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  #1  
Alt 27.02.2012, 11:18
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard Ein Leben ohne meine Mama

Hallo,

ich habe lange gewartet, zu lange, wie ich jetzt meine. Es war ein bisschen so, wie nach der Erstdiagnose. Auch da habe ich so lange gezögert, bis ich einen eigenen Faden eröffnet habe. Dabei hat es mir so geholfen hier zu schreiben.

Meine Mama ist am 17.01.2012 auf der Palliativstation der Thoraxklinik verstorben. Am 29.4.2011 erfuhren wir nach einem Thorax-CT, dass bei meiner Mama ein "hochgradiger Verdacht auf einen bösartigen Lungentumor" besteht. Am 9.5.2011 war die Bronchoskopie, dann wussten wir, es handelt sich um ein Adenokarzinom. Im Laufe der Woche ist uns auch mitgeteilt worden, dass meine Mama eine Metastase an der Wirbelsäule und eine weitere in der Leber hat. Da der EGFR-Mutationstest positiv ausfiel, bekam sie Gefitinib (Iressa).

Dennoch ging es ihr seit der Diagnose eigentlich zu keinem Zeitpunkt mehr mal gut. Sie hatte wiederkehrende Pleuraergüsse, so dass man im August 2011 eine Pleurodese vornahm. Meine Mama nahm kontinuierlich ab. Die hochkalorische Trinknahrung, die mein Papa für sie besorgte, trank sie nur unter größten Mühen.

Anfang Dezember 2011 schöpfte sie trotzdem neuen Lebensmut und ging zur Reha. In der zweiten Woche klagte sie plötzlich über massive Luftnot. Erst hieß es, sie habe eine Pneumonie; zwei Tage später rief der Arzt der Rehaklinik meinen Papa an und meinte, nachdem er sich noch mal das Röntgenbild des Brustkorbes angesehen habe, deute alles auf einen massiven Progress hin. Daraufhin ist meine Mama in die Thoraxklinik verlegt worden.

Am 20.12.2011 kam sie per Liegendtransport dort an. Sie machten wiederum lediglich eine Thoraxaufnahme. Auf das CT wurde verzichtet, weil - wie wir am 21.12.2011 erklärt bekamen - dies ohne therapeutische Konsequenz bliebe: Der Allgemeinzustand meiner Mama sei zu schlecht, um eine Chemotherapie zu machen.

Meine Mama wurde auf die Palliativstation verlegt.

Dort ist sie - nach vier Wochen - am 17.1.2012 um 4:10 Uhr verstorben.

Und jetzt ist sie weg.

Und ich befinde mich in einer Art Schockstarre. Und deshalb konnte ich nicht schreiben. Jetzt habe ich allen Mut zusammengefasst und es doch getan. Ich hoffe, ich nerve niemanden mit diesem langen Bericht. Für mich ist das Forum hier ein ganz wichtiger Stützpunkt in meinem Leben. Weil hier Menschen sind, die einen in seinem Leid verstehen. Weil sie es kennen. Leider.

Liebe Grüße

Carlotta
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  #2  
Alt 27.02.2012, 12:31
Toertchen Toertchen ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo Carlotta,

ich weiß nicht was ich schreiben soll, denn kein Wort ist ein Trost.

Fühl dich einfach ganz doll gedrückt. Ich kann so gut verstehen was du durchmachst und empfindest.

LG Claudi
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  #3  
Alt 27.02.2012, 12:36
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

ich möchte Dir hier auch gleich schreiben, schön, dass Du es geschafft hast, Dich hier wieder zu melden.

Ja, es ist schwer und immer noch unvorstellbar. Auch bei mir ist es immer noch so, dass ich es nicht begreifen kann, wie schnell das alles ging. Diagnose, Bestrahlungen und dann der Verfall eines geliebten Menschen,d er gestern noch groß und stark war. Und man kann nichts dagegen machen.

Das Einzige war, ihm beizustehen und seinen Weg mit ihm gemeinsam gehen.

Das haben wir beide bei unseren Eltern gemacht. Heute kann ich schon denken, dass das wirklich etwas Großes war, was wir da geleistet haben.
Und mehr ging nicht.
Heilung gab es nicht und wir haben unseren Eltern noch jede kleine Erleichterung verschafft, die noch möglich war, noch mal ein Lächeln in ihre Gesichter gezaubert und wir waren an ihrer Seite, als sie uns am meisten brauchten.

Trotzdem lebe ich auch noch im Land der Tränenausbrüche und des Gefühlschaos. Manchmal ist es etwas besser, aber manchmal auch noch richtig schlimm.

Lass Dich noch mal in den Arm nehmen, ja?
Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #4  
Alt 27.02.2012, 14:18
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

irgendwie ist es traurig, dass wir uns alle hier treffen aber andererseits auch schön. Und du hast nicht zu lange gewartet, deinen Faden zu eröffnen. Du brauchtest einfach ein bißchen Zeit für dich, um den Tod deiner geliebten Mama zu verkraften. Schön, dass du jetzt hier bist und schreibst! Auch mir ist das ganz wichtig, denn es hilft uns vielleicht, uns in dem Gefühlschaos nicht vollkommen zu verlieren. Das hätten unsere Mütter und Väter auch nicht gewollt...

Es gibt Tage, da geht es ein wenig besser und man muss nicht ständig an die geliebte Person denken und dann gibt es Tage, die einen mit aller Wucht treffen. Carla hat recht, wir haben alles getan, was in unserer Macht stand und wir haben die wenige Zeit, die uns verblieb, genutzt. Wir haben ihre Hand gehalten und ihnen gesagt, dass wir sie lieb haben. Und es war gut.

Ich freue mich, wieder von dir zu lesen! Alles Liebe und einen wärmenden Sonnenstrahl,
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #5  
Alt 27.02.2012, 17:47
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,
schön, dass Du wieder einen eigenen Faden eröffnet hast.

Das ist so schwer zu ertragen... Ich stelle es mir noch besonders schwer vor, wenn es plötzlich so schnell geht...

Es tut mir so leid... Ich schicke Dir eine virtuelle Umarmung und denke an Dich,
Anja
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  #6  
Alt 27.02.2012, 18:42
Christina1971 Christina1971 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

ich kann Deine Gefühle so gut nachempfinden. Es ist wie ein schlimmer Albtraum, aus dem man hofft, endlich aufzuwachen. Und immer folgt ein Stich ins Herz, wenn realisiert wird, dass es die grausame Wahrheit ist. Unsere Mamas kommen nie wieder.
Auch ich habe meine vor genau fünf Monaten verloren. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass sie weg ist. Immer wieder schütteln mich Gefühlsausbrüche, muss ich mit den Tränen kämpfen. Immer wieder kommt dieselbe Frage nach dem Warum, die keiner beantworten kann. Immer wieder habe ich ihren geschwächten Körper und ihre so traurigen Augen vor mir. Fast jede Nach träume ich von ihr, wie sie weinend im Bett liegt, und keiner ihr helfen kann. Es ist einfach schrecklich. Ob es irgendwann wieder besser wird?
Es gibt nur den einen kleinen Trost, dass unsere Mütter nun nicht mehr leiden müssen. Doch so richtig hilft mir das im Moment auch nicht. Denn sie hätten noch mindestens zehn Jahre Leben vor sich gehabt (Meine Mutter war auch Ende 60).
Ratschläge, die Dir Linderung bringen, kann auch ich Dir leider keine geben. Ich kann Dir jedoch – wie alle Vorschreiber auch – das Gefühl vermitteln, dass Du nicht alleine bist mit Deinem Gefühlschaos. Du findest hier immer offene Ohren, und vor allem, keiner ist genervt von einem langen Bericht!

Lass Dich herzlich umarmen.

Christina
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  #7  
Alt 28.02.2012, 12:29
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo Ihr Lieben,

ich bin ganz gerührt von so viel Zuspruch! Da ich zurzeit emotional aufgewühlt bin, treibt mir das schon wieder die Tränen in die Augen. Ich möchte mich von ganzem Herzen für Eure liebevollen und aufbauenden Worte bedanken, Eure Antworten bedeuten mir viel.

Liebe Claudi,

danke für Deine lieben Worte. Unsere Mamas sind gegangen, aber wir sind noch da. Diese Situation ist für mich so unglaublich, da muss man sich erst ganz langsam dran gewöhnen.

Ich drücke Dich auch ganz fest, wenn ich darf.

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Carla,

ich habe mich so sehr gefreut, dass Du mir wieder gleich geschrieben hast! Und ja, in gewisser Weise ist es tröstend, dass wir uns von unserem Elternteil verabschieden konnten, dass sie nicht urplötzlich aus unserer Mitte gerissen worden sind. Trotzdem empfand ich es, als meine Mama noch lebte, teilweise auch als Bürde zu wissen, dass sie in näherer Zukunft versterben wird. Wir sind sehr häufig beieinander gesessen und haben einfach geschwiegen, da die Situation so unbegreiflich für uns war, dass sie uns sprachlos gemacht hat.

Liebe Carla, danke, dass Du immer ein offenes Ohr für mich heißt. Ich umarme Dich.

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Miriam,

ich freue mich sehr, dass Du mir geschrieben hast. Ich habe Deine Geschichte regelmäßig verfolgt und möchte Dir nochmals sagen, dass ich finde, dass Du ganz bewundernswert mit dieser so schwierigen Situation umgehst.

Ich denke auch, einerseits ist der Anlass so schlimm, aus dem heraus wir uns hier zusammenfinden und uns schreiben. Andererseits habe ich mich persönlich in meinem Leben zuvor noch nie so verbunden mit anderen, mir persönlich eigentlich unbekannten, Menschen gefühlt. Und das ist eine schöne Erfahrung. Ich empfinde auch bestimmte Dinge anders als vorher. Beispielsweise war ich kein ausgeprägter Naturmensch. Jetzt bemerke ich viele Sachen, die mir zuvor niemals aufgefallen wären. Deswegen gibt es bei allem Leid auch schöne Aspekte. Und Euch hier zu treffen und mich mit Euch austauschen zu können, ist einer davon.

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Anja,

hoch erfreut und erleichtert war ich, als ich gesehen habe, dass Du mir geschrieben hast. Erfreut natürlich, weil Du mir immer so lieb im Angehörigen- Forum geschrieben hast und mir sehr ans Herz gewachsen bist und erleichtert, weil ich keinen Thread von Dir gefunden habe, in dem ich mich hätte bei Dir melden können; gleichzeitig habe ich mich nicht getraut, Dir eine PN zu schicken.

Deswegen finde ich es umso schöner, dass wir jetzt wieder in Kontakt stehen.

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Christina,

danke für Deine lieben Zeilen. Es tut mir sehr leid, dass auch Du Deine Mama verloren hast.

Ich denke, dass es auch besonders schwer fällt, mit ansehen zu müssen, wie diese Krankheit dem geliebten Menschen zusetzt. Mit zu erleben, wie er schwächer wird, vielleicht Schmerzen erträgt und nichts hieran ändern zu können. Das geht einem sicher sehr lange nach.

Und ja, man ist froh, dass der geliebte Mensch nun nicht mehr leiden muss, aber dieser endgültige Verlust, der schmerzt eben trotzdem so sehr.

Ich träume noch nicht von meiner Mama. Irgendwie habe ich das Gefühl, das könnte ich im Moment noch gar nicht verkraften. Aber ich glaube, und ein Teil von mir hofft auch, dass das noch kommt.

Ich umarme Dich auch und wünsche Dir

Alles Liebe

Carlotta
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  #8  
Alt 28.02.2012, 13:45
Toertchen Toertchen ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo Carlotta,

du hast geschrieben dass du von deiner Mama noch nicht träumst. Ich tu das auch noch nicht. Von meinem Papa hab ich recht schnell geträumt.
Ich versteh das nicht und irgendwie macht es mir Angst dass sie mich im Traum noch nicht besucht hat.
Ich glaube es wäre zwar schwer aber doch irgendwie schön.

Sorry wenn ich bei dir jammer aber mich hat die Frage gerade so beschäftigt.

Lg
claudi
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  #9  
Alt 03.03.2012, 23:09
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,
ich träume auch nicht von meinem Vater... Aber ich habe nun bereits mehrmals gelesen, dass wir uns gedulden sollen;-) Schön fand ich eben zu lesen, dass ein Vater immer dann im Traum auftaucht, wenn schwierige Situationen im Leben seines Sohnes auftreten und dann Ruhe und Gelassenheit verströmt. Vielleicht tritt das bei uns ja auch noch irgendwann ein. Mein Vater könnte auch gut diese Gelassenheit ausstrahlen, weil ich ja grundsätzlich immer so schnell aus der Ruhe zu bringen bin

Ich wünsche dir ein ganz schönes Wochenende

Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #10  
Alt 04.03.2012, 00:37
undine undine ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

eine ganz hezrliche Umarmung wollte ich dir dalassen und mich entschuldigen, dass ich mich nicht eher gemeldet habe!!

Eine PN wird auch noch folgen. Das Problem ist bei mir immer noch das viele Schreiben...da wollen die Rheumafinger nicht so wie ich es will!

Und manchmal bin ich abends einfach zu erschöpft, um noch einen klaren Gedanken zu fassen!

Aber ich habe immer an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir geht!!

Ich träume von meiner Ma und ich kann sagen, ich empfinde das nicht unbedingt als etwas positives...

Einmal habe ich geträumt, sie wäre noch am Leben und ich plante ihre Beerdigung und sie war böse mit mir. Als ich aufwachte hatte ich Herzrasen und dachte, ich läge wirklich falsch und musste mir schnell die Fotos von meiner toten Mama anschauen....
Ich weiß nicht, was schlimmer war; die Wahrheit nochmal an den Kopf geknallt zu bekommen, dass sie tot ist, oder das Gefühl, ich hätte sie verraten, weil ich ungerechtfertigterweise ihre Beerdigung plante.

Dann träumte ich, ich wolle sie an einem Urlaubsort treffen und verpasse sie permanent. Sehe sie vielleicht noch in der Ferne, aber wenn ich hinkomme, ist sie wieder weg. Ein absolut hässlicher Verlassenstraum, wie ich ihn oft in meiner Kindheit hatte.

Das Nicht-Träumen ist sicherlich ein Schutz. Und mir wäre er willkommen.

Liebe Carlotta, alles Liebe und ich melde mich wieder!
Undine
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #11  
Alt 04.03.2012, 01:32
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riedlenseppl riedlenseppl ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta!

...habe deinen Faden gerade erst entdeckt.
Tut mir leid, dass nun auch du zum Kreis der Hinterbliebenen gehörst...

Zitat:
Trotzdem lebe ich auch noch im Land der Tränenausbrüche und des Gefühlschaos. Manchmal ist es etwas besser, aber manchmal auch noch richtig schlimm.
Zitat:
Es gibt Tage, da geht es ein wenig besser und man muss nicht ständig an die geliebte Person denken und dann gibt es Tage, die einen mit aller Wucht treffen.
Zitat:
Immer wieder schütteln mich Gefühlsausbrüche, muss ich mit den Tränen kämpfen. Immer wieder kommt dieselbe Frage nach dem Warum, die keiner beantworten kann. Immer wieder habe ich ihren geschwächten Körper und ihre so traurigen Augen vor mir.
Zitat:
Ich denke auch, einerseits ist der Anlass so schlimm, aus dem heraus wir uns hier zusammenfinden und uns schreiben. Andererseits habe ich mich persönlich in meinem Leben zuvor noch nie so verbunden mit anderen, mir persönlich eigentlich unbekannten, Menschen gefühlt. Und das ist eine schöne Erfahrung. Ich empfinde auch bestimmte Dinge anders als vorher. Beispielsweise war ich kein ausgeprägter Naturmensch. Jetzt bemerke ich viele Sachen, die mir zuvor niemals aufgefallen wären. Deswegen gibt es bei allem Leid auch schöne Aspekte. Und Euch hier zu treffen und mich mit Euch austauschen zu können, ist einer davon.
Liebe Carla, liebe Miriam, liebe Christina, liebe Carlotta!

Wie recht ihr habt!
Wir haben die gleichen Gedanken, die gleichen Gefühle.
Welch ein Trost!

Seid alle herzlich gegrüßt!

Christiane
__________________
Mit den Gedanken
und dem Herzen
immer bei dir,
Mamsini
Bin ich hier, bist du's auch!
Du warst wunderbar.
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  #12  
Alt 05.03.2012, 18:13
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,
vielen Dank für Deine lieben Worte, die haben mich wirklich sehr berührt

Ich kann sehr sehr gut nachvollziehen, dass Du emotional aufgewühlt bist und sehr schnell die Tränen kommen... Ich hätte viele Monate eigentlich ständig quasi auf Befehl weinen können - es gibt so viele Dinge, die an den geliebten Menschen und damit den Verlust erinnern... ein Weg, den wir oft zusammen gegangne sind, ein Zettel mit der Schrift meiner Mami, ein Gericht, das sie gerne gegessen hat, die Bahnstation, wo ich immer ausgestiegen bin, um zu ihr zu fahren...

Nach fast 15 Monaten kann ich für mich sagen, dass es leichter wird - die Gedanken verschwinden nicht, die Trauer verschwindet nicht, aber es wird sanfter und es gibt auch wieder mehr andere Dinge in meinem Herzen...

Ich habe es auch als furchtbar belastend erlebt, zu zu sehen, wie es meiner geliebten Mami immer schlechter geht, zu wissen, dass sie sterben muss und nichts tun zu können. Bei aller Dankbarkeit für die Zeit, die uns blieb, für die Gelegenheit, sich an den Gedanken zu gewöhnen - es war für mich eine grauenvoll schwere Zeit. Und danach immer mein größter Trost - ihr Leid ist vorbei... Ich bin traurig - aber sie muss nicht mehr leiden...

Ich hoffe, Du hast liebe Menschen an Deiner Seite, die Dir beistehen.
Alles Liebe,
Anja
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  #13  
Alt 12.03.2012, 11:21
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,
ich wollte Dir nur mal einen lieben Gruß schicken

Ich denke an Dich und kann mir vorstellen, wie schwer die Zeit für Dich ist...
Alles Liebe,
Anja
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  #14  
Alt 12.03.2012, 19:13
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo Ihr Lieben,

ich bin ganz bewegt, dass Ihr alle geschrieben habt, und dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken und mich entschuldigen, dass ich mich so spät erst rühre.

Liebe Claudi,

mittlerweile träume ich von meiner Mama, und ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll, ich werde gleich noch davon berichten.

Ich wünsche dir Alles Liebe,

Carlotta


Liebe Miriam,

ich habe mich sehr gefreut von Dir zu lesen. Ich glaube gerne, dass Dein Papa gut Gelassenheit ausstrahlen konnte, das passt zu dem Eindruck, den ich von seinem Foto bekommen habe. Ich hoffe, es geht dir einigermaßen.

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Undine,

ich umarme Dich ebenfalls und bitte Dich, Dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß, manchmal hat man einfach nicht die Kraft zu schreiben. Das geht mir auch so, und ich habe keine schmerzenden Finger. Ich denke auch ganz viel an Dich. Und wie Du weiter unten lesen kannst, träume ich mittlerweile auch von meiner Mama und das wühlt mich sehr auf.

Ich wünsche Dir alles Liebe und freue mich sehr, wenn wir in Kontakt bleiben.

Carlotta

Liebe Christiane,

es freut mich sehr, dass Du Dich hier gemeldet hast. Und ja, wir haben die gleichen Gedanken und die gleichen Gefühle. Und das ist mir ein Trost.

Ein Trost, so groß, wie ich es nie für möglich gehalten habe. Es gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein mit diesem - zeitweise unsäglichen - Schmerz.

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Christa,

danke, dass Du Dich bei mir gemeldet hast. Das bedeutet mir sehr, sehr viel.

Und gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich schaue täglich bei Euch rein und auch, wenn ich es nicht fertig gebracht habe, etwas zu schreiben, denke ich sehr viel an Euch alle und besonders an Dich. Und ich möchte Dir sagen, dass ich es bewundernswert finde, wie Du hier so vielen Menschen hilfst.

Du gibst viel, liebe Christa, und dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken.

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Anja,

es ist so schön, von dir zu hören.

Ich freue mich für Dich, wenn ich lese, dass Dein Schmerz erträglicher und sanfter geworden ist. Ich denke und hoffe auch, dass der Schmerz niemals verschwinden, aber sich vielleicht irgendwann so verändern wird, dass man damit gut leben kann.

Ich empfand es auch als besonders schrecklich zu sehen, wie meine Mama immer weiter abgebaut hat, wie sie Schmerzen ertrug und wie viel Angst sie hatte. Meine Mama war von Anfang an sehr pessimistisch, was ihre Krankheit anging. Sie hat in ihrem Berufsleben viele Menschen mit Krebs bis zu deren Tod begleitet. Sie hat immer gesagt, sie sei keine große Kämpferin, das entspräche nicht ihrer Natur. Als sie ím Dezember 2011 auf die Palliativstation verlegt wurde, hat sie mir gegenüber geäußert, ihr erster Gedanke bei Diagnosestellung war, " Du musst versuchen mit dieser Krankheit so lange zu leben, wie es irgendwie geht - für dein Kind." Diese Einstellung war eigentlich nicht die ihre. Und es tut mir so leid, dass meine Mama das Gefühl hatte, ihre mittlerweile 35 jährige Tochter ist nicht erwachsen genug, ihre Mama gehen zu lassen und alleine weiter zu leben. Und ich glaube, die Angst um mich, war ihre größte. Und es tut so weh, dass ich ihr diese nicht nehmen konnte.

Liebe Anja, unsere Mamas haben jetzt keine Ängste mehr und müssen nicht mehr leiden, das ist ein großer Trost, gewiss.

Alles Liebe

Carlotta
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  #15  
Alt 12.03.2012, 19:36
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo Ihr Lieben,

jetzt nochmal ganz allgemein: ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, habe ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe und bin ganz überwältigt von Eurem lieben Zuspruch!

Letzte Woche war eine schwierige Woche für mich; mein Papa ist nach Italien gefahren und hat dort einen guten Freund besucht und so habe ich unseren Hund in Obhut gehabt. Unser Hund - 3 Jahre alt - ist ziemlich groß (er heißt Floh, Nomen non est omen), meine Mietwohnung hingegen ist recht klein und so trafen zwei Gegensätze aufeinander. Ich arbeite Vollzeit, bin aber in der Mittagspause immer nach Hause gefahren, um mit Floh wenigstens kurz spazieren zu gehen. Abends war ich dann immer daheim, da der Hund schon den ganzen Tag mehr oder weniger alleine war. Also habe ich mein "Sportprogramm" gecancelt und hatte am Abend viel Zeit zum Nachdenken. Und das tat mir nicht sonderlich gut. Ich musste so viel an meine Mama denken, und es tat so weh. Zu wissen, dass ich sie nie wieder sehe, höre, rieche, um Rat fragen und umarmen kann...

Es gibt in meinem Leben keinen Menschen, der mir näher stand als sie.

Das letzte Mal hatte ich auch geschrieben, dass ich nicht von meiner Mama träume, das hat sich geändert, was ich davon halten soll, weiß ich nicht genau: Der erste Traum war noch beruhigend und ganz schön. Meine Mama und ich waren in einem Raum. Meine Mama wusste bereits von ihrer Diagnose. Ich habe gesagt: "Mama, ich habe so Angst, wie es sein wird, wenn du mal nicht mehr da bist, wie wird das sein, bist du dann weg?" Und da ging meine Mama wortlos aus der Tür und schaute durch ein Fenster zu mir in den Raum. Ich rief: "Mama, hörst Du mich?" Und da legte sie den Finger auf den Mund und gab mir zu verstehen, dass ich nicht nach ihr rufen brauche.

Die Träume in den letzten Tagen waren hingegen ziemlich wirr und erschreckend. Einmal bestand ihr Zimmer von der Palliativstation aus einer Autowaschstraße und ihr Bett stand inmitten von großen, lauten, rotierenden Waschbürsten. Ein anderes Mal habe ich geträumt, wir hätten während Mamas Krankheit erfahren, dass der Papa ein Plattenepithelkarzinom in der Lunge hätte.

Aber am merkwürdigsten war die Nacht von Donnerstag auf Freitag: ich habe geschlafen und wurde wach, weil Floh mit seinen knapp 40 kg zitternd auf mein Bett springt. Ich beruhige ihn, stehe auf, mache das Licht an und entdeckte auf den ersten Blick nichts. Floh ist aber immer noch unruhig, rennt zur Wohnungsengangstüre, will raus. Ich sage zu ihm, wir gehen jetzt nicht raus, es ist 3:30 Uhr. Da entdecke ich, dass meine Staffelei auf der Kippe steht, so, als würde sie jeden Moment umfallen. Ich bin eigentlich - glaube ich - ein recht rationaler Mensch, aber irgendwie bekam ich ein mulmiges Gefühl, auch, weil der Hund so nervös war, also machte ich den Fernseher an. Ich bekomme aber nur Schneegestöber. Ich stehe wieder auf und überprüfe das Antennenkabel, es steckte ganz normal in der Steckdose. Dann habe ich den Fernseher noch ein paar Mal an und aus gemacht, irgendwann ging er wieder, Floh hatte sich beruhigt, und ich konnte wieder einschlafen.

Ich glaube nicht an übersinnliche Kräfte oder so etwas, aber diese Nacht war ganz, ganz komisch.

Ihr Lieben, meine Texte werden immer länger, ich hoffe, es ist nicht zu wirr geschrieben.

Danke, dass Ihr da seid.

Carlotta
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