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  #31  
Alt 09.06.2002, 02:18
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Hallo Ihr Lieben, schlafwandelnd sitz ich an meinem Computer und lese Eure Mails und lerne. Liebe Brigitte, du hattest vollkommen recht, es war für mich nicht vorstellbar, das es die andere Art "Angehöriger" (dürfen die sich dann überhaupt so nennen?) gibt. 7,5 €, liebe Petra, du siehst mich hier mit aufgeklappter Kinnlade sitzen. So was macht mich fassungslos, stimmt nicht, eigentlich übersteigt es mein Fassungsvermögen. Wenn ich Euch Betroffenen hier so über Eure Erfahrungen berichten höre, fehlen mir eigentlich die Worte und ich kann Eure Wut viel besser verstehen.
Ich denke aber, dass die Angehörigen, die hier im Forum sind, nicht zu dieser Sorte gehören, sonst wären sie glaub ich nicht hier.
Ich finde es toll, das ihr HIER darüber berichtet, denn wir können hier einiges lernen und es werden Fragen beantwortet, die wir uns gegenseitig als Angehörige ja nicht beantworten können.
Liebe Afra, ich freu mich, dass es ein schöner Nachmittag für deinen Dad und Dich war. Ich bin mir sicher, ihr werdet einen Weg finden. Mein Paps sagt immer, solange wir noch mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihm kommen und ihm noch die komischen Geschichten erzählen, weiß er, dass es ihm noch nicht so schlecht gehen kann.
Wie du von dieser Umarmung schreibst, klingt es so, als hätte allein sie Euch schon ein ganzes Stück weitergeholfen.
Eigentlich wollte ich nur ganz kurz reinschaun, jetzt bin ich schon über eine Stunde hier. In vier Stunden ist die Nacht um, es wird Zeit für mich. Ich wünsch Euch allen ein bisschen Sonnenschein, wenn schon nicht von oben, dann wenigstens in Form von guten Freunden und Angehörigen. Bis bald Lilly
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  #32  
Alt 09.06.2002, 09:19
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Hi Lilly,
danke für Deine netten und verständnisvollen Worte. Die tun guuuut! Echt!

Ich möchte noch kurz was erwähnen.
Diese Sparte hier für die Angehörigen habe ich (als Betroffene) am Anfang selber gar nicht gross beachtet, weil sie eben ... für die ANGEHÖRIGEN ist! Also habe ich somit - zugegeben - eigentlich selbst schon "klassifiziert" und in Grüppchen "eingeteilt". Es war reine Neugier meinerseits, um nachzuschauen, was die Angehörigen hier so miteinander plaudern!
Verstehst Du, was ich meine? Wir besitzen wohl alle so ein komisches "Grüppchen-Denken".

Und wenn man es genau betrachtet, sind gar nicht so viele "Betroffene" hier in dieser Sparte, um mit Euch mitzureden, nicht wahr? Eigentlich schade.
Jedenfalls, nachdem ich mich hier bei Euch so rein gelesen habe, stellte ich fest, dass auch bei Euch noch ein grosses Unverständnis herrscht. Klar, Ihr gehört nicht unbedingt zu dieser "krassen" Angehörigen-Sorte, weil Ihr hier doch zumindest Hilfe bei anderen sucht, UM zu verstehen. Ihr seid offen und wollt Eure Erfahrungen miteinander austauschen, das ist ja auch gut so und ich finde das wahnsinnig schön. Es gibt da manche unter Euch die zuhören KÖNNEN und versuchen, die Zeilen von uns Betroffenen in sich aufzunehmen und zu verstehen. - Aber manchmal braucht's von uns Betroffenen schon ein paar "direkte" Worte an Euch, damit das geschieht. Und vielleicht auch mal ein paar wütende Worte (die Ihr zuerst mal "angegriffen" zu verteidigen versucht, obwohl sie EUCH vielleicht gar nicht persönlich betreffen. Stimmt's?).

Doch wir Betroffenen lassen ja nur DAS raus, was uns immer wieder und immer wieder widerfährt. Eigentlich nützt es uns ja nicht mal was, wenn wir HIER unsere Gedanken, Empfindungen und Meinungen aufschreiben, weil IHR ja gar nicht UNSERE Angehörigen seid.
Aber vielleicht kann man manchmal halt in "schriftlicher" Form MEHR aussagen, als mündlich? Weil diese Buchstaben hier so Geduldig sind, während man sie schreibt? Und vielleicht ist es für uns Betroffene gleichzeitig auch gerade eine Form von "Theraphie", uns Euch hier mitzuteilen? Ohne dass wir uns persönlich kennen?
Vielleicht ist es für EUCH ja genau das selbe?

Nun, offenbar hilft's ja auf BEIDEN Seiten.
Aber es braucht Kraft von uns Betroffenen, weisst Du. Viel Kraft. Es braucht viele Zeilen. Viele Worte. Viele Beispiele. - Die man mündlich und Auge in Auge vielleicht gar nicht so gut hin kriegt?
Ich wünsche mir sehr, dass MEHR Betroffene so auf Euch zukommen hier in dieser Sparte. Damit wir voneinander lernen können. Damit wir gemeinsam dieses Tabu-Thema wie Krankheit und Tod durchbrechen können. Damit wir das Wort "Gesund", welches ja in unserem Denken POSITIV, und das Wort "Krank" welches in unserem Denken NEGATIV heisst, ... auflösen und als ein Ganzes betrachten können, was ja schliesslich auch zu unserem Leben gehört.

Über den Tod und das Sterben zu reden fällt uns allen schwer. Wie schnell sagt man mal, wenn ein Betroffener über dieses Thema anfängt zu sprechen: "So darfst Du nicht reden, Du wirst nicht sterben!" Vielleicht denkt man dann ja sogar, dass das STERBEN ja gerade DANN erst eintrifft, wenn man nur schon darüber SPRICHT? Das ist Blödsinn. Jeder Mensch hat das Recht (es ist sein ureigenste Recht), sich auf den möglichen Abschied vom Leben vorzubereiten. Und es HILFT - wenn man darüber spricht - die eigenen Ängste darüber abzubauen. Auf BEIDEN Seiten.

Wir müssen ja irgendwann über diese Dinge sprechen. Denn wo Angst, Trauer und Wut ausgedrückt werden darf, verliert sie sich irgendwann auch wieder. Wenn sie aber nicht ernst genommen wird oder tabuisiert wird, fühlt sich jeder, der alles zurückhalten muss, isoliert und unverstanden.
Wenn also die Betroffenen sprechen wollen, hört ihnen zu. Aber drängt sie nicht zum Sprechen. Sie kommen meist von alleine.

Soll jetzt keine Kritik an Dich sein, Lilly, das sind nur so meine "Sonntäglichen" philosophischen Gedanken, gell?
Also, danke nochmals für Dein Verständnis hier.
Bis dann!
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Ob diese "anderen" Angehörigen sich überhaupt "Angehörige" nennen dürfen, fragst Du?
Naja, leider SIND sie es, und wir müssen sie aushalten! Uff!
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  #33  
Alt 12.06.2002, 20:00
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Hallo Brigitte,
wenn auch verspätet, danke für die kleine Kopfwäsche. Es gab vor einen paar Wochen ein Gespräch mit meinem Mann, der mir vorgehalten hat, dass mein Verhalten meinem Vater gegenüber sehr egoistisch wäre, ich musste damals sehr schlucken. Wahrscheinlich ist es so, denn nach der Diagnose hat man wieder angefangen nachzudenken und man denkt an Vergangenes und an die Zukunft, aber man schafft es nicht an das momentane zu denken und vor allen Dingen zu akzeptieren. Man denkt immer darüber nach, ist es richtig, dass ich dieses oder jenes tue, man denkt und denkt, aber man ist gelähmt im Handeln. In solchen Situation lerne ich das spontane Handeln meines 6-jährigen Sohnes zu schätzen, er tut es einfach, weil ihm danach ist, er ist ehrlich in seinem Tun und er ist der Einzige der meinem Vater z. Z. zum Lachen bringt, weil sie nichts voneinander erwarten, sondern sich aneinander erfreuen. Wenn ich mit meinem Vater zusammen bin ist immer eine Spannung vorhanden, man ist immer in Wartestellung, wird sich heute was klären, gibt es was Neues. Du hast in einem Deiner Artikel von Lernen in der Schule gesprochen, alles was man lernt, wenn man überhaupt in diesem Bereich was lernt ist halt Theorie, doch die Praxis sieht immer anders aus und man kann sich auf die Krankheit nicht wie auf eine Prüfung vorbereiten. Dir gegenüber ist es einfach seine Gefühle auszudrücken, weil Du anscheinend, Deinen Weg mit den Dingen umzugehen gefunden hast. Es ist sogar so, dass man hofft Denkanstösse von dir zu bekommen auch wenn sie mit Kritik verbunden sind, denn man kann sich entsprechende Gedanken dazu machen und reagieren. Aber es ist halt super schwierig mit jemanden umzugehen, der garnichts von sich preis gibt und dem man emotional so nahe steht. Auch als Angehöriger kann man nicht in seine normale Welt zurück, auch weil man weiss, dass man selbst morgen der nächste mit dieser Diagnose sein kann.
Für mich persönlich muss ich sagen, liegt auch das Problem darin: Mein Schwiegervater ist von heute auf morgen gestorben, man konnte sich zu Lebzeiten eben nicht von ihm verabschieden. Jetzt steht die Diagnose da: ca. noch ein halbes Jahr, also hätte man jetzt die Gelegenheit sich zu verabschieden, aber wie ohne jemanden zu verletzten und nicht immer im Hinterkopf zu haben es könnte das letzte Mal sein und wie wird es enden. Natürlich kann es immer das letzte Mal sein auch ohne diese Diagnose, trotzdem ist es ein Kampf gegen die Zeit.
Am Anfang dieser Diagnose habe ich sehr viel geweint, vielleicht auch aus Selbstmitleid, aber ich hatte ein Ventil, jetzt ist da eine Leere eingekehrt, die aus Hilflosigkeit besteht, aber auch aus Verdrengung, wie wird sich da erst ein Betroffener fühlen??? Man wird es verstehen, aber nicht nachfühlen können.
Ich kann immer wieder nur sagen, es freut mich für alle die, die einen Weg gefunden haben mit dieser Situation umzugehen, mag dieser für andere noch so unverständlich erscheinen, wichtig ist doch dass man die Kraft findet mit seinem "Leben" fertig zu werden und solange man das nicht mit seinem eigenen kann, wie soll man dann die Kraft haben anderen zu helfen. Für mich bist Du Brigitte an dem Punkt angekommen, mit Dir im Reinen zu sein egal wie es ausgeht und daher hast Du die Kraft uns weiterzuhelfen und das ist ein erstrebenswerter Zustand, denn das gibt allem wenigsten einen kleinen Sinn, ich denke auch Dich hat das eine Menge Arbeit gekostet, aber es hat Dich zur "krassen" Brigitte gemacht.
Auch wenn es das letzte war jemand hier zu verletzten, freut mich doch diese Resonanz, auf die Worte "Pflicht eines Betroffenen". Es war vielmehr eine Anklage an diese Krankheit, man meint jemanden zu kennen und so eine Krankheit verändert alles und weder Pflicht noch Recht noch sonstirgendwas hat plötzlich einen Wert, sondern man steht im Nichts und man klammert sich an irgendetwas. Doch der, der sonst einem immer geholfen hat, ist plötzlich der Schwache und oh ja man ist plötzlich selbst gefragt, die Rollen haben sich vertauscht. Für mich ein Lernprozess, mal schaun ob ich diesen auch praktisch umsetzen kann.
Und wie man sieht sind Umarmungen oder Gesten mehr Wert als tausend Worte. Diese Nähe nimmt einem keiner, aber das sind auch halt die Momente, die einem alles noch mehr erschweren, denn man will nicht loslassen, man will festhalten -diesen Moment- (Egoismus?).
Ich wünsche euch allen viele glückliche Stunden, die euch die Kraft geben, die Stärke zu erlangen, die wir alle brauchen. Und ich weiss, dass mein 6 jähriger Sohn es verdient viele glückliche Kindheitserinnerungen zu haben, eine davon wird bestimmt sein "lachender" Opa sein.
Michaela
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  #34  
Alt 13.06.2002, 08:44
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Hi Michaela,
vielen Dank für Deine vielen Worte.
Dein Mann muss wohl auch bemerkt haben, dass da irgendwo bei Dir ein heftiges "Klammern" an Deinen Vater war, ja, auch ein egoistisches Verhalten. Vielleicht hast Du erst die Worte Deines Mannes noch gebraucht, um zu "verstehen", ... und gar nicht die meinigen?
Naja, jedenfalls machen mir Deine Zeilen jetzt sehr viel Freude, weisst Du. Und ich verstehe Dich auch sehr gut.
Du hast Dich schon nicht von Deinem Schwiegervater richtig verabschieden können, und DAS prägt Dich natürlich und tut verdammt weh. Bei Deinem Vater möchtest Du jetzt natürlich alles BESSER machen BEVOR sein Tod eintreten könnte, willst alles bereinigen und klären, willst, dass diesmal alle völlig glücklich sind und zwar so sehr, dass man mit "guten Gewissen" Abschied nehmen kann. Das ist ein sehr schöner Wunsch und auch sehr verständlich.
Aber es ist schwierig, weil es DEIN Wunsch ist.
Angenommen, Dein Vater wird sich die letzte Zeit, die er noch hat, noch IMMER nicht öffnen und darüber reden wollen. Kannst DU es ändern? Kannst Du IHN noch ändern?
Vielleicht, ... weisst Du, auch wenn es vielleicht nicht so aussieht und es überhaupt keine Anzeichen dafür gibt, ... macht sich Dein Vater jetzt ja auch seine vielen Gedanken. Er "denkt" bloss, teilt sich Dir oder Deiner Mutter aber dabei noch immer nicht mit. Vielleicht wird er auf die Lösung kommen, und sich zugestehen, dass da schon immer etwas schief gelaufen ist. Vielleicht wird er selber aber auch gar nicht mehr darauf kommen, weil er jetzt möglicherweise zu wenig Zeit noch dazu hat. Es wäre zwar eine "Lebens-Einsicht" für ihn, aber ob die nach 30 Jahren wohl plötzlich so SCHNELL noch erfolgen kann?
Vielleicht. Wenn Du Glück hast. Vielleicht, wenn er nicht "bedrängt" wird. Vielleicht, wenn Du ihm ein nettes Brieflein schreibst, das all Deine Sorgen, Deine Gedanken, Gefühle und Ängste um ihn und um Deine Mutter aufzeigt. Und Deinen Wunsch.
Was ER aber dann damit anfängt, ist wiederum IHM überlassen. Vielleicht geht er darauf ein? Oder aber vielleicht will er gerade JETZT nichts davon wissen, sondern bereitet sich innerlich nur noch auf seinen Tod vor?

Ich weiss, es ist schecklich, Michaela. Ich möchte, dass Du weisst, dass ich tief mit Dir empfinde. Ich bin genau so verzweifelt, weil ich DIR und Deinem Vater so gerne helfen möchte, aber ja auch nicht weiss, WIE. Ich kann Dir nur versuchen zu helfen, die Dinge von der "anderen" Seite zu betrachten, damit DU Dich nicht so quälst. - Lass Dich von mir ganz fest umarmen, okay?

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Du hast Recht, von Kindern können wir manchmal in solchen Situationen noch was sehr "Natürliches" lernen ...
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  #35  
Alt 13.06.2002, 10:05
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Hallo Michaela,

immer wenn du von deinem Vater schreibst, kommt mir vor du sprichst von meinem. Sie scheinen sich da recht ähnlich zu sein. Meiner Mutter, die sich ja auch so sehr wünscht er würde reden habe ich Brigittes "Kopfwäsche" ausgedruckt und geschickt. Bin neugierig was sie sagt.

Auch ich habe zuerst gedacht, ich müsste jetzt alles "aufarbeiten", was wir den letzten Jahren versäumt haben einander zu sagen. Aber das geht nicht. Denn er hofft(wie wahrscheinlich jeder), dass die Therapie anschlagen wird. Wenn ich da jetzt schon mit einer "langsamen Verabschiedung" anfange, zeige ich ihm damit eigentlich nur, dass ich nicht mehr an seine Gesundung glaube. Also lasse ich es vorerst, hoffe aber sehr, dass sich irgendwann noch dazu Gelegenheit ergibt - aber es muss sich halt ergeben, ich kann es nicht herbeizwingen.

Um einen Brief zu schreiben, wie Brigitte meint, bin ich (zumindest im Moment) zu feige. Habe einfach Angst, dass ich damit seine Ängste nur noch verstärke.

Auch ich muss dir beipflichten, dass Kinder das viel besser machen als wir Erwachsenen. Als mein Vater letztes jahr schon einmal in einer lebensbedrohlichen Situation war (Pankreatitis, künstliche Ernährung...), hat sich meine Tochter (damals 10)im Krankenhaus trotz der ganzen Schläuche einfach zu ihm ins Bett gelegt und sich an ihn gekuschelt. Und siehe da, mein Vater, der sonst nicht so für Zärtlichkeiten ist, hat den Arm um sie gelegt und gelächelt. So sind sie dann mindestens eine halbe Stunde gelegen - ohne ein Wort, mit geschlossenen Augen. Meiner Tochter war es egal ob da eine Schwester oder ein Arzt hereingekommen ist. Und zu meiner Überraschung hat auch niemand etwas wegen Hygiene... gesagt. Tja so sind Kinder.

Im Moment tun wir halt alles, damit diese Russlandreise für ihn möglich wird. Wenn er die Chemo weiter so gut verträgt, und der Tumor ein Einsehen mit ihm hat, könnte er es vielleicht schaffen.

Und sonst versuche ich auf das wenige das er sagt genau hinzuhören. Z.B. fühlt er sich seit der Chemo müde. Also habe ich alles ausgedruckt was ich über Fatique und ihre Überwindung im net gefunden habe. Er hat es interessant gefunden - na ja immerhin.

Also ich hoffe, wir machen das beste für unsere Väter!!
Alles Liebe
Afa
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  #36  
Alt 13.06.2002, 15:26
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Hallo, ich hab jetzt mal eine ganz doofe Frage: Mit dem Verabschieden.... was meint ihr genau???

Man erfährt von der Schwere der Diagnose, die verbundenen Risiken, das was schlimmstenfalls passieren kann und dann sollte man anfangen sich zu verabschieden? Wie sieht das denn aus oder wie geht das vor sich?
Soll ich sagen, ich war Dir immer sehr angetan- auch wenn ich Dir mal meine schlechte Seite gezeigt habe. Verzeih mir.?
Damit ich kein schlechtes Gewissen habe, wenn Du für immer gehst, lass uns über alles reden was vorgefallen ist und was noch kommen wird?
Muss der Betroffene reden, um seinen Angehörigen den Abschied zu erleichtern, um besser damit klar zukommen?
Ist das nicht alles zweitrangig? Merkt amn nicht den Moment wo der Betroffene reden möchte, sich verabschieden möchte, sind nicht seine Bedürfnisxse wichtiger. Er muss sich doch verabschieden, er muss doch gehen. Wir können ihm die Möglichkeit dazu geben, indem wir bei ihm sind. Offene Ohren und offene Arme für ihn haben.
Was muss das für ein Gefühl sein, wenn Angehörige sich verabschieden obwohl man selbst vielleicht noch gar nicht so bewusst ans sterben denkt.
Stirbt da nicht auch die Hoffnung?
Bestimmt versteh ich hier was nicht und bin am Thema vorbei- oder?

Gruß Li
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  #37  
Alt 13.06.2002, 18:09
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Hallo Ihr Lieben,
Hallo Li,
das ist ja das Verzwickte!
Zum Einen kommen da ja die eigenen Ängste hervor, DASS da der Vater bald sterben könnte. Nur schon die Krebsdiagnose alleine, setzt so unter Druck, dass man das dringende Bedürfnis hat, Abschied nehmen zu müssen. Das haben aber NICHT nur die Angehörigen, das haben auch die Patienten.
Wenn jetzt aber noch der Arzt kommt und mit seinem weisen Wissen und seinem weissen Arztkittelchen BESTÄTIGT, dass der Patient vielleicht noch ein halbes Jahr zu Leben hat, dann wird dieser Druck, Abschied voneinander nehmen zu müssen, noch VIEL stärker!
Was TUT man da also? Da ist man doch hin und hergerissen!

Deswegen rede ich ja von solchen "Brieflein" der Angehörigen, die genau diesen Druck lösen können. Ich weiss, das braucht wohl zünftigen Mut. Aber es ist ein Versuch wert. Wenn man in diesem Brief zum Beispiel solche Worte wählt wie:
"Ich habe solche Angst, dass Du sterben könntest, Vater!"
"Ich habe mir immer gewünscht..."
"Ich bin so wütend über diese Krankheit, weil sie mich so hilflos macht."
"Ich bin so verzweifelt, weil ich nicht weiss, wie ich Dir helfen soll."
"Ich möchte Dich nicht belasten, aber lass mir die Freiheit, Dir diese Worte zu schreiben, weil sie mir gut tun."
"Ich möchte nicht Abschied nehmen müssen von Dir."
"Ich habe Dich so lieb, Vater."

Weisst Du, wie ich meine?
Es ist ein ziemlicher "Brocken", der da auf den Schultern lastet, wenn man eigentlich WEISS, dass man Abschied nehmen MUSS. - OB dies dann auch wirklich eintritt, ist eine andere Frage. (Hier würde ICH jetzt nämlich ziemlich krass sagen: Ich traue keiner einzigen "Prognose" eines Arztes! Er kann Recht haben, aber genau so gut auch NICHT! Jawoll!)
Aber um diesen "Brocken" loszuwerden, WILL man ja irgendwie handeln, nicht?
Entweder kommen diese Gespräche vom Patienten alleine, weil ER darüber sprechen will, ... und wenn nicht, finde ich, haben die Angehörigen genau so das Recht, sich mitzuteilen, OHNE diese Aengste zurück stecken zu müssen. Nur ist hier dann "Fingerspitzengefühl" verlangt, weil man den Patienten nicht so heftig damit überfallen sollte.

Wenn Worte Auge in Auge nicht gehen, ... dann geht so ein Brieflein ganz gut. Wenn NUR die Aengste, Gefühle und all die Sorgen des Angehörigen darin stehen, ... wird es KEIN Vorwurf oder ein "unterschwelliger" Abschied an den Kranken sein. Es bleibt ihm nur eines übrig: Zu verstehen, welche Aengste vom Angehörigen da durchgemacht werden, und dann wird er später vielleicht SELBER darüber sprechen wollen, ... oder aber er denkt über den Brief: "Was für ein übertriebenes Gefühls-Wischiwaschi!", und wird gar nie darauf eingehen oder darüber sprechen wollen.
Je nach dem, muss man halt beide Möglichkeiten akzeptieren müssen.

Es wird aber auf jeden FALL etws bewirken!
AUCH beim Patienten. Ganz sicher! (Man merkt es dann aber nur nicht!)
Und der Angehörige, welcher den Brief geschrieben hat, ... wird eine Erleichterung verspüren. Der Druck, Abschied nehmen zu müssen, wird ein bisschen weg sein. Weil die eigenen Aengste, Sorgen, Wünsche, usw. ... dem Patienten bereits MITGETEILT wurden.

Uff! Schwierig, zu erklären, das Ganze.
Ist jetzt keine "Gebrauchsanweisung" von mir, sondern ein einfühlsames Verstehen meinerseits.
Und weil ich selbst Patientin bin.

Ich wünsche Euch allen ganz, ganz viel Kraft, Ihr Lieben!
Bis dann!
Grüssli
von der "krassen" Brigitte
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  #38  
Alt 13.06.2002, 20:50
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Hallo Li und Brigitte!

Liebe Li, in meinem Fall ist es so, dass mein Vater Alkoholiker ist; wir wissen es seit ich ca.11 Jahre alt war (bin jetzt 42). Er war aber nie aggressiv, und hat immer mit allen Mitteln (und Hilfe meiner Mutter) dagegen angekämpft. Aber ich bin in die Pubertät gekommen, habe meine Mutter oft weinen gesehen (wenn wieder einmal ein Rückfall war), und habe so meinen Vater nicht mehr als Vorbild gesehen. Im Gegenteil ich habe ihn dafür verachtet, obwohl er seinen Job immer sehr verantwortungsvoll erledigte (und er hatte viel Verantwortung), und auch sonst für die Familie gut sorgte.
Ich habe zwar kein Wort gesagt, aber ich habe ihn meine Verachtung spüren lassen. Und ich weiß dass er es gespürt hat.

Damals hatte ich noch keine Ahnung, was für ein endloser harter Kampf eine Suchterkrankung ist; das habe ich erst langsam während meiner medizinischen Ausbildung begriffen. Heute bewundere ich ihn, dass er nach jedem Rückfall wieder gekämpft hat. Aber mit ihm darüber gesprochen haben weder meine Schwester noch ich bis heute. Denn jeder Rückfall den wir mitbekamen (als wir noch zu Hause wohnten), war ihm furchtbar peinlich und hat an seinem Selbstbewußtsein genagt.

Wie dankbar ich ihm für seine Nierenspende bin weiß er. Aber kaputte Nieren zu haben ist ja in den Augen der Gesellschaft auch keine Schande; ein Alkoholproblem zu haben aber schon. Aber das gehört jetzt nicht hier her.

Mein Mann ist Pathologe und spezialisiert auf Gastroenterologie, wo eben auch das Pankreas dazugehört. Es ist da, was meinen Vater betrifft, wirklich schwierig Hoffnung zu bewahren. Denn der Tumor ist ca 15cm im Durchmesser, und hat sich bereits auf sämtliche Organe in der Umgebung ausgebreitet (wurde sehr lange durch die Pankreatitis verschleiert). Dazu kommt der schlechte Ernährungszustand - auch bedingt durch die Pankreatitis, und sein Alter (72).
Ein jüngerer Patient mit gutem AZ kann da sicher noch mehr Kräfte mobilisieren.

Es wäre mir ein dringendes Bedürfnis mich für mein Verhalten damals zu entschuldigen (ups da haben wir ja wieder die Schuldgefühle), und alles zu klären, auch wenn wir uns jetzt sowieso sehr nahestehen.

Doch (und das habe ich vorher gemeint) wenn man Jahrzehnte nicht über so ein Thema gesprochen hat muss es meinem Vater merkwürdig vorkommen, wenn ich jetzt kurz nach dieser Diagnose damit komme.
Er hat nämlich die Ärzte nicht nach Prognosen oder Überlebenszeiten gefragt, und sie haben nichts gesagt. Ich gehe also davon aus, dass er durchaus hofft, diesen Krebs zumindest stoppen zu können.
Und irgendwie kommt mir dieses (mein)Aufarbeiten wollen eben wie ein beginnendes (ungewolltes) Abschiednehmen vor - denn wüssten wir die Diagnose nicht würde ich wahrscheinlich auch in Zukunft nicht über das oder Änliches sprechen.
Sicher kann man sagen, ich will nur mein Gewissen erleichtern. Doch ist es nicht normal sich zu entschuldigen wenn man glaubt Schuld auf sich geladen zu haben? Es hätte allerdings schon längst erfolgen sollen.
Aber es gibt halt Dinge, über die zu sprechen einem so schwer fällt, dass man den leichteren Weg geht und es immer wieder hinausschiebt, bis einem die Endlichkeit bewußt wird.

Übrigens danke Brigitte, dass du uns schon unsere Briefchen vorschreibst - finde ich echt lieb.

Liebe Grüße an euch
Afra
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  #39  
Alt 13.06.2002, 21:51
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Hi Afra,
ich weiss, das ist schwierig, wenn der Vater selbst nicht genau erfährt, wie es um ihn steht. Aber manchmal, weisst Du, sind Patienten WISSENDER als man glaubt.
Kann aber natürlich auch sein, dass er jetzt nicht WILL daran glauben, dass es schlechter um ihn steht.
Je nach Mensch ist das schwierig zu beurteilen. Manchen hilft es vielleicht eher, wenn der Arzt ihnen die Tatsachen "verschweigt" (obwohl ich persönlich finde, dass das unfair und unehrlich ist!), und manche wiederum brauchen unbedingt die ehrliche Tatsache, UM zu verarbeiten.

Jedenfalls, wenn Du das Bedürfnis hast, Dich bei ihm zu entschuldigen, ... ich denke, das kannst Du ganz sicher tun. Es wird ihm ja nicht weh tun, oder?
Lass Dir selber Zeit, Du wirst schon merken, wenn es soweit sein wird, dass Du es ihm sagen willst.

Meine Mutter hatte damals ja zwei Jahre mit Leukämie gekämpft. Ich wusste auch dauernd, dass ich da irgendwas "regeln" müsste, aber ich wusste einfach nicht wie.
Meine Mutter hat mich als Kind viel geschlagen, weisst Du, und so hat sich da irgendwo eine Art "Hass-Liebe" entwickelt bei mir. Trotzdem war mir klar, dass ich da selber loslassen musste. Also setzte ich mich eines Tages hin und schrieb ihr einen Brief. Ich schrieb ihr, wie ich mich fühlte, wie meine Gedanken waren, dass ich wusste, dass ich natürlich auch nicht immer so eine "brave" Tochter gewesen war, und dass ich mich durch ihre Schläge sehr verletzt gefühlt hatte. Dass ich jedoch eingesehen hatte, dass dies alles nur "belastet", und dass ich ihr jetzt einfach ... aus meinen Gefühlen heraus ... VERZEIHE!
Das hatte damals nichts mit "frömmigkeit" oder so zu tun, es war einfach völlig spontan, ein gleichzeitiges Verzeihen und eine "Entschuldigung". Es war ein tiefes Bedürfnis von mir und stimmte dann so für mich.
Leider war sie genau sieben Tage später gestorben. Das war schlimm für mich. Trotzdem war da jetzt etwas in mir, das mir Ruhe gegeben hatte. Und ich fragte mich hinterher: Vielleicht hatte meine Mutter ja auch nur darauf gewartet, dass IHR da jemand verzieh? Damit SIE loslassen konnte?

Ich wünsche auch Dir ganz viel Mut und Stärke, Afra! - Ich wollte Euch eigentlich nicht gerade die "Brieflein" vordiktieren. Ich wollte sie bloss als Beispiel für EUCH, ... weil es JENE Sätze wären, die ich von MEINEN Angehörigen sicherlich gerne hören würde, und die ich auch ertragen könnte und mit denen ich dann umgehen könnte.

Liebe Grüssli
von der "krassen" Brigitte
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  #40  
Alt 14.06.2002, 04:47
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Hallo zusammen!

Ich bin mal wieder mitten in der Nacht aufgestanden, weil ich nicht schlafen kann. Mein Vater ist an Krebs erkrankt, und seit ca. 1 Monat folgt im mittlerweile dritten KKH eine Untersuchung der nächsten. Eine endlose Zeit voller Tränen, Zweifel, Ungewissheit, Hoffen, Zweifel... (und bei allem der Gedanke: Wie muss ER sich denn erst fühlen?).

Da habe ich Euch "gefunden", und ich bin so froh. Ich hoffe (Hoffen ist gut), ich kann hier ein wenig Stärke gewinnen (vor allem, um meinem Vater zu helfen) und vielleicht auch andere stärken. Zu wissen, dass man nicht allein ist, hilft ungemein, ich denke, Betroffenen und Angehörigen gleichermaßen.

Vor allem ist es so schön, dass speziell in diesem Forum Betroffene UND Angehörige schreiben. Die eine oder andere Antwort fand ich am Anfang etwas hart, aber dann merkte ich schnell, dass Direktheit das Einzige ist, was wirklich hilft! Am Schlimmsten sind beschwichtigende Sprüche, AUCH für Angehörige ("Wird schon alles werden" oder "Grüß' Deinen Vater schön" - das werde ich sicher NICHT tun, dann wüßte er ja, dass ich mich bei anderen ausheule - oder am allerallerschlimmsten "Oooooooooh Gott, Du AAAAAAAAArme!" - wieso ich?). Ich stelle immer wieder fest, dass auch wiederum Freunde von Angehörigen oft nicht damit umgehen können. Vielleicht konnte ich es selber früher nicht - bis es mich selbst als Angehörige betraf!

Ich finde hier so viel wieder von dem, was ich durchlebe.
Um mich DIREKT herum scheinen nur Menschen zu sein, die die Augen verschließen wollen. Es hat schon wiederholt bösen Ärger in der Familie gegeben, weil ich soviel recherchiere, im Internet surfe und mich mit dem Thema auseinandersetze (statt den Ärzten zu vertrauen, zu warten, warten, warten...). Ich kann aber nicht anders! Ich kann doch nicht da sitzen und nur warten, was mit meinem Vater passiert. Ich möchte ihm so gerne helfen. Meine Verwandtschaft verschließt sich, wie gesagt, sie waren sogar teilweise der Meinung, ich würde mehr schaden als nützen. Ihre größte Angst ist, dass ich meinem Vater von meinen Recherchen berichten könnte. Ich weiß schon überhaupt nicht mehr, ob ich das tun soll oder nicht. Ich möchte ihn ja auch nicht noch zusätzlich verwirren! Andererseits habe ich Angst, etwas zu verpassen, dass es eine Therapiemöglichkeit gibt, von der er nichts weiß (denn ER kann sich ja diese Informationen in der Klinik nicht beschaffen, die aber ansonsten einen recht guten Eindruck macht - die jetzige), irgendeine Spezialklinik, irgendein Zauberwasser, irgendein Buch, dass ihm Glauben schenken könnte, in der Hoffnung, dass Glaube Berge versetzt oder ihm einfach nur hilft!

Außerdem weiß ich nicht, wie ich wirklich für ihn da sein kann, wie er mich braucht.

Ich denke, gerade das Thema Väter, was hier besonders behandelt wird, ist so eine spezielle Sache! Mein Vater und ich hatten eigentlich nie so eine Nähe in der Form, dass wir untergehakt einen Einkaufsbummel gemacht hätten o.ä. In den letzten Jahren haben wir auf einmal angefangen, uns bei Begrüßung und Abschied herzlich zu umarmen, und seit einiger Zeit hat er mir immer einen Kuss auf die Wange gegeben (da wusste er noch nichts von seiner Krankheit). Das ist auch nach wie vor so, jedoch scheinen ihm meine sehr herzlichen Umarmungen jetzt einerseits gut zu tun und andererseits traurig zu machen. Was braucht er wirklich?
Ich weiß nicht, ob ich z.B. seine Hand nehmen soll. Das wäre doch auf einmal komisch, hätte vielleicht auch irgendwo etwas Dramatisches.
Oder hilft es ihm (mir würde es, glaube ich, helfen, soweit ich das als "Nichtbetroffene" einschätzen kann).

Ich möchte am Liebsten immer bei ihm sein... Ich möchte ihn nicht allein lassen mit der Angst. Er ist da im Krankenhaus allein und kann vielleicht auch nachts nicht schlafen so wie ich (schon).

Ich versuche, da zu sein, und all das, was Ihr hier geschrieben habt, ist so: Manchmal will er über seine Krankheit reden, manchmal nicht, manchmal aber auch einfach über ganz normale Dinge. Wenn ICH dann gerade gerne über seine Krankheit reden würde, bin ich zwar, ehrlich gesagt, enttäuscht und bedrückt, aber ich LASSE ihn, und ich habe hier nochmal die Bestärkung bekommen, dass das richtig so ist. Wahrscheinlich ist DAS Hilfe.

Trotzdem würde ich ihm gerne Einiges sagen (man fühlt sich manchmal so gelähmt ihm Sprechen), nämlich, dass er jederzeit reden KANN, wenn er möchte, dass ich nicht mehr nur das kleine Mädchen bin, dass er beschützen und vor allem Bösen fernhalten muss, dass ich es mit ihm zusammen schaffen will, wo er es möchte. Dass ich ihn respektiere, auch über ärztliche Urteile hinaus, sollte es mal zur Debatte stehen. Dass ich SEINE Entscheidung respektiere. Dass ich sofort da bin, wenn er mich braucht, er braucht es nur zu sagen. Dass ich ihm helfe, dass ich ihn hinfahre, wo er will, wenn er es möchte.
Wenn meine Familie das hier lesen würde, wäre was los... das ist auch so schwer, dass zwar in gewisser Weise ein Zusammenhalt in der Familie da ist (abwechselnde Besuche etc.), aber nicht wirklich untereinander. Die Meinungen driften so auseinander, aber keiner geht wirklich auf SEINE Meinung ein (vielleicht ist das der Grund, dass er manchmal einfach schweigt).
Manchmal komme ich mir vor wie eine Randfigur, obwohl ich so mitleide. Die anderen nehmen mich nicht ernst oder verachten meine Einstellung sogar, so dass ich immer ganz vorsichtig sein muss, mit dem, was ich sage, bloß um die Familie nicht in Zwistigkeiten zu bringen, was meinem Vater ja letztlich schaden würde (Einige drehen schon durch, wenn sie das Wort "Mistel" nur hören - ich sage ja auch immer, dass das nur eine Zusatztherapie sein kann, aber die hören gar nicht zu - zum Glück soll er es ab morgen auf eigenen Wunsch bekommen, er glaubt schon lange an solche Dinge).
Auf der anderen Seite ist da mein Vater, der mir soviel Leid wohl nicht antun will. Dann fühle ich mich manchmal wirklich schwach.

Dann gibt es bei uns auch Einiges, was wir vielleicht klären sollten. Er hat vor längerer Zeit mal den Versuch gemacht, da bin ich nicht direkt drauf eingegangen. Sollte ich es jetzt tun? Nachher vermittelt das so den Eindruck, als wenn die Uhr tickt (sorry für die krasse Umschreibung). Vielleicht ist es ja gar nicht so, vielleicht. Die Andeutungen der Ärzte waren bisher alles andere als in irgendeiner Weise hoffnungsschöpfend, aber meinem Vater geht es gut (es wurde nur durch Zufall entdeckt).

Danke fürs Mitlesen und "Gute Nacht"!
Tina S.
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  #41  
Alt 14.06.2002, 09:57
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Hi Tina!
War heute morgen übrigens auch etwa um vier Uhr wach, ... aber ich sagte mir, wenn ich jetzt ins Netz gehe, dann komme ich überhaupt nicht mehr zum Schlafen!
Deine Zeilen bedrücken mich ein wenig, aber ich kann Dich sehr gut verstehen. Schätze, Du bist wahrscheinlich die einzige Angehörige Deines Vaters, welche wirklich zu "verstehen" versucht. Ziemlich krass, dass da die anderen Angehörigen dann auch noch DICH kritisieren!

Andererseits: Man kann einen Patienten natürlich auch Über-Pflegen, Über-Verhätscheln, oder Über-Besorgt um ihn sein. Was dann für den Betroffenen wiederum genau so eine Belastung sein kann.
Deine Sorgen um ihn sind verständlich, aber ich kann aus Deinen Zeilen nicht so ganz heraus lesen, was eigentlich Dein VATER dazu meint, dass Du da so viele Recherchen machst. Hast Du ihn mal gefragt, ob es für ihn okay ist, dass Du da ein bisschen für ihn nach weiteren Behandlungsmethoden rum suchst?
Oder tust Du das jetzt mehr für Dich, weil DU nach einer Lösung suchst?
Wenn er damit einverstanden ist, dann gäbe es doch gar keine Probleme für Dich, nicht wahr? Dann könnten doch die anderen Angehörigen auch nicht auf Dir herum hacken, hm?

Manchmal sind es schon diese kleinen, gegenseitigen "Einverständnisse", die mehr Nähe schaffen, mehr Vertrauen und Offenheit. Dann können Dinge, die schon längst geklärt werden sollten, eher zur Sprache kommen.
Und wenn Dein Vater damit einverstanden ist, was DU tust für ihn, ... dann werden die übrigen Angehörigen ruhiger werden, und dann vielleicht eher versuchen, auch zu "verstehen".

Ein Krebs-Betroffener will niemals seinen Angehörigen dieses Leid antun. Da geht es allen gleich. Aber ein Patient kann nun mal nicht "zurück" und alles ungeschehen machen, er MUSS da durch, auch wenn er sieht, dass seine Angehörigen leiden. Aber wenn er noch zuschauen muss, wie seine Angehörigen sich gegenseitig anfangen zu "bekriegen", ... oder dass sie jetzt wegen IHM nicht mehr zusammen halten ..., das ist echt brutal.

Tina, wenn Du das Bedürfnis hast, die Hand Deines Vaters zu halten, dann tu es. Auch wenn Ihr es bisher nie gewohnt wart, eine solche Nähe zu leben. Dein Vater wird jetzt Deine Hand bestimmt gerne nehmen und ebenso festhalten. Lass Dich nicht von bisherigen "Familien-Regeln" oder sowas beirren. So eine Krebsdiagnose wirft sowieso alles völlig durcheinander.
Wenn Dein Vater Deine Hand nicht auch halten möchte, dann wirst Du merken, dass ER noch nicht bereit für diese "Nähe" wäre. Dann kannst Du immer noch ein "Entschuldigung" murmeln! - Aber das kann ich mir kaum vorstellen.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Tina, und dass Du ein bisschen mehr "Nähe" zu Deinem Vater schaffst. Stell ihm Fragen wie:
"Möchtest Du ...?"
"Ist es Dir recht, wenn ich ...?"
Und Du wirst sehen, er wird DIR in irgend einer Form helfen können.

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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  #42  
Alt 14.06.2002, 20:29
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Hallo Brigitte,
wahrscheinlich sollte ich mich erstmal ändern bevor ich andere ändere, vor allem in so einer Situation. Aber man versucht halt immer ein Stück des Weges noch zusammen zugehen, aber durch unsere individuellen Persönlichkeiten kommen wir halt immer an eine Kreuzung wo sich die Wege trennen und jeder geht seinen Weg wieder alleine. Dieses alleine sein oder das Gefühl des allein gelassen werdens, ist halt schrecklich und wir wollen halt nur signalisieren, dass er nicht alleine ist. Natürlich war und ist nicht alles gut und es heisst immer die Dinge brauchen Zeit, manchmal ist aber keine Zeit da und man will halt nichts unversucht lassen. Das Schreiben ist eine gute Idee, denn schon das schreiben in diesem Forum bringt immer wieder eine Erleichterung.
Darf ich Dir ein persönliche Frage stellen:
Bist Du allein zur "krassen" Brigitte geworden oder gab es Leute an Deiner Seite, die dir dabei helfen konnten und die richtige Form des Helfens gefunden haben.
Mein Vater ist seit letzter Woche aus Bad Lippstadt zurück und man merkt es hat ihm gut getan, aber nach 1 Woche ist alles wieder beim alten, vor allem weil er seit gestern eine Gürtelrose dazubekommen hat. Der einzige wahre Lebenswille, der erkennen lässt, dass er sich nicht ganz aufgibt ist seine Aussage, sobald ich mich tagsüber ins Bett lege, stehe ich nicht mehr auf. Er hat sich seit der Diagnose tagsüber noch nie hingelegt, aber er ist manchmal sehr am kämpfen. Aber es ist als wenn es für ihn ein Fluch wäre, wenn ich mich jetzt hinlege, habe ich den Kampf verloren.
Liebe Afra,
auch ich bin in vielen Dingen zu feige. Man kann zwar immer wieder Theorien aufstellen, aber die Antworten auf seine Fragen bekommt man wirklich erst dann, wenn man mit dem Thema offen und ehrlich umgehen kann, aber soweit sind wir wohl noch nicht. Aber wir sind ja grade dabei unsere Erfahrungen zu sammeln.Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass wir nicht in allen Bereichen mit offenen Armen empfangen werden, aber wir wollen alles richtig machen und können eine Abweisung im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Obwohl diese Abweisungen bestimmt garnichts mit uns persönlich zu tun haben, sondern wir sind in dieser Phase noch verletztlicher und je mehr jeder von sich preis gibt umso angreifbarer ist man auch. Grosse Vorbereitungen nützen da nichts, man muss wahrscheinlich viel spontaner handeln ohne sich auszumalen, was könnte jetzt wieder passieren. Handeln wir nicht wird das auch wieder wie ein Hiobsschwert über einen hängen. Man kann einfach nicht über seinen Schatten springen, wenn man wirklich schon zu Lebzeiten, dem Anderen zeigt, wie sehr man befürchtet ihn zu verlieren. Wenn man in dieser Situation nicht den richtigen Ton findet geht der Schuss wahrscheinlich nach hinten los. Man muss einen Weg finden wie Brigitte schon geschrieben hat, der erstmal verallgemeinert, Dinge die neutral sind, was ich Dir immer schon sagen wollte z. B. ich habe Dich lieb oder ich bin für Dich da oder auch all die Dinge die man selbst vom Vater gerne gehört hätte. Ich glaube man hat auch ein falsches Bild, was der andere von einem hält. Immer wieder erstaunt es mich wie bei Dritten über einen Menschen gesprochen wird, der einem nahe steht, von dem der Betroffen sagt, das hat er mir noch nie so gesagt. Warum ist das so, warum fällt es einem leicht über diesen Menschen bei anderen so zu sprechen und persönlich es diesem nie sagen zu können. Für mich merke ich es selber, spontan kann ich sehr schlecht mit Kritik umgehen, nach überschlafen denke ich oft, er hat recht, aber man fühlt sich ersteinmal verletzt, macht mir ein ander ein Kompliment, denke ich was will er damit erreichen, ich lass es nie als solches stehen und erfreue mich daran, ich habe es nicht gelernt. Mein Vater hat mich erzogen und es wahrscheinlich in seiner Erziehung an mich weitergegeben und jetzt kann ich es auch nicht so einfach zurückgeben, ich muss es lernen. Es ist eine Lernstufe in unserem Leben, bei der wir wohl noch oft auf die Nase fallen werden, aber es gibt hier gute Lehrer, die uns bestimmt ein Stück begleiten werden.
Liebe Grüße an Alle
Michaela
Michaela
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  #43  
Alt 14.06.2002, 23:40
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Liebe „krasse“ Brigitte, liebe andere!

Schön, dass Du mir so schnell geantwortet hast. Ich habe auch schon herein gesehen, hatte aber bisher mit meinem Kleinen noch keine Ruhe zum Schreiben (jetzt schläft er).
Tja, meine Zeilen waren wohl wirklich ein wenig bedrückend – genauso habe ich mich auch gefühlt und konnte es einfach nicht anders ausdrücken.

Momentan ist wieder ein ganz guter Moment..., obwohl ich gerade manchmal in solchen Momenten plötzlich „abstürze“ (wahrscheinlich, weil ich mich sonst immer zusammenreißen muss, wegen dem Kleinen und weil man es einfach muss und sollte). Aber da kann man ja auch viel an sich selber arbeiten! Um ein bisschen Heulen manchmal komme ich halt nicht drumrum (wenigstens habe ich Gefühle und kann sie rauslassen, das ist ja auch positiv).
Heute wurde bei meinem Vater eine Misteltherapie begonnen und eine Aromatherapie. Endlich wird etwas gemacht (das ist für ihn sicher auch ein gutes Gefühl). Am Wochenende darf er nach Hause (nettes KKH) und am Montag soll geklärt werden, ob er operiert werden kann!

Ja, ich möchte meinen Vater gerne richtig verstehen, nur so kann ich ihm wirklich helfen. Die anderen Angehörigen... tja, irgendwie wollen sicher alle nur das Beste, und es ist auch für sie schwer. Nur schade, dass sie sich nicht immer wirklich in seine Lage versetzen. Vielleicht können sie es nicht immer. Vielleicht ist es auch ein Lernprozess. Was das Angreifen gegen meine Person angeht, habe ich versucht, das telefonisch zu klären, indem ich sagte, dass wir doch alle an einem Strang ziehen sollten und, dass ich schließlich auch nur DAS BESTE wollte! Ob es bei allen angekommen ist, weiß ich nicht, aber zumindest mit einer Person hatte ich wieder nette Gespräche. Mehr kann ich nicht tun.

Das mit dem Überpflegen habe ich mir auch schon gedacht. Ich habe meinem Vater heute gesagt, dass er mir ruhig sagen soll, wenn es ihm auch mal zu viel wird z.B. mit Besuchen, er brauche keine Angst zu haben, dass ich dann nicht mehr komme oder so, ich könne das verstehen! Er fand das gut und will mir das dann einfach sagen, meinte aber gleichzeitig, dass sei momentan überhaupt nicht der Fall, er würde sich freuen, uns zu sehen. Ich sagte dann, dass ich mich also einfach weiter aufdrängen würde und er es mir dann schon sagen würde, worauf er lachte und das gut fand. Ich denke, was ihm auch hilft, ist mein kleiner Sohn (1 ½). Mit seinen wenigen Wörtern, die er überhaupt sprechen kann, schafft er es manchmal scheinbar wesentlich besser, an ihn heranzukommen!

Es ist schwierig zu sagen, wie mein Vater das mit meinen Recherchen sehen würde. Ich habe ihm von dem Umfang gar nicht erzählt. Ich denke, er würde nicht wollen, dass ich mich "verrückt" mache. Irgendwie brauche ich es für mich als Information und, um ihm dann BEI BEDARF weiterhelfen zu können. Wenn mein Vater was erzählt, was ich schon weiß, tue ich meist so, als wäre es mir neu und interessant oder sage hin und wieder, dass ich auch schon Gutes davon gehört hätte. Ich denke, wenn ich wirklich gute Sachen habe, werde ich ihn einfach auch fragen, ob ich es ihm geben soll (das mit dem einfach Fragen hat sich ja schon als gut erwiesen!).
Ich habe gerade ganz tolle Broschüren von der Bio-Krebsgesellschaft bekommen, vielleicht mag er das lesen (kennt zufällig jemand noch weitere gute Broschüren?).

Ich denke, dass ist ein guter Ratschlag von Dir – ich werde Infos nur noch meinem Vater geben, wenn er sie möchte und überhaupt nicht mehr mit den anderen darüber reden. Wenn es ihm wichtig ist, kann er ihnen darüber immer noch berichten, Broschüren zeigen etc. Von wem er das hat, ist dann ja auch egal. Ich würde auf keinen Fall Streitereien vor meinem Vater austragen, er soll sich ein Stück heile Welt bewahren. Er sagt immer, wie froh er ist, dass ihn alle besuchen etc. Eher würde ich mich zähneknirschend mit meinen Verwandten arrangieren bzw. nach außen hin ihnen sogar bis zu einem gewissen Maß nach dem Mund reden oder wenigstens nichts dazu sagen (so was hätte ich früher nie getan). Er soll nicht noch mehr Dinge haben, über die er sich den Kopf zerbrechen muss, und das ist es auch nicht wert.

Tja, Du schreibst, ein Betroffener kann nicht zurück – ein Angehöriger auch nicht... auch wenn es sicher, sicher noch mal etwas völlig anderes ist! Ich will nur sagen, man muss akzeptieren, und das ist so schwer, aber es ist wohl ein Weg.

Nochmals, Brigitte (gar nicht krass!), Du hast mir ganz toll geholfen. Ein liebes dickes DANKE.

Viele Grüße an alle und einen schönen Freitag Abend!
Tina S.
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  #44  
Alt 14.06.2002, 23:41
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Hallo Tina,
ich weiß wie Du Dich fühlen mußt.Meine Ma hatte Lungenkrebs und wurde aufgrund eines Schlaganfalls zum absoluten Pflegefall.Ihr einziger Wunsch war es nach Hause in ihr Zimmer zu kommen aber meine Schwester
hat das nicht zugelassen. Ich hätte Mama auch gerne mit zu mir genommen. Ich habe sie manchmal auch bedrängt
damit sie doch allen sagen muß das sie nach Hause will.
Sie hat aber in Gegenwart meiner Schwester garnicht geredet weil sie Angst vor ihr hatte. Unsere Familie war sowieso schon vorher zerstritten und meine Schwester hat dann heimlich die Pflegschaft über meine Mutti beim Amtsgericht beantragt.
ich habe auch nicht gedacht das alles so schnell vorbei sein könnte, hätten wir doch bloß vorher eine Patientenverfügung gemacht wo Mama reingeschrieben hätte das sie nach Hause will wenn keiner medizinisch
noch helfen kann!Sie konnte nicht mehr schreiben nach dem Schlaganfall und somit war sie ziemlich ausgeliefert allem was dann kam.Hätte sie es doch nur rausgeschrien das sie nach Hause will, 2x hat sie den Versuch unternommen und es den Pflegerinen im Pflegeheim gesagt: "Ich will nach Hause was meinen sie denn dazu!"
Danach hat Mama aufgegeben und auch fast nichts mehr gesprochen, ich mache mir solche Vorwürfe aber hätte ich sie einfach mitnehmen dürfen? Sie war noch nie bei mir da ich 200 Km entfernt von ihr wohne und sie wollte in ihr Haus, wo sie früher mit meinem Vater gelebt hat und uns Kinder großgezogen hat.
ist bestimmt alles etwas wirr geschrieben aber ich bin nochnicht drüber weg. Mama ist dann mitte Februar gestorben, unter Fremden im Altenheim!
Ich weiß jedenfalls wie scher es ist die richtigen Worte zu finden, von zuhause aus kannte ich auch keine Umarmungen der Eltern aber ich habe dann einfach angefangen meine Mama zu Umarmen sie hat sich zwar am Anfang etwas gewundert aber ich habe gespürt das sie es schön fand.Als sie dann Krank war habe ich immer ihre Hand gehalten oder ihr den Arm gestreichlt und manchmal hat auch sie meine hand gedrückt.Sie konnte sich ja selber kaum noch bewegen und ich habe dann jedesmal wenn ich sie besucht hab ihre Füsse eingecremt und massiert.erst einfach damit angefangen und dann gefragt ob ich es wieder machen soll. Es muß ihr gut getan haben
und ich habe mich gefreut was für sie tun zu können.
Es ähnelt sich sehr auch bei Mama hat man den Krebs durch Zufall entdeckt sie hatte zuerst keine Schmerzen
Es ging ihr bis zum Schlaganfall gut und sie konnte so ziemlich alles alleine machen.
Ach ich höre mal lieber auf jetzt aber man sollte auf alle Möglichen Sachen gefasst sein ich hätte nie gedacht das alles so schnell vorbei sein könnte.
Ich selbst will eine Patientenverfügung für mich machen damit ich alles nach meinen Wünschen regeln kann solange ich dazu noch in der Lage bin, man weiß ja nie wie es mal kommt.Vieleicht wäre das ja ein Anfang deinem Vater so eine Verfügung plausibel zu machen damit gemacht wird was ER WILL und so seine Wünsche raus zu bekommen.
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  #45  
Alt 15.06.2002, 00:22
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Hallo Michaela,

Du stellst mir da eine persönliche Frage (wie ich zur "krassen" Brigitte wurde), ... und ich weiss jetzt echt nicht, wie ich darauf antworten soll!

Warte mal ...
... ich glaube, das hat gar nichts mit meiner Krankheit zu tun. Ich war schon immer so. - Nur wird's jetzt wohl ein bisschen heftiger!
Hat mir auch keiner geholfen dabei. Hat mir keiner beigebracht, WIE man anderen hilft. Das steckt wohl in mir selbst. Ich MAG halt Menschen. Weiss ja selber aber auch nicht, ob ich immer alles richtig mache. Ich höre einfach auf mein Herz. Meinen Bauch. Und meinen Verstand. Versetze mich in andere hinein. Fühle. Verstehe.
Aber ich kann auch nur da helfen, ... wo ich selber richtig verstehe.
Wo ich nichts verstehe, versuche ich zuerst zu lernen.
Ich helfe nur, wenn ich die Kraft dazu habe.
Und wenn ich schwach bin, mache ich Pause.
Worüber ich nichts weiss, äussere ich mich besser gar nicht.
Wenn ich aber Bescheid weiss, dann sage ich meinen Teil. Manchmal halt ein bisschen krass!
- Das "krasse" selbst, ist wohl ein übertriebenes Wort. Aber es hat was mit meiner "Direktheit" zu tun. Manchmal ecke ich eben damit an. Naja, daher das "krasse".

Dieses Gefühl, "sich nicht hinlegen zu wollen", wie Du von Deinem Vater beschreibst, kommt mir vertraut vor. Hat was mit vielen Emotionen zu tun:
Hinlegen = Schlafen = Aufgeben = Sterben.
Oder auch ein "zu brutales, ewiges Nachdenken".
Also will er sich lieber NICHT hinlegen und AKTIV sein! Denn aktiv sein, bedeutet Leben. Und Leben bedeutet auch Bewegung. Und wenn man in Bewegung ist, ist die Gefahr nicht so gross, in dieses ewige, brutale Nachdenken zu verfallen.

Begleite ihn, wenn er sich hinlegen MUSS. Unterhalte ihn. Mit Belanglosem oder Fröhlichem. Oder mit tieferen Gesprächen, wenn er möchte. Lies ihm etwas vor. Oder bringe ihm etwas Musik mit. - Hat er Hobbies? Kann er was davon im Krankenbett tun?
So viele Möglichkeiten. Wie Du ihm helfen kannst. Wenn er im Bett liegt, und glaubt, beim Liegen den Kampf zu verlieren.
Ablenkung schadet manchmal schon nicht. Tut sogar gut. Besonders, wenn man dabei Lachen kann ...

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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