Schwiegermutter wünscht Stillschweigen über bevorstehenden Tod

[Simone2507]

Hallo,
ich bin neu hier und brauch dringend Hilfe bzw Rat!

Meine Schwiegermutter (77) ist im Nov '15 an Brustkrebs erkrankt. Brust-Op und Bestrahlungen sind erfolgt - Chemo lehnte sie strikt ab!

Jetzt, vor 4 Wochen, hat sich eine im Nov geäußerte Verdachtsmetastase doch als positiv bestätigt und bereits den ganzen Hüftknochen zerfressen - Op mit Nagelversorgung erfolgte.

Es wurde aber noch festgestellt, dass die komplette Leber voller Metastasen ist und auch das Becken!! Nach wie vor lehnt sie Chemo und weitere Untersuchungen ab!

Jetzt meine Frage/mein Problem:
Dass sie "überall" Metastasen hat und nur noch ein paar Monate zu leben hat, will sie ihren 2 Töchtern (um die 50) und ihrem Sohn (meinem Mann - 36) verheimlichen, damit sie sich keine Sorgen machen und nicht diese Belastung tragen müssen!!

Aber haben Sie nicht das Recht darauf, es zu erfahren? Damit sie sich auch darauf vorbereiten können?
Ich sollte es eigentlich auch nicht wissen, aber ein blöder Umstand hat dazu geführt...
Jetzt kämpfe ich jeden Tag damit, es meinen Schwägerinnen und meinem Mann nicht sagen zu dürfen...
Die Ärzte sagen, dass sie evtl nur noch wenige Monate zu leben hat...evtl bis Weihnachten, evtl auch noch bisschen länger...

Was soll ich nur tun?

Sicher, es ist eine mords Belastung zu wissen, dass sie bald nicht mehr unter uns sein wird...vor allem ist sie mir, neben meinem Mann und meinem Sohn, das allerliebste......aber ICH kann wenigstens jetzt schon lernen, damit umzugehen bzw mich darauf vorbereiten...

[Carotinchen]

Liebe Simone2507
Es ist natürlich sehr schwierig in dieser Frage zu antworten.
Aber du bist auch nur durch Zufall an dein Wissen geraten und es belastet dich sehr. Deine Schwiegermutter möchte genau diese Situation für Ihre Kinder vermeiden. Und ich meine,wenn ich als sterbender Mensch immer noch meine Wünsche zurückstellen muss, um es der Familie "Recht" zu machen käme ich mir sehr "klein" vor.vielleicht verstehst du was ich meine.
Ich glaube irgendwann kann deine Schwiegermama ihren Zustand nicht mehr verheimlichen und wenn sie aktive Hilfe benötigt wird sie sich auch an die Kinder wenden.
Also lass sie ihren Weg gehen und folge ihr behutsam und liebevoll und erweise ihr das Vertrauen das diese Situation erfordert
Auch passive Hilfe ist Hilfe, ist nur schwerer auszuhalten
Liebe Grüsse
Carotinchen

[Simone2507]

Hallo Carotinchen,
Danke für deine Antwort!
Ja, ich verstehe schon, wie du es meinst...genauso sieht es auch meine Schwiegermutter!

Aber es ist halt so schwer...
Ich hab gedacht, ich "hätte es überstanden", aber nach einem Gespräch heute mit einem der behandelnden Ärzte, ist es wieder "hoch gekommen"...

Mein Mann hat sowieso Probleme mit "Verlustängste", aber ich denke mir, wenn ich es ihm nicht sage und sie dann "von heut auf morgen" stirbt, obwohl er meint "so schlimm ist es gar nicht"...dann fällt er in ein noch tieferes Loch, wie er eh schon ist!

[Tinele]

Ganz klar wäre ich auf der Seite meines Mannes . Denn wenn ich mich in seine Lage versetze , wäre ich ganz arg verletzt und sauer , wenn du als meine Frau es mir nicht erzählt hättest .
Und mit ihm musst du weiter leben , seine Mutter wird gehen .......

[Simone2507]

Ja, da hast du vollkommen recht...aber wenn ichs ihm sage, dann muss ichs auch seinen Schwestern sagen...

...ein Teufelskreis...

[Tinele]

Hör auf diese Last mit dir zu tragen . Die Schwiegermutter sterbenskrank hin oder her , hat nicht das Recht , dieses Schweigen von dir zu verlangen !

Wie gesagt , sag es deinem Mann das bist du ihm als seine Frau schuldig . Er kanns ja dann weiter erzählen . Würde mein Mann mir sowas verschweigen , wäre das für mich ein Vertrauensbruch .

[Zuckerspinne]

Hallo Simone,

Du bist wirklich in einer schwierigen Situation. Aber: Deine Schwiegermutter wird nicht von heute auf morgen sterben müssen. Ich habe meine Mutter im November letzten Jahres an Brustkrebs verloren. Es wird der Tag kommen, an dem sie ihren Zustand nicht mehr verheimlichen kann. Ihr werdet wahrscheinlich auch Hilfe bei der Pflege benötigen. Dies ist möglich durch ein palliatives Pflegeteam, das nach Hause kommt oder auch im Hospiz. Das eigentliche Sterben kündigt sich an und Ihr werdet es merken. Ich würde Ihren Wunsch nach Diskretion respektieren, es ist noch ihr Leben. Vielleicht kannst Du Deinem Mann und seinen Schwestern sagen, daß Du Dir große Sorgen machst, wenn es soweit ist. Auch kann ich die Ablehnung gegen weitere Behandlungen gut verstehen. Meine Mutter hatte Metastasen im ganzen Skelett, in der Lunge sowie Pleuraergüsse. Eine Chemo wollte sie auch nicht mehr, aber sie wurde künstlich ernährt und mehrmals punktiert, um nicht zu ersticken. So traurig es ist und auch war, sie hat sehr gelitten und ich habe mir damals gewünscht, daß es endlich vorbei ist und sie nicht mehr leiden muß. Sucht Euch rechtzeitig Hilfe. Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit.

[Dimolaidis]

Zitat von Zuckerspinne

Es wird der Tag kommen, an dem sie ihren Zustand nicht mehr verheimlichen kann. Das eigentliche Sterben kündigt sich an und Ihr werdet es merken. Ich würde Ihren Wunsch nach Diskretion respektieren, es ist noch ihr Leben.

Wuerde ich auch so machen und war bei meinem Vater genauso. Der wollte bis zuletzt nicht das seine Schwester von seinem Zustand weiss. Irgendwann liess es sich nicht mehr verheimlichen, dann weihten wir sie ein, aber liessen ihn in dem Glauben das sie es nicht wusste. So wollte er es und so ist er dann auch gestorben.

Irgendwann kommt der Zeitpunkt wo es nicht mehr geht. Aber wenn es ihr Wunsch ist das noch geheim zu halten wuerde ich das noch respektieren. Die musst auch sehen wie die Angehörigen damit umgehen. Wenn die gleich zu ihr rennen und ihr Vorwuerfe ueber die Verheimlichung machen oder sie mit dem nahenden Tod konfrontieren, bringt ihr das was?

[Simone2507]

Vielen Dank für Eure lieben Worte und Ratschläge!!

Nach einem weiteren Gespräch heute, DARF ich nichts sagen, weil ich zudem der ärztlichen Schweigepflicht unterliege als KH-Angestellte...

Der Psychologe meines Mannes wird das ab jetzt übernehmen, ohne seine Schweigepflicht mir gegenüber, zu verletzen...er wird meinen Mann darauf vorbereiten...

Und ihr habt alle Recht, irgendwann kann sie es nicht mehr verheimlichen, dann MUSS SIE es sowieso erzählen...

Also, lieben Dank nochmal an euch alle!
Ich werde mein Thema hier abschließen (wenn ich das kann ;-) )