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  #16  
Alt 24.07.2011, 21:46
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Registriert seit: 22.06.2011
Ort: Dortmund
Beiträge: 16
Standard Mama hat es geschafft!

Hallo Ihr Lieben!

Meine Mama hat es geschafft! Gestern Abend ist sie nach 6 Tagen absoluter Quälerei für immer über die Regenbogenbrücke gegangen!

Die letzten Tage waren die Hölle, doch jetzt ist sie erlöst!

So stark ich die letzten Wochen auch war, die letzten Tage haben mein Herz endgültig zerrissen und mir meinen Glauben an Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für immer genommen!

Ich konnte es kaum länger als ne halbe Stunde an ihrem Bett aushalten. Mir kamen immer wieder die TRänen, weil sie so leiden musste und dann musste ich raus. Sie saß fast den ganzen Tag total erschöpft auf der Bettkante, weil sie in der Stellung besser atmen konnte. Sie hat nicht mehr gegessen, getrunken geschweigedenn geschlafen. Ihr war so schlecht und schwindelig und ich wußte überhaupt nicht, was ich tun sollte.

Am Donnerstag ging es ihr dann noch schlechter und der Oberarzt hat mich zu sich gerufen. Er hat davon abgeraten, sie nochmal auf die Intensivstation zu bringen, weil dies nicht mehr als vielleicht ein paar Tage bringt und sie sich dort nur weiter quälen müsste. Ich müsse mich darauf einstellen, dass meine Mama das Krankenhaus nicht mehr verlassen wird. Stattdessen würde er raten, ihr mit Morphium die Schmerzen, Angst und Luftnot zu nehmen und ihr so die letzten Stunden/Tage zu erleichtern. (saures Blut, metabolisch?)

Obwohl ich eigentlich die ganze Zeit damit rechnen musste, hat es mir in dem Moment den Boden unter den Füßen weg gerissen. Dass es so schnell gehen würde, hab ich nicht geglaubt oder glauben wollen. Diese Endgültigkeit und die Tatsache, dass es mal wieder an mir hängt, irgendwas zu entscheiden, hat mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht.

Habe dem erstmal zugestimmt, weil ich natürlich nicht will, dass meine Mama sich unnötig quält! Da meine Mama an dem Abend aber geistig noch klar war, habe ich sie gefragt, was sie möchte oder auch nicht!

Ihre Reaktion war für mich so dermaßen entsetzlich,.. sie guckte mich mit angesterfüllten Augen an und sagte:"so schlimm steht es schon um mich?"
Habe ihr dann erzählt, dass dies nichts heißen muss und dass sie sich genauso gut wieder erholen kann. Dies wäre nur wichtig, falls es schlimmer würde. Sie stimmte meiner Entscheidung aber eindeutig zu.

Seit diesem Abend hat sie Morphium bekommen. Sie konnte sich dann zwar endlich hinlegen und die Augen zu machen, doch sie wurde immer wieder wach, riß die Augen voller Angst und trotzdem leer auf und stöhnte... In diesem Moment habe ich mir zum ersten Mal gewünscht, sie möge bitte schnell erlöst werden. Bin noch in die Kapelle gegangen und habe gebetet und eine Kerze für sie angezündet.
Eigentlich doof, weil ich eigentlich nicht gläubig bin, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dies tun zu müssen!!!
Gestern kam dann der Pfarrer und gab ihr die letzte Salbung. Alle sind gekommen, haben sie gestreichelt, ihr Mut gemacht, gesagt, wie sehr wir sie lieben und dass sie gehen kann. Wir haben uns verabschiedet!

Trotz des Morphiums konnte ich meiner Mama ihre Todesansgt ansehen. Der Auftritt vom Pfarrer hat es glaube ich noch schlimmer gemacht.
Irgendwann ist sie dann doch endlich zur Ruhe gekommen und das Morphium hat endlich Wirkung gezeigt. Da der Arzt sagte, dieser Zustand könnte noch Tage andauern, sind wir am Abend nach Hause gefahren um Kraft für die nächsten Tage zu sammeln. Naja, wenige Stunden später ist sie dann eingeschlafen. Sie sei auch vorher nicht mehr aufgeschreckt und ganz ruhig gewesen.

Ich hätte nicht gehen dürfen. Ich habe zugelassen, dass sie alleine stirbt. Ich fühle mich jetzt so schuldig, aber ich konnte wirklich nicht mehr. Ich habe fast durchgängig geweint, gezittert,.... Ich hätte mich zusammen reißen müssen,... aber nun ist es zu spät!

Im Moment bin ich wohl in einer Art Schockstarre. Habe mich heute um meinen Stiefpapa gekümmert und war beim Bestattungsinstitut. Ich habe einfach nur funktioniert. Irgendwie kann ich nicht weinen. Eine unheimliche innere Ruhe hat sich ausgebreitet! Ich bin so froh, dass sie diese Quälereien nicht länger ertragen musste und es hoffentlich nun endlich gut hat, da wo sie jetzt ist!

Ich hoffe so, dass es Euren Liebsten und Euch besser ergehen wird und verabschiede mich nun ins Forum für Hinterbliebene!

Danke für Eure Worte und alles Gute!

Michaela
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  #17  
Alt 24.07.2011, 22:24
MavoLiMa MavoLiMa ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2010
Beiträge: 220
Standard AW: ... doch die Erde dreht sich einfach weiter...

liebe michaela,

ich möchte dir mein tiefes beileid aussprechen! ich wünsche dir ganz viel kraft.

ich möchte dir aber auch sagen, dass es ok ist, dass du nicht "bei ihr" warst. (davon mal ab, dass du sehr oft bei ihr warst und dich sehr lieb gekümmert hast) meine mama z.b. wollte in dem moment alleine sein, da sie mit uns nie gegangen wäre. sie hatte angst, dass wir sie nicht loslassen. bei meinem opa war es so. er musste das haus verlassen (der RTW musste kommen) um zu sterben. zuhause hätte er es nie geschafft. und bei meiner mama war es auch so. für mich ist das nicht schön. ich wäre gerne bei ihr gewesen. aber auch bei ihr ging es dann doch auf einmal sehr schnell. ihr habt alles richtig gemacht und trotzdem kann ich dich verstehen!

ja, die schockstarre ist wohl vorhanden. ich habe nach 17 tagen noch das gefühl

ich wünsche dir alles liebe, die kommende zeit zu überstehen!

annika
__________________
betroffen: meine mama (1952)
diagnose 20.05.2010: epitheliales pleuramesotheliom rechts - T3N0M0
Für immer eingeschlafen: 07.07.2011
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  #18  
Alt 24.07.2011, 23:26
carla44 carla44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.06.2011
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 530
Standard AW: ... doch die Erde dreht sich einfach weiter...

Liebe Michaela,

ich umarme Dich ganz fest und kann nur mit Dir weinen. Es tut mir sehr leid, dass sie so leiden mußte und Du sie nun doch so schnell verloren hast.

Deine Gefühle verstehe ich sehr gut. Du hast so viel für Deine Mama getan, warst so lange immer bei ihr.
Mach Dir bitte keine Vorwürfe, dass Du nicht da warst, als sie gegangen ist. Keiner kennt den Zeitpunkt vorher.

Ich weiß nicht, ob ich das ausgehalten hätte, wenn mein Vati sich so gequält hätte. Es war so schon schlimm genug, und dabei ist er ganz ruhig eingeschlafen. Aber er hat mir auch vorher deutlich gezeigt, dass ich dabei bleiben soll. Hat immer wieder meine Hand festgehalten. So war es für mich leicht, das zu erkennen.

Liebe Michaela, ich wünsche Dir sehr viel Kraft für die nächsten Tage. Ich bin in Gedanken bei Dir.

Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #19  
Alt 26.07.2011, 17:26
ewieh ewieh ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.06.2011
Ort: Ahlersted landkreis stade in ..niedersachsen
Beiträge: 19
Standard AW: ... doch die Erde dreht sich einfach weiter...

liebe Michaela,was soll ich sagen mir tut es auch sehr leid und ich sende dir mein tiefes Mitgefühl...du hast das all die Wochen ganz voll gemeistert von daher brauchst du dich nicht schlecht zu fühlen...und vielleicht hat deine MA genau diesen Moment gewartet an dem du nicht mehr da warst...ich fühle So mit dir und habe um So mehr Angst das dieser Tag auch bei uns früher oder später kommen wird.. .ich wünsche dir für die nächste Zeit ganz viel kraft und wünsche dir das du bald wieder auf den Beinen bist liebe liebe grüße Manuela
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