Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 26.06.2006, 21:53
Feline Feline ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.06.2006
Beiträge: 17
Standard Bin am Weinen....

Hallo,ihr lieben Angehörigen und Betroffenen...

ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin,
denn diejenige, die an Krebs erkrankt ist,ist niemand aus meiner Familie, sondern
meine beste Freundin und ehemalige Tagesmutter von meinem jüngsten Sohn.

Ich kenne sie schon seit einigen Jahren,genau genommen seit unserem Einzug in unserem Ort.
Sie hat 6 Kinder, und da ihre in dem Alter meiner Kinder sind, haben wir zusammen sehr viel unternommen.
Kennengelernt habe ich sie in unserer Kirchengemeinde.

Ein Jahr nachdem wir uns kennen gelernt haben, bekam sie die Diagnose "Brustkrebs".
Der Tumor hatte schon eine Größe von 5 cm.
Nach und nach stellte sich heraus, daß der Krebs in die Bauchhöhle und in die Eierstöcke metastasiert hat.

Die Ärzte gaben ihr damals eine Höchst-Überlebens-Chance von 10 Jahren.
Das war ein großer Schock für alle.
Sie ging zur Heilpraktikerin.Die sagte Heilungschancen voraus.
Sie machte Chemotherapien...drei hintereinander.Sie hatten leider die Nebenwirkung,daß sich Wasser in den Beinen ansammelte und sie kaum mehr Gefühl in den Fingerspitzen hatte.
Auch ihre schönen,langen Haare verlor sie.
Sie hatte damals ein sattes "Kampfgewicht" von 120 kilo etwa.

Irgendwann ließ sie die Chemos sein und ließ sich die rechte Brust amputieren.
Sie stellte ihre Ernährung auf gesund um und hoffte für ihr Leben.

Doch das half alles nichts.Sie verlor an Gewicht,was sie der Ernährungsumstellung zuschrieb.
Die Bauchfellmetastasen kamen wieder und waren die Ursache von Wasseransammlungen in der Bauchhöhle.

Wenig später zeigten sich zwei Metastasen im Bereich der Wirbelsäule.
Sie hatte aber immer Hoffnung und war immer frohen Mutes.
Sie übernam Aufgaben,unter anderem die der Tagesmutter, um damit wenigstens die Wohnung finanzieren zu können.
Wegen der Kosten der Medikamente mußten sie schon umziehen.

Es ging ihr relativ gut die Zeit,sie hatte viel vor.
das einzige,was man sah,war die Gewichtsabnahme und die Bauchwassersucht.
Sie mußte etwa alle halbe Jahr punktiert werden.
Als sie dann auf 80 Kilo herunter war, wollte sie eine Kur machen.
Mich hat es immer tierisch mitgenommen,ich hatte ewig das Gefühl,daß sie eines Tages daran sterben würde.Aber ich wollte ihr keine Hoffnung nehmen und so traute ich mich nicht,ihr zu sagen,wann ich denke,daß sie sich überfordert.
Ich fühlte mich ziemlich unehrlich ihr gegenüber.
Ich habe (wir alle) haben die Wahrscheinlichkeit,daß sie schon bald sterben könnte,weit von uns gelegt.

Ein Jahr ging "die ruhigeZeit".

Dann mußte sie wegen Bauchwassersucht wieder zum Ablassen in die Klinik...alle 4 Wochen...dann alle 3 Wochen...


Ich ging in den Urlaub,und als ich wiederkam, war sie wieder in der Klinik.
Ich war zutiefst erschrocken,denn sie war nur noch Haut und Knochen.
So zerbrechlich.Ich konnte gar nicht glauben,daß sie stehen konnte.

Sie ist wegen massiven Kreislaufproblemen und Übelkeit eingeliefert worden.Alles haben sie untersucht...inclusive MRT.
Aber keine Ursache gefunden.Sie mußte lange im Krankenhaus bleiben.
Das ist vier Wochen her.
In den Wochen hörte ich,daß sie jetzt eine Krankenpflegerin braucht und eine Haushaltshilfe.
Daß sie noch einmal in der Klinik war und wenig später wieder entlassen wurde.
So dachte ich bis heute nachmittag und hatte immer ihr "altes" Bild im Kopf.

Wenig später hatte ich einen Termin in der Nähe der Klinik.
Danach sah ich das Familienauto auf dem Parkplatz des KH.
Ich wollte sie spontan besuchen und dachte,sie würde sich darüber freuen.

Also bin ich in die Pförtnerei und habe mich nach ihr erkundigt.
Dann ins Zimmer.....und stockte.

Sie ist dem Tode so nah...sie hat richtig tief liegende Augen,eine Sonde in der Nase und sie sieht aus wie eine Greisin.
Und das mit 45 Jahren.

Ihr Mann und eine Schwester aus der Gemeinde waren bei ihr.
Sie sagte zu mir, daß sie im Moment keinen Besuch wünschte,weil sie sich zu schlecht fühlte.
Aber sie hat mich lieb.
Sie sagte zu mir,daß ich dem Kleinen einen dicken Kuß von ihr geben sollte und wünschte mir Gottes Segen und daß ich ihm immer treu bleiben solle.
Das war der Abschied...das Nimmerwiedersehen.
Ich berührte sie dann noch einmal.Und ging dann aus dem Zimmer.Sie hatte so einen verklärten Blick...als ob sie sich sehr klar und sicher ist,daß es bald nicht mehr lange dauert,bis sie rüber geht.

Das hat mir zutiefst leid getan.
Ich lief kopflos durch das Krankenhaus und heulte mich dann bei einer Freundin aus.

Diese Hilflosigkeit..was soll ich machen?
Das Wissen,das sie hat,daß es bald zuende geht....die Wahrheit...ich kann so mit ihr mitfühlen und habe Angst.
Angst vor der Endlichkeit...vor der Wahrheit,daß das Leben zuende geht.
Das Wissen,daß es sich nur noch um Tage oder gar Stunden handelt...daß sie weiß,daß sie mich ein allerletztes Mal gesehen hat.

Ihr Wissen,daß sie bald nicht mehr ist.

Macht mir ein total flaues Gefühl in der Magengegend.Und tiefste Trauer...Wut...Verzweiflung.....dem sch...... Krebs....

Ich habe von anderen erfahren,daß sie sich schon nach der "Erlösung" gesehnt hat.
Und daß der Krebs den Verdauungstrakt schon so zerfressen hat,daß sie einen inoperativen Illeus hat.
Diese Schmerzen.....

Wie ist es für den Menschen,wenn er weiß,daß er bald sterben wird?

Angst....Trauer?

Ich möchte damit umgehen und weiß aber nicht,wie....

War es richtig,sie noch einmal zu besuchen?

Ich wünsche ihr so sehr,daß sie keine Schmerzen hat und daß sie ein möglichst angenehmes Hinübergleiten hat....#

Ich bin so traurig.....Gott schütze sie!!!!!


Feline
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 26.06.2006, 22:13
silverlady silverlady ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: Bin am Weinen....

hallo Feline

ich möchte dich in den Arm nehmen und dich trösten. Ich kann gut nachvollziehen was in dir vorgeht.
Ich denke, das deine Freundin sich schon gefreut hat dich noch einmal zu sehen. Das Wissen, den Freunden nicht gleichgültig zu sein gibt Trost.
Das du dich mies fühlst weil du sie nicht öfter besucht hast kann ich auch verstehen. Du wirst mit Sicherheit einige Zeit brauchen bis du das verarbeitet hast.
Für die Zukunft würde ich einen Weg gehen der deine Zuneigung zeigt. zB. mit deinem Sohn zusammen ein Bild gestalten mit ihr drauf und deinem Sohn und mit dir. Es gibt hier in diesem Forum schöne Gedichte da würde ich eins aussuchen was zu ihr passt. Dann würde ich damit zu ihrem Mann gehen und fragen ob du sie noch mal besuchen kannst. Wenn ja, geh zu ihr und bring dein Bild mit, wenn nein gib es dem Mann mit und lasse sie grüßen. Zeig ihr das du trotz oder geradewegen ihrer Krankheit immer für sie da sein möchtest.


liebe Grüße und viel Mitgefühl
silverlady
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 28.06.2006, 20:15
Feline Feline ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.06.2006
Beiträge: 17
Standard AW: Bin am Weinen....

Hallo silverlady...

ich danke Dir für diese mitfühlende Antwort.

Ich habe mittlerweile erfahren,daß meine Freundin jetzt in einem Hospiz liegt.
Sie bekommt mittlerweile Morphium gespritz und kann mittlerweile gar nicht mehr reden.
Sie kann nur noch zuhören,weil sie zum Reden einfach zu schwach ist.
Es tut alles so unwahrscheinlich weh,möchte meinen Schmerz einfach so herausschreien.

Ich werde ein paar Zeilen für sie schreiben und ihr vorlesen.
Aber das ist nichts zu dem,wie dankbar ich ihr bin und ich ihr noch erzählen wollte.

Ich mag sie nicht mehr leiden sehen..nicht mehr...

Ich habe angefangen,den Tod versuchen zu verstehen...
aber es fällt alles andere als leicht....

Eure traurige Feline
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:49 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55