettungskräfte und trauten sich nicht rein, weil sie ihn noch vom letzten Mal in Erinnerung hatten, drinnen hörten wir es poltern... Man muss dazu sagen, dass mein Sohn sowieso vom Naturell her sehr sensibel ist und ich befürchte, er hat echt einen Knacks weg. So schlimm wir es sich anhört, aber er spricht vom möglichen Tod seines Vaters schon fast so, als wäre das nicht die schlechteste Lösung. Das ist einfach furchtbar!
Therapeutische Begleitung ändert zunächst mal gar nichts daran, daß Deine Kinder bereits traumatisiert sind.

Und auch nichts daran, daß Dein Mann zeitweise ein Sicherheitsrisiko für Euch alle sein kann.
Und zwar ein evtl. lebensbedrohliches, weil er evtl. wie ein Irrsinniger handeln kann.
Daß Ihr darüber geredet habt, hilft dabei auch herzlich wenig.

Helfen könnte jedoch, daß Dein Mann selbst Angst davor hat, daß er unkalkulierbar "ausrasten" und dabei etwas tun könnte, was er "bei Sinnen" niemals tun würde.

Es geht also im Prinzip darum, wie einerseits Du und Deine Kinder Euer Sicherheitsbedürfnis "garantieren" könnt und andererseits die Freiheit des Handelns Deines Mannes nur so weit eingeschränkt wird, daß er für den Fall der Fälle (Anfall) mit Sicherheit "neutralisiert" werden kann.
Jedenfalls so weit, daß Ihr Euch jederzeit vor ihm in Sicherheit bringen könnt.

Es ist sicher eine ungeheuer schwierige Situation, in der Ihr alle Euch befindet, aber dennoch sollte gerade in solchen Situationen ein Weg gefunden werden können, wie das familiäre Zusammenleben trotz evtl. "Ausnahmen" weiterhin aufrecht erhalten werden kann.
Das erfordert aber bei gutem Willen u.U. etwas unorthodoxe Problemlösungen.

Rein technisch gesehen ist das an sich kein Problem:
Wäre ich in der Situation Deines Mannes, hätte ich nichts dagegen, wenn man mich an eine "lange Leine" hängen würde.

Weder von "Kettenhund", noch von "Entwürdigung" will ich dabei sprechen.
Sondern nur davon, daß ein Bewegungs-Spielraum so eingeschränkt wird, daß alle damit ganz gut "leben" können.

Dein Mann hat hier aus meiner Sicht eine "Bringschuld".
Läßt sich das mit dem normalen Tagesablauf Deines Mannes (daheim) vereinbaren?
Wie ist der denn?

Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #8  
Alt 24.06.2018, 14:22
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Zitat:
Zitat von spice Beitrag anzeigen
DAuch Polizei und Jugendamt wissen schon von der Problematik, weil bei den Krampfanfällen, wo mein Mann aggressiv war, ein Polizeieinsatz nötig war. Das sitzt natürlich auch irgendwie im Nacken. Würde man meinen Sohn fragen, würde er wohl sagen, dass er wo anders wohnen will, solange der Papa im Haus ist.
Was würdet ihr in so einer Situation raten?
Meine Befürchtungen wären, beim nächsten ähnlichen Vorfall, dass Jugendamt nimmt einen die Kinder weg. Und ich denke das muss wirklich nicht sein. Vielleicht könnte dein Mann vorübergehend in eine Wohngruppe ziehen für Epilespsieerkrankte, ohne aber den die Krebserkrankung außer acht lassen.Und vielleicht mal eine Diagnose erstellen, was für eine Form von Epilepsie er hat, wenn es noch nicht gemacht wurde. Und dann wieder in die häusliche Umgebung zurückkehrt, wenn er anfallsfrei und ohne Aggressionen ist. Google mal bitte unter den "Bethel regional" (vielleicht kommt ihr ja aus der Gegend).

Ich denke, es nicht nur für die Kinder gefährlich, sondern auch für dich.
Auch wenn es schwerfällt, für deinen Mann wäre es besser, zumindestens
vorübergehend woanders zu wohnen. Bis er wirklich gut eingestellt ist.

LG Jedimeisterin
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  #9  
Alt 24.06.2018, 16:07
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Zitat:
Zitat von Jedimeisterin Beitrag anzeigen
Ich denke, es nicht nur für die Kinder gefährlich, sondern auch für dich.
Auch wenn es schwerfällt, für deinen Mann wäre es besser, zumindestens
vorübergehend woanders zu wohnen. Bis er wirklich gut eingestellt ist.
Das Problem wird nur sein, dass eine Epilepsie als Folge von Hirnmetastasen/Hirntumor vollkommen anders zu bewerten ist als eine genetisch bedingte oder durch einen Unfall, Schlaganfall usw ausgelöste Epilepsien. Auch und besonders in prognostischer Hinsicht.

Eine Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium, palliativ also wie im vorliegenden Fall, ist per se progredient und damit weder wirklich kontrollier- noch beherrsch- noch berechenbar.

Bei günstigem Verlauf vielleicht mal ein Weilchen halbwegs beherrschbar, solange die Tumortherapie wirkt... aber wie sich das innerhalt kürzester Zeit ändern kann, bis hin zu explosionsartigen Progressen, das dürfte hier im Forum jeder wissen.

Was heute gilt, kann morgen schon komplett anders sein. Besser oder schlechter.... wenn man realistisch ist, wahrscheinlich eher schlechter in der Verlaufsrichtung. Gute Phasen sind dabei mit eingeschlossen.

Und selbst wenn es einen guten oder sogar sehr guten Verlauf gibt, was durchaus ja immer wieder vorkommt, bleibt dieses enorme Risiko bestehen und das bedeutet dann eben auch, dass mit längerer und womöglich jahrelanger Überlebenszeit auch die Belastung für die Familie und besonders die Kinder erhalten bleibt. Risiko und Angst open end sozusagen.

Es sei denn, es geschieht ein Wunder, und die Hirnmetastasen verschwinden komplett, allerdings ist selbst dann nicht sicher, inwieweit andere Hirnstrukturen bereits irreversibel geschädigt wurden, durch Nekrosen, Medikamente oder einfach durch einen veränderten Hirnstoffwechsel.
Bei jedem erneuten Krampfanfall werden ja wieder Hirnfasern geschädigt, Narbengewebe entsteht, was wiederum das Risiko für erneute Krampfanfälle erhöht.
Und damit bleibt auch weiterhin das Risiko, dass diese geschädigten, vernarbten Hirnareale diese Anfälle im Gehirn auslösen könnten.
Scheinbar sind hier gerade jenen Regionen im Gehirn betroffen, die als Steuerzentralen für die Impulskontrolle u.ä. zuständig sind.

Mal eben richtig einstellen und dann ist und bleibt alles gut -- ich befürchte, das ist Wunschdenken bis Illusion.

Vielleicht bin ich ja zu pessimistisch... aber ich als Mama hätte einfach Angst, dass irgendwann mal wirklich was passiert, weil es eben nicht unter Kontrolle ist (weil einfach insgesamt viel zu unvorhersehbar/unberechenbar) und dann tatsächlich etwas passiert.
Ich würde mich daher auch fragen: Womit könnte ich besser leben, im Falle des Falles....

ja, das ist leider eine Wahl zwischen Pest und Cholera und vielleicht noch Lungenentzündung.... einen Königsweg gibts nicht und wahrscheinlich nicht mal eine bestmögliche Lösung.
Nur eine Lösung mit den mildesten Folgen.... sorry.... tut mir wirklich sehr leid, auch besonders für den Krebserkrankten, der damit noch mehr verliert und an einer Zusatzfront kämpfen muss.

Geändert von p53 (24.06.2018 um 16:26 Uhr)
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  #10  
Alt 24.06.2018, 18:49
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo liebe Spice.

Eine Entscheidung treffen zu MÜSSEN ist in deiner derzeitigen Situation einfach unmenschlich, meiner Meinung nach!

Du hst eine schwerkranken Mann, den du sicherlich liebst, dessen Lebenszeit eventuell begrenzt ist und mit dem du bestimmt möglichst viel Zeit verbringen möchtest. Da spreche ich leider aus Erfahrung.

Auf der anderen Seite hast du minderjährige Kinder, von dem euer Sohn Angst vor seinem Vater hat , was vollkommen verständlich in diesem Alter ist und für den DU in dieser Situation verantwortlich bist, weil dein Mann derzeit nicht so kann.

Wäre ich an deiner Stelle, und das habe ich für mich lange überlegt, da auch mein Mann lange sehr krank war, nur das unsere Kinder erwachsen und außer Haus waren, so würde ich für MICH die Entscheidung treffen, dass Jugenamt einzuweihen.
Es gibt doch dort so etwas wie Familienhilfen, oder so etwas in der Art.

Vielleicht informierst du dich mal genauer?
Etwas anderes bleibt wohl kaum noch, wenn die Familie auch in einer solchen Extremsituation zusammenbleiben möchte?

Könntest du dich nicht auch für einen gewissen Zeitraum krankschreiben lassen?
Jeder Arzt hätte für eure Situation Verständnis, hoffe ich.

Und psychologische Hilfe wäre für beide Kinder ganz bestimmt sehr wichtig!

Ganz liebe Grüße,
Sanne

Und bitte niemals aufgeben

Noch eine kleine Anmerkung meinerseits.

Da dein Mann sich derzeit leider im Krankenhaus befindet, liebe Spice, gibt es dort wahrscheinlich eine psychologische Beratungsstelle oder einen Seelsoreger. Vielleicht solltest du dir dort mal einen Termin holen und dich beraten lassen.

Sicherlich können sie dir dort helfen.

Viel Erfolg,

liebe Grüße Sanne

Geändert von gitti2002 (24.06.2018 um 22:26 Uhr) Grund: zusammengeführt
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  #11  
Alt 24.06.2018, 19:07
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Tja...

Also die Sichtweise "Das Wohl der Kinder geht vor" ist natürlich sehr plausibel, aber WAS ist denn das Wohl der Kinder?

Also, klar. Wir sind uns alle einig. Es braucht eine Situation, in der man (nach menschlichem Ermessen) von "Sicherheit" sprechen kann. Körperliche Angriffe sind nicht hinnehmbar, so weit so klar.

Aber so schlagkräftig ich das Argument "Der Vater ist eine Gefahr für die Kinder, also muss er weg" auch finde ... So frage ich mich doch, was für eine Form der Sicherheit das sein soll? In der wir den Kindern beibringen, dass wir geliebte Menschen in Heime abschieben, wenn sie krank werden, um uns mit den Folgen der Krankheit nicht abgeben zu müssen? *Hmmm* und ob man als Kind daran "schuld" sein möchte?

Die ganze Situation ist irgendwie totaler Mist und egal was man tut, es ist hinterher falsch. Darf ich fragen, was Dein Mann für eine Prognose hat? Denn so fies es ist - ich finde, es macht einen Unterschied, ob diese Situation jetzt zum Dauerzustand wird - oder ob man realistischerweise sagen muss, dass es nur eine kurze Übergangszeit ist?

Ich mochte den Hinweis auf den Film "Halt auf freier Strecke" und ich mag in diesem Film die Bemerkung der Palliativmedizinerin: Dass man den Kindern auch keinen Gefallen tut, wenn man den Vater im falschen Moment wegbringt. Weil sie dann lernen, dass DAS Krankheit und Tod bedeutet. Dass man weggebracht wird, weggesperrt und dann ist man tot.

Ich habe keinen Vorschlag und keine Lösung. Dachte lediglich, das Argument fehle in dieser Diskussion hier noch...

Geändert von hierfalsch (24.06.2018 um 19:17 Uhr)
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  #12  
Alt 25.06.2018, 13:22
spice spice ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo,
zur Prognose: das hängt jetzt sehr stark davon ab, ob die Immuntherapie jetzt anschlägt. Mein Mann hatte bis Mai ein halbes Jahr Ruhe durch BRAF-Hemmer und dann zeigte sich leider im letzten MRT eine leichte Progression. Nun hat er eine Dosis Ipilimumab und Nivolumab erhalten, worauf er aber mit starkem Fieber reagiert hat, weswegen er jetzt seit gut zwei Wochen in der Klinik ist. Die Ärzte sehen das als gutes Zeichen, dass die Therapie diesmal anschlagen könnte (letztes Jahr hatte er diese Wirkstoffe schon einmal erhalten, da hatte er aber weder Nebenwirkungen noch eine Wirkung auf den damals schon wieder recht großen Tumor, weshalb eine zweite OP notwendig wurde). Wenn die Therapie anschlägt, kann er schon ein paar Jahre leben (was aber nicht heißt, dass dann auch keine Anfälle mehr kommen). Schlägt sie nicht an, würde es realistischerweise nicht mehr allzu lange gehen.

Genau die Unvorhersehbarkeit ist aber meiner Meinung nach das Problem: selbst wenn er jetzt durch die neue Medikation lange keine Anfälle mehr haben sollte, kann doch keiner garantieren (und zwar niemals), dass keine mehr kommen. Und auch, wenn er bei weiteren Anfällen nicht mehr aggressiv werden sollte, weiß man doch erst, dass die Aggressivität zurück ist, wenn es denn soweit ist und wenn das erst in Jahren sein sollte. Darum lassen sich auch Vorkehrungen zur Garantie der Sicherheit nicht 100%ig treffen.
Auf der anderen Seite, wann im Leben gibt es schon 100%ige Sicherheit und rechtfertigt das eine externe Unterbringung? Zumal ihr Recht habt, ich liebe meinen Mann und will ihn gerade in dieser schweren Zeit nicht im Stich lassen. Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass ich für die Sicherheit meiner Kinder verantwortlich bin. Aber ab welchem Punkt sollte man sagen, es liegt keine ausreichende Sicherheit mehr vor? Wie lange müsste er anfallsfrei sein, damit man sagt, er kann wieder nach Hause? Oder wirklich "auf Verdacht" sagen: nie mehr?
Familienhilfe: Hm, was sollte die tun? Wenn es sich nicht gerade um einen kräftigen Mann handelt (und bei dem ersten Einsatz hingen 4 Sanitäter auf meinem Mann, bis die Mittel, die sie ihm spritzten endlich wirkten...), kann diese auch nicht für mehr Sicherheit sorgen als ich...
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  #13  
Alt 25.06.2018, 13:23
spice spice ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Nochmal zu dem Film: ich habe mir die Inhaltsangabe angeschaut, das ist schon ziemlich hart, v.a. weil es unsere Situation wirklich ziemlich genau trifft. Meint ihr, es ist tatsächlich schon etwas für meinen 9-jährigen Sohn?
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