Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo, ich wollte nur mal meinen Kummer von der Seele schreiben, einfach so. Komme gerade vom Hospiz, wo meine arme Mama, ja wie soll ich es ausdrücken, quallvoll leiden muß, und das allerschlimmste ist, daß ich ihr nicht helfen kann. Im November 2003 wurden bei ihr aufgrund von Rückenschmerzen Metastasen diagnostiziert, ausgehend von Bauspeicheldrüsenkrebs, von dem auch die Leber befallen war. Chemo war die einzige Lösung, es war aber von Anfang an klar, daß es keine Heilung gab, nur ein Aufschieben. Die Chemo hat sie aber immer schwächer gemacht, sie konnte sie nur bis Mai 2004 machen lassen, danach war es ja nur eine Frage der Zeit, wann der Krebs richtig durchgreift. Es fing an mit Schmerzen in der Leiste, sie konnte nicht mehr richtig laufen, hatte immer nur nur Schmerzen, Appetit war überhaupt keiner mehr vorhanden, sie konnte kein Essen mehr riechen. Naja, was soll ich sagen, von Tag zu Tag kam irgendetwas neues hinzu, es wurde immer schlimmer, seit 14.12.04 ist sie im Hospiz, dort ist sie gut aufgehoben. Aber dieses lange schreckliche Leiden mitansehen zu müssen, ist das schlimmste. Sie liegt jetzt seit 2 Wochen nur noch, Fersen und Rücken werden langsam wund, sie hat einen Dauerkatheter und wird gewindelt, eigentlich war sie ganz schrecklich dünn geworden. Doch seit 2 Tagen hat sie Arme und Beine so aufgeschwemmt vom Wasser, eigentlich der ganze Körper ist aufgeschwemmt. Sie starrt mit offenen Augen auf einen Punkt und murmelt unverständliches vor sich hin und stöhnt ganz schrecklich. Ich habe heute den Pfleger gefragt, warum die Arme so dick sind. Das kommt davon, daß die Nieren nicht mehr richtig arbeiten und kein Wasser mehr ausgeschieden werden kann. Die Arme sind so dick und es rinnt Flüssigkeit aus der Haut, es sieht aus, als ob die Haut platzt. Es ist so entsetzlich, dies alles mit anzusehen müssen, dies ist kein Leben mehr, meine arme Mama hat das nicht verdient. Ich hätte nie gedacht, daß ich mal sagen werden, lieber Gott, hol meine Mama zu dir (aber wo ist er eigentlich, der liebe Gott?), aber ich kann es nicht mehr mit ansehen, sie so leiden zu sehen. Ich weiß, daß ihr alle so etwas durchmacht oder noch durchmachen müßt, ich wollte es nur mal loswerden. Weil ich so verzweifelt bin. Meine Mama ist 73 Jahre alt, eigentlich doch kein Alter zum Sterben, aber ich hoffe, daß sie nicht mehr so lange leiden muß, es ist einfach unmenschlich.
So, das wollte ich nur mal schreiben, euch anderen wünsche ich weiterhin viel Kraft........

Liebe Anja,

mein Papa ist am 16.8.04 umgeben von meiner Schwester, unserer Mutter und mir auf der Palliativstation eingeschlafen - für immer. Ich schreibe bewusst eingeschlafen, denn sein Sterben war für diese Mistkrankheit "human" wenn man das sagen kann. Papi wurde optimal eingestellt mit Schmerzmittel. Er war weder abgeschossen noch hatte er Schmerzen.
Papa konnte am Tag vor seinem Hinübergehen sogar noch selber zum WC gehen mit unserer Hilfe.
Papa hatte auch viel Wasser im Bauch und in den Beinen.

Ich möchte allen, die dieses lesen ein klein wenig Angst nehmen (wenn ich das kann?). Unser Papa war bis zuletzt voll da. Nachmittags scherzten wir noch. Auch konnte er uns noch sagen, dass er uns liebt und ein wunderschönes weißes Licht sieht. Dafür bin ich dankbar.

Die Palliativschwestern sagten uns, dass bei einem eventuellen Nierenversagen Patienten nach "drüben" schlummern. Da Papa ansprechbar war nehme ich an, bei ihm hat vielleicht das Herz versagt o.ä. Eine automatisch angeordnete Obduktion haben wir abgelehnt, deswegen weiß ich es nicht.

Rede mit deiner Mama. Sage ihr, dass sie gehen darf und soll. Sage ihr, ihr haltet alle zusammen und tragt sie in ihrem Herzen. Bedankt euch für alles. Vielleicht fällt es so deiner Mum leicht, euch voraus zu gehen.

Ich wünsche dir viel Kraft
Sonja

Liebe Anja,
ich wünsche Dir, daß es Deine Mama bald geschafft hat. Meine Mutter ist auch an BSDK nach schrecklicher Zeit gestorben. Schmerztechnisch hatte -auch der Hausarzt- zuletzt alles im Griff, aber es war wirklich kein Leben mehr. Wenn man einen lieben Menschen so sieht, ist man froh, wenn er erlöst wird. Dir dafür ganz viele Kraftpakete, versuche so viel wie möglich bei Deiner Mutter zu sein, das macht Dich trotz dieser schlimmen Situation zufrieden und im nachhinein auch glücklich.
Ich bete, daß Deine Mutti bald die Reise ins Regenbogenland antreten darf und wünsche Dir viel Kraft und Zuversicht. LG Elfie

Liebe Anja,
du bist sehr verzweifelt und traurig, das können wir hier alle verstehen. Weine ruhig, denn es befreit deine Seele von qualen. Mein LG wartet auch darauf, ins Regenbogenland gelassen zu dürfen. Auch ich hätte niemals gedacht, das ich es ihm wünschen würde, zu gehen , statt zu leiden.
Die Vorstellung, das er da liegt und leidet macht mich wahnsinnig.
Ich wünsche deiner Mama, das sie bald gehen darf. Ich verstehe sehr gut, das du den Wunsch hast und das ist auch etwas Schönes. Sie wird dort keine Schmerzen mehr haben und ihre schrecklichen Gedanken werden weg sein.
Ich denke auch an dich - Carwomen

Hallo Sonja, Elfie und Carwomen, vielen, vielen Dank für eure lieben Worte. Ihr habt es selber so schwer und trotzdem schreibt ihr ein paar tröstende Worte. Es ist alles so schwer,ich denke auch, daß nur jemand das nachfühlen kann, der das selbst erlebt hat oder gerade in dieser Situation ist. Ich fühle mich sehr schlecht, bin unendlich traurig, hier auf meiner Arbeitsstelle hat man nicht soviel Nachsicht, ich solle mich doch ein wenig zusammenreissen, heißt es. Ich denke dann immer, hoffentlich müßt ihr niemals bei einem euch nahestehenden Menschen etwas ähnliches durchmachen. Ob ihr euch dann auch zusammenreisst?! Das macht mich schon ein bisschen wütend. Aber was solls. Gestern hat man mir gesagt, daß die Nieren bei Mama nicht mehr arbeiten, es wird jetzt wohl nicht mehr lange dauern. Hab gestern abend stundenlang ihre Hand gehalten, und ihr irgendetwas erzählt, ob sie es verstanden hat? Manchmal denke ich ja, wenn ich gefragt habe, weißt du noch, dann hat sie so einen Laut von sich gegeben. Der Pfleger meint, daß sie schon ganz weit weg ist, aber daß sie keine Schmerzen hat, das ist für mich das Wichtigste. Doch den Anblick, wie sie mit weit aufgerissenen Augen daliegt und auf einen Punkt starrt, ab und zu stöhnt, der läßt mich nicht los. Ich habe mal gelesen, daß man neidisch wird auf alle, die ein "schönes und normales" Leben führen, ich glaube, ich gehöre nun auch dazu. Obwohl es ungerecht ist, wer kann schon etwas dafür? Hier in diesem Forum kann ich nachlesen, wieviele Leidgenossen es gibt, endlich kann man sich mal alles von der Seele schreiben. Im Moment hasse ich das Leben.
LG Anja

Hallo liebe Anja,
kannst du nicht umgehend nach Hause gehen, dich krank schreiben lassen und bei deiner Mama bleiben? Das macht jeder Arzt. Notfalls auch im Nachhinein. Wirklich. Sag, du bist arbeitsunfähig. Das stimmt doch auch.
Du musst jetzt für deine Ma da sein. Damit tust du ganz viel für dich und dein weiteres Leben.
Geh' nach Hause. Fühle dich gedrückt. Ich schicke dir ein Kraftpaket, OK?
Du musst das Leben nicht hassen. Es ist ein Geschenk. Deine Ma geht dir nur voraus.
Ich bin von der Existenz der Seele überzeugt. Und eine Seele ist unsterblich.
Deine Ma hört dich! Denn ihre Seele wird dich immer hören. Auch, wenn sie drüben ist.
Es hört sich wirklich so an, als ob es nicht mehr lange dauert. Handel und geh zu ihr.
Alles alles Liebe.
Sonja

Liebe Anja,

ich möchte mich Sonjas Worten anschließen, lass Dich krankschreiben. Deine Mama braucht Dich jetzt. Sie hört Dich mit Sicherheit und fühlt, daß Du da bist.

Ich selber habe am 29.12.04 meinen Papa am gleichen Krebs verloren und bis zum letzten Atemzug war ich bei ihm. Es war sehr schwer und doch werde ich es nie bereuen. Mehr konnte ich einfach nicht mehr für ihn tun, als ihn bis dahin zu begleiten.

Es dauert nicht mehr lange... sei bei ihr.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und drück Dich herzlich!

LG GabyF

Hallo GabyF,
Darf ich dich mal fragen, wie alt du bist, und ob ich eventuell via mail mit dr Kontakt aufnehmen kann?

Grüsse
Nadine

Liebe Anja,
ich würde im Moment sonst etwas dafür geben, wenn ich die Hand meines LG halten dürfte. Ich würde ihn so gern bis zum Hinüber-Schlafen begleiten. Ich bin krankgeschrieben, weil es für meine Kollegen und Kunden eine Zumutung wäre, mich so zu ertragen.
Laß dich krankschreiben, jeder Arzt wird sofort dafür sorgen, das du bei deiner Mama bleibst. Ich habe hier mal gelesen von einer Betroffenen, das sie, auch wenn sie nur so daliegen, alles hören können. Das sie angst hätten, allein zu sein. Sie möchten spüren, das wir da sind. Möchten unsere Stimme hören. Sie möchten aber nicht, das wir vor ihnen weinen. Sie möchten auch nicht, das wir schwarz gekleidet kommen. Sie möchten einfach mit uns zusammen sein.
Das habe ich mir gut gemerkt und als ich am Samstag bei meinem LG war, da habe ich mir genau das zu Herzen genommen. Nicht schwarz, was in letzter Zeit komischerweise meine alleinige Farbe war und keine Tränen vor ihm! Ich habe es geschafft und war froh darüber.
Weißt du, mein LG lag auch am Samstag schon nur so da und hat fürchterlich gestöhnt und schwer geatmet. Das ist für uns nicht leicht zu ertragen, aber wir können ja normal atmen. Er seinen Kopf in meine Hand gelegt und seine linke Hand war in meiner linken. Das war ein eindeutiges Zeichen und ich bin sehr dankbar, das ich das erleben durfte.
Auch ich bin wütend über Menschen, die kein Verständnis haben. Seine Eltern verhindern, das wir jetzt zusammen sind. Und ich bin überzeugt, das es ihm schwer fällt, das ich nicht da bin. Aber ich habe keine Chance. ABER DU ANJA! Geh zu Mama und laß sie jetzt nicht allein.
Wir sind bei dir - LG - Carwomen

Liebe Nadine,
klar kannst Du mir eine Mail schreiben. Würde mich freuen. Ich bin 37 J. alt.

LG GabyF gaby2712@web.de

Der entsetzliche Kampf ist immer noch nicht zu Ende, sie liegt in einer Art Wachkoma, mit halbgeschlossenen Augen, oft stöhnt sie leise vor sich hin. Ansprechbar ist sie seit 2 Tage nicht mehr. Es ist so furchtbar. Auf der einen Seite hoffe ich bei jedem Atemzug, daß es der letzte ist, damit sie erlöst wird. Auf der anderen Seite habe ich so große Angst vor der Zukunft, was dann kommen wird, ohne sie. Ich kanns mir nicht vorstellen ohne Mama.....

Liebe Anja,
es ist schlimm was Du jetzt durchmachst, ich kann das voll nachfühlen. So wie Du die Siutation beschreibst, wird sie sicher bald erlöst sein. Für Dich beginnt dann die Zeit des Verarbeitens, doch Du schaffst es - mit der Liebe und der Erinnerung an Deine Mutter im Herzen. Bleib ganz tapfer, ich bete für Dich. Sei lieb gegrüßt von Elfie.

Liebe Anja,
sag deiner Mama, das sie in Ruhe gehen kann und du sie immer in deinem Herzen tragen wirst. Du mußt jetzt los lassen können - dann kann sie in Ruhe ins Regenbogenland.
Hab keine Angst vor der Zukunft, nach einer Zeit der Trauer wird auch für dich die Sonnen wieder scheinen. Das möchte deine Mama ganz sicherlich auch :-)
Liebe Grüße und Kraft für die nächste Zeit - Carwomen

Liebe Anja,
Meine Mom ist am 17.01. gestorben, aber glaube mir, mit ihr war auch ich etwas erlöst. Bis heute habe ich nicht diesen tiefen Schmerz empfunden den ich noch hatte als sie noch lebte. Ich glaube dass es vielleicht Dir so ähnlich gehen wird, denn nichts ist schlimmer, als einen geliebten Menschen so leiden zu sehen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine Mom mir immer noch Kraft gibt, ja ich denke fast, dass sie in irgendeiner Weise schon wieder bei mir ist. Komisch nicht?
Auf jeden Fall geht es mir bis jetzt gar nicht so schlecht wie ich vermutet hatte, sondern mit ihr ist auch mein Leid gegangen.
Viel Kraft.........
LG Gabi
@Mom: danke , dass Du wieder bei mir bist mir all Deiner Kraft.

@Anja,@Gabi N.
vor einer Stunde wurde mir erzählt, das nach dem Hinüberschlafenen die Seele noch 100 Tage bei uns ist und über uns wacht. Danach wird es ein Schutzengel sein.
Eine schöne Vorstellung oder?
Ich haben eben eines der letzten Bilder von meinem LG aufgestellt und habe ihn gefragt, wo er ist? Er kann nicht antworten, aber er ist hier - sonst würde ich weinen. Aber ich bin ganz ruhig. Mir geht es wie dir: als er im sterben lag, habe ich mehr gelitten. Jetzt ist er erlöst und FREI...
Gute Nacht - Carwomen