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#1
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
Trauerverarbeitung braucht Zeit und der Verstand ist meistens schneller als die Gefühle. Du solltest keine übereilten Entscheidungen treffen, die Du später bereuen könntest. Dein Mann ist vor kurzem gestorben, meine Tanja ist seit einem Jahr tot. Auch ich habe die Trauer nicht wirklich „verarbeitet“. Alles ist anders und es wird nie wieder so sein, wie vor Tanjas Tod. Diese Traurigkeit wird nie ganz aufhören. Aber ich muss weiter leben. Einiges ist sinnlos geworden, zum Beispiel die Altersvorsorge. Ob ich als Rentner etwas mehr oder weniger Geld habe, ist nicht wichtig. Auf Reisen habe ich keine Lust mehr. Ich arbeite nicht, weil ich das Geld brauche, sondern um eine Aufgabe zu haben. Die Entscheidungen, die sachlich notwendig waren, habe ich getroffen. Es wird nicht „gut“, aber vielleicht etwas besser als vor einem Jahr. Vielleicht bedeutet das Leben leiden. Die Buddhisten fühlen wohl so. Liebe Grüße Hermann |
#2
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AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
Gut...ist für mich, was sich für mich gut anfühlt. Ich lebe gern. Ich habe "miteinander" so viel Schmerz erleben dürfen...ohnmächtig...diese Diagnose nicht "löschen" zu können...das gemeinsame Glück einfach ´"endlich"! Dankbar bin.für "unsere gemeinsame Zeit"..noch immer...seit 6 Jahren. Liebe Jutta:! Langsam voran...die Seele muss mithalten auf diesem Weg der Trauer. Klar...der Verstand weiß so viel. Die Seele darf einfach langsam...ihren Weg finden! LG Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
#3
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo alle zusammen!
Vielen Dank für eure Antworten. Es hilft, wenn mich jemand in meiner Trauer wahrnimmt und besonders wichtig ist es das es Menschen sind, die es erlebt haben- und wissen wie trostlos und schmerzhaft es im Herzen und in der Seele aussieht.- Gestern war ich in einem Trauercafe. Dort traf ich auf einen Kreis trauernder unterschiedlichen Alters. Wir wurden von ehrenamtlichen Helfern betreut, die sich auch in einem Hospiz arrangieren. Ein alter Herr saß neben mir, der untröstlich war weil er seine Frau kurz nach der goldenen Hochzeit verloren hatte. Zuerst war ich wieder mit den Vorurteilen verhaftet, die mich denken ließen "Hatte er nicht das Glück mit seiner Frau ein langes gemeinsames Leben führen zu können, so wie ich es auch so gerne gewollt hätte?"Die Dankbarkeit müsste die Trauer schon bald in Freude umwandeln. Dann erkannte ich, das auch ein langes Leben zu wenigen Augenblicken zusammen zu schrumpfen scheint, wenn es um einen endgültigen Abschied geht. Außerdem schienen die meisten Teilnehmer keine finanziellen Probleme zu haben und ich denke das Geld eine eher untergeordnete Rolle in unserer Situation spielt, so ähnlich wie Hermann es schildert.... Der Buddhismuss kann durch die Erkenntnis- das es ein Leben ohne Leiden und Verlust nicht gibt eine kleine Hilfe sein. Es ist gut zu wissen das- man keiner Religion angehören muss,- für eine Tradition die Buddha vor 2500 Jahren hervorgebracht hat, die sich intensiv mit Leid, Armut, der Krankheit, des Alters und der Vergänglichkeit beschäftigt. Auch wenn ich nicht an eine Reinkarnation glauben möchte, habe ich die Möglichkeit mich durch Meditation in Achtsamkeit zu üben.... Mir ist nicht klar, wofür es diese Bewertungen hier im Forum eigentlich gibt, mich würde es nicht stören wenn mein Thema keine Sterne hätte. Euch allen einen guten Start ins Wochenende. Liebe Grüße Jutta Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:07 Uhr) |
#4
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo Yogi12,
Zitat:
Gruß Gitti |
#5
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
ich bin auch nicht begeistert von diesen Sternen und finde sie absolut fehl am Platz. Wie kann die Trauer des einen besser/wertvoller sein als die der anderen, dass man dafür Sterne vergeben müsste? Das geht nicht. Du hast es ja selbst ein Beispiel in diesem Trauercafe erlebt und geschildert. Für diesen Mann wäre es ein absolut dummer Spruch: "Sie hat ihr Leben gelebt." Die Reaktion kannst du dir sicher vorstellen. Es ist immer schlimm, wenn der Partner gehen muss. Egal wie alt. Wie du schreibst: "Die Vergangenheit schrumpft in diesem Moment zu wenigen Augenblicken zusammen." Liebe Grüße, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#6
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo zusammen.
Heute ist Samstag und es geht auch darum den morgigen Sonntag zu gestalten,da am Wochenende mehr Zeit zum grübeln bleibt möchte ich das es irgendwie herumgeht auch wenn ich noch nicht all zu viel Motivation habe mir etwas Gutes zu tun. Wüsste auch eigentlich gar nicht was das sein könnte. Gerade die Wochenenden haben "wir" immer gemeinsam verbracht. Ich spüre intensiver den Wunsch nach seiner Nähe und wenn ich ehrlich bin möchte ich ihm sogar noch manchmal dort hin folgen wo er jetzt ist. Die Welt ist mir fremd geworden, aber indem ich mitteilen kann, was ich erleide kann ich vielleicht einen Weg finden mit diesem Verlust zu leben... Ich habe in Hermanns "Thema" mitgelesen in dem es um Altersvorsorge und andere Versicherungen ging. Mein Mann hatte auch mehrere Versicherungen abgeschlossen, die uns vor den Wechselfällen des Lebens schützen sollten. Ein größerer Teil seines Gehaltes ging dafür drauf. Als er von heute auf morgen durch die schwere Krebserkrankung aus dem Arbeitsprozess ausscheiden musste, war ihm keine einzige Versicherung mehr von Nutzen. Er begann sofort nach der Diagnose die unwichtigsten Versicherungen zu kündigen, die allerdings mit längeren Wartezeiten verbunden waren, da er noch lebte.... Nach seinem Tod kündigte ich dann mit sofortiger Wirkung die verbliebenen Verträge und bin froh das nun nur noch Haus- und Haftplicht Versicherungen (auch für den Hund) übrig bleiben. Die wichtigsten Dinge im Leben kosten nichts oder sind unmöglich. Meinen Mann bringt nichts- zurück und materielle Dinge haben für mich kaum noch einen Stellenwert.... Auch wenn mein Leben nicht immer ausgefüllt und zufriedenstellend war, konnte Ingo mir ein Gefühl von Geborgenheit , Liebe und Vertrauen geben. Dadurch haben wir das Wichtige vom Unwichtigen im Leben so manches Mal trennen können.... Liebe Grüße Jutta Geändert von Yogi 12 (13.09.2014 um 18:08 Uhr) |
#7
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AW: Geht es euch auch so?
An Alle die es interessiert,
vor ungefähr einem Jahr, im September 2013, fing der Husten bei Ingo an. Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht, dachten an eine Sommergrippe- und das es bald wieder aufhört.- Im Oktober dann hustete er immer häufiger und anhaltend. Er wollte nicht so schnell zum Arzt damit, weil es eigentlich keinen Grund für den anhaltenden Husten geben konnte. Wir hatten ja schon vor vielen Jahren mit dem Rauchen aufgehört, führten ein normales suchtfreies Leben. Unbewusst ahnte er vielleicht doch schon das, der Husten nicht normal war. Immer wieder habe ich auf ihn eingeredet er sollte sich einen Arzttermin holen. Er wollte noch den 1. November abwarten, denn seit Anfang des Jahres hatte er für ein Konzert von" Deep Purple" die Karten für uns besorgt- und dieses mit Freude erwartete Konzert wollte er in der Westfalenhalle unbedingt ungestört erleben.- Erst am 25. Nov. kam es zur Untersuchung bei einem Lungenfacharzt, der ihm sachlich und emotionslos die schreckliche unheilbare Erkrankung mitteilte..... Am 7.8.2013 musste ich dann Abschied nehmen von ihm und unserer Zukunft. Was wir uns erhofft haben wird unerfüllte Hoffnung bleiben. Was ich mit dir geplant habe, bleibt ein leerer Plan. Nie wieder werde ich mit dir lachen, nie wieder werde ich mit dir deine Musik hören, die auch meine war und die uns sehr miteinander verband..... Ich bin untröstlich- und könnte ich mich schnell über den Verlust hinwegtrösten, käme es mir vor wie ein Verrat an dich... Gerade jetzt wo es darum geht , angesichts des Todes eine andere Form des Liebens zu finden, da spürt die Liebe sich tiefer an,wie nie zuvor..... Omondi: Danke für deine freundlichen Worte. Der Dorn des Verlustes schmerzt uns immer wieder, auch nach Jahren noch- und das ist gut so. Liebe Grüße Jutta Geändert von Yogi 12 (14.09.2014 um 16:02 Uhr) |
#8
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo zusammen,
vielleicht gehöre ich hier im Forum zu den Leuten die andere mit runterziehen,- aber ich kann nicht anders .- Die erste Welle der Anteilnahme und Unterstützung ist verebbt und ich bleibe allein zurück.- Jetzt wo Ruhe einkehrt habe ich das Gefühl: "Er fehlt mir jeden Tag mehr." Durch den langen Leidensweg vorweg, kommt mir die Trauer manchmal absurd vor, wird mir die Endgültigkeit " Nie wieder" schleichend und manchmal überfallsartig bewusst. Apathie, Essstörungen und depressive Stimmungen sind die Folge. Im Kontakt mit anderen Betroffenen tut es mir gut zu spüren, dass es nicht vorbei sein muss, das man seine Trauer noch nach langer Zeit zeigen darf. Liebe Grüße Jutta Geändert von Yogi 12 (15.09.2014 um 14:16 Uhr) |
#9
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
die Zeit der „Jahrestage“ ist bei mir vorbei, aber nicht die Erinnerung an 14 Monate, einer schrecklichen Phase in meinem Leben und in unserem Eheleben. Danach kamen die ersten Monate nach ihrem Tod. Gedanken, mich zu trösten, aber ich schnell weggeschoben. Ich könnte das nicht, welche Frau möchte auch ein „Trost“ für eine Andere sein. Die Freude am Leben hatte ich verloren. Immerhin habe ich beruflich noch funktioniert und war auch nicht erfolglos. Dem Film „Schlaflos in Seattle“ gibt es eine Szene, in der der Mann ein solches Funktionieren beschreibt. Es gab Unterstützung von Freunden und Verwandten, aber meistens war ich doch mit der Trauer allein. Ob ich noch zwei Monate, drei Jahre oder 10 Jahre lebe, war mir nicht wichtig. Dann brauche ich auch keine Krebsvorsorge. "Nach-Sterben" hätte für mich keinen Schreken gehabt. So vergingen einige Monate. Allmählich ändert sich die Situation. Ich kann nicht sagen, dass ich jetzt sehr viel Freude am Leben habe, aber ich denke mehr an die Zukunft. Das „weiter so“ des Alltags lenkt ab, aber ich will nicht immer nur mich ablenken. Eine neue Perspektive zu entwickeln, ist schwer. Ich versuche in Abschnitten zu denken, wie es Krebskranke manchmal tun, die nicht wissen, ob sie die nächsten Jahre überleben. (So etwas kenne ich aus Interviews) Erst einal zwei Jahre bis zur Rente, dnnn wird man weiter sehen. Liebe Grüße Hermann |
#10
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo zusammen,
danke für die Antworten. Heute hatte ich ein eher tiefes Trauerloch. Es macht deutlich, das weder ich selbst noch mein gesamtes Leben je wieder so sein werden wie vorher. Das Auf und Ab meiner Befindlichkeit dauert noch eine Weile an.( Wird in etwa so von euch beschrieben.)Lebensfreude erwarte ich in Zukunft eher kaum. Allerdings wäre es schön wenn das körperlich/seelische Unwohlsein bald nachlässt damit ich mein Alltagsleben besser in den Griff kriege. Liebe Grüße Jutta |
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