Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 17.05.2006, 15:20
loence loence ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.05.2006
Beiträge: 2
Standard Langer Abschied: Darmkrebs Endstadium

Meine mutter, 68, hat darmkrebs im endstadium und im februar nach 3 chemos den befund und die diagnose erhalten: "weitere therapien zwecklos". Seitdem hat sie den kampf gegen den krebs aufgeben und das sterben begann, jeden tag ein wenig mehr. inzwischen ist sie bettlägrig und wir - bzw. mein 76-jähriger vater - pflegt/en sie zuhause. Sie behält seit einigen wochen nichts mehr bei sich, mehreres erbrechen am tag, hat zig kilos verloren, auf ein gerippe abgemagert und wird nun intravenös mit elektrolyten und diversen beruhigungsmitteln versorgt. schmerztherapie erhält sie schon länger, konkret: morphinpflaster.
meine schwester und ich nehmen uns abwechselnd frei, um unseren vater zu entlasten (eltern wohnen ca. 100 km weg), zusätzlich kommt täglich die ambulante hospizschwester. der abschied dauert so wahnsinnig lange und bricht uns allen das herz, unsere mutter so leiden zu sehen. wir wünschen ihr nichts mehr, als dass sie endlich erlöst wird. kennt ihr das? ich werde diese bilder wohl nie vergessen, den trüben blick meiner mutter, ihr bitterliches weinen jeden tag, weil sie weiss, dass sie den kampf verloren hat und gehen muss. wie lange muss sie sich noch quälen?

eine verzweifelte und endlos traurige tochter. leonce
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 17.05.2006, 16:06
Joey2004 Joey2004 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.05.2006
Beiträge: 1
Standard AW: Langer Abschied: Darmkrebs Endstadium

Hallo Leonce,

ich kann dein Leid sehr gut teilen. Meinen Großvater hat es auch seit ca. Februar erwischt. Hatte noch eine OP und Chemo, musste diese wegen Gelbsucht zwischenzeitlich abbrechen und nun sind die Leberwerte auch noch schlecht ausgefallen, dass heißt Abschied nehmen.

Ich bin gerade im 4 Monat Schwanger und mir setzt das ganze emotional zusätzlich zu und ich habe auch noch Angst meinen kleinen zu schaden. ich habe es offiziell erst am fr erfahren, da mich alle wegen der schangerschaft schützen wollten. seit fr habe ich jeden tag viel geweint.

Mein Opa kann durch die Schmerztherapie gelegentlich noch ein wenig sitzen, aber auch er hat enorm viel abgenommen und seine Stimme ist bereits so schwach.

Hinzu kommt noch dass meine Großeltern in Prag leben und wir nun ständig hin und her pendeln müssen. Zur zeit ist meine Mutter bei ihnen und leistet ihnen Hilfe. Nächste Woche möchte ich wieder hin fahren und hoffe dass ich ihn noch halbwegs bei bewusstsein erlebe. jeden tag schicke ich ihm sms und sende ihm gute wellen.

ich wünsche allen anderen angehörigen ebenfalls viel kraft und hoffe für unsere liebsten, dass sie bald ein schmerzfreies erlösen haben!!

p.s. hat jemand erfahrung von was es abhängen kann, wie lange die armen leiden müssen??
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 17.05.2006, 19:13
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.12.2005
Ort: Ort bei Kiel
Beiträge: 402
Standard AW: Langer Abschied: Darmkrebs Endstadium

Hallo Ihr Zwei,

lasst euch erstmal trösten. Ich weiß, dass eure Situation nur schwer zu verkraften ist. Bin zwar jetzt selbst als Darmkrebs-Patientin hier unterwegs, habe aber auch schon meinen Vater an diese Krankheit verloren.

Wir (meine Mutter und ich) haben ihn zu Weihnachten aus dem KH nach Hause geholt, nachdem die Ärzte nur noch den Kopf schüttelten und nichts mehr möglich war. Zu dem Zeitpunkt konnte er gestützt noch einige wenige Schritte laufen, war aber auch schon gelb und deutlich abgemagert. Er hat den Kampf bis zuletzt nicht aufgegeben und wollte bis zur letzten Sekunde sein Leben nicht lassen.... So lange Nahrung überhaupt noch drinblieb, versuchte er es mit den hochkalorischen Produkten aus der Apotheke. Er ließ sich zur Unterstützung bis fast zuletzt Mistel-Präparate in die dünner werdenden Ärmchen spritzen...

Unaufhaltsam schritt der Verfall fort. Schließlich konnten wir ihn noch in den Stuhl tragen und irgendwann ging auch das nicht mehr. Ab Mai konnte er nurmehr liegen. Er bekam seine Infusionen zu Hause und ein Krankenbett mit Umwälzmatraze, um dem durchliegen vorzubeugen. Gepflegt wurde er von meiner Mutter und mir (ich wohnte nebenan), zum Waschen kam morgens die Mobile Krankenpflege. Seine Haut wurde immer noch gelber und sie schien mir direkt auf den Knochen aufzuliegen. Aber er wollte es nicht hinnehmen... Erst im Juli fiel er ins Koma und wir haben die intravenöse Ernährung eingestellt. Nur Flüssigkeit und Elektrolyte bekam er noch und wir haben ihm regelmäßig Lippen und Zunge im starr aufgerissenen Mund angefeuchtet. Keiner wusste, was er noch wahrnimmt. Sein Blick war gebrochen und die Körperfunktionen quittierten langsam ihren Dienst.

Am 23. Juli sprach ich zu ihm, sagte ihm, dass wir alles regeln werden... dass er ruhig gehen darf... ich würde auf seine Frau - meine Mutter - aufpassen. Es war unglaublich, aber es bildete sich ein Mini-Tränchen in seinem toten Augenwinkel und keine 10 min später war er gestorben... ganz leise, friedlich und ruhig....

Es waren 7 harte Monate und ich denke, Mensch lebt umso länger, je mehr er am Leben festhält. Mein Vater konnte erst gehen, als er selber losgelassen hatte.

Loence, wenn deine Mutter wirklich aufgegeben hat, wird es sicher schneller gehen und ich wünsche es dir und ihr von ganzem Herzen. Als pflegender Angehöriger kann man die Zeit nie wieder vergessen.

Meine Bewunderung gehört den Menschen, die es sich im Rahmen der Hospizarbeit zur Aufgabe machen, Menschen tagtäglich zum Sterben in würdigem Umfeld zu begleiten. Es ist eine tolle Aufgabe und sehr belastend.

Ich wünsche euch beiden all die Kraft, die ihr jetzt braucht. Lasst euch nochmal knuddeln

LG chaosbarthi
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 17.05.2006, 20:14
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.320
Standard AW: Langer Abschied: Darmkrebs Endstadium

Liebe Loence,

Ich kann dir so gut nachempfinden, fühle dich einfach nur umarmt.

Wie lange deine Mutter am Leben festhalten kann, können wir dir auch nicht sagen, so sehr es auch schmerzt, diesem Leiden zusehen zu müssen. Ich verlor beide Eltern an Darmkrebs, und bei Beiden dauerte diese Phase unterscheidlich lange an. Meine Mutter konnte nicht loslassen, obwohl sie wußte, dass es ihr und uns damit etwas leichter fallen würde. Sie liebte das Leben zu sehr und bekämpfte den Tod bis zu ihrer letzten Sekunde.

So schwer diese Zeit auch ist, so froh werdet ihr später sein, dass ihr diesen Weg mit eurer Mutter gegangen seid.

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für diese schwere Zeit.
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 18.05.2006, 07:38
loence loence ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.05.2006
Beiträge: 2
Standard AW: Langer Abschied: Darmkrebs Endstadium

Euer Zuspruch und die virtuellen Umarmungen tun wirklich gut, ebenso wie es gut tut, sich hier mal aussprechen zu können, denn in der familie ist das nicht möglich. hauptsächlich weil jeder mit dem abschied von mutter auf seine weise beschäftigt ist und die ganze energie in mutter und auch unseren vater steckt, damit er nicht auch aufgibt. das ist so mit das schlimmste, meinen vater zu sehen, wie es ihn vor schmerz oft schier zerreisst.

was meine schwester und ich nicht wissen ist, ob meine mutter noch am leben festhält, weil sie es für sich selbst will, oder um meines vaters, ihres mannes - willen. meine mutter war immer so eine lebensbejahende und aktive frau, wenngleich sie ein schweres leben hatte. manchmal habe ich den eindruck, sie erst jetzt wirklich kennenzulernen, wie sie mit mir spricht, was sie mir mitteilt, wenn sie z.b. sagt, sie wollte mir noch so viel sagen und jetzt läuft ihr die zeit davon. (jetzt kommen mir schon wieder die tränen). ich wünschte, mein vater könnte auch endlich los lassen, vielleicht würde es dann meiner mutter auch leichter fallen, zu gehen?!

eine grosse hilfe ist uns - und auch ich zolle den hospizmitarbeitern grossen respekt - deren ansicht zum sterben und deren art, täglich damit umzugehen. die gespräche mit der schwester tun mir immer sehr gut. allen, die gerade ähnliches durch machen wünsche ich von dieser stelle aus, auch viel kraft und den glauben daran, dass das leben in einer anderen welt für unsere angehörigen, die sich verabschieden, weitergeht.

lg loence
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 18.05.2006, 10:35
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.12.2005
Ort: Ort bei Kiel
Beiträge: 402
Standard AW: Langer Abschied: Darmkrebs Endstadium



LG chaosbarthi

PS. Wenn du Fragen hast, darfst du mir gerne auch ein PN oder e.mail schicken.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 21.05.2006, 22:04
Sonne79 Sonne79 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.12.2005
Ort: Nähe Stuttgart
Beiträge: 261
Standard AW: Langer Abschied: Darmkrebs Endstadium

Hallo loence!

auch ich kann dich sehr gut verstehen, meine mutter hat mit 52 jahren im januar den kampf verloren.ich durfte sie in ihren letzten stunden und tagen begleiten, wenn auch ihre leidensphase gott sei dank am schluss kurz war und sie erst in den letzten 4 tagen wirklich am ende war.auch sie durfte zu hause einschlafen, das ist das größte geschenk was man meiner meinung nach einem sterbenden machen kann.
die bilder werden wir alle wohl nie vergessen, wobei sich bei mir an vielen tagen schon wieder schöne erinnerungsbilder durchsetzen....

verstehen werden wir es vermutlich auch nie, aber damit leben und umgehen müssen wir trotzdem, und du wirst merken, die erde bleibt nicht stehen, nicht mal für einen kleinen moment....

für die nächste zeit wünsche ich dir ganz viel kraft für alles was auf dich zukommt!

liebe grüße sonne
__________________
Leben ist das, was passiert während Du eifrig dabei bist, andere Pläne zu schmieden
John Lennon
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:23 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55