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Alt 03.10.2016, 13:55
nadnao nadnao ist offline
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Registriert seit: 03.10.2016
Beiträge: 1
Standard Darmkrebs bei meinem Papa

Hallo ihr Lieben,

ich lese bereits seit einiger Zeit still mit, weil ich Antworten suche, denn seit Anfang September steht bei uns die Welt Kopf.

Kurz zur Vorgeschichte:

Mein Papa ist vor etwa einem Jahr in Rente gegangen und hatte dann im letzten Jahr eine OP bei der er eine neue Hüfte bekam - für diese OP nahm er ab, damit die Reha etc. leichterfiel. Die OP verlief gut, er kam mit der neuen Situation sehr gut zurecht und gewöhnte sich schnell dran. Anfang diesen Jahres hatte er dann einen Sturz bei uns in der Küche bei dem er sich einen Schädelbasisbruch zuzog. Er hat sehr viel Glück gehabt sagten die Ärzte - neurologisch wurde alles durchgecheckt und er wurde als geheilt entlassen.

Zuhause merkten wir natürlich noch Spätwirkungen des Unfalls: Er war oft durcheinander, hatte Angstzustände, mochte nicht allein sein, sprach Ungereimtheiten oft sofort an (früher war er eher der nachtragende Typ). Außerdem baute er immer mehr ab und zog sich zurück, wollte nicht mehr wirklich raus und sich mit Freunden treffen - es schien als war ihm alles zuviel. Wir dachten es lag am Unfall, schoben es auf Depressionen (Unfall + neue Situation durch Rente etc.). Dann begannen die Verdauungsbeschwerden in Form von Durchfall und Völlegefühl. Eines nachts hatte er Oberbauchschmerzen und Fieber. Das war aber bereits am nächsten Tag vorbei. Er holte sich einen Termin bei einer Psychologin und auch zur Magen - sowie Darmspiegelung, welche dann eigentlich morgen hätte stattfinden sollen.

Für Ende August hatten meine Mutter und er noch eine Woche Urlaub gebucht. Beide freuten sich drauf und sahen es als "Neuanfang" - zumindest bei meiner Mutter weiß ich das genau. Ich denke mittlerweile fast für meinen Paps war das schon sein Abschied.

Als die beiden aus dem Urlaub wiederkamen, wurde alles anders: Er war plötzlich sehr schwach, fiel zuhause hin, konnte nichts mehr wirklich bei sich behalten (Durchfall + Blutverlust). Sofort ging er zum Hausarzt, welcher ihn direkt in die Klinik einwies. Zu dem Zeitpunkt wog er noch 65kg bei einer Körpergröße von 1,84m, hatte lt. Blutbild sehr hohe Tumormarker und auch die Leber zeigte bereits Metastasen im Ultraschall.

Seit dem 08.09.2016 liegt er nun im Krankenhaus - war natürlich die ganze Zeit sehr schwach, bekam Windelhosen, da er auch nicht mehr alleine oder zumindest nur sehr schwer auf die Toilette konnte.

Am 20.09.2016 war die Darmspiegelung die das bestätigte was wir mittlerweile alle ahnten: Darmkrebs in einem sehr fortgeschrittenen Stadium. Die Lebermetastasen waren bereits bestätigt: inoperabel, da zuviele und in allen Leberschichten verteilt.

Der Plan sollte nun eigentlich eine kleine OP mit künstlichem Darmausgang sein, um einen drohenden Darmverschluss zu verhindern. Im Anschluss sollte eine palliative Chemo folgen, denn heilbar sei der Krebs nicht mehr - so die Ärzte.

Die OP fand am 27.09.2016 statt. Da er aber sehr starke Blutungen hatte, war eine endoskopische OP nicht möglich und so wurde eine 4 Std. OP draus. Die Nacht nach der OP verbrachte er auf der Intensivstation, wurde aber bereits am nächsten Tag auf die Normalstation verlegt, was uns als ein gutes Zeichen erschien. Bei der OP wurde ziemlich viel Darm entfernt, ein künstlicher Darmausgang sowie der Portzugang für die folgende Chemo gelegt.

Am 29.09.2016 als ich im Krankenhaus war, habe ich mich schon ganz schön erschrocken. Er konnte kaum sprechen (dachte erst das war noch eine Folge der OP), als er mich aber gesehen hat, streckte er die Arme aus und wollte mich fast nicht mehr loslassen. Wir dachten alle er berappelt sich wieder.

Am 30.09.2016 erhielt ich auf der Arbeit einen Anruf meiner Mutter. Sie war sehr aufgelöst, denn sein Zustand hatte sich arg verschlechtert und er fühlte sich kalt an. Ich bin natürlich sofort ins Krankenhaus gefahren und war wirklich erschrocken. Er schien wie in einer anderen Welt und sprach gar nicht mehr mit uns, wir wussten nicht einmal ob er uns registrierte.

Noch am gleichen Tag wurde er auf ein Einzelzimmer verlegt und die Ärztin teilte uns mit, dass es nun ganz schnell gehen oder sich noch ein wenig hinziehen könnte, aber dass er auf jeden Fall sterben würde. Das war für uns alle ein Riesenschock.

Seitdem ist vor allem meine Mutter den ganzen Tag im Krankenhaus. Ich fahre 1-2x täglich für mehrere Stunden hin.

Die Situation ist jeden Tag neu: Am einen Tag ist er für Std. völlig ruhig, dann wird er ganz nervös und zupft an sich, an der Bettdecke, fuchtelt mit Armen und Beinen, probiert sich zu drehen. Es gibt vor allem seit gestern klare Phasen wo er die Menschen um sich herum wahrnimmt, dann aber auch wieder abdriftet. Nahrung bekommt er keine mehr, da er auch nicht mehr schlucken kann. Manchmal probiert er zu husten aber da er nicht schlucken kann, hat er auch schon phasenweise die sog. Rasselatmung.

Lebensverlängernde Maßnahmen sind komplett abgestellt. Er hat lediglich noch eine Schmerzpumpe und einen Flüssigkeitstropf sowie Sauerstoff über die Nase. Die Ärzte haben uns aber versichert dass dies nur noch Maßnahmen sind, um es ihm angenehm zu machen.

Uns macht die Situation natürlich völlig fertig, vor allem da es so schnell ging.
Ist dies bereits die Sterbephase? Sind dies völlig normale Anzeichen? Wie lange kann das dauern? Es tut uns auch so leid, dass er da nun so liegen muss!!

Liebe Grüße
nadnao
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  #2  
Alt 03.10.2016, 19:53
Adlumia Adlumia ist offline
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Registriert seit: 10.11.2015
Beiträge: 305
Standard AW: Darmkrebs bei meinem Papa

Hallo,

es ist traurig für euch, dass sich der Zustand deines Vaters so kurz nach der Diagnose sehr verschlechtert hat, es "hört" sich nicht sehr gut an.
Niemand kann sagen, wie lange dein Vater noch hier auf Erden ist aber ja, ich denke du musst dich mit dem Sterben irgendwie "vertraut" machen, den Gedanken zuzulassen, versuchen loszulassen, ihm vielleicht noch letzte Dinge sagen, die du sagen möchtest.
Gerade am Ende wechseln diese klaren Phasen mit den weggetretenen Phasen ab, das habe ich jetzt bereits mehrfach beobachtet. Teilweise kommt es zum letzten Aufbauen ( das kann aber bereits auch Wochen vor dem Tod sein), wo der Zustand sich wieder zu stabilisieren scheint, dann geht es aber wieder rapide bergab. Seid bei ihm, stützt euch gegenseitig, es ist eine ganz schwere Zeit, über die nichts hinwegtrösten kann. Wünsche euch viel Kraft auf diesem Weg!
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  #3  
Alt 03.10.2016, 21:56
Drea1971 Drea1971 ist offline
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Registriert seit: 10.07.2015
Ort: Erkrath
Beiträge: 82
Standard AW: Darmkrebs bei meinem Papa

Es tut mir leid, dass es so schnell gegangen ist...das der Zustand sich so schnell verschlechtert. Es kommt mir sehr bekannt vor. Bei uns war es ähnlich schnell. Ich denke ja, dass er so langsam in die Sterbephase gekommen ist. Das er unruhig ist, deutet daraufhin. Mein Papa lag vier Tage. Die Rasselatmung war aber ganz zum Schluss. Er hatte aber die Schmerzpumpe nur in den letzten Stunden.
Verbringt Zeit mit ihm. Wenn ihr es schafft, dann sagt ihm ruhig, dass er loslassen darf und gehen darf und kann. Ich weiß, es ist schwer.
Es ist eine sehr bewegende Zeit, sehr intim, sehr berührend, sehr intensiv. Sehr schwer.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft. Fühl dich umarmt.
__________________
---------------------------------
Mein Papa
Diagnose BSDK
ED 8.7.15
*1.6.1938 - + 6.8.15
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