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  #1  
Alt 29.11.2004, 21:52
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo,

ich bin heute wieder sehr traurig und muß es irgentwo loswerden. Mein Papa hat im Mai die Diagnose BSDK mit kleinen Methastasen in der Leber bekommen. Er wurde großflächig operiert, die Ärzte haben uns Hoffnung gemacht, obwohl der Krebs schon sehr weit fortgeschritten war (Gallenblase/Darm). Die Chemo hat ihn fast umgebracht, er hat 30 Kilos abgenommen. Er war nach den 7 Chemos schon fast am Ende. Nun hat der Magen seine Funktion eingestellt und er wurde nochmal am Magen operiert, dabei wurde festgestellt: Endstadium. Der ganze Bauchraum ist voll mit Methastasen.

Ich bin 36 J. alt, habe 2 kleine Kinder und kann mit dem Gedanken, daß ich ihn verlieren werden nicht umgehen. Ich bin sehr in Gedanken, habe Heultage und besuche ihn sooft es geht. Ich mag ihn nicht gehenlassen und er wird täglich schwächer. Mir geht es heute wieder so schlecht. Wenn ich doch nur irgentwas für ihn tun könnte. Ich habe Angst... viel Angst, daß er noch mehr leiden muß. Er sitzt zeitweise nur da, sagt nichts, jammert nicht, doch der Gesichtsausdruck sagt was anderes. Mein Vater war noch nie ein großer Redner, aber das Schweigen macht mir das erste Mal richtig Angst.

Auch habe ich Angst um meine Mama, sie hat, wie ich gute und schlechte Tage - aber was folgt? Ich habe immer gerne in die Zukunft gesehen, aber jetzt...

Danke, daß ich hier wenigstens mal meinen Gedanken freien Lauf lassen konnte.

LG Gaby
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  #2  
Alt 29.11.2004, 22:13
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo Gaby,

das ist jetzt eine sehr schwere Zeit die ihr durchleben müsst und es ist doch gut dass Du versuchst die Dinge auszusprechen und damit ein klein wenig von deiner Last abzuwerfen. Mein Vater ist im Juni gestorben, ich kann mir vorstellen was Du jetzt durchmachst.

Die Hilflosigkeit macht einen fertig. Vielleicht ist das Einzige was Du tun kannst einfach DA sein, bei deinem Vater sein und ihm zeigen dass er nicht allein ist. Wenn er nicht reden kann oder will, versuch ihm einfach so nahe zu sein, das hilft ihm bestimmt. Natürlich ist es auch für Dich und Deine Mutter unendlich schwer, ich weiss das. Aber so hart es sich anhört: man weiss dass die Zeit die man noch hat vermutlich begrenzt ist und rückblickend würde ich dir jetzt einfach nur den Rat geben: tu was Du kannst sonst tut es Dir hinterher vielleicht unendlich leid etwas nicht getan zu haben. Für uns Angehörige ist es auch schwer aber irgendwann ist es vorbei und dann können und müssen wir anfangen es zu bewältigen. Für mich ist jetzt viel schlimmer daran zu denken was ich alles nicht getan habe..... es war manchmal entsetzlich im KH (wo mein Vater vor seinem Tod wochenlang auf der Intensiv lag) aber als er dann gestorben war wäre ich mit Freuden noch weiter hingegangen wenn er doch nur weiter gelebt hätte.....

Ich hoffe Du verstehst mich jetzt nicht falsch.

Und was das Leiden angeht: meinst Du er hat körperliche Schmerzen oder leidet er seelisch, oder beides? Vielleicht kannst Du mit den ihn betreuenden Ärzten und Pflegern sprechen was Du tun kannst um ihm zu helfen, und Dich auch erkundigen was man an Medikamenten noch für ihn tun kann damit er wenigstens keine Schmerzen hat oder so wenig wie möglich körperlich leiden muss. Es gibt ausserdem auch viele Bücher zum Thema Sterbebegleitung - vielleicht kann Dir das auch weiterhelfen? Kannst Du mit deiner Mutter über das sprechen was jetzt passiert und was noch passieren wird?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft das jetzt durchzustehen.

Viele Grüsse
Kerstin
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  #3  
Alt 29.11.2004, 22:23
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo Kerstin,

lieb von Dir, daß Du so schnell geantwortet hast!

Ja, ich rede viel mit meiner Mutter, aber sie versucht immer die Starke zu spielen - ist sie aber nicht. Sie will keine Nähe von mir, okay ich lasse es halt. Ich weiß andererseits wieder nicht ob das so gut ist, aber ich kann ihr doch nicht gegen ihren Willen Nähe geben???!!!

Mein Papa beklagt sich nicht, manchmal sagt er, daß ihm was weh tut. Aber er hat die letzten 4 Wochen ohnehin nur im Krankenhaus verbracht, weil er künstlich ernährt und ja nochmal operiert wurde. Nun fängt er grade wieder zu essen an und sie wollen ihm nochmal Chemo geben. Ich frage mich ehrlich wozu muß er sich da jetzt wieder durchquälen, er hat die erste Chemo schon fast nicht überlebt! Aber er widerspricht halt auch den Ärzten nicht, macht alles was sie sagen. Nun kommt er morgen in das nächste Krankenhaus, auch wieder stationär und er wäre so gerne zu Hause. Aber meine Mama blockt immer so ab, wenn ich frage WARUM KRANKENHAUS. Sie meint die Ärzte wissen schon, was sie tun. Sie hofft immernoch, daß er auf diesem Wege länger da ist, aber ich finde er quält sich doch nur. Dabei hätte sie ihn sogerne bei sich daheim - sie hat auch keine Angst vor der Pflege.

Was ich nicht weiß: Was heißt Endstadium und wielange ist er noch bei uns? Ich würde gerne noch das Weihnachtsfest mit ihm feiern, aber ist das überhaupt ein FEST? Wenn ja ein sehr trauriges mit und ohne ihn. Verstehst Du was ich meine?

Ich habe soviele Fragen im Kopf, keiner kennt die Antwort...

LG Gaby
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  #4  
Alt 29.11.2004, 23:36
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo Gaby,
es ist so schrecklich hilflos dazustehen und nicht helfen zu können. Diese furchtbare Angst zu haben. Leider habe ich all dies auch schon mitmachen müssen. Mein Paps ist im September letzten Jahres gestorben nach nur 3-monatigem Kampf. Wieviele Stunden bin ich im Krankenhaus gesessen....oft stundenlang nur schweigend neben ihm, hab ihm seine Hand gehalten. Es ist so schwer gewesen zusehen zu müssen wie ihn die Chemo/Krebs dahin richtete. Jetzt bin ich froh, daß ich so oft es ging bei ihm war, bis zum letzten Atemzug. Habe in der kurzen Zeit nochmal ganz intensiv mit ihm gelebt. Habe ihn stundenlang angeschaut wenn er geschlafen hat, um möglichst viel von ihm *aufzusaugen*. Wenn du die Kraft hast verbringe soviel Zeit wie es geht mit deinem Pa. Ich denke man hat im Nachhinein immer das Gefühl nicht genug getan zu haben, oder dem Kranken beigestanden zu haben, das ist denke ich einfach nur eine Reaktion der Verzweiflung. Ich wollte meinen Pa auch nicht gehen lassen, hatte selbst in seinen letzten Stunden am Sterbebett immer noch Hoffnung. Ich musste ihn loslassen, habe gesehen das er sich nur noch gequält hatte. Ich war zu wenig vorbereitet auf das Sterben, hatte mir immer gesagt: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Im Hospiz wurde ich darauf vorbereitet....und das es keine Hoffnung mehr gibt. Vielleicht hilft es dir und deiner Ma Gespräche mit einem Hospizdienst zu führen. Auch dieser Schritt ist schwer, ich weiß. Ich kann aus Erfahrung sagen das mir diese Gespräche sehr gut getan haben.
Ich wünsche dir viel Kraft für diese schwere Zeit.
Liebe Grüsse
faith
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  #5  
Alt 29.11.2004, 23:50
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo liebe Gaby,

ich drück dich erst mal ganz doll,weiß genau wie du im moment empfindest.
wir mußten meinen Vater im Mai gehen lassen,es war und ist immer noch verdammt schwer.

Seit März wußten wir das nichts mehr gemacht werden kann,er kam ende März nach Hause,er wollte seine Blumen blühen sehen.In ein Hospiz wäre er nie gegangen,das Thema sterben war für ihn tabu,er war der Meinung er wird wieder gesund.
Wir hatten das Glück,dass unser Hospiz am Ort auch ambulante Pflege anbietet.Sie waren immer für ihn und uns da,Tag und Nacht.Se haben uns sehr geholfen.

Ich habs seit März sehr viele Bücher gelesen über Sterbebegleitung von Elisabeth Kübler-Ross,es hat mir sehr geholfen.
Mein Vater durfte im Mai im Beisein seiner Familie zu Hause friedlich einschlafen...dafür bin ich sehr dankbar.

Du hast Recht,dass loslassen tut so verdammt weh,ich weiß nicht wie oft,ich mit meinen Geschwister über den Tag X gesprochen haben oder wie oft wir es ihm gewünscht haben,dass er endlich gehen darf,er hat so gelitten und sich nie beklagt genau wie dein Papa nur was das wirklich heißt,weiß man erst wenn der Tag gekommen ist.

Zum Schluß konnte ich ihn gehen lassen oder ich mußte es,weil ich ihn liebe und nicht wollte,das er weiter leidet,es war kein leben mehr für ihn.
Er war 8 Wochen zu Hause und es waren schöne Wochen,doch zum Schluß baute er immer mehr ab und es war nicht mehr unser Vater von früher...und lieben heißt auch loslassen.... :-(

Mir erging es wie dir,ich wollte so oft ich konnte bei ihm sein(habe 3 kinder)habe ihn ziemlich oft angerufen,damit ich seine Stimme höre(ich ging ihm damit schon auf die Nerven) aber ich wollte alles speichern,damit ich ja nie seine Stimme vergessen kann,seine Art einfach alles.....

Von mir aus hätte das alles noch Jahre weiter so gehen können.....nur das wäre zu egoistisch von mir gewesen....er wäre zwar immer noch bei uns....aber wie??und so wie er zum schluß war,so wollte er nie sein....er war oft genug traurig,weil er auf uns angewiesen war..auch wenn wir es gerne gemacht haben...

Und ich bin mir jetze ganz sicher,dass es ihm jetzt gut geht und er keine schmerzen mehr haben muß und er wird immer in unserem Herzen weiterleben und bei uns sein..

Genieße die Zeit mit deinem Vater,ich wünsche euch alles Gute und ganz viel Kraft für die kommende Zeit....

LG
Daniela


Auf Weihnachten könnte ich dieses Jahr auch verzichen nur der Kinder wegen geht das leider nicht,es wird traurig werden....
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  #6  
Alt 30.11.2004, 10:47
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo faith,

es gibt mir ein wenig Kraft, daß ich nicht alleine dastehe mit meiner Hilflosigkeit, deshalb danke ich Dir aufrichtig für Deine Worte! Das mit dem "Aufsaugen" geht mir genauso, ich wäre gerne rund um die Uhr bei ihm, was natürlich nicht geht und er garnicht möchte. Er schickt mich immer wieder fort, wegen der Kinder, was ja auch richtig ist.

Liebe Daniela,

ja, man denkt wohl so, daß es immer so weitergehen könnte - aber das ist egoistisch. Trotz allem möchte man die Lieben gerne festhalten. Ich habe noch niemanden verloren, der mir so nahe stand wie mein Vater, deshalb kann ich mit den Gefühlen nicht umgehen. Mein Papa ist seit Mai schon nicht mehr der, der er einmal war, der Schock war zu groß und er wird immer kleiner. Auch weil er so dünn ist, sieht er nicht mehr aus wie früher. Weihnachten findet bei uns auch nur wegen der Kinder statt, ich kriege es noch nicht mal fertig die Wohnung ein wenig weihnachtlich zu schmücken. Auch möchte ich mit niemandem auf irgentwas mit Sekt anstoßen, ach es ist soviel, über was ich momentan anders denke.

LG Gaby
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  #7  
Alt 30.11.2004, 11:44
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Standard Mein Papa wird sterben

Liebe Gaby,
Das, was Daniela schreibt, ist richtig.
Bei uns ist es auch so, dass niemand weiss, wie lange noch. Bei ihm sind alle Massnahmen auch nur lebensverlängernd. Meine Mutter und ich haben gestern auch darüber gesprochen. Momentan nimmt er ja Iressa, aber ob diese wirklich wirken, weiss keiner, nicht mal die Ärzte können es mit Sicherheit sagen. Diese Unsicherheit ist sehr zermürbent.
Wie Du ja weisst, habe ich auch meine Mühe mit meiner Mutter, die auch langsam auf dem Zahnfleisch geht.
So hart es auch klingt, aber das Leben geht weiter. Ich komme auch nicht so recht in Weihnachtsstimmung, aber trotzdem habe ich meine Wohnung dekoriert und wir feiern Weihnachten. Wahrscheinlich wird es eine traurige Weihnacht, aber auch meinem Vater zuliebe soll es Weihnachten geben.
Ich glaube, im Moment kannst Du ihm nur helfen, indem Du einfach da bist für ihn, auch wenn Du nur bei ihm sitzt. Mehr kannst Du nicht machen. Ich brauchte auch meine Zeit, bis ich das akzeptieren konnte.
Grüsse
Juhu
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  #8  
Alt 30.11.2004, 13:33
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo Gaby,

vermutlich kann Dir nicht mal ein Arzt eine relativ genaue Prognose abgeben wie lange dein Vater noch hat.... Aber die behandelnden Ärzte können zumindest das erklären WAS sie wissen. Ich habe die Erfahrung gemacht dass die Ärzte umso "schonungsloser" reden je offener man fragt. Mein Vater konnte ja die letzten Wochen nicht mehr sprechen da er beatmet wurde bzw. oft auch nicht bei Bewusstsein war. Also haben seine Frau und/oder ich mit den Ärzten gesprochen. Sie hat häufig ganz andere Antworten gekriegt, aber ich habe immer gesagt ich will auch den "worst case" wissen, was passiert schlimmstenfalls wenn man das und das macht oder weglässt (also was die Behandlung anging), usw. Ich wollte es einfach wissen. Seine Frau wollte sich eher beruhigen lasen bzw. hat auf eine Wischi-Waschi Aussage nicht nachgehakt. So konnte sie es nun mal besser ertragen.

Ist natürlich die Frage ob Dein Vater bzw. deine Eltern überhaupt wollen dass Du mit den Ärzten sprichst. Vielleicht kannst Du das klären, falls Dir solche Auskünfte wichtig sind? Mir hat es geholfen so viele Details wie ich auch nur erfassen konnte zu erfahren. Natürlich nicht immer alles verstanden, aber ich musste und wollte es wissen.

Die Idee von Faith mit dem Hospizdienst finde ich auch gut. Ich habe das damals alles nicht in Anspruch genommen weil es immer auf und ab ging und wir bis zuletzt irgendwie doch noch hofften. Heute würde ich das anders machen und mir mehr Unterstützung und Wissen über das Sterben holen. Natürlich ist es ein Sch...Thema aber ich finde es tut schon gut wenigstens zu versuchen was zu tun, wenn man schon nicht heilen kann.

Natürlich wird Weihnachten für Euch so oder so furchtbar traurig. Klar, das ist so.

Ich denke es ist wichtig dass Du Dir selbst zugestehst dass Du deinen Vater nicht loslassen willst - klar, da Du ihn ja liebst. Aber Du kannst jetzt schon damit anfangen zu üben, das loslassen meine ich, es bleibt einem nichst anderes übrig als es zu lernen.
Sei bei deinem Vater so oft Du kannst, Du kannst ihn jetzt noch mit Zärtlichkeit betrachten und versuchen ihn langsam loszulassen.

Mein Vater hat es am Ende nicht geschafft und auch wenn ich manchmal denke "ach hätte er doch noch mal aus dem KH rausgekonnt" war eines klar: er wäre nur noch ein Pflegefall gewesen und er hätte es gehasst. Es war unrealistisch was anderes anzunehmen. Man muss versuchen seinen Frieden damit zu machen dass es gekommen ist, wie es nun mal ist und war und wird. Versuch einfach die noch verbleibende Zeit für ihn da zu sein. Vielleicht kannst Du ihm sagen wie lieb Du ihn hast und einfach nur da sein.

Kerstin
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  #9  
Alt 30.11.2004, 14:25
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Standard Mein Papa wird sterben

Liebe Kerstin, lieber Juhu,

ihr habt natürlich Recht, ich muß mich damit abfinden und auch das Loslassen lernen. Bewußt ist mir das schon einige Zeit, eigentlich genau seit 4 Wochen als wir die Diagnose bekamen, daß operativ nichts mehr zu machen ist und nur noch lebensverlängernd behandelt werden kann.

Ich finde es sehr schön Eure Gedanken dazu zu lesen, denn das hilft mir wirklich. Mit meiner Mutter kann ich so offen einfach nicht reden. Sie verarbeitet das Ganze auf Ihre Weise. Wir sehen uns oft und telefonieren mind. 1x am Tag. Auch habe ich, wenn Papa im Krankenhaus ist immer mit ihm täglich telefoniert. Er hat noch einen Tag daheim und hat heute Nacht super geschlafen in seinem Bett. Er will einerseits daheim bleiben, drängt aber auch auf die nächste Chemo. Ich denke man muß dahingehend seine Wahl unterstützen. Er wird selber am besten wissen wann er die Chemo nicht mehr verkraftet, denke ich.

Mir graut es trotzdem davor, die letzte war der Verfall pur - und was soll nun noch verfallen? Was ich ausnahmslos bewundere ist der Kampfgeist, den er entwickelt hat - er gibt nicht auf. Ich weiß nicht, ob ich das so könnte.

Ich habe mir heute Literatur zum Thema Sterbebegleitung bestellt. Das mit dem Hospitz werde ich mal angehen und mich informieren wo es so etwas hier in der Nähe gibt.

Vielen vielen Dank, seid lieb gegrüßt
Gaby
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  #10  
Alt 30.11.2004, 14:45
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Standard Mein Papa wird sterben

Hallo nochmals,

Das mit offenem Reden ist manchmal schwer. Viele Leute wissen nicht, was sie tun sollen und was sie sagen sollen. So ergeht es mir auch.
Ein Kollege hat einen schönen Leitsatz: "Tu es". Red doch einfach mal offen mit Deiner Mutter (falls Du es nicht schon versucht hast). Meine Mutter tut sich damit auch schwer, aber nach ein paarmal reden hat es geklappt. Es bringt nichts, um den heissen Brei herumzureden.
Ich hatte jetzt knapp ein Jahr Zeit, um zu lernen mit der Situation umzugehen.
Es ist schrecklich, wenn man zuschauen muss, wie ein Mensch zerfällt. Chemo ist nun mal Holzhammermethode. Aber ich denke auch, wie Du, Dein Vater kann am Besten entscheiden, wieviel er noch etragen möchte.
Fühl Dich gedrückt.
Juhu
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  #11  
Alt 30.11.2004, 14:46
Verena Verena ist offline
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Standard Mein Papa wird sterben

Liebe Gaby!!

Ich bin in der gleichen Situation wie du. Bei mir ist es meine Mutter die sterben wird, sie hat Speiseröhrenkrebs.
Man sagte uns, das sie eventuell nur noch 8 Wochen zu leben hat, dieses Ergebnis haben wir am 12.11.2004 erfahren.
Bei meiner Ma wird jetzt eine Cobaltbestrahlung gemacht, damit man ihr Leben eventuell noch 12 bis 18 Monaten verlängern kann. Auch ich habe mich gefragt, warum man die Frau noch durch diese Qualen schickt?
Hinzu kommt, meine Ma weiss nichts von diesem Ergebnis, weil die Ärzte Angst haben, das Ma dann ihren restlichen Lebensmut verliert und dann nicht die Therapie macht.
Auch ich komme nicht mit dem Gedanken klar, meine Ma zu verlieren. Ich bin erst 25 und habe drei Kinder. Meine Ma hat momentan nicht die Kraft, ihre Enkelkinder zu sehen, deswegen frage ich mich auch schon, werden meine Kinder, zumindestens die beiden Grossen (4,5 und 3,3 Jahre), ihre Oma noch mal sehen können?
Klar, die Gewissheit hat niemand, vielleicht lebt meine Ma ja doch länger als ein Jahr, wer weiss das schon.
Aber es schmerzt, zu sehen, wie man jeden Tag immer mehr ein Stück seiner Mutter verliert, und man kann rein garnichts dagegen machen.
Man kommt sich richtig hilflos vor. Man traut sich auch nicht, das THema Krankheit anzusprechen, da meine Ma momentan diesem Gespräch immer ausweicht, ich zwinge ihr auch keins auf.
Diese Weinhnacht wird ein trauriges Fest werden, meine Ma will nicht, das ein Adventskranz aufgestellt wird, sie will auch keinen Weihnachtsbaum. Im Inneren denke, ja ich glaube sogar, das meine Ma weiss, das sie nicht mehr lange hat, es aber uns gegenüber verheimlicht.
Weihnachten werde ich alleine zu meiner Ma fahren, denn sie hat über Pa ausrichten lassen, das sie es nicht mehr schafft, diesen ganzen Trubel, wenn die Enkelkinder auch da sind, wofür ich auch volles Verständnis habe.
Ich versuche immer so oft bei meiner Ma zu sein, wie es nur geht, aber leider wohne ich nicht in ihrer Nähe, deswegen ist es auch immer ein neuer Schreck, wenn ich meine Ma wieder sehe.
Ich will einfach nicht meine Ma verlieren.
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  #12  
Alt 30.11.2004, 17:05
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Standard Mein Papa wird sterben

Liebe Verena,

in dem was Du schreibst finde ich viele Gefühle wieder, die ich auch habe. Mir geht es mit den Kindern ähnlich, mein Papa schafft das auch nicht sie um sich zu haben. sie sind zu laut und zu anstrengend. Ich weiß auch noch nicht wie ich es Weihnachten mache, aber wahrscheinlich werde auch ich alleine fahren.

Anfangs war es so, daß die Kinder meinen Papa abgelenkt haben aber jetzt ist ihm jeder Trubel zuviel, er liegt ja auch viel, wenn er mal daheim ist. Und dieses Schweigen...

Ich drück Dich und auch Dich Juhu mal ganz feste - gut Euch zu haben.

LG Gaby
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  #13  
Alt 30.11.2004, 17:27
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Standard Mein Papa wird sterben

Auch ich habe dies alles "hinter mir", bei meinem Vater wurde die Diagnose Lungenkrebs im Juli gestellt, am 19. Oktober starb er, 6 Tage nachdem man ihm noch eine Magensonde gesetzt hat. Er wog früher immer so 68 kg, am Todestage noch knapp 38. Mein Vater wechsele von Juli immer wieder zwischen Krankenhaus, Palliativstation und zu Hause, wurde Montag aus einem Krankenhaus nach Setzung der Magensonde entlassen und Dienstag sofort wieder in ein anderes Krankenhaus eingeliefert, dort starb er 5 Stunden nach der Einlieferung....
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  #14  
Alt 30.11.2004, 21:33
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Standard Mein Papa wird sterben

Liebe Gaby,
mein Paps wollte seine Enkelkinder auch nicht mehr sehen, auch nicht seine Schwester und andere Verwandte. Ich glaube er hatte einfach nur Angst vor dem Abschied nehmen. Er wußte ganz genau was mit ihm passiert, wie es um ihn stand. Auch er redete zum Schluß gar nicht mehr. Dieses Schweigen, diese Stille machte mir auch Angst. Es gab nichts mehr zu reden, er erlebte ja nichts mehr. Über seine Krankheit wollte er nicht sprechen, und von zu Hause wollte er nicht wirklich was hören. Es machte ihn nur traurig. Es war einfach eine ganz schlimme Situation für uns. Mein Paps wollte auch nicht das wir ihn so oft besuchten, aber ich tat es trotzdem. Wollte meinen Geburtstag noch bei ihm verbringen. Er sagte mir ich bräuchte doch nicht an meinem Geburtstag im Krankenhaus rumsitzen. Aber ich tat es so gerne!
Es ist gut wenn du dich jetzt schon über Sterbebegleitung informierst. Auch dieses Forum finde ich sehr hilfreich. Es tut so gut sich hier mit Menschen auszutauschen die alle in der gleichen Situation sind.

Liebe Grüsse

faith
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  #15  
Alt 01.12.2004, 08:58
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Standard Mein Papa wird sterben

Bei meinem Vater ist es so, er möchte Leute um sich rum haben. Gut, wir haben in der Familie keine Kleinkinder, das ist schon was anderes. Aber es strengt ihn auch sehr an. Und ich merke manchmal, wie ihn das deprimiert, dass er nicht bei den Leuten sein kann. Er war immer ein sehr geselliger Typ.

Fühl Dich gedückt, Gaby!

Juhu
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