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  #1  
Alt 10.04.2004, 21:20
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nie wieder

Ihr Lieben,

oft habe ich mich gefragt, wie viele, so wie ich, hier stumm mitlesen
und verzweifelt Hilfe suchen.

Meine Mutter liegt im Sterben. Es ging alles sehr schnell, nur ein
paar Wochen.
Sie war ein so lieber, wertvoller Mensch. Jeder der Sie kennen lernte
liebte sie, und das waren so viele. Sie hatte ihre Macken, wer hätte die nicht. Aber sie
konnte so lustig sein, sie wusste so viel und hatte immer etwas
Interessantes zu erzählen. Und vor allem, sie war immer - immer! - für
mich da. Ob ich krank war, Liebeskummer hatte, Entlastung mit den
Kindern oder Geld brauchte, sie kam und half mir wo sie auch nur
konnte. Sie war einfach wunderbar.
War?
Sie ist noch da. Sie kann nicht mehr sprechen, mich nicht mehr sehen
und nicht mehr reagieren. Ich kann sie nur noch streicheln und bei ihr
sitzen. Nie wieder sie mit meinen Kindern spielen sehen, nie wieder mit ihr spazieren gehen, nie wieder ihr zeigen, wie das Haus, das sie allein uns ermöglicht hat, gemütlich eingerichtet und der Garten gerichtet wird.
Ich hoffe ich kann ihr wenigstens noch ein klein wenig, ein ganz klein wenig
zurückgeben von dem, was sie mir geschenkt hat. Warum gehen einem so
oft die Augen erst zu spät auf.

Das folgende "Gedicht" beschreibt ein wenig, wie in kleinen, aber viel zu schnellen Schritten, alles immer weniger wurde, und wir sitzen hilflos daneben...


Traurig, weil du Angst hast
Dankbar, weil du noch da bist

Traurig, weil du so schwach geworden bist
Dankbar, weil du noch sprechen kannst

Traurig, weil du so dünn und gelb geworden bist
Dankbar, weil du noch immer Liebe zeigen kannst

Traurig, weil du fast nichts mehr isst
Dankbar, weil du noch manchmal lachst

Traurig, weil du kaum noch sprechen kannst
Dankbar, weil du noch manchmal lächelst

Traurig, weil du nicht mehr aufstehen kannst
Dankbar, weil du uns noch anschaust

Traurig, weil du nicht mehr sprechen kannst
Dankbar, weil du hin und wieder mit dem Kopf nickst

Traurig, weil du die Augen nicht mehr öffnest
Dankbar, dass du mein Streicheln noch spürst

Traurig, weil du auf nichts mehr reagierst, weil du selbst im Schlaf so unglücklich
aussiehst und dich so quälen musst
Dankbar, weil deine Hand noch warm ist

Das Ende wird sein:

Unendlich traurig, weil du nicht mehr da bist
Unendlich dankbar, weil es dich gab

Matilda
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  #2  
Alt 11.04.2004, 16:39
Asra
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nie wieder

Liebe Matilda,
du sprichst mir aus der Seele. Dein Gedicht hat mich sehr berührt, denn ich habe vor 2 Monaten meinen Vater an Magenkrebs verloren.
Genau wie du es beschreibst habe ich auch seinen körperlichen Verfall als sehr rapide erlebt. Man steht so ohnmächtig daneben und kann einfach nicht begreifen, dass es nicht aufzuhalten ist.
Ich wünsche dir für die kommende Zeit viel Kraft und umarme dich mit einem stillen Gruß.
Asra
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  #3  
Alt 11.04.2004, 23:28
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.04.2004
Ort: auf der ganzen Welt, z.Z. Basel, Schweiz
Beiträge: 929
Standard Nie wieder

Liebe Matilda

Ich sitze hier und weine, denn deine Gedanken hatte ich als mein Dad vor 32 Jahren starb und kommen immer wieder hoch wenn ich an Willy's und meine Zukunft denke. Es ist dieses hilfose daneben stehn das einem so zu schaffen macht. Wir können nur noch lieben aber das dafür aus vollem Herzen.

Du hast mich ganz tief berührt, mit deinen Fingerspitzen, ganz zart und doch wachrüttelnd. hast mein herz bewegt und lässt mich spüren wie du deine mam über alles liebst. Das ist so schön.

Leg die guten Erinnerungen an sie in deine Schatztruhe des Herzens.

Sie muss eine echt einmalige Frau und Mutter sein. Sei stolz auf sie. Aber auch auf dich, dass du in der Lage bist deine Gefühle so zu zeigen.

Sei ganz fest umarmt und von uns allen mit Kraft gestärkt getragen.

Ganz liebe Grüsse, sind ganz fest in stillen Gedanken bei dir Liz
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  #4  
Alt 12.04.2004, 15:01
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nie wieder

Liebe Asra und Liz,

ich danke euch von Herzen für euer Mitgefühl. Ich bin ganz sicher, dass jeder gute Gedanke für uns auch über die Entfernung hinweg uns Kraft und Hilfe gibt. Euch, Liz, wünsche ich, dass ihr auf einen Weg stoßt, der wirklich hilft. Ich bin sicher, dass es einen geben muss.

Ich knüpfe mich mit ein in das Netz derer, die ähnliches ertragen haben oder noch ertragen müssen. Wenn wir wissen, dass wir nicht allein sind, können wir einander tragen.

Danke,
Matilda
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  #5  
Alt 12.04.2004, 15:53
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nie wieder

Liebe Matilda,

auch mich haben deine Sätze sehr berührt !!!

Ich wünsche Dir weiterhin Kraft

fühle Dich umarmt
Elli
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  #6  
Alt 12.04.2004, 22:18
Trude63 Trude63 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.12.2003
Ort: Neubrandenburg
Beiträge: 140
Standard Nie wieder

Liebe Matilda,

wir sind bereits beim Ende Deines wundervollen Gedichts angelangt. Aber die Dankbarkeit überwiegt die Trauer.

Danke und viel Kraft für Dich
Trude
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  #7  
Alt 13.04.2004, 21:49
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Beiträge: n/a
Standard Nie wieder

Ihr lieben Mitfühlenden und Helfer,

gestern am späten Abend wurde meine geliebte Mami erlöst. Es muss etwa um die Zeit gewesen sein, als du, Trude, deinen Beitrag geschrieben hast. Leider war sie allein. Und doch: Was kann es für einen schöneren Tag geben als Ostern. Gott sei Dank kam ich noch so rechtzeitig, dass sie noch nicht ganz kalt war. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich konnte sie noch eine ganze Weile streicheln, bis ich spürte, wie sie unter meiner Hand kälter wurde. Ich konnte nicht fassen, dass sie nicht mehr atmet und sich nicht mehr bewegt. Ich weiss dass es egoistisch ist, mir zu wünschen, dass sie noch länger geblieben wäre. Für sie war es ein Segen, endlich erlöst zu werden. Sie ist sicher unendlich glücklich dort zu sein wo sie jetzt ist.
Aber für uns ist es ein so schrecklicher Verlust. Selbst unser Pfarrer, der doch wohl vielen Menschen beim Sterben Beistand leistet, war nahe am Weinen, als er nochmal ihre Hände streichelte, Gebete sprach und sie segnete.
Ich selbst durfte während der Nachtwache noch einmal intensiv spüren wie sehr ich sie liebe. Der Tod kann uns so vieles lehren.
Danke, danke euch allen.

Matilda
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  #8  
Alt 13.04.2004, 22:51
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Registriert seit: 10.04.2004
Ort: auf der ganzen Welt, z.Z. Basel, Schweiz
Beiträge: 929
Standard Nie wieder

Liebe Matilda

Haben dir schon im anderen thread geschrieben, aber möchten dir nur sagen.

Die Erfahrungen die du mit deiner Mam machen durftest sind ganz wichtige und die schönstes als letztes Geschenk ihr gegenüber die ihr noch gemeinsam haben durftet.

Lege sie in die Schatztruhe des Herzens.

Dein so wunderschönes Gedicht hat sein ende erreicht, sei glücklich und dankbar sie als deine Mam gehabt zu haben.

"Es gibt Menschen die sind so.....
Es gibt Menschen,
die sind anders ....
Und dann gibt es noch DICH:
Weder so noch anders ....
Eben BESONDERS!"

Sei umarmt, in stiller Trauer deine Liz
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  #9  
Alt 14.04.2004, 09:38
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Beiträge: n/a
Standard Nie wieder

Liebe Matilda,
mein Mitgefühl für Dich und deine Angehörigen. Es macht mich unendlich traurig zu hören , das diese Krankheit wieder jemanden besiegt hat.
Ich wünsche Dir unheimlich viel Kraft für die nächste Zeit. Es wird schwer werden, aber deine Mutter (so wie du sie beschreibst) wird niemals vergessen werden.

Ich sage mir immer: "Der Himmel holt seine Engel zürück".

Daran glaube ich ganz fest. Mein Mann starb auch vor kurzem.
Also, sei ganz fest in den Arm genommen.

Nancy
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  #10  
Alt 14.04.2004, 21:09
Asra
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nie wieder

Liebe Matilda,
möchte dich nur still umarmen, denn noch soviele Worte können nicht trösten.
Auch ich habe aus dem Tod meines Vaters vieles mitgenommen und bin mir nun ganz sicher, dass dies kein Ende ist. Eines Tages werden wir uns wiedersehen und bis dahin werden unsere Lieben uns als Engel auf dieser Welt begleiten.
Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft die schwere Zeit zu meistern.
Liebe Grüße Asra
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