Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 26.08.2015, 22:13
Annemie Annemie ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 26.08.2015
Beiträge: 1
Standard Verlauf von Lungenkrebs mit Metastasen in der Leber und wie redet man darüber?

Hallo!

Ich bin neu hier und habe mich angemeldet, in der Hoffnung ein paar Informationen und Tipps zu bekommen.

Mein Onkel, der allerdings wie ein Bruder für mich ist, da wir zusammen aufgewachsen sind und er nur einige Jahre älter ist als ich, hat im November 2014 die Diagnose kleinzelliger Lungenkrebs bekommen.
Stadium cT4 cN3 cM1a

Er hatte zunächst 6 Chemotherapien mit Carboplatin und Etoposid und wegen Metastasen in der Rippe und im Gehirn auch Bestrahlungen.
Lungentumor und Metastasen im Gehirn haben sich verkleinert, Tumor in der Rippe ist weg.

Vor ca 3 Wochen hat man festgestellt, dass Metastasen in der Leber sind.
Man sagte, dass diese gut auf Chemo ansprächen.
Er bekam also noch zwei Chemos mit anderen Wirkstoffen (ich weiß nicht welchen).
Gestern bekam er nun mitgeteilt, dass es trotzdem viel mehr Metastasen in der Leber geworden sind.
Dazu kommen nun noch irre Schmerzen im Rücken. Es müssen wahnsinnige Schmerzen sein und die bisherigen Schmerzmittel schlagen kaum noch an.
Gestern wurde er geröntgt.
Es wurde nichts festgestellt. Man geht von eingeklemmten Nerven aus.
Es folgen aber noch weitere Untersuchungen.
Morgen soll ein CT gemacht werden und zum 3.Mal eine Bronchoskopie.

Meinem Onkel geht es zunehmend schlechter. Er hat die letzte Chemo ganz schlecht vertragen. Ihm war so extrem schwindelig, dass er nicht mehr stehen konnte. Am Montag kam er ins Krankenhaus und bekam eine Bluttransfusion.
Seitdem ist im nicht mehr so sehr schwindelig. Aber die extremen Schmerzen bleiben.

Für mich ist es furchtbar schwer, dass er in keiner Weise über seine Erkrankung sprechen will.
Er zeigt keinem die Arztbriefe, erzählt nur Bruchstücke der Diagnose.
Das was ich weiß, ist Zufall, da mal der Arztbriefe offen auf dem Tisch lag.

Er verdrängt alles. Geht immer noch davon aus, bald wieder arbeiten gehen zu können.
Aber in dem Arztbrief stand schon letztes Jahr, dass es sich um eine Palliative Chemo handelt.
Also gibt es doch keine Chance mehr auf Heilung, oder verstehe ich das falsch?

Ich würde so gern mit dem Arzt sprechen. Aber ich glaube, mein Onkel will das nicht. Sobald man auf die Krankheit zu sprechen kommt, wird er aggressiv.
Dabei geht es hier nicht um fehlendes Vertrauen. Aber er ist ein Mensch, der nie im Mittelpunkt stehen will, der es nicht gewohnt ist, dass sich jemand um ihn kümmert. Er denkt immer, dass er uns zur Last fällt. Dabei sind wir froh, über alles was wir für ihn tun können.

Nun ist die Leber also voller Metastasen.
Was bedeutet das nun für ihn?
Seine Lebenschancen verringern sich noch mehr? Wieviel Zeit bleibt ihm und uns noch? Gibt es dazu Erfahrungswerte?

Wie ist nun der weitere Verlauf? Welche Symptome treten noch auf? Welche Beschwerden kann er noch bekommen?

Ist es zu schaffen, einen so schwer kranken Menschen zu Hause zu pflegen?
Wir überlegen, ihn zu uns zu nehmen, sind aber ehrlich gesagt total unsicher, weil wir so gar nicht wissen, was auf uns zukommen kann.
Und wir haben drei kleine, sehr sensible Kinder im Grundschulalter, die sich alles sehr zu Herzen nehmen. Ich weiß nicht, ob man denen so eine Situation zumuten kann.
Aber wir wollen ihn auch nicht alleine lassen. Er ist Single und bis auf seine Eltern, die aber schon über 80 sind, gibt es keine weiteren Angehörigen die sich um ihn kümmern könnten.

Wir haben über nichts gesprochen bisher. Gestern hat er zum ersten Mal davon gesprochen, dass er wohl mal eine Patientenverfügung machen würde.
Ansonsten wissen wir nichts.
Ich würde ihm seine letzten Wochen / Monate gern so angenehm wie möglich machen. Aber er spricht nicht über seine Wünsche und Bedürfnisse.
Wir wissen nicht, wie er sich seine Beerdigung wünscht, was er vielleicht noch erledigen möchte, was nach seinem Tod mit seinen Sachen passieren soll.
Seine Eltern können sich nicht mehr darum kümmern. Sie sind zu alt und nicht mehr fit.

Wie geht man damit um, wenn jemand seinen nahenden Tod völlig verdrängt?
Bisher haben wir immer wieder Gesprächsbereitschaft signalisiert, gesagt und gezeigt, dass wir jederzeit für ihn da sind.

Was können wir noch tun?

Was müssten wir organisatorisches regeln?
Eine Pflegestufe will er natürlich auch nicht beantragen. Steht ihm denn trotzdem irgendeine Hilfe zu? Er kommt z.B. nicht mehr in seine Wanne, den Haushalt mache ich ihm schon seit Monaten, weil er nicht mehr dazu in der Lage ist. Evtl. bräuchte er auch ein anderes, höhenverstellbares Bett.
Wenn wir ihn Zutuns nehmen, brauchen wir Hilfe. Schon allein deshalb, weil wir in der 4.Etage wohnen, ohne Aufzug. Er ist ja gar nicht mehr in der Lage Treppen zu steigen.
Kann man da einen Krankentransport bekommen? Transportieren die ihn auch die Treppe hoch und runter?

Sorry, für meinen langen Text! Aber es ist so viel was mir durch den Kopf geht.
Ich hoffe, ihr könnt mir ein paar meiner Fragen beantworten.

Vielen Dank und liebe Grüße
Annemie
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 27.08.2015, 09:51
sandra76 sandra76 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.09.2014
Beiträge: 100
Standard AW: Verlauf von Lungenkrebs mit Metastasen in der Leber und wie redet man darüber?

Hallo,wenn du magst gucke mal in meinem Thread nach,mein Vater hat auch nen kleinzelligen Lungenkrebs,evtl kannst du da ein paar Infos für euch rauspicken zum Verlauf der Krankheit.lg
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 27.08.2015, 17:03
Safra Safra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.12.2012
Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 533
Standard AW: Verlauf von Lungenkrebs mit Metastasen in der Leber und wie redet man darüber?

Hallo Annemie,
vielleicht kann ich ein paar Deiner Fragen beantworten.
Zitat:
Also gibt es doch keine Chance mehr auf Heilung, oder verstehe ich das falsch?
Die Chancen einer Heilung sind mit dieser Diagnose und den Metastasen in der Tat sehr gering. D.h. aber nicht, dass "Palliativ" nun gleich Tod bedeutet. Die Chemos sollen ein (schnelles) Fortschreiten der Erkrankung verhindern helfen, Schmerzen mindern. Chemos um jeden Preis? Das muss man selber entscheiden, ob sie hilfreich sind oder doch nur belasten um den Preis einiger Tage oder Wochen mehr.
Zitat:
Nun ist die Leber also voller Metastasen.
Was bedeutet das nun für ihn?
Seine Lebenschancen verringern sich noch mehr? Wieviel Zeit bleibt ihm und uns noch? Gibt es dazu Erfahrungswerte?
Wieviel Zeit Euch bleibt, kann keiner voraussagen, denn wir wissen ja nicht, wie schnell die Metas wachsen. Ich kannte bei anderer Krebsart jemanden, der noch 4 Jahre gelebt hat. Aber bei diesem Krebs geht es wahrscheinlich schneller, wenn die Chemo nicht hilft. Bei den Patienten, die ich kannte, äußerte sich das Leberversagen in aufgetriebenem Bauch und Gelbwerden der Augen. Dann war das Ende binnen weniger Tage. Dein Onkel hat auf alle Fälle das Recht auf eine gute Schmerztherapie.
Zitat:
Eine Pflegestufe will er natürlich auch nicht beantragen. Steht ihm denn trotzdem irgendeine Hilfe zu? Er kommt z.B. nicht mehr in seine Wanne, den Haushalt mache ich ihm schon seit Monaten, weil er nicht mehr dazu in der Lage ist. Evtl. bräuchte er auch ein anderes, höhenverstellbares Bett.
Warum will er keine Pflegestufe beantragen? Die würde er auf alle Fälle bekommen. Für Euch wäre das Geld oder eben eine Pflegeschwester, die ins Haus kommt und Euch entlastet. Ist er sich darüber im Klaren, wie er Euch belastet?
Zitat:
Er denkt immer, dass er uns zur Last fällt.
Ihr schreibt zwar, dass Ihr es gern macht, aber Ihr habt drei kleine Kinder, die auch viel Betreuung brauchen. Da sollte doch Hilfe willkommen sein. Sein Zustand wird sich verschlechtern, was ist, wenn er nicht mehr aus dem Bett kommt und ständig jemand da sein muss. Ich kenne diese Situation von Verwandtschaft und Nachbarn, beide mit Lungenkrebs. Ich schätze, diese Situation wird Euch überfordern, und Ihr braucht professionelle Hilfe. Dass Dein Onkel den Verdrängungsmodus fährt ist nicht eben hilfreich für Euch, und bei allem Verständnis für seine Situation würde ich doch versuchen, mit ihm mal Klartext zu sprechen. Zumal er doch selbst auch beruhigter sein müsste, wenn alles geklärt ist (Patientenverfügung, Erbschaft, Beerdigung usw.)Auch wenn dann alles doch besser kommt als gedacht ist wenigstens alles geklärt. Versucht ihn aus seiner Höhle zu bekommen!
Viele Grüße!
Safra
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 27.08.2015, 18:42
Benutzerbild von Tinele
Tinele Tinele ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.05.2015
Beiträge: 822
Standard AW: Verlauf von Lungenkrebs mit Metastasen in der Leber und wie redet man darüber?

Den Onkel zu euch nehmen , wenn ihr drei kleine Kinder habt halte ich nicht für die beste Idee . Man wird den Kindern nicht mehr gerecht und es prägt sich ihnen ein Drama ein , daß sie niemals vergessen werden und wenns dumm läuft sie prägen für den Rest ihres Lebens "normal" mit Krebs umzugehen .

Ich wäre soooo dankbar meinen Kindern wäre so ein Drama erspart geblieben . Niemals würde ich ihnen sowas freiwillig antun .
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:24 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55