Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

[Summer 175]

Liebe Gabi-Diana,
unser Kurz-Urlaub war (vor allem für mich) richtig schön - zwar sehr stressig, weil letztlich doch viel mehr zu tun war, als zuerst vorgesehen war (wer konnte schon ahnen, dass man Tapeten mit Latexfarbe wieder nur mit dieser überstreichen darf und das Ablösen dieser Tapeten dann zentimeterweise erfolgt?), aber doch so mit Erlebnissen ausgefüllt, dass es zumindest mir richtig gut ging. Vielleicht lag das auch daran, dass ich mich für die nächsten drei Jahre im Lindt-Werksverkauf mit süßen Verführungen eingedeckt habe ? Aber ich war tagsüber so beschäftigt mit Erledigungen (den Weg zu Baumarkt und Metro in Würselen find ich jetzt nachts um drei ), tollen Gesprächen mit der Freundin unseres Sohnes - da war kein Platz mehr für trübe Gedanken. Und abends war ich einfach platt und müde ... Wir haben ja zum erstenmal die künftigen Schwiegereltern von Heiko getroffen, da saßen wir abends natürlich auch noch bei Wein und Schnäpsken zusammen. Ich hab trotz Wohnungsstress natürlich zugenommen: Moni's Mutter kommt aus Polen, und wenn sie meint "ich mach euch mal eine Kleinigkeit zu essen", dann kommt mindestens ein Vier-Gänge-Menu für die doppelte Anzahl der Esser dabei rüber ... Kommt dir das bekannt vor, Brigitte ?

Jetzt kämpfe ich mich durch Wäscheberge: zum einen die, die wir mitgebracht haben (vier Tage Dauerregen, Tapeten ablösen und abends beim Italiener dann den Tatterich ...), zum anderen ist der Wetterbericht so vielversprechend, dass spätestens bis Mittwoch die ganzen Winterklamotten einschließlich Bettwäsche gewaschen und weggeräumt sein sollen ... Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht versehentlich den "Sarge" auch noch in die Waschmaschine stecke

Joachim geht es langsam besser - er merkt es noch nicht so, aber allen anderen fällt es auf. Er seufzt nicht mehr so viel, war die letzten Tage auch sehr aktiv (er meinte, weil er musste - aber vorher hätte er auch gemusst, konnte aber nicht), schlafen wird auch ganz langsam etwas besser. Es braucht halt Zeit und Geduld, und die fehlt ihm da schon ... Aber er will Mittwoch versuchen, wieder zu arbeiten, muss es halt langsam angehen. Eine ganz liebe Nachbarin, die auch so ihre Päckchen zu tragen hat, meinte gestern Abend auch, er müsse einfach mehr in sich hineinhören. Und dann auch mal "nein" sagen und nur das tun, was ihm gut tut (Arbeit muss halt sein, aber wenigstens in der Freizeit!) und sich möglichst nur mit Menschen umgeben, die ihm gut tun ... Und genau diesen Eindruck hatte ich für mich in den letzten Tagen: eine mir eigentlich völlig fremde Frau (ich kannte Monika's Mutter ja nur vom Erzählen und einem kurzen Telefonat an Silvester) hat mir das Gefühl gegeben, einfach gut aufgehoben zu sein - eine solche Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit (wir sind mit zusätzlich vier Mann + Hund in eine winzige 3-Zimmer-Wohnung mit nur einem kleinen Bad eingefallen) findet man selten, und dann tut sie einem doppelt und dreifach gut.

Der Wetterbericht für diese Woche ist zumindest für uns hier traumhaft - schon jetzt strahlend-blauer Himmel und Sonne, das ist bestimmt auch für unsere Seelen gut ...

Ich wünsche euch allen eine gute Woche mit guten Diagnosen, ohne Schmerzen, ohne Tränen, die weh tun (die, die erleichtern, sind damit nicht gemeint) ...

Alles Liebe, Karin

[Summer 175]

Liebe Gabi, liebe Brigitte ...
Heut hab ich ganz tief in den langärmligen Pullis gekramt - es ist saukalt draußen .... Wahrscheinlich wieder die verfrühten Eisheiligen *bibber*

Joachim geht's langsam aber sicher in ganz kleinen Schrittchen besser. Die Medikamente an sich (Saroten, Taxilan und Dipiperon) sind für ihn wohl richtig, nur an der Einstellung muss ich einigen Tagen noch etwas gefeilt werden. Die Tagesklinik fordert ihn leider nicht so, wie er sich das wünscht, zwischen den Therapien ist ziemlich viel Leerlauf - aber dass er sich langweilt, finde ich wiederum ein gutes Zeichen. Als er mir von seiner Beschäftigungstherapie erzählt hat, bin ich fast vom Glauben abgefallen: anstelle von Ton- oder Speckstein-Arbeiten (weil da wird man ziemlich dreckug ) hat mein Mann mit Seidenmalerei angefangen - von DER Seite ist er mir völlig neu Aber dass auch da etliche Gänge langsamer gefahren wird, ist gut - so lernt er nämlich, dass man auch langsam was erreichen kann. Die Arbeit hat er mittlerweile ganz weit nach hinten geschoben - Gott sei Dank, wenn das nicht mehr im Hinterkopf arbeitet ....

Ich denke, es war für Joachim die beste Entscheidung, die Station zu verlassen und in die Tagesklinik zu gehen - die Ärzte sahen das naturgemäß etwas anders, aber wenn sich jemand an einem Ort nicht wohlfühlt, dem tut ihm das in der Seele auch nicht gut ... Da brauche ich nicht studiert zu haben

Reiten gehe ich derzeit nicht, mir fehlt zum einen die Zeit (der Garten!), zum anderen bin ich froh über jede ruhige Stunde, die mir zum Lesen oder für den PC bleibt ... Für's Reiten wär ich ja auch jedesmal um die drei Stunden unterwegs - für mich im Moment eine Ewigkeit ... Und für den Sarge hatte ich die letzten Wochen eh so wenig Zeit, da kümmere ich mich lieber um den kleinen Kerl ...

Aber meine Tochter arbeitet momentan kurz, da werd ich demnächst mal mit ihr ausreiten gehen ....

Meinem Vater geht's inzwischen auch wieder besser, psychisch sowieso und was die Leistungsfähigkeit betrifft auch wieder - vielleicht war es so eine Art Frühjahrsmüdigkeit, die dauernden Wetterwechsel machen ja jeden fertig.

Ich wünsche euch einen schönen Tag, auch wenn er beim einen oder anderen wohl verregnet ist - ich geh jetzt Betten abziehen und dann mit dem Hund spielen und danach wird Rhabarberkompott gekocht ...

Herzliche Grüße,
Karin

[Summer 175]

Liebe Brigitte, liebe Gabi!
Dass wir so weit auseinander wohnen, ist schade - ich bügel doch sooo gern, ehrlich! Und die Bettwäsche, die ich grad abgezogen hab, ist bügelfrei (Weichfrottier, schön kuschlig) ...

Mir geht's im Moment richtig gut - ich nehme mir aber auch immer mal eine Auszeit, lese ein schönes Buch, mache Sudoku ....

Ich nehme ja derzeit Paroxat und Opipramol, hab dadurch mehr Antrieb, weniger (bis manchmal überhaupt keine) Ängste und kann einigermaßen gut schlafen ... Der einzige Haken dran ist der gesteigerte Appetit und der oft sehr trockene Mund - aber damit kann ich leben: leckere Bonbons bekämpfen gleich beide Symptome

Ich find's auch schön, dass ich mir um meinen Vater im Moment offensichtlich keine großen Sorgen machen muss. Wahrscheinlich muss jetzt sein Schrittmacher erneuert werden, aber das ist eigentlich eine Routinesache. Er ernährt sich jetzt auch etwas gesünder, achtet auf fettärmere Wurstsorten usw. - das freut mich natürlich unheimlich!

Joachim's Seidenmalerei soll übrigens ein Pferdekopf werden - also kriegt das Tuch auf jeden Fall unsere Tochter . Das Gute daran ist wohl, dass er da so konzentriert arbeiten muss, dass für negative Gedanken und ähnliches absolut kein Platz mehr ist - ist wahrscheinlich auch der Sinn der Sache. Vor allem weil es eine absolut ungewohnte Tätigkeit ist - mit Holz hat Joachim ja schon immer gern gearbeitet, das geht sicher mehr automatisch ... Aber ich freu mich jeden Morgen, wenn er mir sagt, dass er gut und lange geschlafen hat - man wird für jede Kleinigkeit dankbar, und das finde ich auch gut so ...

Ich wünsche euch einen angenehmen Tag, meiner wird wahrscheinlich recht ruhig werden - ein bisschen Wäsche , ein paarmal kurz mit dem Hund laufen (es regnet ziemlich ausdauernd - gut für den Garten ...) und das "bisschen Haushalt". Heut Abend kommt unsere Tochter zum Essen vorbei *freu*, also noch ein bisschen einkaufen und Vollkornbrot backen, das war's dann schon - der Garten fällt heute sicher aus, eigentlich schade, so langsam macht's mir Spaß ...

Herzlichen Gruß, Karin

[Summer 175]

Liebe Gabi,
das wär's doch: eine Jammerecke, wo jeder schreiben kann, der grad mies drauf ist - und wo nur die reingucken, denen es entweder ähnlich geht oder die es nicht stört ...
Es ist einfach eine komische Zeit, so "zwischendrin" - einerseits alles noch frisch, andererseits alles vorbei ... Ach, ich weiß auch nicht so recht ...
Auf unseren Urlaub freu ich mich riesig - Joachim geht's ja im Moment auch gut, morgen hat er wohl seinen letzten Tag in der Tagesklinik, soll nach dem Urlaub erst mal in die Ambulanz und dann evtl. die Wiedereingliederung angehen. Ich hab mich ja für ihn gefreut, dass er gestern Abend allein weggefahren ist - ich hatte nur Angst, weil er eben allein mit dem Auto unterwegs war. Laut Ärztin machen die Tabletten da nichts, aber ich hatte halt trotzdem ein flaues Gefühl im Bauch, konnte auch nicht schlafen (nicht mal beim Fernsehen!), bis er endlich wieder da war ...
Jetzt werd ich noch eine Ladung Wäsche raushängen und dann unseren Hund aus seinem Busch hervorlocken - das schöne Wetter heut sollten wir ausnutzen, morgen und am Dienstag soll's regnen ... Klasse - und wir müssen doch unseren Garten urlaubsfertig machen, damit die Nachbarin nur gießen muss, ohne sich erst mit der Machete einen Pfad durch's Unkraut zu bahnen ... Und die Kartoffelkäfer muss ich auch noch absuchen, sonst sind nächste Woche nur noch die Stengel übrig ...
Liebe Grüße,
Karin

[Summer 175]

Liebe Gabi,
die Ameisen haben wir am Grab - wir kämpfen aber tapfer mit Backpulver dagegen an ... Immer noch besser als unsere Grab-Nachbarn: da hat sich letzt ein Maulwurf getummelt

Die Kartoffelkäfer sind bei uns im Garten eigentlich schon immer VOR den Kartoffeln da - noch bevor wir die gelegt haben, saßen die ersten Käfer schon auf den Radieschen und haben gewartet - war ja auch eine Frechheit: sonst haben wir die Kartoffeln immer schon im April gelegt, nicht erst im Mai *grins*

Das Ablesen von den Biestern und den Larven macht mir richtig Spaß - ehrlich! Die ganze Gartennachbarschaft amüsiert sich über mich - aber dafür haben wir dann auch ungespritzte Kartoffeln *freu*! Früher haben die Kinder und ich immer um die Wette abgelesen - für 10 Käfer bzw. Larven gab's dann nämlich immer ein Bällchen Eis! Irgendwann meinte unsere Tochter dann, die Eier würden auch einzeln zählen

Mit dem Wetter hatten wir gestern Glück - fünf Minuten, nachdem ich unseren Wuff mit viel Glück, Geduld und einer großen Scheibe Jagdwurst reingelockt hatte, fing's ganz toll an zu regnen: richtig schöner Landregen, gleichmäßig, ohne was kaputtzuschlagen ... Im Moment scheint noch die Sonne, also geht's erst mal eine große Gassirunde, dann fange ich mit dem Packen an. Bis ich allein das Hundezeugs beisammen hab Vor allem die Medikamente sind ja wichtig, hoffentlich ist Joachim's Rezept heute richtig ausgefüllt. Zum Glück hatte er sich letzte Woche schon eine Aufstellung der Medis geben lassen, weil unsere Apotheke alles, was über Aspirin und Hustensaft (nur ganz leicht übertrieben!) hinausgeht, ja immer erst bestellen muss - und als ich's bestellen wollte, ist mir aufgefallen, dass Saroten als 100 mg angegeben war. Das ist zwar Joachim's augenblickliche Dosierung, aber Saroten gibt's nur als 75 oder 50 mg .... Ärzte ...

Das Schöne ist ja, dass wir mit dem Auto fahren, also alles mit kann, was evtl. gebraucht werden könnte ... Aber nach Auswandern soll's ja auch nicht aussehen - und allein die Hunde-Handtüchter und unsere Sauna-Sachen nehmen schon einen kleinen Koffer ein Es wird bestimmt schön - selbst der Wetterbericht für Königsleiten liest sich im Moment gut

Bei Joachim haben sich mit 10 mg Cipralex jetzt sehr gute Erfolge gezeigt: er ist wesentlich fitter, hat wieder Lust, Antrieb, ist einfach gut drauf ... Was das Schlafen betraf, hat Dipiperon bei ihm Wunder gewirkt.

Ich wünsch dir einen stressfreien Tag, ohne allzu traurige Gedanken ...
Karin

[Mariesol]

Hallo Karin,

wie geht es Euch?

Liebe Grüße von Mariesol

[Summer 175]

Hallo, ihr Lieben ...
Heute hab ich mir mal ein Herz gefasst und wieder hier reingeschaut - ich musste mich wirklich überwinden, bitte versteht das nicht falsch! Aber in letzter Zeit hatte ich einfach gemerkt, dass es mir nicht gut tut, hier täglich zu lesen - und der Suchtfaktor war andererseits doch sehr hoch, schließlich will man doch wissen, wie es den Menschen geht, die einem im Lauf der Monate irgendwie ans Herz gewachsen sind.
Aber nachdem dann bei fast allen die Hoffnung der Trauer weichen musste, kam auch bei mir immer mehr die Traurigkeit hoch, nahm überhand.

Uns geht es soweit gut: mein Papa geht immer häufiger mal raus, zum Fußball oder mit einer alten Bekannten zum Shoppen und Kaffeetrinken, jetzt hat er sich für einen Ausflug mit dem Seniorenclub nach Tripsdrill angemeldet *freu*. Meine Mama fehlt ihm sehr, er langweilt sich auch (Waschen, bügeln, putzen, kochen und backen ist halt kein full-time-job ) - aber er kommt gut zurecht. Wie's dann im Herbst wird, wenn Allerheiligen und Totensonntag (da ist bei uns immer Totengedenken auf dem Friedhof, macht mein Chef ganz toll) kommen und Weihnachten erst, das macht mir schon etwas Angst.
Joachim arbeitet jetzt seit einigen Wochen wieder, momentan vier Stunden, ab nächster Woche dann sechs - und es geht ihm sehr gut dabei, Gott sei Dank! Wir haben viel zusammen im Garten getan, einiges umgestaltet - so mit Teilzeit-Männe, das könnte ich mir gut auf Dauer vorstellen
Mir selber geht's seit einigen Tagen endlich wieder besser - in den letzten Monaten hatte ich ja immer wieder Zeiten, in denen heftig depressive "Anfälle" auftraten, trotz Medikamenten wurde es aber kaum besser, höchstens nicht schlimmer. Es kam vor, dass ich im Auto saß, aus dem Nichts kam irgendeine Erinnerung an meine Mutter und damit die Tränen - abends beim Einschlafen hatte ich schon Angst, was die Träume wieder bringen würden ...
Mein Gynäkologe hat mir jetzt ein Hormongel empfohlen - er meinte, zu den "Baustellen" mit dem Tod meiner Mutter und Joachim's Depression mit all den Zukunftsängsten meinerseits, kämen wohl auch die beginnenden Wechseljahre. Und man solle seiner Meinung nach nicht alles aussitzen, vor allem nicht dann, wenn alles zusammen käme. Er hatte wohl recht, seit ein paar Tagen fühle ich mich irgendwie "lebendiger" - und das, obwohl ich hochdosiertes Johanniskraut und Insidon gegen Baldrian und Passionsblume getauscht habe.

Ich hoffe, dass es euch allen einigermaßen gut geht - soweit man in unserer Situation überhaupt von gut sprechen kann ...

Alles Liebe für euch,
Karin