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  #1  
Alt 02.04.2013, 00:48
TinaTochter TinaTochter ist offline
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Registriert seit: 23.07.2012
Beiträge: 25
Standard Extreme Wesensveränderung unter Chemo! Brauche Hilfe

Hallo zusammen!
Ich brauche euren Rat, bin echt verzweifelt. Mein Papa ( Darmkrebs mit Lebermetastasen) ist seit nun zwei Jahren erkrankt. Er hatte bereits zwei Rezidive und macht im Moment mal wieder Chemo ( UFT Tabletten).
Körperlich verträgt er sie gut. Nun aber dass große Problem: er ist wie ein komplett neuer Mensch. Er lehnt sich gegen den Rest der Welt, egal was man sagt, er hat eine fürchterliche Einstellung, er meint alle sind gegen ihn, er ist ein absoluter Pessimist und ALLES dreht sich nur noch um ihn. Ihn interessiert nix mehr und er zeigt es einem ganz deutlich.
Er hat sich komplett aufgegeben, er redet nie von der Zukunft, weil er damit nix mehr zu tun hat.
Er ist ständig sauer und faltet einen teilweise richtig zusammen.
Ich versuche wirklich alles richtig zu machen, aber er sieht in allem nur das böse.
Er war nie so, ich habe dass Gefühl ich hab einen ganz anderen Papa.
Und das schlimmste ist er sagt immer dass er bei einem neuen rezidiv nix mehr machen wird.
Hört das auf wenn die Chemo vorbei ist?
Ich weiß nicht mehr weiter, ich will doch einfach nur ganz normal leben. Ich möchte ihm dabei helfen ein schönes leben zu haben, aber er ist gewollt bösartig zu seiner Umwelt. Hat jemand einen Rat?

Liebe Grüße!
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  #2  
Alt 02.04.2013, 11:03
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.519
Standard AW: Extreme Wesensveränderung unter Chemo! Brauche Hilfe

Liebe Tina,

das ist ja eine furchtbare Situation für dich und deine Familie. Leider führt die Chemotherapie oft zu Wesensveränderungen. Auch mein Vater wurde teilweise recht aggressiv (eher unterschwellig) und ungerecht, vor allem meiner Mutter gegenüber. Wie sind wir mit der Situation umgegangen? Meine Mama hatte schon Verständnis und hat sich immer gesagt, dass diese Stimmungsschwankungen auf die Chemo zurückzuführen sind. Doch als es ihr gar zu viel wurde, hat sie die Reißleine gezogen und meinen Vater einfach stehen lassen. Sie meinte, alles habe seine Grenzen und ihre sei jetzt gekommen. Dann ist sie aus der Situation gegangen. Meinen Vater hat das sehr nachdenklich gestimmt und er hat dann das Gespräch mit ihr gesucht, sich entschuldigt und dann kamen die beiden besser miteinander zurecht. Ich will damit nicht sagen, dass anschließend Friede, Freude, Eierkuchen bei uns herrschte, doch ich denke, das miteinander reden hilft!

Hast du deinem Vater schon einmal offen gesagt, wie sehr es dich verletzt, wenn er dich so behandelt? Weiß er, dass dich das alles noch trauriger und verzweifelter macht? Vielleicht ist er in seinem Gedankenkreis gefangen wie in einem Hamsterrad und ist auf alle, die gesund sind, ganz einfach wütend. Vielleicht befindet er sich auch in einer Art Depression und deshalb ist seine Welt schwarz, negativ und freudlos? Meinst du, dass er bereit wäre, sich einem Psychoonkologen anzuvertrauen? Oder vielleicht einem Seelsorger? Mein Vater hat es lange Zeit abgelehnt, doch am Ende hat er dieses Gespräch gesucht und anschließend wirkte er so befreit! Ich wünschte, er hätte früher diese Hilfe annehmen können, es hätte so vieles leichter gemacht. Ich weiß schon, dass es vielen Männern sehr viel schwerer fällt, sich einem "Profi" anzuvertrauen und sich zu öffnen. Sie haben gelernt, dass Männer nun einmal keine Schwäche zeigen, sondern immer stark sein müssen... Das wird ihnen in solchen Momenten zum Verhängnis.

Liebe Tina, nicht zuletzt solltest du dich selbst aber auch nicht vergessen!!! Auch du bist wichtig! Auch du hast Bedürfnisse! Und gelegentlich musst du dir ein paar Stunden Auszeit nehmen, etwas Schönes für dich tun, dich mit einer Freundin treffen und die Krankheit deines Vaters ausblenden. Denn das alles frisst so viel Kraft, dass du sonst irgendwann selbst umkippst. Du musst immer wieder kleine Inseln für dich schaffen, damit du auch Kraft auftanken kannst. Und wenn du dich einfach auf dein Sofa lümmelst und die Wand anstarrst. Ganz egal, was es ist, Hauptsache, du bist dann auch mal für eine Stunde bei dir selbst! Versprochen?!

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 02.04.2013, 11:06
Doris 56 Doris 56 ist offline
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Ort: Essen
Beiträge: 29
Standard AW: Extreme Wesensveränderung unter Chemo! Brauche Hilfe

Hallo,

es tut mir sehr leid, dass dein Papa so krank ist. Genau diese Wesensveränderung mache ich bei meinem Mann auch mit. Man könnte verzweifeln an diesem Desinteresse und der Bösartigkeit. Aber mach dir bitte unbedingt klar, dass du ja gar nicht gemeint bist. Es ist diese Krankheit und die Medikamente die deinen Vater so sein lassen.

Du kannst nichts tun um die Situation zu verändern, also gib dir nur keine Schuld an bösen Reaktionen.

Wie alt bist du denn? Steht jemand hinter dir, um dir zu helfen?

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Stärke.

LG Doris
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  #4  
Alt 02.04.2013, 14:26
TinaTochter TinaTochter ist offline
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Beiträge: 25
Standard AW: Extreme Wesensveränderung unter Chemo! Brauche Hilfe

Liebe Doris, liebe Miriam!

Ich danke euch sehr für eure Worte und es tut gut zu wissen das man verstanden wird. Es tut mir leid dass ihr selbige Erfahrung machen müsst und musstet.
Meine Mama hat mich eben völlig verzweifelt angerufen und gesagt dass die nicht mehr kann. Es ist die Hölle. Er sucht Streit und hängt sich an allem auf.
Wir waren immer eine tolle Familie, gemeinsame urlaube, Feste oder einfach nur lustige Treffen, es war immer schön!
Und nun scheint die ganze Familie zu zerbrechen. Ich habe das Gefühl er möchte das so.
Und wenn man ihn versucht zu beruhigen dann kommt sein Argument : ach, ich bin doch eh bald nicht mehr da.
Ich denke er braucht ganz dringend Hilfe von einem Profi aber er lehnt alles ab.
Er lehnt ebenfalls jegliche weitere Behandlung an, sollten die Metastasen wieder kommen. Er scheint mit dem leben abgeschlossen zu haben.
Ich möchte auch so gerne Glauben dass es an den Medikamenten liegt aber meine größte Angst ist dass es so bleiben wird.
Vielen lieben dank für eure Unterstützung!
Gott sei dank habe ich viele liebe Freunde bei denen ich mich ausweinen kann.
Lg und euch viel kraft
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