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  #1  
Alt 03.11.2003, 13:03
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Standard An meine liebe Mama

Hallo liebste Mama,
morgen ist nun Dein Geburtstag. Der erste ohne Dich. Ich bin so unendlich traurig. Wie soll ich diesen Tag bloss schaffen. Soll ich ihn feiern, oder soll ich in tiefer Trauer an Deinem Grabe stehen. Ich weiss es nicht. Du willst bestimmt, das wir nicht traurig sind, aber Du fehlst uns so sehr. Seit über 7 Wochen bist Du nicht mehr da. Es ist ein komisches Gefühl. Du bist körperlich nicht da, doch fühle ich Dich trotzdem. Zwar nicht jeden Tag, aber wenigsten ab und zu. Wann schenkst Du mir wieder einen Traum mit Dir? Es wäre so schön. Dann fühl ich mich Dir so nah. Vielleicht spürst Du auch Dein Enkelkind?! Es fängt langsam an zu strampeln. Ich werde dann immer ganz traurig. Du hast Dich doch so sehr darauf gefreut.
Nächstes Wochenende fahren wir Deine Mutter besuchen. Oma geht es nicht sehr gut. Sie weint sehr viel. Sie wird wohl nie darüber hinwegkommen, das ihr Kind von uns gegangen ist. Ich werde sie ganz doll drücken und ihr sagen das sie nicht traurig sein soll. So wie Du es mit mir neulich im Traum gemacht hast. Vielleicht tröstet sie das ein wenig.
Ich hätte nie gedacht das alles so endet. Vor 10 Wochen sassen wir noch zusammen beim Chinesen. Wer hätte gedacht, das unser gemeinsames Leben so schnell vorbei sein wird. Ich hab es zwar begriffen, aber es fällt mir trotzdem schwer.
Papa hat mich neulich gelobt. Da hab ich Deine Kohlrouladen nachgekocht. Er hat gesagt: Es schmeckt wie bei Mutter`n. Das hat mich richtig stolz gemacht. Hast mir doch noch was gutes beigebracht. Seitdem versuche ich ab und zu ein Essen von Dir nachzukochen. Damit nicht alles untergeht in dieser katastrophalen Zeit.
Es ist alles so neu für mich. Manchmal hab ich das Gefühl, als ob ich Dein Ersatz werden soll. Aber Dich kann man einfach nicht ersetzen. Ich kann bloss alles so machen, wie Du es gemacht hättest. Es ist manchmal schwer 2 Haushalte zu führen. Aber wenn sich alles wieder eingespielt hat, wird sich das dann auch ändern.
Ich warte schon wieder auf ein Zeichen, vielleicht bin ich Dir zu ungeduldig. Bist bestimmt genervt von soviel "Gedrängle". Aber Du fehlst mir so sehr. Und nicht nur mir.
Ich hab Dich doch so unendlich lieb.
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  #2  
Alt 04.11.2003, 14:38
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Standard An meine liebe Mama

Hallo liebste Mama,

heut ist nun Dein Geburtstag. Du hättest 46 Jahre alt werden sollen. Doch leider ist das Schicksal wieder einmal nicht auf unserer Seite. Ich bin seit gestern tieftraurig gestimmt, habe sehr viel geweint. Ich würde Dich heute so gerne in den Arm nehmen und mit Dir diesen Tag feiern. Du feierst ihn bestimmt, schliesslich bist Du von allen Schmerzen und Qualen erlöst. Doch für uns wird es ein sehr trauriger Tag. Nachher gehen wir an Dein Grab, bringen Dir einen super schönen Blumenstrauss und zünden eine Kerze für Dich an. Oh Mama, wieso tut es bloss so weh? Wann wird der Schmerz weniger? Wahrscheinlich nie.
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  #3  
Alt 04.11.2003, 15:09
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Standard An meine liebe Mama

Hallo Tina,

Deine Mutter ist bestimmt verdammt stolz auf ihre Tochter. Weisst Du, meine Mutter ist mit 46 gestorben (im Januar) und der Schmerz über ihren Verlust ist manchmal kaum noch ertragbar. Ich muss mir auch immer wieder sagen, daß sie jetzt keine Schmerzen mehr hat und das ist so etwas, wie der letzte Strohhalm, an den ich mich klammere. Deine Worte haben mich sehr berührt, und das Gefühl, "Ersatz" werden zu müssen, kenne ich ganz gut. Mein Vater starb vor ein paar Jahren (er war auch erst 37) und ich habe dann seine Aufgaben übernommen. Übernehmen wollen, so gut es ging. Aber irgendwann merkt man, daß das nicht möglich ist, denn da ist ja noch das eigene Leben...

Es ist bestimmt für Euch alle sehr schwierig zur Zeit und gut, wenn Ihr als Familie zusammenhaltet. Ich wünsche Dir sehr, daß der Schmerz über den Verlust irgendwann wieder ein klein wenig der Freude über das neue Familienmitglied weichen kann...:-)

Ich schicke Dir eine Umarmung und wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft!!

Liebe Grüsse
Sandra
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  #4  
Alt 04.11.2003, 20:40
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Standard An meine liebe Mama

Hallo Tina und sandra,

euro worte haben mich sehr berührt. es ist schrecklich, wenn man hört, wie jung menschen sterben müssen und wieviel leid sie ertragen müssen. meine mutter ist auch mit 35 jahren an krebs gestorben, da war ich zwei jahre alt. mein vater ist im dez. an krebs gestorben, mit 62 jahren.
er ist 2 tage vor meinem und 8 tage vor seinem geb. gestorben. ich habe auch angst vor der zeit im dezember.

liebe grüsse
anja.w
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  #5  
Alt 04.11.2003, 21:49
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Standard An meine liebe Mama

Hallo Tina,
ich muß nun auch schon seit 6 Wochen ohne meine Mama sein. Ich verstehe Dich sooo gut. Irgendwie wollen wir Töchter wohl auch immer versuchen, das Schiff nicht ganz untergehen zu lassen und die Familie zusammen zu halten. Hatte heute einen sehr schlechten Tag.. gestern auch.. Bin seit einer Woche völlig erkältet, hab jetzt meinen Kleinen auch noch angesteckt, 2 Nächte kaum geschlafen und mein Vater verschenkt die Sachen meiner Mama.. Hat mich völlig fertig gemacht! Da will ich am Freitag die Sachen aussortieren und der Kleiderschrank ist schon halb leer. Die ältesten Klamotten hätte er nur weggegeben.. der Putzfrau..
Dann sagt gestern meine Tante, sie hätte sich ja so gefreut, daß mein vater ihr die Mundharmonika gegeben hätte. war auch nicht ausgemacht. Und ich??? Jahrelang war ich nur auf das Wohl meiner mami bedacht, habe mich immer hinten angestellt, nun sorge ich mich wieder um meinen Vater weil er so einsam ist, stelle mich wieder hinten an und sage, na ja, soll er oft hier sein auch wenn es nicht passt, er ist so allein. Und was macht er?? Einsichtig war er auch nicht, hab ihm natürlich gesagt wie traurig mich das alles macht. Hat so was von Bassar!! War echt ein Schock für mich..
Na ja, alles zusammen geht aufs Gemüt.Dann kommt noch die dunkle und gemütliche Jahreszeit, der Gedanke an Weihnachten etc..Bin froh daß wie uns hier immer treffen können und denke eine Selbsthilfegruppe täte mir gut. Hat sich da vielleicht schon mal jemand erkundigt? Weiß gar nicht wie man da dran kommen soll.. Lese übrigens gerade "Heilende Trauer" von van Praagh und bin völlig gefesselt, es hilft mir sehr!
Bis bald wieder im anderen Forum
Meli
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  #6  
Alt 05.11.2003, 16:08
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Standard An meine liebe Mama

Liebe Sandra, anja.w, Meli und alle anderen "heimlichen Leser",

eigentlich wollte ich in diesem Forum nur an meine liebe Mama schreiben, aber es ist so verdammt schön, wenn mir jemand seine tröstenden Worte schreibt. Das ging heute runter wie Öl. Gestern Abend war es auf dem Friedhof noch mal sehr schwer, aber im Ganzen kann ich froh sein, das der Tag ohne stundenlange Heulkrämpfe abgelaufen ist. Und es war gut, das er so schnell vorbei war.
Liebe Sandra, liebe anja.w,
ihr habt bestimmt das doppelte Leid zu ertragen wie ich. Denn schliesslich habe ich meinen Paps noch. Wenn ich daran denke, das er vor etlichen Jahren beinahe an einem Herzinfarkt gestorben wäre, krieg ich die Kriese. Ich wüsste nicht, ob es mir dann noch so halbwegs gutgehen würde. Beide Elternteile zu verlieren ist noch schlimmer. Danach ist man der nächste der gehen muss, so fühlt man sich bestimmt. Ihr habt jedenfalls mein vollstes Mitgefühl.
Ich hab so oft das Gefühl, als ob man nicht endlich mal an was anderes denken soll. Sich nicht jeden Tag mit dem Verlust beschäftigen soll. Aber man ist in seinem eigenen Käfig aus Schmerz, Angst und Trauer gefangen. Jeden Tag schiessen einem die Bilder in den Kopf. Man weiss kaum noch, was vor der Krankheit war. Die Bilder sind wie ausgelöscht, man hat fast nur noch die schlimme Zeit im Kopf. Das macht mich oft so fertig. Wenn ich Abends im Bett liege, kommt oft die Erinnerung an das ganze Elend. Nicht mal im Schlaf kann man sich erholen.
Ja, es ist der einzige Trost den man hat - das sie von ihren Qualen erlöst ist. Das es endlich vorbei ist. Das ist das einzige was einen aufbaut. Ich glaube jeder von uns sieht der Weihnachtszeit mit einem Horror entgegen. Überall sieht man fröhliche, glückliche Menschen. Man fragt sich, warum die es nicht erwischt hat. Eigentlich bescheuert, aber die Bitterkeit ist nun mal Allgegenwärtig. Man kann sich sein Leben halt nicht aussuchen. Nicht mal die "Reichen" sind davor bewahrt. Schaut euch Grönemeyer an. Jedesmal wenn ich ein Lied von ihm höre, oder ihn irgendwo sehe, muss ich daran denken wie machtlos wir doch alle sind. Keiner kann dem Krebs entkommen. Keiner. Gesundheit kann man sich nicht kaufen.
Liebe Meli, ich kenn Dich ja aus dem anderem Forum. Ich bin geschockt über die Aktion von Deinem Vater. Ich kann zwar verstehen, das er die Sachen loswerden will, aber das hätte man zusammen entscheiden müssen. Mein Pa hat nach 3 Wochen die Sachen loswerden wollen. Ich hab dann alles alleine aussortiert, aber das war abgesprochen. Es war vollkommen richtig, das Du ihm die Meinung gegeigt hast. Du hast schliesslich auch ein Recht darauf über ihre Sachen mitzubestimmen. Wenn man schon den gemeinsamen Lebensinhalt verliert, sollte man wenigstens danach ein wenig zusammen halten.
Ich hatte mal ein wenig gesurft um mir eine Selbsthilfegruppe zu suchen, aber die meisten sind nur für Betroffene. Irgendwie ist da auch die Scheu da. Das man sich vor anderen aussprechen muss. Hier fällt mir das viel leichter. Da merkt keiner, wenn ich beim Schreiben weine.
Ich bin dankbar für jede Antwort.
Viele lieben Grüsse
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  #7  
Alt 05.11.2003, 16:21
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Standard An meine liebe Mama

Hallo liebste Mama,

Dein Grab strahlt in einem Blumenmeer. Es ist so schön, das wir es so farbenfroh gestalten konnten. Nichts ist schrecklicher als ein tristes Grab. Es war gestern Abend sehr schwer für uns. Wir mussten wieder alle weinen. Wir leiden alle sehr unter Deinem Verlust. Aber heute geht es mir persönlich wieder etwas besser. Auch weil Dein Enkelkind ganz schön aktiv ist. Es tritt mich jetzt in regelmässigen Abständen. Ach, wenn Du das doch mitkriegen könntest. Dann würde es mir auch nicht so schwer fallen. Heute habe ich noch nicht einmal geweint, das ist rekordverdächtig. Sonst gab es keinen Tag ohne Weinattacken. Du wärst bestimmt stolz darauf, wie sehr ich mich manchmal im Griff habe. Selbst Dein Mann und Dein Sohn tragen alles mit Fassung. Jedenfalls scheint es so. Aber Du weisst ja wie das mit dem verbergen ist?! Man zeigt nicht gerne sein Leid. Du hast uns nie daran teilhaben lassen, wolltest uns damit schützen. Und ich bin Dir sehr dankbar dafür, auch wenn ich deswegen ein schlechtes Gewissen habe. Jetzt weiss ich jedenfalls, das es Dir gut geht, das Du nie wieder solche Schmerzen haben wirst. Das macht mich froh.
Ich bin unendlich dankbar das Du meine Mutter bist. Ich hab Dich lieb.
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  #8  
Alt 06.11.2003, 03:45
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Standard An meine liebe Mama

Liebe Mama, auch ich trauere um dich, Tag für Tag, Stunde um Stunde, jede frei Minute widme ich dir, all das schöne in meinem Leben, all der Lebensmut, meine Fröhlichkeit all dies ist mit dir gegangen. Mein Leben es ist nur noch grau, kein Trost groß genug um meine Trauer zu lindern ... noch sind die Kräfte da um mit Fassung im Leben zu stehen um die heile Fassade aufrechtzuerhalten .. oder sollte ich besser sagen ..vorzutäuschen.. um nicht ganz zusammenzubrechen. Doch auch diese Kräfte schwinden, ich spüre es Tag für Tag stirbt wieder ein kleiner Teil von mir. Ich versuchte ebenso für meine Familie da zu sein, mich ein wenig um sie zu kümmern auch einfach nur für sie greifbar zu sein, so wie ich es dir an deinem Sterbebett versprochen habe. Ich sehne mich nach dem Tag an dem ich nicht in Tränen ausbrechen muss wenn ich an dich Denke, wie schön es doch wäre wenn ich mich an all die schönen Dinge in deinem Leben erinnern könnte und es mir ein lächeln aufs Gesicht zaubern würde. An all die guten Zeiten, an dein Lachen und unser gemütliches Beisammensein....
Oft wenn ich an deinem Grab stehe denke ich mir wie toll es doch wäre wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde dich so gerne noch einmal in den Arm nehmen, dich drücken.. halten, dir sagen das ich dich lieb habe .. ich würde dich nie wieder loslassen!!
..... wieder überkommen mich die Erinnerungen der letzen Tage im Krankenhaus, es ist so schlimm wenn ich daran denke, wie wir alle so hilflos am Bett standen und um dich geweint haben und wie fassungslos ich jetzt noch bin warum es gerade dich erwischen musste, als hättest du nicht schon genug in deinem ach so kurzem Leben leiden müssen. Es hat sich eingebrannt, wie eine Narbe, es wird sicher nie heilen da bin ich mir sicher, auch die Zeit nicht denn zu sehr habe ich dich geliebt als das ich die jemals vergessen könnte.
Am Dienstag war doch dein Geburtstag, ich bin extra früher von der Arbeit gekommen da ich dich doch so gern im hellen besuchen wollte .. es wird so verdammt schnell dunkel hier und ich kann dich nicht immer so oft besuchen wie ich möchte...
Ich stand einfach nur an deinem Grab und habe bitterlich geweint .. ich konnte keine klaren Gedanken fassen und hab mir immer nur die selbe Frage gestellt .. warum warum warum .. später waren wir dann nocheinmal da und haben eine Kerze für dich angezündet, möge sie dir im dunklen leuchten und dir ein wenig Wärme zu dieser kalten Jahreszeit spenden. Deine Tochter hat dir einen wunderschönen Blumenstrauß auf dein Grab gestellt und glaub mir du würdest dich sehr freuen wenn du sehen könntest wie liebevoll sie sich um dein Grab kümmert, es sieht so farben- und lebensfroh aus, nicht so karg und trostlos wie fast all die anderen dort.....
....heute werde ich dafür etwas länger arbeiten müssen, ich bin froh das ich von dieser Seite her volle Unterstützung habe und meine Leute kümmern sich wirklich rührend um mich um mir möglichst viel Ablenkung zu schaffen. Meine Arbeit ist auch Momentan der einzige Ort wo ich wirklich lachen kann, ich glaub ohne meine Arbeit würd ich das nicht durchstehen, um so schwerer wird es dann zum Abend hin, wenn ich weiss das ich gleich wieder bei dir bin um dir mit Tränen in den Augen eine gute Nacht zu wünschen....
Seit deinem Geburtstag geht's bei mir rapide bergab, hab heute sogar mein Geschäftsessen sausen lassen weil mir nicht wirklich nach feiern und gute Laune zu mute ist. All meine Hobbies die ich einst so geliebt habe sind für mich gestorben, ja ich muss mich sogar quälen damit ich etwas für mich mache. Ich bin ganzschön deprimiert und ich denke das merkt man mir mittlerweile auch an ........ und ich habe auch Angst, Angst das sich Paps überarbeiten könnte, ich rede viel auf ihn ein, doch irgendwie sieht er nur in der Arbeit trost, ja er flüchtet sich regelrecht in die Arbeit, ich versuch ihm da so viel wie möglich zu helfen doch habe auch ich mit mir selbst zu kämpfen .. ich wünschte ich könnte einmal so sein wie du es warst liebe mutti, ihn kurz zurechtstutzen damit er wieder zu sinnen kommt ... habe ich doch so große Angst das Ihm irgendwann mal etwas passiert .. es würde mir das Herz brechen.

Mutti ich hab dich ganz doll lieb, ich werd dich nie vergessen!

Oje jetzt ist es schon fast 3 Uhr, und ich muss doch so früh raus ... fast ein Jahr bin ich nun schon hier, hab viel gelesen, viel für meine Mutti gesucht und habe auch letztendlich den Entschluss gefasst hier meinen Teil dazu zu schreiben....
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  #9  
Alt 06.11.2003, 15:20
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Standard An meine liebe Mama

Danke, liebe Mutter, danke,
danken will ich immerdar,
danken will ich allezeiten,
egal was kommt, was ist, was war!

Danke für die grosse Liebe,
die Du deinem Kinde gabst,
danke auch für manche Hiebe,
leicht hab ich´s Dir nicht gemacht!

Danke für die tausend Ängste,
die meinetwegen Du erlittst,
dank für alle Kummertränen,
danke, das du littest mit!

Dank sei Dir für alle Sorgen,
für Deine Treue in der Not,
danke für den Weg zum Morgen,
dank Dir kam alles recht ins Lot!

Danke für die Traurigkeiten,
dank für Unannehmlichkeiten,
dank sei Dir für alle Leiden,
dank für gross und kleine Freuden!

Danke für Dein warmes Lächeln,
dank für Zuneigung und Trost,
danke, liebe Mutter, danke,
dass Du Dich selbst nach hinten schobst!

Und ruh´n nun Deine güt´gen Hände,
liegst in der Erde kühlem Grab,
Dank sag ich, Dank ohne Ende,
Danke! Dank, dass es Dich gab!
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  #10  
Alt 07.11.2003, 12:18
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Standard An meine liebe Mama

Hallo liebste Mama,

heute geht es mir schon besser. Gestern war ein schlechter Tag, hab mich in den Schlaf geweint. So schlimm war es lange nicht mehr. Doch nun hat ein neuer Tag angefangen und den will ich nicht so schlimm erleben. War auch schon an Deinem Grab. Nachher geh ich auch noch einen Weihnachtsstern für Dich kaufen. Er soll Dein Grab noch schöner strahlen lassen. Habe Angst vor Sonntag. Was wird uns wohl dort erwarten? Ich hoffe Oma hat nicht überall Bilder von Dir aufgehangen. Auch wenn ich Dich liebe, ich kann es im Moment nicht ertragen in Deine Augen zu sehen. Es tut so verdammt weh. Da wünscht man sich die Zeit zurück, doch leider wird alles weitergehen. Ohne Dich, was ich nie für möglich hielt. Wie soll das werden, wenn das Baby da ist? An wen soll ich mich wenden, wenn ich was nicht weiss? An meine Schwiegermutter? Um Gottes Willen, da müsste ich bekloppt sein. Ich kann mich gut erinnern, wie wir uns gemeinsam über alles aufgeregt haben. Ich hab mich bei Dir immer so sicher und verstanden gefühlt. Und jetzt wo Du nicht mehr da bist, verschwört sich "da drüben" alles gegen mich. Alle wissen es besser, wie ich mein Leben zu leben habe, wie ich mich nun fühlen soll.Wie kann man bloss so von Eifersucht und Blindheit gelenkt sein? Aber die werden meine Wut und Enttäuschung noch zu spüren kriegen. Irgendwann ist der Bogen überspannt und dann gibt es kein Zurück mehr. So oft in letzter Zeit hab ich mich verteidigen müssen, ich fange langsam an zurückzubeissen. Das hab ich wohl von Dir, da bin ich auch sehr froh drüber. Ich hab schon so manches hinnehmen müssen, doch in Zukunft will ich alles anders machen. Ich ertrage es nicht länger die Fassade aufrecht zu erhalten. Ich hab auch oft das Gefühl, als ob ich nur noch verbittert bin. Ist ja auch kein Wunder. Da ist man noch so jung und eine Welt liegt in Trümmern vor einem. Das ist alles nicht gerecht und trotzdem müssen wir unser Schicksal so hinnehmen und es aktzeptieren. Versuchen das Beste daraus zu machen. Doch wann wird es endlich besser, wann höre ich auf zu weinen, wann kann ich wieder einmal nicht traurig sein?
Mama, Du fehlst mir so unendlich!
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  #11  
Alt 10.11.2003, 11:52
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Standard An meine liebe Mama

Hallo liebste Mama,

gestern waren wir nun endlich nach so langer Zeit Deine Mama besuchen. Es sieht noch immer alles genauso aus wie früher. Bis auf Omi ihr Zimmer. Es gibt soviele bewegende Eindrücke, die ich erstmal verarbeiten muss. Am Grab Deines Vaters waren wir auch. Ich hab noch nie soviel Blumen auf einmal gesehen. Wo man auch hinschaute, überall Blumen. Aber wir brauchen uns keine Vorwürfe hier machen. Dein Grab ist das schönste auf dem Friehof. Und bald wird es noch schöner. Wir haben Dir wieder Blumen und Kerzen mitgebracht. Damit es nicht so dunkel ist, falls wir mal später hinfahren. Deine Mama mussten wir gestern leider anlügen. Es tut mir so leid, aber sie soll nicht wissen, wie traurig Du wegen Deinem Enkelkind warst. Das wollen wir ihr ersparen. Im April kommt sie uns alle dann besuchen. Da freue ich mich so sehr drauf. Sie wird uns allen eine grosse Hilfe sein. Ich hab Dich gestern so oft wiederentdeckt. Besonders bei Deiner Mama. Es ist schön zu sehen, wie Du in anderen weiterlebst. Heute war ich auch schon an Deinem Grab, aber nur kurz. Nachher fahre ich nochmal hin, Dir eine Kerze bringen und ein bisschen Ordnung machen. Die Leute latschen immer wieder über´s Geharkte um zu glotzen. Das gefällt mir überhaupt nicht. Aber ich komme Dich ja gerne besuchen, also will ich nicht meckern. Ich kann schliesslich sehr dankbar dafür sein, das ich die beste Mama der Welt hatte, bzw. immer noch tief in meinem Herzen habe. Ich hätte Dich zwar lieber lebendig vor mir, alles würde mir leichter fallen, aber leider ist es nun mal so wie es ist. Langsam muss man anfangen mit dem Schmerz zu leben. An manchen Tagen fällt es mir leichter und dann gibt es die Tage wo ich mich nur verkriechen könnte um zu heulen. Ich hätte nie gedacht, das Du uns so früh verlässt. Es ist so verdammt ungerecht und es tut so schrecklich weh.
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  #12  
Alt 10.11.2003, 13:08
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Standard An meine liebe Mama

Ich könnte Tage lang von Dir erzählen,
ohne Deinen Namen auch nur einmal zu erwähnen.
Unter Schmerzen oder unter Tränen,
würde Dein Name als meine Linderung dienen.
Jede Deiner Bewegungen sind erstrebenswert,
und jede Stunde mit Dir ist so lebenswert.
Nichts ist vergleichbar mit dem was Du gibst,
mit dem was Du zeigst und wie Du lebst, wie Du liebst.

Ich kenne nichts, ich kenne nichts,
das so schön ist wie Du.

Schöne Tage mit Dir sind kostbar,
so kostbar wie der Weg zum Morgenstern.
Ich zelebriere sie wie einen Festtag,
an dem ich immer wieder neues von Dir lern.
Im Moment ist es das schönste Dich zu kennen,
Dich zu kennen ist wie das beste das ich hab.
Verzeih mir, aber dieses sag ich noch mal,
Deinen Namen zu nennen ist das schönste das ich sag.

Ich kenne nichts, ich kenne nichts,
das so schön ist wie Du.


"Ich kenne nichts" - Xaviar Naidoo
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  #13  
Alt 13.11.2003, 14:29
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Standard An meine liebe Mama

Liebe Mama,

gestern waren es nun 2 Monate her, das Du nicht mehr da bist. Es ist so verdammt hart mit allem umzugehen. Gestern früh haben wir erfahren, das Dein Enkelkind ein Junge wird. Ich konnte mich über alles gar nicht richtig freuen. Ich bin so unendlich traurig, das Du Dein Enkelkind nie im Arm halten wirst. Ich konnte gestern an nichts anderes denken, ich hab den ganzen Tag nur geweint. So wie jetzt gerade auch. Es tut so weh. Nicht mal die Vorfreude auf´s Baby kann meinen Schmerz ein wenig lindern. Es macht mir alles so zu schaffen. Ich hab mir alles so schön ausgemalt. Es hätte alles so toll sein können und nun? Nun falle ich von einem Loch ins nächste. Ich wünschte ich hätte einen Ausschalter für meine Gefühle, dann müsste ich nicht mehr so leiden. Dann würde alles viel einfacher sein.
Und immer wieder kommt die Frage: Wieso gerade Du? Womit hast Du das verdient? Hätte nicht jemand anderes gehen können? Es gibt doch soviel alte Menschen. Das ist so unfair. Aber ich stehe als junger Mensch nicht alleine da. Soviele habe ihre Mütter schon an dieser beschissenen Krankheit verloren. Es ist alles so ungerecht. Und nach 2 Monaten besteht immer noch sowas wie Fassungslosigkeit. Mir kommt alles so wie gestern vor. Da sassen wir noch zusammen auf dem Sofa, da hab ich für Dich gekocht. Und nun bin ich Mittag für Mittag alleine. Keiner kommt mehr aus dem Schlafzimmer gerannt. Ich wünschte ich würde aus diesem Alptraum endlich aufwachen. Aber der Alptraum ist Tag für Tag Realität. Es ist so schwer in dem ganzen Schmerz und in der Bitterkeit an sowas wie das eigene Leben zu denken. Ich fühl mich wie in einer Endlosschleife. Jeden Tag die gleichen Bilder vor Augen. Ich will nicht daran denken, aber es funktioniert einfach nicht. Sie sind eingebrannt. Ich versuche mich an schöne Zeiten zu erinnern, aber die schrecklichen Bilder aus dem Krankenhaus drängen sich immer wieder nach vorne. Es tat so weh Deinen kleinen dünnen Körper dort im Bett liegen zu sehen. Ich kann es nicht vergessen. Es verfolgt mich jede Nacht. Ich wünschte ich könnte wieder anfangen ein normales Leben zu führen. Aber bis ich mit mir selber im Reinen bin, dauert es bestimmt noch eine Weile. Ich möchte mal wieder an Dich denken und dabei lächeln können. Das fehlt mir so sehr. Lachen und mal wieder fröhlich sein. Das scheint für mich aus dem Gedächtnis gestrichen zu sein. Vielleicht ist es auch nicht richtig Dir jeden Tag meine Gedanken anzuvertrauen, aber ich muss es doch irgendwo loswerden. Es frisst mich sonst auf.
Ich vermisse Dich so unendlich.

Deine Dich liebende Tochter
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  #14  
Alt 17.11.2003, 13:09
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Meine liebste Mama,

am Sonnabend haben wir nun Dein Grab eingedeckt. Es strahlt immer noch voller Blumen. Sie sehen so schön aus wie Du. Im Moment habe ich meine Traurigkeit ein wenig unter Kontrolle. Bin gerade sehr mit dem Baby und dem drumherum beschäftigt. Da kann ich gar nicht zur Ruhe kommen.
Es fehlt mir so sehr mit Dir zu reden, ich fühle mich so leer. Alles dreht sich nur noch ums Baby, keiner fragt wie es mir geht. Ich fühle mich so beschissen. Will einfach nur meine Ruhe haben, will meine "fast Verwandschaft" am liebsten nicht mehr sehen. Sie nerven mich mit allem so sehr. Es war so schön wo ich mich noch an Deiner Schulter ausheulen durfte. Jetzt muss ich mich alleine durchkämpfen. Das kostet mich sehr viel Kraft. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nicht schwanger geworden. Dann könnte ich mich voll in meine Trauerbewältigung reinstürzen, dann würden mich alle in Ruhe lassen. Und jetzt bimmelt ständig das Telefon, weil sie alle das Kind haben wollen. Keiner denkt daran wie es in mir aussieht. Das ist egal. Und wenn ich mal was erzähle, wird das Thema gewechselt. Das ist wohl zu unangenehm. Ich bin so wütend und enttäuscht. Oh Mama, mir fehlt alles so sehr. Du fehlst mir so sehr. Ich könnte vor Wut platzen. Manchmal wünsche ich mir, es hätte einen von ihnen erwischt. Dann wüssten die mal, was Schmerzen sind und wie der Hase läuft. Dann könnten die endlich mal begreifen. Aber die schlechten Menschen werden immer verschont. Wie Du es gesagt hast. Mit einer Bitterkeit in der Stimme, die ich nie vergessen werde. Es ist alles so ungerecht.
Ach wärst Du doch bei mir, es wäre alles so einfach...
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  #15  
Alt 19.11.2003, 09:06
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Allerliebste Tina,

mir stehen die Tränen im Auge. Du hast mich als Aussenstehende mit Deinen Briefen sehr gerührt.
Ich hatte eine "schreckliche" Kindheit. "Meine" Eltern haben mich misshandelt und ich wünsche denen den Tot. Ich weiss, dass man soetwas niemals sagen darf, aber wenn Eltern einen Kind das ganze Leben schwer machen, dann....?......heute leide ich unter psychischen Qualen...jede Nacht aufs Neue.
Mittlerweile habe ich einen grossen Sohn (10 J.) der mich über vieles hinweg trösten kann. Ich liebe ihn abgöttisch ! ! Jede Stunde meines Lebens mit meinen Sohn, lebe ich in vollen Zügen. Ich gebe ihm das, was ich in meiner Kindheit nie bekommen habe. L I E B E !
Das Wichtigste ist, dass ich Gefühle zeigen kann, dank meiner lieben Omi; die mittlerweile auch schon 12 Jahre tot ist. Ganz oft muss ich an ihr denken. Sie war die wichtigste Person in meinen Leben. Heute vermisse ich meine Omi noch viel mehr, als früher ! Gedanklich bin ich immer bei ihr. Ich habe ihr vieles zu verdanken....auch meine positive Lebenseinstellung von heute. Sie hat mir sehr viel Kraft und Zuversicht mit auf meinen Wege gegeben. Ich danke ihr dafür. Manchmal gehe ich in die Kirche und zünde für ihr Kerzen an, als Zeichen der Liebe. Eigentlich habe ich den Glauben an Gott verloren, aber hin und wieder denke ich, dass Gott nicht überall im Leben gleichzeitig sein kann.
Auch Du liebe Tina, wirst eines Tages wieder glücklicher Leben können. Du hast viele positive Erinnerungen von Deiner Ma und das ist sehr wichtig und wird Dich irgendwann jeden Tag aufs Neue beglücken....ohne traurig zu sein !
Sterben gehört zum Leben nun mal dazu. Es ist verdammt traurig, aber auch Trauer zeigen ist völlig normal ! Mir kommen auch heute noch die Tränen, wenn ich intensiv an meine Omi denke und meinen Sohn von ihr erzähle. Sie war für mich die Retterin in der Not... stets mein E n g e l .
Für Deine weitere Zukunft wünsche ich Dir viel Kraft ! und Zuversicht ! Irgendwann fällt es Dir leichter von Deiner Ma zu erzählen......ich weiss, dass meine Worte in Deiner jetzigen Situation nur ein schwacher Trost seien können, wenn überhaupt.........................
Lass Dich umarmen ! ! !
Einen ganz lieben Gruss von Eva

(bin übrigens Krebspatient, hoffe, dass ich keinen Rückfall mehr bekomme. Denn sonst wäre mein Sohnemann auch alleine, ohne Mutti)
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